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Ausgelebt - geänderte Fassung: Der erste Fall
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Ausgelebt - geänderte Fassung: Der erste Fall
eBook251 Seiten3 Stunden

Ausgelebt - geänderte Fassung: Der erste Fall

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Über dieses E-Book

Haan wird von mysteriösen Autounfällen erschüttert. Alle Unfallopfer erliegen ihren schweren Verletzungen. Die Polizei ist ratlos. Die Bürgerin Clara Grube und der Journalist des Haaner Treffs Max Tür wollen den Beamten unter die Arme greifen und zwar auf ihre ganz eigene Art. Der Fall wird aber für alle Ermittler zu einer großen beruflichen wie menschlichen Bewährungsprobe, als ein einflussreicher Geschäftsmann im Speisesaal des CityClass Hotels erschossen wird.
SpracheDeutsch
HerausgeberKVR Verlag
Erscheinungsdatum5. Aug. 2019
ISBN9783982032634
Ausgelebt - geänderte Fassung: Der erste Fall
Autor

Kirsten Voosen-Reinhardt

Die Haaner Krimis bieten eine unterschiedliche Auswahl an Büchern mit Haaner Atmosphäre. Ich bin stolz darauf, eine schöne Auswahl von nunmehr drei spannenden Büchern anbieten zu können. Entführung, Serienmörder, Erpressung, Geld, Macht, Sexualverbrechen - das ist der Stoff aus dem die Haaner Krimis gemacht sind. Mit jedem der drei Bücher erlebst du knisternden Nervenkitzel. Du kannst den Haaner Krimi nicht nur als Buch sondern auch als eBook genießen. Der Haaner Krimi spielt immer in Haan Das wichtigste Kriterium, aller drei Bücher des KVR Verlages ist die Gartenstadt Haan. In jedem Buch findest du einen spannenden Kriminalroman, bei dem fiktive Handlungen mit wahren Begebenheiten vermischt wurden. Die große Auswahl an reellen Schauplätzen und Haaner Persönlichkeiten solltest du dir nicht entgehen lassen. Der Haaner Krimi spielt auf der Haaner Kirmes, dem Haaner Weinfest,dem Haaner Sommer und vielen weiteren bekannten Aktivitäten der Gartenstadt. Dabei bekommt der Dönermann an der Ecke, das Becherhus, der Rockin' Rooster Club, das Fienchens, die Friedrichstuben, das Savoy, der Haaner Hof, die Pumpstation aber auch die Kirche und das Vici`s eine ganz besondere Rolle. Aber was haben die Bürgermeisterin, der Kulturpapst Fritz Köhler, Jochen Siebel, der Küster Marcus Andrae, die Taxifahrerin Kessy und viele andere damit zu tun? Der Haaner Krimi ist ein persönlicher Bestseller. Jeder einzelne Haaner Kriminalroman steht bei vielen Haaner Bürgern auf der persönlichen Bestseller Liste. Sie lieben es den Mörder in einer bekannten Umgebung zu verfolgen. Vielleicht wird der Haaner Krimi auch dein Bestseller. Kontaktiere mich und kaufe dir dein eigenes Exemplar, wenn du magst mit Widmung. Alle Bücher sind aber auch in der Bücherstube sowie in jeder anderen Buchhandlung erhältlich. Genieße deinen Haaner Krimi.

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    Buchvorschau

    Ausgelebt - geänderte Fassung - Kirsten Voosen-Reinhardt

    Ausgelebt - geänderte Fassung

    Kirsten Voosen-Reinhardt

    WIDMUNG

    08. Juli 2016

    09. Juli 2016

    16. Juli 2016

    26. August 2016

    27. August 2016

    29. August 2016

    31. August 2016

    04. September 2016

    05. September 2016

    06. September 2016

    07. September 2016

    08. September 2016

    09. September 2016

    10. September 2016

    24. September 2016

    2 Monate später

    Danksagung

    Impressum

    Kirsten Voosen-Reinhardt

    Ausgelebt - geänderte Fassung


    Der erste Fall

    Haaner Krimi

    WIDMUNG

    Von Haan für Haan. Dieser Krimi ist für Sie und

    Ihre gemütliche Lieblingsecke gemacht. Viel Spaß

    beim Lesen

    08. Juli 2016

    Der Himmel zeigte sich grau in grau und war an diesem Sommertag mit einer Wolkendecke überzogen. Seit Wochen hatte es bei flauen Winden immer wieder geregnet. Die so stark ersehnte Wetterbesserung war bisher ausgeblieben. Es war der 8. Juli im Jahr 2016. Der Start in den zehnten Haaner Sommer stand unter einem guten Zeichen. Der „Haaner Sommer wurde im Jahr 2007 unter dem Motto „Haaner für Haan ins Leben gerufen. Für alle die in den Sommerferien nicht in den Urlaub gefahren waren, kam der Urlaub nach Haan. Alle Daheimgebliebenen konnten ihr Fernweh im Häusermeer des Neuen Marktes stillen. Der Anblick des weißen Strandes und der Liegestühle schickte die Gedanken der Besucher auf eine kleine Karibik Reise. Zu dieser Zeit gab es in Haan kaum etwas chilligeres als sich in einen Liegestuhl zu legen, ein Buch zu lesen oder einfach nur dem Lachen der Kinder zu lauschen. Mit den Krümeln der Erde und dem Sand zwischen den Zehen konnte man sich an einen entlegenen Zipfel der Welt träumen. So wurde der Haaner Sommer zum beliebten Treffpunkt für Groß und Klein, für Jung und Alt. Sieben Wochen lang sollte das Strandleben als Kulturlandschaft den Neuen Markt beherrschen. Zudem wurde auf den Brettern die die Welt bedeuten am Neuen Markt ein vielfältig und bunt gemischtes Programm geboten. Alle Aufführungen und Aktivitäten waren kostenfrei. Und endlich lag Veränderung in der Luft. Nach und nach bahnte sich die Sonne einen Weg durch die dicke Wolkendecke. Stück für Stück setzte sie immer mehr ihrer Kraft ein, bis sie endlich den Wolkenteppich durchbrach und strahlend zum Vorschein kam. So war es nur gerecht, dass zu Beginn des ökumenischen Strandgottesdienstes tatsächlich die Sonne schien. Nach der Eröffnungsrede der kürzlich ernannten Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke versprühte die Reggae-Band Senjam mit schönen afrikanischen Rhythmen einen Hauch von Urlaub. Das Publikum wollte sich den Auftakt dieser herrlichen Innenstadt belebenden Festlichkeit nicht entgehen lassen. Diese stimmgewaltige Band brachte fast uferloses Urlaubsfeeling nach Haan. Doch die Liebe zur Musik konnte die Liebe zum Fußball nicht verdrängen. Der überwiegende Teil des Publikums wollte diesen Ort in den frühen Abendstunden verlassen, um das Fußball-Viertelfinale Deutschland gegen Italien zu schauen. Während die Einen das Spiel in der Happy Hour auf Balkonien genießen wollten, zog es andere in einen Biergarten mit TV-Anbindung. So verließ nach und nach eine große Anzahl von Besuchern den Neuen Markt.

    Auch Winfried Edelhoff wollte rasch nach Hause, um sein Auto in die Garage zu stellen und anschließend im Becherhus bei einem Bier das Spiel zu genießen. Heute hatte sein Vater Namenstag gefeiert. Winfried hatte ihn kurz nach dem Mittag mit einem Blumenstrauß und einer Dose Gebäck überrascht. Martinus Edelhoff lebte nach dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen. Am wohlsten fühlte er sich zu Hause, hier in seinem großen alten Haus auf der Alleestraße. Viel zu alt und unmodern meinte sein Sohn Winfried. Martinus hingegen liebte dieses Haus genau so, denn es trug die Handschrift seiner Frau. Ihr Geist lebte in den vielen kleinen Details weiter. Das hielt die Erinnerung an die schönen gemeinsamen Jahre wach. Winfried liebte seinen Vater. Es tat ihm weh, dass er nach dem Tod seiner Mutter so zurückgezogen lebte. Gerne hätte er sich das Fußballspiel mit ihm gemeinsam angeschaut. Aber der alte Herr hatte den Vorschlag vehement abgelehnt. Gegen 20:30 Uhr begleitete Martinus seinen Sohn zur Tür:

     >>Junge, ich bin müde und will mich hinlegen – fahr endlich los, sonst verpasst du den Anstoß.<<

    Winfried umarmte seinen Vater und küsste ihn auf die Wange. Am Auto drehte er sich noch einmal um und sah ihn winkend im Eingang stehen. Alt und grau war er geworden.

    Winfried startete seinen Kleinwagen und fuhr die Alleestraße entlang. Beiläufig blickte er nach links. Er sah das Jugendhaus der Stadt Haan. Wohlige Erinnerungen an den Duft der Holzwerkstatt stiegen in ihm hoch. Die Ampel schenkte ihm grünes Licht. So fuhr er mit leicht überhöhter Geschwindigkeit in seinem dunkelblauen Kleinwagen auf die Kaiserstraße. In der Linkskurve auf Höhe des Schwimmbades wollte er die Geschwindigkeit drosseln, aber das Bremspedal ließ sich ohne Widerstand durchdrücken. Panisch schaute Winfried in den Fußraum. Er trat immer wieder auf das Pedal. Nichts. In Windeseile sauste sein Fahrzeug am Rathaus vorbei. Mit Müh und Not versuchte er, sein Fahrzeug unter Kontrolle zu halten. Aber die nächste lang gezogene Kurve trug das Fahrzeug gefährlich in die Fahrbahn der Gegenrichtung. Immer wieder trat er verzweifelt auf die Bremse.

    Auch Arne und Clara Grube verließen den Neuen Markt, um sich das Fußballspiel anzuschauen. Aber sie wollten sich noch etwas Urlaubsfeeling mitnehmen. So holten sie sich beim Eis-Cafe-Eisbär noch den Urlaub to go in Form von Schokoladeneis. Sie schlenderten in Ruhe durch die Straßen und genossen die laue Luft, als Clara auf der Kaiserstraße den dunkelblauen Kleinwagen erblickte. Die Blicke von Clara und Edelhoff trafen sich. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Clara die weit aufgerissenen und panischen Augen des Fahrers. Dann krachte der dunkelblaue Kleinwagen mit einem ohrenbetäubenden Knall erst gegen die Laterne und dann gegen das Kebap-Haus. Durch den Aufprall wurde die Motorhaube eingedrückt, und der Wagen erfuhr einen Linksdrall. Er prallte mit voller Wucht mit der Fahrerseite an die Hauswand. Die Fenster des Kleinwagens wurden durch den Aufprall zerschmettert. Die kurze Motorhaube wurde wie eine Ziehharmonika zusammengedrückt. Augenblicklich schlugen bläuliche Flammen aus der Motorhaube. Für einen kurzen Augenblick stand Clara wie angewurzelt mit ausgebreiteten Armen auf dem Bürgersteig und starrte auf das, was sich vor ihren Augen abspielte. Dann stürmte sie zu dem Fahrzeug und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie sah den Fahrer bewusstlos und eingeklemmt hinter seinem Steuer. Die linke Seite des Fahrzeuges war an die Hauswand gedrückt und nicht zu erreichen, und die rechte Tür ließ sich nicht öffnen. Sie rannte zum Heck und versuchte, den Kofferraum des dreitürigen Fahrzeuges zu öffnen. Die Flammen, die aus der Motorhaube drangen, wurden gelbrot und zündelten gefährlich im Motorraum. Clara riss wie eine Verrückte an der Heckklappe. Aber sie ließ sich nicht öffnen. Das Fahrzeug hatte sich durch den Aufprall verzogen. Währenddessen alarmierte Arne Grube geistesgegenwärtig die Feuerwehr, die Polizei und einen Notarzt. Clara suchte hastig nach einem Gegenstand, um die Scheibe einzuschlagen, konnte aber nichts dergleichen finden. Muammer Güldogan kam aus dem Kebap-Haus herausgestürmt. Er sah die Katastrophe und holte einen Eimer Wasser, aber die Flammen im Motorraum ließen sich nicht löschen. Panisch lief er zurück, schnappte sich den Feuerlöscher und gab Stoßschübe auf die Motorhaube. Clara lief in das Kebap-Haus, griff nach dem Fleischklopfer und schlug damit die Scheibe ein. Ein Schauer von Glassplittern ergoss sich ins Innere des Fahrzeuges. Dichter Qualm quoll aus dem Fenster. Sie wollte durch die eingeschlagene Scheibe in den Wagen steigen, um das bewusstlose Opfer aus dem Fahrzeug zu holen. Aber ihr Mann Arne hielt sie fest.

     >>Du kannst da nicht rein. Was ist, wenn das Auto explodiert?<<, schrie er sie an und zerrte sie beiseite. Im gleichen Moment trafen die Rettungsfahrzeuge und die Polizei ein. Clara, Arne und Muammer sahen sich an und ließen sich erschöpft auf die Bürgersteigkante sinken. Alle drei saßen fassungslos nebeneinander. Von Clara fiel die ganze Anspannung ab. Sie hustete anhaltend, der Schweiß vermischte sich mit den Tränen, sodass sie kaum noch etwas sehen konnte. Was für eine Katastrophe! Hoffentlich überlebt der Fahrer diesen Unfall, dachte sie.

    09. Juli 2016

    Am nächsten Morgen saß Clara in der Polizeiwache in der Dieker Straße. Die Amtsgewalt der Polizei in Haan reduzierte sich auf die Zeit von Montag bis Samstag 8:00 bis 16:00 Uhr. Die Sonntage waren gar nicht aufgeführt. Wahrscheinlich fanden Gesetzesverstöße an Sonntagen in Haan einfach nicht statt. Sie waren möglicherweise ganz einfach verboten worden. Vielleicht wurde dieser Umstand so reguliert: 

    >>Gesetzesverstöße sind nur von Montag bis Samstag in der Zeit von 8:00 bis 16:00 Uhr möglich. Zuwiderhandlungen werden am nächsten Werktag erbarmungslos verfolgt.<< 

    Neben den eingeschränkten Öffnungszeiten war die Wache in Haan auch noch sehr klein. Es gab keinen Wartebereich; wenn man die Tür zur Wache durchschritt, stand man auch schon mitten drin. Haan ist eine mittelgroße Stadt mit 30.000 Einwohnern und liegt im Bergischen Land im Übergang zur Niederrheinischen Bucht zwischen Düsseldorf und Wuppertal.

    Clara trug ein weißes Poloshirt und einen dunkelblauen Rock. Sie hatte ihr blondes Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Ihre Augenringe erzählten von der Nacht, doch der klare Blick aus den graugrünen Augen wirkte so freundlich wie immer. Sie und ihr Körper hätten gerne letzte Nacht geschlafen, aber ihr Kopf wollte wissen, wie dieser schreckliche Unfall passieren konnte. Neben Clara war auch noch Muammer Güldogan auf der Wache. Auch auf seinem Gesicht waren deutlich die Spuren einer schlaflosen Nacht zu erkennen. Clara und Muammer begrüßten einander freundlich. Bisher war ihr Verhältnis von gelegentlichen Besuchen im Kebap-Haus geprägt. Muammer Güldogan war ein mittelgroßer Mann um die 50 Jahre. Claras Sohn zufolge war sein Kebap-Haus die Geburtsstätte für guten Geschmack und die Heimat der Haaner Pommes. Obendrein war Muammer Güldogan der Lieblingsdönermann von Claras jüngstem Sohn. Und nun steckte beiden dieser schreckliche Abend in den Gliedern. Weiter waren noch Hans Dampf und Timo Beil auf der Wache. Sie waren als diensthabende Beamte mit dem Fall betraut worden. Dampf war ein untersetzter, mittelgroßer Mann. Sein schütteres Haar war mittlerweile weiß geworden. Er zählte bereits die Tage bis zu seiner Pensionierung. Er freute sich auf die langen, ereignislosen Tage, die er unter der Linde im Garten seines Elternhauses auf der Mozartstraße verbringen würde. Hier war seine Familie eingezogen, als er fünf Jahre alt war, und hier lebte er immer noch mit seiner Mutter unter einem Dach. Dampf fühlte sich von allen Fällen einfach nur noch belästigt.

    >>Wo sind die anderen?<<, fragte Beil. Er stand wie so häufig auf den Aktenschrank gestützt. Beil war ein schlanker, breitschultriger, 29-jähriger aufsteigender Polizeibeamter.

    >>Welche anderen?<<, fragte Dampf zurück, der genau wusste, dass die Untersuchungskommission in erster Linie aus ihm und Beil bestand.

    >>Rasur und Reich<<, erwiderte Beil. 

    >>Rasur ist im Krankenhaus und Reich ist an der Unfallstelle<<, entgegnete Dampf brummig.

    Der „Haaner Treff" lag auf dem Tisch und Beil blätterte darin herum. 

    >>Verdammte Schmierfinken<<, murrte er. 

    >>Guck dir nur mal dieses Bild an.<< Das Foto ging über drei Spalten und zeigte einen jungen Polizeibeamten aus der Mettmanner Wache, der mit sorgenvoller Miene den Unfallort betrachtete.

    >>Besonders vorteilhaft sieht das nicht aus<<, bemerkte Beil neidvoll. Denn ihm wäre es lieber gewesen, er hätte den Unfall aufgenommen.

    >>Wer ist der Mann?<<, fragte Dampf. 

    >>Das ist Thor Schuss. So ein Grünschnabel von der Mettmanner Wache. Ein vollkommener Idiot. Ich kenne ihn von der Polizeischule. Lies nur mal den Text.<<

    In Haan (Kreis Mettmann) verunglückte ein Autofahrer (46) auf der Kaiserstraße. In einer Kurve kam er von der Fahrbahn ab und prallte gegen das Kebap-Haus. Durch die Wucht des Aufpralls wurde er im Fahrzeug eingeklemmt. Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten den schwer verletzten Mann befreien. Er wurde zur Behandlung in das nahe gelegene St. Josef Krankenhaus gebracht. Nach Angaben des Polizeibeamten war der Wagen aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten; dabei verlor der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug. Das Fahrzeug prallte gegen die Hauswand der Kaiserstraße 52. Muammer Güldogan ist der Held des Tages. Er bekämpfte die im Motorraum entstandenen Flammen mit einem Feuerlöscher und verhinderte dadurch eine Explosion. Unser Bild zeigt den Polizeibeamten Schuss bei der Untersuchung der Unfallstelle.

    Obwohl sich Muammer nicht als Held sah, schmeichelten ihm diese Worte. Innerlich tat ihm die Anerkennung gut und tröstete etwas über das schreckliche Erlebnis hinweg. Beil las den Artikel ganz anders, er konnte Schuss nicht ausstehen. Anerkennende Worte hätte er lieber in Verbindung mit seinem Namen gelesen. Er seufzte missmutig.

    >>Wir wissen also überhaupt nicht, was eigentlich passiert ist.<< Dampf versuchte gar nicht den Ärger, in seiner Stimme zu unterdrücken.

    >>Das ist doch nichts Besonderes<<, bemerkte Beil.

    >>Wie sollen wir denn jetzt schon wissen, was eigentlich passiert ist.<<

    Dampf sah ihn missbilligend an: 

    >>Ich meine, wir wissen nicht, warum das Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn geraten ist.<<

    >>Mit dem Fahrzeug war etwas nicht in Ordnung<<, warf Clara ein. 

    >>Sie können mir glauben: Das Fahrzeug hatte einen Defekt. Es ist vor meinen Augen gegen die Wand geprallt. Und ich konnte diese panischen Augen des Fahrers sehen.<< Clara war 51 Jahre alt und ein paar Falten hatten sich bereits auf ihrem Gesicht gebildet. Sie wirkte immer ein wenig verhuscht, das geordnete Chaos war ihr ständiger Begleiter. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes Arne war ihr eine soziale Ader angeboren. Er hoffte aber, dass man diese irgendwann einmal operativ entfernen könne. Und nun wollte sie Dampf und Beil davon überzeugen, dass an diesem Unfall irgendetwas nicht stimme. Sie glaubte mit ganzem Herzen daran. So trug sie es im vollen Ernst vor. Beil rieb mit seinem rechten Zeigefinger an seinem Nasenflügel. Dann fragte er:

    >>Sind Sie sich sicher?<<

    >>Ja, hundertprozentig.<< Clara bebte. Als das Telefon klingelte, schob Beil einen Notizblock vor das Telefon und nahm einen Kugelschreiber zur Hand.

    >>Ach so, du bist es. Na, fang schon an.<< Die anderen sahen ihm schweigend zu. Dann beendete Beil das Gespräch und sagte:

    >>Der Anruf kam aus dem Krankenhaus. Edelhoff ist seinen schweren Verletzungen erlegen.<<

    Geschockt sah Clara den Beamten an. Für eine Minute brachte sie kein Wort heraus. Doch dann fing sie an, wild zu erzählen, sie stotterte, und dann überschlugen sich ihre Erklärungen. Cyril Northcote Parkinson hatte einmal gesagt: 

    >>Wenn Sie jemanden überzeugen wollen, fassen Sie sich kurz und kommen Sie zur Sache.<< Das allerdings konnte Clara überhaupt nicht. Sie brannte vor Leidenschaft, und die Sätze sprudelten wie aus einem Wasserfall aus ihr heraus. Sie redete und redete, dabei wiederholte sie immer wieder den Sachverhalt – nur in einer anderen Wortfolge. Sie konnte weder still sitzen noch still sein. Im Redeschwall stand sie auf und setzte sich wieder. Sie redete mit Händen und Füßen. So viel Temperament war Dampf nicht gewohnt. Sein Kopf wurde so rot wie Rote Beete. Während Claras Redefluss klingelte das Telefon. Fast wie ein Ertrinkender, schnappte Dampf hastig nach dem Hörer. Sein Gesicht nahm langsam wieder eine normale Farbe an. Nur die Nase blieb rot. 

    >>Woher soll ich das wissen?<<, brüllte er in den Hörer und legte ohne ein weiteres Wort auf.

    >>Die von der Spusi wollen wissen, wo sich das Unfallfahrzeug in den letzten 24 Stunden aufgehalten hat. Die Bremsschläuche waren gelöst.<< Teils erleichtert, teils erschrocken nahm Clara die Worte auf. Irgendwie war sie froh, dass ihre Annahme eine Bestätigung gefunden hatte, aber irgendwie empfand sie diese Erkenntnis auch als äußerst erschreckend. War es ein Versehen oder war es Vorsatz?

    >>Hatte das Opfer eine Garage, oder stand das Fahrzeug für jeden zugänglich am Straßenrand?<<, wollte Dampf wissen.

    >>Ich habe noch keine Ahnung.<<, antwortete Beil.

    >>Das müssen wir erfragen. Es ist bestimmt nur ein ganz normaler Unfall. Ein tragischer, aber ein ganz normaler Unfall<<

    >>Ach, so ein Mist!<<, begann Clara, aber Beil unterbrach sie: 

    >>Ist es nicht besser, wenn Sie nach Hause gehen und sich hinlegen?<< 

    Das könnte denen so passen, dachte Clara, sie fragte aber: 

    >>War denn einer der Herren schon mal an der Unfallstelle?<< 

    Weder Beil noch Dampf antworteten. 

    >>Ich dachte immer, dass eigentlich die Unfallstelle genau untersucht werden muss?<<, schoss sie nach.

    >>Ich habe hier noch zu tun<<, erklärte Dampf. Beil zuckte mit den Schultern, stand auf und ging zur Tür.

    >>Frank ist noch an der Unfallstelle, aber ich fahre auch noch mal hin<<, sagte er und forderte Clara und Muammer auf, die Wache zu verlassen.

    >>Es muss einfach ein gewöhnlicher Unfall sein<<, murmelte Dampf eigenwillig vor sich hin.

    Tod durch Manipulation der Bremsleitung. Ich hoffe, die beiden Experten hier erkennen den Ernst der Lage, dachte Clara. Dann erhob sie sich, und Muammer tat es ihr gleich. Sie verabschiedeten sich von Dampf und verließen mit Beil die Wache. Clara war niemals bei der Polizei tätig gewesen. Sie hatte auch niemals die Absicht gehabt, sich mit Verbrechen zu beschäftigen. Ihre einzigen kriminalistischen Erfahrungen sammelte sie gelegentlich bei einem Tatort vor dem Fernseher. Und nun war sie Zeugin eines Verbrechens geworden. Anders als Dampf und Beil war sie davon überzeugt, dass es sich hier um ein Verbrechen handelte. Nur: Warum musste Edelhoff sterben? Er war ein unauffälliger Bürger der Stadt Haan gewesen. Er war niemals polizeilich auffällig geworden. Sein größtes Vergehen war eine Geschwindigkeitsüberschreitung gewesen. Er war unverheiratet und arbeitete als Hausmeister in einer Wohnanlage des Immobilienkonzerns von Dirk Bär. All dies hatte Beil in einer eiligen Recherche herausgefunden. 

    Reich war noch an der Unfallstelle. Sein dunkelgrauer Trenchcoat hing wie ein Sack an ihm herunter. Die Krawatte hatte er unachtsam in die rechte Jackentasche gestopft, sodass ein Teil heraushing und im Wind flatterte. Reich war Oberkommissar bei der Polizei Mettmann. Obwohl jeder Kollege wusste, dass er mit Abwesenheit glänzte, wenn man ihn mal dringend brauchte. Er war aber wegen seiner Gabe zur guten Kombination, seines außerordentlichen Erinnerungsvermögens und seiner unglaublichen Ruhe beliebt. Er hatte keinen Sinn für Humor und lachte nie. Er war belanglos und knickerig. Er

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