Die Lazariter in Alemannien: Mittelalterliche Ordenshäuser im deutschen Sprachraum
()
Über dieses E-Book
Das Buch beschreibt die Entwicklung, Organisation und Aufgaben des Ordens.
Andreas Rademachers
Andreas Rademacher studierte in Bonn und Wien Geschichte und Staatsrecht und wurde mit einer Studie über die katholische Kirche in der Nachkriegsgesellschaft promoviert. Er ist Mitglied des Direktoriums der Internationalen Historischen Akademie des Lazarus-Ordens.
Ähnlich wie Die Lazariter in Alemannien
Ähnliche E-Books
Im Schatten des Baffomet: Die Templer und ihr Mythos Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInternationales Templerlexikon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Tempelritter und ihre geheimnisvolle Welt: Eine Betrachtung über Aufstieg und Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJ.P.N.M. Vogel Die Edelsteine des Dreikönigenschreins zu Köln (1781): nebst einer geschichtmässigen Einleitung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ritter von und zu Brenken: Wewer Band III Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAntiochia: Das Gelübde des Kreuzritters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Türken vor Wien: Zwei Weltmächte im Ringen um Europa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKarl der Große Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie geistlichen Ritterorden: Anfänge - Strukturen - Wirkungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMonumenta Rhenaniae Historica: Texte und Bilder zur Geschichte des Rheinlandes, Band 7 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZur Geschichte des Deutschen Ordens: Von seiner Gründung bis zur Etablierung in Preußen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMary Ward und ihre Gründung. Teil 1 bis Teil 4 / Mary Ward und ihre Gründung. Teil 4: Die Quellentexte bis 1645 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus dem Leben einer Wanderhure: Eine Betrachtung über Huren und Mätressen und die Haltung der Kirche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leben der Wanderhure Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Templer - Gefochten für die Menschen, verraten durch den Papst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Stanesdorp nach Stahnsdorf. Karl Heinrich Schäfers Forschungen zum Mittelalter in Stahnsdorf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBruder Konrad - Der stille Held: Ein Lebensbild Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Merowinger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Troubadour des Teufels Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Goldene Bulle Kaiser Karls IV. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReichenau - Insel der Geheimnisse: Historische Geschichten aus 1300 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGero, Bischof von Halberstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte der Englischen Sprache und Literatur: Von den ältesten Zeiten bis zur Einführung der Buchdruckerkunst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKorswandt: Ein Dorf im Wandel der Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKarl der Große: Heiliger Bigamist und Brudermörder: Kuriositäten aus drei Jahrhunderten Geschichtsforschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMary Ward und ihre Gründung. Teil 1 bis Teil 4 / Mary Ward und ihre Gründung. Teil 2: Die Quellentexte bis 1645 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKirchengeschichte des Volkes der Angeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich der Löwe und seine Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer ungezähmte Mann: Auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Stephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kinderbibel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundkurs des Glaubens: Einführung in den Begriff des Christentums Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Compendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Starke Frauen: Befreiende biblische Perspektiven Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachfolge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Freiheit befreien: Glaube und Politik im dritten Jahrtausend Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTaufvorbereitung und Taufgespräch: Ein Leitfaden für Eltern und Seelsorger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vaterunser: Ein Gebet für alle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Wozu Glaube, wenn es Wissenschaft gibt? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der Freiheit eines Christenmenschen: Einer der bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Bibel: Martin Luther Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEffektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Weiterglauben: Warum man einen großen Gott nicht klein denken kann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kraft zu vergeben: Unvergebenheit und Bitterkeit überwinden Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinführung in das Christentum - für heute Bd.1: Der Glaube an Gott Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall Jesus: Ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit. Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.: Der göttliche Rhythmus von Ruhe und Arbeit für dein Leben Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Die Lazariter in Alemannien
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die Lazariter in Alemannien - Andreas Rademachers
1. EINLEITUNG
Der Verlust Akkons 1291 und der von den Johannitern regierten Kreuzfahrerstaaten bedeuteten einen tiefen Einschnitt in das Selbstverständnis vor allem der Oberschicht der mittelalterlichen Gesellschaft. Obwohl die europäischen Eroberungen in der Levante seit der Einnahme Jerusalems im Jahr 1099 nie sicher waren, gelang es den muslimischen Heeren in weniger als zwei Jahrhunderten die letzte Feste der Kreuzfahrer langfristig zu beseitigen. Für die Ritterorden, vor allem die Templer und Johanniter, auch Spitaler genannt, bedeute die Niederlage gleichsam den Entzug ihrer Existenzgrundlage und Tätigkeit. Die europäischen Häuser der Orden, als Komtureien oder Kommenden bezeichnet, standen vor einem Umbruch, dienten sie doch bislang einerseits als Rekrutierungszentren „diesseits des Meeres", andererseits als Orte, die notwendige Finanzmittel beschaffen konnten und mussten.
Der Orden des Hl. Lazarus hatte hinsichtlich der Gewinnung neuer Mitglieder eine Sonderstellung im Heiligen Land, bestand er doch in seinem Kern aus Leprakranken. Nicht nur die Templerregel sah vor, dass lepröse Ritter dem Lazarus-Orden überstellt werden sollten, das Zivilrecht, der sog. Livre au Roi, drängte gleichsam andere Erkrankten zur Mitgliedschaft bei den Lazaritern.¹ Damit hatte der Orden ein Aufnahmemonopol der gesamten Oberschicht der Kreuzfahrerstaaten, soweit sie an Lepra erkrankten. Diese bestand dabei nicht nur aus dem Adel bestand, sondern umfasste gleichsam die freien Franken, die sich dort niedergelassen hatten.²
Diese schon beinahe „automatische Rekrutierung" konnte in gleicher Form nicht auf das Abendland übertragen werden. Hier war die Leprosenversorgung durch Sondersiechenhäuser in den Städten bereits seit längerem gegeben oder wurde zumindest im Hochmittelalter forciert. ³
Zwar legte Clemens IV. 1266 fest, dass alle Leprosen in den Häusern des Lazarus-Ordens versorgt werden sollten,⁴ doch erwies sich dies, alleine schon aufgrund der wenigen regionalen Schwerpunkte der Kommenden, als nicht umsetzbar. Es ist Jankrift zu folgen, der dieses Privileg in eine Kette von päpstlichen Interventionen stellt, um die scheinbar desolate finanzielle Situation des Ordens zu verbessern.⁵ Wenn auch die Aufnahme von Leprösen nicht mehr nur der Rekrutierung kampffähiger Personen für das Heilige Land diente – die weite Reise z. B. aus Thüringen nach Akkon wäre wohl lebensgefährlich für einen Kranken gewesen –, so häufte zumindest die Übertragung des Vermögens auf den Orden bei Eintritt finanzielle Ressourcen an. Eine solche Übertragung stellte dabei kein Charakteristikum der Lazariter dar, sondern war ebenso in den kommunalen Versorgungseinrichtungen in verschiedenen Abstufungen, vom gesamten Erbe bis hin zu gewissen Anteilen, üblich.⁶
Während dem Orden im Königreich Jerusalem die alleinige institutionelle Versorgung von Aussätzigen zukam, so sind alleine für das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland rund 350 kommunale und kirchliche Leprosorien nachgewiesen.⁷ Da die wenigen, nur neun Häuser des Ordens im deutschen Sprachraum, wie unten zu zeigen sind wird, meist nicht einmal pflegerisch tätig waren,⁸ kam der Rekrutierung Erkrankter nur eine marginale Rolle zu. Darüber hinaus gab es, aufgrund der geringen Anzahl von Häusern und nur wenigen Erkrankten, im Abendland keine Überstellung von „Siechen" anderer Ritterorden, wie das Leprosorium der Kommende Elbling des Deutschen Ordens und die Berichte über einen aussätzigen Templer bei der Verhaftung in Paris, im neuen Stammland der Lazariter zeigen.⁹
Die 1253 erteilte Erlaubnis, einen gesunden Meister zu wählen, 1256 als Großmeister bezeichnet, öffnete final den Weg zur Mitgliedschaft von Gesunden als vollwertige Mitglieder.¹⁰ Dies verbunden mit dem geringen pflegerischen Engagement führte dazu, dass die abendländischen Häuser meist mildtägige Stiftungen waren und aus dem Heiligen Land zurückgekehrten Rittern eine Wohnstätte boten; die Rekrutierung neuer Kämpfer war nur noch formal eine Aufgabe. Den Mitgliedern wurde bei der Aufnahme der Auftrag gegeben, ins Hl. Land zu ziehen, wenn dies zum Schutz des Ordens notwendig sei und im Statutenbuch das Programm formuliert, „das Banner der Christenheit […] gegen die Feinde des heiligen Kreuzes Jesus Christi, das sind die Heiden" zu führen.¹¹
Das Statutenbuch enthält in den neuen Gesetzen eine interessante Modifikation der Aufnahmemodalitäten. Der Kandidat wurde gefragt, ob er irgendwelche verborgenen Gebrechen habe.¹² Diese für andere Orden ebenfalls überlieferte Frage steht bei den Lazaritern jedoch vor einem besonderen Hintergrund, wäre sie doch eigentlich aufgrund der besonderen Ordensstruktur obsolet gewesen. Offenbar war man mittlerweile dazu übergegangen, Gesunde und nicht mehr Kranke aufzunehmen, was eine Umkehrung der ursprünglichen Strukturen in der Levante bedeutete und vielleicht zumindest aus der Hoffnung gespeist wurde, irgendwann eine militärische Stellung in der Levante wiederzuerlangen.
¹ Kap. 42, Livre au Roi, in: Greilsammer, Myriam (Hg.): Le livre au Roi, introduction, notes et édition critique, Paris 1995, S. 256f.
² Vgl. Morel, Galll: Die ältesten Statuten für die Lazaritenklöster Seedorf, im Gfenn, und in Slatte, in: Der Geschichtsfreund 4 (1847), S. 119-158, S. 144, nachfolgend: Statutenbuch.
³ Vgl. Belker, Jürgen: Aussätzige. „Tückischer Feind und „Armer Lazarus
, in: Hergemöller, Bernd-Ulrich: Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft, Warendorf 1990, S. 200-231, v.a. S. 222.
⁴ Bulle vom 95.08.1266, in: Potthast, August: Regesta pontificum romanorum 2, Berlin 1875, Nr. 19790, S. 1596.
⁵ Vgl. Jankrift, Kay Peter: Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des Ordens des heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahr 1350 (Vita regularis 4),