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Die Tote von Scotland Yard: Kriminal-Roman
Die Tote von Scotland Yard: Kriminal-Roman
Die Tote von Scotland Yard: Kriminal-Roman
eBook276 Seiten3 Stunden

Die Tote von Scotland Yard: Kriminal-Roman

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Über dieses E-Book

Lord Artingham ermordet!

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft uns die Nachricht, dass Lord Simon Artingham gestern Abend um 9 Uhr in seinem Wochenend-Chalet tot aufgefunden wurde. Nach fachmännischer Diagnose handelt es sich einwandfrei um Mord, der zwischen fünf und sieben Uhr angesetzt werden muss. Dem Mörder ist dabei das fatale Missgeschick passiert, dass er dem Toten - wohl um einen Selbstmord vorzutäuschen - den Revolver in die rechte Hand drückte, obwohl der Einschlag des Geschosses auf der linken Schläfe festgestellt wurde. Ob das ein Hinweis auf die Fährte des ruchlosen Mörders sein kann, wird erst die weltbekannte Facharbeit von Scotland Yard erweisen.

Kurz darauf wird Lady Van Duys, die von Unbekannten erpresst wurde, in den Räumen von Scotland Yard ermordet aufgefunden.

Die Beamten von Scotland Yard bieten alle Kräfte auf, um die Kriminalfälle zu lösen, doch erst zwei Schweizer Freunden gelingt es nach und nach, Licht ins Dunkle zu bringen.

Werden sie es schaffen, einen weiteren Mord zu verhindern?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum26. Apr. 2019
ISBN9783732257386
Die Tote von Scotland Yard: Kriminal-Roman
Autor

F.H. Achermann

F.H. Achermann war der Verfasser einer ganzen Reihe von populären Romanen, die ihn zu einem der meistgelesenen schweizerischen Jugendbuchautoren werden ließen. Neben seinen Romanen aus der schweizerischen Heimat waren es vor allem seine Bücher über die Frühzeit der Menschen und seine historischen Romane zur europäischen Geschichte, die seinen Ruhm begründeten. Daneben verfasste er noch eine Reihe von Zukunftsromanen, Studentengeschichten, Kriminalromanen und Theaterstücken. Der Erfolg seiner Werke machte ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. In Deutschland wurde er dabei vielfach als Schweizer Karl May bezeichnet. (Quelle: Wikipedia) Zu seinen bekanntesten Werken gehören: Der Schatz des Pfahlbauers, Kannibalen der Eiszeit, Der Totenrufer von Hallodin, Auf der Fährte des Höhlenlöwen, Die Kammerzofe Robespierres, Dämonentänzer der Urzeit, Nie kehrst du wieder goldne Zeit, Die Madonna von Meltingen, Die Jäger vom Thursee, Der Wildhüter von Beckenried

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    Buchvorschau

    Die Tote von Scotland Yard - F.H. Achermann

    Die Tote von Scotland Yard

    Die Tote von Scotland Yard - Titel

    Vorwort des Herausgebers

    Der Tote von Scotland Yard

    Impressum

    Die Tote von Scotland Yard - Titel

    Die Tote von Scotland Yard

    Kriminal-Roman

    F.H. Achermann

    Neu herausgegeben von

    Carl Stoll

    Copyright © 2019, Carl Stoll

    All rights reserved

    Vorwort des Herausgebers

    Franz Heinrich Achermann, vor allem als F.H. Achermann bekannt, war Zeit seines Lebens ein Schweizer Bestseller-Autor. Er, der Geistliche aus dem Kanton Luzern, verstand es wie kaum ein anderer, die Jugend und junggebliebene –  meist männliche – Erwachsene zu begeistern. Insbesondere seine Romane aus der Prähistorie der Schweiz trugen ihm den Ruf ein, ein Schweizer Karl May zu sein. Auch seine Studenten-Romane müssen sich neben jenen mancher Autoren aus «dem grossen Kanton¹» nicht verstecken.

    Wenig Anerkennung erhielt der Autor für seine gesellschaftskritischeren Schriften und auch seine Kriminalgeschichten wurden nur wenig wahrgenommen. In beiden Fällen überrascht dies aus heutiger Sicht.

    «Die Tote von Scotland Yard» ist ein kleines Meisterwerk der Kriminalliteratur, das sich durch Spannung und einen klaren Handlungsbogen auszeichnet, der aber immer wieder Überraschungen bereithält.

    In dieser neuen Ausgabe des Werkes habe ich den Text sowohl sprachlich wie auch in Bezug auf die Grammatik sanft angepasst, ohne ihm die für ihn so charakteristischen Helvetismen zu nehmen.

    Viel Spass bei der Lektüre

    Der Herausgeber

    Der Tote von Scotland Yard

    „Ich kenne den Mörder!"

    Scharf, mit verhaltenem Hass, zischen die Worte von den schönen Lippen des Filmstars Lenis Yardo.

    Inspektor Wells lehnt sich in seinem Sorgenstuhl weit zurück und schaut mit ironischem Erstaunen auf die einmalige Erscheinung: Ihr knappes Kleid in Narzissenweiß ist so auffallend einfach, so restlos ohne jede Garnitur, dass nichts, aber auch gar nichts von den Schönheitslinien ihrer rehschlanken Gestalt ablenken kann; nur der kostbare Polarluchs, den sie mit zwei beringten Fingern am Kinn zusammenhält, fasst die Schönheit ihres Hauptes wie der Samt eines Schmuckkästchens ein.

    „Wir wären Ihnen außerordentlich dankbar, Frau Lenis Yardo, wenn Sie uns den Namen dieses Mörders nennen könnten!"

    „Er heißt — Jer Wells!"

    „Wells? — Jer Wells? — Sie meinen doch nicht etwa meinen Neffen gleichen Namens?"

    „Ich meine Jer Wells, den Neffen des Inspektors Thomas Wells von Scotland Yard!"

    „Verzeihung, Frau Yardo, aber — Wells zückt ein abgerissenes Notizbuch - „Lord Artingham wurde nachgewiesenermaßen gestern, am Mittwoch, den 24. April, nachmittags zwischen fünf und sieben Uhr ermordet. Um die gleiche Zeit war Jer Wells mit mir beim Forellenfang in den Gloucefter Hills — und das sind reichliche hundertfünfzig Kilometer von London!

    „Was heißt das schon! — Dann hat er eben einen Killer aus der Unterwelt gemietet!"

    „Gnädige Frau! Sie mögen damit rechnen, dass ich Sie nicht vor den Richter bringe, aber ich möchte Ihnen doch den wohlgemeinten Rat erteilen, mit Ihren haltlosen Behauptungen etwas vorsichtiger umzuspringen!"

    „Haltlos? — Ich allein weiß, welch infernalen Hass er auf Artingham hatte!"

    „Menschlich begreiflich: Mein Neffe war unsterblich in Sie verliebt. Ihr hattet Euch insgeheim verlobt — stimmt das?"

    „Nehmen wir an, es sei so!"

    „Und plötzlich wenden Sie sich von ihm ab — zu Lord Artingham..."

    „Er war stärker an Charakter."

    „Und wohl auch an Finanzen! Übrigens: Charakter ist gut!"

    „Sie dürfen spotten! — Ich aber werde mich einem Detektiv-Institut verschreiben, das mir Gerechtigkeit, Unparteilichkeit und — die Intelligenz der hohen Polizei ersetzen soll!"

    Damit saust sie hinaus.

    Wells zieht die Uhr: Halb acht; Zeit, um in den Yard zu gehen. Mit einem Ruck erhebt er sich, greift sinnend nach seinem Schlapphut, betrachtet ihn von allen Seiten: Warum ist sie wohl so früh gekommen, dazu in seine Privatwohnung? Wollte sie Aufsehen vermeiden — oder, war es für sie erst spät? Wer weiß! Bei einem Filmstar ist alles möglich und das Unmöglichste Wirklichkeit — diese Idee! Sein Neffe! Auch ohne dieses stichfeste Alibi wäre diese Richtung der Spur eine glatte Niete! - Zwei Menschenleben vernichten - das seinige mit inbegriffen! — wegen eines aufgedonnerten Paradiesvogels, der aus Beruf und aus Sensation mit Menschenleben spielt! — Aber ein verfluchter Fall ist es doch: Keine Spur, kein greifbarer Anhaltspunkt! — Rache? — Blödsinn! — Ja, wenn sie sich an dieser herzlosen Schaufensterpuppe ausgewirkt hätte! - Aber an einem unbekannten, schuldlosen Menschen! Jer hat ihm doch gestanden, dass er erst nach dem Tode Artinghams von der Verlobung mit Lenis Yardo gehört habe. Und das musste doch so gewesen sein: Wie hatte der gute Junge noch während des Forellenfange geschwärmt und frohlockt - trotz väterlicher Mahnung zur Vorsicht!

    Auf dem Wege zum Yard kauft Wells eine Morgenzeitung. Ohne suchen zu müssen springt ihn der lapidare Titel an:

    Lord Artingham ermordet!

    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft uns die Nachricht, dass Lord Simon Artingham gestern abends um 9 Uhr in seinem Wochenend-Chalet tot aufgefunden wurde. Nach fachmännischer Diagnose handelt es sich einwandfrei um Mord, der zwischen fünf und sieben Uhr angesetzt werden muss. Dem Mörder ist dabei — wohl aus seiner psychischen Verfassung heraus — das fatale Missgeschick passiert, dass er dem Toten, wohl um einen Selbstmord vorzutäuschen, den Revolver in die rechte Hand drückte, obwohl der Einschlag des Geschosses an der linken Schläfe festgestellt wurde. Ob das ein Hinweis auf die Fährte des ruchlosen Mörders sein kann, wird erst die weltbekannte Facharbeit von Scotland Yard erweisen.

    Lord Simon Artingham war ein feiner, gebildeter Mensch, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, ein Anwärter für die Parlamentswahlen.

    Inspektor Wells liest nicht mehr weiter; denn er ist inzwischen am Portal des Yards angekommen, und alles was da steht, weiß er schon längst. Aber eine gewisse Hast scheint in ihm aufgefahren zu sein: Zwei Stufen auf einmal nehmend gelangt er auf den Korridor, wo sein Büro eingeschaltet ist.

    „Ob das wohl etwas besagen will, dass der Tote den Revolver in der rechten Hand hielt?", knurrt er vor sich hin.

    Er steht vor seiner Tür, Zimmer Nr. 137, und zieht seinen Schlüsselbund.

    „Von Fingerabdrücken an der Pistole keine Spur - natürlich, unter diesen Umständen!" Der Schlüssel quietscht, das Schloss knackt auf.

    „Vielleicht — ja, vielleicht war diese plumpe Verwechslung sogar gewollt — zur Trübung der Tatsachen!", sinnt er weiter.

    Er legt wie gedankenlos die Hand auf die Klinke, drückt sie mechanisch nieder - gibt der Tür einen ungewollten Stoß...

    „Jedenfalls bin ich überzeugt, dass …

    Wovon Inspektor Wells überzeugt war, hat die Welt nie erfahren: Wie ein Schlafwandler starrt er in sein Zimmer:

    Dort auf dem Boden liegt eine Gestalt! - Anscheinend eine Dame der bessern Gesellschaft! Er kreist in großem Abstand um sie herum, wie ein Jäger, der nicht ganz sicher ist, ob der Löwe noch lebt. Dann kniet er nieder, schaut ihr ins Gesicht, das auf der Stirnkante liegt, dann ein stöhnender Atemzug:

    „Barmherziger!... Lady Van Duys!"

    Der alte, erfahrene Kriminalist schluckt wie ein Erstklässler, dem der Griffel zerbrochen ist:

    „Hier... hier! — Ausgerechnet hier in meinem Büro! — Im Herzen von Scotland Yard... eine Tote!"

    Zaudernd zittert seine Hand nach den Tasten - spielt in plötzlicher Hast eine Alarmsymphonie und dann steht er da wie ein armer Sünder, der sich mit seinem Schicksal abgefunden hat. Beidseitig streicht er seinen gewaltigen Schnurrbart aus, der — nicht mehr vorhanden ist; denn vor den Ferien hat er ihn aus hygienischen und ästhetischen Motiven abrasieren lassen, und nur die Gewohnheit ist noch geblieben.

    Zuerst fährt Kommissar Hunter heran; er heißt zwar nicht so, aber seine erfolgreichen Jagdzüge in der Unterwelt haben ihm diesen Namen eingetragen; denn Hunter heißt Jäger. Die Türe aufstoßen und herein brüllen: „Was indes drei Teu ..."

    Auch seine Sonate bleibt unvollendet: Wie ein witternder Bluthund blickt er von der Toten zum Inspektor, vom Inspektor zur Toten — resultatlos. Endlich scheint ihn der einzig mögliche Gedanke zu packen:

    „Wells! - Wells! - War das ...? Hast du - in der Notwehr - ?"

    „Setz dich! Da kommt der Al… der Präsident."

    Ein hoher, hagerer Mann mit einem ausdruckslosen Gesicht, so wie eine ausgegrabene Leiche, tritt anscheinend teilnahmslos herein; aber diese ausdruckslose Teilnahmslosigkeit macht ihn gefährlich und gefürchtet: Auch der gewiefteste Kriminalist vermag aus seinem nie vorhandenen Mienenspiel nicht die Ahnung seiner Gedanken herauszufühlen; auch jetzt würdigt er die Tote keines Blickes:

    „Wells, Sie haben mich alarmiert!"

    „Ja, Herr Präsident!", keucht der Inspektor.

    „Ohne mir den Grund zu nennen!"

    „Ich war zu — zu benommen, Herr Präsident! Der Grund liegt — hier!"

    Und damit deutet er hilflos auf die Tote.

    „Ist sie tot?"

    „Sicher, Herr Präsident!"

    „Wo ist der Doktor?"

    „Ich habe ihn alarmiert, Herr..."

    „Ich glaube, da kommt er!", unterbricht Kommissar Hunter.

    „Doktor!, ruft der Präsident, noch ehe jener unter der Türe steht: „An was ist sie gestorben?

    Wie du mir, so ich dir, denkt der Arzt und lässt sich bei der Toten nieder. Präsident Oxbone hat ihn nicht gegrüßt, und — na also, gut! Man hat schließlich nicht zwanzig Jahre lang auf den Schulbänken Hosen zerrissen, um vor jedem Bonzen die tiefe Kniebeuge zu machen!

    „General Ochsenbein, wie man insgeheim den „Alten benennt — denn Oxbone heißt tatsächlich Ochsenbein —, verrät niemals seine menschlichen Gefühle, falls solche vorhanden sein sollten, offenbart auch nie seine persönlichen Vermutungen an seine untergebenen Organe, er spricht weder Anerkennung noch Tadel aus — er versah sich nur mit Tatsachen, und diese scheinbar so mechanische Geistesverfassung macht ihn nichts weniger als beliebt; denn auf Grund dieser Tatsachenmentalität kann ein untergeordneter Beamter über Nacht befördert oder abgesägt werden.

    „Seit wann ist sie tot?", fragt er plötzlich in die Pause hinein.

    „Seit ungefähr zwei Stunden, entscheidet der Arzt, ohne „Herr Präsident beizufügen.

    „An was gestorben?"

    „Ihr Hinterhaupt weist den Einschlag einer Kugel auf."

    „Keine Waffe gefunden?"

    „Offenbar nicht! - Übrigens gehört diese Frage bereits in den Bereich der kriminellen Untersuchung!"

    Damit packt er seine Mordinstrumente zusammen und entfernt sich mit dem freundlichen Gruße: „Good bye, Herr Wells, — ich empfehle mich Ihrem geneigten Wohlwollen, Herr Hunter!"

    So was nennt man eine akademische Ohrfeige! Der „Alte" aber rückt nur seine Brille zurecht; für Empfindlichkeiten scheint der nicht einmal eine Achillesferse zu haben:

    „Wie heißt die Person!", fragt er den Kommissar an seiner Seite.

    „Doktor Werner, Herr Präsident."

    „Ich meine die Tote!", berichtigt der Gewaltige, ohne mit der Wimper zu zucken.

    „Die Tote ist Lady Van Duys!", antwortet Wells an Stelle des Kommissars.

    „Adresse?"

    „Kings Road 217 C."

    „Verheiratet?"

    „Ja, Herr Präsident. Ihr Mann heißt Jan Van Duys."

    „Schon benachrichtigt?"

    „Nein, Herr Präs... ich dachte..."

    „Sofort benachrichtigen! Hunter, besorgen Sie das! — Wells, was wissen Sie?"

    „Die Frau war vorher schon zweimal hier. Man wollte sie erpressen."

    „War sie kompromittiert?"

    „Nein, Herr Präsident, die Frau ist in Ordnung! — Man hat ihr einfach gedroht, ihr Kind zu entführen, falls sie nicht gewillt sei, nach bestimmten Anweisungen zehntausend Pfund zu bezahlen — und mit dem Tode, wenn sie sich an die Polizei wenden sollte!"

    „Wer ist dieser 'Man'? — Unterwelt, Gangster, Erpresser?"

    „Keine Ahnung, Herr Präsident . . .!"

    „Wann sind Sie heute Morgen aufs Büro gekommen, Wells?"

    Der Inspektor, glutrot vor verhaltener Wut und Scham, versucht sich zu beherrschen und seinen Worten die berufliche Ruhe abzuringen:

    „Wie gewöhnlich — zur Amtszeit — um acht Uhr, Herr Präsident...!"

    „War die Türe verschlossen?"

    „Merkwürdigerweise, ja!"

    „Schloss unverletzt?"

    „Total intakt."

    „Wer hat die Person herbestellt, und für welche Zeit?"

    „Ich!, meldet Wells. — „Sie rief gestern Morgen um halb zehn Uhr an, und ich bestellte sie für heute vormittags neun Uhr!

    „Mündlich?"

    „… und schriftlich! — Ich schickte ihr noch ein Formular mit der Bestätigung des Telefongespräches und Zeitbestimmung für die Unterredung von heute — Gott sei Dank!"

    „Gut! Führen Sie sofort die Personalkontrolle durch! — Und Sie, Hunter, übernehmen den Fall 'Van Duys'! — Keine Nachricht an die Presse! — Rapport heute Abend sechs Uhr! — Bis nachher!"

    Grußlos, selbst ohne die geringste Verneigung seines würdigen Hauptes feiert General Ochsenbein seinen Abgang; aber die Hinterlassenen scheinen aufzuatmen...

    „Mein Gott!, stöhnt Wells nochmals auf — „Im Herzen von Scotland Yard, auf einem Inspektor-Büro der berühmtesten Polizeizentrale aller Länder! — Und ausgerechnet auf meinem — meinem persönlichen Büro ...! Kein Kriminalschriftsteller könnte so eine Farce erfinden...

    Hunter ist praktischer als sein Kollege mit dem verlorenen Kopf: Er greift zum Hörer des Haustelefons, bestellt den Portier mit der Liste, den Photographen und die Detektivin Francis Lester; dann schaut er starr auf seinen Kollegen:

    „Wells! - Was ist das?"

    „Ein unerhörter Skandal! — Eine himmelblaue Blamage für Scotland Yard — und das Ende von Inspektor Wells!"

    Hunter legt ihm die Hand auf die Schulter:

    „Wells! — Kopf hoch! — Wir halten zusammen wie die Teufel und ihre Stellvertreter auf Erden! — Ich kenne dich, Wells — Du kennst mich, und der Dritte soll uns kennenlernen!  Ich meine das Raubtier, das hier eingeschlichen ist, um diese schöne Frau zu reißen! Und wenn ich dieses Scheusal der Menschheit nicht fange, Wells, dann schicke mir nur einen billigen Kranz! Wells! Ich freue mich wie ein Narr auf diese wilde Jagd — das ist der spannendste Roman, der je in Scotland Yard gespielt hat, Wells!"

    „Woher — willst du das wissen?"

    „Stelle dir einmal die Hauptpersonen vor: Eine junge Schönheit aus der englischen Hoch- Aristokratie, ein geheimnisvoller Mörderer, seine berüchtigten Jäger, den Schauplatz: Scotland Yard! — Und dazu noch der Preis!"

    „Der Preis?"

    „Die Ehre meines Freundes!"

    Dem guten Wells kommen die Augen ins Glitzern:

    „Hunter! — Ich habe dir noch nie gedankt...! Jetzt ... in der schwersten Stunde meines Lebens ..."

    „Still! Da kommt jemand!"

    „Lass ihn eine Minute warten! Darauf kommt's jetzt nicht mehr an: Die Tote hier wird nicht mehr lebendig, und ich muss dir etwas Wichtiges sagen!"

    „Wirklich? - Dienstlich?"

    „Vielleicht! — Ich bin nämlich von zwei Seiten bedroht, Hunter!"

    „Von zwei —ich verstehe dich nicht!"

    „Einmal dieser unheimliche Fall hier! — Und dann hat mir vor einer Stunde Frau Lenis Yardo, der Filmstar, die Anklage an den Kopf geworfen, mein Neffe Jer Wells hätte ihren Bräutigam, Lord Artingham, in seinem Wochenendhäuschen ermordet!"

    „Ein verrücktes Huhn, Wells!"

    „Hunter, unter uns gesagt: Ein Motiv wäre ja immerhin vorhanden; mein Neffe ist der vorige Liebhaber dieser Yardo, und er ist auch nicht mehr der Gleiche, seit er sich in Hinterindien herumgetrieben hat; aber zum Glück hat er ein stichhaltiges Alibi: Er war zur Stunde des Mordes mit mir beim Forellenfang."

    „Gott sei Dank! - Und wenn auch dein Neffe nicht saubere Hände haben würde - was könntest du dafür? - Mein Bruder war im Zuchthaus, und ich bin wohlbestallter Kommissar von Scotland Yard! Jeder geht mit seiner Haut in die Gerberei! - Oder bringst du vielleicht den Mord an Artingham mit diesem Fall da in Verbindung?"

    „Ausgeschlossen!"

    „Ausgeschlossen, hatte Wells mit besonderem Nachdruck betont. Hunter aber schaut sinnend vor sich hin; dann ruft er: „Herein! Der Portier tritt ein.

    Hunter geht auf ihn zu:

    „Sie, Karring, wer hat vor acht Uhr den Yard betreten? - Haben Sie die Liste mitgebracht?"

    „Hier!"

    Während Hunter die Lifte durchgeht, kommt der Yardphotograph und nimmt die Tote in ihrer Ausgangsposition von allen Seiten auf. Sobald er sich verabschiedet hat, überreicht Hunter seinem Freunde Wells die Präsenzliste:

    „Wenn du vielleicht nachkontrollieren willst."

    Wells greift mechanisch nach dem Dokument:

    „Lady Van Duys ist die einzige nichtamtliche Person, welche den Yard vor acht Uhr betreten hat, nicht wahr, Karring?"

    „Jawohl, Herr Inspektor!"

    „Und Jer Wells, mein Neffe, ist überhaupt nicht auf der Präsenzliste, natürlich!"

    „Er hat meines Wissens einen speziellen Fall zu

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