Marionettentod: die Läuterung eines Lügners
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Über dieses E-Book
Obwohl im Originalbuch von Carlo Collodi nur an zwei Stellen die durch die Lügen zu überdimensionaler Länge anwachsende Nase erwähnt ist, wird Pinocchio bis heute als Synonym für verlogene Menschen verwendet.
Lügen müssen bestraft werden, das fordert die Geschichte konsequenter Weise und beschreibt deshalb die Leidensgeschichte der Marionette bis zu ihrem Ende.
Ist es wirklich ein Ende?
Der Leser sollte Pinocchio auf seinem Weg noch einmal folgen und erkennen, was er uns modernen Menschen mitzuteilen hat und das sind bestimmt keine Lügen!
Werner J. Kraftsik
Werner J. Kraftsik, Schriftsteller, Makler und Vater von drei Kindern, wurde in Salzgitter geboren. Er lebt im Rheinland, war zeitweise Klosterschüler, leistete einen freiwilligen Dienst bei der Bundesluftwaffe, studierte Versicherungswirtschaft in Köln, was seiner späteren Karriere in einem großen Versicherungskonzern nützte, die ihn weit über seine heimatlichen Grenzen in die Welt führten. Nach langjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Versicherungsmakler, lebt er heute, als Pensionär am Mittelrhein.
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Buchvorschau
Marionettentod - Werner J. Kraftsik
Pinocchio – Darstellung von Enrico Mazzanti (1852-1910) Gemeinfrei
Sokrates hielt es für unmöglich, glücklich zu werden, wenn man gegen seine Überzeugung handelt.
Deshalb wird jemand, der weiß, was richtig ist, auch das Richtige tun, denn kein Mensch möchte unglücklich sein!
Ich widme daher dieses Buch allen, die glücklich sein wollen.
Werner J. Kraftsik
Carlo Collodi, eigentlich Carlo Lorenzini (* 24. November 1826 in Florenz; † 26. Oktober 1890 ) war ein italienischer Schriftsteller und Journalist.
Er ist der Autor des weltberühmten Romans „Die Abenteuer des Pinocchio." Sein Nachnamens-Pseudonym leitet sich vom Dorf Collodi ab. Dort, zwischen Lucca und Pistoia gelegen, wurde seine Mutter, Angela Orzali, geboren. Auch Collodi selbst verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit dort. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller arbeitete er auch als Journalist und Präfekturangestellter.
Er engagierte sich für die Unabhängigkeitsbewegung Italiens und blieb unverheiratet.
Der große Erfolg seines Romans Die Abenteuer des Pinocchio stellte sich erst nach seinem Tode ein. Die erste Geschichte über Pinocchio erschien am 7. Juli 1881 in der neuen Kinderzeitschrift „Giornale per i bambini" in Rom. Erst im 20. Jahrhundert wurde der literarische Wert des Werkes auch von der Fachöffentlichkeit vollständig anerkannt. Entscheidenden Einfluss hatte sein Werk aufgrund seiner großen Verbreitung auch auf die Entwicklung der italienischen Sprache. Die Zugehörigkeit Carlo Collodi zur Freimaurerei wird allgemein anerkannt und es gibt viele Hinweise in diesem Sinn, wiewohl sie nirgendwo von offiziellen Dokumenten bestätigt wird.
Einige biografische Fakten unterstützen diese These: die Gründung der liberalen Zeitschrift Der Lampion
1848, die, wie Lorenzini sagte dem Licht spenden sollte, der in der Finsternis umherirre
, dazu seine Teilnahme an den beiden Unabhängigkeitskriegen; unter den toskanischen Freiwilligen 1848 und als Freiwilliger im piemontesischen Heer 1859 und seine extreme ideologische Nähe zu Mazzini, aufgrund derer er sich selbst als feiger Mazzinianer
bezeichnete.
Carlo Collodi starb im Alter von 63 Jahren.
Er wurde in seiner Heimatstadt auf dem Cimitero delle Porte Sante begraben.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Collodi, https://freimaurer-wiki.de/index.php/Pinocchio,_mein_Bruder
INHALTSVERZEICHNIS
Widmung
Carlo Collodi
Vorwort
Geht es um Holz oder doch um Stein?
Versuch einer Interpretation
Alternativen zum Tischbein als Existenzsicherung
Versuch einer Interpretation
Pinocchio entsteht und erwacht zum Leben
Versuch einer Interpretation
Ein Intermezzo zum Nachdenken
Versuch einer Interpretation
Hunger
Versuch einer Interpretation
Eine Nacht mit Wasser und Feuer
Versuch einer Interpretation
Sicher und zufrieden: zu Hause
Versuch einer Interpretation
Liebesgaben
Versuch einer Interpretation
Der Geist ist willig….
Versuch einer Interpretation
Mitgegangen, mitgefangen
Versuch einer Interpretation
Trau, schau wem….
Versuch einer Interpretation
gestörte Träume und das Gewissen
Versuch einer Interpretation
Wer nicht hören will…
Versuch einer Interpretation
Wundersame Kräfte…
Versuch einer Interpretation
Die Bitternis des Lebens und
Versuch einer Interpretation
Immer wieder falsche Freunde…
Versuch einer Interpretation
wer nicht hören will…
Versuch einer Interpretation
Neue Freiheit…
Versuch einer Interpretation
Fallen und…..
Versuch einer Interpretation
Rehabilitation…..
Versuch einer Interpretation
Unerwartete Ergebnisse und …..
Versuch einer Interpretation
Ohne Fleiß, kein Preis
Versuch einer Interpretation
Zusagen und Verpflichtungen
Versuch einer Interpretation
Lernen oder nicht lernen….
Versuch einer Interpretation
Provokationen
Versuch einer Interpretation
Gegenseitige Hilfe
Versuch einer Interpretation
immer wenn Du denkst es geht nicht mehr
Versuch einer Interpretation
kurz vor dem Ziel
Versuch einer Interpretation
Im Schlaraffenland
Versuch einer Interpretation
Ein(böses)Erwachen
Versuch einer Interpretation
Tierische Erlebnisse
Versuch einer Interpretation
vom Meer verschlungen
Versuch einer Interpretation
Der Weg aus der Dunkelheit
Versuch einer Interpretation
Metamorphose
Versuch einer Interpretation
Fazit, oder was noch zu sagen ist
Quellennachweis
weitere Werke
Anmerkungen zum Urheberrecht
Vorwort:
Es war purer Zufall, dass ich mich mit Pinocchio beschäftigt habe, nämlich an einem der Sonntage, an dem man, nachdem man ausgeschlafen hatte, etwas unternehmen wollte.
Das Wetter schien gut zu werden, morgendlich strahlender Sonnenschein und ich bereitete den Kaffee gewissenhaft vor, den ich meiner Frau, wenn sie dann aufgestanden war, am gedeckten Frühstückstisch servieren wollte.
Die erste Tasse Kaffee genoss ich, wie an jedem Sonntag, alleine im Wohnzimmer, wo ich, auf der Suche nach den neuesten Nachrichten „durch die TV-Kanäle zappte".
Die werktäglich übliche Stunde „Morgenmagazin" entfiel, sonntags werden in dieser Zeit Kindersendungen, Märchen oder Dokumentationen ausgestrahlt.
Ich arbeitete mich tapfer durch die öffentlich-rechtlichen Programme und ehe ich die Speicherplätze der „Privaten" erreichte, blickte ich auf das Gesicht des Schauspielers Mario Adorf, in der Rolle eines alten Mannes, eines Handwerkers, der gerade eine offensichtlich von ihm geschnitzte Holzpuppe zusammengebaut hatte, die zu richtigem Leben erwachte – es war Pinocchio.
Als Kind hatte ich die Geschichte vom „hölzernen Bengel" gelesen, sie dann als Puppenspiel gesehen und mir später einige, teils gute, teils weniger gute, Trickfilme dieser Geschichte der Marionette angeschaut.
Eine Version mit „richtigen Menschen" kannte ich noch nicht. Also blieb ich sitzen, trank meinen Kaffee und schaute aufmerksam den Film an.
Je länger ich schaute, umso mehr verstärkte sich mein Eindruck, nicht nur die Geschichte zu kennen, sondern das, was der Erfinder dieser Märchenfigur dem Zuschauer sagen wollte, erstmals wirklich zu verstehen.
Wer war der Autor, dieser Carlo Collodi?
Einfach ein Schriftsteller, ein Märchenerzähler oder war da mehr?
Was Carlo Collodi mit der Geschichte mitteilt, ist mehr als ein belehrendes Märchen für Kinder. Es ist die fabelhafte Geschichte eines suchenden Menschen, der spürt, dass in ihm mehr steckt, als materielles Sein. Diesem besonderen Menschen widerfährt so einiges, bis er ein wirklicher Mensch wird, ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft, ein Menschen humanistischer Prägung.
Ich hoffe, es gelingt mir an Hand der Originaltexte nach der autorisierten deutschen Bearbeitung durch P.A. Eugen Andrae, Anaconda Verlag Köln 2011, mit meiner Bearbeitung des Textes und den Versuchen der Interpretation den – humanistischen – Weg des Pinocchio nachzuzeichnen.
Vielleicht ist es damit möglich, die Bedeutung dessen, was schon damals als humanes Verhalten, erkannt und bis heute unverändert gilt, nicht nur Kindern in einer Art Parabel näher zu bringen, sondern generell deutlich zu machen? Im 21. Jahrhundert erscheint mir das nötiger denn je! Folgen wir gemeinsam dem Weg des Pinocchio – vom groben Klotz bis zu seiner Metamorphose zum „richtigen Junge", der ein wahrer Mensch ist.
Cover der Ausgabe des Anacondaverlag, Köln
Werner J. Kraftsik April 2019
Geht es um Holz, oder doch um Stein?
Wie die meisten Märchen, beginnt auch diese Geschichte mit „Es war einmal…" und doch geht es anders, als man das bei Märchen gewohnt ist, weiter.
Die Geschichte beginnt nicht mit einer Person oder einer Gruppe von Menschen, sondern es geht um einen Holzklotz.
Ein alter Tischler, Meister Antonio, fand in seiner Werkstatt einen bisher wenig beachteten Holzklotz vor und auf Grund seiner Form beabsichtigte er daraus etwas nützliches, praktisch verwendbares, ein Tischbein herzustellen.
Carlo Chiostri, gemeinfrei
Seine Versuche den Holzscheit zu bearbeiten schlugen fehl, weil dieser auf seine Hiebe mit einem Beil jammernd reagierte und als er ihn auch nicht glatthobeln konnte, weil das Holz auch dagegen protestierte, entschloss er sich dieses merkwürdige Teil seinem Freund Gepetto zu vermachen – vielleicht konnte der ja mit diesem ungewöhnlichen Material etwas gescheites anfangen.
VERSUCH EINER INTERPRETATION
Was ist das für ein seltsames Stück Holz, das sich jeder Bearbeitung zu widersetzen versucht?
Handelt es sich wirklich um Holz, ein anderes Material und ist es überhaupt etwas, das man mit einem Beil, einem Hobel oder irgendeinem anderen Werkzeug bearbeiten kann?
Carlo Collodi hätte sich vielleicht eine Geschichte ausdenken können, in der Steine eine wichtige Rolle spielen, weil manche Menschen als „Steine" bezeichnen, mit denen man etwas aufbauen möchte.
Er hat die Metapher „Holz" gewählt.
Es mag sein, dass ihm Stein zu widerspenstig erschien, schwerer zu bearbeiten war. Aber weil er aus einer Gegend stammt, in der man viel mit Holz arbeitete, lag es nahe, das scheinbar leichter zu bearbeitende Material, als Synonym für den zu bearbeitenden Menschen zu wählen.
Menschen sind, wie wir wissen, „Kohlenstoffwesen", bestehen also aus Materie und sind, wie diese, formbar und vergänglich.
Auf den ersten Blick mögen der Holzklotz und der damit symbolisierte Mensch, geeignet erscheinen, um daraus etwas nützliches, wie zum Beispiel ein Tischbein oder ein anderes Möbel herzustellen.
Während die Materie die Verwandlung in einen besonderen Bestimmungszweck klaglos hinnimmt, handelt es sich hier aber um ein Stück Materie, das sich lautstark gegen die alltägliche und zweckgebundene Umwandlung wehrt.
Es ist nicht auszuschließen, dass Collodi damit den aus der Masse der Menschen herausragenden Menschen meinte, der den Weg zu etwas anderem, als dem Alltäglichen suchte, und mit seiner Reaktion darauf aufmerksam machen wollte.
Wer über das Alltägliche hinaus nach einem tieferen Sinn seines Daseins forscht, unterscheidet sich von den meisten seiner Mitmenschen – er ist ein Sinnsuchender.
Alternativen zum Tischbein als Existenzsicherung
Der Freund Antonios, Gepetto, der ihn besuchte, dem wollte er das ungewöhnliche Stück Holz weitergeben.
Gepetto wird als ein skurriler Handwerker, mit ungewöhnlichem Aussehen, Benehmen und Plänen beschrieben.
Das Stück Holz käme ihm gerade recht, um daraus einen Hampelmann herzustellen, der allerlei verrückte Dinge treiben kann.
Er sollte tanzen, fechten und Salto Mortale machen können, und ihm mit diesen Kunststückchen seinen künftigen Lebensunterhalt sichern.
Das sprechende Holz war begeistert und stimmte Gepetto, den man wegen seiner wirren Haare hinter vorgehaltener Hand mit seinem Spitznamen Nudelkopf nannte lauthals zu.
Das war eine Beleidigung von der Gepetto vermutete, dass sie von Antonio kam und er verwahrte sich bei dem überraschten und in diesem Fall schuldlosen Antonio dagegen. Als aber das Holzstück versuchte zu ihm zu springen und schmerzvoll an seinem Schienbein landete, führte dies zu einem erneuten, heftigen Disput, der in einem handgreiflichen Streit endete, weil Gepetto vermutete, dass Antonio ihn absichtlich verletzen wolle. Als beide Kontrahenten am Boden lagen, jeder des anderen Haare in Händen, mit neuen Schrammen im Gesicht und dem jeweils anderen fehlten Knöpfe an der Jacke, war mit diesem Unentschieden der Streit beendet.
Gepetto nahm sein neues, schönes Stück Holz unter den Arm, verabschiedete sich bei Meister Antonio und machte sich hinkend auf den Weg nach Hause, in seine Werkstatt, um dort mit seiner Arbeit zu beginnen.
VERSUCH EINER INTERPRETATION
Der Dichter beschreibt einen ungewöhnlichen Streit und Kampf zwischen zwei Menschen, die aus dem gleichen Milieu zu stammen scheinen und eigentlich keinen Grund haben uneins zu sein.
Sie ereifern sich an der Kleinigkeit eines Spitznamens und geraten wegen eines Missgeschicks derart in Rage, dass sie aufeinander losschlagen.
Es beschreibt ziemlich genau, was im täglichen Leben häufig passiert. Menschen streiten wegen Belanglosigkeiten und unterstellen oft, zu oft, einem Anderen, dass ein Missgeschick nicht ein solches, sondern böse Absicht sei.
Was ist die Ursache dafür?
Es sind die ungezügelten Leidenschaften im Menschen, die, wenn sie nicht beherrscht werden, Menschen zu Handlungen treiben können, deren Folgen unabsehbar und schädlich sein können. Es sind häufig Vorurteile, die nicht überwunden wurden und deshalb zu falschen Einschätzungen führen. Nicht zuletzt ist es oft auch Unwissenheit über innere und äußere Zusammenhänge, die Reaktionen veranlassen, die sonst vermieden worden wären.
Leidenschaften, Vorurteile, Unwissen und eine besondere Betonung des eigenen Egos bestimmen häufig das Leben, was jeder nachprüfen kann, der sich z.B. in den neuen „Social-Media" umsieht. Wer das erkennt und entsprechend handelt, überwindet Leidenschaften, Vorurteile, Unwissen und Egoismus und handelt klug, wenn er sich um die Überwindung dieser Mängel bemüht.
Pinocchio entsteht und erwacht zum Leben
Kaum in seinem bescheidenen „zu Hause" angekommen, macht sich Gepetto an die Arbeit.
Dabei überlegte er sich einen passenden Namen, den er dem neuen Hampelmann geben will. Er kannte eine Familie, namens Pinocchio und alle in dieser Familie hatten Glück und allen ging es gut – der Reichste von ihnen bettelte.
Ein gutes Omen als Namen für seinen neuen Hampelmann, weil ihm Reichtum nichts bedeutete und er das nicht als Voraussetzung für Glück im Leben hielt.
Nachdem er den Namen gefunden hatte, begann er mit seiner Arbeit und bearbeitete zügig das Holzscheit.
Er fing oben an – erst die Haare, dann Stirn und danach die Augen, die ihn sofort bei seiner weiteren Arbeit beobachteten. Obwohl ihn das ziemlich irritierte, arbeitete er zügig weiter und modellierte die Nase. Zu seinem größten Erstaunen wuchs die Nase aber, als er fertig war immer weiter. Er schnitzte nach – die Nase wuchs weiter. Je mehr er wegschnitt, umso mehr wuchs die Nase – eine länger und länger werdende, freche Nase. Er wandte sich dem Mund zu, der unmittelbar nach Fertigstellung anfing zu lachen.
Er empfand dies als Auslachen, arbeitete aber unbeeindruckt weiter und beachtete die aus dem Mund heraus schnellende Zunge ebenso wenig. Er konzentrierte sich darauf, die weiteren Körperteile, Kinn, Hals, Schultern, den Leib, Arme und Hände möglichst perfekt heraus zu arbeiten.
Womit er nicht gerechnet hatte war, dass diese perfekt geschnitzten Hände sofort nach seinen Haaren, die ja nur eine Perücke waren, griffen und sie sich selbst auf den Kopf