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Star Trek - Prey 3: Die Halle der Helden
Star Trek - Prey 3: Die Halle der Helden
Star Trek - Prey 3: Die Halle der Helden
eBook537 Seiten6 Stunden

Star Trek - Prey 3: Die Halle der Helden

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Über dieses E-Book

Das Klingonische Reich steht am Abgrund. Im Nachhall der Gewalt des Unbesungenen-Kults droht Paranoia Kanzler Martoks Regierung zu entzweien. Immer lauter wird der Ruf der Klingonen nach einer stärkeren Hand, die Kontrolle zu übernehmen … und der meisterhafte Ränkeschmied, Lord Korgh, ist nur zu gerne bereit, diesem Ruf zu folgen. Aber mittlerweile haben sich auch andere Mächte in Bewegung gesetzt. Mit Hilfe eines hinterlistigen Agenten verbünden sich die Feinde des Reichs im Verborgenen, um die Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen. An Bord der U.S.S. Titan wird Admiral William T. Riker klar, dass weitaus mehr auf dem Spiel steht, als nur die Allianz zwischen der Föderation und den Klingonen. Ein verwundetes Reich könnte ganz leicht zu einem Angreifer werden … oder einem Opfer. Doch als die Feindseligkeiten überzukochen drohen, kehrt Commander Worf auf die U.S.S. Enterprise zurück und unterbreitet Captain Jean-Luc Picard einen gewagten Plan. Das Fortbestehen der Allianz zwischen den beiden Großmächten könnte von einem unerwarteten Retter abhängen …
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum3. Sept. 2018
ISBN9783959816717
Star Trek - Prey 3: Die Halle der Helden
Autor

John Jackson Miller

John Jackson Miller is the New York Times bestselling author of Star Trek: Picard: Rogue Elements, Star Trek: Discovery: Die Standing, Star Trek: Discovery: The Enterprise War,  the acclaimed Star Trek: Prey trilogy (Hell’s Heart, The Jackal’s Trick, The Hall of Heroes), and the novels Star Trek: The Next Generation: Takedown, Star Wars: A New Dawn, Star Wars: Kenobi, Star Wars: Knight Errant, Star Wars: Lost Tribe of the Sith—The Collected Stories; and fifteen Star Wars graphic novels, as well as the original work Overdraft: The Orion Offensive. He has also written the enovella Star Trek: Titan: Absent Enemies. A comics industry historian and analyst, he has written for franchises including Halo, Conan, Iron Man, Indiana Jones, Battlestar Galactica, Mass Effect, and The Simpsons. He lives in Wisconsin with his wife, two children, and far too many comic books.

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    Buchvorschau

    Star Trek - Prey 3 - John Jackson Miller

    2382

    1

    »Das hätten Sie sehen sollen. Ich habe diesem Breen mitten in die Schnauze geschossen!«

    T’shantra zuckte zusammen, als die Jubelschreie, die durch den Gang der Dinskaar hallten, an ihr Ohr drangen. Die anderen Orioner waren noch immer damit beschäftigt, sich in lebhafter Konversation über den letzten Kampf auszutauschen, so kurz dieser auch gewesen sein mochte. Solche Ereignisse waren stets Höhepunkte in ihrem Leben. Für einen Piraten gab es keinen besseren Tag als den, nachdem sie ein hilfloses Schiff erfolgreich gekapert hatten.

    Und für die Sklaven dieser Piraten gab es kaum Tage, die schlimmer hätten sein können.

    Die orionische Schönheit mit der smaragdgrünen Haut hatte das schon viele Male erlebt. Sobald das Töten und Plündern sein Ende gefunden hatte, begannen die Piraten zu feiern und das konnte ewig dauern. Betrunken leerten sie die Vorratskammern, verwüsteten die Messe und machten den Küchenarbeitern das Leben zur Hölle. Für T’shantra und andere wie sie war es sogar noch schlimmer: Obwohl sie eine Orionerin war, war sie eine Sklavin, von der erwartet wurde, dass sie den Rüpeln und Raufbolden »Unterhaltung« bot. Oft führten die wochenlangen Gelage nach einer Schlacht zu mehr Todesfällen als die Gefechte, die dabei gefeiert wurden.

    Die neueste Beute der Dinskaar – ein Breen-Shuttle, das sie überfallen hatten, während es mutterseelenallein versucht hatte, das Territorium der Kinshaya zu durchqueren und neutralen Raum zu erreichen – hätte unter normalen Umständen eine weitere unangenehme Woche für T’shantra bedeutet. Doch für Wogan, den Hüter der Waffenkammer und ihren letzten Meister, war die Feier nicht gut ausgegangen. Bewusstlos lag er auf dem Boden seines Büros und hauchte allmählich sein Leben aus, während er verblutete. Sein juwelenbesetzter Lieblingsdolch steckte tief in seinem Rücken. Der Schrei, den er ausgestoßen hatte, als T’shantra die Klinge in sein Fleisch gerammt hatte, war von den Jubelschreien der anderen Piraten nicht zu unterscheiden gewesen.

    Die junge Frau bedachte ihn mit einem kurzen Blick, dann strich sie sich mit gleichgültiger Miene das dunkle Haar aus der Stirn und fuhr fort, ihre Tasche zu packen. Bisher hatte sie nie selbst jemanden getötet, doch T’shantra war umgeben von Mord und Totschlag aufgewachsen und fand nichts Verwerfliches daran. Wenigstens würde sie Wogan nun keinen Tag länger ertragen müssen. Leotis, der Boss der Dinskaar, hatte sie erst vor drei Tagen eingetauscht, um eine Spielschuld bei Wogan zu begleichen. Die gleiche Nummer hatte Leotis schon zweimal abgezogen und die Sklavin jedes Mal wieder zurückgewonnen. Doch er würde keine weitere Chance bekommen.

    Ihre Tasche war vollgestopft mit Essen, das sie aus der Kombüse gestohlen hatte, und Waffen, die sie aus Wogans Arsenal entwendet hatte. Sie drehte sich um und blickte zur Tür. Bisher hatte niemand den Waffenmeister vermisst. T’shantra kniete sich hin und durchwühlte schnell seine Taschen. Sie fand einige Streifen goldgepresstes Latinum. Das reichte, um den blutigen Dolch zu lassen, wo er war. Sie schaufelte das Geld in ihren Beutel – nach einem Augenblick des Nachdenkens fischte sie etwas anderes aus ihrer Tasche. Sie würde es denjenigen, die Wogans Leiche finden würden, als Geschenk dalassen.

    T’shantra schlüpfte in den Korridor und verschloss die Tür hinter sich. Niemand beachtete sie, als sie sich auf das Deck begab, wo sich die Andockstation befand. Die Leute dort bewegten sich mit vollbeladenen Armen durch die Gänge, weg von der Psocath, dem Breen-Schiff. Wie es sein Recht war, hatte Leotis das Schiff als Erster durchsucht, gefolgt von seinen treuesten Schergen. Als sie die lärmenden Plünderer beobachtete, die an ihr vorbeigingen, wusste sie, dass sie den richtigen Zeitpunkt gewählt hatte. An der Luftschleuse standen keine Wachen, was bedeutete, dass es dort nicht mehr viel zu holen gab. Sie blickte in beide Richtungen, atmete tief durch – und schlüpfte in den Gang, der die Dinskaar mit dem Breen-Shuttle verband.

    Drinnen führte eine Spur aus toten Breen-Kriegern bis zur obersten Etage. Aus Erfahrung wusste die Mannschaft der Dinskaar, dass die Rüstungen der Kreaturen nichts Wertvolles bargen. Sie waren nützlich, allerdings nur für die Breen, die keine eigene Spezies, sondern vielmehr ein sozialer Zusammenschluss zu sein schienen. Nur sie verstanden, wie ihre komplexe Ausrüstung funktionierte.

    Als sie sich der Brücke der Psocath näherte, hörte T’shantra ein schabendes Geräusch und drückte ihre mit Waffen vollgestopfte Tasche ängstlich an sich. Jemand lag auf dem Deck hinter dem Sessel des Captains und bearbeitete das Möbelstück mit einem Schraubenschlüssel. Sie spannte sich an. Ein grünes Gesicht lugte über die Armlehne und lächelte sie strahlend an. »Hallo, meine Hübsche!«

    Erleichtert atmete T’shantra auf. »Hallo, Tuthar!«

    Der kahlköpfige, dürre Tuthar arbeitete im Vorratsraum der Dinskaar. Und auch wenn er eine höhere Stellung hatte als sie – wer hatte die nicht? –, hatte er unter den Piraten den niedrigsten Rang, was bedeutete, dass er sich stets als Letzter an der Beute bedienen durfte, bevor Leotis sich des gekaperten Schiffs entledigte, indem er es entweder verkaufte oder verschrotten ließ. Tuthar hatte nie versucht, sich ihr aufzudrängen, und T’shantra empfand ihn als durchaus erträglich. »Du stiehlst einen Sessel

    »Es ist ein schöner Sessel«, erwiderte er und kam auf die Beine. Er deutete auf drei Leichen, die sich in einer Ecke stapelten. »Diese Breen müssen es den ganzen Tag in diesen Anzügen aushalten. Also kann man davon ausgehen, dass sie besonderen Wert auf eine gute Unterstützung ihrer Lendenwirbelsäule legen.«

    »Sind sie alle tot?«, fragte sie.

    »Ich wäre nicht hier, wenn dem nicht so wäre.« Er packte die Armlehnen des Sessels und zog daran. »Mein Vater hat immer gesagt, die meisten Leute übersehen die wahren Schätze, die direkt vor ihrer Nase liegen.«

    »Klingt, als wäre dein Vater ein kluger Mann gewesen.«

    »Nicht klug genug, um reich zu werden.«

    T’shantras Vater, Fortar, war sehr reich gewesen – er handelte mit allem und liebte niemanden. Er hatte sie an Boss Leotis verkauft, als wäre seine Tochter nichts weiter als B-Ware aus seinem Lagerhaus im Azur-Nebel. Rückblickend hätte sie eigentlich nicht überrascht sein sollen. Ihre Mutter hatte die Familie – diese Bezeichnung war einfach nur lächerlich – auf die gleiche Art verlassen, nur um dann als Kollateralschaden in einem Krieg zwischen verschiedenen Syndikaten den Tod zu finden.

    Sie hatte keine Zeit zu verlieren. »Lass mich dir helfen«, bot sie an. Sie trat neben den Sessel und half ihm beim Ziehen. Mit einem Ächzen sprang das Möbelstück aus seiner Verankerung.

    »Danke.« Tuthar wuchtete den Sessel hoch. »Was machst du überhaupt hier? Ich hätte nicht erwartet, dass Wogan dich aus den Augen lassen würde.«

    »Ich bin … auf der Suche nach ihm.« Sie wandte sich der Kommandokonsole zu, der nun ein Stuhl fehlte. »Funktionieren die Systeme noch?«

    »Ich denke schon. Wir haben dem Shuttle nur den einen oder anderen leichten Klaps verpasst. Die Breen haben nicht mit uns gerechnet.«

    Den wenigen Brocken nach zu urteilen, die sie von Wogan aufgeschnappt hatte, war im Raum der Kinshaya kürzlich irgendetwas vorgefallen. Der Heilige Orden, dieses hyperreligiöse Pack, das die Regierung der Kinshaya kontrollierte, hatte gerade durch irgendeinen Staatsstreich seine politische Macht verloren. Die Breen, die mit dem Episkopat alliiert waren, hatten den Aufstand unabsichtlich ausgelöst, indem sie sich an einem Massaker an Dissidenten auf Janalwa beteiligt hatten, dem Planeten, der das neue Zentrum der Macht im Reich der Kinshaya darstellte. Die Nachwirkungen hatten dazu geführt, dass eine religiöse Sekte ihre Machtposition verlor – woraufhin die Breen rasch die Flucht ergriffen hatten.

    Auch die ehemalige Besatzung der Psocath hatte dazugehört. Gewöhnlich bereisten die Breen die hiesigen Raumrouten ohne Furcht, unter dem Schutz ihrer Kriegs- und Freibeuterschiffe. Doch dies waren keine gewöhnlichen Zeiten. Mit der Psocath hatten die Orioner schon das zweite Mal leichte Beute gemacht, seit der Exodus bei den Kinshaya begonnen hatte.

    Tuthar schleppte seine unhandliche Beute zum Ausgang. »Ich schätze, ich seh dich dann später, T’shantra. Heute Abend steigt wieder eine große Party.«

    »Genauso wie morgen. Und übermorgen.«

    Tuthar lachte. »Wogan kann sich glücklich schätzen. Vielleicht gewinne ich ja eines Tages mal einen Tanz mit dir.«

    Sie schenkte ihm ein verhaltenes Lächeln und er verließ das Shuttle. Einen Augenblick lang war sie versucht gewesen, ihn zu warnen, dass er sich von dem Deck fernhalten sollte, wo sich das Waffenarsenal der Dinskaar befand. Doch Tuthar unterschied sich kaum von all den anderen Piraten auf dem Schiff. Die einen waren Monster, die anderen wurden zu Monstern ausgebildet. Es war an der Zeit, diese Leute ein für alle Mal loszuwerden.

    T’shantra hatte Schwierigkeiten, die Funktionen der verschiedenen Kontrollen zu durchschauen. Die Sprache der Breen war völlig unverständlich, egal ob gesprochen oder geschrieben. Diese Kreaturen waren berüchtigt dafür, wie besessen dafür zu sorgen, dass alles an ihrer Gesellschaft für Außenstehende möglichst undurchschaubar war. Nach drei Minuten des Suchens und Herumprobierens hatte sie herausgefunden, wie man die Luftschleusen versiegeln konnte, aber sonst nichts. Ihr lief die Zeit davon und langsam gingen ihr auch die Möglichkeiten aus. Das Schiff zu verriegeln, würde mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregen. Jeden Moment konnten die anderen Orioner die Psocath stürmen. T’shantra wühlte in ihrer Tasche nach einer Disruptorpistole …

    … und sah erschrocken auf, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Einer der Breen-Krieger, die in der Ecke lagen, war noch am Leben – und kam nun über die Brücke auf sie zugerannt.

    »Stopp!«, schrie sie und zog die Waffe. Sie verstand das Quäken und Zwitschern nicht, das von der Gestalt in der grauen Rüstung kam, doch der Breen schien dagegen sehr wohl in der Lage, sie zu verstehen. Er blieb auf halber Strecke stehen und hob die Hände. Zumindest hatten die Orioner daran gedacht, den Leichen der Breen ihre Waffen abzunehmen, auch wenn sie bei ihrer Überprüfung der Gegner auf Lebenszeichen nicht gerade gründlich vorgegangen waren.

    Der Breen schnatterte weiter. T’shantra wusste nicht viel über die Breen, doch diese Kreatur wirkte weniger Furcht einflößend als andere, denen die Orioner begegnet waren. Und vernünftiger: Ein Klingone hätte sich niemals tot gestellt. Und wenn das der Fall war, überlegte sie, so konnte sie vielleicht einen Handel mit ihm eingehen.

    »Verstehst du mich?«, fragte sie. »Einmal quäken für Ja.«

    Der Breen gab ein leises elektronisches Schnauben von sich.

    »Ich gehöre nicht zu den Leuten, die dein Schiff angegriffen haben. Ich versuche, ihnen zu entkommen. Verstehst du?«

    Der Kopf des Breen neigte sich leicht zur Seite. Dann stieß er ein weiteres Fiepen aus.

    Sie deutete auf die Konsole. »Ich kann uns hier wegbringen – aber ich brauche deine Hilfe, um die Schiffssysteme zu aktivieren. Du kannst mir helfen – oder ich kann dich erschießen.« Sie verstellte den Regler an ihrem Disruptor. »Der ist auf volle Stärke eingestellt. Ein Schuss davon würde sich ohne Probleme durch deine Rüstung fressen, egal wie dick sie auch sein mag.«

    Ihr Gefangener stand einfach nur da und beobachtete sie. Ignorierte er sie? Stellte er gerade irgendwelche Berechnungen an? War »er« überhaupt das richtige Pronomen? Sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Aus dem Gang ertönte ein Hämmern – und aus dem Augenwinkel konnte sie die Bilder sehen, die von den Sensoren auf eine der Konsolen übertragen wurden. Die orionischen Wachen hatten die geschlossene Luke der Psocath bemerkt und versuchten einzudringen.

    »Siehst du?«, sagte sie und deutete auf den Schirm. »Sie werden uns beide erwischen, es sei denn, du hilfst mir.«

    Das Pochen wurde lauter. Sie schüttelte den Kopf. »Ich verschwende nur meine Zeit.«

    Gerade als sie mit dem Disruptor anlegte, reagierte der Breen, indem er nach seinem Helm griff. Luft entwich zischend, als er die Versiegelung öffnete. Das Gesicht, das darunter zum Vorschein kam, war mit goldenem Fell bedeckt und offenbarte eine Hundeschnauze mit kurzen Reißzähnen. Dunkle, mandelförmige Augen huschten zwischen ihr und dem Schirm hin und her. »Ich werde tun, was du verlangst«, sagte er mit rauer Stimme, kaum lauter als ein Flüstern.

    T’shantra trat beiseite, um dem unmaskierten Breen Zugang zur Konsole zu gewähren. Der Breen berührte die Kontrollen einmal und zog sich dann zurück. Er blickte zu seinen toten Kameraden in der Ecke – und dann zu ihr. »Das ist hoffnungslos. Wir werden dem Traktorstrahl der Orioner niemals entkommen.«

    »Überlass das mir«, erwiderte sie. Sie griff in ihren Beutel und zog einen tragbaren Kommunikator hervor. Sie atmete ein, sammelte sich und drückte dann den Kopf. »Leotis!«, schrie sie. »Leotis, hier ist T’shantra. Bitte antworte!«

    »Was willst du?«, antwortete eine verärgerte orionische Stimme. »Ich bin beschäftigt. Jemand macht sich gerade an dem Breen-Schiff zu schaffen – sie haben die Luke verriegelt. Und du solltest Wogans Komm-Einheit nicht benutzen, Schätzchen. Es sei denn, du bist bereit, dich von mir zurückkaufen zu lassen …«

    »Leotis, Wogan ist tot! Komm schnell!«

    Der Breen beobachtete sie, während sie den Text zum Besten gab, den sie einstudiert hatte. »Ich habe Angst, Leotis. Bitte beeil dich!« Sie hob eine Augenbraue, zuversichtlich, dass ihre Vorstellung überzeugend sein würde.

    Und das war sie. »Ich werde die Wachen auf diesem Deck zu dir herüberschicken. Sei vorsichtig, T’shantra!«

    »Das werde ich«, antwortete sie. Sie deaktivierte die Komm-Einheit und warf sie achtlos beiseite. »Ich wünschte nur, der Mistkerl würde selbst nach Wogan sehen.« Sie zeigte auf den Breen. »Beeil dich und starte das Schiff! Mach dir um den Traktorstrahl keine Sorgen.«

    Mit leicht verwirrter Miene bediente der Breen weitere Kontrollen. Die Psocath erzitterte, als die Triebwerke zum Leben erwachten. »Was hatte dieser Ruf zu bedeuten?«, fragte er, während sich das Schiff von den Andockklammern losriss und einen Satz nach vorn machte.

    »Sie werden gleich Wogan finden. Und wenn sie versuchen, seine Leiche zu bewegen …« Die Psocath wurde heftig durchgeschüttelt, als etwas Metallisches gegen ihr Heck traf. Der Breen klammerte sich mit beiden Händen an seine Konsole, um sich auf den Beinen zu halten. »Ich habe doch gesagt, das würde nicht funktionieren«, keuchte er. »Sie schießen auf uns!«

    »Nein«, entgegnete T’shantra. »Sieh doch!«

    Als sich die Psocath in einem weiten Bogen von dem Piratenschiff entfernte, erhaschten sie durch eines der Sichtfenster an Steuerbord einen Blick auf die Dinskaar. Mehrere Decks des größeren Schiffs standen in Flammen, während aus anderen die Atmosphäre entwich.

    »Wie ich gerade erklären wollte«, meinte sie an den sprachlosen Breen gewandt, »haben sie, als sie Wogan bewegt haben, eine Granate ausgelöst, die ich unter seine Leiche geklemmt hatte.«

    »Eine einzige Granate?«

    »Hatte ich schon erwähnt, dass sich sein Büro in der Waffenkammer befand?« Mit einem verschlagenen Grinsen blickte sie nach draußen. »Ich gehe davon aus, dass das gesamte Arsenal hochgegangen ist. Das wird das Schiff nicht zerstören, aber es verschafft uns Zeit, um zu verschwinden.« Sie hoffte inständig, dass ihr kleiner Trick auch Leotis erwischt hatte.

    Der Breen musterte sie, er schien sichtlich beeindruckt. Nach einem Augenblick fragte er: »Die anderen Orioner. Haben sie dich misshandelt?«

    »Das kann man wohl sagen. Und deshalb verschwinde ich von hier.« Ihr Grinsen verblasste. »Ich … äh, weiß allerdings noch nicht, wohin ich gehen soll.«

    »Da kann ich vielleicht helfen«, meinte er und wandte sich wieder seiner Konsole zu. »Meine Leute haben eine … Einrichtung ganz in der Nähe.«

    »Stammen die Breen nicht aus dem Alpha-Quadranten?« T’shantra spähte über seine Schulter auf die Kartenanzeige. Als Kind hatte sie im Hauptquartier ihres Vaters eine Menge Sternkarten gesehen, deshalb erschien ihr die Behauptung des Breen wenig glaubwürdig. »Ich wusste nicht, dass sich in dieser Gegend irgendwas befindet, das unter eurer Kontrolle steht. Was für eine Einrichtung ist das?«

    Der Breen schwieg. T’shantra konnte sich die Antwort jedoch denken: Eine, von der niemand wissen darf.

    Sie wurde nervös, als ihr Gefangener den Kurs eingab. »Wer hat gesagt, dass ich da hinwill?« Ihr Finger spielte am Abzug des Disruptors. »Hör zu, ich werde nicht ein Gefängnis gegen ein anderes eintauschen. Ich will einfach nur weg.«

    »Es ist kein Gefängnis. Du wirst schon sehen.« Intelligente Augen erwiderten ihren Blick. »Und unter den Breen wirst du nie wieder verletzt werden – egal auf welche Art.«

    2

    Der Breen hatte die Wahrheit gesagt: Ihr Ziel war kein Gefängnis. Doch etwas Vergleichbares hatte T’shantra noch nie gesehen.

    Das System – der Sternkarte zufolge handelte es sich um Jolva Ree – hatte keine Planeten, auf denen Leben möglich war. Die Kinshaya ignorierten es, obwohl es mitten in ihrem Territorium lag. Dort gab es keine Seelen, die es zu retten galt. Auch Leotis’ Bande hatte den Ort gemieden, da die Asteroiden dort keinerlei Nutzen versprachen. Niemand interessierte sich für dieses System.

    Bis auf die Breen. T’shantra hatte mit Neugier beobachtet, wie ihr Breen-Gefangener die Psocath auf einen größeren Felsen zusteuerte – und war erstaunt, als sich versteckte Raumtore öffneten, um das Schiff einzulassen. Im Inneren erblickte sie Dutzende Breen in Rüstung, die sich mit kleinen Antriebsdüsen in der Schwerelosigkeit umherbewegten und um die Hüllen mehrerer Schiffe herumhuschten, die an gigantische Kugel erinnerten.

    »Eine Raumschiffwerft in einem Asteroiden?«, fragte sie, ohne den Blick von der Aussicht abzuwenden.

    Der Breen antwortete nicht.

    T’shantra trat näher an das Steuerbordfenster und starrte nach draußen. Hier arbeiteten mehr Leute, als sie jemals auf einmal gesehen hatte, selbst auf dem Basar von Chelvatus III. Die Orioner, die sie kannte, hatten nie irgendetwas gebaut. Sie nahmen sich einfach, was sie brauchten. Und was keinen Wert hatte, ließen sie zurück oder zerstörten es. Der Anblick so vieler Wesen, die alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiteten, war eine völlig neue Erfahrung für sie.

    Aber etwas stimmte nicht. »Das sind keine Breen-Schiffe.« Sie drehte sich um. »Oder?«

    »Je weniger du weißt«, erwiderte der Breen, »desto mehr Möglichkeiten stehen dir später offen.«

    T’shantra fand diese Antwort verwirrend. Während die Psocath eine ihrer intakten Schleusen mit der Andockstation verband, wedelte sie mit dem Disruptor. »Du hast gesagt, dass man mich hier nicht gefangen nehmen würde.«

    »Und das muss auch nicht so sein. Aber meine Leute haben ein Recht, dir mit Vorsicht zu begegnen. Schließlich haben deine Leute uns angegriffen …«

    »Ich habe dir doch schon erklärt, dass das nicht meine Leute sind.«

    »Und ich glaube dir. Aber selbst die Kinshaya wissen nichts von dieser Einrichtung. Du befindest dich an einem sehr geheimen Ort.«

    »Ein geheimer Ort, den ihr Hals über Kopf verlassen wolltet, wenn man bedenkt, dass Leotis es geschafft hat, euch abzufangen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Oder wart ihr vielmehr auf dem Weg hierher?«

    Der Breen musterte sie eindringlich. Seine Augen verengten sich und schließlich nickte er. »Warte einen Moment.« Er ging auf die Ecke zu, wo mehrere seiner toten Kameraden lagen. »Da, wo wir hingehen, wirst du dich wohler fühlen, wenn du einen Helm trägst.«

    Sie starrte auf die Kopfbedeckung der Leiche. »Warum? Werde ich sonst nicht atmen können?«

    »Das ist nicht das Problem. Es wird von allen Breen erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit einen Helm tragen. Außerdem wird er dir bei der Verständigung helfen.«

    T’shantra verstand. Bis zum heutigen Tag hatte sie noch nie einen Breen ohne Helm gesehen. Sie beobachtete, wie er sich über einen der Toten beugte und ihm den Helm abnahm. »Der Geruch da drin ist vielleicht ein bisschen unangenehm«, erklärte er, »aber es ist besser so.«

    »Warte!«, sagte sie und trat auf ihn zu. Der freigelegte Kopf der Leiche hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrem pelzgesichtigen Gefährten. Das Wesen besaß überhaupt keine Nase – und seine Haut war blass und schuppig. »Ist er auch ein Breen?«

    Der Gesichtsausdruck des Breen verriet ihr, dass er diese Frage erwartet hatte. »Die Breen sind keine eigene Spezies – sondern vielmehr eine Konföderation verschiedener Völker mit ähnlicher Anatomie. Ich bin ein Fenrisal. Der arme Jaan hier war ein Kalystarianer. Unsere Stimmen werden durch Vocoder in eine einheitliche Sprache umgewandelt, die nur diejenigen verstehen können, die solch einen Helm tragen.«

    Er reichte ihr die Kopfbedeckung des Fischgesichts. Sie zog sich auf die andere Seite der Brücke zurück und setzte den Helm auf. Den Disruptor hatte sie dabei in greifbarer Nähe abgelegt. Der Geruch im Inneren war gar nicht so schlimm, allerdings konnte sie absolut nichts sehen. »Was soll das?«, fragte sie und erschrak, als sie das makabre Quäken hörte, das aus dem Lautsprecher des Helms ertönte.

    »Eine Sekunde«, hörte sie den Breen sagen. »Ich sende von meiner Rüstung aus einen Autorisationscode, damit du Jaans Helm benutzen kannst.«

    T’shantra wartete – und innerhalb von Sekunden erwachte das Innere des Helms mit Lichtern und Geräuschen zum Leben. Sie konnte die Brücke um sich herum klar und deutlich erkennen. Verschiedene leuchtende Beschriftungen in einer seltsamen Sprache schwebten neben den Gegenständen in ihrem Blickfeld, inklusive der Gestalt ihres Gefährten, der gerade seinen eigenen Helm aufsetzte.

    »Sprich ganz normal«, sagte er und seine Stimme wurde in das Innere ihres Helms übertragen. »Die Systeme erkennen deine Sprache und übersetzen sie automatisch.«

    T’shantra folgte seiner Anweisung, und als sie zu sprechen anhob, ergaben die Schriftzeichen der Beschriftungen vor ihren Augen plötzlich Sinn. »Thot Roje«, las sie vor, als der Text neben der Gestalt des Breen erschien. »Ist das dein Name? Thot Roje?«

    »Mein Name ist Roje. Thot ist mein Titel.«

    »Das ist unglaublich.« Sie hatte erwartete, dass es unter dem Helm stickig sein würde, doch je länger sie ihn trug, desto mehr passte er sich ihren Bedürfnissen an. »Die Luft hier drinnen ist besser als die draußen.«

    »Wir verbringen viel Zeit mit diesen Helmen auf dem Kopf. Da ist es hilfreich, wenn sie angenehm zu tragen sind.«

    Sie hörte ein vertrautes Geräusch: Jemand versuchte, die Luftschleuse auf dem unteren Deck zu öffnen. Doch der Helm verstärkte den Laut und vermittelte ihr den Eindruck, als stünde sie direkt vor der Luftschleuse, nicht ein Deck darüber. Sie zuckte zusammen, als Roje auf den Ausgang zuging.

    »Ich muss die Luke öffnen«, erklärte er. »Wirf die Waffe weg und ich garantiere für deine Sicherheit.«

    »Was ist dein Versprechen wert?«

    »Ich arbeite für den Breen-Geheimdienst als Leiter der Operationen im Beta-Quadranten. Oder zumindest war das bis gestern noch meine Position.«

    »Und jetzt hat sich das womöglich geändert?«

    »Das werde ich gleich herausfinden.«

    Sie war zwar keine Gefangene, doch wie ein Gast fühlte T’shantra sich auch nicht gerade. Das Quartier, das man ihr zugewiesen hatte, war hübsch eingerichtet und ruhig. Sie erhielt Besuch von einigen Leuten, die ihr Fragen über ihr Leben stellten. In ihrer Gegenwart trug sie weiterhin den Helm und die Unterhaltungen waren problemlos verlaufen. Ihre eigenen Fragen waren ebenso zahlreich wie die ihrer Helm tragenden Gastgeber. Mit der Zeit wich ihre Verschlossenheit nach und nach der Bereitschaft, etwas klarere Antworten zu geben.

    Eine der Fragen, die sie beschäftigt hatten, konnte das Interface ihres Helmes ihr sofort beantworten: wie die Breen sich gegenseitig auseinanderhalten konnten. Als der Meisterspion ein paar Tage später zu Besuch kam, verriet ihr der Helm sofort ein weiteres Detail.

    »Du bist also immer noch Thot Roje«, sagte sie.

    »Für den Moment, ja.« Unter seinem Helm konnte sie den Gesichtsausdruck des Fenrisal nicht sehen, aber vor ihrem geistigen Auge stellte sie sich ein leichtes Lächeln vor. »Habe ich dich über deinen Aufenthalt hier angelogen, T’shantra?«

    »Nein. Niemand hat mir etwas getan.«

    »Und wie ich hörte, hast du viel über uns erfahren.«

    »Ja.« Wie sie inzwischen wusste, waren die Breen eine absolut egalitäre Organisation. Ihre Rüstungen sorgten nicht nur dafür, dass Mitglieder verschiedener Spezies mit unterschiedlicher Physiognomie auf eine Ebene gestellt wurden, das Gleiche geschah auch innerhalb der Spezies: Niemand schien einem anderen gegenüber aufgrund von Geburtsrecht, körperlicher Deformationen oder irgendwelcher grundlegenden Eigenschaften über- oder unterlegen zu sein.

    Selbst scheinbar positive Eigenschaften konnten, wie sie aus bitterer Erfahrung wusste, zum Nachteil werden. Ihre Schönheit hatte auf jeden Fall dazugehört. Unter den Breen war sie jedoch nichts weiter als ein ganz normales Wesen.

    Oder auch nicht. »Meinen Leuten hat gefallen, was sie in dir gesehen haben«, erklärte Roje. »Große Begabung in einigen Schlüsselkategorien.« Er las offenbar etwas vor, das ihm in seinem Helm vor Augen stand. »Sehr hohe Werte.«

    T’shantra nickte. Während der Gespräche war ihr sofort klar geworden, dass man sie testen wollte. »Ich weiß, dass ich fähig bin, Roje. Ich bin ein guter Beobachter. Ich lerne schnell. Ich hatte nur … nie die Chance, etwas Bedeutendes zu tun.«

    Roje nickte. »Lass uns einen Spaziergang machen.«

    Er führte sie durch die Räume, die in der vergangenen Woche ihre Welt gewesen waren, und hinaus in einen langen Korridor. Dieser führte sie in einen Überwachungsraum, von dem aus man die riesige versteckte Schiffswerft überblicken konnte.

    »Die Anzahl der Schiffe ist die gleiche«, stellte sie fest, als sie sich umschaute. »Aber wo sind all die Leute hin?«

    »Ich habe die vergangene Woche damit verbracht, die Arbeiten abzubrechen.« Roje stand etwas abseits, mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen. »Was fällt dir sonst noch auf?«

    »Die Waffen. Das sind Kriegsschiffe.«

    »Das sollten Schlachtschiffe der Fervent-Klasse für die Kinshaya werden.«

    Sie blinzelte verdutzt. »Ihr baut sie für die Kinshaya?«

    »Das haben wir bis vor Kurzem getan«, erwiderte Roje und schüttelte den Kopf. »Da draußen sollten jetzt Hunderte von Arbeitern sein, T’shantra. Aber die Revolution bei den Kinshaya hat all das ins Ungewisse gezogen.« Er trat zu ihr ans Beobachtungsfenster. »Ich war auf dem Rückweg von Janalwa hierher, als deine Freunde uns angriffen.«

    »Das sind nicht meine Freunde.«

    »Das weiß ich inzwischen.«

    Sie hatte keinen Grund zu lügen – obwohl sie sehr gut darin war, wenn es sein musste. Dennoch fühlte es sich gut an, dass man ihr Vertrauen entgegenbrachte. »Ihr wolltet den Kinshaya im Kampf gegen die Klingonen helfen?«

    »Das war unsere Absicht. Letztes Jahr, nach der Borg-Invasion, ist es den Kinshaya nicht gelungen, H’atoria und Krios zu halten, obwohl ihre Chancen günstig standen. Nun, da wir Verbündete im Typhon-Pakt sind, sah der Plan vor, dass wir verbesserte Kriegsschiffe für sie bauen, mit Breen-Offizieren an Bord als … Berater, sozusagen, um ihnen beim nächsten Mal zu helfen, ihre eroberten Welten halten zu können.«

    »Warum können sie sie nicht selbst bauen?«

    »Die Kinshaya verschwenden zu viel Zeit auf ihre religiösen Praktiken, während sie eigentlich ihre Armee stärken sollten. Ihnen fehlt der Antrieb, den wir besitzen. Aber diese Kampfsphären sind nicht einsatzbereit und das werden sie auch nie sein, jetzt, da wir die Kontrolle über die Kinshaya verloren haben.«

    »Kontrolle?« Sie bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. »Wozu braucht ihr die? Man sagte mir, die Breen würden alle Kreaturen als ebenbürtig betrachten.«

    »Die Breen sind nicht die Föderation. Wir haben nicht das Ziel, dass andere sich uns anschließen. Und wir sind auch nicht die Borg. Wir versuchen nicht, andere uns gleichzumachen. Die Breen sind die Elite der Galaxis. Ein Platz an unserer Seite will verdient sein.« Er machte eine abfällige Handbewegung. »Die Kinshaya sind zu launenhaft, zu unzuverlässig. Wir sind mit den Kinshaya durch den Pakt verbunden – und lenken ihre Aggressionen so, dass sie der Konföderation dienlich sind. Aber damit hat es sich auch.«

    Sie nickte. Im Leben eines orionischen Piraten gab es viele Partnerschaften, die auf Zweckmäßigkeit beruhten. »Was wird jetzt geschehen?«

    »Ich werde in Kürze aufbrechen, um Domo Brex Bericht zu erstatten, der mich aller Wahrscheinlichkeit nach meines Kommandos entheben wird. Und wir werden diese Einrichtung zerstören.« Er wandte sich zu ihr um. »Bald schon spielt es keine Rolle mehr, ob dieses Geheimnis gewahrt bleibt. Das war einer der Gründe, warum ich keine Bedenken hatte, dir diesen Ort zu zeigen.«

    »Und der andere?«

    »Du hast mir geholfen.«

    T’shantra studierte die gigantischen kugelförmigen Schiffsgerüste vor dem Fenster. Ihr kam ein Gedanke. »Warte mal. Wie lange würde es dauern, diese Schiffe fertigzustellen?«

    »Die Konstruktionszeit wurde auf drei bis vier Jahre geschätzt.«

    Drei bis vier Jahre! Niemand, den T’shantra je gekannt hatte, besaß so viel Geduld. »Wenn die Kinshaya die Flotte bis dahin ohnehin nicht hätten nutzen können, welche Rolle spielt es dann, dass ihr jetzt die Kontrolle über sie verloren habt? Ihr müsst sie nur zurückerlangen, sobald die Kriegsschiffe bereitstehen.«

    Roje schien von dem Gedanken überrascht zu sein. »Es wäre möglich, dass wir sie völlig umsonst bauen. Ich möchte Domo Brex nicht über die Erfolgschancen belügen.«

    »Das musst du nicht. Du hast einen Plan, um die Schiffe zu bauen – und du erstellst noch einen, um die Kontrolle wiederzuerlangen. Solange du ernsthaft an beiden Plänen arbeitest, ist es keine Lüge.«

    Roje ließ den Blick erneut über den im Dunkeln liegenden Konstruktionsbereich schweifen – und nickte dann. »Wir haben viel investiert«, sagte er langsam. »Das ist eine Überlegung wert. Aber es gibt keine Erfolgsgarantie. Innerhalb der Kinshaya sind viele Fraktionen am Werk, mehr, als wir kennen – allerdings ist inzwischen klar, dass die Breen auf ihren Welten nicht länger willkommen sind. Es wird vieler Agenten bedürfen und ich habe in diesem Sektor nur wenig Leute, die bereit wären, die Gleichberechtigung der Breen für die Dauer dieser Mission aufzugeben.«

    »So etwas wie Gleichberechtigung habe ich nie erlebt«, erwiderte sie. »Ich habe bisher jeden Tag meines Lebens damit verbracht, meine Loyalität anzupassen und zu übertragen, von einem Besitzer auf den nächsten. Ich bin gut darin, Situationen einzuschätzen.« Sie blickte wieder zu Roje. »Könnte ich mir einen Platz unter den Breen verdienen?«

    Er schien sie zu mustern. »Vielleicht«, meinte er nach einem Augenblick des Schweigens. »Wenn du bereit bist, dich weiteren Tests zu unterziehen, und diese bestehst, könnte ich dich in die Konföderation aufnehmen. Dazu bin ich bevollmächtigt. Wir haben ein Orientierungsprogramm für Leute mit den richtigen Fähigkeiten und Ansichten. Zu gegebener Zeit könntest du eine Chance auf eine Position beim Geheimdienst bekommen.«

    Das war ein aufregender Gedanke. Die Vorstellung, nie wieder einen anderen Orioner – oder ihr eigenes Spiegelbild – zu Gesicht zu bekommen, machte ihr dabei nicht das Geringste aus. Und die Tatsache, dass die Breen ihren früheren Sklavenhaltern gegenüber feindlich gesinnt waren, war ein zusätzlicher Pluspunkt. »T’shantra von den Breen«, sagte sie versuchsweise.

    Roje lachte. »Bei den Breen würde man dir einen solch extravaganten Namen niemals gestatten. Unsere Namen sind kurz, sie vermitteln unsere Gleichheit und unsere Funktion. Bei einem Geheimagenten würde der Name eine Eigenschaft oder eine Fähigkeit beschreiben.«

    Sie grübelte einen Moment, bevor die Erkenntnis sie traf. »Ich soll Allianzen verschieben – auch meine eigene«, sagte sie mit einem Lächeln, dass nur ihr bewusst war. »Nenn mich Shift.«

    AKT EINS

    DER WEG DES KRIEGERS

    2386

    »Der Staub eines zerstörten Glaubens

    erzeugt einen schönen Sonnenuntergang.«

    – Geoffrey Madan

    3

    U.S.S. AVENTINE

    NO’VAR-AUSSENPOSTEN, KLINGONISCHES REICH

    Ich hasse diesen Ort, dachte Captain Ezri Dax, als das Raumschiff Aventine auf Roten Alarm ging. Jedes Mal, wenn ich herkomme, passiert irgendetwas Verrücktes.

    Ein weiterer Photonentorpedo explodierte an Steuerbord in mehreren Kilometern Entfernung. Die Druckwelle streifte die Schilde des Schiffs der Vesta-Klasse nur minimal. Kurz darauf folgte ein Blitz direkt vor dem Bug, löste die Helligkeitsfilter des Bildschirms aus und schüttelte die Mannschaft durch.

    »Ausweichmanöver!«, befahl Dax. Nur Augenblicke nach der ersten Attacke hatte der schwarzhaarige Trill-Captain befohlen, die Schilde zu aktivieren. »Zurückfallen – und rufen Sie sie weiter, bis sich jemand meldet!«

    Wenn sie überhaupt jemanden rufen konnten. Vor Wochen hatte die Aventine endlich das erhalten, was alle an Bord sich lange herbeigesehnt hatten: die Möglichkeit, die unvergleichliche Geschwindigkeit des Quanten-Slipstream-Antriebs des Schiffes zu nutzen, um sich ernsthaft der Erforschung des unbekannten Raums zu widmen. Dax’ Mannschaft hatte mehrere Wochen damit verbracht, eine Sternenwiege im Zalkon-Sektor zu erforschen, der weit jenseits des Romulanischen Sternenimperiums lag. Man ging davon aus, dass die Nähe der Aventine zu den starken Strahlungsquellen es ihnen unmöglich machen würde, Kontakt mit dem Sternenflottenkommando aufzunehmen.

    Allerdings hatte man nicht damit gerechnet, dass die Schäden an den Subraumempfängern des Schiffs, die durch Ionisation entstanden waren, dafür sorgen würden, dass sie auch auf dem Rückweg durch den Warpraum von allen abgeschnitten waren. Ihre Mannschaft versuchte immer noch fieberhaft, die Systeme wieder zum Laufen zu bringen. »Lieutenant, wer ist da draußen?«

    »Die D’pach, ein klingonisches Schlachtschiff. Vor’cha- Klasse«, meldete Lonnoc Kedair. Die grünen, schuppigen Finger der Sicherheitschefin flogen über die Kontrollen der taktischen Konsole. »Sie hat das Feuer eröffnet, sobald wir aus dem Warp kamen. So schlecht, wie die zielen, würde ich behaupten, dass es sich um Warnschüsse handelt.«

    »Die D’pach«, wiederholte Sam Bowers, ihr Erster Offizier. »Captain, wir haben sie bei unserem letzten Besuch des No’Var-Außenpostens gesehen.«

    Unser letzter Besuch. Das könnte die Sache erklären, überlegte Dax. »Da drüben sitzt wohl jemand mit nervösen Fingern am Abzug – oder man hegt einen Groll gegen uns. Bringen Sie etwas Distanz zwischen uns, damit sie sehen, dass wir keine Bedrohung für den Außenposten sind! Und rufen Sie sie mit allem, was uns zur Verfügung steht!«

    Die Aventine war durch eine unschöne Geschichte mit dem No’Var-Außenposten verbunden. Vor einigen Monaten, bei einem Vorfall, der inzwischen als Takedown bekannt war, hatte eine fremde Macht die Aventine und ihre Waffen benutzt, um die Kommunikationsphalanx des Außenpostens zu zerstören. Niemand war verletzt worden und die Mannschaft der Aventine traf keine Schuld. Dax hatte ihre Route so geplant, dass sie an dem Außenposten vorbeikamen, um als ein Zeichen des guten Willens die Hilfe ihrer Techniker anzubieten, falls es dort noch weiterer Reparaturen bedurfte.

    Der Captain hatte sich den Anhängen des Khitomer-Abkommens entsprechend verhalten und dafür gesorgt, dass die Aventine ohne Subraumkommunikation weitab von der asteroidenreichen Umgebung der Raumstation aus dem Warp kam. Das reichte dem Captain der D’pach ganz offensichtlich nicht. Das Kriegsschiff akzeptierte ihre Weigerung, das Feuer zu erwidern, anscheinend nicht als Antwort.

    »Sie verfolgen uns, Sir«, sagte Kedair.

    So viel zum guten Willen, dachte Dax. Das Ganze ergab keinen Sinn. Die Klingonen waren die Besten, wenn es

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