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Wolken über Innermoos
Wolken über Innermoos
Wolken über Innermoos
eBook386 Seiten5 Stunden

Wolken über Innermoos

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Über dieses E-Book

Im Roman "Wolken über Innermoos" ist ein ganzes Dorf einbezogen. Arm und Reich begegnet sich dort. Habgierige und Bescheidenen, Rücksichtslose und Rücksichtsvolle, Liebende und solche mit Gier nach Sex. Wer ist nun glücklicher und welcher Weg führt ins Verderben? Sogar ein Mord bewegt die Gemüter!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. März 2019
ISBN9783746040011
Wolken über Innermoos
Autor

Paul Tanner

Paul Tanner wäre schon immer gerne Schriftsteller geworden. Das war auch die Meinung seines Lehrers. Dies war aber wegen ärmlicher Verhältnissen und einer grossen Geschwisterschar nicht möglich. Doch nach seiner Pensionierung begann er sofort zu schreiben. Heute ist er 84 Jahre alt und hat 12 Bücher und ein Theater geschrieben. Seine Adresse: Niederdorf 5 4952 Eriswil Tel:0629661878 Mail: tannerbau@vtxmai.ch

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    Buchvorschau

    Wolken über Innermoos - Paul Tanner

    Wolken über Innermoos

    1

    Noch vor fünfzig Jahren war es ein reines Bauerndorf. Das hatte sich mit der Erschliessung durch die Eisenbahn im Jahre 1955 gründlich verändert. Ein tüchtiger Unternehmer hatte damals die günstige Lage von Innermoos erkannt. Ein lang gezogenes Berg-Tal, fast noch unerschlossen, an dessen Einmündung ins Flachland Innermoos lag, verhiess billige Arbeitskräfte, Kleinbauern, die sich an ihren Steilhängen abrackerten und nur darauf warteten im Nahbereich einen Arbeitsplatz zu finden.

    So gründete Rudolf Schindler die „IVOR" ein Zulieferungsbetrieb, hauptsächlich für die Autoindustrie. Seither war Innermoos mehr und mehr zu einem Industrieort geworden. Die Bauern der Gemeinde gaben teilweise ihre unrentablen Betriebe auf, verkauften sie oder hielten sich noch ein paar Schafe und suchten Arbeit in der Fabrik oder in einem Handwerksbetrieb, die in der Folge auch fast wie Pilze aus dem Boden schossen.

    Wieder andere Bauern, vor allem an den nicht sehr steilen Hängen auf der Sonnseite, vergrösserten ihren Besitz durch Zukauf.

    Einer von ihnen war Fritz Gafner, auch Halden-Fritz genannt. Durch Zukauf von drei Kleinbetrieben vergrösserte er sein ohnehin schon stattliches Heimwesen zu einem schönen, rentablen Bauernhof.

    Das behäbige Bauernhaus stand auf einer Terrasse, etwa hundert Höhenmeter über dem Dorf, die wohl an die zwanzig Jucharten mass. Gegen das Tal zogen sich leicht haldige Matten und hinter dem Haus ebensolche, nur dass sie allmählich immer steiler wurden und schlussendlich durch einen Bergwald begrenzt waren. Ein Fichtenwald, mit kleinen Felsen durchzogen, der ebenfalls zur Halde gehörte. Oberhalb des Waldes befand sich noch eine Jungviehweide mit einer Scheune, auch in Gafners Besitz. Alles in allem ein Betrieb mit dreissig Hektaren, der Wald eingeschlossen.

    Nebst diesem schönen Besitz hatte Fritz Gafner noch Anteil an einer Alp ganz hinten im Tal, wo er die meisten seiner Milchkühe im Sommer dem Sennen überliess, und selber zuhause in aller Ruhe zusammen mit seiner Frau, einem älteren etwas verwachsenen Knechtlein und gegebenenfalls mit seinen Kindern für das Futter im Winter besorgt war

    Fünf Personen sassen um den Mittagstisch. Der Bauer, die Bäuerin, Kobi der Knecht, Tamara die achtzehnjährige Tochter und ihr vierzehnjähriger Bruder, Lukas.

    „Hat es dir geschmeckt? fragte Anna, die Bäuerin, Kobin den Knecht „Ja es war fein! antwortete dieser, etwas beschränkte, mit einem Sprachfehler behaftete, untersetzte Mann, der eher zu einem Mitglied der Familie gezählt wurde, denn als Knecht. Seine Gutmütigkeit war allgemein bekannt und seine Hilfsbereitschaft grenzte schon bald an Grossmut. Er hätte das Essen auch gerühmt, wenn es ihm nicht geschmeckt hätte. Aber Bratwurst mit viel Zwiebeln und Kartoffelrösti war sein Lieblingsgericht. Danach noch Kuchen und Kaffee zum Dessert, was will man denn mehr!

    „Nachmittag geht es ums Letzte, danach ist es wieder einmal eingebracht! so stellte der Bauer fest. „Ja, erwiderte die Bäuerin, „es war eine gute Heuernte, wir hatten Glück mit dem Wetter. „Hilfst du auch, oder musst du lernen? fragte Vater Fritz seine Tochter Tamara. „Nur wenn ich auch ein wenig mit dem Ladewagen fahren kann! „Ach meinetwegen, entgegnete der Vater. Da packte Lukas seine Schwester unsanft an den Haaren und schrie: „Die darf immer und ich nie! Nun schritt die Mutter ein. „Hör auf zu zanken, du wirst bestimmt auch nicht zu kurz kommen! Der Junge gehorchte augenblicklich, ein Zeichen dafür, dass seine Mutter die Autorität noch nicht verloren hatte. Tatsächlich liess sie mit sich diskutieren, aber Widerreden duldete sie nicht.

    2

    Tamara machte eine Verwaltungslehre in der örtlichen Gemeindeschreiberei, weil es aber Samstag war hatte sie frei. Für sie war es selbstverständlich, in ihrer Freizeit auf dem Hof mitzuhelfen. Das war schon immer so bei Gafners. Niemand zwang die Kinder zur Arbeit auf dem Hof, sie halfen einfach, vielleicht weil ihre Arbeiten, wenn auch noch so klein, gewürdigt und geschätzt wurden. An dieser Familie könne man sich ein Beispiel nehmen, sagten die Leute im Dorf. Vor allem das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter war vorbildlich, aber auch zwischen den Eltern herrschte kaum jemals Familienkrieg. Die beiden Geschwister lagen sich natürlich schon etwa in den Haaren, das waren aber harmlose Geplänkel, die schnell wieder vergessen waren.

    Kobi und Fritz erhoben sich nun vom Esstisch und begaben sich vor das Haus auf eine lange Bank und pflegten eine halbe Stunde der Musse. Das taten sie immer bei schönem, warmem Wetter. Dabei stopfte Kobi sein Tabakspfeifchen und entfachte es genüsslich. Hier hatten sie eine wunderbare Aussicht über das Dorf hinweg und weit in das Tal hinein. Vor ihnen lagen die abgeernteten Heumatten, durchzogen von der Zufahrtstrasse, die sich in zwei grossen Kurven vom Dorf hinaufwand.

    „Gibst du mir auch einen Zug? fragte Lukas der sich unterdessen zu den Männern gesellt hatte, den Kobi und deutete auf die Tabakspfeife. „Lass das lieber sein, und fang gar nicht erst damit an! riet ihm der Vater.

    Derweil die Männer vor dem Haus Siesta hielten, wuschen Tamara und die Mutter das Geschirr ab. Anna hatte sich geweigert einen Geschirrspüler anzuschaffen. Erstens verbrauche der nur Strom und zweitens könne man nirgends so ungezwungen miteinander schwatzen wie beim Abwaschen. Schwatzen tat sie eben gern, denn sie hatte ihr Herz auf der Zunge. Nichts das ihr Kummer machte oder auch Freude konnte sie für sich behalten. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und geteilte Freude ist doppelte Freude, war ihr Wahlspruch. So erzählte sie oft Dinge, die eine Frau normalerweise nicht erzählt, und wenn sie es nicht hätte erzählen können wäre sie sicher fast zerplatzt. Fritz warf ihr dann etwa einen scharfen Blick zu, wenn er glaubte jetzt ginge sie zu weit.

    Heute ging es beim Abwaschen wieder einmal um Liebe und sogar um Sex. Die zwei Frauen hatten untereinander überhaupt keine Hemmungen und so war Tamara auch schon sehr früh aufgeklärt, und hatte schon einiges von ihrer Mutter mit auf den Weg bekommen.

    „Hast du eigentlich noch keinen Freund? wollte die Mutter wissen. „Ich habe verschiedene, aber noch keinen Festen. „In welchem Alter hattest den du den Ersten? „Meinst du den ersten Festen? „Ja Mutter! „Du glaubst es vielleicht nicht, aber meinen ersten festen Freund habe ich immer noch! „Du meinst Vater? „Ja, den meine ich! „Hattest du denn nie einen andern? „Vielleicht so ein bisschen ein Geplänkel schon, aber nichts Ernstes! „Wie alt warst du denn als du dich verliebt hast? „Das war kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag. „Mein Gott da bin ich ja direkt altmodisch und ihr liebt euch immer noch? „Klar doch unsere Liebe ist ungebrochen! „Bist du dir da sicher? Ich meine, Vater könnte anders denken! „Das glaube ich nicht, Männer muss man nur verwöhnen, du weisst schon was ich meine, dann gehen sie auch nicht fremd! „Wann gingt ihr denn das erste Mal zusammen ins Bett? „Du willst viel wissen, vielleicht etwa nach einem Jahr. „So lange habt ihr gewartet! „Ja, ich wollte zuerst sicher sein, dass Fritz mein Mann fürs ganze Leben sein würde! „Du meinst also man sollte nicht gleich mit jedem ins Heu! „Verbieten würde ich es dir nicht, aber abraten. Schau, wenn es danach zur Trennung kommt, prahlen die Burschen herum der haben sie es auch einmal gemacht. Sofort hast du einen schlechten Ruf und unter der Hand bezeichnen sie dich als „Occasion. Dazu und das ist meine Meinung, sollte man Liebe und Sex nicht trennen. Die höchste Erfüllung erlebt man glaube ich nur, wenn man sich auch wirklich liebt! „So nun ist es wohl Zeit zum Ausrücken, die Männer warten sicher schon auf uns! Es galt noch das letzte Heu in den steilen Matten hinter dem Haus einzubringen. Die Arbeit war Routine, seit Jahren die gleiche. Oben am Wald war das Gelände für alle Maschinen zu steil, deshalb musste das Heu hier mit Handrechen heruntergezogen werden, soweit bis es mit dem Ladewagen aufgenommen werden konnte. Das war Arbeit für die Mutter und die Kinder. Weiter unten bediente Kobi den Bandheuer, während der Vater bereits mit dem Ladewagen auffuhr. Nach drei Fudern übernahm Tamara den Ladewagen, weil der Vater auf der Bühne den Heu Kran bedienen musste. Lukas kam beim letzten Walm auch noch zum Zuge, und konnte doch noch ein Fuder heimführen.

    „So das wäre wieder einmal geschafft! Guter Laune stellte dies der Vater fest, nachdem er den letzten Rest mit dem Heu Kran auf den Stock befördert hatte. „Ja, wascht euch beim Brunnen und setzt euch danach vors Haus an den Tisch, ich werde zur Feier des Tages etwas zum Knabbern auftragen! Diese Einladung kam von der Mutter.

    Es war zirka vier Uhr und Zeit genug, sich etwas hinzusetzen, bevor man die zwei Milchkühe die zuhause geblieben waren und die Kälber besorgen musste.

    Vor dem Haus befand sich ein grosser Tisch aus Arven Brettern, dazu Bänke aus dem gleichen Holz. Er stand wohl schon seit Urgrossvaters Zeiten da, unter dem grossen Vordach, so dass er bisher jedes Unwetter überstanden hatte. Von hier aus konnte man das ganze Dorf und weiter das lange Tal überblicken.

    Da hatte man sich hingesetzt. Mutter und Tamara hatten eine grosse Fleischplatte und dazu für die Männer Bier und für die Andern kalten Tee aufgetragen.

    Leicht bekleidet, nur das nötigste auf dem Leib, dem Wetter und der getanen Arbeit entsprechend. So trug Tamara kurze Hosen und ein freizügiges Top. Darunter der grossen Hitze wegen nicht einmal einen Büstenhalter. Die Mutter war ähnlich angezogen, trotz ihres Alters von über vierzig Jahren. Es sehe sie ja niemand und wenn auch. Sie hätte sich ohne weiteres sehen lassen können. Denn sie war eine hübsche Erscheinung und brauchte nichts zu verstecken. Sowohl Mutter als auch Tochter konnten ihre wohlgeformten Körper kaum hinter Kleidern verbergen. Fritz dachte oft bei sich, wenn es stimme, dass der liebe Gott die Menschen erschlaffte, so habe er sich bei seinen Frauen ganz besonders Mühe gegeben. Anna wie eine Rose in voller Blüte und seine Tochter wie eine sich gerade öffnende.

    Nicht weniger gefiel aber der Mutter Gafner ihr Mann. Ein selbstbewusstes Muskelpaket, mit kantigem Gesicht stahlblauen Augen, dunkelblondem dichtem Haar und Händen, die zupacken konnten. Anna betrachtete wieder einmal das Spiel seiner Muskeln, die von einer glatten gebräunten Haut überzogen waren. Sie war mehr als zufrieden mit ihrem Mann und oft, wenn sie mit ihm wieder eine besonders schöne Stunde verbracht hatte, wollte es ihr das Herz fast zersprengen und am liebsten wäre sie unter das offene Schlafzimmerfenster gestanden, und hätte es dem ganzen Dorfe zugerufen wie schön es wieder gewesen sei. Etwa so: „Schminkt euch wie ihr wollt, ihr da unten. Salbt euch ein mit Parfüm. Hängt goldene Ketten um den Hals und kauft euch teure Kleider, aber einen Mann wie ich einen habe kriegt ihr nie—nie!" So war ihr jeweils zumute und wir haben es schon gehört, sie hatte das Herz auf der Zunge.

    Und Lukas? Er war nicht mehr ganz ein Knabe aber auch noch nicht erwachsen. So im dümmsten Alter. Nirgends konnte er lange sitzen, so auch heute nicht. Während die Andern am Tische plauderten, versuchte er mit Steinen die Apfelbäume zu treffen, spielte mit dem Hund Fino und neckte vor allem immer wieder Tamara, und hatte die grösste Freude daran, wenn sie ihn erzürnt verfolgte. Sonst war er ebenfalls ein hübscher Bursche, er müsste ja nicht ein Gafner sein. Kobi der Knecht kaute genüsslich an einem Stück Schinken und trank dazu Bier in kleinen Schlücken. Er war wirklich eine treue Seele. Seit seiner Kindheit war er schon bei Gafners. Die Grosseltern hatten ihn aufgezogen als wäre er ihr eigenes Kind. Nie wurde er wegen seinem Aussehen und seinem Sprachfehler gehänselt und wenn ihm Tamara oder Lukas etwas Schlechtes angetan hätten, wären sie vom Vater oder der Mutter hart bestraft worden. Leicht bucklig, den Kopf etwas schräg gestellt, weil er in seinen ersten dreissig Lebensjahren einen grossen Kropf gehabt hatte, den damals niemand zu operieren gewagt hatte. Weitere Merkmale waren seine kleinen etwas listigen Äuglein und sein Gesicht glich etwa dem einer Ziege.

    Kobi war äusserst sensibel. Eine Kleinigkeit brauchte es und er hatte Tränen in den Augen. Entweder vor Freude oder vor Kummer oder sonst einer Begebenheit, die sein Herz bewegte. Bei Gafners lachte niemand darüber und unter andere Leute kam er kaum. Am liebsten blieb er zu Hause bei seinen Tieren. Nur einmal im Jahr, das wussten alle, kleidete er sich sonntäglich und nahm sich einen Tag frei um in dem nahen Städtchen den Herbstmarkt zu besuchen. Dort kaufte er sich von seinem Ersparten immer beim gleichen Händler eine Glocke. Fahrgeläute nennen das die Bauern. Diese Glocken sind meist an einer langen Stange vor dem Haus aufgehängt und werden den Kühen nur angelegt, wenn sie auf die Alp getrieben werden, oder dann von dort bekränzt in einer Alpabfahrt wieder zurückgebracht werden. Dieses Fahrgeläute war Kobis grosser Stolz. Der Händler, der ihm die Glocken jeweils verkaufte, hätte dieses Knechtlein auch schamlos ausnützen können, aber er tat es nicht, auch wenn er sonst den reichen Bauern nichts schenkte, und alles versuchte, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

    So sassen sie nach getaner Arbeit gemütlich vor dem Haus als Lukas plötzlich gegen den Himmel deutete und rief: „Ein Gleitschirm, ein Gleitschirm, direkt über unserem Haus!"

    Nun, weiter hinten im Tal wäre das nichts Aussergewöhnliches gewesen. Aber dieser Bursche war wahrscheinlich auf der Haldenfluh gestartet. Das heisst, dass er sein schweres Gerät durch den relativ selten begangenen Wanderweg hat hinauftragen müssen, an und für sich schon eine beachtliche Leistung. Oben als Erster zu starten brauchte sicher Mut.

    Am Schirm hing Markus Speidel. Vor zwei Wochen hatte er sein Gleitschirmpilotenbrevet nach bestandener Prüfung erhalten. Darauf war er sehr stolz, besonders weil ihn seine Eltern nicht finanziell unterstützt hatten und er sich das ganze Geld das die Ausbildung und der Schirm gekostet hatten, aus seinem Lehrlingslohn zusammengespart hatte.

    Markus war Mechaniker Lehrling im dritten Lehrjahr. Die ersten zwei Lehrjahre hatte er in der Nähe von Winterthur absolviert. Da seinem Vater, einem Maschinenbau-Ingenieur, eine gut bezahlte Stelle bei der IVOR angeboten wurde, war die ganze Familie nach Innermoos umgezogen. Hier konnte Markus seine angefangene Lehre fortsetzen.

    Noch bekundete er etwas Mühe, in einen Freundeskreis von gleichaltrigen Innermooser aufgenommen zu werden. Die waren von jeher skeptisch allen Fremden gegenüber, eine Eigenschaft, die in den Bergen weit verbreitet ist. In der IVOR wurden aber noch zwei weitere Lehrlinge ausgebildet. Die erkannten in ihm schnell einen angenehmen Kollegen. Einer davon lernte gerade Gleitschirm-Fliegen und konnte Markus auch dazu animieren. Der erwies sich als sehr geschickt, so dass er nun die Prüfung vor seinem Kollegen Hermann ablegen konnte.

    Stolz zog er nun seine Kreise am Himmel über Innermoos. Im Schweisse seines Angesichts hatte er den Schirm auf die Haldenfluh getragen. Die Neigung erwies sich als gut, und der Start bereitete ihm keine grosse Mühe. Etwas mehr Erfahrung hätte er aber gebraucht, um den richtigen Aufwind zu finden. Schnell musste er einsehen, dass er keine allzu grosse Höhe gewinnen konnte, und somit das Dorf wohl nicht überfliegen könne. Unter sich sah er einen Bauernhof, und darum herum frisch abgeerntete Heuwiesen. Am besten würde er hier landen, denn weiter unten sah er eine Freileitung und Gärten. So flog er noch ein paar Kreise, bis er genug Höhe abgebaut hatte, zog nachher an den Leinen und leitete die Landung ein.

    Gespannt hatten Lukas und Tamara den Flug verfolgt und waren, als dem jungen Mann die Landung glückte, zu ihm geeilt.

    Tamara kannte den Burschen flüchtig, weil er sich auf der Gemeindeschreiberei eine Indentitätskarte bestellt hatte. Dort hatte sie sich dabei ertappt, dass sie sich sein Passfoto öfters als nötig angeschaut hatte, so wie man ein Bild gerne anschaut, das einem gut gefällt.

    „Hoi, rief ihm Tamara zu und Lukas musste sich natürlich den Flieger aus nächster Nähe ansehen. „Tritt mir bitte nicht in die Leinen, wies ihn Markus etwas zurück.

    „Ist das nicht gefährlich? fragte nun Tamara, wohl eher um ein Gespräch, mit diesem hübschen jungen Mann zu beginnen. „Wenn man alles beachtet überhaupt nicht. Wunderschön ist es, megageil, das kann ich dir sagen, himmlisch schön!

    Unterdessen war auch der Vater und Kobi interessiert herbei getreten. „Du hast sicher Durst, wir nehmen gerade z’ Vieri vor dem Haus. Komm iss mit uns eine Kleinigkeit. „Gerne, danke, aber ich muss zuerst den Schirm einpacken, bevor mir der Wind alles durcheinander macht. „Kann ich dir etwas helfen? „Wohl kaum, das ist etwas, das gelernt sein muss, ich danke dir trotzdem! So schauten alle, ausser der Mutter zu, wie Markus die Leinen und den Schirm faltete und in einen grossen Tragsack steckte. Die Mutter hatte gehört, dass Vater den Burschen eingeladen hatte, und beeilte sich, die Fleischplatte und die Getränke zu ergänzen.

    So sass man nun von neuem um den grossen Tisch. Markus musste erzählen, wie so ein Schirm zu bedienen sei, was man alles über das Wetter und die Beschaffenheit der Wolken wissen müsse, wie man auszuweichen hätte, wie man einen Sinkflug einleite oder mit Aufwind an Höhe gewinnen könne.

    Tamara hörte ihm besonders gut zu. Sie fand diesen jungen Mann äusserst sympathisch, und konnte kaum den Blick von ihm abwenden. Gut gebaut, mit sportlicher Figur dazu braune glänzende Augen, eine Reihe gesunder Zähne in seinem kantigen Gesicht das er glattrasiert hatte. Es war ihr, als sähe sie nur lauter Vorteile an ihm. Dazu musste er mutig sein, sonst wäre er nicht Gleitschirmflieger. Das Mädchen war im Begriff, sich in einen Jungen zu verlieben.

    Die Blicke von Tamara blieben natürlich von Markus nicht unbemerkt und er müsste ein Holzklotz gewesen sein, wenn sie ihn nicht zu tiefst erregt hätten. Schliesslich war Tamara eine wunderschöne junge Frau. Markus getraute sie in ihrer leichten Bekleidung kaum anzusehen. Jedoch zweifelte er daran, dass jemals ein so hübsches Mädchen an ihm gefallen finden könnte, denn selber fand er sich hässlich und mit allen möglichen Fehlern behaftet.

    Das Gespräch nicht nur mit Tamara, sondern der ganzen Familie fand er aber angenehm und er fühlte sich wohl an ihrem Tisch.

    Nach einer Weile bemerkte nun der Vater, sie müssten wohl in den Stall. Da wollte sich Markus erheben und sich verabschieden. Tamara versuchte ihn noch zurückzuhalten, sie müsste ja nicht in den Stall! Markus erklärte aber, er sollte nun auch nach Hause, sonst würden sich seine Eltern Sorgen machen. So bedankte er sich für die Gastfreundschaft, streckte jedem seine Hand hin und wünschte ein schönes Wochenende.

    An diesem Samstagabend konnte Tamara lange nicht einschlafen. Das lag kaum am Mond, der hell durch ihr Fenster schien. Entweder sah sie Markus im Geiste am Gleitschirm hängen und hatte Angst um ihn, oder er sass bei ihnen am Tisch und plauderte, und sie dachte wortwährend wie hübsch dieser Bursche sei. Dann träumte sie mit offenen Augen er wäre ihr Freund, und läge bei ihr im Bett. Da brauste ihr junges Blut wild durch ihre Adern, und sie kriegte lauter Schmetterlinge im Bauch.

    3

    Der Weg von ihrer Wohnung zur IVOR war kurz, und so legte ihn Markus jeweils zu Fuss zurück. Natürlich immer im letzten Moment, wie alle jungen Burschen, aber nur solange, bis er einmal entdeckt hatte, dass die Verwaltungslehrtochter Tamara etwa zehn Minuten früher den gleichen Weg, aber in entgegengesetzter Richtung mit dem Fahrrad befuhr. Da wunderte sich seine Mutter, wie plötzlich der Bub zeitig zum Morgenessen erschien und auch früh zur Arbeit aufbrach.

    Am Anfang begnügten sich die beiden damit, einen freundlichen Gruss und einen süssen Blick auszutauschen. Doch eines Tages, es waren wohl kaum zwei Wochen vergangen, hielt Tamara an, und erkundigte sich wie es ihm ergehe, ob er auch wieder geflogen sei, wie es ihm in der IVOR gefalle? Fragen wie sie eben gestellt werden, nur in der Hoffnung es könnte daraus vielleicht doch eine Beziehung entstehen. Tatsächlich gab’s von nun an jeden Morgen einen kleinen Schwatz.

    4

    Einmal mehr sassen Gafners nach getaner Arbeit um den Stubentisch. Vater Fritz las die Zeitung und gab sie Blatt um Blatt an Kobi weiter. Lukas schaute sich eine Sendung im Fernseher an, die offenbar sonst niemanden interessierte. Mutter Anna konnte es nicht lassen und strickte an einem Socken, während Tamara einen Kleiderkatalog studierte. Immer wieder blieb sie an der gleichen Seite hängen, an einem Kleidchen das ihr ganz besonders gefiel. Sie schob der Mutter den Katalog hin und fragte: Was meinst du zu dem? Sie zeigte auf ein enggeschnittenes Polokleid. „Ein bisschen gewagt finde ich, möchtest du nicht lieber Hosen und dazu ein Top? „Bis jetzt habe ich immer Hosen getragen, nun möchte ich einmal einen Rock oder so etwas. Nun mischte sich der Vater ein: „Zeig her welches möchtest du? Potz Tausend, sexy, darin wirst du die Buben anziehen wie ein Kuhfladen die Fliegen! „Das will ich ja auch, damit ich mir den besten aussuchen kann!

    Eigentlich wollte Tamara nur wissen, ob sie mit diesem Kleid bei den Eltern auf totale Ablehnung stossen würde; sie hatte sich nämlich schon lange für dieses entschlossen. Der Preis war günstig, wenig mehr als sechzig Franken. Mit der Farbe war sie sich noch nicht ganz einig. Unterer Teil weiss mit schwarzem Muster, Oberteil schwarz oder unterer Teil braun mit grünem Blattmuster und Oberteil fliederfarbig. Da sonst die Eltern nichts einzuwenden hatten, entschloss sie sich zur zweiten Variante.

    „Was meinst du Mutter? Wenn ich es morgen bestelle erhalte ich es bis am übernächsten Samstag? „Ich glaube schon, wenn du es nicht noch umtauschen musst! Was ist denn an diesem Samstag so wichtiges, dass du ein neues Kleid brauchst? „Aber Mutter! Da ist doch im Dorf Sommernachtsfest es steht doch in allen Zeitungen. Macht denn der Damen-Turnverein nicht mit? „nicht, dass ich wüsste! „Und die Dorfmusik auch nicht? „Doch, wir spielen zur Eröffnung ein paar Märsche. Durchführen tun es die Hornusser und der Sportverein. „Ich will auch neue Kleider, meldete sich nun Lukas. „Ich wüsste nicht wozu, du hast Kleider genug und dazu bezahlt Tamara das Ihrige selber!

    Das Kleid kam rechtzeitig und passte wie angegossen. Glücklich muss sein, wer eine Figur hat wie eine dieser Frauen die sie in den Katalogen präsentieren!

    Nun kam endlich der ersehnte Samstag. Wer eine erwachsene Tochter im Hause hat wäre gut beraten mit zwei Badezimmern. Glücklicherweise hatte es bei Gafners noch eine Dusche mit WC im Scheunenteil. Sonst wäre wohl ein kleiner Krieg ausgebrochen, denn Tamara belegte das Bad lange. Es ist von Natur im Wesen der Frauen sich für solche Anlässe möglichst schön zu machen, wobei diejenigen sich noch die meiste Mühe geben, die es überhaupt nicht nötig hätten. Da ist duschen und waschen noch das wenigste. Von den Haaren bis zu den Zehenspitzen muss alles glänzen und duften. Haare waschen, Zähne etwa drei Mal putzen sich einbalsamieren, die Wimpern tönen dezentes Rot auf die Lippen, immer wieder kontrollieren ob die Haare auch richtig liegen, natürlich die Fingernägel lackieren und je nach Art der Schuhe auch noch die Zehennägel. Das dauert schon seine Weile.

    Endlich war Tamara zufrieden mit ihrer Körperpflege. Wohlgefällig betrachtete sie ihren nackten Körper im Spiegel, war zufrieden mit ihren prallen Busen und dachte eigentlich an keinen Andern als an Markus. Sie zog sich ihre Unterwäsche an und begab sich vom Bad in ihr Zimmer, wo sie ihr neues Kleid überstreifte. Toll sah sie aus, würde sie wohl ihrem Traummann gefallen?

    Vater war fast ein bisschen schockiert als er seine Tochter sah, während die Mutter nur ein schelmisches Lächeln aufsetzte. Vater hatte die Musikuniform angezogen und Mutter ein leichtes Sommerkleid. So begaben sie sich zu Fuss auf den Weg ins Dorf, begleitet von Schimpfwörtern, ausgestossen von Lukas, weil er zu Hause bleiben musste. In der Festhütte trennten sie sich. Vater musste zum Einblasen, Mutter begab sich an einen Tisch an dem sich Kolleginnen vom Damenturnverein befanden und Tamara fand schnell zu Jugendlichen in ihrem Alter. Sie schaute sich nach allen Seiten nach Markus um, sah ihn aber nirgends. Ziemlich aufgewühlt sass sie auf ihrer Bank, trotz dem Auftritt der Dorfmusik den Blick meistens auf den Eingang gerichtet. Endlich! Mit einem etwa gleichaltrigen oder vielleicht etwas älteren Burschen trat er unter den Eingang und schaute sich um. Jetzt oder nie, ging es Tamara durch den Kopf und sie winkte ihm zu. Offenbar besprach er sich nun mit seinem Kollegen und deutete dabei auf ihren Tisch. Darauf setzten sie sich in ihrer Richtung in Bewegung. Die Jungs rutschten ein wenig zusammen, und die Zwei setzten sich mit freundlichem Gruss gegenüber von Tamara an den Tisch. Dich kennen wir, du bist der Junge vom IVOR Chef, aber wer ist dein Kollege. Da fühlte sich Tamara dazu berufen den jungen Mann vorzustellen und so sagte sie, das ist Markus Speidel Mechaniker Stift in der IVOR. Sein Vater arbeitet ebenfalls dort und ist Ingenieur. „Du bist bereits gut im Bilde! meinte einer ihrer Schulkameraden mit einem etwas eifersüchtigen Unterton. „Ach so? in der Gemeindeschreiberei lernt man eben die Leute kennen!"

    Die Jungs lauschten nun doch ein bisschen den Klängen der Dorfmusik, konnten es aber fast nicht erwarten bis die Kapelle zum Tanze aufspielte.

    Endlich war es soweit. Eine bekannte Stimmungskapelle eröffnete den Tanzabend. Tamara hatte Herzklopfen, und zitterte vor Aufregung. Würde er sie zum Tanze auffordern? Zu leicht wollte sie es ihm nicht machen, und so richtete sie ihren Blick gegen die Tanzbühne statt Markus zuzulächeln. Jener hätte eigentlich nichts lieber getan als mit Tamara zu tanzen, fürchtete aber sie könnte ihm einen Korb geben und dazu fand er, habe er ja zwei linke Beine und könne nicht tanzen. So zögerte er zu lange, obschon auch ihm das Herz zum Zerspringen klopfte.

    Im Gegensatz zu ihm hatte sein Kollege, Felix Schindler überhaupt keine Hemmungen. Diesem war der Umgang mit Mädchen geläufig, und als Student und Sohn eines reichen Fabrikanten hatte er auch immer reichlichen Zulauf gehabt und Erfahrung gesammelt. Der hatte sich schon bei den ersten Tönen von seinem Sitz erhoben und forderte über den Tisch hinweg Tamara zum Tanze auf. Jene warf zwar noch einen sehnsüchtigen Blick auf Markus, getraute sich aber nicht nein zu sagen und so tanzte sie eben mit Felix den ersten Tanz. Sie war eigentlich auch noch Anfängerin. Sie hatte zwar in der Schule im Ferienlager ein wenig tanzen gelernt aber auf der Tanzbühne hatte sie keine Erfahrung. Anders Felix. Der hatte schon oft an Studentenpartys und in der Disco getanzt. So führte er Tamara sicher und das Paar war recht hübsch anzuschauen. Dies nahm natürlich Markus endgültig den Mut. In der Folge tanzte nun Tamara einen um den andern mit Felix und ärgerte sich eigentlich darüber. Sie hätte erwartet, dass Markus auch einmal aufgestanden wäre und sie gefragt hätte, denn ihr Herz schlug seit langem für ihn.

    Markus seinerseits wurde immer betrübter. Am liebsten hätte er seinem Kollegen das Mädchen einfach entrissen. Mehr als einmal fasste er den Mut und dachte, das nächste Mal werde er sie fragen, aber Felix war immer der Schnellere, oder er fragte sie schon auf der Bühne um den nächsten Tanz.

    So dachte Markus bei sich, bei der hätte er ohnehin keine Chance. Die sei so schön, dass sie sich einen aus den oberen Zehntausend aussuchen könne. So verflogen seine schönsten Träume die er in den letzten Wochen gehabt hatte und tiefbetrübt stand er auf wünschte eine gute Nacht und ging nach Hause.

    Darüber ärgerte sich Tamara sehr. Weshalb hatte er sie nicht ein einziges Mal um einen Tanz gefragt? Wie gerne hätte sie ihn in ihren Armen gehabt. War sie ihm zu wenig? Oder war er derart eifersüchtig, weil sie den ersten Tanz mit Felix getanzt hatte. Oder wollte er es mit dem Sohn seines Chefs nicht verderben?

    Obschon sie auch enttäuscht war, wollte sie sich nichts anmerken lassen und den Abend bis zum letzten Tanz auskosten, denn daran fand sie Gefallen. Ihre Eltern hatten sich etwa um zwei Uhr nach Hause begeben. Sie wünschte aber noch ein wenig zu bleiben. So tanzte sie mit Felix bis die Musik erklärte, dies sei nun der Letzte. Da fragte er sie, ob er sie nach Hause begleiten dürfe. „Ich finde den Weg gut selber! gab sie ihm zur Antwort. „Das glaube ich dir, aber ich würde dich trotzdem gerne begleiten! Darauf erwiderte Tamara nichts, was Felix einfach als Einwilligung auffasste.

    Kaum lagen die letzten Häuser hinter ihnen, sie waren gerade bei einer kleinen Hecke angelangt, packte sie der Bursche, riss sie mit Gewalt an sich und wollte sie küssen. Tamara wehrte sich und versuchte ihn von sich zu stossen. „Lass das sein so weit sind wir noch nicht! „Tu doch nicht so blöd, was ist denn schon dabei! „Ich stelle mir das ein bisschen anders vor, ich bestimme selber wer mich küssen soll! Er zog sie aber erneut mit aller Gewalt an sich und versuchte wieder sie zu küssen. „Jetzt ist aber genug, scher dich nach Hause, aber sofort!"

    Was war denn das für eine dumme Ziege? Bei den Mädchen und Studentinnen die er sich bis jetzt geangelt hatte, hatte er nie sonderlich Widerstand gespürt. Es war ihm bis jetzt auch kaum jemals ein Wunsch ausgeschlagen worden. Fast vom ersten Atemzug an wurde ihm, als einzigem Sohn des Fabrikanten Schindler alles zugetragen, was immer er sich wünschte. Nun stand das hübscheste Mädchen vor ihm, das er je gesehen hatte und sie liess sich nicht einmal küssen!

    Widerspenstige Frauen müsse man erobern, hiess es unter den Studenten. Solche Sprüche und schlechte Filme über erotische Männerträume führten dazu, dass er Tamara erneut an sich riss, und versuchte ihr den Rock zu heben um zu ihrer Unschuld vorzudringen. Dabei riss das enge Kleid von untenher auf. Eine ungeheure Wut verlieh Tamara die Kraft sich loszureissen. Eine schallende Ohrfeige erreichte nun ihr Ziel. „Du hast mir das neue Kleid zerrissen du Lümmel, geh mir aus den Augen und zwar sofort, sonst schreie ich so laut ich kann. Da wandte sich der junge Schindler ab, rief aber noch zurück: „Ich bezahle dir das Kleid, kauf dir ein neues! „Ihr glaubt wohl, für Geld könne man alles haben! Aber mich nicht!

    Zügig schritt sie nun nach Hause. Tränen liefen ihr über die Wangen. Teilweise vor Wut, aber auch vor Enttäuschung. Wieso hatte sie Markus nicht ein einziges Mal zum Tanze aufgefordert? Hatte er dazu überhaupt Gelegenheit? Warum hatte sie dem Schindler nicht gesagt, sie würde es gern einmal mit Markus versuchen? Aber er hätte auch den Mut aufbringen können, seinem Kollegen zu sagen, er möchte auch einmal mit ihr tanzen? Solche und ähnliche Gedanken gingen ihr auf dem ganzen Heimweg durch den Kopf. Auch musste sie immer wieder an diesen Lümmel von Schindler denken und damit war ihre Laune wirklich im Keller und die Enttäuschung über diesen Abend gross.

    5

    Felix Schindler ging auf seinem Heimweg auch Einiges durch den Kopf.

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