Die Gebetshausbewegung: Ein Buch für Interessierte, Gründer und Mitarbeiter
Von Rainer Harter und Johannes Hartl
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Über dieses E-Book
Rainer Harter
Rainer Harter, geboren 1964, lebt in Freiburg, wo er 2003 das überkonfessionelle Gebetshaus gründete, welches er seither leitet. Er arbeitete fast 30 Jahre in einem Forschungsinstitut, bevor er 2012 seinen Traumjob aufgab, um Gottes Ruf für sein weiteres Leben vollzeitlich folgen zu können. Rainer ist Autor, hat drei Lobpreis-CDs veröffentlicht und ist gefragter Sprecher auf Seminaren und Konferenzen. Sein Herz schlägt für Einheit und dafür, dass die Kirche wieder neu von Jesus fasziniert wird.
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Buchvorschau
Die Gebetshausbewegung - Rainer Harter
RAINER HARTER
DIE
GEBETSHAUS
BEWEGUNG
Ein Buch für Interessierte, Gründer und Mitarbeiter
SCM | zentrierenSCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22905-9 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26835-5 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2018 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: info@scm-brockhaus.de
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
Weiter wurden verwendet:
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (HFA)
Bibeltext der Schlachter Bibelübersetzung. Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.
Wiedergegeben mit der freundlichen Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (SLT)
Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Titelbild: Icon Flamme: Gebetshaus Augsburg, Icon Herz und Haus: freepik.com
Satz: Christoph Möller, Hattingen
Inhalt
Über den Autor
Widmung
Vorwort von Dr. Johannes Hartl
Über das Buch
Teil 1 – Historische und biblische Grundlagen
Einleitung
Das erste 24-Stunden-Gebetshaus
Die Ordnungen Davids
Kontinuierliches Gebet in der Kirchengeschichte
Der Ruf ins Gebet
Wofür Gebetshäuser stehen
1. Die Notwendigkeit und Schönheit des Gebets
2. Der Ruf zur Intimität mit Gott
3. Die Bedeutung der Einheit
4. Die Jagd nach Heiligung
Theologische Prägung der Gebetshäuser
Faszination Gebetshaus
Die Strategie des Heiligen Geistes
Teil 2 – Gebetshaus und du
Die Berufung von Hanna
Der Weg in ein Gebetshaus
Freisetzung
Auf den Spuren Abrahams
Leben aus Gott
Balance halten
Leben in Gemeinschaft
Leben in Begleitung
Leiten wie Jesus
Teil 3 – „Betriebsanleitung" für Gebetshausgründer und Gebetshausmissionare
Das Wichtigste zuerst
Herausforderungen zu Beginn der Gründung
Im Team
Das Leitungsteam
Falsche Erwartungen
Die Zusammenarbeit (intern und extern)
Organisatorisches
Die Vision
Die Vision teilen
Einheit
Das levitische Vorbild
Das Gebet
Der Gebetsraum
Im Gebetsraum
Das Gebet der Nähe
Harfe und Schale
Mit der Bibel beten
Beten ohne Unterlass
Lebenslanges Lernen
Schlusswort: Der suchende Gott
Anhang
Dank
Anmerkungen
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Über den Autor
RAINER HARTER, geboren 1964, lebt in Freiburg. Dort gründete er 2003 das überkonfessionelle Gebetshaus, welches er seither leitet. Er ist ein gefragter Sprecher auf Seminaren und Konferenzen. Sein Herz schlägt für Einheit und dafür, dass die Kirche wieder neu von Jesus fasziniert wird.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Der Boden, aus dem die Gebetshäuser heute wachsen, wurde durch die treuen Gebete vieler Menschen, die zum Teil jahrzehntelang in der Verborgenheit gebetet haben, bereitet. Das Reich Gottes ist ein Reich der Beziehungen und so hat auch die Bewegung der Gebetshäuser ihre Wurzeln in der Geschichte, die andere vor ihr geschrieben haben. Persönlich möchte ich besonders den Pionieren der Gebetsbewegungen im deutschsprachigen Raum danken. Daneben gilt mein Dank aber auch allen unbekannten und treuen Betern, die einfach nicht damit aufgehört haben, den Himmel zu bestürmen.
Vor diesen beiden Gruppen und ihrer Demut, ihrem Glauben und ihrer Ausdauer verneige ich mich. Als ein Repräsentant der Gebetshausbewegung im deutschsprachigen Raum möchte ich euch mit größtem Respekt zurufen: Ihr seid unsere Helden, unsere Väter, unsere Wegbereiter! Wir gehen dankbar in euren Spuren.
Euch ist dieses Buch gewidmet.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Vorwort von Dr. Johannes Hartl
Es ist schon eine eigenartige Sache, die sich hier vor unseren Augen vollzieht. Eine Idee, die beinahe zu einfach klingt, um neu zu sein, zieht immer weitere Kreise. Freilich, ein Massenphänomen ist es noch nicht, doch dass Christen im 21. Jahrhundert an immer mehr Orten auf die Idee kommen, Tag und Nacht zu beten, entspricht auf den ersten Blick nicht den geläufigen Vorstellungen von Säkularisierung und Postmoderne. Bemerkenswert ist, dass darunter Gläubige aller Konfessionen sind und viele junge Menschen.
Rainer Harter erläutert in diesem Buch, wie es dazu kam und wo die Ursprünge der Bewegung liegen. Seine Geschichte ist exemplarisch für die ganze Gebetshausbewegung. Er ist nicht in erster Linie Leiter, nicht in erster Linie Gründer oder Motivator. Er ist in erster Linie Beter. Er selbst lebt jede Zeile von dem, worüber er schreibt. Er ist ein in Gott verliebter, von ihm faszinierter Mensch. Und das ist vielleicht das Interessanteste an dieser neuen Gebetswelle: Sie ist eine Bewegung der Faszination und der innigen Liebe, nicht der schnellen Effekte, der einfachen Lösungen. Aus der tiefen persönlichen Reflexion und jahrelanger Praxis ist auch der Inhalt dieses Buches gewachsen. Den Leser erwartet weder eine theologische Abhandlung noch ein Modellbaukasten für die Kirche der Zukunft. Es ist ein Bericht über eine Bewegung der brennenden Herzen von einem, der selbst brennt. Rainer Harter gibt dabei auch Einblick in seine eigene Geschichte und das Leben im Gebetshaus Freiburg.
Der Titel „Gebetshausbewegung" könnte den Eindruck erwecken, dass es sich um eine Bewegung handelt, die von einem bestimmten Punkt ausgeht. Doch diese Bewegung ist anders. Die Gebetshäuser entstehen überall auf der Welt und werden nicht von einer einzigen Gemeinschaft oder Organisation getragen. Rainer Harter hat daher in insgesamt vierzehn Gebetshäusern in Deutschland mit ganz unterschiedlichem konfessionellen Hintergrund eine Umfrage gemacht und beschreibt anhand dieser die Trends der Bewegung, die nicht als starre Gesetze zu verstehen sind. Man spürt: Hier ist vieles am Wachsen, hier wird vom bisher Gelernten erzählt, während der Lernprozess noch immer andauert. Doch darin besteht auch der Reiz der Sache. Nicht Totes wird obduziert, sondern Wachsendes beschrieben.
Wer wirklich verstehen will, was ein Gebetshaus ist und was das Besondere daran ist, der muss einmal ein paar Tage in einem verbringen. Erleben, wie sich die Beter abwechseln, egal ob Besucher dazukommen oder nicht. Das Eigentliche ist das Leben, nicht die Theorie darüber. Doch wer verstehen will, welche biblische Themen und praktische Strukturen vielen Gebetshäusern zugrunde liegen oder Tipps für die Umsetzung sucht, der wird in diesem Buch fündig.
Es ist Zeit für eine Wiederentdeckung des Gebets. Authentische Spiritualität war nie aus der Mode, heute ist sie gesuchter denn je. Möge Ihr Herz beim Lesen dieses Buches mit dem gleichen Feuer entfacht werden, das in dem des Autors brennt. Und möge es nicht mehr erlöschen.
DR. JOHANNES HARTL LEITUNG GEBETSHAUS AUGSBURG
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Über das Buch
Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker.
JESAJA 56,7
Ende der 1990er-Jahre begann sich – zunächst im Verborgen – ein Geschehen zu entwickeln, das mit der Zeit immer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte: An verschiedenen Orten der Welt brachen unabhängig voneinander kleine Feuer des Gebets aus. Mittlerweile sind es so viele geworden, dass ihr helles Brennen nicht mehr zu übersehen ist. Die Geschwindigkeit, mit der der Funke überspringt, ist beachtlich. Es scheint, als ob es einen geistlichen Brandstifter gäbe, der überall neue Feuer entfacht.
Ich glaube, es gibt diesen geistlichen Brandstifter wirklich. Ich bin überzeugt davon, dass es der Geist Gottes ist, der uns eine weltweite Gebetserweckung schenkt, die der Leib Jesu auf Erden dringend braucht. Als Kirche im Gesamten sind wir in den letzten Jahrzehnten immer schwächer geworden und haben viel von unserer gesellschaftlichen Relevanz verloren. Glücklicherweise hat Jesus uns versprochen, dass seine Gemeinde nicht vom Bösen überwunden werden wird – deshalb greift er durch seinen Geist ein und facht überall das Feuer des Gebets an. Er ruft die Gemeinde dazu auf, sich leidenschaftlich an ihn zu wenden, um wieder stark und zu einem hellen Licht der Hoffnung in einer sich verdunkelnden Welt zu werden. Dies wird durch die Kraft des Vordringlichsten geschehen, das ein Christ tun kann: das Gebet.
Mit diesem Buch möchte ich die Leserinnen und Leser einladen, sich diesem Feuer zu nähern und es etwas genauer zu betrachten. Ich möchte zeigen, dass die Gebetshausbewegung einer kritischen Betrachtung standhalten kann und es sich nicht um ein Strohfeuer handelt, das heute hell brennt und morgen wieder verloschen sein wird.
Gebetshäuser entstehen oft völlig unabhängig voneinander. Noch vor einigen Jahren dachten viele Gründer, sie wären die einzigen Menschen auf der Welt, die diesen Wunsch in sich spüren. Als Gott mir 1999 den Impuls gab, ein Gebetshaus zu gründen, kannte ich niemanden in Europa, der eine ähnliche Idee gehabt hätte. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass es überall auf der Welt Menschen wie mich gab, die Gott dazu aufrief, etwas wieder zu stärken, was in der Kirche schwächer und schwächer geworden war.
Die Gebetshausbewegung breitet sich in einem Tempo und Umfang aus, die ich persönlich niemals für möglich gehalten hätte. Unzählige Menschen schließen sich ihr an und lernen, das zu lieben, was unsere einzige Chance für eine Rückkehr zu einer starken Kirche ist: Zu beten.
Bei vielen Christen weckt das Wort „Gebet" noch immer eher ein diffuses Gefühl des Unbehagens oder sogar Schuldgefühle. Etliche erleben Gebet als eine Last, als langweilig, anstrengend oder als eine vergebliche Anstrengung. Doch mitten in der Stagnation des christlichen Betens entwickeln plötzlich immer mehr Gläubige eine echte Leidenschaft für das Gebet und verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit. Woher kommt die plötzliche Freude, von der sie ergriffen werden? Warum versammeln sich so viele Christen unterschiedlichster theologischer Prägung in den Gebetshäusern? Warum fühlt sich das Beten dort so anders an, als wir es von vielen Gebetsversammlungen aus der Vergangenheit kennen?
Legt man für eine erste ehrliche Beurteilung der Gebetshausbewegung den weisen Rat des Pharisäers und großen Gesetzeslehrers Gamaliel aus der Apostelgeschichte¹ zugrunde, muss der Zweifel daran, dass Gott als Initiator hinter der weltweiten Bewegung steckt, bereits kleiner werden. Zwar ist angesichts der zweitausendjährigen Kirchengeschichte die Zeit seit Ausbruch des Gebetsfeuers in den Gebetshäusern noch sehr kurz, doch immerhin brennt es nun schon seit einem Vierteljahrhundert und breitet sich immer weiter aus. Es gibt keine Konfession, in der der himmlische Brandstifter nicht versucht, seine Funken zu schlagen. Mittlerweile haben auch sehr viele Christen zumindest schon einmal von dem neuen Feuer gehört. Es wird auf der ganzen Welt sichtbar und steht als unübersehbares Zeichen für den immer lauter werdenden Ruf Gottes ins Gebet. Deshalb ist es an der Zeit, sich mit dem Phänomen dieses Feuers zu befassen.
Seit fast zwanzig Jahren beobachte ich die Gebetshausbewegung und stelle fest, dass es mehr als nur ein paar Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Gebetshäusern gibt, obwohl sie oft völlig unabhängig voneinander entstanden sind. Egal auf welchem Kontinent sie sich befinden, zu welchem Kulturkreis sie gehören, und unabhängig davon, ob es sich um Gebetshäuser handelt, in denen viele Mitarbeiter rund um die Uhr beten, oder ob sich Gebetshauspioniere in einem kleinen Dorf in einem Privathaus treffen: Da ist eine Wesensverwandtschaft, die wiederum auf einen einzigen Urheber hindeutet, der hinter jeder einzelnen dieser Initiativen steht.
Man trifft dort stets auf Menschen, die sagen, dass sie Gebet lieben. Seit Langem bin ich selbst von solchen Menschen umgeben und weiß, dass ihre Freude am Gebet authentisch ist. Ich erlebe sie im wahrsten Sinne des Wortes als „begeistert. Ihre Ausdauer im Gebet und ihre Hingabe erstaunen mich. Manche von ihnen erinnern mich an die Prophetin Hanna, von der im Lukasevangelium berichtet wird: Sie „wich nicht vom Tempel und diente Gott Nacht und Tag mit Fasten und Flehen
(Lukas 2,37).
Allerdings weckt das rasche Entstehen immer neuer Gebetshäuser in mir ambivalente Empfindungen. Mein Inneres ist größtenteils erfüllt von großer Freude über diese Entwicklung. Aber es gibt da einen kleinen Teil meines Herzens, der sich Sorgen darüber macht, dass wir aus dem bedeutsamen Erwachen des Gebets einen geistlichen Modetrend machen könnten. Ohne das richtige Verständnis darüber, was der Heilige Geist mit der erwecklichen Bewegung beabsichtigt, und ohne einen demütigen Umgang mit den aktuellen Entwicklungen geraten wir in die Gefahr, dem Wirken Gottes unseren Stempel aufzudrücken und es unbewusst für unsere eigenen Zwecke zu missbrauchen.
Eben weil ich glaube, dass die Bewegung der Gebetshäuser kirchengeschichtlich eine große Bedeutung hat, habe ich dieses Buch geschrieben, denn die Erweckung des Gebets in unserer Zeit ist zu kostbar, als dass wir unreflektiert damit umgehen könnten.
Tatsächlich gab es schon das eine oder andere Gründerteam, das nach anfänglichem Enthusiasmus sein Gebetshaus wieder auflösen musste, weil sich die Dinge entweder nicht so schnell entwickelten, wie die Mitarbeiter sich das gewünscht hatten, oder weil im Vorfeld die Kosten nicht wirklich überschlagen worden waren. Wer sich auf die Reise macht, um ein Gebetshaus aufzubauen, muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass er sich auf einen kurzen, schnellen Lauf begibt. Er schaut den Herausforderungen eines Marathons ins Gesicht. Daher enthält dieses Buch viele Hilfestellungen dafür, wie man eine solide Grundlage legen und das „Haus mit zunehmender Größe „statisch
weiter verstärken kann. Anhand von Aussagen aus der Bibel und den Erfahrungen, die Gründer in verschiedenen deutschen Städten gemacht haben, möchte ich veranschaulichen, welche Schritte auf dem Weg wichtig sind und mit welchen Herausforderungen gerechnet werden muss.
Einerseits möchte ich mit diesem Buch sachlich informieren und andererseits das Herz der Leser begeistern und Faszination in ihnen wecken. Ich möchte all denen, die beabsichtigen, ein Gebetshaus zu gründen oder in einem mitzuarbeiten, ein Buch in die Hand geben, das ihnen in Theorie und Praxis eine Hilfe bietet. Neben vielen praktischen Fragen beleuchte ich die kirchenhistorischen und theologischen Grundlagen für ein Gebetshaus, die biblische Verwurzelung und das biblisch fundierte Mandat.
Dieses Buch soll dazu beitragen, dass Gebetshäuser zu Orten werden, an denen sich Christen aller Konfessionen zum gemeinsamen Gebet treffen. Es ist mir ein Anliegen, dass sie im Gefüge der lokalen oder regionalen Gemeindelandschaft ihren Platz und ihre Rolle finden, um dadurch zum Segen für die Menschen der Stadt und Region zu werden, in denen sie beheimatet sind.
Neben den Christen, die bereits in der Gebetshausbewegung verwurzelt sind, und denjenigen, die sich zu ihr hingezogen fühlen, gibt es einen weiteren Kreis von Menschen, für die ich dieses Buch geschrieben habe. Es sind diejenigen, welche die Bewegung vorsichtig hinterfragen oder ihr vielleicht sogar kritisch gegenüberstehen. Ich habe Verständnis für ihre Fragen bezüglich der zugrunde liegenden Theologie, der biblischen Verortung und der Auseinandersetzung mit dem Sinn und Ziel der Gebetshausbewegung. Ich kenne die Herausforderungen, die in einer Gemeinde entstehen können, wenn Mitarbeiter ihren Investitionsschwerpunkt in ein Gebetshaus verlagern. In einer Zeit, in der die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit abnimmt, kann das zu Problemen führen.
Dann wiederum treten die theologischen und theoretischen Fragen in den Hintergrund und werden von Emotionen überlagert, mit denen sich die Beteiligten ebenfalls auseinandersetzen müssen. Wie soll man miteinander umgehen? Sind Gebetshäuser eine Konkurrenz für die Gemeinden? Die praktischen, theologischen und emotionalen Herausforderungen, die das starke Wachstum der Bewegung mit sich bringt, dürfen nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Deshalb möchte ich auch auf die Frage der Koexistenz von Gemeinde und Gebetshaus eingehen.
Der Aufbau eines Gebetshauses fordert von den jeweiligen Pionieren eine große Portion Weisheit und Demut. Von den ersten Gründungsüberlegungen an sind eine gute Kommunikation und ein Rat suchender Austausch mit den geistlichen Leitern vor Ort von unschätzbarem Wert. Meine Bitte an alle Pastoren, Pfarrer und andere geistliche Leiter ist dabei, dass sie zwar einen genauen, aber auch einen wohlwollenden Blick auf die neue Initiative werfen und Kommunikationsbereitschaft signalisieren. Viele der geistlichen Verantwortungsträger unserer Stadt gehören heute zu meinen Freunden. Selbst einige, die dem Gebetshaus Freiburg zu Beginn skeptisch gegenüberstanden, sehen heute in unserer Arbeit einen bedeutsamen Dienst in und an der Stadt und ein Beispiel für gelebte Einheit. Diese Freundschaften sind langsam gewachsen, auf der Basis von Beziehung und Offenheit.
Dieses Buch soll jedoch nicht ausschließlich meine Meinung vermitteln. Vielmehr geht es darum, einen möglichst objektiven Überblick über die Entwicklung der Gebetshausbewegung zu geben. Deshalb finden sich auf den Seiten immer wieder Aussagen von geistlichen Verantwortungsträgern, die sich mit der Bewegung auseinandergesetzt haben, ohne selbst Teil davon zu sein. Zusätzlich habe ich 2017 unter vierzehn deutschen Gebetshäusern eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse denen eine Hilfe sein sollen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Gebetshaus zu gründen. Die Auswahl der Fragen entstand vor dem Hintergrund, die bei sehr vielen Gründern auftretenden Herausforderungen zu eruieren, damit andere aus der Umfrage lernen und ihre Schlüsse ziehen können.
Es waren offene Fragen, sodass einerseits ein breites Feld an Antworten möglich war und andererseits die teilnehmenden Gebetshäuser nicht alle Punkte genannt haben, die für sie relevant sind, weil sie in dem Moment oder bei dieser Frage nicht an diese Punkte gedacht haben. Beispielsweise nannten auf die Frage, warum Menschen in den Gebetshäusern mitarbeiten wollen, nur drei einen Ruf von Gott. Wären Antworten zum Ankreuzen vorgegeben gewesen, hätte vermutlich die Mehrheit, wenn nicht sogar alle 14 Gebetshäuser diesen Punkt angekreuzt.
Dass keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben wurden, hat außerdem dazu geführt, dass manche Fragen nicht von allen Teilnehmern beantwortet wurden oder Antworten wenig aussagekräftig waren. In der Datenauswertung habe ich deshalb nur diejenigen Antworten aufgeführt, die sich direkt auf die Fragen beziehen oder die eine konkrete Strategie zur Bewältigung einer Problemstellung benennen. Hier wurde als eine der häufigsten Antworten „Gebet genannt, was ein Zeichen dafür ist, wie sehr die Menschen, die Gebetshäuser gründen oder leiten, darum bemüht sind, alle Weiterentwicklungen, Maßnahmen und Entscheidungen auf die Grundlage des Gebets zu stellen. Daher habe ich „Gebet
als Antwort in der Auswertung nicht separat aufgeführt. Die Fragen und Umfrageergebnisse habe ich an passenden Stellen in den Text eingefügt.
Befragt wurden folgende Gebetshäuser, bei denen ich mich ausdrücklich herzlich für die Teilnahme bedanke²:
• Gebetshaus Allgäu (2015)
• Gebetshaus Augsburg (2005)
• Gebetshaus Berlin – „Rund um die Uhr" (2010)
• Elija Generation, Darmstadt (2015)
• Kingdom Impact Gebetshaus; Denkingen (2011)
• Gebetshaus Freiburg (2003)
• Gebetshaus Hamburg (2015)
• Gebetshaus Heidelberg (2011)
• Gebetszentrum Karlsruhe (2016)
• Gebetshaus Krefeld (2017)
• Gebetshaus Leipzig (2013)
• Gebetshaus für die Nationen, Lüdenscheid (2005)
• Gebetshaus Ravensburg (2012)
• Gebetshaus Walddorf (2010)
Inhaltlich ist „Die Gebetshausbewegung" folgendermaßen aufgebaut:
Der erste Teil dieses Buchs beschreibt, was ein Gebetshaus überhaupt ist und welche biblischen Grundlagen hinter der Idee stecken, die bereits dreitausend Jahre alt ist. In einer faszinierenden Reise durch Geschichte der christlichen Kirche gebe ich einen Einblick in zeitgenössische Orte des kontinuierlichen Gebets in verschiedenen Jahrhunderten und zeige deren Auswirkungen auf Kirche und Gesellschaft auf. Zum Schluss folgt ein Überblick über die in dieser Form noch nie da gewesene Gebetsinitiative „Gebetshaus", die ich im Licht der Bibel und im Hinblick auf ihre Früchte beleuchte.
Im zweiten Teil geht es um die Frage, was Menschen tun können und sollten, die einen Ruf in ein Gebetshaus verspüren. Vieles ist sicher nicht neu und gilt auch nicht ausschließlich für Gebetshausmissionare, aber ich betrachte es besonders mit diesem Fokus, weshalb die Berufung von Hanna dieses Kapitel einleitet.
Der dritte und letzte Teil ist eine Art „Betriebsanleitung", denn darin geht es um die Praxis. Welche Herausforderungen gibt es vor allem zu Beginn einer Gründung, wie kann die Vision geteilt werden, wie sollte ein Gebetsraum konkret aussehen und welche Formen des Gebets gibt es? Auch das biblische Vorbild wird hier näher betrachtet.
Trotz vieler allgemein gültiger Inhalte ist „Die Gebetshausbewegung" kein Rezept, dessen Zutaten bei Berücksichtigung automatisch zum Erfolg führen. Die ausschlaggebenden Elemente dafür, dass in unseren Städten stabile Gebetshäuser entstehen, sind einerseits Menschen, die von Gott beauftragt wurden, und andererseits und vor allem der Heilige Geist, der in unserer Zeit und vor unseren Augen eine Gebetserweckung schenkt, die das Potenzial hat, die Kirche neu zu beleben.
Noch ein Hinweis zum Schluss: In diesem Buch verzichte ich aufgrund der besseren Lesbarkeit darauf, stets beide Geschlechter zu nennen. Wenn ich von „dem Beter oder „dem Gebetshausmissionar
schreibe, meine ich selbstverständlich sowohl Frauen als auch Männer, die diesen Dienst tun.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Teil 1
HISTORISCHE UND BIBLISCHE GRUNDLAGEN
In den vergangenen 10 bis 15 Jahren sehe ich in Europa, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt einen wunderbaren Trend im Leibe Christi, der zu großer Hoffnung Anlass gibt. Während die Masse der Christen die innige Gebetsbeziehung mit Jesus Christus vernachlässigt und in alle möglichen fruchtlosen Aktivitäten verfällt, lassen sich immer mehr einzelne Menschen an Gottes Herz und zu einem außerordentlichen Gebetsleben