Handbuch Bibelübersetzungen: Von Luther bis zur Volxbibel
Von Monika Kuschmierz und Rainer Kuschmierz
()
Über dieses E-Book
Daneben gibt es neue Bibelübersetzungsprojekte (z.B. die "Neues Leben Bibel"), einige Neurevisionen (z.B. die Elberfelder Bibel 2006), interessante medientechnische Entwicklungen wie "Basis B" und auch neue Studienbibeln.
All diesen Entwicklungen und natürlich den traditionellen Bibelübersetzungen widmet sich dieses neue Handbuch. Dabei werden die Bibeln übersichtlich, aber mit der notwendigen Informationsdichte vorgestellt. Auch der wenig Informierte bekommt einen guten Zugang zu den einzelnen Übersetzungen. Vergleichende Textbeispiele zu jeder Übersetzung runden dieses informative Handbuch ab.
Monika Kuschmierz
Monika Kuschmierz, Jahrgang 1963, ist studierte Theologin und als Autorin, Referentin, freie Mitarbeiterin beim Bibellesebund sowie als Gastdozentin an der Bibelschule Wiedenest tätig.
Ähnlich wie Handbuch Bibelübersetzungen
Ähnliche E-Books
Biblisches Wörterbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZurück zum Start: Was die frühen Christen uns zu sagen hätten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bergpredigt aus jüdischer Sicht: Was Juden und Christen gemeinsam von Jesus lernen können Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIst Dein König nicht bei Dir?: Bibelarbeiten und Predigten an Wendepunkten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStudienführer Altes Testament Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Abba bis Zorn Gottes: Irrtümer aufklären - das Judentum verstehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Psalmen: Das Gebetbuch der Bibel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBetrachtung über die Offenbarung: "Die Zeit ist nahe" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlaubwürdig aus guten Gründen: Warum wir der Bibel vertrauen können Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRoute 66 Quer durch die Bibel: Eine Tour durch das Alte Testament Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundworte des Neuen Testaments: Eine Einführung in Sprache und Sinn der urchristlichen Schriften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTäglich rufe ich zu dir: Mit Ulrich Parzany durch die Psalmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchriftverständnis und die Folgen für die Lebensführung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGottes Wort für unsere Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTheologie des Neuen Testament: Studienbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRoute 66 - Quer durch die Bibel: Eine Tour durch die 66 Bücher der Bibel (Neues Testament) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommunikativ predigen: Plädoyer und Anleitung für die hörernahe Auslegungspredigt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Effektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Leben in der Liebe des Vaters: Eine Entdeckungsreise zum Vaterherzen Gottes Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5In Christus gesegnet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlaube und ...: Warum der reformatorische Grundsatz „Sola Fide“ – „Allein aus Glauben“ irreführend ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leben des Messias: Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Text zur Predigt: Grundlagen und Praxis biblischer Verkündigung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundzüge des Neuen Testaments - 1. & 2. Timotheus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stiftshütte: Ein detailliertes Porträt von Jesus Christus ( I ) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Bundes: Den tieferen Sinn des Abendmahls entdecken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEthik III: Die bessere Gerechtigkeit: spezifisch christliche Materialethik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Hohelied: Gedanken über das Hohelied Salomos Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Offenbarung des Johannes endlich entschlüsselt!: Ein Vers-für-Vers-Kommentar zur Offenbarung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundzüge des Neuen Testaments - 2. Korinther Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
Stephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kinderbibel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Schlunz Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Pardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Kreuzeswissenschaft: Studie über Johannes vom Kreuz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer ungezähmte Mann: Auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Heilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCherubinischer Wandersmann (Geistreiche Sinn- und Schlussreime): Mystische und religiöse Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestalten des Bösen: Der Teufel – ein theologisches Relikt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAugustinus: Die Bekenntnisse - Confessiones: Eine der einflussreichsten autobiographischen Texte der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenglauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeinsames Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLust auf Land: Biblische Seiten des Landlebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Leben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRoadtrip mit Gott: Leben ist Freiheit und jeden Tag ein Abenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCompendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Amoris Laetitia - Freude der Liebe: Mit einer Hinführung von Christoph Kardinal Schönborn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDieses Kreuz: Weil die Liebe stärker ist Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Von der Freiheit eines Christenmenschen: Einer der bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Vaterunser: Ein Gebet für alle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall Jesus: Ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit. Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Liest du mich noch?: 69 Methoden zum Bibellesen mit Gruppen. Ein Ideenbuch für Mitarbeitende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEffektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
Rezensionen für Handbuch Bibelübersetzungen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Handbuch Bibelübersetzungen - Monika Kuschmierz
Monika und Rainer Kuschmierz
Handbuch Bibelübersetzungen
Von Luther bis zur Volxbibel
Abbildung© 2007 R. Brockhaus Verlag Wuppertal
Umschlag: Dietmar Reichert, Dormagen
Satz: Breklumer Print-Service, Breklum
Druck: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN 978-3-417-24966-8 (Print)
ISBN 978-3-417-21013-2 (E-Book)
Bestell-Nr. 224.966
»In unserer begrenzten Welt ist die Bibel wie ein Fenster, durch das wir in die Ewigkeit hineinschauen dürfen.«
TIMOTHY DWIGHT
Inhalt
1. Vorwort
2. Grundlagen der Bibelübersetzung
Der Kanon der Bibel
Die Textgrundlage
Übersetzungsprinzipien
Unterschiede in der Anordnung der biblischen Bücher und bei der Namenschreibung
3. Gesamtausgaben in alphabetischer Reihenfolge
Bibel in gerechter Sprache
Bruns
DaBhaR
Einheitsübersetzung
Elberfelder Bibel
Gute Nachricht Bibel
Hoffnung für alle
Interlinearübersetzung
Lutherbibel
Menge
Neue-Welt-Übersetzung
Neues Leben Bibel
Schlachter-Bibel
Zürcher Bibel
4. Altes Testament
Buber
5. Neues Testament und Teilausgaben
Albrecht
BasisB
Lukas für Teens
Mülheimer
Neue evangelistische Übersetzung
Neue Genfer Übersetzung
Schumacher
Stern
Stier
Volxbibel
Zink
6. Studienbibeln
Begegnung fürs Leben
Die Hauskreisbibel/Die Gruppenbibel
Elberfelder Jubiläumsbibel
Elberfelder Studienbibel
Genfer Studienbibel
Lutherbibel erklärt
MacArthur Studienbibel
Neue Jerusalemer Bibel
Scofield Bibel
Stuttgarter Erklärungsbibel
Thompson Studienbibel
7. Englische Bibeln – kurz kommentiert
8. Bibel-Computerprogramme
9. Surftipps zu Bibeln im Internet
10. Mundartbibeln
11. Textvergleich
1. Vorwort
Wer sich im deutschsprachigen Raum eine Bibel kaufen möchte, hat es schwer. Nicht etwa, weil man sie – wie in manchen anderen Ländern – nur heimlich und unter großen Mühen besorgen kann, sondern weil das Angebot an verschiedenen Übersetzungen fast unüberschaubar groß geworden ist. Gerade in den letzten Jahren haben sich viele Einzelpersonen und Übersetzerteams an die Arbeit gemacht, um die Texte der Bibel in eine angemessene deutsche Sprache zu übertragen. Doch was angemessen ist, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Verschiedene Übersetzungsprinzipien, verschiedene theologische Grundüberzeugungen bei den Übersetzern sowie unterschiedliche Zielgruppen, die man erreichen möchte, sorgen für vielfältige Ergebnisse. Hinzu kommt eine Fülle von Studien- und Computerbibeln, die die Entscheidung weiter erschweren. Nach welchen Kriterien soll der Bibelleser also »seine« Bibel auswählen?
In diesem Handbuch möchten wir in einem ersten Teil einige grundsätzliche Hinweise zur Bibelübersetzung geben und die verschiedenen Übersetzungsprinzipien kurz darstellen. Der zweite Teil widmet sich den wichtigsten Bibelübersetzungen im Detail. Erläutert wird der jeweilige Hintergrund der Übersetzung und die Stärken und Defizite, die jede Übersetzung mitbringt. Damit wird nachvollziehbar, in welchen Bereichen eine Ergänzung durch andere Bibeln sinnvoll ist.
Gottes Wort ist ewig gültig und auch heute noch hochaktuell. Es zeigt uns den Weg zu Gott. Deshalb ist es unser größter Wunsch, dass möglichst viele Menschen sich mit dem Wort Gottes beschäftigen und von diesem lebendigen Wort anrühren lassen.
»Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern. Sie ist ewig.«
MARTIN LUTHER
2. Grundlagen der Bibelübersetzung
Der Kanon der Bibel
Wer in eine Buchhandlung geht, um sich eine Bibel zu kaufen, muss nicht nur wissen, welche Übersetzung er möchte, manchmal muss er auch entscheiden, wie viel Bibeltext es denn sein darf: eine Bibel mit Apokryphen, also den Spätschriften zum Alten Testament, oder eine ohne Apokryphen? Oder gar eine, bei der die Apokryphen an für protestantische Leser ungewohnten Stellen im Alten Testament verteilt sind? Was gehört denn nun zur Bibel?
Wie es dazu kam, dass die einzelnen Schriften des Alten Testaments zu einer festen Größe wurden, lässt sich im Einzelnen nicht mehr nachvollziehen. Einiges deutet darauf hin, dass schon um 200 v.Chr. die jüdische Gemeinde eine Sammlung von Schriften besaß, die dem heutigen Alten Testament (ohne Apokryphen) entspricht und die sie als Wort Gottes erkannt und anerkannt hatte. In der Zeit von 250–100 v.Chr. wurden die hebräischen Texte des Alten Testaments ins Griechische übersetzt. In Ägypten etwa gab es eine große jüdische Gemeinde, aber viele von ihnen verstanden nur noch wenig oder gar kein Hebräisch. Diese griechische Übersetzung nannte man Septuaginta, von lat. Siebzig (abgekürzt LXX). Nach einer Legende sollen nämlich 72 Gelehrte in 72 Tagen die fünf Bücher Mose übersetzt haben. Diese Legende wurde später ausgeschmückt und auf das gesamte AT bezogen. Die Septuaginta fand recht schnell weite Verbreitung unter den Juden in der Diaspora, aber auch unter Heiden, die den Glauben der Juden näher kennenlernen wollten (Apg 8,26ff).
In der Zeit zwischen dem Alten und Neuen Testament waren einige weitere Schriften entstanden (die deshalb auch »Spätschriften« genannt werden), z.B. die Erzählungen von Tobit und Judit, die historischen Makkabäer-Bücher oder das Weisheitsbuch Jesus Sirach. Auch sie wurden zusammen mit der Septuaginta überliefert, gehörten aber anscheinend nach jüdischem Verständnis nicht zum sogenannten Kanon des Alten Testaments.
Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Maß, Richtschnur«. Übrigens hat auch Jesus nie auf diese Schriften Bezug genommen und sie werden auch an keiner Stelle im Neuen Testament zitiert.
Auch die Entwicklung des neutestamentlichen Kanons war ein längerer Prozess. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts wurde auf verschiedenen Synoden von den Bischöfen der Gemeinden offiziell bestätigt, was die Gläubigen schon längst erkannt hatten und praktizierten: dass genau diese 27 Schriften zur Richtschnur des Glaubens geworden waren. Für diese Schriften galt eine ganze Reihe von strengen Kriterien. Die wichtigsten waren zum einen, dass die Schrift von einem Apostel oder einem Augenzeugen der Auferstehung geschrieben worden sein musste. Außerdem musste sie gesunde christliche Lehre verkünden und mit der Lehre des AT übereinstimmen. Die frühen Väter sollten diese Texte zitiert und gebilligt haben; sie sollten darüber hinaus in der ganzen Kirche anerkannt sein. Daran erkannten die Gläubigen, dass die Schriften vom Heiligen Geist inspiriert waren. Man kann also durchaus sagen, dass der Heilige Geist sowohl die Gemeinden als auch die Bischöfe zu dieser Erkenntnis geleitet hatte.
Aber zurück zu den Spätschriften: Sie wurden weiterhin mit der Septuaginta überliefert. Als der Kirchenvater Hieronymus die Septuaginta ins Lateinische übersetzte, weigerte er sich zunächst, diese »Apokryphen«, wie er sie nannte, in die lateinische Fassung der Bibel mit aufzunehmen. Das Wort bedeutet »verborgen«. Hieronymus wollte sich eigentlich am jüdischen Kanon orientieren, sah sich aber mehr oder weniger gezwungen, sie schließlich doch zu übersetzen. In seinem Vorwort wies er jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Apokryphen nicht den gleichen Rang einnehmen können wie die anderen biblischen Bücher.
Zur Zeit der Reformation war die lateinische Vulgata die Bibel, die von den meisten Kirchengelehrten gelesen wurde und auch in kirchlichem Gebrauch war. Als Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, orientierte er sich jedoch an der hebräischen Überlieferung des AT. Für ihn war klar, dass die Apokryphen wohl nützlich zu lesen, aber nicht kanonisch waren. Deshalb sonderte er sie aus und ordnete sie zwischen dem Alten und dem Neuen Testament an.
Im Zuge der Gegenreformation erhielten die Apokryphen volle kanonische Anerkennung durch die römisch-katholische Kirche auf dem Konzil von Trient im Jahr 1546. Seitdem gehören sie zur Tradition der katholischen Kirche und sind nach historischen Gesichtspunkten zwischen den verschiedenen alttestamentlichen Büchern eingeordnet.
In katholischen Bibeln findet man also die Apokryphen im AT verteilt, in evangelisch geprägten Bibeln entweder im Mittelteil oder überhaupt nicht. Übrigens, im katholischen Sprachgebrauch werden die Apokryphen als »deuterokanonische Schriften« (zu einem zweiten Kanon gehörend) bezeichnet.
Die Textgrundlage
Leider ist uns kein Originalbrief von Paulus erhalten geblieben. Auch das Originalmanuskript von Markus oder den anderen Evangelisten gibt es nicht mehr. Die Texte der Bibel, die uns zur Verfügung stehen, sind Abschriften von Abschriften von Abschriften. Kopisten und Übersetzer setzten sich ans Werk, um die gute Nachricht der Bibel zu verbreiten. Reiche Christen machten es sich in den ersten Jahrhunderten zur Aufgabe, Bibelteile abschreiben zu lassen, um sie Gemeinden oder Einzelpersonen zur Verfügung zu stellen. Schon früh wurden die Bibeltexte übersetzt, ins Syrische zum Beispiel oder ins Koptische. Mönche kopierten die Manuskripte der Heiligen Schrift für ihre Klöster. Dabei gingen sie mit großer Sorgfalt zu Werke.
Trotzdem gab es natürlich auch Abschreibfehler. Mal ist ein Schreiber in der Zeile verrutscht, mal hat einer aus der Erinnerung ein Bibelzitat anders notiert, als es eigentlich dastand. Es ist auch vorgekommen, dass jemand eine Anmerkung, die der Besitzer des Manuskripts an den Rand geschrieben hatte, aus Versehen mit in den Text aufgenommen hat. Und in seltenen Fällen hat ein Schreiber sogar ein in seinen Augen anstößiges Wort bewusst verändert.
Doch das Verblüffende ist: In über 90 % des Bibeltextes stimmen die verschiedenen Abschriften überein, und bei den restlichen Prozenten handelt es sich nur an sehr wenigen Stellen um gravierende Unterschiede. Das zeigt, wie sorgsam die Abschreiber mit dem Text umgegangen sind – und beweist auch, dass Gott über seinem Wort gewacht hat. Die Texte der Bibel sind mit weitem Abstand besser bezeugt als alle anderen Werke der Antike.
Um jedoch so nah wie möglich an den Urtext heranzukommen (den es in dieser Form ja nicht mehr gibt; man spricht deshalb auch vom »Grundtext«, wenn man unsere hebräische oder griechische Bibel meint), gibt es den Forschungsbereich der Textkritik. Das hat nichts mit Kritik an der Autorität, Historizität oder Glaubwürdigkeit der Bibel zu tun. Wissenschaftler, die sich mit der Textkritik befassen, sortieren und vergleichen die verschiedenen Abweichungen der Manuskripte und prüfen anhand von genau festgelegten Kriterien, welche Version wohl die ursprünglichere sein könnte. Dazu gehört z.B. die Überlegung, dass ältere Texte, die zeitlich näher am Original liegen, in der Regel hochwertiger sind als jüngere Texte, die etwa aus dem Frühmittelalter stammen. Ein anderes Kriterium: Wenn die Abweichung sich logisch erklären lässt, zum Beispiel durch einen typischen Abschreibfehler, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht die ursprünglichere Lesart ist. Andererseits muss man bedenken, dass wir Menschen eher dazu neigen, schwierige oder unverständliche Formulierungen zu vereinfachen und stattdessen vertraute Ausdrücke zu verwenden. Deshalb ist im Allgemeinen die schwierigere Lesart vorzuziehen. Mit Hilfe solcher Kriterien und unter sorgfältiger Abwägung der einzelnen Textversionen versucht man den ursprünglichen Text zu rekonstruieren.
Um bei diesen Fragen kompetent mitreden zu können, ist ein ausgesprochenes Spezialwissen erforderlich. Die Ergebnisse der Textforschung