Von Tieren und anderen Lebewesen
Von Hermann Freese
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Über dieses E-Book
Hermann Freese
Hermann Freese ist geboren am 22. Mai 1952 und lebt in Ritterhude.
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Buchvorschau
Von Tieren und anderen Lebewesen - Hermann Freese
Inhaltsverzeichnis
Truly, daughter …
Nachtrag
Der Schlüssel
Johanna J.
Der Walnussbaum
Truly, daughter …
Im nördlich von Bremen belegenen Teufelsmoor war Ende der 60er Jahre ein einsam gelegenes altes Herrenhaus mit Stallungen und einem mehrere Hektar großen Grundstück zu verkaufen. Das Haus und der Grund und Boden hatten einer kurz vorher verstorbenen Engländerin gehört, die dort viele Jahre mit ihrer gehbehinderten Tochter gelebt hatte.
Das Haupthaus war von hohen Birken und Pappeln umgeben und man konnte es von keiner der umliegenden Straßen aus einsehen. Nur in den dunklen Monaten schimmerte manchmal das Licht eines der beleuchten Fenster durch den dichten Vorhang aus Büschen und Bäumen. Von einem der nur landwirtschaftlich genutzten unbefestigten Wege ging eine schmale, mit einer Eisenpforte versperrte Zuwegung direkt zum Herrenhaus. Die zum Haus gehörenden Ländereien wurden nicht mehr bewirtschaftet und überall breitete sich Unkraut aus und die Wallhecken waren an manchen Stellen meterhoch gewachsen.
Die alte Dame, der das Haus gehört hatte, war in der Umgebung nur als «Lady Schleierhut» bekannt, sie pflegte keinen Kontakt zu den Nachbarn der weit entfernt liegenden Nachbargehöfte und kam nur zum Einkaufen in das nächste Dorf. Sie soll nie jemanden gegrüßt haben und bekannt dafür gewesen sein, dass sie ihre Wünsche in dem kleinen Kaufmannsladen immer äußerst knapp formuliert hatte. Sie verlangte meistens nur nach Grundnahrungsmitteln und sobald der Kaufmann diese auf dem Tresen deponiert hatte, sagte sie solange nur das eine Wort «mehr» bis die von ihr gewünschten Mengen vor ihr standen. Sie war immer altmodisch aber sauber gekleidet und trug lange dunkle Gewänder, die aus der Mode waren und deshalb bestimmt über zwanzig Jahre alt gewesen sein mussten. Anscheinend hatte sie aber eine große Auswahl davon gehabt, denn es waren immer wieder andere gewesen. Nur ihr ergrautes Haar, welches sie oben auf dem Kopf zu einem Dutt zusammen-gebunden hatte, hing ihr oft wirr bis über die Augen. Die Leute hatten sich aber an sie gewöhnt, da sie immer alles Bar bezahlte und nie jemandem etwas schuldig geblieben war. Wenn ihr großer alter Buckeltaunus auf eine der Straßen gesichtet wurde, hatten die Menschen sich zugeraunt: «Da kommt sie wieder, Lady Schleierhut».
Vom Frühjahr bis zum Spätsommer sahen die auf den umliegenden Feldern tätigen Bauern die beiden Frauen häufig in dem neben dem Haus liegenden Garten arbeiten. Sie pflanzten Gemüse an oder ernteten dieses und im Herbst sammelten sie Obst auf. Mutter und Tochter trugen dabei immer riesige helle aus Stroh geflochtene Hüte die zusätzlich mit einem großen Tuch bedeckt waren.
Eines Tages bemerkte der Postbote, dass der weit vom Haus an der Hauptstraße an einem Pfahl befestigte Briefkasten nicht geleert worden war und als das nach ein paar Tagen immer noch der Fall war, verständigte er den zuständigen Dorfpolizisten. Kurz darauf wurde das Gebäude gewaltsam geöffnet, da sich auf das Klopfen und Rufen des Polizisten und einem aus der Kreisstadt hinzugezogenen weiteren Beamten niemand bemerkbar gemacht hatte.
Die beiden Männer entdeckten gleich einen auf einem großen Tisch in der Diele liegenden braunen