Bodensee-Blues
Von Paul Ott (Hrsg.)
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Über dieses E-Book
Sein erster Transport führt Kai bereits über die Grenze und jagt ihm einen gehörigen Schrecken ein. Die Sekretärin übernimmt mehr und mehr die Leitung des Geschäfts. In den stillen Wassern des Bodensees treibt eine Leiche am turtelnden Pärchen vorbei. Und als eine Oma zur Uzi greift, bricht die Hölle los ...
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Buchvorschau
Bodensee-Blues - Paul Ott (Hrsg.)
Titel
Paul Ott (Hrsg.)
Bodensee-Blues
Kriminalroman
Impressum
Personen und Handlung sind frei erfunden.
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Alle Rechte vorbehalten
4. Auflage 2009
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von sijole / photocase.com
ISBN 978-3-8392-3322-1
Bibliografische Information
der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Übersicht der Autoren
Wolfgang Burger, D
Mitra Devi, CH
Angela Eßer, D
Peter Höner, CH
Edith Kneifl, A
Tatjana Kruse, D
Paul Lascaux, CH
Jutta Motz, CH
Stephan Pörtner, CH
Sabine Thomas, D
Herausgeber: Paul Ott
Paul Lascaux: Fuhrwerke Wagner
»Sie sind also Kai Wagner«, sagte die knapp vierzigjährige Frau, die ihm im Café Herold neben der Stadtbücherei Singen gegenübersaß. »Susi Unternährer, aus Schaffhausen«, ergänzte sie. »Das ist Ihr Büro.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Nun ...«, erwiderte er.
»Aha«, sagte sie, und es lag so viel Bedeutung in diesem Aha, dass dem wenig beizufügen war, außer dass es sich beim Café Herold wirklich um Wagners Büro handelte, ganz einfach deshalb, weil ihm kein anderes zur Verfügung stand. Kai besaß eigentlich gar nichts, wenn man mal von seinem grenzenlosen Optimismus absah.
»Und wie stellen Sie sich die gemeinsame Arbeit vor?«, fragte Frau Unternährer und senkte den Kopf auf ihre Kaffeetasse zu, sodass die dunkelbraunen Haare über das weiche Gesicht fielen.
Ich kann ihre Augen nicht sehen, dachte Kai, wie soll ich sie einschätzen können? Er hatte im Singener Wochenblatt und im Südkurier je ein Stelleninserat geschaltet, aber keine Bewerbungsschreiben erhalten. Offenbar gab es im Hegau keine arbeitslose Sekretärin. Erst in den Schaffhauser Nachrichten hatte es geklappt. Nun saß Susi Unternährer vor ihm und benahm sich, als wüsste sie genau, dass sie die Einzige war, die sich für diese Stelle interessierte. Wie sieht also unsere Zusammenarbeit aus?
Kai beschloss, ihr reinen Wein einzuschenken, insbesondere da sie ihn nun direkt mit ihren blassblauen Augen anblickte.
Weiblich, erfahren, resolut, dachte Kai, bevor er sagte: »Ich bin dreißig, habe vor einem Jahr an der Uni Konstanz mein Studium als Betriebswirt abgeschlossen, vergeblich einen Job gesucht und eröffne nun mein eigenes Geschäft. Ich habe einen Kleintransporter gemietet. Und das hier ist, wie Sie schon festgestellt haben, mein Büro.« Seine Geste reichte nicht weit über die beiden Stühle hinaus, auf denen sie gerade saßen.
»Dieser Tisch«, bestätigte Susi Unternährer und sagte dann wieder: »Aha!«
Nach einer Schweigeminute, in der beide über die Möblierung nachdachten, fragte Frau Unternährer: »Was transportieren Sie denn so?«
Kai räusperte sich und sagte: »Alles, was kein Gefahrgut ist, nicht brennt oder sonst wie den Mietwagen beschädigt, und kein Kühlgut.«
»Eine ausgesuchte Negativliste«, meinte Susi, aber es war nicht auszumachen, wie viel Ironie in ihrer Feststellung lag. »Aus Deutschland in die Schweiz?«
»Oder nach Österreich. Wo es halt hinmuss«, erklärte Kai, der sich seiner Sache nicht mehr sicher war.
»Ich kenne da ein paar unbewachte Grenzübergänge«, sagte Susi.
Kai winkte ab. »Nichts Illegales. Kein Schmuggel.«
»Aber einen Freundschaftsdienst würden Sie schon übernehmen, wenn ich Sie darum bitte, da ich ja nun mal für Sie arbeite.«
Kai fühlte sich etwas bedrängt.
»In diesem schönen Büro«, ergänzte sie. »Oder haben Sie bereits genügend Aufträge?«
Kai war ertappt. Was hatte er sich auch dabei gedacht, eine Sekretärin einzustellen für einen Betrieb, der nicht im Handelsregister eingetragen war, keine Räumlichkeiten besaß, weder ein Büro noch ein Lager, und der auch über kein Fahrzeug verfügte, da es für die Unterzeichnung eines längerfristigen Mietvertrags erst einer Geschäftseröffnung bedurfte. Die Schlange biss sich in den Schwanz.
Kai stand mit seinem für einen Tag gemieteten Lieferwagen in der Einfahrt eines Bauernhofs bei Dörflingen im Schaffhausischen. Man hatte ihm den Weg über Randegg nach Gottmadingen zugewiesen, da er über einen unbewachten Grenzübergang führte, gleichzeitig aber betont, dass er keine illegale Fracht mitnehme, also keine Angst vor einer Kontrolle haben müsse.
Sein erster Auftrag. Vermittelt von seiner ›Sekretärin‹. Und er hatte keine Ahnung, was er beförderte. Man hatte ihn ins Industriegebiet von Schaffhausen beordert, zu einem unscheinbaren Lagerhaus. Kai bekam einen Getränkegutschein für die nahe gelegene Truckerkneipe. Während er dort ein alkoholfreies Bier süffelte, wurde die Fracht geladen. Dann holte er den Wagen ab, denn er musste am frühen Abend in Konstanz sein. Warum er nicht über Kreuzlingen fahren durfte, erklärte ihm niemand. Kurz vor der Abfahrt kam Susi Unternährer vorbei und brachte ihm einen verschlossenen Umschlag.
»Die Zollpapiere«, sagte sie nur.
Jetzt parkte er also vor dem Bauernhof. Der Motor tuckerte leise. Kai rang mit