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Zeitschrift über den Fronten 1916: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 2: 1916
Zeitschrift über den Fronten 1916: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 2: 1916
Zeitschrift über den Fronten 1916: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 2: 1916
eBook575 Seiten6 Stunden

Zeitschrift über den Fronten 1916: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 2: 1916

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Über dieses E-Book

Das Bulletin des in London ansässigen Internationalen Genossenschaftsbundes wurde ab 1915 während des ganzen Ersten Weltkrieges monatlich in London auf Englisch herausgegeben, dann über Amsterdam nach Hamburg geschickt, hier auf Deutsch übersetzt, gedruckt und an 1.500 deutschsprachige Abonnenten verschickt. Das Bulletin ist eine erstrangige Quelle für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den kriegführenden Staaten Europas und den mitbetroffenen neutralen Nachbarn, über die Versorgungslage bei Lebensmitteln, über Preissteigerungen und die wirtschaftliche Auslastung der Betriebe, die gesellschaftliche Stellung der Genossenschaften und sogar über die Versorgung des Militärs an der Front.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Juni 2017
ISBN9783744804462
Zeitschrift über den Fronten 1916: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 2: 1916

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    Buchvorschau

    Zeitschrift über den Fronten 1916 - Books on Demand

    Ausblick auf 1916.

    Wir treten ins neue Jahr mit Gefühlen ein, die sich aus Hoffnung und Vertrauen zusammensetzen. Aus der Hoffnung, daß der Krieg ein Ding der Vergangenheit sein wird, noch ehe das Jahr zu Ende geht, und daß alle seine schlimmen Begleiterscheinungen mit dem festen und allgemeinen Willen zu sozialem Wiederaufbau energisch in die Hand genommen werden, ehe ein neues Jahr heraufkommt. Aus dem Vertrauen, daß die Kraft der Genossenschaftsbewegung ausreicht, einen großen Teil der Last zu tragen, die überall den arbeitenden Klassen aufgebürdet ist, und den Grund zu legen und die Wege zu zeigen zu wirtschaftlichem Fortschritt nach den Richtlinien, die zum Idealstaat führen. Vertrauen auch darauf, daß das Genossenschaftswesen in seinen internationalen Beziehungen, die Vernunft und Geduld aufrechterhalten werden, den Schlüssel zu wahrhaftem menschlichem Aufstieg hat und die sicherste Gewähr für einen dauernden Frieden leistet.

    Während der letzten Monate waren unsere Verbindungen mit anderen Ländern mehr unterbrochen und Verzögerungen häufiger und anhaltender als zu jeder anderen Zeit des Krieges. Daraus folgt, daß uns genossenschaftliche Nachrichten vom Festlande in beschränktem Maß und ohne Zusammenhang zugingen. Immerhin erhielten wir erfreulicherweise von fast jedem Lande Berichte, aus denen hervorgeht, daß die Genossenschaftsbewegung der Kriegslage nicht nur besser standhält, als andere wirtschaftliche Körperschaften, sondern sich sogar kräftiger entwickelt und in nicht geringem Maße beiträgt, das nationale Leben aufrechtzuerhalten.

    Es ist wahr, daß jene Bezirke, die im Bereich militärischer Operationen und der Zerstörung liegen oder lagen, große Verluste zu verzeichnen haben; doch wir vertrauen darauf, daß die ganze internationale Bewegung helfen wird, diese zu ersetzen, wenn der Krieg vorüber sein wird. Aber selbst in den Ländern, die auf solche Art gelitten haben, ist die Bewegung an sich durch ihre Opfer während des vergangenen furchtbaren Zeitabschnitts kräftiger geworden.

    Dies ist ein sehr bemerkenswerter Erfolg, dessen außerordentliche Wichtigkeit im allgemeinen von den Genossenschaftern nicht genügend gewürdigt zu werden scheint. Er ist nicht einfach eine Tat des arbeitenden Volkes, sondern geradezu ein Beitrag zur Lösung von Problemen wirtschaftlicher Unabhängigkeit und demokratischer Verwaltung.

    Neulich sagte ein bekannter Londoner Berufsorganisator zu uns, daß die Genossenschaftsbewegung Großbritanniens seiner Meinung nach eines der größten Wunder darstelle. Er fügte noch hinzu: „Ihr habt hier in England die größte Sache der Welt und wißt es nicht." Als wir ihn auf den Umfang genossenschaftlicher Arbeit in anderen Ländern hinwiesen, kannte sein Erstaunen keine Grenzen.

    Wir müssen zugeben, daß er einfach die Wahrheit gesprochen hat, und daß es selbst während des Krieges notwendig ist, daß die Genossenschafter sich zur Verwirklichung ihrer wahren Macht in der Welt aufraffen im Hinblick darauf, sie in der nächsten Zukunft in ihrer ganzen Ausdehnung zum Wohle der Menschheit zu gebrauchen.

    Wir sind auch kürzlich ermutigt worden durch die Erscheinungen erneuter Wirksamkeit, die die Bewegung in den kriegführenden Ländern gezeitigt hat. Das Wiedererscheinen des „Bulletin in französischer und deutscher Ausgabe ist ein willkommenes Anzeichen genossenschaftlichen Lebens. In Frankreich wird außerdem die Zeitschrift „L’Association Ouvrière, die bei Kriegsbeginn aufgehoben wurde, wieder herausgegeben, und „L’Action Coopérative", das Organ der Fédération Nationale, ersteht im neuen Jahre wieder in einer monatlichen Ausgabe.

    Das lange Schweigen, das unseren Führern internationaler Genossenschaftsarbeit auferlegt war, wurde auf der Frankfurter Tagung der deutschen Konsumvereine durch die Rede des Herrn Lorenz über den internationalen Genossenschaftsbund gebrochen. Herr Lorenz bezeichnete darin die Stellung der deutschen Genossenschafter zum Genossenschaftsbund. Seine Rede enthielt offene, ehrliche Aussprüche, die wir hier wiedergegeben haben, soweit sie die Genossenschaftsbewegung angehen. Weitere Beiträge und Artikel folgten, die alle darauf hinzielen, zu zeigen, daß die internationale Wirksamkeit wieder aufgenommen worden ist.

    Wir freuen uns, in vorliegendem Heft einen gleicherweise ehrlich und klar gehaltenen Artikel von Mr. E. Poisson, dem Sekretär des Nationalverbandes der französischen Genossenschaften, veröffentlichen zu können.

    Herr Kaufmann, Vorstandsmitglied des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, hat kürzlich einen Artikel beigesteuert über die Herausgabe des „Bulletins, welchem Gegenstand er immer reges Interesse entgegengebracht hat. Im Laufe dieses Artikels gibt er der Befriedigung über die Haltung des „Bulletins und die Tätigkeit des Arbeitsausschusses während des Krieges Ausdruck, wie sie uns auch unsere Freunde vom französischen Verband und andere ausgesprochen haben.

    Die Januarnummer der „Action Coopérative gelangt gerade in unseren Besitz; sie enthält einen interessanten Artikel von Professor Charles Gide über „Das Beispiel der Genossenschaften im Kriege. Er faßt seine Ausführungen über die genossenschaftliche Tätigkeit in Frankreich folgendermaßen zusammen:

    „Wenn das Genossenschaftswesen im Kriege national geworden ist, so wird es doch seinen internationalen Charakter wieder annehmen, sobald der Krieg vorbei ist. Es ist nun zwanzig Jahre her, daß der Internationale Genossenschaftsbund von einigen englischen und französischen Freunden gegründet worden ist. Zurzeit erscheint er halb tot, wie auch die 220 internationalen Organisationen wissenschaftlicher, literarischer, statistischer, gesetzgeberischer und sozialistischer Art, die vorher daran beteiligt waren, die Fäden zu einer europäischen Gemeinschaft zu spinnen. Immerhin, einst werden sie wiedererstehen, und wenn die Zeit gekomen ist, wird der Internationale Genossenschaftsbund als erster wieder anfangen, die zerrissenen Fäden neu zu knüpfen und die Aufgabe von gestern wieder aufzunehmen, die auch die Aufgabe für morgen sein wird, d. h. die Einführung wirtschaftlicher und politischer Zusammenarbeit der europäischen Staaten."

    Dies sind die äußeren und sichtbaren Zeichen für den Entschluß jener, die solange dem Bund angehören, auch in Zukunft die Arbeit auf breiten wie auch auf steilen Wegen fortzusetzen.

    Es besteht auch die feste Überzeugung, die glücklicherweise unser Volk ohne Rücksicht auf die Nationalität durchdringt, daß das künftige Wohlergehen der Menschen mit der Aufrechterhaltung und Entwicklung internationaler Beziehungen fest verknüpft ist, besonders zwischen den Gesellschaftsschichten, bei denen die Genossenschaft einen bedeutenden. Platz einnimmt.

    Am Patriotismus aller und überall kann nicht gezweifelt werden. Die Tatsache, daß jeder aus Anhänglichkeit an das Land seiner Geburt, wenn nicht aus anderem Grunde, für sein Land den Sieg erhofft und das Land seines Mitgenossenschafters als im Unrecht stehend ansieht, macht einen großen Teil des Unheils der gegenwärtigen Situation aus.

    Es ist allgemein anerkannt worden, daß der Bund durch die Untiefen und Klippen der Streitfragen über den Krieg einen Kurs eingeschlagen hat, der diese Schwierigkeit berücksichtigte, und er wird bestrebt sein, diese Richtung bis zum Ende einzuhalten, nicht nur, weil es der Weg der Pflicht ist, sondern um die Pfade zugänglich zu erhalten, die zu weltumfassender Brüderlichkeit und zum Frieden führen. Denn was würde schließlich der Sieg irgendeinem Lande nützen, wenn er zu einem Preis erkauft wäre, der die Verbindungsfäden – geistige, moralische und wirtschaftliche – zerstört, die zwischen den Völkern der Erde geknüpft worden sind, oder der auch nur ihre Weiterentwicklung für geraume kommende Zeit in Frage stellt.

    Die Genossenschafter aller Länder sollten darum ihr Ziel in der Aufgabe suchen, unsere Bewegung energisch zu unterstützen und zu fördern, um sie für den Vormarsch in kommenden Friedenszeiten vorzubereiten. Die Gründe, die zum Kriege führten, und die Verantwortlichkeit für ihn, wie auch die militärische Art, in der er zum Austrag gebracht wird, kommen für uns in unserer Eigenschaft als Internationalisten und Genossenschafter nicht in Betracht.

    Als Einzelwesen und als Bürger, die beide Pflichten und Verantwortung gegen ihre betreffende Nation zu erfüllen haben, mögen wir Stellung dazu nehmen und zu verwirklichen suchen, daß ehrlich gehandhabte Kriegführung, wie teuer sie auch an Leben, Leid und Wohlstand zu stehen kommen mag, doch nicht die Möglichkeit freundschaftlicher Beziehungen und des gemeinsamen Zieles ausschließt, wenn der Konflikt vorbei ist.

    Gleichwohl gibt es gewisse Dinge, die Menschen und Völker so zu erbittern suchen, daß die Möglichkeit einer Versöhnung ausgeschlossen erscheint; Dinge, die in der Kampfeslust begangen werden mögen, man weiß nicht wie, die mit anständiger Kriegführung nichts gemein haben, und die keiner rechtfertigen kann, noch, hoffen wir, sich ihrer zu erinnern wünscht. Sie sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ganz gleich, wer sie begeht, und wir lassen an die Genossenschafter der ganzen Welt die dringende Bitte ergehen, ihren Einfluß auszunützen, um sie zu bekämpfen oder sie zu vergelten.

    Alle Kriegführenden werden harte Schläge, Verluste und anderes Unglück auf sich nehmen, unbeschadet ihrer Beziehungen untereinander nach dem Krieg, aber es gibt einen Punkt, bei dessen Überschreitung die menschliche Seele sich gegen die Bedrohung durch rohe Instinkte und gegen die Vernichtung der Zivilisation auflehnt.

    Es ist genug geschrieben worden über unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf die Zukunft. Der Weg liegt gerade vor uns da, wenn er zurzeit auch mit Trümmern von den Schlachtfeldern besät ist; aber rings um uns sind Zeichen von Leben und Streben nach unserem Ideal.

    Der erste praktische Schritt zur Wiederherstellung unserer internationalen Bewegung ist das sorgfältige Studium der Unternehmungen der nationalen Genossenschaftsbewegungen während des Krieges.

    Ein jeder von uns muß den Einfluß des Krieges auf die wirtschaftlichen Einrichtungen des eigenen Landes prüfen, die relativen Gewinne und Verluste der Genossenschaft buchen, ihre Schwächen und ihre Stärke beachten, sich über die Grundsätze, die Absichten klar werden, die sie entwickelt, und auf solche Art mit genauen Anhaltepunkten und gesunden Folgerungen die Grundlage schaffen, auf der unser neuer internationaler Bau erstehen soll.

    In gewisser Ausdehnung sind die genannten Vorarbeiten schon begonnen worden, aber merkwürdigerweise hauptsächlich in den kriegführenden Ländern. Unzweifelhaft sind auch in den neutralen Staaten diesbezügliche Erhebungen angestellt worden, aber sie kommen langsamer zur öffentlichen Kenntnis, und es sind uns sehr wenige zugegangen. Es ist auffallend, daß unsere Verbindung mit genossenschaftlichen Organisationen solcher Länder, die außerhalb des Kriegsgebiets liegen, während der letzten 18 Monate solche Störungen zeigte.

    Wir vertrauen darauf, daß unsere Leser und Freunde in neutralen Ländern sich nun der Sache annehmen und schleunigst ihren Anteil zum gemeinsamen Vorrat beisteuern werden, was ihnen ja schließlich mindestens so leicht möglich sein muß als den Genossenschaftern der am Krieg beteiligten Länder.

    Auf diese Weise wollen wir uns zum Eintritt des Friedens vorbereiten. Wir dürfen keine Zeit verlieren, sondern müssen jede Gelegenheit energisch aufgreifen und von Anfang an jede Möglichkeit nützen, um schließlich das Ziel zu erreichen: die Vollendung unserer hohen Bestimmung.

    H. J. May.

    Das französische Genossenschaftswesen und der internationale Genossenschaftsbund.

    Von E. Poisson,

    Sekretär des nationalen Bundes französischer Genossenschaften.

    Seit Kriegsausbruch haben die französischen Genossenschafter keinen ihrer regelmäßigen Kongresse abhalten können und werden auch vorerst nicht dazu imstande sein. Es war sowohl dem Nationalverbande der Konsumvereine (der Propagandaorganisation) wie der Großeinkaufsgesellschaft der Konsumvereine (der kommerziellen Organisation) unmöglich, ihre gewohnten Zusammenkünfte zu veranstalten.

    Wenn man bedenkt, daß die Mehrheit der waffenfähigen Genossenschafter einberufen ist, daß mehrere Departements (denen drei unserer besten Verbände mit über 400 Vereinen angehören) vom Feinde besetzt sind, daß überdies viele Genossenschaften zerstört worden sind, so ist es durchaus verständlich, daß das Genossenschaftswesen unseres Landes nicht imstande war, zu leisten, was in einigen der übrigen kriegführenden Länder erreicht worden ist, wo es nicht so von den Folgen der Invasion betroffen wurde.

    Nichtsdestoweniger können wir schon sagen, daß sich die Genossenschaftsbewegung in Frankreich im ganzen nach dem Konflikt schnell erholen wird. Wir wollen das Ende des Krieges abwarten, und zwar ein Ende, wie es vorauszusetzen wir als französische und internationale Genossenschafter verpflichtet sind. Wir wollen auch so lange warten als nötig ist, um der Welt einen dauernden Frieden und die Anerkennung des internationalen Genossenschaftsprinzips zu sichern, d. h. „Achtung vor der vollkommenen Autonomie und der freien Entwicklung aller Nationen". Davon wird die Stellung und die Zukunft des Genossenschaftswesens sicherlich abhängen, aber es ist schon zur Tatsache geworden, daß unsere moralische Geltung im ganzen Lande an Wert gewonnen hat.

    Wir standen dem Nationalen Unterstützungskomitee bei, indem wir uns an seiner Arbeit beteiligten; unsere Großeinkaufsgesellschaft war insbesondere mit der Verteilung von Kohlen betraut worden. Wir traten mit der Schweizer Maggi-Gesellschaft in Verhandlungen über den Milchverkauf in Paris, mit dem Erfolg, ihn zu unerwartet niedrigem Preise für die Bevölkerung zu erlangen. Ferner gewannen wir uns allgemeine Anerkennung, indem wir genossenschaftliche Werkstätten der Arbeiterorganisationen ins Leben riefen, die vom Aktionskomitee der sozialistischen Partei, vom Generalverbande der Arbeiter und dem Nationalverbande der Konsumvereine eingerichtet und vom Nationalen Unterstützungskomitee finanziert wurden, und die die Arbeitslosigkeit durch Übernahme von Aufträgen für die Militärbehörden zu vermindern trachten. Wir sehen dies als eine der bedeutendsten Stützen der Arbeiterklasse Frankreichs an.

    Wir wurden auch aufgefordert, an der Arbeit des Aktionskomitees teilzunehmen, das sämtliche Arbeiterorganisationen umfaßt. Wir widmeten uns folgenden Zwecken: der Gewährung von Kredit und Darlehen an unsere Vereine seitens des Staates nach Aufhebung des Moratoriums; der Errichtung genossenschaftlicher Verkaufsstellen für gefrorenes Fleisch unter Beihilfe des Staates und der Gemeinden und dem Verkaufe von Waren der Großeinkaufsgesellschaft zu Einkaufspreisen an unsere Soldaten an der Front. Die Erfolge unserer Tätigkeit werden dazu beitragen, unsere Bewegung als nationales Machtmittel anzuerkennen.

    Wir werden es uns zur Aufgabe machen, die durch die Invasion geschlagenen Wunden durch energische Arbeit zu stillen, und durch richtige Anwendung der entsprechenden Handelsmethoden und der allerneuesten Technik werden wir nicht nur weiterbestehen, sondern auch unseren Platz in den Reihen behaupten und nach und nach zu einer Weiterentwicklung gelangen, wie sie bisher noch nicht beobachtet wurde.

    Während sie dies ihrem Vertrauen auf die Zukunft anheimstellt, ist die französische Genossenschaftsbewegung wohl imstande, ihre Stellung zum Internationalen Genossenschaftsbunde klarzulegen. Der Bund muß leben und will leben. Wir dürfen nicht lau werden, weil das die Gegenwart so mit sich bringt. Darin stimme ich persönlich mit dem überwiegenden Teil unserer Kriegsdiensttuenden überein. Es gibt keine Anstrengungen, die zu leisten wir nicht imstande sind. Ferner können wir die Haltung, die der Internationale Genossenschaftsbund seit Kriegsbeginn einnimmt, nicht genug würdigen. Als internationale Organisation lag es ihm ob, sich nicht an nationalen Zwistigkeiten zu beteiligen. Die internationale Genossenschaftsbewegung ist ja ihrer innersten Natur nach pazifistisch. Der Wunsch nach Frieden und nach Wirkung zur Erhaltung des Friedens ist bei vielen Gelegenheiten, auf allen Bundeskongressen und ganz besonders in Glasgow, nachdrücklich kundgegeben worden. So sehr es auch im Sinne des Bundes wünschenswert gewesen wäre, daß er vor Eintritt der Katastrophe Zeit gehabt hätte, alle nationalen Verbände aufzufordern zur Geltendmachung ihres Einflusses für die Erhaltung des Friedens, jedem Volke den Weg zu bedenken zu geben, auf dem es Hilfe leisten konnte, und sie hätte ermutigen können, alle Mittel zu ergreifen, die ihnen zu Gebote standen – wäre dies alles vor dem Kriege wünschenswert gewesen, so hätte der Bund seine Stellung aufs Spiel gesetzt, wenn er nach der Kriegserklärung, nachdem das Gespenst Wirklichkeit geworden war, noch hätte eingreifen wollen. Nach der Kriegserklärung war es vom leitenden Ausschuß durchaus berechtigt, bei den verschiedenen Verbänden anzufragen, ob die Herausgabe eines Manifestes für den Frieden wünschenswert erscheine, und es zeugte von noch größerem Taktgefühl, daß er nach dem Eingehen der Antworten seitens der Verbände von der Veröffentlichung eines Aufrufs Abstand nahm. Unserer Auffassung nach wäre ein Aufruf für den Frieden unter solchen Umständen unstatthaft gewesen. Der Bund sah es während des Krieges immer als seine Pflicht an, alles zu versuchen, um die seiner Hut anvertraute Institution vor Schaden zu bewahren. Seine Aufgabe war, die Aufrechterhaltung und Fortdauer der Organisation sicherzustellen, und diese Aufgabe hat er erfüllt. Trotz des Krieges ist der leitende Ausschuß in seiner Tätigkeit fortgefahren, hat regelmäßige Zusammenkünfte abgehalten und neue Mitglieder geworben, und wir sind überzeugt, daß seine Ausdauer in der Zukunft ihren Lohn finden wird. Wenn die Mitglieder des Ausschusses zu dem unglücklichen Entschlusse gekommen wären, „den Griff dem Beile nachzuwerfen" –, wenn sie an ihrer Arbeit verzweifelt wären, so hätten sie ihre Pflicht nicht erfüllen können. Trotzdem würde es schwer geworden sein, ihnen deshalb Vorwürfe zu machen; denn schließlich sind sie auch Menschen und ebensogut aktive Mitglieder der britischen Genossenschaft wie Repräsentanten der internationalen Bewegung.

    Während die Fortsetzung der Tätigkeit des Bundes und die regelmäßigen Zusammenkünfte seines leitenden Ausschusses allgemeine Anerkennung in Frankreich finden, so sind wir froh, daß das Komitee keine Zusammenkunft des Zentralkomitees einzuleiten strebte; denn das wäre sowohl nutzlos als gefährlich gewesen. Nutzlos –, denn was hätten die Delegierten tun können, und wie wäre es möglich gewesen, die Vertreter aus kriegführenden Ländern zusammenkommen zu lassen? Gefährlich, weil man im unangebrachten Eifer Gefahr läuft, die Grenzen zu überschreiten, und weil scharfe Diskussionen und Resolutionen, die natürlich für die eine oder andere Partei unannehmbar sein könnten, vielleicht den Austritt oder den Ausschluß einer Sektion im Gefolge haben würden, was schließlich den Bund eine Zeitlang lahmlegen müßte.

    Obgleich die internationalen genossenschaftlichen Beziehungen gegenwärtig den Bund auf eine rein theoretische Existenz beschränken und seine Maschinerie stillgelegt ist, so wird er doch nach dem Kriege seine angesammelten Kräfte zu betätigen wissen und die verlorene Zeit bald wieder einholen. Es könnte gefragt werden, unter welchen Bedingungen der Genossenschaftsbund nach Einstellung der Feindseligkeiten zu weiterer Entwicklung und zum Fortschritt gelangen wird. Das ist entschieden eine sehr schwierige Frage, aber da es am wenigsten Zeit verlieren heißt, wenn man klar und bestimmt redet, so will ich hier die Ansicht der französischen Genossenschafter darstellen.

    Wir fordern hauptsächlich, daß an den regulären Organisationen des Genossenschaftsbundes nichts geändert wird. Wir fordern ferner, daß für gewisse Zeit wenigstens der status quo für Menschen und Dinge bestehen bleibt. Vor dem Kriege konnten wir wohl den Ratschlägen des Zentralvorstandes wie des leitenden Ausschusses Beachtung schenken, aber nun wünschen wir, daß nichts eine Änderung erfahre.

    Der leitende Ausschuß hat nichts unternommen, wodurch er an Achtung eingebüßt hätte; daher sollten wir alle vorgeschlagenen Abänderungen als eine mögliche Beleidigung jener ansehen, die bis ins kleinste die internationalen genossenschaftlichen Abmachungen und die Ideen und Prinzipien, die die Grundlage unserer Bewegung bilden, hochgehalten haben.

    Wir haben beschlossen, im Hinblick auf die künftige moralische Grundlage des Bundes einige Fragen aufzuwerfen, und zwar einzig in genossenschaftlichem Sinn, ohne politischen Hintergrund, aber von internationaler genossenschaftlicher Bedeutung.

    Wir stimmen gewiß mit der Feststellung überein, die Herr Lorenz in seinem Berichte gelegentlich des deutschen Genossenschaftskongresses machte, und die im „Internationalen Genossenschafts-Bulletin veröffentlicht worden ist: „daß wir als Genossenschafter von der Notwendigkeit des Friedens für die genossenschaftliche Betätigung überzeugt sind – und darum halten wir es für notwendig, unser Friedenslicht anzuzünden.

    Gleichwohl möchten wir wissen, ob Herr Lorenz, wenn er als ein genossenschaftliches Prinzip „freien Raum für wirtschaftliche und intellektuelle Entwicklung hinstellt, dies für alle Völker gelten läßt, oder ob, wenn er darauf hinweist, daß „Deutschlands Größe und wirtschaftliche Bedeutung geachtet werden müsse, er nur Deutschland oder gleicherweise die anderen Nationen meint. Im letzteren Falle möchten wir fragen, was mit einem Ausspruch, wie folgendem, gemeint sein soll, der sich auch in Herrn Lorenz’ Rede findet: „Wir wollen Raum für unsere wirtschaftliche Entwicklung." Es wird Sache des Internationalen Genossenschaftsbundes sein, in Zukunft mehr als bisher den wahren Sinn von Autonomie und Selbstverwaltung darzulegen, der als Grundlage der Genossenschaft sowohl für den einzelnen wie für die Nationen anzusprechen ist.

    Wir hoffen, daß das „Bulletin des Bundes, das in englischer, deutscher und nunmehr auch wieder in französischer Ausgabe erscheint, uns die Möglichkeit verschafft, die internationalen Genossenschaftsbande immer mehr zu festigen, damit wir nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch einen wahren und festen „Bund bilden, einen „Internationalen Genossenschaftsbund".

    Propagandamethoden früherer Zeiten und ihre Erfolge.

    Von James Deans (Mitglied des leitenden Ausschusses des I. G. B.).

    Vor 50 Jahren setzte sich die Bewegung in Schottland aus wenigen kleinen Vereinen zusammen, die sich hier und da über das Land verteilten, und die ohne jede Organisation und ohne jeden irgendwie bedeutenden Zusammenhang waren. Da gab es keinen Zentralausschuß mit seinen Sektionsausschüssen, mit seiner erzieherischen Literatur, seinen Bezirkskonferenzvereinigungen und seinen Rechtsbeiständen; es gab noch nicht einmal die Großeinkaufsgesellschaft, die sich als Stützpfeiler der einzelnen Vereine so bewährt hat. Jeder Verein hatte sich selbst durchzuhelfen und war dabei allein auf seine eigenen Hilfsquellen angewiesen. Als bedeutendste Kraftquelle erwies sich der Umstand, daß die Mitglieder zum überwiegenden Teile eifrige Erforscher industrieller und sozialer Fragen und Männer von starker Persönlichkeit und mit hohen Idealen waren, deren Gemüter vom Feuer des Pionier- und Propagandageistes entflammt wurden; und doch suchte man bei ihnen nicht vergebens nach den Spuren kindhafter Einfachheit und echter, wenngleich unbewußter Bescheidenheit; solche Beredsamkeit, wie sie ihren Stimmen und Zungen gegeben war, entsprang ganz ihrer Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit, den wahren Grundlagen aller wirklichen Beredsamkeit. Viele von ihnen waren hingebungsvolle Schüler von Robert Owen, vom Geiste seiner Lehren tief durchdrungen und mit seinem New Lanark und anderen Plänen für gewerblichen und sozialen Fortschritt vertraut.

    Vor 50 Jahren kannte man die riesigen Fabrik- und Werkstättenbetriebe, wie sie heute so häufig, sind, in den kleinen Städten und Dörfern nicht. Die hauptsächlichen Industriezweige für solche Orte waren Handweberei, Schuhmacher- und Schneidergewerbe, die in den Gewerbeordnungen damaliger Zeit nicht berücksichtigt wurden. Die Arbeiter, die Stücklohn erhielten, waren ganz Herren ihrer Zeiteinteilung, und es war üblich, die Arbeit nicht früh am Tage anzufangen, sie dagegen bis in den späten Abend fortzusetzen. Das waren auch jene Arbeiter so gewöhnt, die an Winterabenden zu bestimmten Stunden in den Weberstuben und den Dachkammern, die Schneidern und Schuhmachern als Werkstätten dienten, zusammenkamen, um mit großem Eifer politische und soziale Probleme zu erörtern, die gerade die Allgemeinheit beschäftigten. Das schwirrende Weberschiffchen, der pochende Hammer des Schuhmachers und das schwere Bügeleisen des Schneiders waren es schon gewöhnt, im Lärmen der angeregten und hitzigen Debatte vollständig unterzugehen. Die eifrigen und unermüdlichen Genossenschaftsvorkämpfer wußten sich diese Umstände schnell dienstbar zu machen, um die Prinzipien, Ideale und Möglichkeiten der Genossenschaft als Mittel zur Hebung der Arbeiterklasse auszulegen. Sie beschränkten ihre Versuche nicht auf die Werkstätten; an Sommerabenden, an den Straßenecken oder wo immer das Volk sich zu versammeln pflegte, waren die Verfechter der Genossenschaftsidee zur Stelle und setzten der Menge ihre Forderungen auseinander. Es war auch allgemein Sitte, daß eine Genossenschaftsleitung aus sich heraus Bezirkskomitees bildete und unter der ganzen Gemeinde kräftig Mitglieder warb; durch solche Mittel wuchs bei vielen kleinen Vereinen die Mitgliederschaft ganz beträchtlich. Die Neueingetretenen waren Genossenschafter aus Überzeugung und von festem Vertrauen in die Prinzipien und in die Macht der Genossenschaft beseelt.

    Ein schlimmes Hindernis, mit dem sich die Vereine abzufinden hatten, war die unter den Arbeitern so weit verbreitete Gewohnheit des Borgwesens im Verkehr mit dem Händler, der sie mit Lebensmitteln versorgte, woraus sich für viele Rückstände beim Bezahlen ergaben. Die Schäden, die dieses System mit sich bringt, sind vielseitig. Wenn z. B. jemand Rückstände hatte, so gab es keinen Ausweg; denn kein anderer Händler hätte ihm Waren geliefert, und so mußte er sich mit dem Preis und der Beschaffenheit der Waren zufriedengeben, wie der Händler sie gut befand. Der Händler lief dabei wenig Gefahr. Er wußte es einzurichten, daß diejenigen, die bezahlten, den Verlust ausglichen, den diejenigen verursachten, die nicht bezahlten.

    Ein ernster Übelstand im Zusammenhang mit diesem System war auch folgender: Wenn die Schuld anwuchs und der Händler drohte, entweder die Warenabgabe einzustellen oder das Gericht anzurufen, um Bezahlung zu erzwingen, so fielen die Schuldner den Geldverleihern in die Hände und erhielten zu übertriebenem Zinsfuß gegen Bürgschaft ihrer Freunde Darlehen, nur, um vom Regen in die Traufe zu kommen. Da sie nicht zahlen können, kommen Geldstrafen hinzu, die zusammen mit den Zinsen die Schuldsumme bald verdoppeln. Schließlich wird eine Pfändungsvollmacht nachgesucht und gewährt, worauf die Effekten der Schuldner samt den Sicherheiten zu jämmerlichen Preisen verkauft werden. Auf diese Art war es vielen arbeitsamen, anständigen Leuten nicht nur unmöglich gemacht, die Vorteile der Genossenschaft zu genießen, sondern sie quälten und hetzten sich ab bis zu frühem Tode.

    Der Vorschläge und Pläne zur Bekämpfung dieser Zustände gab es viele; einige davon wurden auch mit bescheidenem Erfolg angewandt. Gleichwohl gelang es erst einer Gruppe der unternehmendsten Vorkämpfer aus einem erfreulich bedeutenden Verein in einem Industriebezirk, dies Hindernis zu bewältigen; sie errichteten eine „Kasse für Darlehen oder Hilfe auf Gegenseitigkeit, wie sie es nannten, die der Aufsicht der am Kapital Beteiligten unterstellt war; infolge eines von ihnen gemachten Vorschlags wurde das Kapital in Summen von verschiedener Höhe bis zu ungefähr 200 Pfund Sterling ausgeschrieben; davon wurden Darlehen an solche Personen abgegeben, die Mitglied werden konnten, indem ein anderes Mitglied mit seinem Anteilkapital, dessen Höhe der Darlehnssumme entsprechen mußte, die Sicherheit übernahm. Für die Darlehen wurde zur Bestreitung der Unkosten ein niedriger Zins erhoben, und die Rückzahlung erfolgte in kleinen wöchentlichen Raten. Der Darlehnsempfänger erhielt kein Geld; der Verwalter der Darlehnskasse händigte ihm sogenannte Kassenscheine im Betrage des gewährten Darlehns ein, die in allen Zweigen des Vereins als Bezahlung angenommen wurden. Jeden Freitag abend tauschte der Kassierer des Vereins diese Scheine beim Verwalter der Darlehnskasse gegen bares Geld ein; auf diese Weise war der Verein vor jedem Verluste sicher. Es wurde dem Darlehnsempfänger zur Bedingung gemacht, daß er von seinem Lohn seine Rückstände bei dem Händler, der ihm bisher Waren geliefert hatte, abbezahlte. Am häufigsten wurden Darlehen zwischen 10 und 15 Pfund Sterling gewährt. Der Schreiber dieses kannte ein Mitglied, das oft die Sicherheit für verschiedene Summen von zusammen über 60 Pfund Sterling übernahm und niemals einen Schilling eingebüßt hat. Diese Einrichtung führte dem Verein viele neue Mitglieder zu, die sich glücklich fühlten, von der Knechtschaft ihrer Schulden erlöst zu sein und wieder in die stolze Lage zu kommen, in der Longfellow seinen „Village Blacksmith, den Dorfschmied, schildert:

    „His brow is wet with honest sweat;

    he earns whate’er he can,

    and looks the whole world in the face,

    for he owes not any man."

    („Auf seiner Stirn perlt der Schweiß ehrlicher Arbeit,

    er erwirbt, soviel er zu leisten vermag,

    und kann der ganzen Welt offen ins Antlitz schauen,

    denn er ist keinem verpflichtet.")

    Die Darlehnskasse entlastete eine andere wertvolle Einrichtung. Wenn mit Eintritt des Winters sich Neuanschaffung von Fußzeug und warmer Kleidung für die Familie notwendig machte, waren viele Mitglieder nicht imstande, das Geld dafür aufzubringen, ohne ihr Anteilkapital anzugreifen. Um das zu verhüten, wurden den Mitgliedern Darlehen gegen ihr Anteilkapital gewährt und die Rückzahlung auf den ganzen Winter verteilt, was dazu verhalf, die Mitgliedsanteile unangetastet zu lassen und eine starke Ermunterung zum Sparen bedeutete.

    Eine Anzahl Vereine richteten nach dem Vorbilde dieses Systems Wohlfahrtskassen ein, an die ein kleiner Prozentsatz des Reingewinns abgeführt wurde. Aus diesen wurden Beihilfen zur Erlangung der Mitgliedschaft gewährt. Auch dieser Methode verdanken manche Vereine viel Erfolg. Eine ganz ausgezeichnete Methode kam unter den ersten eifrigen Genossenschaftern auf; wenn sich in der Familie eine Tochter verheiratete, schenkten die Eltern ihrem Schwiegersohn ein Mitgliedsbuch mit fünf eingezahlten Anteilscheinen zu je 1 Pfund Sterling, wodurch sie den jungen Leuten zugleich eine hervorragende Stütze fürs Leben schufen – ein Beispiel, das gerade in unseren Tagen wieder aufgenommen werden sollte und für alle Beteiligten von Vorteil sein würde.

    Als die Vereine anfingen, durch öffentliche und soziale Versammlungen in die Öffentlichkeit zu treten, wurde es üblich, daß der Kassierer des Vereins einige Mitglieder zwar nicht mit Namen, aber unter ihrer Nummer anführte, angab, wann sie eingetreten waren, welche Summen sie eingezahlt hatten, wieviel davon zurückgezogen worden war und wieviel noch als Kredit bei dem Verein stand, und für jeden Fall nachwies, daß die abgehobene Summe sowohl als die noch verbleibende die eingezahlte bedeutend überstieg, was den wirtschaftlichen Wert genossenschaftlicher Handelsgepflogenheiten überzeugend darstellte.

    Es ist zwar leicht, die von den früheren „Pionieren" angewandten Methoden aufzuzählen, aber es ist nicht so leicht, sich einen klaren und hinreichenden Begriff zu machen von der unermüdlichen und hingebungsvollen Arbeit, die sie erforderte, und die ohne Lohn oder Lob geleistet wurde, und die zweifellos die Möglichkeit erbrachte, die Genossenschaftsbewegung in Schottland auf tiefe und breite Basis zu gründen, auf der ihre Nachfolger den gegenwärtigen wundervollen kommerziellen und sozialen Bau aufführen konnten, der, bei aller Bescheidenheit, der Stolz eines jeden ist, der an seiner Schaffung beteiligt war, und der die Bewunderung jedes unbeteiligten Zuschauers auf sich zieht.

    Der Krieg der Ideen.

    Anläßlich des kürzlich abgehaltenen Jahresfestes der City of Perth Society hat Mr. John Clark, J. P., der Hauptleiter des Vereins, eine treffende Ansprache über die Fähigkeiten der Genossenschaft als nationale und internationale Macht gehalten, die verschiedentlich wichtige Beiträge zu unserer Erörterung über die Zukunft der Bewegung liefert.

    Mr. Clark sagte unter anderem: „Wir leben in einer Zeit, wie sie die Geschichte noch nicht aufweisen konnte. Aus allen Industriezweigen sind heute bei uns die Männer weggeholt, und die hauptsächlichste Sorge des Staates ist die staatliche Existenz. Es ist sehr bedauerlich, unsere Ideale scheinbar plötzlich in Scherben zu sehen, nachdem unsere Zivilisation einen so hohen Stand erreicht hatte. Die Macht der Demokratie scheint in allen kriegführenden Ländern zur Verhütung des Unglücks nicht ausgereicht zu haben. Wenn die Genossenschaftsbewegung in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Belgien – sie ist in allen diesen Ländern stärker als sonstwo in der Welt – in der Sache hätte mitreden können, so wäre es meiner Ansicht nach nicht zum Kriege gekommen. Ich meine, das müßten die demokratischen Organisationen der betreffenden Länder in Betracht ziehen. Die europäische Diplomatie arbeitet als geheime Diplomatie, und die Völker wissen wenig oder nichts über den Verlauf, den die Dinge annehmen, bis sie in den großen Strom geworfen und unbarmherzig mitfortgerissen werden. Gegenwärtig ist unser Land in den großen Strom geworfen, und wir können nur dabeistehen und zuschauen. Nach diesem Kriege wird es Sache der Genossenschaften und anderer demokratischer Organisationen sein, sich hineinzumischen und eine Verständigung unter dem Volke der verschiedenen Nationen herbeizuführen zu versuchen, da dieses ja doch in jeder Angelegenheit die Hauptmacht ist und zurzeit am härtesten betroffen wird. Wir sprechen manchmal von der großen Verzweigung unserer Bewegung und weisen auf den Umsatz unserer großen schottischen Großeinkaufsgesellschaft hin, der sich im Jahre auf 6 bis 7 Millionen Pfund Sterling beläuft. Diese Summe bedeutet den Jahresbedarf an Waren aller Art für ganz Schottland, soweit es genossenschaftlich versorgt wird; es ist furchtbar auszudenken, daß diese Summe jetzt die Kriegskosten für einen einzigen Tag darstellt! Das zeigt, daß unsere segensreiche Arbeit, die seit 50 Jahren geleistet wird, zurzeit infolge dieses bedauerlichen Krieges in großem Umfang behindert ist. Unsere Bewegung hat vor dem Krieg ihre Daseinsberechtigung bewiesen, sie ist während des Krieges noch weiter gegangen; aber ich fühle mich verpflichtet, auszusprechen, daß die wahre Prüfungszeit erst nach dem Kriege kommen wird. Wir werden wahrscheinlich allerlei Veränderungen erleben, und der neue Stand der Dinge wird ein großes Tätigkeitsfeld bieten; die Orte, die niedergelegt worden sind, müssen wieder aufgebaut werden, und all das Leben ist zu ersetzen, das zum Opfer gefallen ist. Da unsere Bewegung nicht einfach eine Bewegung von Pfund, Schilling und Pence darstellt, sondern ein großer sozialer und moralischer Baumeister ist, wird sie in Zukunft ein außerordentliches Arbeitsfeld finden.

    Rückblick und Ausblick auf die deutsche Konsumgenossenschaftsbewegung 1915-1916.

    (Die folgenden interessanten Zusammenfassungen über die Stellung der Konsumvereinsbewegung in Deutschland sind einem Artikel von Dr. August Müller [vom Zentralverbande deutscher Konsumvereinel in der „Konsumgenossenschaftlichen Rundschau" entnommen.)

    Das abgelaufene Kriegsjahr hat die äußere Entwicklung des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine wohl nur wenig beeinflußt. Die Zahl der Verbandsvereine, die 1913 noch 1197 betrug und 1914 eine Verminderung um 48 auf 1149 erfuhr, ist 1915 weiter gesunken. Wir zählen jetzt nur noch 1109 Verbandsgenossenschaften im Zentralverbande deutscher Konsumvereine. Die Ursache dieses Rückgangs sind nicht etwa Konkurse oder Liquidationen von Genossenschaften wegen ungünstiger Ergebnisse, sondern Verschmelzungen mit anderen Genossenschaften. Durch Neugründungen dem auf solche Weise bewirkten Sinken der Zahl entgegenzuwirken, war im Jahre 1915 noch weniger möglich als sonst, weil die Zeitverhältnisse jede öffentliche Propaganda für Konsumgenossenschaften verbieten.

    In den einzelnen Vereinen haben sich die Mitgliederzahlen verschiedenartig entwickelt. Im großen und ganzen dürfte aber die Mitgliederzahl der Genossenschaften im Jahre 1915 keine Verminderung, sondern eine schwache Vermehrung erfahren haben. Das ist ein überaus bedeutsames Zeichen für die günstige Beurteilung, die das Konsumgenossenschaftswesen im Krieg erfuhr. Denn man darf nicht außer acht lassen, daß die Einberufung zum Militärdienst und der Tod auf dem Schlachtfeld auch gewaltige Lücken in die Mitgliederreihen der Konsumgenossenschaften gerissen haben. Dazu kommt, daß in solchen Gegenden, in denen keine Kriegsindustrie möglich ist, die Arbeiter zur Abreise an Orte mit Kriegsindustrie veranlaßt werden. So zieht mancher Genossenschafter mit seiner ganzen Familie an einen anderen Ort, und man weiß, daß bei einem solchen Ortswechsel manches Mitglied verlorengeht, weil es an seinem neuen Aufenthaltsorte nicht gleich den Anschluß an die Konsumgenossenschaft wiederfindet. Jedenfalls würde ein Rückgang in der Mitgliederzahl der in den Konsumgenossenschaften des Zentralverbandes organisierten Verbraucher durchaus erklärlich sein. Wenn dieser Rückgang nicht vorhanden ist, sondern sogar eine Zunahme, so ist das ein Beweis für die wachsende Anziehungskraft, die die Konsumgenossenschaften während des Krieges und infolge seiner Begleitumstände auf wirtschaftlichem Gebiete ausüben.

    Die Umsatzzahlen der einzelnen Genossenschaften haben nur in seltenen Fällen eine Verminderung erfahren, meistens sind sie gestiegen, zum Teil sogar sehr erheblich. Der Verband brandenburgischer Konsumvereine verzeichnet in seinen Genossenschaften im Monat Oktober einen Umsatz in Höhe von 4 722 000 Mark, während im gleichen Monat des Vorjahrs nur ein Umsatz von 3 829 000 Mark erzielt wurde. Der Verband württembergischer Konsumvereine teilt über seinen Umsatz im Monat Oktober mit, daß derselbe 2 514 000 Mark im Jahre 1915, gegenüber 2 464 000 Mark im gleichen Monate des Vorjahrs betrug. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Umsatzvermehrung zum Teil auf das Ansteigen der Preise zurückzuführen ist. Erst wenn die Zahlen der Verbandsstatistik vorliegen, wird man feststellen können, ob die Umsatzvermehrung für 1915 allein durch diese erhöhten Preise zu erklären ist. Wenn trotz dieser Preissteigerungen der Umsatz gleichbleibt oder sogar, was ja auch vorkommt, zurückgeht, so bedeutet das eine wesentliche Verringerung der Gütermenge, die durch die Konsumgenossenschaften den Verbrauchern zugeführt wird. Trotzdem ist bei längerer Fortdauer des Krieges mit dieser Verminderung des Umsatzes zu rechnen. Das liegt daran, daß naturgemäß ein Teil der Waren, die die Konsumvereine früher führten, überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Dazu kommt, daß der Vertrieb anderer wichtiger Waren besonderen Gesellschaften übertragen worden

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