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Zeitschrift über den Fronten: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915
Zeitschrift über den Fronten: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915
Zeitschrift über den Fronten: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915
eBook539 Seiten5 Stunden

Zeitschrift über den Fronten: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915

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Über dieses E-Book

Während des ganzen Ersten Weltkriegs, beginnend im Frühjahr 1915, wurde das in London monatlich auf Englisch herausgegebene Bulletin des Internationalen Genossenschaftsbundes in Hamburg ins Deutsche übersetzt, gedruckt und an 1.500 deutschsprachige Abonnenten versandt. Das Bulletin enthält umfangreiche Informationen über die Lage der Genossenschaften im Krieg und über Kriegsschäden, über die Versorgungslage der Bevölkerung, die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln, über die Versorgung der Truppen und die Auslastung der Produktionsbetriebe. Eine erstrangige Quelle zur sozialen Situation während des Krieges, nicht nur in den kriegführenden Ländern, auch in den neutralen Nachbarstaaten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. März 2017
ISBN9783743123519
Zeitschrift über den Fronten: Das Internationale Genossenschafts-Bulletin im Ersten Weltkrieg Band 1: 1915

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    Buchvorschau

    Zeitschrift über den Fronten - Books on Demand

    Die Fortschritte der Genossenschaftsbewegung in Dänemark.

    Die dänischen Genossenschaften haben im Vorjahr eine ruhige und gleichmäßige Entwicklung genommen. Eine Ausnahme bildet die genossenschaftliche Zementfabrik, die einen bedeutenden Aufschwung nahm, aber gleichzeitig einem heftigen Angriffe seitens der Trustinteressenten zu widerstehen hatte. Dieser Kampf zeitigte den Vorteil, daß der Presse des ganzen Landes die große wirtschaftliche Bedeutung der Genossenschaften zum Bewußtsein kam. Seltsamerweise hat der Kampf die dänische Großeinkaufsgesellschaft, die juristisch mit der Zementfabrik nichts zu schaffen hat, in einen Prozeß verwickelt. Die Zementfabrik ist vor kurzem vergrößert worden, da sie den gestellten Anforderungen bei weitem nicht mehr gewachsen war.

    Erwähnung verdient die im Jahre 1913 gegründete Kohlengenossenschaft mit ihren beiden Depots in Aalborg und Aarhus. Von Interesse ist ferner die am 1. Oktober 1914 eröffnete Genossenschaftsbank. In der Hauptstadt scheint speziell unter der arbeitenden Bevölkerung steigendes Interesse für die Gründung neuer Konsumgenossenschaften zu bestehen. Auch die Frage der Errichtung von Fischeinkaufs- und Fischverkaufsgenossenschaften wurde namentlich unter Studenten und Mäßigkeitsfreunden wiederholt erörtert.

    Am Jahresschlusse fand die erste freie Zusammenkunft der Hand in Hand arbeitenden landwirtschaftlichen Genossenschaften, der Häuslergenossenschaften, der Königlichen Landeshaushaltungsgenossenschaft und des Genossenschaftsrats statt. Im April 1914 tagte der vierte dänische Genossenschaftskongreß, an dem unter anderem über die Revision in Konsumgenossenschaften, die genossenschaftliche Zementfabrik und den Zementkrieg, die Kohlengenossenschaft und die Genossenschaftsbank diskutiert wurde. Einige der einflußreichsten Personen des Landes nahmen an dem Kongreß teil, was beweist, daß die große wirtschaftliche Bedeutung der Genossenschaftsbewegung in allen Gesellschaftskreisen Dänemarks Anerkennung findet.

    Eine Reihe von Konsumvereinen hat im Vorjahr ihr 25jähriges Bestehen feiern können; andere Vereine haben diese Periode bereits überschritten.

    Auch die Arbeiterkonsumvereine erfreuen sich einer kräftigen Entwicklung. Bemerkenswert ist der Umstand, daß die Konsumgenossenschaften in der Hauptstadt sich ausschließlich ihrer eigenen Automobile und ihres eigenen Fuhrwerks bedienen. Die Weiterentwicklung der städtischen Vereine wird die Sammlung hoher Reserven erfordern, um Angriffen, die mit dem weiteren Ausbau der Genossenschaften verbunden sein werden, wirkungsvoll widerstehen zu können. Ein interessantes Problem bildet die noch in den Kinderschuhen steckende Kautionsversicherung. Auch die Revisionsfrage ist unter den Konsumgenossenschaften sehr aktuell geworden.

    Die dänische Großeinkaufsgesellschaft hatte sowohl im Vorjahr als auch im Jahre 1913 gleichmäßige Fortschritte zu verzeichnen. Es sind zwei neue Grundstücke in Skive und in Rönne auf Bornholm erworben worden; auf leßterem Gelände wird eine neue Abteilung errichtet werden. Die Zusammenarbeit zwischen der Großeinkaufsgesellschaft und der Samenversorgungsstelle der dänischen landwirtschaftlichen Genossenschaften ist von unschäßbarem Wert und hat zu äußerst schmeichelhaften Bemerkungen seitens hervorragender Persönlichkeiten geführt. Professor Westermann schrieb unter anderem, daß dieses System von größter wirtschaftlicher Bedeutung sei und wohl nur einzig in der ganzen Welt praktiziert würde.

    Bei den Molkereigenossenschaften macht sich die Tendenz bemerkbar, große Molkereien in eine entsprechende Anzahl kleinerer Molkereien umzuwandeln. Die Unkosten bei einem größeren Molkereibetriebe sind verhältnismäßig geringer als bei kleineren Betrieben. Leßteren jedoch gereicht zum Vorteil, daß die Milchanlieferung schneller vonstatten geht, wodurch der vorher genannte Nachteil beinahe ausgeglichen wird. Zurzeit wird die Frage der Errichtung einer Versuchsmolkerei zum Kostenpreise von 100 000 Kronen in Erwägung gezogen, welche Anlage einen jährlichen Staatszuschuß von 25 000 Kronen erfordern würde. Im großen und ganzen haben die Molkereigenossenschaften im Vorjahr über gute Resultate zu berichten gehabt, obgleich der Export gelitten hat. Im Jahre 1913 erreichten die Molkereien einen Gesamtumsaß in der Höhe von 294 Millionen Kronen. Eine Anzahl Molkereien konnte im Jahre 1913 ihr 40jähriges Bestehen begehen.

    In den 43 Genossenschaftsschlächtereien wurden im leßten Rechnungsjahre, das äußerst günstig abschnitt, 1 969 529 Schweine im Werte von zirka 150 Millionen Kronen geschlachtet. Die Schlächtereien haben leßthin auch die Lohn- und Arbeitsbedingungen mit ihren Angestellten geregelt.

    Leider haben die Hühnerzucht- und Eierexportgenossenschaften den gewünschten Erfolg nicht gezeitigt. Auf Veranlassung des dänischen Landwirtschaftsministeriums wurde eine Sißung einberufen, in der die Frage einer rationellen Hebung der Hühnerzucht besprochen und ein Komitee zur Einleitung der nötigen Schritte eingeseßt wurde. Die alte, angesehene dänische Eierexportgenossenschaft, die im Jahre 1913 einen Umsaß in der Höhe von 5½ Millionen Kronen erreichte, versucht eine Veredlung der Hühnerrassen herbeizuführen, indem sie beständig die besten Hühnerfamilien prämiiert.

    Unter den Futtereinkaufsgenossenschaften nimmt die jütländischeFuttergenossenschaft den ersten Plaß ein; sie erreichte im Jahre 1913/14 einen Umsaß von 28 666 000 Kronen. Fünens Futtergenossenschaft erzielte in dem gleichen Zeitraum einen Umsaß in der Höhe von zirka 3½ Millionen Kronen, und die Insel-Futtereinkaufsgenossenschaft verzeichnete einen Umsaß von 5 Millionen Kronen. Die Bedeutung der genannten Futtereinkaufsgenossenschaften ist durch den ausgebrochenen Weltkrieg noch gestiegen, da sie die importierten Futterstoffe zur Verteilung bringen.

    Die dänische Düngereinkaufsgenossenschaft umfaßt zirka 700 Lokalvereine und berichtete im leßten Rechnungsjahr über einen Umsaß in der Höhe von 4½ Millionen Kronen.

    Die dänischen Genossenschaften haben somit im leßten Rechnungsjahre gute Fortschritte gemacht und der Bevölkerung große wirtschaftliche Vorteile zukommen lassen. Hoffen wir, daß immer größere Bevölkerungskreise die Wahrheit verstehen lernen, die in den wenigen Worten „Einigkeit macht stark" liegt.

    Die Genossenschaften auf dem Kontinent.

    Aus einem neutralen Lande wird uns geschrieben:

    Die Stürme des Krieges wüten fort und lassen nicht im geringsten erkennen, daß sie bald verstummen werden. Wir haben uns somit in das Unvermeidliche zu finden und die Konseguenzen zu tragen. Die neutralen Länder fügen sich dem Druck mit bewundernswerter Ruhe, obwohl es dem einzelnen schwer fällt, sich den Verhältnissen anzupassen.

    Die Schrecken des Krieges erstrecken sich nicht nur auf die kriegführenden Staaten, sondern dehnen sich infolge der genommenen Entwicklung des Welthandels auch auf die neutralen Länder aus, die dem Konflikt gänzlich fernstehen und alles aufbieten, um beiseite zu bleiben. Seit fünf Monaten halten die neutralen Staaten ihre Truppen mobilisiert, was mit enormen Kosten verbunden ist; seit fünf Monaten ist der Handel mit Störungen verbunden, während die Leiter und eine große Zahl der Angestellten zum Heeresdienste berufen worden sind. Es ist nicht einmal möglich gewesen, die gewohnten Warenmengen hereinzubekommen, da selbst die neutralen Schiffe seitens der kriegführenden Staaten untersucht werden, ob sie Güter für den Gegner bergen. Wie es somit um die Dinge in den vom Kriege heimgesuchten Ländern bestellt sein muß, läßt sich leichter vorstellen als beschreiben. Aber alle Schwierigkeiten können ertragen werden, wenn das Volk zusammensteht und alles getan wird, um den ärgsten Übeln zu begegnen.

    Aus der gesamten genossenschaftlichen Presse ersehen wir mit hoher Freude, daß die Genossenschaften ganz Europas sich in uneigennüßigster Weise betätigen. Sie fordern weder hohe Preise, noch richten sie ihr Augenmerk auf hohe Rückvergütungen; sie suchen ihre Aufgabe einzig und allein darin, ihren Mitgliedern in bester Weise zu dienen. Aber auch den Nichtmitgliedern, die ihren Erwerb nicht aus dem Handel ziehen, nüßen die Genossenschaften, indem sie der Regierung helfen, die niedrigsten Preise zu diktieren und die übliche Untersuchung der zum Verkauf kommenden Güter fortseßen, was selbst in dieser Zeit nicht zu umgehen ist. Wir geben gerne zu, daß die Völker im allgemeinen seit Ausbruch des Krieges von edleren Gefühlen beseelt werden als zuvor. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß einige Kaufleute unglaubliche Mittel angewendet haben, um Profite einzuheimsen. Wir haben u. a. in einem neutralen Lande festgestellt, daß mit Sand verfälschter Kakao verkauft und für die Truppen bestimmter Tabak mit Heu vermischt worden ist. Außerdem mußten die Engros- und Detailpreise allerorten von den Behörden festgeseßt werden, um der Profitsucht der Händler im Interesse der Unbemittelten Schranken zu sehen. Ohne im geringsten zu bedenken, daß Preiserhöhungen in Kriegszeiten von größtem Übel sind und speziell den arbeitenden Klassen großen wirtschaftlichen Schaden zufügen, haben es einige Individuen fertigbringen können, ihre Mitmenschen auszubeuten, indem sie die Vorschriften der Behörden ignorierten und ihre Preise willkürlich erhöhten.

    Der Handel ist in ruhigen Zeiten das Schoßkind der Regierung und der Presse; die Genossenschaften dagegen werden gänzlich außer acht gelassen. Nach dem Kriege wird früher oder später die Zeit kommen, in der wir uns die Jahre 1914 und 1915 zurückzurufen und uns vor Augen zu führen haben, in welch uneigennüßiger Weise sowohl die Großeinkaufsgesellschaften als auch die Konsumvereine der Regierung beigesprungen sind, um das nationale Leben wieder in die alten Bahnen zu lenken; wir werden darauf aufmerksam zu machen haben, daß wir jeder öffentlichen Vorschrift aufs genaueste nachgekommen sind, und den Beweis erbringen, in welch eigennüßiger Weise private Grossisten und Detaillisten sich versündigt haben. In Zeiten großen nationalen und internationalen Ungemachs muß eine Bewegung zeigen, was sie zu leisten vermag. Die Genossenschaftsbewegung hat sich bereits wiederholt aufs beste bewährt; in der gegenwärtigen Krise aber hat sie bewiesen, daß sie alles adelt, was mit ihr in Berührung kommt.G.

    Krieg und Bildung.

    Die Fortbildungskommission des britischen Genossenschaftsverbandes fordert die Vereine soeben durch Rundschreiben auf, ihre erzieherischen Aufgaben in diesem Winter nicht zu vernachlässigen, sondern denselben in möglichst gesteigertem Maß nachzukommen.

    Wir sind der Ansicht, daß diese Politik im Interesse der künftigen Wohlfahrt unserer Bewegung geübt werden muß.

    Gerade die jeßige Sturm- und Drangperiode kann von denjenigen, die dem Konflikt fernstehen, nicht besser ausgenußt werden, als Vorbereitungen für den Frieden zu treffen und sich mit den wichtigsten Grundsäßen der Demokratie und der nationalen und internationalen Verbrüderungsidee vertraut zu machen.

    Nur dann kann die europäische Zivilisation neu aus den Ruinen erblühen – aus den Fragmenten der Gerechtigkeit, Gnade und Wahrheit, auf denen die Gemeinschaft der Völker zu reorganisieren ist.

    Folgende Abschnitte sind dem Rundschreiben entnommen:

    „Frieden und Eintracht zu verbreiten, das ist der Grundgedanke unserer Bewegung, die sich nicht auf riesenhaften Heeren, sondern einzig und allein auf Menschenrechten aufbaut. Wir Genossenschafter müssen heute den Beweis antreten, daß wir unserer Pflicht bewußt und gerüstet sind, die Verwirklichung unseres Ideals selbst durch Leiden anzustreben. Der Krieg hat uns einander näher gebracht, so daß viele der Unserigen zum erstenmal die Idee einer engeren Verbindung und die Prinzipien der Solidarität erfaßt haben, und dieses aufkeimende Verständnis muß beachtet und gepflegt werden. Auch die Adoptierung vieler unserer Methoden seitens der Behörden, denen die Heeresverproviantierung obliegt, wird uns vielleicht behilflich sein, den Mitgliedern ein aus der Krise gezogenes Exempel zu statuieren, so daß die Krise auch nicht nur vom Übel sein wird. Gerade jeßt, wo alles aufgeboten wird, um die Völker in blutigem Hasse zu trennen, wäre es an der Zeit, die internationale Genossenschaftsfrage zu erörtern und das geistige Niveau unserer Mitglieder über Schlachtenchroniken zu heben.

    Wir müssen fortfahren, die Kinder die wahre Geschichte der Völker zu lehren. Sie sind jung und empfänglich und werden Grund und Folge – Säen und Ernten – und die bindende Kraft dieses Prinzips für Nationen und Individuen verstehen lernen.

    Ferner müssen wir unser Erziehungswerk mit der Jugend fortseben. Das Leben großer Männer und Frauen lehrt uns, wie das Höchste, Beste zu erreichen ist. Das junge Volk muß lernen, die Schrecken des gegenwärtigen Krieges zu vergessen und künftigen glücklicheren Tagen entgegenzusehen. Der Nußen, der aus gemeinsamer Winterarbeit in Zirkeln und Jugendverbänden gezogen wird, ist offenbar und bedarf keiner Erörterung.

    Auch die Zusammenkünfte unserer Mitglieder dürfen keinen Abbruch erfahren. Wenn sie von gesunden Grundsäßen ausgehen, werden sie keine Kopflosigkeit einreißen lassen, sondern die Herzen mit Zuversicht erfüllen. Wahres Heldentum sollte oft diskutiert, und die Notwendigkeit, daß jeder seiner Pflicht ruhig und ganz nachkommt, wieder und wieder betont werden.

    Diese und ähnliche Aufgaben könnten und müßten wir lösen."

    Die deutschen Genossenschaften und der Krieg.

    Die Genossenschaften in Deutschland haben gleich denjenigen in anderen Ländern die Folgen des Krieges zu spüren bekommen. Es kann kaum wundernehmen, daß die mit Blißesschnelle aufeinander folgenden Ereignisse auch die deutschen Genossenschafter übermannten, deren Bestürzung aber bald verflog und nun durch erhöhte Tatkraft einen schlagenden Beweis für die große soziale Bedeutung der Genossenschaften unter den obwaltenden Umständen lieferten, sowie die Unterschiede zwischen Genossenschaftsbetrieb und Privatbetrieb in krassester Weise zum Ausdruck brachten. In vielen Fällen, in denen Privathändler öffentliche Mißstände ausnußten, um zum Nachteile der bereits hart geprüften Verbraucher ihrer Profitsucht zu frönen, haben die Genossenschaften der Situation zu begegnen gewußt und ihre Mitglieder mit Lebensbedürfnissen zu niedrigsten Preisen versorgt. Ihr Vorgehen gewann ihnen zulebt die Anerkennung der Behörden, die auch in Deutschland der Genossenschaftsbewegung nicht immer freundlich gegenüberstanden. Beamte und Arbeiter gewisser Staatsbetriebe, denen der Beitritt bisher untersagt gewesen ist, können nunmehr die Mitgliedschaft erwerben, so daß die Genossenschaften nicht länger unter solchen Verboten leiden.

    Der veränderten Haltung und einer allgemein klareren Beurteilung der Dinge ist es zu danken, daß viele Genossenschaften ihre Tätigkeit während der leßten Monate in gleichem oder erhöhtem Maße fortseßen konnten. Der Umsaß der zahlreichen Konsumgenossenschaften ist von Woche zu Woche gestiegen. Da die Bäckereien der Konsumgenossenschaften in der Regel äußerst praktisch eingerichtet sind und unter musterhaften Bedingungen betrieben werden, übertragen die Kriegskommissare ihre Brotaufträge für die Truppen und die Kriegsgefangenen nicht selten den Genossenschaften.

    Die deutschen, regelmäßig publizierten Genossenschaftsblätter machen sich die Lehren der Gegenwart zunuße und propagieren in äußerst reger und wirksamer Weise für die Konsumentenorganisation.

    Die nachstehenden Umsaßzahlen wurden von den verschiedenen Kreis- und Bezirksverbänden im September 1913 und 1914 festgestellt:

    Zum besseren Verständnis der Zahlen ist es erforderlich, in Betracht zu ziehen, daß ganz Deutschland sich im Kriegszustande befindet. Außerdem sind die treuesten Kunden der Genossenschaften, nämlich die arbeitenden Klassen, wirtschaftlich am schwersten betroffen, da die Ernährer in den Krieg gezogen sind, und folglich nur das Nötigste eingekauft werden kann.„La Coopération" (Basel).

    Statistiken des Genossenschaftswesens in Großbritannien für 1913.

    Nachstehende Statistiken sind einem Bericht entnommen, den das Arbeitsdepartement im britischen Handelsministerium herausgegeben hat.

    Statistik des Konsumgenossenschaftswesens.

    Ende 1913 beschäftigten sich 1382 Konsumgenossenschaften und zwei Großeinkaufsgesellschaften mit der Warenverteilung. Die Mitgliederzahl dieser Vereine belief sich auf insgesamt 2 880 319, das Anteilschein-, Anleihe- und Reservekapital auf 54 754 082 Pfund Sterling¹ und der Umsaß auf 123 943 053 Pfund Sterling mit einem Gewinne zuzüglich Anteilzinsen von 13 721 871 Pfund Sterling¹, während die Zahl der in diesen Genossenschaften mit der Warenverteilung beschäftigten Personen insgesamt 81 865 betrug, die im Berichtsjahre Löhne in der Höhe von 4 788 106 Pfund Sterling bezogen.

    In welcher Weise sich die Konsumgenossenschaften und Großeinkaufsgesellschaften in den Jahren 1904 bis 1913 entwickelt haben, zeigt folgende Tabelle. An dem Gesamtgewinn in der Höhe von 13721 871 Pfund Sterling¹ sind die Konsumvereine mit 12 852 013 Pfund Sterling und die beiden Großeinkaufsgesellschaften mit 869 858 Pfund Sterling beteiligt.

    Die von den Konsumvereinen erzielten Überschüsse wurden zum größten Teil an die Mitglieder zurückvergütet. England und Wales zahlten eine durchschnittliche Rückvergütung von 12 Prozent, Schottland zahlte 16 Prozent und Irland 6½ Prozent; die durchschnittliche Rückvergütung stellte sich somit für Großbritannien und Irland auf zirka 12½ Prozent. Nichtmitgliedern wird in der Regel der halbe Prozentsaß eingeräumt.

    Die englische und die schottische Großeinkaufsgesellschaft gewährten ihren Mitgliedern eine Einkaufsvergütung von 1⅔ resp. 3⅓ Prozent.

    Außer den angeführten Genossenschaften bestand im Berichtsjahr in Irland eine Heim-Industriegenossenschaft mit 46 Mitgliedern, einem Kapital von 12 Pfund Sterling, einem Umsaße von 104 Pfund Sterling und einem Überschusse von 2 Pfund Sterling; ferner bestand in England eine Droschkengenossenschaft mit 25 Mitgliedern, einem Kapital von 273 Pfund Sterling, einem Umsaße von 1190 Pfund Sterling und einem Überschusse von 113 Pfund Sterling.

    Gewinnbeteiligung für das Personal.

    Die Gewinnbeteiligung hatten von 1382 Konsumgenossenschaften 176 für ihr Personal eingeführt. An 14 324 Angestellte, die zusammen Löhne in der Höhe von 797 243 Pfund Sterling bezogen, wurden Gewinnanteile im Betrage von 35 148 Pfund Sterling als Lohnbonus bezahlt, was 4,4 Prozent der Löhne ausmacht.

    Die schottische Großeinkaufsgesellschaft beschäftigte 2598 Personen mit der Warenverteilung, die Löhne in der Höhe von 161 916 Pfund Sterling bezogen. Als Lohnbonus wurden 5399 Pfund Sterling bezahlt, was 3,3 Prozent der Löhne ausmacht.

    Statistik des Produktionsgenossenschaftswesens.

    In 1913 beschäftigten sich 1126 Genossenschaften mit der Produktion. Von diesen waren 989 Konsumvereine, zwei Großeinkaufsgesellschaften und 135 spezielle Produktionsgenossenschaften. Von leßteren waren wiederum fünf Kornmühlen, 37 Bäckereien und andere Konsumentengenossenschaften und 93 Arbeiterproduktivgenossenschaften. Die Gesamtzahl der in diesen Genossenschaften mit der Produktion beschäftigten Personen betrug 59 509; sie bezogen im Berichtsjahre Löhne in der Höhe von 3 489 285 Pfund Sterling; der Wert der erzeugten Güter betrug 29 768 623 Pfund Sterling.

    In welcher Weise sich dieser Betrag auf die verschiedenen Arten der produzierenden Genossenschaften verteilt und in welcher Weise sich die genossenschaftliche Produktion in den Jahren 1904 bis 1913 entwickelt hat, zeigt die folgende Tabelle:

    Aus dieser Statistik geht hervor, daß die produktive Tätigkeit seit 1904 sich um 103,9 Prozent vergrößert hat; die größte Zunahme haben die produktiven Abteilungen der Konsumvereine mit 144,2 Prozent zu verzeichnen gehabt. Eine kräftige Entwicklung hat ebenfalls die produktive Tätigkeit der Großeinkaufsgesellschaften mit 103,3 Prozent genommen. Die Bäckereien und andere Konsumentengenossenschaften haben eine Zunahme von 88,4 Prozent und die Arbeiterproduktivgenossenschaften eine Zunahme von 56,2 Prozent zu verzeichnen gehabt. Dagegen haben die Kornmühlengenossenschaften sich nicht nur nicht weiter entwickelt, sondern ihre Produktion ist um 25,4 Prozent zurückgegangen. Die Erklärung dieser Tatsache dürfte hauptsächlich in dem Umstand zu suchen sein, daß die englische Großeinkaufsgesellschaft im Jahre 1906 zwei im Jahre 1904 von den Mühlengenossenschaften betriebene Mühlen übernommen hat.

    Die nachstehende Tabelle gibt die Gesamtzahl der Angestellten, die gezahlten Löhne, den Umsaß und die Übertragung der produzierten Güter in den einzelnen Produktivgenossenschaften:

    Die Überschüsse der mit der Produktion beschäftigten Genossenschaften ausschließlich der Konsumgenossenschaften betragen insgesamt 485 568 Pfund Sterling. Die in den produktiven Abteilungen der Konsumvereine erzielten Überschüsse sind in dem Gesamtüberschusse der Konsumgenossenschaften enthalten und separat nicht zu ermitteln.

    An der Summe waren die Großeinkaufsgesellschaften mit 229 991 Pfund Sterling, die Mühlengenossenschaften mit 17 584 Pfund Sterling, die Bäckereien und andere Konsumentengenossenschaften mit 136 713 Pfund Sterling und die Arbeiterproduktivgenossenschaften mit 101 280 Pfund Sterling beteiligt.


    ¹ Die Zahlen schließen das in den produktiven Abteilungen der Konsumvereine aufgewendete Kapital und den Gewinn auf die erzeugten Güter ein, da die Beträge separat nicht zu erhalten waren. Das in den produktiven Abteilungen der Großeinkaufsgesellschaften aufgewendete Kapital in der Höhe von 3 742 202 Pfund Sterling und der Gewinn in der Höhe von 229991 Pfund Sterling sind nicht einbegriffen.

    ² Die produzierten Güter werden in der Regel nicht direkt in den produktiven Ab teilungen der Konsumvereine verkauft, sondern den Verkaufsabteilungen übermittelt.

    ³ Die erhöhte produktive Tätigkeit dürfte zum größten Teil auf die eigene Schlachtung von Vieh zurückzuführen sein.

    Genossenschaftliche Mitteilungen

    Holland.

    Genossenschaftsangestellte in Holland. Herr J. J. Muylwyk, Vorsißender der Genossenschaft „De Volharding im Haag und Vorstandsmitglied des holländischen Genossenschaftsverbandes, schrieb uns über genossenschaftliche Arbeitsbedingungen in Holland wie folgt: „In der Dezembernummer des ‚Internationalen Genossenschafts-Bulletins‘ ist unter obigem Titel ein Aufsaß erschienen, in dem es u. a. heißt: ‚Im Vorjahre hat der Genossenschaftsverband für alle angeschlossenen Vereine einen Vertrag entworfen, der bisher keine Annahme gefunden hat usw.‘ Um Mißverständnissen vorzubeugen, halten wir es für angezeigt, unseren Kollegen mitzuteilen, daß mehrere neutrale Vereine, z. B. die 14 139 Mitglieder zählende Genossenschaft „De Volharding und die sozialistischen Vereine, vor mehreren Jahren kollektive Verträge mit den entsprechenden Gewerkschaften abgeschlossen haben. Diese Tarife räumen den Angestellten zum mindesten gleich günstige Bedingungen ein, wie der von G. angeführte Vertrag."

    Osterreich.

    Behördliche Förderung der genossenschaftlichen Güterversorgung. Der Krieg hat auch in Osterreich, dem Eldorado der mittelständischen Reaktion, Wunder gewirkt. Den Regierungskreisen kam in der Stunde der Gefahr das Verständnis für die Segnungen der genossenschaftlichen Güterversorgung unter Ausschaltung des verteuernden privaten Zwischenhandels.

    Das k. k. Ackerbauministerium publizierte am 1. Oktober einen Erlaß „betreffend Förderung der Approvisionierung durch Verbindung von Produzenten und Konsumenten", dem wir die wichtigsten Stellen entnehmen:

    „Die kriegerischen Ereignisse lassen es jeßt noch mehr als sonst geboten erscheinen, daß im Interesse der Sicherung einer rationellen und billigen Versorgung die Produzenten und deren Organisationen sich entweder direkt (oder unter Vermittlung des reellen Handels) mit den in Betracht kommenden Konsumentenkreisen und deren Vereinigungen in Verbindung seßen.... Wenn schon genügende Mengen für die Heeresverwaltung angesammelt sein werden und dieselbe erklären sollte, daß sie da und dort zeitweise gewisse Mengen dieser Produkte vorläufig nicht benötigt, könnten die genannten Verbände nach einem bestimmten System und in ausgedehntem Umfang Getreide auch an verschiedene städtische Körperschaften und Versorgungsstellen für die konsumierende Bevölkerung liefern. Die Verbände und deren Untergenossenschaften könnten dann auch, falls von solchen Konsumentenvertretungen die Lagerung gewisser Waren beabsichtigt wird, dies dadurch erleichtern, daß sie ihre Lagerhäuser hierfür zur Verfügung stellen. Außer dem Getreide und den Futterartikeln kommen, sei es für den ständigen laufenden Konsum, sei es für die vorläufige Lagerung und eventuelle Konservierung, auch noch andere Produkte in Betracht, deren Beschaffung und Lieferung durch eine systematisch organisierte Verbindung mit den genannten Verbänden sowie einzelnen landwirtschaftlichen Absaßgenossenschaften gesichert werden könnte, z. B. Eier, Butter, Käse, Kartoffeln, Obst, Zwiebeln usw.

    Die Fleischversorgung der Städte ist bereits durch die bestehenden Viehverwertungsorganisationen angebahnt und könnte unter beratender Mitwirkung der Zentrale für Viehverwertung in Wien durch Abschluß von Verträgen mit Fleischerorganisationen, eventuell auch mit der Wiener Großschlächterei-Aktiengesellschaft im Interesse der Sicherung des Bezugs quantitativ und qualitativ entsprechender preiswürdiger Ware noch ausgestaltet werden. Bezüglich aller erwähnten Lebensmittel sowie der Futterartikel für das Vieh sollten jene landwirtschaftlichen Absaßgenossenschaften, welche auf solche Geschäfte bereits eingerichtet sind, jeßt eine besonders rege Tätigkeit entfalten und zu diesem Zweck unter fördernder Mitwirkung der Landeskulturräte und Landwirtschaftsgesellschaften der betreffenden Länder mit. den in Frage kommenden Approvisionierungsstellen, Körperschaften oder Unternehmungen in Fühlung treten.

    Es kämen in dieser Beziehung vor allem die Gemeindeverwaltungen, eventuell auch die Bezirksvertretungen und Landesausschüsse in Betracht, aber auch verschiedene Wohltätigkeits- oder Krankenanstalten, Komitees, welche sich die Beschaffung von Lebensmitteln zur Aufgabe gemacht haben, Konsumvereine, ferner Fleischervereinigungen, Großmühlen und solche geschäftliche Unternehmungen, welche eine größere Zahl von Personen oder auch von Tieren zu verpflegen haben. Die Landesregierung wird eingeladen, die Anregung zu einer im Sinne der vorstehenden Ausführungen einzuleitenden Aktion, sowohl den in ihrem Verwaltungsgebiet eventuell in Betracht kommenden landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden und einzelnen landwirtschaftlichen Absaßgenossenschaften, als auch den dort bestehenden Konsumenten organisationen mitzuteilen Die Einseßung von Komitees unter dem Vorsiß eines Vertreters der Landesregierung wird vorgeschlagen, welchen allenfalls Vertreter des Landesausschusses, der landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbände, der Handelskammer, der wichtigsten Konsumvereine sowie Vereine, welche die Interessen der Konsumenten oder der Produzenten vertreten, angehören könnten Das Komitee würde am besten beim Landeskulturrat (Landwirtschaftsgesellschaft) oder auch bei der Handels- und Gewerbekammer geführt werden. Es hätte sich ständig über die im Lande vorhandenen oder in nächster Zeit verfügbar werdenden Konsumartikel, welche von der Landwirtschaft produziert werden, zu orientieren und dafür Sorge zu tragen, daß der auf der Seite der Konsumenten zutage tretende Bedarf durch die Produzentenorganisationen gedeckt werde. Das Komitee würde leicht in der Lage sein, festzustellen, welche Nachfrage nach den in Frage kommenden Artikeln für die nächste Zeit zu erwarten ist und für wie lange diese Nachfrage durch die vorhandenen Vorräte der landwirtschaftlichen Genossenschaften gedeckt sein könnte. Außerdem wird durch Abschluß von den speziellen Verhältnissen Rechnung tragenden Lieferverträgen auf die Erzielung entsprechender Preise hinzuwirken sein."

    Dieser ministerielle Erlaß bedeutet eine sehr bemerkenswerte Schwenkung der Regierungskreise zugunsten des Genossenschaftswesens, speziell der Konsumvereine, was für die Entwicklung dieser leßteren nach dem Kriege nicht ohne Bedeutung bleiben kann.

    Schweden.

    Stärkung der Genossenschaftsidee. Unter dem Titel „Ein Rekordmonat berichtet das Wochenblatt der schwedischen Konsumvereine, daß der Umsaß der Großeinkaufsgesellschaft nicht nur in den ersten drei Vierteln des laufenden Jahres, sondern vor allem seit Ausbruch des Krieges gute Fortschritte machte, und daß speziell der Oktober eine gewaltige Steigerung brachte. Zum erstenmal wurde ein Monatsumsaß von mehr als 1 Million Kronen erzielt, nämlich 1 181 793 Kronen, gegen 752 451 Kronen im Oktober 1913, also 429 342 Kronen oder rund 57 Prozent mehr. Auch die einzelnen Vereine berichten über gute Erfolge. Die genossenschaftliche Versicherungsanstalt „Folket weist ebenfalls einen schönen Aufschwung auf; seit Jahresbeginn vermehrte sich der Versicherungsbestand um 3 195 650 Kronen, gegen 1 786 340 Kronen in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs. Die Feuerversicherungsgesellschaft „Samarbete" buchte bis 15. August eine Vermehrung der Versicherungssummen um 8 712 290 Kronen, gegen 5 023 560 Kronen in der Zeit bis zum 20. August 1913; die Prämieneinnahme betrug bis 31. Oktober 111 241 Kronen, gegen 80 836 Kronen in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs.

    Schweiz.

    Italienische Konsumvereine in der Schweiz. Seit etwa zehn Jahren besteht unter den italienischen Emigranten der Schweiz eine Bewegung, um in allen Ortschaften mit Italienerkolonien eigene Konsumvereine ins Leben zu rufen. Im Jahre 1909 haben sich die damals bestehenden Vereine zu einem Verbande zusammengeschlossen, der dann im Jahre 1911 den Großeinkauf für die zirka 24 italienischen Genossenschaften in die Hand nahm.

    Große Bedeutung hat diese Konsumvereinsbewegung nie erlangt und konnte keine erlangen, denn ein Großteil der italienischen Konsumenten zieht es vor, ihren Güterbedarf in den schweizerischen Konsumvereinen zu decken.

    In den leßten Monaten des Jahres 1914 hat sowohl die Großeinkaufsgesellschaft der italienischen Konsumvereine als auch etwa ein Dußend einzelner Konsumvereine der italienischen Kolonie den Konkurs angezeigt, und andere stehen vor dem Zusammenbruche. Die unmittelbare Ursache war ohne Zweifel der Kriegsausbruch und die damit zusammenhängende massenweise Abwanderung italienischer Familien. Eine schleichende Krise war jedoch schon längst zu konstatieren, und diese hatte ihren Grund in der Vermengung gewerkschaftlicher und parteipolitischer Prinzipien mit der Genossenschaftsbewegung. Troß dieser bösen Erfahrungen ist die Initiative ergriffen worden, eine neue genossenschaftliche Organisation der Italiener in der Schweiz ins Leben zu rufen. Als Zweck wurde angegeben, durch genossenschaftliche Verbindung der Italiener in der Schweiz von der italienischen Regierung die Ausfuhr jener Artikel nach der Schweiz zu erwirken, welche in Italien mit dem Ausfuhrverbote belegt wurden.

    Am 13. Dezember 1914 fand in Neuenburg eine Versammlung statt, die von 125 Personen beschickt war, welche 83 Behörden und genossenschaftliche Institute und Vereinigungen repräsentierten. Eine Resolution wurde einstimmig angenommen, worin die italienische Regierung ersucht wurde, den Export von Waren nach der Schweiz zu bewilligen, unter der Bedingung natürlich, daß diese Waren in der Schweiz verbleiben und der Warenspekulation entzogen bleiben. Ferner wurden die italienischen Genossenschaften in der Schweiz aufgefordert, sich der Bewegung anzuschließen. Die Versammlung erwartete, daß die Vertreter Italiens in der Schweiz die Leitung dieses Werkes der Solidarität übernehmen würden, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die italienische Regierung auf Verlangen auch den schweizerischen Gemeinden und Wohltätigkeitsinstituten die Lieferung von Lebensmitteln ermöglichen würde.

    Zwei andere Versammlungen wurden in der italienischen Gesandtschaft in Bern abgehalten. Anwesend waren Delegierte der italienischen Regierung, der Auswanderungsämter in Mailand und in Luzern, der „Umanitaria in Mailand und der italienischen Handelskammer in Genf. Den Vorsiß hatte der italienische Gesandte in Bern. Nach langer Beratung wurde beschlossen, bei der italienischen Regierung zu beantragen, die Ausfuhr von Reis, Mais, Teigwaren, Bohnen, Speck und Kartoffeln zur Ernährung der in der Schweiz wohnenden Italiener zu gewähren; die Einkäufe dieser Lebensmittel sollen von der Konsumgenossenschaft „Umanitaria in Mailand besorgt werden, die ihre Lieferungen zu Selbstkosten auszuführen hätte. Die Verteilung der eingeführten Lebensmittel würde durch die Kolonienvorstände und die bestehenden italienischen Konsumvereine geschehen; zum Kauf dieser Lebensmittel wären auch solche schweizerische Vorstände berechtigt, die den italienischen Arbeitern Suppe oder andere Speisen abgeben.

    Südafrika.

    Genossenschaftsbewegung unter den Eingeborenen in Kapstadt. Eine neue, eigenartige Entwicklung hat der Genossenschaftsgedanke auf der sogenannten Peninsula gezeitigt, wo die Eingeborenen den Wert des genossenschaftlichen Zusammenschlusses zu erkennen beginnen. Der Mangel an Tee- und Erfrischungsräumen für die in dem bevölkerten Vororte Claremont und den umliegenden Bezirken wohnenden angesehenen Eingeborenen wurde seit langem sehr empfunden, so daß vor kurzem mehr als 40 der wortführnden Neger dieser Bezirke zusammenkamen, um die Frage der Errichtung von angemessenen Teeräumen, die gleichzeitig dem Verkaufe von Rauchutensilien und Zuckerwaren dienen sollen, zu erörtern. Nach Unterbreitung eines genossenschaftlichen Planes wurde beschlossen, eine Genossenschaft zu gründen, sowie ferner 100 Anteilscheine im Werte von je 20 Mark auszugeben und jedem Mitgliede die Erwerbung von höchstens drei Anteilen freizustellen. Die Mehrzahl der Anwesenden bewarb sich nicht nur sofort um Anteilscheine, sondern entrichtete auch auf der Stelle ihre Beitrittsleistung, was guten Erfolg in Aussicht stellt. Die Genossenschaft soll unter der Firma „Vorstädtische genossenschaftliche Tee- und Erfrischungsräume" geführt werden. Die ausgearbeiteten Statuten wurden einer späteren Sißung vorgelegt und mit geringfügigen Änderungen genehmigt. Es besteht die Absicht, das Geschäft sobald als möglich zu eröffnen. Das Unternehmen verdient unterstüßt zu werden, zumal die Gründer leitende Personen in der Peninsula sind. Wir hoffen, daß der Genossenschaftsgedanke auch die Seele der Eingeborenen erobern wird.

    Internationaler Genossenschaftsbund

    Protokoll

    der am Montag, dem 14. Dezember 1914, im Bureau des Genossenschaftsbundes, St. Stephen’s House, Westminster, stattgefundenen außerordentlichen Sißung des leitenden Ausschusses. Anwesend sind die Herren A. William (Vorsißender), W. Maxwell, D. McInnes, A. Whitehead, James Deans, W. Gregory und H. J. May (Sekretär).

    1. Die belgischen Genossenschaften und der Krieg.

    Die außerordentliche Sißung ist einberufen worden, um zu dem seitens der belgischen Gewerkschafter und Genossenschafter erfolgten Unterstüßungsgesuche Stellung zu nehmen.

    Ein die Verhältnisse der belgischen Gewerkschaften schildernder Bericht ist dem Bunde zur gefälligen Begutachtung übermittelt worden.

    Nach eingehender Besprechung wird der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß der Bund zurzeit außerstande ist, irgendeine Aktion in die Wege zu leiten. Es wird beschlossen, die Angelegenheit dem britischen Genossenschaftsverbande zu unterbreiten.

    2. Der internationale Genossenschaftstag im Jahre 1916.

    Ein Schreiben, in dem Dr. Schär die Frage betreffend das Stattfinden des für 1916 festgeseßten Basler Kongresses aufwirft, wird zur Kenntnis genommen. Da die Entscheidung der Überlegung bedarf, wird die Erörterung dieses Gegenstandes auf die nächste Sißung vertagt.

    3. Unterstüßungsfonds.

    Der Sekretär berichtet

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