Mein Rosenpflegekalender: Gewusst wann. Gewusst was. Gewusst wie.
Von Andreas Barlage
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Buchvorschau
Mein Rosenpflegekalender - Andreas Barlage
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MUTTER NATUR GIBT DIE ZEITEN VOR
Wer Pflanzen im Garten pflegt, braucht das richtige Timing. Für Rosen trifft das ganz genauso zu wie für Hecken, Tomaten oder Sonnenblumen. Die wichtigste Fähigkeit (… abgesehen davon, Geduld zu haben), die man sich im Laufe der Jahre als Gartenmensch aneignen wird, ist das Gespür für den passenden Zeitpunkt wann dieses oder jenes zu erledigen ist. Die Absicht kann noch so gut, das Vorhaben noch so raffiniert durchdacht und der Handgriff noch so perfekt ausgeführt sein – zur falschen Zeit läuft das alles mehr oder weniger grandios ins Leere.
Rosen zeigen an, was läuft
Für Rosen lautet der Standardablauf vereinfacht gesagt: Sowie sie gerade austreiben, wird zurückgeschnitten. Entfalten sich die Blätter, brauchen die Pflanzen ausreichend Nährstoffe. Bei öfter blühenden Sorten entfernt man Verblühtes, sobald die ersten Blütenblätter fallen. Hagebutten können grundsätzlich bei einmal blühenden Sorten belassen werden. Und ehe Väterchen Frost so richtig in Fahrt kommt, trifft man Vorsichtsmaßnahmen gegen Winterschäden.
Die Natur, und nur sie allein, gibt im freien Land den Zeittakt vor – und da Rosen, gleichgültig ob im Topf auf der Terrasse oder im Gartenbeet, Freilandpflanzen sind, unterliegt auch der Rosengarten dieser Vorgabe. Der Rhythmus der Jahreszeiten bestimmt nun einmal die Abfolge der Vegetation. Aber keine Sorge! Die Zeitfenster, in denen die einzelnen Arbeiten zu erledigen sind, sind fast immer so groß, dass jeder Rosenfreund ausreichend Gelegenheit hat, das, was ansteht, auch durchzuführen. Da sind auch mal zwei Wochen Urlaub oder ein verbummeltes Wochenende kein Problem … so mancher Chef ist da deutlich pingeliger.
Rosen sind bestens akklimatisiert
Rosen stammen aus Gefilden, die nördlich des Äquators liegen. Die große Überzahl der europäischen und asiatischen Arten, aus denen unsere Gartenrosen züchterisch entwickelt wurden, ist ausreichend winterhart und reagiert auf den Verlauf der Jahreszeiten. Für ein laubabwerfendes Gehölz, wie es die Rose nun einmal ist, spielt sich das oberirdische Wachstum zwischen dem Laubaustrieb im Frühling und dem Laubfall im späten Herbst ab. Während dieser Zeit brauchen sie Licht, Luft, Wasser, Nahrung … und Schnitt.
Einmal blühende Wildrosen wie die ‘Pillnitzer Vitaminrose Pi-Ro 3’ bilden zahlreiche schöne Hagebutten aus, die auch in der Küche verarbeitet werden können. Foto: © Gaißmayer
Bei der Strauchrose ‘Herzogin Friederike’ werden die Blüten nach dem ersten Flor zurückgeschnitten, damit sie den ganzen Sommer blüht. Foto © Noack
Rosen wachsen in jedem Jahr anders
In den allermeisten Jahren läuft das Zusammenspiel von Klima und Rosenpflanze bestens.
Doch es gibt auch Jahre, in denen ein ungewöhnlicher Klimaverlauf Rosen- und Rosengärtner vor große Herausforderungen stellt – und das passiert immer häufiger. Im Jahr 2012 folgte einem sehr milden Winter ein extrem kalter Februar und im Jahr 2013 zog sich die Frostperiode bis weit in den April hin. Fast überall zeigte sich danach, wie winterhart die Rosen wirklich sind. Als Kontrastprogramm fiel der Winter 2013/14 nahezu aus; es gab in weiten Regionen Deutschlands so gut wie keinen nennenswerten Frost. Die Folge war, dass Pilzkrankheiten grassierten – das feuchtwarme Treibhausklima im folgenden Frühsommer führte zu sehr starkem Befall von Sternrußtau, Echtem Mehltau und vor allem Falschem Mehltau – viele, darunter etliche bis dato krisenfeste Rosensorten, verloren ihr Laub und standen ab Hochsommer nacktgestielt da.
Hier gilt also ohne Panik und mit einem Gespür für die Zusammenhänge von Wetter und Wachstum als gärtnernder Mensch zu reagieren. Natur und Pflanzen zeigen den Stand der Dinge.
Gärtner brauchen den phänologischen Jahreskalender
Die frostharte Wildrose Rosa helenae passt sich jeder Witterung an. Foto © Schultheis
Jedes Jahr hat einen anderen Witterungsverlauf – das ist eine Binsenweisheit. Insofern macht es gar keinen Sinn, sich einen üblichen Jahreskalender herzunehmen und sich etwa die dritte Märzwoche einzukreisen, in der die Rosen zurückgeschnitten werden sollen. Schließlich kann in dem einen Jahr dann noch strenger Frost herrschen und in dem anderen sind die Osterglocken bereits verblüht. Und freilich sind es nicht nur unterschiedliche Witterungsverläufe, die eine Verschiebung des Frühlingseinzugs in der Natur hervorrufen.
Auch die unterschiedlichen Gegenden bereits in Deutschland unterliegen zeitlich völlig verschiedenen Abläufen – im Weinbaugebiet beginnt der Frühling meist zwei bis drei Wochen eher als beispielsweise im Hochharz.
In unseren üblichen Kalendern wird der Beginn der Jahreszeiten durch die Tageslänge signalisiert. So beginnt beispielsweise der Frühling auf der Nordhalb kugel der Erde bekanntlich bei der Tag- und Nacht gleiche im März (zwischen dem 19. und 21. März, abhängig von den Schaltjahren). Das ist der astronomische Frühlingsanfang.
Meteorologen setzen den Frühlingsanfang auf den 1. März fest. Für deren Statistiken hat sich die Zählung voller Monate bewährt; so umfasst der meteorologische Frühling die Monate März, April und Mai.
Die Natur hat eine eigene Zeit
Die Natur hingegen schert sich nicht um menschengedachte Daten. So sinnvoll sie in vielerlei Hinsicht sein mögen, so wenig hilfreich sind sie, wenn man etwa in der Landwirtschaft oder dem Garten(-bau) im Freiland arbeiten möchte.
So entwickelte man aufgrund von Naturbeobachtungen den „phänologischen Jahreskalender". Dieser kennt statt vier eine Abstufung von insgesamt zehn Jahreszeiten. Sogenannte Zeigerpflanzen signalisieren etwa durch ihre Blütezeit oder andere Erscheinungen den Beginn einer jeden phänologischen Jahreszeit. Wer sich danach richtet, kann sichergehen, genau den richtigen Zeitpunkt für die anstehenden Gartenarbeiten abzupassen. Legen Sie also die gedruckten Kalender beiseite und beobachten die Natur – das macht nicht nur Sinn, sondern auch Spaß!
Das Jahr hat zehn Jahreszeiten
Jede neue Jahreszeit des phänologischen Jahreskalenders wird durch Phänomene an Wild-, Nutz- oder Zierpflanzen angezeigt, die allgemein verbreitet sind und leicht erkannt werden können.
Die vorzügliche Beetrose ‘Garden of Roses‘ bleibt auch in schwierigen Jahren gesund. Foto © Kordes
Das hätten wir gerne
Ehe wir uns an die Praxisanforderungen machen, ist es sicher erlaubt, einmal einen kleinen Wunschzettel zu schreiben. Warum also nicht einmal zusammenfassen, was jeder am liebsten von einer Rose hätte. Allgemein dürfte sich bei den meisten Rosen-Träumern das Bild folgendermaßen zusammensetzen:
Eine ideale Rose sollte …
• eine einzigartige, tolle Blüte haben
• intensiv duften
• reich und lange blühen
• üppig und vital wachsen
• stets gesundes Laub haben
• ästhetische, gefällige Sträucher bilden
• regenfeste Blüten haben
• nach dem Verblühen die Blütenblätter selbst abwerfen
• rasch wieder neue Blüten durchtreiben
• vollkommen winterhart sein
• keine (oder kaum) Pflege benötigen
• auf jedem Boden wachsen
• Sonne, Schatten und alles dazwischen vertragen
• sich lange in der Vase halten
• überall zu bekommen sein
• als Pflanze nicht teurer sein als eine Kinokarte (2-D-Film!)
Ist es nicht seltsam, dass gerade die Blume, die als „Königin der Blumen" bezeichnet wird und von jeher die höchste Wertschätzung als Liebessymbol, edler Schmuck oder Parfümlieferant (um nur einiges zu nennen) genießt, wachsen soll wie Unkraut?
Natürlich ist diese Wunschliste nicht realistisch und jeder Pflanzenfreund wird Abstriche machen müssen. Die Frage ist, welche der Punkte unverzichtbar sind, bzw. was von einer Rosensorte möglichst nahe an dem Ideal erfüllt werden sollte.
Eine