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Lebendige Seelsorge 2/2014: Ehe
Lebendige Seelsorge 2/2014: Ehe
Lebendige Seelsorge 2/2014: Ehe
eBook170 Seiten1 Stunde

Lebendige Seelsorge 2/2014: Ehe

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Über dieses E-Book

"Wir können ja Freunde bleiben". Das ist einer dieser Schlusssätze, die am Ende mancher Beziehung stehen. Es könnte aber auch der Satz sein, den sich ein Paar bei seiner Hochzeit verspricht. Denn es ist eine Herausforderung, im Tagesgeschäft einer Ehe über die Jahre miteinander vertraut und befreundet zu bleiben.

Um die Kunst, ein ganzes Stück des Lebenswegs miteinander zu gehen, geht es in diesem Heft. Unser Ausgangspunkt ist nicht das Scheitern, an dem sich viele Diskussionen (berechtigterweise) entzünden, es sind auch nicht andere Formen von Partnerschaft (so interessant sie auch sind), sondern die einfache Frage, wie man Ehe heute theologisch anspruchsvoll denken und praktisch gelingend leben kann. Schließlich ist die Ehe nach wie vor die am häufigsten gewählte Lebensform. Die meisten Kinder werden in Ehen geboren. Und nicht zuletzt ist es immer noch der Tod, der den größten Teil der Ehen scheidet.

Dass die Antworten, die unsere Autorinnen und Autoren auf diese Fragen geben, keineswegs einheitlich ausfallen, zeigt, wie vital die Debatte ist: in der Kontroverse über die jüngste Orientierungshilfe der EKD, die Dorothea Sattler und Susanne Breit-Keßler führen, treten die Differenzen zwischen der katholischen und der evangelischen Perspektive hervor. Markus Knapp und Thomas Ruster eröffnen zwei unterschiedliche Zugangsweisen zum Verständnis der Sakramentalität. Und Michael Rosenberger stellt die eingangs formulierte These in Frage, nach der Ehepaare Freunde bleiben sollten. Daneben ist auch der Korb aus der Praxis reich gefüllt: unter anderem kommen mit Norbert Wilbertz und Klaus Schmalzl zwei erfahrene Eheberater zu Wort - und nicht zuletzt lassen drei renommierte Prediger in ihre homiletische Werkstatt blicken. So stecken in diesem Heft Impulse für alle, die mit der Ehe in all ihren Facetten zu tun haben - ob als Begleiter oder Beteiligte. Übrigens wollen - so die letzte Markt-Media-Studie best for planning (b4p) - in diesem Jahr 580.000 Männer heiraten, aber nur 550.000 Frauen. Ehen sind eben von Anfang an voller Überraschungen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum14. Apr. 2014
ISBN9783429061746
Lebendige Seelsorge 2/2014: Ehe

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    Buchvorschau

    Lebendige Seelsorge 2/2014 - Echter Verlag

    Familie heute

    Weißes Brautkleid, schwarzer Anzug, Blumenkinder. Mann, Frau und irgendwann Kinder. Oder bunte Vielfalt – gleichgeschlechtlich liebende Menschen, Patchwork-Familien? Steht alles unter dem Segen Gottes? Susanne Breit-Keßler

    Wenn wir gerecht sein wollen, müssen wir uns umschauen. Ehe und Familie lebt in vielen Formen. Katharinas Vater starb bei einem Unfall, als er mit seiner Geliebten unterwegs war. Konrads Mutter ist magersüchtig. Julias Eltern haben sich zerstritten. Daniels Erzeuger kann sich vorstellen, mit einer anderen Frau als seiner derzeitigen Lebensgefährtin eine neue Familie zu gründen. Franziska braucht Zeit, um den Wechsel aus Bosnien zu ihren Adoptiveltern nach Deutschland zu verarbeiten. Hanno und Lutz, beide über 60, haben den 42jährigen Thailänder Arm adoptiert – er ist ihnen liebevoller Sohn und Lichtblick für ihr kommendes Alter. Vater, Mutter, Kind glücklich vereint? Manch einer ist unterwegs, um den Verfall der Heiligen Familie zu bejammern. Traurig, wenn Kinder ohne Eltern dastehen oder zu Zankäpfeln in rosenkriegerischen Trennungsgeschichten werden. Manch voreilig als zukunftsträchtige Existenzform gepriesene Patchwork-Familie, die sich aus vielen Teilen zerbrochener Beziehungen zusammensetzt, verwirrt kleine Menschen mehr als dass sie ihnen ein echtes Zuhause bietet. Andere schaffen es, in einem solchen Flickerlteppich eine Geborgenheit zu vermitteln, von der manch scheinbar normale Familie nur träumen kann. Gerecht ist, wenn Alleinerziehende nicht mehr zu 40% armutsgefährdet wären, wenn nicht mehr jedes fünfte Kind bei uns in Armut lebte und durch frühe Entbehrungserfahrungen geringe Beziehungskompetenzen entwickelte. Gerecht wäre, das wollen wir, dass solche Kinder nicht Exklusion und Wertlosigkeit erfahren, sondern liebevolle Inklusion und Wertschätzung. Migrations- und Asylbewerberkinder sollen Heiterkeit erleben, Hoffnung spüren, Heimat finden. Gerechtigkeit sind Deutschkurse für Kinder und Mütter – weil Sprachkompetenz und Kommunikationsfähigkeit den Weg in die Zukunft ebnet. Wunderbar, wenn Menschen ihr Ja zueinander bekunden – vor Gott und der Welt. Großartig, wenn Eltern und Kinder füreinander einstehen – in guten und bösen Tagen. Aber: die Mutter eines 13-Jährigen sitzt wegen Totschlags an ihrem zweiten Mann seit sieben Jahren in Aichach ein. „Wir haben bis heute nicht darüber gesprochen, sagt Tom über die Tat. „Ob er nun ins Messer gelaufen ist oder sie ihn niedergestochen hat. Kein Thema. Wenn ich etwas angestellt habe, will ich auch nicht drüber reden und blöde Sprüche hören. Er kämpft mit ADHS. Briefe und Fotos von Mutter Lena müssen noch sie selbst und ihren Willen zur Liebe ersetzen.

    SAURE MILCH

    Eltern und Kinder: die Beziehung gelingt nicht immer. „Kann man Familienleben nicht mit Milch vergleichen, fragt Turgenjew. „Milch wird schnell sauer. Selbst wenn man Zynismus nicht frönt: gibt es die Heilige Familie ohne Probleme? Maria und Josef: ummunkelte Schwangerschaft, Vater trägt sich mit Fluchtgedanken, Wohnung im Obdachlosenquartier, Asyl wegen politischreligiöser Verfolgung. Später wird der Sohn von Mutter und Geschwistern als „von Sinnen bezeichnet. Jesus hat als Familie nicht „Blutsverwandte bezeichnet, sondern die, die Gottes Willen tun. Keine Heilige Familie, sondern Familie Gottes.

    Menschen leben zusammen, die nicht verwandt sind; andere brauchen für ihre Beziehung kein gemeinsames Dach; die Frage „Zu mir oder zu dir?" bekommt eine weitreichende, verbindliche Bedeutung. Neben der traditionellen Ehe und Familie gibt es unterschiedliche Wahlverwandtschaften. Zu meinem engsten Freundeskreis gehören vier gleichgeschlechtlich liebende und lebende Paare, mein bester Freund mit seinem Mann ist darunter. Die beiden sorgen liebevoll füreinander, stärken, trösten, streiten sich, verstehen einander und sind ein Segen für sich und ihre Umwelt. Immer bereit, für andere da zu sein. Das Zusammenleben in einer familialen Gemeinschaft wird in vielen biblischen Texten vorausgesetzt, aber nicht an sich thematisiert. Wie sich Zusammenleben gestalten kann, beschreiben Altes und Neues Testament in einer bezaubernden Buntheit: nach heutigen Begriffen gibt es Paare mit unehelichen Kindern (Maria und Josef), Patchworkkonstellationen (Abraham, Sarah und Hagar mit ihren Kindern), zusammen lebende Geschwister (Maria und Martha), tragende Beziehungen zwischen übrig bleibenden Familienmitgliedern (Rut, Orpat und Noomi). Dabei beschreiben biblische Erzählungen nie eine heile Welt.

    Immer wieder erzählen sie von Konflikten zwischen Alten und Jungen, Streit zwischen Geschwistern, Verlust, Eifersucht und Scheitern als ein Teil dessen, was Leben als Paar und als Familie ausmacht. Zu lesen ist von der Freude über die gefundene Liebe, wie im Hohen Lied oder bei Isaak und Rebekka oder über die Geburt von Kindern. Dazu gehören Geschichten des Verzeihens, wie sie das Gleichnis vom Verlorenen Sohn erzählt, und von der Sorge und Verantwortung füreinander, die eine Frau bei Jesus um ihre kranke Tochter kämpfen lässt. Eine Vielfalt von Beziehungen scheint auf.

    EIN GESCHENK DES HIMMELS

    Deutlich ist: das Miteinander in Ehe und Familie ist wichtig, wird aber nicht verabsolutiert. Jesus entscheidet sich für ein eheloses Leben und ruft seine Jüngerinnen und Jünger auf, ihre Familien zurück zu lassen, um mit ihm zu gehen (u.a. Mk 1,19). Auch die schroffe Zurückweisung, mit der Jesus seinen Eltern schon als Junge im Tempel (Lk 2,48–50), dann später noch einmal seiner Mutter und den eigenen Brüdern begegnet (Lk 8,19–21), passt in dieses Bild. Jesus mahnt zugleich, eingegangene Fürsorge-Verpflichtungen zu erfüllen; warnt vor Ehebruch und verbietet die Scheidung (Mt 19).

    Gerechtigkeit bedeutet, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und in großer Weite des Verstandes und des Herzens Leben mit anderen zu gestalten. Jeder Mensch hat Familie und wird in eine gemeinschaftliche Lebensgestalt hineingeboren. Ehe und Familie in ihrer Bedeutung zu erden, war insbesondere ein lutherisches Anliegen. Bei aller Hochschätzung als „göttlich Werk und Gebot erklärt Luther sie zum „weltlich Ding. Ehe und Familie sind keine Einheit mit sakramentalem Charakter. Sie sind ein Geschenk des Himmels, aber keine göttliche Stiftung und keine Institution, die von kirchlichem Placet abhängig wäre.

    Sie sind eine soziale Gemeinschaft, die in der Gemeinschaft der Gläubigen aufgeht und von ihr getragen wird. Bereits die Reformatoren betonten, dass vor allem die Liebe Gottes in Ehe und Familie eingehen und als Vorbild gelten solle. Frauen und Kinder brauchen Recht und Gerechtigkeit wie Männer, ihnen stehen auch Chancengleichheit und Fairness innerhalb der Beziehungen zu. Liebe und Gerechtigkeit in Beziehungen bieten jene Stabilisierung, die das Auf und Ab der Zuneigung aushalten lässt. Liebe und Gerechtigkeit gehören zusammen, solange sie nicht in eiskaltes Kalkül, in selbstgerechte Berechnung übergehen.

    Mit der Freiheit, den Lebenspartner zu wählen, wachsen die Erwartungen an den anderen. Die Möglichkeit, sich wieder zu trennen, kann dazu führen, dass Partnerschaft voreilig auf den Prüfstand gestellt, der oder die andere an Idealbildern gemessen wird. Die Beziehungen, die dabei entstehen, erinnern eher an das Vorbild von Tauschbeziehungen, deren Verbindlichkeit aufgekündigt werden kann. Sehnsucht nach gelingender Liebe kollidiert mit der Erfahrung von Enttäuschung und Verletzung. Aber der andere dient nicht der Entfaltung, gar Erlösung des eigenen Lebens, der er nützen oder schaden kann. Das wäre ungerecht.

    FREIHEIT ZUR BINDUNG

    Totales Freiheitsverständnis zerstört Menschen. Wir glauben: der Mensch wird von Gott befreit aus allem, was ihn in sich selbst gefangen und klein hält, aus dem egozentrischen Kreisen um sich selbst. Aus dem Glauben an diese von Gott geschenkte Freiheit heraus, können sich Menschen auf Beziehungen einlassen und Verantwortung für sich und andere übernehmen. Wir wollen das: in liebevollen Beziehung leben, auf ein Miteinander hin. Wir sehnen uns nach Zugehörigkeit. Die kirchliche Trauung, bei der sich Menschen in Freiheit anvertrauen, enthält das Versprechen, sich mit allen Kräften um gelingendes Miteinander zu bemühen.

    Verschiedene finden zueinander, die einander als Gleiche achten. Das ermöglicht Entwicklung und Reifung. Familienbeziehungen verbinden Menschen über Generationen und Interessen hinweg. In dieser Liebe lernt man Andere und sich selbst besser kennen und verstehen, erlebt eine wachsende Verbundenheit, die Glückserfahrungen ermöglicht und in schwierigen Lebensphasen Gelassenheit gibt. Wichtig: Beziehungen sind nicht rechnerisch gerecht: Eltern, die Kinder aufgezogen haben, müssen sie vielleicht auch noch unterstützen, wenn sie erwachsen sind. Paare sorgen sich um Pflegebedürftige in der Familie. Aber auch Freiheit kann in den verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich erlebt werden: Liebe befreit die Partner aus falschen Bildern, sie bricht ichbezogene Fixierungen auf und ermöglicht es beiden, zu sich selbst zu kommen. Liebe ermöglicht eine Achtsamkeit, die den anderen mit seinen Stärken und Schwächen respektiert und ihm Entwicklung zutraut. Kinder sind in vielerlei Hinsicht abhängig von ihren Eltern und der Familie. Ihnen zu vermitteln, dass sie trotz dieser Angewiesenheit ihren eigenen Weg gehen, ihr eigenes Leben erproben dürfen, kann das bleibende Vertrauen wecken, als Mensch frei und angenommen zu sein.

    Umgekehrt sehen Erwachsene im Leben von Kindern Freiheit, die sie wehmütig zurücksehnen. Durch dieses Miterleben können sie sich an die von Gott immer wieder eröffnete Chance, neue Anfänge und Veränderungen zu wagen, erinnern lassen. Erwachsene haben meistens die Möglichkeit und zugleich die Pflicht, viele Entscheidungen für sich und andere zu treffen, für ihr Leben und Überleben zu sorgen. Mit diesen Freiheiten verantwortlich umzugehen, erleben viele als anspruchsvolle, manchmal beunruhigende Aufgabe. Befreiend kann dann die Erfahrung sein, vom Partner oder der Familie getragen und geliebt zu werden.

    WANDLUNGSFÄHIGKEIT

    Liebe und Fürsorge finden sich auch jenseits der gängigen Leitbilder. Gerade in der Vielfalt und Wandlungsfähigkeit zeigt sich die Stärke von Familie. So können Menschen im Alter neue Freiheiten entdecken oder auch neue Verantwortungen übernehmen. Andere sind neu auf Hilfe angewiesen; das Erleben von Werden und Vergehen, von starken und schwachen Zeiten kann zu intensiver neuer Gemeinsamkeit führen. Damit Familie als generationenübergreifende Gemeinschaft existieren kann, braucht es exzellente Familienpolitik, braucht es Lobbyarbeit. Familienpolitik geht alle an.

    Zum gesunden, vernünftigen Realismus eines Christenmenschen gehört immer zugleich die Lust am Besseren, daran, die Dinge hoffnungsfroh voran zu treiben und sich nicht mit den Gegebenheiten abzufinden, wie sie sind – besonders dann nicht, wenn sie nach Korrektur rufen. Familie ist nach wie vor ein Fundament des gesellschaftlichen Miteinanders. Sie steht zu Recht unter dem Schutz des Grundgesetzes. Voraussetzung für die Existenz von Familien ist, dass Menschen Verantwortung für andere übernehmen wollen und die Bereitschaft haben, Kinder aufzuziehen, Sorge zu tragen für Angehörige, die nicht für sich selber sorgen können.

    Es ist nach wie vor artistisches Kunststück, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Nicht weniger Anstrengung fordert die

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