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Das blaue Grab: Lesbische Gruselgeschichten
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Das blaue Grab: Lesbische Gruselgeschichten
eBook155 Seiten2 Stunden

Das blaue Grab: Lesbische Gruselgeschichten

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Über dieses E-Book

Mit diesem Kurzgeschichtenband lehren wir Sie das Fürchten: Sieben Schauergeschichten aus den verstaubten Kellergefilden von el!es warten auf Sie. Sechs der Geschichten sind in den letzten Jahren jeweils zu Halloween bereits auf der el!es-Webseite erschienen, eine Geschichte ist zum ersten Mal in diesem ebook veröffentlicht. Verriegeln Sie also sämtliche Türen und Fenster, schalten Sie das Licht aus und freuen Sie sich auf eine beschaurige Lesenacht!
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783941598591
Das blaue Grab: Lesbische Gruselgeschichten

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    Buchvorschau

    Das blaue Grab - Antje Küchler

    Antje Küchler

    DAS BLAUE GRAB

    Gruselgeschichten

    Originalausgaben:

    © 2001, 2002, 2003, 2005, 2008, 2012

    ePUB-Edition:

    © 2013

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-941598-59-1

    Coverillustration:

    © Jut – Fotolia.com

    Kälter als der Tod

    »Illusionen sind die Rettungsringe in diesem Ozean aus Nüchternheit . . .« Martine blickte verträumt aus dem Fenster ins Nichts, als die Melodie langsam verklang. »Illusionen sind die Rettungsringe . . .«, echote es in ihren Gedanken weiter, als sie von einer Hupe wieder auf die Erde zurückgeholt wurde. Ein Ruck durchfuhr sie, dann startete sie den Motor und setzte ihren Wagen in Bewegung. Während sie die holprigen Bahngleise überquerte, wurde sie endgültig aus ihrem Tagtraum wachgerüttelt. Schon wenige Meter später hatte sie das Lied vergessen, ihre Gedanken beschäftigten sich wieder mit dem Ereignis, das mit jeder Minute unaufhaltsam näherrückte.

    Der Hausmeister war gerade dabei, die Einfahrt zur Firma freizuschaufeln, als Martine vorsichtig das Tor passierte. Verwundert hielt er inne, denn um diese Zeit ließen sich die Büroangestellten normalerweise nicht blicken. Mit einer Handbewegung bedeutete er der Fahrerin, dass sie anhalten solle. Er hatte Martine erkannt. Schnell schippte er ein kleines Stück vom Parkplatz frei und winkte sie hinein.

    Die gute Laune des ziemlich kleinen und ziemlich dicken Mannes heiterte Martine für wenige Minuten auf. Wann fragt er mich wohl, ob ich ihn heiraten will? fragte sie sich schmunzelnd in Gedanken, während sie zum Bürogebäude lief. Doch kaum, dass die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, die Wärme des Raumes und seine Stille auf sie einwirkte, wurde sie sich wieder ihrer Situation bewusst. »Wieso wirken leere Büros nur immer so beängstigend gespenstisch?« murmelte Martine vor sich hin. Sie schauderte. Langsam stieg sie die Treppe hinauf. In ihrer ganzen Karriere hatte sie es gerade einmal bis in den ersten Stock gebracht.

    Martine ließ die Tür offen, so dass nur der Lichtschein aus dem Flur das Büro erhellte. Sie zog den Mantel aus und setzte sich in ihren Stuhl. Ein tiefer Seufzer drang aus ihrer Brust. Die Stille irritierte sie etwas. Kein Summen der Computer, kein Telefonklingeln, keine Stimmen.

    Sie erinnerte sich an ihren ersten Tag in dieser Firma. Weil sie eine weite Anreise hatte, kam sie erst am frühen Abend zum Einstellungsgespräch an. Sie traf den Personalchef in seinem Büro, das damals ebenso still war wie ihres jetzt. Ein kalter Schauer durchfuhr sie. So schließt sich also der Kreis, dachte sie und grinste dabei verzerrt.

    Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es noch mindestens eine halbe Stunde dauern würde, bis die ersten Kollegen in die Firma kämen. Eine halbe Stunde, die sie ganz allein für sich hatte. Und dann noch eine weitere halbe Stunde, in der sie so tun würde, als hätte sie zu arbeiten. Den Gedanken an das, was dann folgen sollte, vertrieb sie sofort wieder.

    Der Lüfter des PCs schnurrte sanft los, der Bildschirm brachte die ersten Meldungen zum Leuchten. Kaum dass das Betriebssystem geladen war, suchte Martine ihre Lieblingswebseite auf. Das Lesen der neuen Fortsetzung würde ihr ein wenig die Zeit vertreiben, und wer weiß, vielleicht gab es ja heute noch eine neue Geschichte.

    Vertieft in den spannenden Dialog, den die beiden Hauptfiguren gerade führten, merkte Martine nicht, wie die Tür noch ein Stück weiter geöffnet wurde. Ein Schatten fiel auf den Boden und kroch schwarz die Schreibtische hoch. Kurz hielt der Schatten still, dann bewegte er sich weiter in den Raum hinein.

    Die Tür schlug zu.

    Martine fuhr hoch. Geblendet vom Licht des Monitors konnte sie im dunklen Raum nichts erkennen. Sie hielt schützend eine Hand vor Augen, vermochte jedoch beim besten Willen nichts auszumachen. »Ist hier jemand?« fragte sie in die Dunkelheit.

    Mit einer schnellen Bewegung knipste sie ihre Schreibtischlampe an. Der Raum erhellte sich, zu sehen war niemand. Martine stand auf. Erlaubte sich da ein Kollege mit ihr einen Scherz? Sie ging um ihren Schreibtisch herum und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Es war tatsächlich niemand außer ihr im Büro. Das einzige, was ihr auffiel, war eine feuchte Spur, die sich einen Meter von der Tür wegbewegte und dann abrupt aufhörte. Martine betrachtete ihre Schuhe. Wahrscheinlich habe ich ein wenig Schnee hereingetragen, dachte sie.

    Kopfschüttelnd setzte sich Martine wieder auf ihren Platz. Ihre Nerven spielten ihr einen Streich. Die sieben Baldrian-Tabletten, die sie nach dem Aufstehen genommen hatte, ließen in ihrer Wirkung zu wünschen übrig. Sie versuchte, sich erneut auf die Schrift am Bildschirm zu konzentrieren.

    Rrrumms! machte es plötzlich; dann gingen die Lichter aus.

    Ein Aufschrei entfuhr Martines Kehle und wurde sogleich von den Lärmdämmstoffen verschluckt. Zitternd tastete sie zum Monitorschalter und stellte das Gerät ab. Nicht mehr geblendet von seinem Licht starrte sie in die Dunkelheit, um etwas zu erkennen, irgend etwas. Aber sie sah nichts, absolut nichts.

    Noch einmal rief sie in die Dunkelheit: »Wer zum Teufel ist da? Heinz, bist du das? Karla? Was soll das? Was treibt ihr hier mit mir? Woher wisst ihr eigentlich, dass ich heute früher gekommen bin?«

    Die Worte verklangen, und es trat wieder Stille ein. Nur das Summen des Computers erfüllte den Raum. Ich muss was hören können! dachte sie panikerfüllt. Zitternd stellte sie ihn ab.

    Sie erstarrte langsam auf ihrem Stuhl, versuchte, so flach wie möglich zu atmen, um selbst keine Geräusche zu verursachen. Konnte sie etwas hören? Das Atmen einer anderen Person? Schritte?

    Plitsch . . . plitschplitsch . . . plitsch . . . In unregelmäßigen Abständen fielen Wassertropfen zu Boden. Das Geräusch war nah, sehr nah. Martine begann zu frösteln, ein kalter Hauch strich über ihren Rücken. War das Fenster undicht? Die Heizung? Martine drehte sich langsam um und tastete die Fensterbank ab. Eiskaltes Wasser verteilte sich an ihren Händen. Sie atmete tief durch. Das Fenster schien tatsächlich einfach nur undicht, so dass ein wenig Schnee eingedrungen und geschmolzen sein musste. Dann griff sie an die Heizung und zog mit einem kurzen Schmerzensschrei ihre Hand sofort wieder zurück. Die Heizung war heiß, und dennoch zog es wie auf einem offenen Bahnsteig. Martine stand auf, öffnete und schloss das Fenster wieder. Doch der kalte Luftzug war noch immer hinter ihr, obwohl sie sich umgedreht hatte. Erneut schlich die Angst in ihr hoch. Das Geräusch der Wassertropfen veränderte sich. Als sie auf den Boden fielen, klangen sie anders; das Fallen wurde gedämpft durch etwas . . . ruckartig drehte sich Martine um, stolperte über ihren Stuhl und fiel nach vorn auf den Schreibtisch, wobei sie sich auf dem kleinen Aktenstapel an der Seite aufstützte. Doch ihre Hände griffen auf nasses, glibberiges Papier . . . wo zum Teufel kommt denn das ganze Wasser her? dachte Martine noch, dann presste sich ein eiskaltes Etwas gegen ihren Körper und drückte sie ans Fenster, die Kälte drang in sie ein, ließ sie nach und nach erstarren – sie wollte schreien, aber die Kälte drückte ihre Lippen zusammen . . . bis schließlich alles um sie herum in einem dunklen Nebel entschwand.

    Als Martine wieder erwachte, blickte sie in das Gesicht einer Krankenschwester, die gerade mehrere Schläuche in ihren Hals stöpselte. »Sie ist wach!« rief sie einer anderen Schwester zu, die Martine jedoch nicht sehen konnte. Dann erhob sie sich und verließ mit der anderen Schwester den Raum. Martine hob ihren Kopf etwas und schaute sich um. Verschiedene Geräte stapelten sich um ihr Bett, ein weiteres Bett mit ebenso vielen Geräten stand in einiger Entfernung von ihr, es war leer. Diverse Schläuche führten von Tropfbehältern direkt in ihren Hals. Sie hob eine Hand und tastete danach. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie die Borg, dachte sie bei sich, jetzt habe ich auch eine Docking-Station. Sehr praktisch.

    Dann erinnerte sie sich an das, was in ihrem Büro passiert war. Das Lächeln verschwand. Wieso bin ich im Krankenhaus? Was war denn da los? Mir wurde kalt, sehr kalt . . . und dann wache ich hier auf. Ihr Blick fiel auf die Plastikflasche, die über ihr hing. Tropf . . . tropf . . . tropf . . . Martine erschrak, ihr Puls beschleunigte sich.

    Die Tür sprang auf, und die Krankenschwester stürmte herein. Besorgt beugte sie sich über die Patientin, streichelte ihr über die Stirn und sprach beruhigend auf sie ein. Als die Geräte ihr mitteilten, dass sich Martines Puls wieder beruhigt hatte, stand sie mit den Worten »Wenn es Ihnen besser geht, werden Sie Besuch von der Polizei bekommen. Doch bis dahin sollten Sie versuchen zu schlafen« auf und verließ die Station wieder.

    Erschöpft von der Aufregung schlief Martine ein.

    Wenige Tage später, als man sie von der Intensivstation auf die Allgemeine verlegt hatte, trat eine Martine unbekannte Frau an ihr Bett.

    »Guten Tag, mein Name ist Schneyder, ich bin von der Kriminalpolizei. Geht es Ihnen wieder besser? Fühlen Sie sich gut genug, um mir ein paar Fragen zu beantworten?«

    Martine nickte. Die Krankenschwester hatte sie ja schon auf den Besuch der Polizei vorbereitet.

    Die Kommissarin zog sich einen Stuhl heran und klappte ein kleines Notizbuch auf. »Meine Kollegen fanden Sie in einem beheizten Büro, das Fenster war geschlossen, und dennoch lagen Sie bewusstlos am Boden – Sie wären beinah erfroren.« Das Gesicht der Polizistin verzog sich ausgesprochen fragend und ungläubig. »Der Arzt stellte Erfrierungen ersten und zweiten Grades an Ihren Händen und Füßen fest«, fuhr sie sachlich fort. »Außerdem sah es in Ihrem Büro aus, als hätte jemand mehrere Eimer Wasser ausgegossen. Der Hausmeister erzählte uns, er hätte Sie in das Gebäude hineingehen sehen; nach einiger Zeit sei das Licht ausgegangen. Als er dann später den Strom wieder einschaltete, stellte er fest, dass sich jemand am Sicherungskasten zu schaffen gemacht haben musste. Er machte sich Sorgen und ging in Ihr Büro, um zu fragen, ob Ihnen etwas passiert ist. Da fand er Sie am Boden liegend, mit blau angelaufenen Lippen, die Haare und Ihre Kleidung voller Eiskristalle, und verständigte den Notarzt.« Sie blickte von ihrem Notizbuch auf. »Können Sie mir sagen, was zwischen dem Zeitpunkt, zu dem Sie das Haus betreten haben und dem Zeitpunkt, als der Hausmeister Sie fand, geschehen ist?«

    Martine atmete tief durch. »Frau Schneyder, ich fürchte, ich kann Ihnen nicht sehr viel mehr erzählen«, sagte sie vorsichtig.

    Kommissarin Schneyder runzelte die Stirn. »Können Sie sich nicht erinnern?«

    »Doch doch, aber . . .« Martine richtete sich im Bett auf. »Also, ich kam in mein Büro – ausnahmsweise etwas früher, so eine halbe Stunde ungefähr. Ich hatte einen Termin beim Chef, und ich vermutete, dass er mir kündigen wollte. Daher konnte ich nicht sehr gut schlafen, habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten und bin eher als sonst in die Firma gefahren. Na ja, ich schaltete den Computer ein, um mich abzulenken, da hörte ich irgendwie Schritte . . . ich hatte das Licht nicht an, aber als ich es anmachte, war da nichts, nur ein paar nasse Fußspuren auf dem Boden. Und dann fiel der Strom aus, und ich hörte wieder etwas . . . es tropfte, irgend etwas war die ganze Zeit am Tropfen, und ich dachte, es wäre die Heizung oder das Fenster, aber die Heizung war heiß und das Fenster war zu . . . dann wurde es kalt, immer kälter, und nässer, und dann wurde ich von etwas eisig Kaltem gegen das Fenster gepresst. Irgendwann bin ich dann wohl ohnmächtig geworden.«

    »Hört sich an, als hätte Sie ein gigantischer Eiswürfel ermorden wollen.« Kommissarin

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