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Hinter den schwulen Lachern: Homosexualität bei den Simpsons
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eBook617 Seiten5 Stunden

Hinter den schwulen Lachern: Homosexualität bei den Simpsons

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Über dieses E-Book

Die erfolgreiche US-Zeichentrickserie Die Simpsons richtet sich mit ihren satirischen Beiträgen zu politischen und gesellschaftlichen Themen seit mehr als zwanzig Jahren auch an Erwachsene.
Anhand der ersten 500 Folgen wird analysiert, wie sich die Simpsons zu schwulen und lesbischen Themen wie der Homo-Ehe positionieren. Dabei werden nicht nur viele Figuren mit ihrer recht flexiblen sexuellen Orientierung vorgestellt, sondern auch ca. 200 popkulturelle Referenzen - meist Filmtitel - kritisch unter die Lupe genommen, Fälle von Zensur dokumentiert und ein Vergleich mit anderen Serien vorgenommen.
Im Ergebnis vermitteln die Simpsons für ein Millionenpublikum ein typisch amerikanisches, aber untypisch aufgeschlossenes Bild von Schwulen und Lesben. Trotz der Rückgriffe auf Klischees ist bei den Simpsons fast immer ein intelligenter, fairer und unterhaltsamer Umgang mit Homosexualität zu beobachten.
SpracheDeutsch
HerausgeberHirnkost
Erscheinungsdatum12. Juli 2013
ISBN9783943774269
Hinter den schwulen Lachern: Homosexualität bei den Simpsons

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    Buchvorschau

    Hinter den schwulen Lachern - Erwin In het Panhuis

    Literaturhinweise

    1. Einleitung

    Die US-amerikanische Zeichentrickserie Simpsons ist Kult. Sie ist eine Sitcom, ein Begriff, abgeleitet von der Situation Comedy, deren Kennzeichen die schnelle Abfolge von komischen Situationen im Rahmen einer dramatischen Handlung ist. Die Serie bedient sich in einzelnen Folgen aber auch anderer Genres wie Drama, Action, Liebesgeschichte und Musical. Sie wird geschätzt wegen der hintergründigen und kritischen Kommentierung politischer, gesellschaftlicher und religiöser Zusammenhänge. Dies geschieht zumeist durch das Mittel der Satire in einer subversiven und nicht moralisierenden Form. Für viele Erwachsene machen auch die zahlreichen popkulturellen Referenzen – meist Filmzitate – einen besonderen Reiz der Serie aus. Mit unterschiedlichem Humor, der von einfacher (Slapstick, Travestie) bis anspruchsvoller Form (Kulturreferenzen, Satire) reicht, werden unterschiedliche Altersklassen angesprochen.

    Die Serie wurde vielfach ausgezeichnet und erreicht bei ihren Ausstrahlungen regelmäßig ein Millionenpublikum. Sie ist die am längsten laufende Zeichentrickserie der Welt und in mehr als 100 Ländern zu sehen. Im Februar 2012 feierten die Produzenten die Ausstrahlung ihrer 500. Folge¹ und einen Stern auf dem Walk of Fame.

    FAMILY VALUES: DIE FUNKTION DER DURCHSCHNITTLICHKEIT

    Die Simpsons sind vordergründig eine sehr typische US-Familienserie, die auch typische konservative Familienwerte – die so genannten family values² – widerspiegelt: das konservative Milieu, die traditionell wirkende Rollenverteilung der Eltern bis hin zum Haus mit zwei Stockwerken.³ Diese Werte werden aber auch ständig hinterfragt und parodiert, indem sie überzeichnet und konterkariert werden. Das Brechen der Familien-Stereotype wird z.B. bei Homer deutlich, der zwar das Familienoberhaupt verkörpert, meist aber nur wie eine Karikatur davon wirkt. Das wichtige Prinzip der Übernahme und Brechung von Stereotypen ist auch bei Geschlechterfragen und der Thematisierung von Sexualität zu beobachten und wird daher in diesem Buch berücksichtigt.

    Die Durchschnittlichkeit dieser Familie bezieht sich auch auf die Namen Simpson und Springfield,⁴ die absichtlich wegen ihrer weiten Verbreitung in den USA ausgewählt wurden. In vielen Folgen wurde mit der Uneindeutigkeit, in welchem Bundesstaat sich Springfield befindet, sogar gespielt. Der Handlungsort und die Familie sind daher bewusst austauschbar, um die Möglichkeit der Identifizierung zu bieten. Sie sind damit aber nicht beliebig, denn in dem gleichen Maße, wie z. B. die Serie Sex and the City nur deshalb funktioniert, weil sie von New York handelt,⁵ funktionieren die Simpsons nur deshalb, weil die Zuschauer diese Durchschnittsfamilie auf ihr Leben übertragen und sich mit ihr identifizieren können.

    PERSÖNLICHER ZUGANG ZUM THEMA

    Vor einigen Jahren fiel mir auf, dass sich mit einem Blick für Details fast in jeder der neueren Folgen schwul-lesbische Anspielungen finden lassen, die bisher aber weder systematisch untersucht noch veröffentlicht wurden. Wie bei anderen schwul-lesbischen Forschungsprojekten interessiert mich auch hier, wie ein Mainstream-Medium mit Homosexualität umgeht.

    Eine häufige Behandlung von schwulen und lesbischen Themen im Fernsehen ist schließlich nicht automatisch ein Ausdruck emanzipatorischer Grundhaltung. Erst nach einer Analyse der jeweiligen schwulen und lesbischen Szenen können die eigentlich bedeutsamen Fragen beantwortet werden: Inwieweit werden Klischees eingesetzt und wann auch gebrochen? Haben die Witze über Schwule und Lesben eine innere Sensibilität? Welchen Eindruck vermitteln sie den Zuschauern, und wie werden sie rezipiert? Was verraten die Szenen über den Zeitgeist, in dem sie sich bewegen? Können die Figuren – auf subversive und indirekte Art – emanzipatorische Rollenbilder sein?

    Die Beschäftigung mit einer Zeichentrickserie mag einigen LeserInnen als unbedeutend erscheinen. Homosexualität als Randthema und die Auswertung von Szenen, die manchmal nur einige Sekunden dauern, können diesen Eindruck verstärken. Aber diese Arbeit richtet sich nicht nur gegen die Flüchtigkeit des täglichen Fernsehprogramms, sondern betont die Inhalte vor dem Hintergrund, dass das Fernsehen als wichtigstes Leitmedium in einem hohen Maße ständig auch gesellschaftliche und politische Meinungsbildungsprozesse beeinflusst. TV-Serien sind nicht nur ein Trend – sie sind mittlerweile ein bedeutendes Marktsegment. Damit sind sie zwar nicht von ihrem Format, aber zumindest von ihrer Bedeutung her ganz großes Kino.

    ZUR GESCHICHTE VON HOMOSEXUALITÄT IM FILM

    In den Filmen der 1960er und 1970er Jahre werden Schwule und Lesben meist totgeschwiegen oder diskriminiert. Sie sind in dieser Zeit die bemitleidenswerten Außenseiter der Gesellschaft, die am Ende des Films oft durch Freitod oder Mord ums Leben kommen. 1969 bedeutet für die USA wie für Deutschland einen Einschnitt: In New York wehren sich Schwule in der Bar Stonewall Inn gegen Polizeiwillkür und schaffen die Grundlage des heutigen Christopher Street Days. In Deutschland werden mit der Reform des § 175 StGB schwule Männer weitgehend entkriminalisiert. Im Rahmen der jungen und sich politisierenden Schwulenbewegung entstand in den USA der Film The Boys in the Band (USA 1969). In Deutschland wurde Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (D 1972) gedreht. Beide Filme provozieren und verkörpern Aufbruch. Lesben blieben in den Anfangsjahren der Bewegung kaum sichtbar. Hanno Beth hat sich als einer der ersten Wissenschaftler bereits 1977 mit der Rolle der Medien bei der Darstellung von Homosexualität beschäftigt und wirft den Medien vor, durch den Gebrauch von stereotypen Figuren und damit durch die Verbreitung von Klischees die schwierige Situation von Homosexuellen nicht nur zu verschlimmern, sondern mit zu verschulden.⁶ Dass auch Unterhaltungsmedien Verantwortung tragen, gilt bis heute und ist Thema dieses Buches.

    Erst in den 1980er Jahren vollzog sich in Bezug auf Homosexualität im Fernsehen ein deutlicher Wandel, und mit den Rollen von Steven Carrington (Denver Clan, ab 1981) und – wesentlich emanzipierter – Carsten Flöter (Lindenstraße, ab 1986) kam mit den ersten beiden Serien-Schwulen auch ein wenig Normalität ins tägliche Fernsehprogramm. Seit den 1990er Jahren kann man sogar einen regelrechten Boom von Homosexualität im Film beobachten. Der bewegte Mann (D 1995) wurde der bis dahin erfolgreichste deutsche Kinofilm und konnte wie Philadelphia (USA 1993) beweisen, dass sich schwule Themen auch für den Mainstream eignen. Vanessa Jung⁷ hat in ihrer Arbeit über Homosexualität in Unterhaltungsserien konstatiert, dass insbesondere Unterhaltungssendungen viel zu dieser neuen positiven Veränderung beigetragen haben. Über Homosexualität in Spielfilmserien wie der Lindenstraße erschienen bereits viele wissenschaftliche Arbeiten. Zeichentrickserien werden meist für Kinder produziert; in diesen hat Homosexualität im Allgemeinen keine Relevanz. Eine wissenschaftliche Arbeit zur Homosexualität in Zeichentrickserien, die sich auch an Erwachsene richten, steht noch aus. Insofern stellt dieses Buch einen ersten Schritt in diese Richtung dar.

    UMFANG DER UNTERSUCHTEN QUELLEN

    Für dieses Buch wurden die ersten 500 Folgen der Simpsons und die Kinoproduktion Die Simpsons – Der Film vollständig ausgewertet. Die Folgen werden im laufenden Text in Klammern (Staffel/Folge) angegeben. Aus Platzgründen habe ich in der Regel auf die Nennung der Titel verzichtet. Die Zählung folgt der Ausstrahlungsreihenfolge im US-Fernsehen und entspricht damit der Reihenfolge auf den in Deutschland erhältlichen DVDs und z. B. der Angabe bei Wikipedia (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Simpsons-Episoden).

    Die überraschend aufschlussreichen Kommentare im Bonusmaterial der DVDs zur 1.-14. Staffel⁸ wurden in die Analyse miteinbezogen. Sie enthalten nicht nur viele Hintergrundinformationen, sondern sind (auch in Bezug auf schwule und lesbische Szenen) selbstkritisch⁹ und erkennbar nicht darauf ausgerichtet, möglichst allen Zuschauern zu gefallen.¹⁰ Sie können daher nicht nur gut das aus den jeweiligen Folgen gewonnene Bild von Schwulen und Lesben ergänzen, sondern in einigen Fällen auch die persönliche Einstellung der Produzenten verdeutlichen. Die Quellen zu den Kommentaren werden in gleicher Form wie die Filmszenen angegeben und zusätzlich mit einem „K" gekennzeichnet (K Staffel/Folge). DVD-Kommentare werden nach den dt. UT zitiert. Nur in Ausnahmefällen habe ich die Sprecher namentlich benannt und meist nur von Produzenten geschrieben. Ein Bindestrich verweist auf einen Sprecherwechsel.

    Weiterhin wurden die im Anhang angegebene Sekundärliteratur und mehrere Homepages über die Simpsons ausgewertet. Eine darüber hinausgehende Rezipientenuntersuchung im Print- und Internetbereich wurde nur dann durchgeführt, wenn durch einzelne Fälle von Zensur oder öffentlicher Auseinandersetzung substanzielle Beiträge erwartet werden konnten.

    Es wurden vier schwul-lesbische Folgen, weitere ca. 490 einzelne schwul-lesbische Szenen und mehr als 100 Kommentare im Bonusmaterial der DVDs ausgewertet. Der Umfang der gefundenen Szenen und Kommentare ließ es nicht zu, alle in dieser Arbeit zu berücksichtigen oder sie in einem chronologischen Register wiederzugeben. Ich stelle aber auf Anfrage (erwininhetpanhuis@gmx.de) gerne kostenlos entsprechende Register per Mail zur Verfügung. Im Internet gibt es bereits Listen über homosexuelle Filmszenen, die jedoch nur einen Teil dieser Szenen verzeichnen. So listet snpp.com ca. 100 Homosexuality References im Allgemeinen und 40 Szenen zur Sexualität von Smithers auf.

    AUFBAU DES BUCHES

    Im zweiten Kapitel werden die Protagonisten und Nebenfiguren vorgestellt, während im dritten Kapitel der Umgang mit bestimmten Themen im Vordergrund steht. Dass eine klare Grenzziehung zwischen diesen beiden Bereichen nicht immer möglich ist, zeigt sich z. B. an der Person von Ned Flanders. Mit seinen Äußerungen über Homosexualität macht er eine Aussage über sich selbst, aber auch darüber, wie die Serie mit fundamentalistischen Christen und der Kirche umgeht. Einige Filmreferenzen sind zudem mit den jeweils agierenden Figuren verknüpft, machen aber auch eine Aussage über den Umgang mit dem Medium Film. In einigen Fällen werden Szenen im zweiten und dritten Kapitel erwähnt, stellen aber keine unnötige Redundanz dar. Auf die zahlreichen Brüche in der Kontinuität durch sich widersprechende Aussagen werde ich nur dann eingehen, wenn sie in Bezug auf Homosexualität relevant sind. Von den Produzenten werden die Kontinuitätsbrüche euphemistisch als flexible Wahrheit (K 6/8) oder als flexible Realität (K 6/17) bezeichnet. In diesem Sinn haben viele Männer in Springfield auch eine flexible sexuelle Orientierung, die sie manchmal als schwul und manchmal als heterosexuell erscheinen lässt. Aus diesem Grund ist eine Trennung der Biographien in Homo- und Heterosexuelle nicht möglich gewesen. Die Auswahl der Biographien beschränkt sich auf die Figuren, zu denen in Bezug auf Homosexualität Substanzielles gesagt werden kann. Weitere Figuren werden in der Regel nicht oder in anderen Kapiteln mit behandelt.

    Im dritten Teil werden zunächst die Kulturreferenzen dahingehend analysiert, ob sie passend und sensibel eingebaut worden sind. Viele der im Bereich Politik und Religion behandelten Themen zeigen zwar eine US-amerikanische Sicht auf, sind meist aber gut auf deutsche Verhältnisse übertragbar. Auch in Deutschland gibt es Diskussionen über die Homo-Ehe und registrierte Partnerschaften oder über die Rolle von schwulen Männern in Kirche und Armee. Danach wird die Darstellung von Sexualität unter die Lupe genommen, die von einfachen Küssen bis zu Andeutungen von Oral- und Analverkehr reicht. Bei der äußeren Darstellung von Schwulen und Lesben ist es überraschend, dass die Simpsons zwar auch, aber eben nicht nur das Klischee des effeminierten Schwulen aufgreifen. So kommen auch ältere Schwule vor, die sich von ihrem heterosexuellen Umfeld in keiner Weise unterscheiden. Die meisten der vor allem amerikanischen Gaststars, die Simpsons-Figuren ihre Stimme geliehen haben, sind in Deutschland unbekannt. Einige sind unter dem Aspekt Homosexualität von Interesse und werden näher behandelt.

    Im letzten Kapitel wird auf weitere Veröffentlichungen von Matt Groening (Simpsons-Erfinder) und dem Produktionsteam eingegangen, um ihre grundsätzliche Einstellung zu Schwulen und Lesben zu verdeutlichen. Zudem werden die Simpsons mit sechs weiteren Zeichentrickserien verglichen.

    VERSTECKTE ANSPIELUNGEN UND EASTER EGGS

    Es ist typisch für die Simpsons, dass nicht mit klaren Botschaften, sondern mit Anspielungen und Andeutungen gearbeitet wird. Viele Anspielungen – auch im schwul-lesbischen Kontext – sind so verschleiert, dass sie selbst von dem größten Teil der Schwulen und Lesben möglicherweise nicht erkannt werden. Diese Undeutlichkeit ist nicht mit der Undeutlichkeit zu verwechseln, die es in Bezug auf Homosexualität bis in die 1970er Jahre hinein im Mainstream-Film gab und die einen Tribut an eine homophobe Gesellschaft darstellte. Warum werden heute Szenen über Homosexualität verschleiert? Die Antwort gibt David X Cohen (Simpsons-Autor und Futurama-Produzent), wenn er betont, dass man einen Witz machen kann, den nur ein Prozent der Zuschauer versteht, solange er das Vergnügen der breiten Masse nicht stört. Und dieses eine Prozent wird zum Fan auf Lebenszeit.¹¹ Das Mittel der Verschleierung dient also der Zuschauerbindung. Im laufenden Text ist an diversen Stellen ein Osterei zu finden. In Anlehnung an den Fachbegriff Easter Egg¹² möchte ich den Begriff in einem erweiterten Sinn verwenden und habe damit schwul-lesbische Anspielungen gekennzeichnet, die offenbar nur für einen Bruchteil der Zuschauer eingebaut worden sind. Damit möchte ich auch aufzeigen, dass Freeze framer¹³ bei den Simpsons auch bei schwulen und lesbischen Szenen auf ihre Kosten kommen. Wegen der bewusst kultivierten Undeutlichkeit der Szenen ist es nachvollziehbar, wenn die LeserInnen in Einzelfällen zu einer anderen Einschätzung von Szenen gelangen.

    SONDERFORMATE: HISTORISCHE EPISODEN UND TREEHOUSE OF HORROR

    Nicht nur das Genre, sondern auch das äußere Format der Simpsons-Folgen variiert. Zu den diversen Sonderformaten gehören u. a. Clip-Shows, bei denen Szenen aus früheren Folgen wiederholt und nur noch verbindende Elemente neu produziert werden. Die Clip-Show Hinter den Lachern (11/22) reflektiert in origineller Weise die Erfolgsgeschichte der Serie und lässt die Figuren wie richtige Schauspieler agieren, wodurch die Folge wie eine Dokumentation über sich selbst wirkt. Auch wenn die Folge Hinter den Lachern keine tatsächliche Meta-Ebene anbietet, knüpfe ich mit meinem Buchtitel bewusst an diese Folge an.

    Zwei Sonderformate – die historischen Episoden und die Treehouse of Horror-Folgen – stehen nur bedingt in Kontinuität zu anderen Folgen und müssen im Kontext mit dem Format betrachtet werden. In historischen Episoden verkörpern die Simpsons-Figuren (seit der 10. Staffel) andere historische Charaktere. Dabei handelt es sich um Folgen, die zum Teil auf reale und zum Teil auf fiktive geschichtliche Begebenheiten zurückgreifen¹⁴. Ein bekanntes Vorbild dafür ist Die Muppets-Weihnachtsgeschichte (USA 1992), in der die historische Vorlage von Charles Dickens mit den Muppets-Figuren neu erzählt wurde. Bei den Simpsons werden in der Regel drei Geschichten miteinander verknüpft und dabei auch im schwul-lesbischen Bereich die bekannten Figurencharaktere weitgehend berücksichtigt. Die Ergebnisse sind gelungene Persiflagen auf Kulturgüter, die auch durch schwule und lesbische Anspielungen überzeugen.

    Die Treehouse of Horror-Folgen sind jährlich produzierte Halloween-Episoden, bei denen die Gewaltdarstellungen einen wesentlich breiteren Raum einnehmen. Auch hier werden meist mehrere kleinere Episoden zu einer Folge verbunden, und es wird versucht, die bekannten Charaktere zu berücksichtigen. Weil sie außerhalb der Kontinuität der Serie spielen, kann es vorkommen, dass Figuren in diesen Folgen sterben, später aber wieder leben. Bei schwulen Anspielungen (lesbische wurden nicht gefunden), die nur durch dieses Format verständlich sind, wird auf den Treehouse of Horror-Hintergrund verwiesen.

    ÜBERSETZUNGSPROBLEMATIKEN

    Für diese Arbeit wurde die deutsche Fassung untersucht. Sie ist keine wortwörtliche Übersetzung der Originalfassung, sondern – wie in solchen Fällen üblich – eine deutschsprachige Adaption, die versucht, die Stimmung der Originalfassung einzufangen und so weit wie möglich auf den deutschen Kulturkreis zu übertragen (z. B. Fußball statt Football). Diese Untersuchung kann daher nur bedingt den Eindruck der Originalfassung vermitteln. Viele Wortspiele – wie bei den Telefonscherzen von Bart – sind nicht ins Deutsche übertragbar und wurden legitimerweise durch andere Wortspiele ausgetauscht, in einzelnen Fällen wurden sie auch als solche nicht erkannt. Die Titel der Folgen sind besonders frei gewählt und orientieren sich nur selten am Original.

    Die Qualität der Übersetzungen wird bei den Simpsons wie bei anderen Serien häufig kritisch hinterfragt.¹⁵ Unter dem Titel Die Gagkiller von ProSieben veröffentlichte die Zeit 11/2001 einen Beitrag über die Kritik an der deutschen Übersetzung bei den Simpsons, bei dem der Synchronregisseur und Übersetzer der Simpsons-Drehbücher Ivar Combrinck auf das technische Problem hinwies, dass der gesprochene Text zu den Mundbewegungen passen und daher manchmal verkürzt und manchmal verlängert werden muss.

    Einblicke in die Zensur der Originalversion in den USA (durch DVD-Kommentare) und in Großbritannien (durch http://www.

    simpsoncrazy.com/) sind aussagekräftig, auch wenn sie nicht direkt mit Homosexualität in Verbindung stehen. Als das erste Mal in einer Folge das Wort Ass (= Arsch) vorkommen sollte, gab es einen Riesenstreit mit den Zensoren. […] Wir wollten das Wort zwei Mal verwenden. Die Zensoren wollten nur ein Arsch genehmigen. […] Bei der Wiederholung [im späteren Verlauf der Folge] haben wir’s wohl ausgetauscht (K 3/5). Zwischen den USA und Großbritannien gibt es Unterschiede bei der Akzeptanz: Die Engländer waren verblüfft, dass wir das Wort Wankers [= Wichser] benutzten. Sogar zwei Mal in dieser Folge. Fox war zuerst nicht begeistert. Aber dann haben sie Ruhe gegeben. Keine Ahnung wieso. Manche Wörter wie fanny [engl.: vulgär im Sinne von Muschi; amerik: Po] sind drüben schlimmere Wörter als bei uns. […] Genau wie bum [engl.: Hintern] (K 9/22). Hinweise auf eine Zensur der Simpsons in Großbritannien beziehen sich u. a. auf die Wörter Wanker, Bastard und Golden Shower.¹⁶ Die zweifache Verwendung von Wanker wurde in der deutschen Übersetzung zu einem Bettnässer bzw. einem Banausen (9/22).

    Auch wenn bei den gesamten Folgen, die mittlerweile als DVDs vorliegen, alle in Bezug auf Homosexualität relevanten Szenen mit der Originalfassung abgeglichen wurden, wäre es nicht sinnvoll gewesen, diese immer mit anzugeben. Um ein Bewusstsein für die Schwierigkeiten bei den Übertragungen zu vermitteln, werden in diesem Kapitel typische Übersetzungsprobleme verdeutlicht und bedeutende Abweichungen anhand von positiven und negativen Beispielen dokumentiert. Im laufenden Text habe ich dagegen nur in den für das Verständnis notwendigen Fällen auf eine irreführende bzw. fehlerhafte Übertragung hingewiesen. Die deutschen Untertitel habe ich in den anderen Kapiteln nur dann zitiert, wenn Anspielungen durch die Übersetzung in der deutschen Audio-Fassung verloren gegangen sind.

    Bei den Übersetzungsbeispielen habe ich mich auf die Folgen konzentriert, die bereits als Kauf-DVDs erhältlich sind (1.-14. und 20. Staffel) und damit leicht nachvollzogen werden können. Die Originalfassung (OF) zitiere ich hier nach den englischen Untertiteln (UT), bei denen es nach Stichproben keine Abweichungen zu der OF des Audios gibt. Die ausgewerteten Zitate habe ich zusätzlich mit den (weniger bedeutsamen) deutschen Untertiteln (dt. UT) verglichen, die sich von dem dt. Audio deutlich unterscheiden. Weil ich mir meistens nur dann Szenen in der OF angesehen habe, wenn ich durch die deutsche Audio-Fassung darauf aufmerksam wurde, mussten die meisten schwul-lesbischen Szenen unberücksichtigt bleiben, die bei der Übersetzung verloren gingen. Nur in Einzelfällen gehe ich auch auf die DVD-Kommentare ein, die ebenfalls durch dt. UT übersetzt wurden. Im Folgenden habe ich neben dem Umgang mit einzelnen Wörtern von zentraler Bedeutung die Übersetzungen thematisch zusammengefasst.

    GAY

    Fast immer wird gay mit schwul gut und unproblematisch übersetzt. Problematisch ist es, wenn gay ganz oder zum Teil in anderen Zusammenhängen verwendet wird, wie z. B. in seiner ursprünglichen Bedeutung von fröhlich und lustig. Beispiele: In zwei Fällen hinterlassen die Übersetzungen der Aussagen von Burns über Smithers einen veränderten Gesamteindruck.Burns: Was haben wir denn heute vor, Smithers? Was Schwuchteliges wieder, he? (8/10). Im Gegensatz zu der Anspielung mit something gay ist dies sehr deutlich. An anderer Stelle sagt Burns über Smithers, dass er die Bedeutung des Wortes Schwulitäten nicht (12/5) kenne. Auch dies ist wesentlich deutlicher als He doesn’t know the meaning of the word gay. In beiden Fällen verzichten die dt. UT auf einen schwulen Bezug.¹⁷

    Gay ist mehrdeutig. Der Name von Krustys Privatflugzeug soll sich lustig anhören, aber auch an das bekannte Bomberflugzeug von Hiroshima – die Enola Gay – erinnern. Das Flugzeug mit der Aufschrift I’m on a rolla gay wurde in der dt. Übersetzung als das Ich-bin-super-drauf-Flugzeug vorgestellt (7/15).

    Flugzeug sollte auch an den Hiroshima-Bomber Enola Gay erinnern (7/15).

    Der Wortwitz der OF musste verloren gehen. Aus der gay divorcée Luann van Houten (OF) wurde wahlweise die lesbische geschiedene (dt. Audio) oder die glücklich geschiedene (dt. UT) Luann van Houten (10/11). Weil an keiner anderen Stelle auf eine mögliche homosexuelle Orientierung eingegangen wird, ist die richtige Übersetzung schwierig.

    In zwei Fällen wird gay in einem übertragenen negativen Zusammenhang verwendet. Als sich Lisa und Nelson küssen, werden sie von Jimbo belästigt. Aus That is so gay wurde Du bist so was von schwul! (8/7). Hier sind die dt. UT Das ist ja voll schwul sogar noch klarer. Der Wortwitz, dass schwul im übertragenen Zusammenhang bei einem Hetero-Pärchen eingesetzt wird, bleibt in beiden Fällen erhalten. Im zweiten Beispiel ist Der große Kürbis ist super schwul (20/4) die Übersetzung von … super gay. Die Übersetzung mit total blöd wie in den dt. UT ist ebenso legitim.

    In mehreren Fällen wird gay fälschlicherweise nur auf Schwule und nicht auch auf Lesben bezogen. Als Kent Brockman verkündet: Folgende Herren sind schwul (UT: people … gay), meint er damit auch Lesben (6/14). Homer möchte Lisa einen Tipp geben, wie sie sich gegen einen Verehrer wehren kann: I’m not gay, but I’ll learn. Die Übersetzung mit den dt. UT ich bin schwul (4/15) ist nicht nachvollziehbar, weil hier nur eine vorgetäuschte lesbische Identität gemeint sein kann. Auch als Nelson Lisa mit der Aussage Du bist schwul zielgerichtet beleidigen möchte (15/13), hätte die Äußerung mit lesbisch übersetzt werden müssen. Ein ähnliches Problem ergibt sich beim Wort queer. Weil die Zeitschrift Queer Focus auch Fragen wie Butch oder Femme behandelt (16/20), gibt die Stimme aus dem Off den Titel mit Schwulenbrennpunkt falsch wieder.

    QUEEN

    Queen kann auch Schwuchtel bzw. Tunte bedeuten und wird in einigen Fällen in diesem mehrdeutigen Zusammenhang verwendet. Beispiele: In mehreren Szenen wird queen ohne Berücksichtigung der Doppeldeutigkeit mit Königin übersetzt. So sagt Prince unter den kritischen Augen von zwei Männern: Bald bin ich die Königin (dt. UT: King) des Sommers (6/1), und Abe träumt davon, als Königin im Wilden Westen zwei Männer zu heiraten (4/19). Ableitungen von queen werden mitunter auch beibehalten. Der schwule Julio begrüßt die bisexuelle englische Königin mit Hello, queenie baby (20/20), und schwule Matrosen sind auf einem Schiff Sardine-Queen zu sehen (10/14).

    In anderen Fällen wird versucht, den sexuellen Inhalt bei der Übersetzung zu berücksichtigen. So sagt Burns zu Smithers über seine Bienenkönigin: Und sehen Sie die Königin da: Die alte Tunte (dt. UT: Queen) heißt Smithers (3/11). Kerstin Blum bezeichnet dies vor dem Hintergrund des zu dieser Zeit noch nicht geouteten Smithers als eine Holzhammermethode, um die Mehrdeutigkeit von queen unterzubringen¹⁸ Ein komplexes Beispiel bietet die Äußerung des Oberschulrats Chalmers, bei dem dieser sich in seinem Lebenslauf auf den New Yorker Stadtteil Queens bezieht: Geboren bin ich in Transvestizien (OF und dt. UT: Queens), studiert habe ich an der Universität in Hoden (OF: Ballstate; dt. UT Nüsse-Universität). Danach zog ich nach Koitus (OF: Intercourse) (10/20). Die deutsche Übersetzung ist nicht gelungen. Hier hätten sich reale und ebenfalls unfreiwillig komische deutsche Städtenamen wie Tuntenhausen, Darmstadt oder Geilenkirchen angeboten.

    Schwule Matrosen und ihr Kapitän auf der Sardine Queen (10/14)

    FRUITY

    In fast allen überprüfbaren Fällen wird fruit bzw. fruity in seiner auch schwulen Bedeutung verwendet und dies auch bei der Übersetzung berücksichtigt. So wurde Fruit bzw. fruity mit andersrum (dt. UT: schwul, 3/8), warmherziger (8/15), schwul (10/3) und Schwuchtel (17/12) adäquat übersetzt. Aus einem fruity car wurde eine Schwulen-Kutsche (dt. UT Girlie-Auto, 10/15) und aus einem bit fruity ein weich in der Rübe (dt. UT etwas schwuchtelig, 6/5). Bart hat Angst, wegen des Verkleidens als Frau für Transvestiten (dt. UT: irgendwie schwuchtelig?) gehalten zu werden (11/9), und ein Musical hat einen weibischen (dt. UT: schwulen) Gesang (9/11).

    Die Ableitung fruit loop wird einmal in einem schwulen Zusammenhang mit Schwuchtel übersetzt (19/10). In einem nicht schwulen Zusammenhang ist die Übersetzung mit voll Banane (20/6) legitim.

    TELEFONSCHERZE

    Bart ist für seine Telefonscherze bekannt. Wenn er sich telefonisch (meist bei Moe) nach einer Person erkundigt, bekommen diese Anfragen phonetisch oft sexuelle Anspielungen, die sich kaum übersetzen lassen. Beispiele: So fragt Moe die männlichen Gäste (unbeabsichtigt), wer seinen Penis gesehen hat: Has anybody seen Mike Rotch lately?¹⁹ oder er sucht einen Mann, der ihn drückt und küsst: I’m looking for Amanda Huggenkiss (= phonetisch: a man to hug and kiss).²⁰ Ähnlich auch die Frage nach Haywood U. Cuddleme (= phonetisch Hey, would you cuddle me?).²¹ Die deutschen Entsprechungen sind keine direkten Übersetzungen, sondern wollen nur ähnliche Wortspiele sein. Diese Wortspiele wie Aufgepasst Leute, Willma Eierkraulen (= phonetisch: Will mal Eier kraulen)²² oder Markes Vonhinten (= phonetisch: Mag es von hinten) (18/21) reichen an die Originalität der OF nicht heran.

    SCHWULE ANDEUTUNGEN, DIE BEI DER ÜBERSETZUNG VERLOREN GINGEN

    Wenn sich eine Andeutung nicht ins Deutsche übertragen lässt, ist es im Einzelfall nachvollziehbar, bei der Übersetzung auf den Wortwitz zu verzichten. So beichtet Smithers in der Kirche, dass er versucht habe, bei der St. Patrick-Parade mit zu marschieren (7/1). Diese Anspielung erklärt sich so, dass Schwule aus St.-Patrick-Paraden in den USA ausgeschlossen wurden, und ist kaum übertragbar. In einer anderen Folge gibt Smithers an, dass er regelmäßig für ein Reh gehalten werde. In der OF liegt ein Wortspiel mit deer (Reh) und dear (Lieber) vor (3/17). Smithers mag Pfefferminz-Melange (dt. UT: Fruchtriegel). Es wurde offenbar nicht erkannt, dass die OF mit jolly ranchers hier auch einen schwulen Farmer (7/20)²³ meint. Man hätte es wie bei dem Beispiel von twinks kongenial mit extralange Nussstangen (20/1) übersetzen können.

    Auch in dem Verhältnis von Smithers zu Burns entgehen den deutschen ZuschauerInnen einige Szenen. Smithers Äußerung zu Burns I’m flaming²⁴ ist hier als homosexuelle Anspielung zu verstehen und geht bei der Übersetzung mit Ich steh in Flammen (18/12) verloren. Auch alle Formulierungen im Zusammenhang mit Flaming Moe (3/10; 22/11) haben einen nicht übersetzbaren schwulen Subtext, weil in den USA ein Homo zum Teil auf die letzten beiden Buchstaben abgekürzt wird.

    Flaming und Moe als doppeltes schwules Wortspiel (3/10)

    Auch bei Homer gehen Andeutungen unter. Um einen Reim zu erhalten, wird aus der Anti-Bären-Parole We’re here! We’re queer! We don’t want any more bears! der Slogan Das müssen wir klären, wir wollen keine Bären (7/23). Weil das Wort queer fehlt, kann eine darauf folgende Anspielung auf den CSD über eine Schnurrbartparade nicht verstanden werden. Schwer zu übersetzen ist auch die Bitte von Homer an Lenny, einen Dauerlutscher (sugar daddy) von seinem Rücken zu entfernen (4/17). Wenn der schwule Assistent Karl (beim Kauf eines Anzugs für Homer) in der OF die Formulierung verwendet Don’t judge me, love me! ist dies auch eine CSD-Parole. Die Übersetzung mit Kritisiert mich nicht, liebt mich! ist richtig, aber die CSD-Parole ging verloren (2/2). Mit (dem nicht übersetzten) matrimoney (16/10) hat Homer eine witzige Bezeichnung für die Homo-Ehe gefunden. Matrimony bedeutet das gleiche wie marriage (= Ehe) und betont mit einem eingefügten „e" (money = Geld) deutlich die dahinterliegenden finanziellen Interessen.

    In der schwulen Folge Homer und gewisse Ängste bietet John Homer Kaktus-Bonbons (OF: cactus candy) an. Das ist eine sexuelle Anspielung und hier im Sinne eines sexuellen Angebotes zu verstehen. Der DVD-Kommentar geht mit mehreren Sätzen auf diesen schlüpfrigen Witz dezidiert ein (K 8/15). Johns Laden heißt Cockamamie’s, also mies, verwirrend, fast wertlos. Groening betont die sexuelle Anspielung,²⁵ die in dem Wortbestandteil cock (= Penis) zu erkennen ist.

    Matri-Money ist Matrimony mit finanziellen Interessen an der Homo-Ehe (16/10)

    Der Name ist auch eine sexuelle Anspielung auf cock (8/15).

    Mehrmals geht die Anspielung von Coming out of the closet unter. Bart bedient sich an einem Cheerleaderschrank (Coming out of the pep closet, 11/2) und auch sein Hawaii-Hemd came out of the closet (8/15). Auf dem CSD wird der Wagen Stayin’ in the closet (13/9) präsentiert. Moe verweist im Wahlkampf auf das Wahlplakat des Republikaners Sterling Closet (22/11) als direkte Ableitung von Stayin’ in the closet. Obwohl in allen Fällen der schwule Bezug deutlich ist, bleibt ohne das Wissen um die Bedeutung von Coming-out (sich seiner Homosexualität bewusst zu sein) die Doppeldeutigkeit der Formulierungen unklar.²⁶

    Ein CSD-Wagen und seine schwierig zu vermittelnde Botschaft (13/9)

    Ein sexuelles Interesse, das erst durch Chubby Chaser deutlich wird (16/17)

    Patty begrüßt ihre Schwester Marge mit der nur unter männlichen Freunden üblichen Formulierung How’s it hangin’, Marge? (7/6). Dies wurde zu einem Na, wie läuft’s so, Marge? bzw. Wie stehts, Marge? (dt. UT). Als Anspielung auf ihre Männlichkeit ist dies aber indirekt lesbisch gemeint.

    In einer Sendung bedankt sich Kent Brockman bei Homer für einen wahren Goldregen (dt. UT: … goldene Duschen) und meint damit das entsprechende Edelmetall. Dass seine Kollegen im Studio an dieser Stelle lachen müssen (12/2), erklärt sich durch die OF, wo von golden shower die Rede ist. Mit diesem Begriff wird umgangssprachlich ausgedrückt, dass sich Menschen anpinkeln, um sich dabei sexuell zu stimulieren. Diese Szene wurde von der britischen Rundfunkanstalt BBC zensiert.²⁷

    Wenn Krusty als Vampir sagt: Hey, hey. Heute Abend gehe ich wieder aussaugen – euer Blut (OF: Tonight I’m going to suck – your blood), wird durch die künstliche Pause aufgrund von zwei Vorlesetafeln Oralverkehr angedeutet (10/4). Im Deutschen wird die künstliche Pause beibehalten, auch wenn das Wortspiel verloren geht.

    Anspielung auf Oralverkehr durch gezielte Pause (10/4)

    GUTE ÜBERSETZUNGEN MIT NEUEN BEGRIFFEN

    Wenn Wortspiele und Andeutungen bei einer wörtlichen Übersetzung nicht verstanden werden, bietet es sich an, Wortspiele, Namen und Begrifflichkeiten gegen andere auszutauschen. So wird bei femininen Schwulen aus einem Hello ein Hallöchen, was sich als treffsichere Adaption zeigt. Das findet sich bei Krusty, der einen schwulen Seemann mimt (14/14), wie auch bei einem schwulen Stahlarbeiter (8/15, hier nur dt. UT). Auch bei den als feminin und schwul dargestellten Robotern aus Star Wars war es bei der Übersetzung wichtig, einen entsprechenden Tonfall wiederzugeben, der nicht derb-männlich wirkt. Ach du dummes kleines Ding (10/9) ist daher überzeugender als die OF stupid little tramp und erst recht als der dt. UT miese kleine Ratte.

    Die sexuelle Bedrohung von Jungen wie Bart durch stranger dangers and sinister ministers wurde vom Sinn und vom Reim mit verklemmter Fremder und fieser Priester sehr gut wiedergegeben. Die dt. UT warnen vor

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