Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahre 1901
Von Nickolas Jörns
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Rezensionen für Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahre 1901
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Buchvorschau
Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahre 1901 - Nickolas Jörns
Meine Pilgerreise
zum Heiligen Land
im Jahre 1901
Aufgezeichnet für meine Geschwister und Verwandten von Nickolaus Jörns
Herausgeberin
Petra E. Jörns
Mit Texten von Fred Finger, Petra E. Jörns, Alois Krämer, Viktoria Walker und mit Fotos von Viktoria Walker
Für meinen Vater
E-book Meine Pilgerreise zum Heiligen Land im Jahre 1901
Erste Auflage 01.11.2014
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
www.saphir-im-stahl.de
Titelbild: Collage von Erik Schreiber
Lektorat: Saphir im Stahl
Übersetzung: Shirley Meyer
Vertrieb: bookwire GmbH
ISBN: 978-3-943948-32-5
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Pilgerreise von Amerika nach Jerusalem und zurück über Deutschland
Nachwort
Anhänge
Nicholas Jörns Ein Brief nach Hochdorf
Auswanderer
Die Sehnsucht nach einem besseren Leben - Die deutsche Sichtweise (Alois Krämer)
Deutschland hinter sich lassend - Die amerikanische Sichtweise (Fred Finger)
Die Familie Jörns
Die Geschichte der Familie Jörns (Elsie Koenemann)
Ergänzung (Viktoria Walker)
Die Jörns / Joerns in Amerika (Fred Finger)
Die Marianisten (Wikipedia)
Nachwort (Petra E. Jörns)
Bildnachweise
Einleitung
Johns Hill,
am 22ten Februar 1904
Meine lieben Geschwister und Verwandte!
Ihr wißt es alle noch sehr genau, wie ich vor beinahe drei Jahre zurück meine Wallfahrt in das heilige Land gemacht habe. Auf meiner Rückkehr war ich ja einen Monat bei Euch und erzählte Euch da, was ich auf dieser großen Reise erlebte. Das Erzählte kann aber leicht vergessen werden, und so denke ich Eurem Wunsche gewiß zu entsprechen, wenn ich die Hauptereignisse dieser Reise niederschreibe und selbe Euch hinterlasse.
Nehmet nun diese Aufzeichnungen, so wie ich selbe niederschrieb in den Tagen und Stunden, wo ich diese so habe am heiligen Orte geschaut. Leset sie öfters und Ihr werdet so im Geiste gleichsam mit mir dorthin wollen, dort schauen, dort beten und - weinen.
Nehmet diese Aufzeichnungen als Andenken und Beweiß dieser Reise; ja, als Ehrengabe für unsere Familie - Jörns. Seid stolz darauf und sagt's Jedermann, daß Ihr einen Bruder, einen Onkel (ge)habt, der, als armer Lehrer, die Wallfahrt ins heilige Land gemacht und zwar von Amerika aus, also, von Cincinnati aus, bis Jerusalem und zurück einen Weg von 18 000 englischen Meilen zurückgelegt hat (etwa 6 000 Stunden).
Es war kein kleines Unternehmen. Ich war zwar vorher schon viel gereist, aber nur in zivilisierten Ländern. Im Orient reisen verlangt Muth, Erfahrung, Kenntnisse und - Geld. Es war gut, daß ich mir die Sache leichter vorstellte, als sie doch nicht ist, zumal da ich ganz allein war.
Aber Gott hat mich liebevoll beschützt. Sein heiliger Engel ging sozusagen sichtbar vor mir her, alle Gefahren aus dem Wege räumend, mich mit Muth, Freude, Trost und Vertrauen erfüllend. Kein Haar wurde mir gekrümmt, froh und glücklich trat ich den Weg an, und kehrte ebenso zurück.
Darum auch Lob und Dank dem Allerhöchsten, der lieben Mutter Gottes und dem heiligen Schutzengel.
Euer treuer Bruder, Cousin, Onkel
Nickolaus Jörns
Introduction
Johns Hill,
22nd February 1904
My dear siblings and relatives!
You all know very precisely how I made my pilgrimage to the Holy Land nearly three years ago. On my return, I stayed with you for a month and described all I had seen, but an oral account is easily forgotten and thus I will write this and leave it, so that you may read it at your leisure.
I give you these records, written as I experienced them, in a sacred place. Read them often and you will be there with me in spirit, seeing, praying and weeping.
Take these records as souvenir and evidence of this journey; yes, as a donation of honour to our Prize Family Jörns. Be proud and tell everyone that you had a brother, an uncle who, as a poor teacher, made a pilgrimage to the Holy Land, beginning in Cincinnati and encompassing a journey of eighteen thousand miles, to Jerusalem and back.(ca. 6 000 hours).
It was not a small enterprise. I have travelled extensively before, but only in civilized countries. To travel in the Orient needs courage, experience, knowledge and money. It was good that I thought it easier than it turned out to be, especially since I was all alone.
But God has protected me lovingly. His holy angel walked before me, clearing away all danger, filling me with courage, joy, comfort and trust. Not a hair of my head was touched, happily and cheerfully I went on my way and came back the same.
Therefore also praise and thanks to the All Mighty, the dear Mother of God and the Holy Guarding Angel.
Your faithful brother, cousin, uncle
Nickolaus Jörns
1. Auf dem Schiffe Champagne,
Donnerstag, 1ter August 1901
Seit Jahren hegte ich den stillen, frommen Wunsch, Palästina, das Heilige Land zu besuchen. Dieses Land, wo unser Herr und Heiland, Jesus Christus geboren, wo Er gelebt, gewandelt unter den Menschen, wo Er sein heiliges Blut für uns vergossen, wo Er am Kreuze für uns starb, begraben ward am dritten Tage, aber wieder glorreich von den Todten auferstanden.
Gott der Herr hat dieses Land schon im alten Bunde den Patriarchen und Israeliten als Wohnort bezeichnet und wie heilig war denselben diese Erdscholle? Liest und lernt man als Kind in der Schule die Biblische Geschichte, wie erwacht da der Wunsch, zu dieser Zeit, als Jesus gelebt, auch dort gelebt zu haben. Ihn so geschaut zu haben wie die Apostel - oder doch wenigstens einmal so glücklich zu sein, diese heiligen Orte zu sehen, wo Er unter den Menschen gewandelt.
Dieser Wunsch, sage ich, wurde immer stärker in mir. Ich überlegte mir die Sache, sparte, schrieb an Franziskaner Patres um nähere Auskunft und im Juli 1901 stand mein Entschluß, die Pilgerreise anzutreten, fest. Ich sage Pilgerreise, denn nur als Pilger wollte ich diese Reise machen zumal das Heilige Land betreten, so wie es die Kirche wünscht. Nicht als neugieriger Feger! Schande für Jeden der nur aus bloser Neugierde diese erhabenen, heiligen Orte der Erde aufsucht.
Am 22ten Juli verließ ich das Haus der Basel Gertraud, die mich sehr zu dieser Wallfahrt ermunterte; denn sagte sie, der Großvater Nickolaus Pracht sei als Handwerksbursche dort hingegangen. Es war entsetzlich heißes Wetter. Abends 8 Uhr verließ mein Zug Cincinnati. In Gottes Namen, sagte ich. Ich fuhr die Nacht hindurch und am nächsten Tag war ich in Washington. Ich kehrte bei den Franziskanern ein, blieb da über Nacht, erhielt von Pater Gottfried ein Empfehlungsschreiben, besorgte mir einen Reisepaß für ins Ausland und nachdem ich mir die Stadt etwas besehen, fuhr ich nach New Jork. Hier war ich bei meinem Bruder Michel.
Von New Jork eilte ich nach Patterson, wo ich sechs Jahre als Lehrer war. Dort habe ich liebe Freunde und die freuten sich sehr, mich nach sieben Jahren wieder zu sehen. Ich blieb in Patterson drei Tage, kehrte wieder nach New Jork zurück und traf da die letzten Vorbereitungen zur Reise. Ich kaufte mir einen Platz zweiter Klasse auf einem französischen Dampfer „Champagne" von New Jork bis Paris.
Am Morgen meiner Abreise hatte ich noch das Glück, in der Kirche der Redemptoristen die heilige Kommunion zu empfangen. Um 8 Uhr morgens verließ ich dann mit meinem Bruder seine Wohnung und fuhr auf der Hochbahn zum Schiffe. Dort angekommen, fand ich zwei Herrn von Patterson, die es sich zur Ehre und Freude rechneten bei meiner Abfahrt zugegen zu sein; eine Aufmerksamkeit, die mich sehr freute. Es ging schon auf 10 Uhr und well, kurz vor der Abfahrt, war natürlich alles in großer Aufregung.
Ich suchte meine Kajüte auf, brachte mein Gepäck dort unter und unterhielt mich dann noch einige Zeit mit meinem Bruder und den Herrn von Patterson. Punkt 10 Uhr ward das Zeichen zur Abfahrt gegeben. Jetzt hieß es - Lebt wohl! Die Brücke wurde emporgezogen, das Geländer geschlossen und unter gellenden Pfiffen, die weithin über die Stadt schallten, fing der Koloß unseres Schiffes an sich fort zu bewegen.
Die Abfahrt eines Schiffes ist ein ergreifender Anblick. Alles ruft und schwenkt die Taschentücher zum Abschied, und manche Thräne fließt.
Nachdem das große Schifflein seine rechte Wendung hatte, waren wir auch bald durch den schönen New Jorker Hafen an den lieblichen Inseln Staten Island und Coney Island vorbei und zur Mittagszeit war von Land nichts mehr zu sehen. Nach dem Mittagsmahl fühlte ich mich etwas unwohl und mancher Mitreisende schlich in sein Zimmer - aus triftigen Gründen.
Immerhin verging der erste Tag zur See ziemlich gut. Das Meer war ruhig, das Wetter schön. Um 8 Uhr zog ich mich zurück und ging zu Bette. Ich hatte noch zwei Zimmergefährten. Ein Herr aus Philadelphia, Katholik und - einen Juden. Beide waren aber recht artig und freundlich, zumal der Herr aus Philadelphia, der sich recht an mich anschloß.
Er besuchte nach vielen Jahren seine Heimath „Lothringen" zum ersten mal wieder, mit seiner Tochter. Er war kränklich, ein recht christlicher Mann der sich entschloß, mit mir nach Lourdes zu gehen.
1. On the ship Champagne,
Thursday, 1st August 1901
For years I had the quiet, religious wish to visit Palastine, the Holy Land. This country where our lord and saviour Jesus Christ was born, where he lived and walked among humans, where his holy blood was shed, where he died at the cross for us, buried at the third day but gloriously rose from the dead.
The Lord God has appointed this country as residence for the patriarchs and Israelites and how holy was this place to them? Reading and learning the scripture as a child, the wish, live there when Jesus had lived there, arose in my heart. To have seen him as the apostles saw him, or at the very least to be so lucky to see these holy places, where he walked among humans.
This wish grew stronger and stronger in me. I considered it, saved money, wrote to Franciscan priests for more information and in July 1901 I resolved to make the pilgrimage. I call it pilgrimage because only as a pilgrim did I wish to set foot on the Holy Land, as it is fervently wished by the church, that everyone approach this place as a penitent, not merely as a curiosity seeker. Shame on everybody, who visits these exalted, holy places of the earth for mere curiosity.
At the 22nd of July I left the house of aunt Gertraud, who was steadfast in her encouragement for me to do this pilgrimage, because she said that I would be following in the footsteps of grandfather Nikolaus Pracht who had been there as a journeyman. It was incredibly hot weather. In the evening at 8 o'clock my train left Cincinnati. In God´s name, I said. I travelled the whole night and at the next day I reached Washington. I stopped at the Franciscans, stayed there over night, got a letter of recommendation from Father Gottfried, and acquired a passport for foreign countries. After I had seen the city, I travelled to New York. There I stayed with my brother Michael.
From New York I went on to Patterson, where I had taught for six years, and where I had a great many dear friends who were glad to see me again after seven years. I stayed at Patterson for three days, went back to New York and made ready for my journey. I bought a ticket 2nd class on the French steamboat Champagne
from New York to Paris.
At the morning of my departure I had the luck, to receive the Holy communion in the church of the Redemptorists. (should this be Church of the Redeemer?) At 8 o'clock in the morning I left the apartment with my brother and drove to the ship. Having arrived there, I found two men of Patterson, who were honoured and gladdened to bear witness for my departure; an attention which made me very glad. It went to 10 o’clock and short of the departure everyone was very excited.
I looked for my cabin, stored my baggage there and talked a little bit with my brother and the men from Patterson. At 10 o'clock the sign for departure was given. Now it meant: Live well! The gateway was taken away, the railing was closed and with yelling whistles, which sounded far across the city, the colossus of our ship began to move.
The departure of a ship is a stirring sight. Everybody is calling and waving goodbye with their handkerchiefs, and tears flow.
After the big ship had moved round, we went through the beautiful harbour of New York and along Coney Island and at high noon nothing of the land could be seen any more. After lunch I felt little indisposed and some travellers crept back to their rooms, for very good reasons!
The first day on sea went by fairly well; the ocean was quiet, the weather was good and at 8 o'clock I went to bed. I had two room mates. A gentleman from Philadelphia, catholic, and – a Jew. They were both very kind and polite, especially the man from Philadelphia, who was very companionable.
After many years he was visiting his home country Lorraine for the first time with his daughter. He was unhealthy, a quite Christian man, who decided to go with me to Lourdes.
2. Auf dem Schiffe Champagne, Portimenta
Freitag, den 2ter August 1901
Um 5 Uhr stand ich auf und ging sofort aufs Verdeck und zwar zur vordersten Spitze des großen Schiffes, was ich fast jeden Morgen that. Da ist´s schön und herrlich. Großartig breitet sich da das Meer vor unseren Augen aus. Ein majestätischer Anblick. Hier verrichtete ich immer meine Gebete. Den Rosenkranz in meiner Hand stehe ich oben auf dem Schiffe, an welches die Meereswellen anschlagen, das aber ruhig und fest über dieselben hingleitet, immer nordöstlich dem Ufer Frankreichs zu.
Ja, eile nur mein Schiff, so schnell du kannst, eilen möcht ich ja noch schneller über die Meereswogen dem Europäischen Gestade zu. Du aber - o Himmelskönigin, o Stern des Meeres - beschütze mich, beschirme den, der zu deiner Heimath zieht, zum Grabe deines Jesus dort in Jerusalem.
Das waren für gewöhnlich meine Gedanken, und so betete ich und sang. Sei gegrüßt, o Jungfrau rein, Maria zu lieben und alle Lieder zu Maria, die ich nur wus- ste. Während ich einmal so da stand und sang, bemerkte ich einen Herrn, der sich ganz nahe an mich heran geschlichen. Wie lange er mich belauscht, weiß ich nicht, aber als ich mich umwandte, zog er sich schnell zurück.
Die Reise von Amerika nach Frankreich war überhaupt eine schnelle und glückliche. Was täglich auf dem Schiffe vorkam, war unbedeutend und für mich von wenig Interesse, darum übergehe ich diese Tage bis zum 9ten und letzten auf diesem Schiffe.
2. On the ship Champagne, Portimenta
Friday, the 2nd August 1901
At 5 o'clock I got up and went on deck, to the very foremost tip of the big ship, which I did nearly every morning. There it is great and magnificent. The ocean spreads marvellously before one. It's a majestic sight and an appropriate place for doing my prayers. With the rosary in my hand I stood on top of the ship, in the spray, even as the wild, crashing waves nonetheless steadily floated us across them, north-east to