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Soldatenfamilien im Stress: Kriegseinsätze als Herausforderung für die Militärseelsorge mit den Familien
Soldatenfamilien im Stress: Kriegseinsätze als Herausforderung für die Militärseelsorge mit den Familien
Soldatenfamilien im Stress: Kriegseinsätze als Herausforderung für die Militärseelsorge mit den Familien
eBook263 Seiten2 Stunden

Soldatenfamilien im Stress: Kriegseinsätze als Herausforderung für die Militärseelsorge mit den Familien

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Über dieses E-Book

"Vom Einsatz her denken" - dieses Motto fordert die Militärseelsorge neu heraus. Denn die Bundeswehr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten drastisch verändert und ist inzwischen zu einer Einsatzarmee geworden.

Dass Soldaten in gefährliche Auslandseinsätze geschickt werden, wirft nicht nur eine Reihe von neuen politischen und ethischen Fragen auf. Durch das Risiko von Verletzung oder Tod verändern sich auch die Beziehungen zu Hause.

Auf der Grundlage einer Befragung von Soldaten und deren Angehörigen gibt der Band Einblicke in die damit verbundenen Belastungen. Psychologische und soziologische Vertiefungen erhellen die Problemlage. Erfahrungsberichte bebildern die Bedrängnisse.

Neben der Analyse benennt der Band Aufgaben und Möglichkeiten der Seelsorge, um im Verbund mit anderen Institutionen einen originären Beitrag zu leisten.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum1. Sept. 2014
ISBN9783429061838
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    Buchvorschau

    Soldatenfamilien im Stress - Echter Verlag

    Einführung

    Seit der Errichtung eines Feldhospitals in Kambodscha im Jahre 1992 hat die Bundeswehr zahlreiche Auslandseinsätze geleistet. Ihr Engagement wurde durch ein Sonderpostwertzeichen gewürdigt. Am 6. Juni 2013 übergab Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Erstausgabe der über sechs Millionen Briefmarken an den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière.

    Auf den ersten flüchtigen Blick sticht einem nur das bekannte grüne Flecktarn der Uniform in die Augen, zusammen mit dem Aufnäher der deutschen Nationalfarben und der Aufschrift : „Bundeswehr – Im Einsatz für Deutschland". Erst beim genaueren Hinsehen erkennt man verschiedene Silhouetten : ein sich küssendes Paar, einen Vater mit seinem Kind, eine Frau. Es sind wohl die Menschen, die Deutschland als Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dienen. Aber auch diejenigen, die als deren Angehörige hinter ihnen und ihrem Einsatz im Ausland stehen. Für sie bedeutet die monatelange Trennung einen schmerzlichen Einschnitt in ihr Alltagsleben, verbunden mit Ängsten und Problemen.

    Es ist das Anliegen der Sondermarke „Bundeswehr – Im Einsatz für Deutschland", für die gesellschaftliche Wertschätzung der Leistungen der Angehörigen der Bundeswehr zu werben. Dies schließt die Anerkennung der besonderen Belastungen ihrer Familien ein.

    De Maizière dankte bei der Übergabe der Marke dem „Netzwerk der Hilfe, zu dem die Militärseelsorge zählt, und appellierte daran, „den Angehörigen der Bundeswehr und ihren Familien den Platz in der Mitte unserer Gesellschaft zu sichern, den sie verdienen.¹

    Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung vom 29. 1. 2014 angekündigte „Politik für die Menschen griff Verteidigungsministerin von der Leyen auf : „Und das wollen wir durchdeklinieren bis tief in die Bundeswehr und ihren Alltag hinein. Das werde sich insgesamt positiv auf die Streitkräfte auswirken, denn Attraktivität, Modernität und die Verankerung in der Gesellschaft seien zentrale Faktoren der dauerhaften Einsatzfähigkeit : „Eine familienfreundliche Bundeswehr wird nicht schwächer, sie wird stärker."²

    Unsere Veröffentlichung erscheint in einem für die deutsche Sicherheitspolitik wichtigen Jahr : Bis Ende 2014 soll der Abzug aus Afghanistan zu größten Teilen erfolgt sein. Von vielen Seiten wird gefordert, Lehren aus diesem Einsatz zu ziehen und ehrlich zu reflektieren über Sinn, Ziele, Erfolg und Effektivität der deutschen Mission. Es werden familienfreundlichere Strukturen für die Bundeswehr angemahnt und politisch angekündigt. Gleichzeitig geht die Debatte über zukünftige Mandate für die Bundeswehr z. B. in Mali weiter. Eine klare Mehrheit der Deutschen ist jedoch gegen ein stärkeres Engagement der Bundeswehr in Krisengebieten. Im Schnittpunkt dieser Gemengelage ergreifen die Beiträge dieses Buches Position für die Soldatenfamilien. So sagte Militärbischof Franz-Josef Overbeck am 31. 1. 2014 :

    „Es muss sehr klar sein auf welches Ziel hin ein solcher Einsatz läuft und wie lange er währen soll. Das bedeutet vor allen Dingen, setzen wir die Soldaten so ein, dass sie dem Frieden wirklich dienen, und das auch in kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Zusammenhängen ? Oft sind uns diese Zusammenhänge nicht klar, wie wir in Afghanistan gesehen haben. Wichtig ist auf der anderen Seite auch, dass es ein Einsatz sein muss, der die Familien der Soldatinnen und Soldaten gut in den Blick nimmt. Es muss ein Einsatz sein, der die Soldaten und Soldatinnen selber und ihre Bedürfnisse nicht vergisst."³

    Auch der Wehrbeauftragte der Bundeswehr ist sich der Sorge um die Familie im Kontext zukünftiger Einsätze bewusst :

    „Dabei ist übrigens die von der Ministerin aufgenommene Debatte über die Vereinbarkeit von Dienst und Familie nicht ein Nebenthema, sondern der Ausgangspunkt der Prüfung, was wir leisten können. Die im Grundgesetz eingeforderte Verantwortung vor Gott und den Menschen gilt nicht nur den Menschen in Afrika oder Afghanistan, sondern nicht zuletzt den Menschen in unseren Streitkräften, die für (sic !) viele Belastungen auf sich nehmen und dabei auch ihren Angehörigen so manche Zumutung nicht ersparen können."

    Die Militärseelsorge war in den letzten Jahren kaum im Blick der Pastoraltheologie. Einen Einblick in die Herausforderungen dieses Dienstes mit ausdrücklichem Fokus auf die Familienarbeit leistet dieser Band, der auf eine Kooperation des Militärdekans Dr. Dr. Michael Gmelch und des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät Fulda mit Prof. Dr. Richard Hartmann basiert. Die Situation der Familie ist in den Blick genommen und damit ein Themenfeld, das in Politik und Kirche als besonders wichtig thematisiert wird, obgleich nur ca. 1/3 der Soldaten in Familienbeziehungen leben.⁵ Dass es jedoch besondere Belastungen gibt, wird schon in laufenden Maßnahmen wahrgenommen. Die für den Herbst 2014 angekündigte „Außerordentliche Bischofssynode" und die vorausgegangene Befragung problematisierte weitere Felder. Dennoch ist die Sorge für die Familien der Soldaten keine allgemein angenommene Aufgabe.

    Ausgangspunkt des Buches ist die Befragung der Soldatinnen und Soldaten (Kapitel 1). Der Einblick in Feldpostbriefe (Kapitel 2.2) reflektiert die besonderen Herausforderungen der Soldaten und ihrer Familien. Aktuelle Erfahrungen eines Soldaten im Herbst 2013 in Afghanistan (Kapitel 2.1) eröffnet individuelle Perspektiven. Diese Erfahrungen werden vertieft durch die Aufnahme familiensoziologischer Forschungen (Kapitel 4). Besonders die Folgerungen aus kognitiven Dissonanzen (Kapitel 3) werden gezogen. Alle diese Belastungen können nur durch Kooperation in Netzwerken (Kapitel 5) und eine Neuausrichtung der Militärseelsorge (Kapitel 6) getragen werden.

    Flensburg, Fulda im April 2014

    Michael Gmelch und Richard Hartmann

    ____________

    1 Frank BÖTEL : Solidarität mit Zacken : Sondermarke „Im Einsatz für Deutschland" – http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYsxD8IgEEb_0R1YTaqbDYOuLlo3oAQvaaG5nrj444XB7yVvefnwiZVkC0UrlJOd8YGjp5P7gFtKhC1wIR_ABRK2cbPsX1Rgp3SH9_adAvicgjRLSELVka1khjWzzK28mWsBmnBU2gxKq__099ibvrvow95chxuuy3L-AQEuNdk!/ (8. 2. 2014).

    2 Florian MANTHEY : Ministerin von der Leyen : „Eine familienfreundliche Bundeswehr wird stärker", Bundestagsdebatte vom 29. 1. 2014 – http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYvBCsIwEET_aDcRQfRmKII3EaSNt7QNYaVJyrqpFz_e5OAMvMM8Bp9Ym9xGwQnl5BYc0E50Gj8wxi3AKxeuK0RK9BbPVCL27TN7mHLy0ig-CVUGdpIZ1syyNFOYqwGa0SrdGaXVP_p7vDzMze4Pu-5q7rjGeP4B8bZZKQ!!/ (8. 2. 2014).

    3 Hilde REGENITER : Bischof Overbeck zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr : „Deutschland trägt Verantwortung". Interview Domradio. de vom 31. 1. 2014 – http://www.domradio.de/themen/soldaten-und-kirche/2014-01-31/bischof-overbeck-zu-auslandseinsaetzen-der-bundeswehr (8. 2. 2014).

    4 Hellmut KÖNIGSHAUS : Lagefeststellung, Kolumne des Wehrbeauftragten der Bundeswehr. In : Kompass 2(2014), S. 11.

    5 Dazu siehe SZ-Grafik : Familie in Uniform. In : Süddeutsche Zeitung (18./19. 1. 2014), S. 8 : 123 100 ledige, verwitwete und geschiedene SoldatInnen stehen 62 600 Verheirateten gegenüber. Dazu muss jedoch berücksichtigt werden, dass dies nicht unbedingt viel weniger sind als in der Vergleichskohorte der Bevölkerung. Nur ca. 20 % der Menschen leben als Familien mit minderjährigen Kindern ; das Heiratsalter ist im Schnitt zwischen 30 und 33 Jahren ; 40 % der Bevölkerung leben in Einpersonenhaushalten (siehe https://wwwidestatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/HaushalteFamilien/Tabellen/FamilienKindern.html [19. 1. 2014]). Dennoch wäre ja zu fragen, ob junge Männer und Frauen, die sich für den Dienst bei der Bundeswehr bewerben, ausdrücklich auf Familiengründung verzichten oder sie deutlich aufschieben.

    1. Soldatenfamilien im Stress – Prävention, Begleitung und Nachsorge durch die Militärseelsorge : Ergebnisse einer Befragung

    Michael Gmelch / Richard Hartmann

    1. Soldatenfamilien im Stress

    Das Leben der Soldaten und ihrer Familien hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Soldaten sind plötzlich in gefährliche Auslandseinsätze verwickelt. Diese Dienste gehören zum selbstverständlichen Aufgabenfeld. Sie eröffnen neue Anfragen an das Selbstverständnis des Berufes, an die Identifikation mit der Aufgabe und die Herausforderungen in der Gewissensprüfung. Sie belasten psychisch, denn die Gefahrensituationen werden mehr und größer, auch die Konfrontation mit Tod und Krankheit kann traumatische Folgen zeigen. Soldaten sehen das auch im Geschick einzelner Kameraden. Die Belastungen gehen aber auch über in die Beziehungen und in die Familien der Soldaten : Manche fragen sich : Kann und will ich eine Beziehung überhaupt leben ? Die Fernbeziehungen erschweren die Vertrautheit zwischen den Partnern und ihren Kindern. Kommunikation, die in „normalen Zeiten" noch unauffällig zu gelingen scheint, wird plötzlich schwerer, misslingt : Beziehungen scheitern. Zwar wird seitens der Bundeswehr relativ viel unternommen im Blick auf die Folgen des Posttraumatischen Belastungssyndroms, kaum ist jedoch die Situation der Familien im Vorfeld, während der Einsätze und danach im Blick.

    Die Probleme werden erst langsam deutlicher : Dr. Peter Wendl hat zusammen mit dem „Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft der Katholischen Universität Eichstätt" (fortan = ZFG) schon länger Forschungsergebnisse zur Problematik der Fernbeziehungen vorgelegt¹ und unzählige Kurse mit Soldatenfamilien geleitet. Eine Studie zur Angstbelastung der Kinder ist derzeit im Gange. Auch die „Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung" (fortan = KAS) macht entsprechende Erfahrungen und versucht mit ihren Angeboten unterstützend tätig zu werden. Etliche kleine Initiativen und Selbsthilfegruppen arbeiten mit konkreten Betroffenen.

    Zu prüfen ist, ob und wie diese Thematik und die daraus wachsende Verantwortung auch bei der Militärseelsorge angekommen sind und in welcher Weise hier eine erhöhte Sensibilisierung und Professionalisierung erreichbar ist. Insbesondere die Arbeit mit den Kindern scheint noch nicht ausreichend im Blick zu sein. Auf wissenschaftlicher Ebene sind manche dieser Themenstellungen auch in Auftragsforschungen des Bundesministeriums der Verteidigung in Arbeit (vor allem im „Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr" [fortan = Sowi]), aber nur teilweise veröffentlicht und zugänglich. In dieser Situation startete nun das hier dokumentierte Projekt eine Befragung, die im Bereich der Militärseelsorge und deren Kommunikationswege durchgeführt wurde. Diese Befragung war schon als solche ein Appell an die Militärseelsorger, das Thema aufmerksam wahrzunehmen ; sie ermöglicht einen Blick auf die Reichweite ihrer Arbeit und lässt manche Vermutung durch die Äußerungen der Betroffenen selber verifizieren.

    a. Hypothesen und Ziele des Forschungsprojektes

    Ausgehend von den Grunderfahrungen des Militärseelsorgers, der das Projekt initiierte, und vor dem Hintergrund einzelner Publikationen wurden in einem Seminar der Theologischen Fakultät Fulda Forschungshypothesen erstellt und der erste Entwurf einer Befragung konzipiert. An einem Seminarwochenende mit Soldaten und Familienangehörigen wurden die Fragen diskutiert. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde der Bogen modifiziert und daraus die Endfassung erarbeitet. Die Fragebögen für Soldaten und Angehörige waren in etlichen Items nach Möglichkeit parallelisiert. Ein eigener Fragebogen wurde erstellt, den Eltern mit ihren Kindern ausfüllen konnten. Ein Fragebogen für Jugendliche konnte leider nicht erstellt werden, da die dazu notwendigen Rückmeldungen aus den Soldatenfamilien ausfielen. Hier liegt ein drängendes Forschungsdesiderat vor !

    b. Zeitrahmen und Weg der Verteilung

    Die Durchführung der Befragung verzögerte sich aufgrund längerer Überlegungen im Bereich des Katholischen Militärbischofsamtes (fortan = KMBA), ob diese Befragung beim Bundesministerium der Verteidigung genehmigt werden müsse. Da es aber ausdrücklich eine Befragung im Rahmen der Militärseelsorge und in Vermittlung durch die Pfarrämter sein sollte, musste dann ein solches Genehmigungsverfahren nicht eingeleitet werden. Die Fragebögen wurden im Dezember 2010 zu je 20 Exemplaren an die katholischen Militärseelsorger (ca. 90 Aussendungen) versandt mit der Bitte des Generalvikars des KMBA, sie an Soldaten weiterzugeben, von denen bekannt war, dass sie im Auslandseinsatz waren. Der Rücklauf sollte bis 28. 2. 2011 an die Adresse des Militärpfarramtes in Flensburg erfolgen. Wenige Fragebögen kamen noch später.

    c. Rücklauf und Reichweite der Befragung

    Die Befragung leistet einen Einblick in die Lebenswirklichkeit und in die Problemsensibilität bei Soldaten, Eheund Lebenspartnern und deren Kindern. Motiv der Untersuchung war die Leitfrage, wie die Militärseelsorge ihre Tätigkeit im Blick auf diese Zielgruppe weiterentwickeln kann. Diesem Ziel allein diente die Befragung, die auch aus forschungsökonomischen Gründen nicht ökumenisch projektiert wurde, was jedoch auf die Zukunft hin zu wünschen wäre. Diese Einblicke können keinesfalls Repräsentativität beanspruchen.² Solche wäre, wenn überhaupt, nur über die amtlichen Wege in Kooperation mit dem Bundesministerium der Verteidigung erreichbar. Auch eine vertiefte Problemwahrnehmung ist noch nicht leistbar. Dazu wären qualitative Untersuchungen mit den Familiensystemen nötig, die gegebenenfalls dieser Voruntersuchung folgen könnten.

    Die Umfrage, an der über 400 Personen – 198 Soldaten, 146 Partner und 89 Kinder – teilnahmen, erreicht aufgrund der Verteilung der Fragebögen nur eine bestimmte Klientel : Erreicht wurden Soldaten, die im Kontakt mit der Militärseelsorge sind – vorrangig über Veranstaltungen der Militärseelsorge und den lebenskundlichen Unterricht. Die Beteiligung von ca. je einem Drittel katholischer, evangelischer und religiös anders bestimmter Soldaten lässt vermuten, dass die konfessionelle und religiöse Bindung in den Kontakten zur katholischen Militärseelsorge keine wesentliche Rolle spielt. Lebenspartner und Kinder haben ja die Fragebögen über die Soldaten erhalten. Darum muss angenommen werden, dass vorrangig solche sich beteiligen konnten, deren Partnerschaft zum Zeitpunkt der Befragung Bestand hatte.

    Die größte Gruppe der an der Befragung Teilnehmenden waren Soldaten im Einsatz in Afghanistan (ISAF – 125 Einsätze), gefolgt von den KFOR- und EUFOR-Einsätzen (100 Einsätze) im ehemaligen Jugoslawien. Dass der Afghanistan-Einsatz als der gefährlichste gilt, kann als Banalität festgehalten werden. Insgesamt muss wahrgenommen werden, dass unterschiedliche Einsatzorte (insbesondere auch die Marineeinsätze betreffend) auch zu unterschiedlichen Herausforderungen führen.

    Deutlich unterrepräsentiert bei der Teilnahme an der Befragung sind die Mannschaftsdienstgrade und die jüngeren Soldaten, besonders die Feldwebel. Warum diese Gruppe durch die Befragung nicht ausreichend erreicht wurde, wäre mit den Militärseelsorgern zu diskutieren. Sie tragen als Verantwortliche für die Mannschaften eine besondere Last, verbunden mit erhöhtem Risiko im direkten Einsatz. Insgesamt wurden vorrangig länger dienende Soldaten erreicht. Die Tätigkeit der erst kürzer dienenden Soldaten unterscheidet sich auch deshalb von den anderen, weil die Bedingungen, unter denen jemand den Dienst in der Bundeswehr angetreten hat, sich in den letzten Jahren – aufgrund der Auslandseinsätze – deutlich verändert haben. Das dürfte sich auch in der Entwicklung der Beziehungen spiegeln. Auch hier sind weitere, präzisere Erhebungen notwendig.

    2. Beobachtungen

    a. Beobachtungen zur Teilnahme an der Befragung – Statistische Grunddaten

    Die Befragung wurde zu knapp 1/3 von Katholischen, von Evangelischen (mehr Frauen), von Konfessionslosen (mehr als 1/3 der Soldaten) und je einer Jüdin, einem Muslimen und zwei Sonstigen bearbeitet. Ein Vergleich zum Konfessionsstatus der Bundeswehr insgesamt besagt, dass die Verteilung tendenziell stimmt. Offenkundig ist die Reichweite der Militärseelsorger nicht konfessionell begrenzt.

    Die Soldatinnen sind bei unserer Befragung nur mit 1,5 % vertreten, damit im Vergleich – laut Bundesministerium der Verteidigung (Stand 12. 9. 2011) weiblich : 8,64 % – unterrepräsentiert.

    Durch unsere Befragung wurden deutlich stärker die älteren und länger gedienten Soldaten (62,12 % der Soldaten und 72,41 % der Angehörigen : länger als 12 Jahre) und deren Familien erreicht, damit auch die höheren Dienstgrade. Die Mannschaftsgrade und die Unteroffiziere ohne Portepee wurden bei dieser Befragung kaum erreicht.

    2/3 der Soldaten, die sich an der Umfrage beteiligten, sind verheiratet, weitere 11,8 % verstehen sich zusammenlebend ohne Trauschein. Die Gruppe der getrennt Lebenden, Geschiedenen wurde entweder nicht erreicht oder war nicht bereit, sich an der Befragung zu beteiligen. Damit fehlt eine große Gruppe, der die Initiative dienen soll. Die zerrüttenden Krisen kommen in dieser Befragung kaum zur Sprache.

    Dass bei den Angehörigen die Zahl der Verheirateten noch deutlich höher als bei den Soldaten selber liegt, hängt sicher daran, dass diese wohl fast ausschließlich durch ihre Partner den Fragebogen erhalten haben. Ein eigenes Netzwerk der Militärseelsorger zu den Angehörigen gibt es wohl nur in Ausnahmefällen.

    – Ca. 80 % wohnen in relativer Nähe zum normalen Dienstort.

    – Knapp 2/3 der Soldaten machten Angaben zu insgesamt genau 200 Kindern. In 39,5 % der Fälle gibt es ein Kind aus der Partnerschaft, in 60,5 % mehr Kinder. 39,1 % der Kinder sind unter 6 Jahren, 43,8 % in der Grundschule und Sekundarstufe I.

    Bei der Befragung der Kinder konnte durch den begrenzten Fragebogen etwa 1/3 erreicht werden. 89 Kinderfragebögen wurden zurückgesandt. Dreimal war als Alter 3 Jahre angegeben. Diese Fragebogen wurden nicht in die Auswertung einbezogen, da hier erwartbar nur Elternantworten vorlagen. 14 Kinder waren bis zu 6 Jahre alt, 34 Kinder 7–9, 23 Kinder 10–12, 13 Kinder 13 Jahre alt und älter. Die Jugendlichen selber sind also auch kaum repräsentativ vertreten, was am fehlenden Jugendfragebogen liegt. Da allerdings sind etwa 3/4 der Kinder erreicht worden, für die dieser Fragebogen auch konzipiert war.³ Die Kinder haben im Schnitt 1,42 Geschwister, 15 Einzelkinder haben geantwortet.

    Knapp 10 % der Angehörigen sind selber Soldaten. 28,5 % sind derzeit für Haushalt und Familie zuhause, 68,1 % berufstätig, wenige in Ausbildung, keine arbeitslos.

    Die Soldaten waren im Schnitt in drei Auslandseinsätzen, einzelne in bis zu 15 (Angehörige : 16) Einsätzen. Die durchschnittliche Dauer der Einsätze betrug etwas mehr als 11 Monate, einzelne waren gar 49 Monate im Einsatz.

    b.

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