Historisches Stadtlexikon von Achern
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Historisches Stadtlexikon von Achern - Kuna, Dr. Hannelore
Historisches Stadtlexikon von Achern
von
Hannelore und Edwin Kuna
Impressum:
Autoren:
Hannelore und Edwin Kuna
Copyright by Haff Verlag
http://www.haff-verlag.de/
Haff-Verlag, Dr. Edwin Kuna, Grambin 2013
EPUB: ISBN: 978-3-942916-49-3
Kindle: ISBN: 978-3-942916-45-5
http://www.haff-verlag.de/
E-Book Distribution: XinXii
http://www.xinxii.com
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Acchara
Vermutlich erste Ortsbezeichnung von Achern bzw. Oberachern, um 1095 im Schenkungsbuch des Kloster Hirsau (Codes Hiersaugienis) erwähnt. Graf Berthold von Staufenberg übereignete den Mönchen aus dem Kloster Hirsau im nördlichen Schwarzwald seinen Anteil aus Kirchen- und Grundbesitz aus dem Ort „Acchara". 1179 trat in weiteren schriftlichen Quellen der Name Achara auf, 1207 erschien in württembergischen Urkunden als Zeuge ein Burchardus de Acher. Dieses adlige Geschlecht stellte fortlaufend den Vogt zur landesherrlichen Verwaltung und als Gerichtsherrn von Achern. Wohnsitz nahmen sie vermutlich im Schloss Oberachern. Ob es sich jeweils um Oberachern oder Niederachern handelte, ist nicht gesichert.
Acher
Nebenfluss des Rheins im heutigen Ortenaukreis, die Acher fließt in ostwestlicher Richtung vom Schwarzwald in den Rhein, parallel zur südlich verlaufenden Rench und zur nördlich verlaufenden Oos und gab dem Ort seinen Namen.
Das Quellgebiet liegt am Schliffkopf (1.054 m ü. N N.) oberhalb von Ottenhöfen, von dort fließt das Gewässer durch das Achertal, bis der Fluss im Südosten in die Stadt Achern eintritt, weiter aus Achern in die Oberrheinebene fließt und unweit von Lichtenau in den Rhein mündet. Der Fluss litt im Hochsommer oft an Niedrigwasser, wodurch auch Fischsterben bedingt war, heute sind im gesamten Flussverlauf in Kappelrodeck, Ottenhöfen und Achern insgesamt 5 Wehren zu Mindestwasserregelungen vorhanden.
Achern
Achern als Große Kreisstadt mit über 25000 Einwohnern ist Ergebnis einer langen, durchaus konsequenten Entwicklung. Achern begann sich von einer Marktgemeinde zu einer der vier bedeutenden ortenauischen Gerichts- und Amtsorte zu entwickeln, woran sich auch Adel und Klöster mit ihren Begehrlichkeiten beteiligten. Tüchtiger Handel, Handwerk, Gericht und Verwaltung ließen Fremde sesshaft werden, per 14. Juni 1808 erhielt die Gemeinde mit etwa 1300 Einwohnern vom badischen Staat das Stadtrecht verliehen. Mit der Gemeindereform 1970 erweiterte sich Achern um 8 neue Stadtteile (Eingemeindungen) und entwickelte sich zur viertgrößten Stadt im Ortenaukreis.
Achertal
Nach dem Fluss Acher benanntes Tal. Das Achertal mit der Rotweingemeinde Kappelrodeck-Waldum, dem Mühlendorf Ottenhöfen und dem Mummelseedorf Seebach erstreckt sich mit einer Länge von über 20 Kilometern von der Hornisgrinde im nördlichen Schwarzwald bis in die Hochrheinebene hinab. Das Tal im heutigen Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist für den Tourismus gut erschlossen mit vielfältigen Wandermöglichkeiten ausgestattet. Historisch gehörte das obere Achertal mit Kappelrodeck, Furschenbach, Waldum, Ottenhöfen und Seebach als Teil der Herrschaft Oberkirch zu den Besitzungen des Bistums Straßburg und kam erst 1803 zum Kürfürstentum Baden-Baden.
Achertalbahn
10,4 km lange Nebenbahn, zweigt in Achern von der Rheintalbahn nach Ottenhöfen und wird heute von der Ortenau-S-Bahn betrieben. 1889 entstand die Initiative zum Bau einer Schmalspurbahn durch das Achertal, die 1894 durch das Projekt einer Normalspurbahn von Achern nach Ottenhöfen ersetzt wurde. 1896 (25. Juni) erteilte das badische Großherzogliche Ministerium die Konzession für den Bau und Betrieb der Bahn zur Beförderung von Personen und Gütern mittelst Dampfkraft von der Staatsbahnstation Achern über Oberachern, Kappelrodeck und Furschenbach nach Ottenhöfen, am 1. September 1898 konnte die Strecke eröffnet werden. Anlässlich der Eröffnung gab es eine Festzeitung.
Achertalbahn-Bahnhof
1900 (13. Dezember) erhielt die Achertalbahn einen eigenen Bahnhof gegenüber dem Staatsbahnhof, als Einfahrgleis mit einer Bahnsteiglänge von etwa 160 m und Lokomotivumfahrgleis, dazu 3 Abstell- und 2 Privatanschlussgleise für die Glashütte und ein Gleis für die Weinhandlung. Die Verbindung zur Staatsbahn wurde mit einem besonderen Übergabegleis hergestellt. Mit dem Ausbau der Rheintalbahn nahm die Bundesbahn 1996 einen neuen Bahnhof in Betrieb, so dass auch die Achertalbahn in den neuen Bahnhof eingebunden wurde. 1997 (1. April) wurde der Nebenbahnhof abgerissen.
Adel
Hoher und niederer Adel waren in der Umgebung von Achern sowie in der gesamten Ortenau sesshaft, die Edlen erlangten im 15. Jahrhundert die freie Reichsunmittelbarkeit und hatten somit nur den Kaiser zum Herrn. Zu den größten Adelsherrschaften der nördlichen Ortenau gehörten die Herren von Geroldseck, Windeck und Schauenburg. Einst stand die Stammburg der von Windeck beim Dorf Waldmatt (heute Burgruine Alt-Windeck). Ihre Güter lagen zwischen der Rench und Oos verstreut, zu Ottenweiher, Achern, Renchen, dann zu Sellingen, Hügelsweiher und Sandweiher. In Achern-Großweiher selbst hatten die Herren von Großweiher ein Wasserschloss, von dem heute nichts mehr erhalten ist (1958/60 Reste abgebrochen).
Adler
Ein schwarzer Adler schmückt das Stadtwappen von Achern. Als Wappentier in der Heraldik steht er für Stärke und Macht. Im Christentum und in der christlichen Kunst gilt der Adler als Symbol für den Evangelisten Johannes, als Sinnbild der Taufe und der Himmelfahrt Christi. Im Römischen Reich bildete der Adler das Feldzeichen für die kämpfenden Legionen. Der schwarze Adler erinnert an früheste Zeit aus der Geschichte Acherns, als die Stadt mit der Landvogtei Ortenau zu Österreich gehörte. Ein halber Adler taucht bereits im Gerichtssiegel von Achern im Jahr 1415 auf und in dieser Form ist er bis heute im Wappen erhalten.
Adlerplatz, historisch
Seit alters her zentraler Platz, Markt und Herzstück der Stadt, auch Stätte von Versammlungen und Volksfesten. Da Achern ein reger Durchgangsort und Rastort an der viel befahrenden Hauptverkehrsstraße Frankfurt-Basel war, pflegten die Einheimischen als wirtschaftlichen Faktor die Herbergs- und Fremdenwirtschaft. Renommierte Wirtshäuser wie „Krine, „Lamm
, Ochsen, „Post, Rössel und „Sammeln
standen hier zu verschiedenen Zeiten. Das bekannteste Hotel im 19. Jahrhundert war das Hotel „Adler", das April 1945 während der Kriegswirren abbrannte.Zentraler Blickpunkt war das Leopoldsdenkmal (1855 eingeweiht) in der Platzmitte, dass 1955 an die heutige Stelle versetzt wurde.
Adlerplatz, heute
Am Ende des 2. Weltkriegs wurde der Adlerplatz durch Bombentreffer schwer beschädigt. Anfang 50ger Jahren begann die „Bauplatzumlegung im Stadtteil Adlerkurve", der Adlerplatz wurde Parkplatz und blieb bis in die 60ger der einzige Parkplatz der Stadt. Durch die Stadtsanierungsmaßnahme Hauptstraße - Rosenstraße wurde der bis dahin allseits von Straßen umgebene Adlerplatz verschönert. Eine Straße wurde Fußgängerweg, weitere begrünte Fußgängerwege folgten und die landschaftsgärtnerische Umgestaltung der gesamten Anlage zur Abschirmung der parkenden Autos haben die Attraktivität des Platzes erhöht.
Aleisa
Historische Klappzylinderfabrik. Nach der Hutfilztradition in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelte sich in Achern die Klappzylinderfabrikation an. Man stellte Hüte zum Zusammenklappen (durch Stahlfedern) aus glänzendem schwarzem Stoff (mit Schellack) für den noblen Herrn her, der zu gehobenem Anlass getragen wurde. Und der war oft gegeben in der Politik, Wirtschaft und Kultur, so dass die Zylinder gut verkauft wurden. Einige Firmen versuchten ihr Glück mit dem Hutgeschäft auf- und auszubauen, um 1905 konkurrierten in Achern 8 Zylinderschmieden miteinander, überlebt hat es nur die Firma Aleisa und das bis heute. Der Firmenname Aleisa ist eine Buchstabenkombination aus Personenamen des Gründers und der Stadt Achern: Albert Eiselle Achern.
Alemannen
Ursprünglich mehrere an der Elbe beheimatete germanische Volksstämme, Ende 2. Jh. n. Christi Zusammenschluss in der Maingegend, und so von den Römern als Alamani bezeichnet. Um 260 nach Christi eroberten und besiedelten die Alemannen römisches Land zwischen Rhein, Bodensee und Iller. Um Mitte 6. Jahrhundert schlossen sie sich dem mächtigen Fränkischen Reich an, führten die christliche Religion ein und bildeten Gaugrafschaften. Die Gaugrafschaft Mortenau (später Ortenau benannt) lag zwischen Oos und Bleibach mit Bühl, Achern, Ettenheim, Gengenheim, Kehl und Lahr und ab der Bleibach begann die Gaugrafschaft Breisgau bis Basel hin mit dem Hauptort Breisach.
alemannisch
„Achre isch ä Stadt im Weschde vun Bade-Württemberg: Dialekt des Sprachraums der Alemannen, so als sprachlicher Ausdruck erst 1803 mit Hebels „Alemannische Gedichte
aufgekommen. Das Dialektgebiet wird im Norden vom Fränkischen begrenzt und im Süden von Italienischen, allemannisch wird vom Lech bis zu den Vogesen gesprochen: in Südtirol, Vorarlberg, Lichtenstein, der Schweiz, dem Elsass, in Baden, Schwaben und Westbayern. Diese heimatliche Mundart wird auch in der Ortenau von zahlreichen Dialektgrenzen durchschnitten, beispielsweise bei Korb
und Zain
, wobei Achern, zur Zain
- Seite gehört.
Allerheiligenstraße
Nach dem Prämonstratenserkloster Allerheiligen benannt, das um 1196 gegründet wurde. 1410 erhielt das Kloster das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Johann zu Oberachern. Das Kloster besaß in Achern ein Erblehengut sowie weiteren Grundbesitz in Önsbach und Zehntrechte in Achern, Appenweiher, Nußbach und Ebersweiher. 1802 wurde das Kloster durch Markgraf Karl Friedrich von Baden säkularisiert und 1804 durch Blitz halb zerstört. 1816 wurden die Reste auf Abbruch verkauft und als Steinbruch und Materiallieferant für Kirchen im Renchtal und Achertal benutzt, so dass von der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei nur die heutige Ruine übrig blieb.
Allerteufel
Volkstümlich für den Martinstag, den 11. November und Gedenktag für den heiligen Bischof Martin von Tours, aber nicht wegen des Bischofs. Der 11. November, auch Martini genannt, war zugleich einer der wichtigen Termine im Jahr für Steuern, Abgaben, Mieten und Pachtzahlungen und wurde deshalb als ein „teuflischer Tag angesehen. Nach „Allerheiligen
, dem Gedenktag für die Toten am 1. November, rückte der Zinstag-Allerteufel heran. Der Steuereinnehmer zu Achern wollte das Geld der Leute sehen, und auch nachdem viele mittelalterliche Abgaben bereits abgeschafft waren, blieben im 19. Jahrhundert Wohnhaus, Einkommen (nach Klassen) und das Gewerbe besteuerbar.
Allmendweg
Straße, nach der früheren Allmende benannt: einer landwirtschaftlichen Wirtschaftsform und -nutzung, bei der die Bürger ausgewählte Äcker, Wiesen, Wälder und Wege (die ebenso bezeichnet wurden) gemeinsam und unentgeltlich bewirtschaften und nutzen konnten. Die Allmende war im Grunde eine Nutzungsreserve, die regional mit Brauchtum verbunden war. Mit der Separation, der Anfang 19. Jahrhundert vollzogenen Neuaufteilung der Gemarkungen, wurde die Allmende zum großen Teil abgeschafft, davon die hauptsächlichsten Flächen privatisiert, aber ein Teil weiterhin zum Bürgernutzen (insbesondere das Bürgerabholz, die Bürgerabholzgabe) beibehalten.
Amtsbezirk
Territorialer Zuständigkeitsbereich des Amtes. 1813 zählte der Amtsbereich Achern 12858 Bewohner, 1829 stieg die Einwohnerzahl auf 17507. Um 1900 lebten im Bezirk insgesamt 24.603 Einwohner, davon gehörten 23.311 Personen der katholischen und 1.267 Menschen der evangelischen Konfession an, das Amtsgebiet umfasste eine Fläche von 181,77 qkm mit 18 Gemeinden, davon 2 Städte und mit insgesamt 3478 Gebäuden: Stadt Achern (4.870 Ew.), Fautenbach (1.121), Furschenbach (317), Gamshurst (1.270), Großweier (688), Kappelrodeck (2.807), Mösbach (1.018 Ew., kam 1859 zu Achern, vorher Amt Oberkirch), Oberachern (1.949), Obersasbach (946), Önsbach (1.154), Ottenhöfen (1.864), Stadt Renchen (2.106), Sasbach (1.811), Sasbachried (348), Sasbachwalden (1.465), Seebach (1.137) und Wagshurst (1.019).
Amtsgefängnis
Zu allen Zeiten gehörte zum Acherner Gericht auch ein Gefängnis. Nach 1879 wurden Gefängnisstrafen im Amtsgefängnis bis maximal 1 Monat abgesessen, ansonsten diente das Gefängnis zur Verbüßung von Polizeistrafen und außerdem wurde hier die Untersuchungshaft bis zu Urteilsverkündung verbracht. Im Amtsgefängnis Achern gab es eine Amtsgefängnisseelsorge und einen Arbeitsbetrieb. Ab 1881 erhielten die Insassen gekürzte Tageskost, um die Strafe als Übel, Peinigung usw. zu empfinden. Für längere Haftstrafen von 1-4 Monaten waren dagegen die Kreisgefängnisse in Rastatt, Offenburg, Waldshut und Konstanz zuständig und bei langen Haftstrafen die Zuchthäuser Bruchsal, Mannheim oder Freiburg für Männer und für Frauen das „Weiberzuchthaus" zu Bruchsal.
Amtsgericht, historisch
Die Bezeichnung Amtsgericht Achern tritt mit der badischen Zeit ab 1805 auf, in der letzten vorderösterreichischen Periode (1771-1805) hieß das Gericht noch Ortsgericht. Verhandelt wurde am Amtsgericht hauptsächlich Zivilrecht: Nachlass- und Teilungsauseinandersetzungen, vereinzelt auch Verschollenheits- und Todeserklärungen, Erbschaftsstreitigkeiten, Adoptionen, Vormundschaftssachen, Entmündigungen, Aufgebote, Forderungen, Verschuldungen, Grenzstreitigkeiten und andere Angelegenheiten des Privatrechts. Strafrechtlich handelte es sich um Diebstahl, Unterschlagung, Fälschung, Betrug oder Jagdvergehen. Für die Zeit von 1832 bis 1864 wurde das Amtsgericht in Landgericht Achern umbenannt, zuständig im Hofgerichtsbezirk des Mittelrheinkreises, danach bis heute wieder Amtsgericht.
Amtsgericht, heute
Das Amtsgericht Achern mit jetziger Struktur und Verantwortlichkeit entstand durch die badische Gerichtsreform 1864 und durch die Reichsgerichtsreform von 1879. Gegenwärtig ist das Amtsgericht erstinstanzliches Gericht in Zivil- und Strafsachen und führt das Vereins- und Güterrechtsregister für den Gerichtsbezirk, es ist unterstellt dem Landgericht Baden-Baden (in