Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Du kannst das Gestern sehen!: Wer glaubt die Vergangenheit war gestern, irrt sich!
Du kannst das Gestern sehen!: Wer glaubt die Vergangenheit war gestern, irrt sich!
Du kannst das Gestern sehen!: Wer glaubt die Vergangenheit war gestern, irrt sich!
eBook524 Seiten6 Stunden

Du kannst das Gestern sehen!: Wer glaubt die Vergangenheit war gestern, irrt sich!

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Marcus Sailer, ein Ingenieur der Naturwissenschaften und Metallurgie studiert hatte, war besessen davon ein Gerät zu entwickeln, mit dem man die Schwerkraft aufheben konnte.
Leider misslang das kläglich. Seine Anti-Schwerkraft-Kapsel verweigerte den Dienst.
Durch einen Zufall entdeckte er aber, dass seine Kapsel ganz andere Fähigkeiten besaß.
In einem Wutanfall hatte er eine Dose Farbe in Richtung seiner Kapsel geschleudert. Als er am nächsten Morgen auf Fehlersuche gehen wollte, bemerkte er, dass er an den Stellen, wo die Farbe über die Lamellen seiner Kapsel gelaufen war, in die Vergangenheit sehen konnte.
Mit dieser Entdeckung begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt.
Endlich konnte er mit seiner Passékapsel, wie er sie von nun an nannte, Geld verdienen und seine Schulden bezahlen.
Leider musste seine Erfindung so lange geheim bleiben, bis sie durch ein Patent geschützt war. Er half mit, Verbrechen aufzuklären, und kassierte dafür die Belohnung. Durch den Kontakt zur Polizei lernte er die Kommissariatsgehilfin Sabine Paul kennen und lieben. Mit ihrer Hilfe und der Hilfe seines Freundes Carsten Locker, wurde die Passékapsel immer weiter verbessert und vor allen Dingen verkleinert.
Im zweiten Buch konnte Marcus endlich die Kapsel für Dinge einsetzen, die ihn schon immer interessiert hatten:
Woher kommen wir?
Wie ist die Menschheit entstanden?
Mit Prof. Dr. Lutz v. Artenburg und Dr. Hilmar Kreuzer von einem naturwissenschaftlichen Magazin, reist er in den Irak und kann dort unter großen Schwierigkeiten bahnbrechende Erkenntnisse sammeln. Viele Erzählungen, besonders aus der Bibel, konnten nun bewiesen oder verworfen werden.
Sven Solge
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Juli 2015
ISBN9783739252247
Du kannst das Gestern sehen!: Wer glaubt die Vergangenheit war gestern, irrt sich!
Autor

Sven Solge

Geboren 1939 in Hamburg, habe ich nun die 76 Jahre meines Lebens hinter mich gebracht. Als Kriegskind musste ich zum Glück den Großangriff der Alliierten, nicht miterleben. Meine älteste Schwester ging damals schon zur Schule und in den Schulferien reisten wir zum Dorf meiner Mutter, nach Mecklenburg. Aus den sechs Wochen Ferien, wurden dann vier Jahre. Unsere Wohnung in Winterhude wurde ausgebombt, deshalb blieben wir bei der Oma. Weihnachten 1945 kamen wir zurück nach Hamburg. Unser Vater war gerade zurück aus französischer Gefangenschaft. Im nächsten Jahr zogen wir nach Hamburg Eilbek, wo ich eine recht sorglose Kindheit verlebte. 1954 begann ich eine Lehre zum Fliesenleger! 1. Heirat 1962, Scheidung 1979, ein Sohn, eine Tochter Nach fast 30 Jahren musste ich den Fliesenlegerberuf wegen meiner kaputten Wirbelsäule aufgeben. Ich wurde zum staatl. gepr. Hochbautechniker umgeschult. 2. Heirat 1979, Scheidung 2007, ein Sohn Ich bin scheinbar nicht für die Ehe geeignet, typisch Wassermann würde ich sagen! Nun begann ich wieder zu schreiben. Anfangs kleine, erotische Kurzgeschichten. Später, als ich die Lust am Schreiben wiederentdeckt hatte, fing ich mit dem Roman „Du kannst das Gestern sehen!“ an. Ich habe lange gezögert, ihn zu veröffentlichen. Doch das Self-Publishing im BoD Verlag hat mich überzeugt und mir die Angst genommen. Trotzdem war es nicht einfach, und ich musste viele Rückschläge hinnehmen. Da ich die Gestaltung des Covers, die Suche nach dem Titel und die Formatierung selber übernommen habe, machte ich natürlich viele Fehler. Aber am Ende bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Was mir noch fehlt, ist eine ehrliche Rezession! Bei meinem nächsten Roman (den ich schon in arbeit habe), würde ich mich doch lieber einem Lektor anvertrauen. Sven Solge

Ähnlich wie Du kannst das Gestern sehen!

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Du kannst das Gestern sehen!

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Du kannst das Gestern sehen! - Sven Solge

    Für meine Kinder, Joachim, Silvia und Bastian zur Erinnerung an ihren Vater.

    Inhaltsverzeichnis

    1. Buch

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    17. Kapitel

    18. Kapitel

    19. Kapitel

    20. Kapitel

    21. Kapitel

    2. Buch

    23. Kapitel

    24. Kapitel

    25. Kapitel

    26. Kapitel

    Epilog

    1.Buch

    1.Kapitel

    Kommissar Kampner hockte hinter seinem Schreibtisch wie ein Häuflein Elend. Berge von Akten rahmten ihn ein und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, als es zaghaft an die Tür klopfte.

    „Herein!" Sagte er barsch.

    Vorsichtig lugte Frau Paul um die Tür und trat dann ein.

    „Was ist denn Paulinchen?" Kam es nun deutlich weniger energisch von seinen Lippen.

    Der Kommissar hatte Sabine Paul vom ersten Tag an, in sein altes Herz geschlossen. Ja er liebte sie geradezu.

    Sabine Paul war eine junge Frau, gerade mal 24 Jahre alt und sehr attraktiv, nur unglaublich schüchtern. Kommissar Kampner fühlte sich berufen sie zu beschützen, seit dem sie ihm zugeteilt worden war.

    „Ich", fing Sabine Paul zaghaft an.

    „Ich habe eben merkwürdige Fotos in einem Brief an das Kommissariat gefunden!", sagte sie leise und legte den geöffneten Briefumschlag vor Kommissar Kampner auf den Tisch. Sofort trat sie einen Schritt zurück.

    Der Kommissar nahm den Umschlag in die Hand und zog dann mehrere Fotos heraus. Langsam, eins nach dem Anderen betrachtete er eingehend und legte sie dann nebeneinander auf den Schreibtisch. Lange stierte er auf die Bilder.

    Plötzlich schaute er Sabine Paul an und fragte:

    „Von wem sind die?"

    „Das weiß ich nicht, es war nur der kleine Zettel und die Bilder in dem Umschlag!"

    Kampner nahm den kleinen, gelben Zettel und las die wenigen Zeilen.

    Überprüfen Sie bitte die Echtheit

    dieser Fotos und wenn es dazu führt,

    den Fall aufzuklären,

    melde ich mich wieder!

    Wieder nahm er die Fotos zur Hand und schaute sich jedes Einzelne noch mal genau an. Die Fotos waren etwas milchig, so als wenn sie durch eine blinde Fensterscheibe gemacht wurden, aber deutlich konnte er einen jungen Mann erkennen, der auf ein kleines Mädchen einschlug.

    Und diesen Mann kannte Kommissar Kampner. Hatte er ihn doch in den letzten zwei Tagen intensiv verhört und immer wieder musste er ergebnislos abbrechen. Dem jungen Mann war nicht beizukommen. Er blieb stur bei seiner Behauptung, mit dem Mord an der achtjährigen Svenja, nichts zu tun zu haben.

    Svenja war vor gut drei Wochen von der Schule nicht nach Hause gekommen. Nach drei Tagen umfangreicher Suche konnte sie leider nur noch Tod aus einem Kanal geborgen werden.

    Nun hatte er auf einmal Fotos in der Hand, die genau das bestätigten, was er schon die ganze Zeit vermutet hatte.

    „Paulinchen, lass bitte den Klaus Togler in den Verhörraum bringen und sag mir Bescheid, wenn er da ist."

    Und nun ging alles sehr schnell.

    Als der verdächtige Klaus Togler die Fotos sah, wurde er ganz blass und brachte nur ein mühsames „wo haben sie die denn her?" hervor. Danach gestand er die Tat und brach völlig zusammen.

    -*-

    Das Haus am Ende der kleinen Sackgasse sah recht unscheinbar aus. Weiß gestrichenes Mauerwerk, blaue Fensterrahmen und auch die Eingangstür war blau. An der rechten Seite war eine Garage angebaut, zu der ein breiter, mit Betonsteinen gepflasterter Weg führte. Auf das Garagentor hatte ein verkannter Künstler ein Gebirgspanorama gemalt.

    Der Vorgarten machte einen verwilderten Eindruck, überall wucherte das Unkraut und die wenigen Blumen hatten Mühe sich gegen den Wildwuchs zu behaupten. Aber wenn man genau hinschaute, konnte man durchaus eine gewisse Ordnung erkennen. Die Beete hatten eine geschwungene Form und die vielen verschiedenen Rosensträucher waren bestimmt von einem Kenner eingepflanzt worden. Doch nun schien alles dem Verfall preisgegeben und in nicht allzu ferner Zukunft würden die Wildkräuter die Oberhand gewinnen.

    Marcus Sailer stand am Fenster und schaute mit verträumten Augen auf die Straße. Seine Gedanken waren weit fort, sie beschäftigten sich mit den bevorstehenden Tests, die er morgen früh durchführen wollte. Immer wieder hatte er alle Komponenten überprüft und alle beweglichen Teile kontrolliert. Die schweren Batterien waren geladen und der kleine Viertaktmotor, der im Notfall zum Laden der Batterien nötig war, ließ sich problemlos starten.

    Seine Berechnungen ließen keine Fehler erkennen und trotzdem beschlich ihn eine unerklärliche Angst, etwas vergessen zu haben.

    Er wandte sich vom Fenster ab und ging noch mal in die Garage. Das kupferfarbige Fluggerät löste bei ihm eine ungewollte Euphorie aus und am liebsten wäre er sofort eingestiegen und hätte den Test schon heute begonnen. Doch in den letzten Wochen hatte er nur wenig Schlaf bekommen und für den Test brauchte er seine volle Einsatzfähigkeit. Es durfte nichts schief gehen!

    Langsam ging er um das Gerät herum. Fast zärtlich ließ er seine linke Hand über die glatt polierten Kupferlamellen gleiten. Die Herstellung der Lamellen war äußerst kompliziert gewesen und hatte sein gesamtes Vermögen gekostet.

    Wenn alles so verlaufen würde, wie er es berechnet hatte, dann ging ein Traum in Erfüllung.

    Sein Traum!

    Marcus hatte als Jugendlicher, einen Science-Fiktion-Roman gelesen, in dem es um die Aufhebung der Schwerkraft ging. Dieser Gedanke hatte ihn nie mehr losgelassen.

    In dem Roman ging der Schriftsteller davon aus, dass die Schwerkraft eine Strahlung sei und man nur eine geeignete Legierung brauchte, um die Strahlung abzuschirmen.

    Marcus Sailer hatte sein Studium Naturwissenschaften und Metallurgie mit Auszeichnung bestanden. Nachdem er in einer renommierten Firma einen steilen Aufstieg hingelegt hatte und sein Jahresgehalt stetig verbesserte, erinnerte er sich an die Geschichte aus seiner Jugend. Mit viel Elan und Ehrgeiz machte er sich an die Arbeit. Zuerst versuchte er der Gravitation im Kleinen, auf die Spur zu kommen. Doch mit der Zeit wurde der Arbeitsaufwand immer komplexer, sodass er sich zu Hause im Keller ein Labor einrichtete.

    Seine Frau, Vera, war absolut dagegen gewesen und eines Tages war sie verschwunden. Ihre Sachen hatte sie mitgenommen und nur ein kleiner Zettel auf dem Tisch deutete ihm an, dass sie nicht wieder kommen und die Scheidung einreichen würde. Das war nun fast vier Jahre her und sie waren in der Zwischenzeit geschieden. Nur beim Scheidungstermin hatten sie sich noch einmal gesehen, aber ohne ein Wort zu wechseln.

    Seit dem hatte er sich nur noch um sein Projekt gekümmert und im Haus kaum noch etwas gemacht. Seine gesamten Ersparnisse waren dabei drauf gegangen und nun, wo er kurz davor stand seinen größten Erfolg zu feiern, standen ihm seine Gläubiger im Nacken. Immer schwieriger wurde es glaubhafte Ausreden zu erfinden und so mancher drohte mittlerweile mit Mahnbescheiden.

    Marcus Sailer musste aufgrund seines Studiums schnell erkennen, dass der Schriftsteller mit seiner Annahme, die Schwerkraft sei, eine Strahlung, falsch lag. Marcus hatte sich dann damit beschäftigt, dass gleiche Pole sich abstießen. Unglaublich viele Versuche waren nötig gewesen, bis er kleine Erfolge erzielen konnte. Das war zwar noch nicht der Durchbruch, aber der Weg war richtig. Am aufwendigsten war es, verschiedene Metalle so zusammenzufügen, dass die Schwerkraft der Erde in eine abstoßende Kraft umgewandelt wurde. Viele Legierungen hatte er ausprobiert, aber keine brachte das gewünschte Ergebnis. Erst als ein befreundeter Professor ihn auf ein relativ neues Verfahren hinwies, in dem verschiedene Metalle unter hohem Druck zusammengepresst wurden, kam er einen Schritt weiter. Mit diesem Verfahren ließen sich auch Metalle zusammenfügen, die bei einer Legierung nicht harmonieren würden.

    -*-

    Als Marcus Sailer am nächsten Morgen erwachte, war er wie gerädert. Anfangs konnte er nicht einschlafen, weil der bevorstehende Test ihm nicht aus dem Kopf ging. Stunde um Stunde wälzte er sich im Bett herum. Immer wieder ging er in Gedanken die Funktionen der Maschine durch, überprüfte eine Formel nach der Anderen auf Richtigkeit und kam schließlich zu der Erkenntnis, alles richtig gemacht zu haben.

    Darüber war er dann endlich eingeschlafen. Fürchterliche Träume plagten ihn. Er sah sich aus großer Höhe abstürzen und in dem letzten Traum war er mit seinem Gefährt durch das Dach der Garage geschossen.

    Schweißgebadet lag er im Bett und musste sich erst mal beruhigen.

    Langsam setzte er sich auf die Bettkante, und als er sich erhob, musste er sich am Bettpfosten festhalten, weil ihm plötzlich schwindelig wurde. Nur mühsam zog er sich an. In der Küche machte er die Kaffeemaschine fertig und wartete geduldig, bis der Kaffee durchgelaufen war. Der starke Kaffee tat ihm gut und fegte die letzte Müdigkeit aus seinem ausgemergelten Körper. Nachdem er sich noch die Zeit nahm, das Geschirr in die Spüle zu räumen. Und die wenigen Lebensmittel im Kühlschrank zu verstauen, machte er sich auf den Weg in die Garage.

    Da stand sie vor ihm, die Anti–Schwerkraft–Kapsel, wie er sie im Stillen nannte. Die Lamellen aus Kupfer leuchteten im Licht der Neonlampen an der Decke im hellen Rot. Langsam ging er um das runde Gefährt herum und ließ seine Hand schon fast zärtlich über die glatte Oberfläche gleiten.

    Wie viel Zeit hatte es gekostet diese, wie bei einer Iris angeordneten, Lamellen herzustellen. Der Aufwand war gewaltig gewesen. Denn nicht nur die verschiedenen Metalle zusammenzupressen, die die Anziehungskraft der Erde umwandeln sollten. Sondern auch das Herstellen der Grundform für die Lamellen hatte Monate gedauert. Er brauchte drei verschiedene Formen, da die Kapsel rund werden sollte, mussten auch die Lamellen angepasst werden.

    Am einfachsten ging es noch am Boden, der eben war.

    Doch die Rundung des Oberteils machte große Probleme, da sich immer zwei Lamellen gegeneinander verschoben, kam es auf große Passgenauigkeit an. Das Grundgerüst aus gebogenem Vierkantstahl bereitete keine Schwierigkeiten, doch die U-Schienen, in dem sich später die Lamellen bewegen sollten, mussten sehr genau angebracht werden.

    Lange hatte es gedauert, bis er eine Firma fand, die die Lamellen nach seinen Angaben im sogenannten heißisostatischen Pressverfahren herstellen konnte. Denn die Zusammensetzung der Lamellen war sehr kompliziert.

    Die äußeren Lamellen bestanden aus:

    2 mm Kupferblech auf dem Gallium auf der Rückseite aufgedampft worden war. Dann folgte erneut eine 0,5-mm-Kupferplatte, die vorher auf einer Seite verchromt worden war. Jeweils eine 0,5- mm-dicke Titanplatte sowie eine ebenso dicke Wolframplatte, wegen ihrer paramagnetischen Eigenschaften. Als Abschluss folgte noch eine 1,5 mm dicke Zinkplatte.

    Diese verschiedenen Teile wurden nun unter Schutzgas und über 100 MPa zusammengepresst.

    Die inneren Lamellen waren gleich aufgebaut, nur in umgekehrter Reihenfolge.

    Hierbei war sein gesamtes Vermögen drauf gegangen. Mehr als 30.000 € hatte allein das Material und das heißisostatische Pressverfahren gekostet. Sogar seinen Ford Mustang, einem besonders gepflegten Oldtimer, musste er verkaufen und das war ihm sehr schwer gefallen.

    Mit diesen Gedanken ging er zurück ins Haus, innerlich hatte er den Test auf nächsten Morgen verschoben, zu sehr hatte ihm die schlaflose Nacht zugesetzt. Für den anstehenden Test brauchte er einen klaren Kopf und auch seine körperliche Verfassung sollte möglichst gefestigt sein. Um sich abzulenken, machte er sich über den Garten her. Mähte den Rasen, fegte die Wege und zupfte hier und dort einige Wildkräuter aus den zugewucherten Rosenbeeten. Nach etwa drei Stunden war er aufgrund der ungewohnten Tätigkeit erschöpft und sein Rücken tat ihm weh, doch im Garten sah es etwas besser aus. Er nahm sich vor, in Zukunft etwas häufiger Zeit für den Garten und das Haus aufzubringen. Langsam räumte er die Gerätschaften in den Schuppen, der sich im hinteren Teil des Gartens befand.

    Marcus ertappte sich dabei, dass er mit den Schuhen über die Gehwegplatten schlurfte. Als er an sich heruntersah, musste er feststellen, dass seine Hose sehr lose um seine Beine flatterte. In den letzten Wochen und Monaten hatte er viel Gewicht verloren, richtig dürr war er geworden.

    Schwerfällig schleppte er sich ins Haus, ließ sich Badewasser ein, zog sich aus, und bevor er sich in das heiße Wasser legte, stellte er sich auf die Waage. Marcus glaubte seinen Augen nicht zu trauen, über 30 kg hatte er abgenommen. Kein Wunder, dass er sich so schwach fühlte. Sein Spiegelbild über dem Waschbecken zeigte einen alten, abgehärmten Mann. Die Haare wirr, Bartstoppeln im ganzen Gesicht. Auf einmal nahm er einen fürchterlichen Geruch wahr, der eindeutig von ihm selber kam.

    In Ermangelung frischer Wäsche, weil er kaum Zeit dafür fand, die Waschmaschine anzuschmeißen, hatte er am Morgen die Kleidung vom Vortag angezogen. Der Geruch sagte ihm aber, dass er die Wäsche schon ein paar Tage trug. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sie zum letzten Mal gewechselt hatte.

    Nun gut, Marcus schwor sich in Zukunft besser auf sein Äußeres zu achten. Wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, hatte er auch bald wieder mehr Zeit.

    Nach einem ausgiebigen Bad und wohltuender Körperpflege, holte er die letzte Garnitur Unterwäsche aus dem Schrank, zog einen Trainingsanzug an und als Nächstes wurde die Waschmaschine befüllt. Als die erste Maschine fertig war, ließ er die Wäsche im Tümmler trocknen und gleichzeitig wurde eine zweite Maschinenladung gewaschen. Inzwischen war es draußen dunkel geworden und Marcus verspürte kräftigen Hunger. Nur zum Frühstück hatte er etwas gegessen und seit dem nur etwas getrunken.

    Leider gab sein Kühlschrank nicht mehr viel her. Nur ein paar Eier, etwas Mettwurst und Käse, war alles. Nun auch das würde sich bald ändern. Er schnitt ein paar Scheiben von der Mettwurst ab und legte sie in die Pfanne, die er zwischenzeitlich auf den Herd gestellt und erhitzt hatte. Der Duft der gebratenen Wurstscheiben ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er schlug noch drei Eier auf und verteilte sie über die Wurstscheiben.

    Nachdem er alles verspeist hatte, trank er noch ein Glas Rotwein, setzte sich im Wohnzimmer vor den Fernseher und schaute sich die Nachrichten an. Wieder war er erstaunt, wie viele Verbrechen sich in seiner Stadt abspielten. Ein weiteres Glas Rotwein ließ ihn im Sessel einschlafen. Spät in der Nacht wachte Marcus vom lauten Gespräch eines Wettermoderators auf. Es war schon nach ein Uhr in der Früh, als er endlich ins Bett ging und sofort wieder einschlief. Abermals wurde er von fürchterlichen Albträumen geplagt, und als er dann am Morgen erwachte, konnte er sich an die Träume nicht mehr erinnern.

    Etwas lustlos stand er auf, der bevorstehende Test lähmte ihn geradezu. Eine Mischung aus Angst und Unsicherheit, gepaart mit Aufregung und Vorfreude, ließen ihn nicht mehr klar denken. Doch gerade das brauchte er für den Test, einen klaren Verstand. Nur mühsam zwang er sich dazu, Kaffee zu trinken und etwas zu essen. Danach ging es ihm zwar etwas besser, doch die Unruhe war permanent vorhanden.

    Doch dann gab er sich einen Ruck, schob energisch den Küchenstuhl zurück und ging mit steifen Beinen zur Garage.

    Flackernd nahm die Leuchtstoffröhre ihren Dienst auf. Von dem halbdunklen Flur trat er in die Garage und wurde von den hellen Reflexen der Kapsel geblendet. Augenblicklich war seine Angst verflogen und einer gespannten Aufregung gewichen. Die Anti-Schwerkraft-Kapsel ruhte auf ihren vier Beinen etwa einen halben Meter über dem Estrich der Garage. Der Eingang ins Innere der Kapsel war nur von unten möglich, da eine Öffnung, wegen der gebogenen Lamellen, sich als sehr schwierig rausgestellt hatte. Im Boden konnte Marcus vier Lamellen hochklappen, um sie dann von innen wieder mit der Mechanik zu verbinden.

    Etwas mühsam zwängte er sich durch die kleine Öffnung, klappte die Lamellen zurück und setzte sich auf den einzigen Sitz in der engen Kapsel. Der Sitz, ein ausgedienter Pkw-Sitz, konnte um 360° gedreht werden, sodass ihm eine Rundumsicht durch die Plexiglaskuppel, möglich war. Die Kuppel hatte er von einer Abbruchfirma kostenlos bekommen, sie diente früher als Oberlicht einer Fabrikhalle und wäre sonst auf dem Recyclinghof gelandet.

    Als Erstes startete er den kleinen Viertaktmotor, und als der problemlos ansprang, stellte er ihn sofort wieder ab, da er nur zum Laden der Batterien erforderlich war. Ein kleiner Schalter diente ihm zum Aktivieren der Elektronik. Einige LEDs auf dem runden Armaturenbrett fingen an zu flackern, um dann nach einiger Zeit ein Dauerlicht auszustrahlen. Nun waren die fünf Elektromotoren synchron geschaltet und die Kapsel für den Test bereit.

    Zögernd nahm er den Joystick, den er sich von seiner Spielekonsole ausgeliehen hatte, in die Hand und bewegte ihn millimeterweise nach rechts. Ein leichtes Brummen zeigte ihm, dass die Elektromotoren ihre Arbeit aufnahmen. Angespannt wartete er auf die erste Bewegung seiner Anti-Schwerkraft-Kapsel. Immer bereit den Joystick zurückzudrehen, falls es zu schnell gehen sollte.

    Aber es passierte nichts!

    Marcus schlug das Herz bis zum Hals, so aufgeregt war er. Langsam bewegte er den Hebel weiter nach rechts, die Lamellen überlappten sich immer mehr, das Brummen der Motoren wurde lauter, doch die Kapsel rührte sich nicht. Seine Finger wurden weiß, so fest umspannte er den Griff des Joysticks. Doch auch am Anschlag blieb die Kapsel unbeweglich, nur die Motoren gaben jetzt einen hellen Pfeifton von sich.

    Marcus ließ den Griff los, der automatisch in die Nullstellung zurücksprang. Das Summen wurde leiser und hörte schließlich ganz auf. Marcus sackte in sich zusammen, legte seine Stirn auf die kalte Platte des Armaturenbretts und stöhnte leise vor sich hin. Wilde Gedanken schossen durch seinen Kopf. Was hatte er nicht alles geopfert, seine Ehe war daran zerbrochen, er war pleite und nun stellte sich kein Erfolg ein, was für eine Blamage!

    Langsam richtete er sich auf, schaltete die Zündung aus, öffnete die Bodenluke und kroch unter der Kapsel hervor. Erschüttert stand er vor seinem Lebenswerk und er spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Ganz flau war ihm im Magen und er musste sich am Wandregal abstützen, sonst wäre er gefallen. Und plötzlich explodierte seine Wut, er griff sich eine Dose aus dem Regal und schleuderte sie mit einem unterdrückten Schrei gegen die Kapsel.

    Das Scheppern brachte Marcus wieder etwas zur Besinnung. Die Dose knallte auf eine der oberen Lamellen und platzte auf. Der Deckel flog scheppernd gegen die Garagenwand und hinterließ dort rötliche Flecken. Aber viel schlimmer war, was der Inhalt der Dose auf der Kapsel hinterließ. In breiten Bahnen ergoss sich die rostrote Farbe über mehrere Lamellen und tropfte dann auf den Boden. Wie gebannt schaute er auf die Dose, die wie zum Hohn Marcus vor die Füße rollte und eine schmale Spur bis zu seinen Schuhen hinterließ. Mit großen Augen starrte er auf die Dose, um sich dann plötzlich umzudrehen und die Garage zu verlassen. Im Vorbeigehen löschte er noch das Licht, ein Automatismus, der ihm nicht bewusst wurde.

    Im Wohnzimmer holte er die letzte Flasche Rotwein aus dem Schrank. Ein Glas vom Vorabend stand noch auf dem Tisch, und nachdem er den Korken gezogen und das Glas vollgegossen hatte, ließ er sich in den Sessel fallen. Seine Hände zitterten, als er das Glas zum Mund führte. Mit beiden Händen fasste er zu, nahm einen Schluck und setzte das Glas wieder ab und dann brach es aus ihm heraus. Laut schluchzend schlug er seine Hände vor das Gesicht und heulte hemmungslos vor sich hin.

    Die Anspannungen der letzten Zeit waren zu viel gewesen. Die ständigen Rückschläge, die Scheidung von Vera, der Verlust seiner Arbeit, die Schulden und nun das Versagen seiner Träume, alles schwemmte er mit den Tränen hinaus. Lange saß er so und schluchzte vor sich hin. Nur mühsam richtete er sich nach geraumer Zeit auf, wischte sich die tränennassen Hände an der Hose ab und nahm einen Schluck aus dem Weinglas. Der Wein hinterließ in seinem Magen ein warmes Gefühl, sodass er das Glas wieder auffüllte und in einem Zug leer trank. Augenblicklich ging es ihm besser. Die Sorgen, die ihn gerade noch quälten, rückten in weite Ferne, und nachdem er noch zwei Gläser getrunken hatte, war der Glaube an seine Erfindung wieder da.

    Mit diesen Gedanken lehnte er sich im Sessel zurück und schlief schließlich ein. Spät in der Nacht wachte er von fürchterlichen Kopfschmerzen auf. Wahrscheinlich war es doch zu viel Wein gewesen, oder die Kopfschmerzen kamen von der unbequemen Haltung im Sessel. Jedenfalls erhob er sich mühsam, schlurfte in sein Schlafzimmer. Marcus machte sich nicht die Mühe sich auszuziehen. Er ließ sich auf das Bett fallen, hielt mit einer Hand das Oberbett fest, rollte sich auf den Bauch und zog die Decke über seinen Rücken. Wenige Atemzüge später war er wieder eingeschlafen.

    Als am nächsten Morgen das Radio auf seinem Nachttisch ihn mit Musik weckte, wusste er im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Irreführend war vor allen Dingen, dass er angezogen im Bett lag. Ganz langsam dämmerte ihm, was geschehen war. Die Ereignisse vom Vortag erzeugten wieder einen stechenden Kopfschmerz und er zog sich die Decke über den Kopf, um nicht die Musik hören zu müssen. Doch es half nichts, die Geräusche drangen auch durch die Bettdecke. Widerwillig richtete er sich auf, um sich sogleich an den Kopf zu fassen. Der Schwindel, der ihn erfasste, ließ ihn in seiner Bewegung innehalten. Vorsichtig öffnete er die Augen. Er konzentrierte sich auf einen Punkt an der Wand, und als der langsam zu Ruhe kam, erhob er sich und wankte, immer noch etwas benommen, zum Bad.

    Ein starker Kaffee weckte später seine Lebensgeister. Sogar eine Scheibe Brot und ein Spiegelei aß er, weil er meinte, seinem Magen etwas Gutes tun zu müssen. So gestärkt machte Marcus sich auf dem Weg in die Garage, um sich den Schaden seines Wutausbruchs vom Vortag anzusehen.

    Mit bösen Vorahnungen schaltete er die Neonlampen an. Mit einem leisen Klicken und Summen nahmen die Röhren ihre Arbeit auf und offenbarten Marcus das Chaos seiner Enttäuschung.

    Keilförmig war die rötliche Farbe über mindestens drei Lamellen gelaufen und der Überschuss hatte sich am Boden in kleinen, runden Seen gesammelt. Die Farbe war auf den Lamellen schon getrocknet und auf den etwas dickeren Pfützen am Boden hatte sich eine Haut gebildet. Leise vor sich hin fluchend hob er zuerst die Dose und den Deckel auf, verschloss die leere Dose und stellte sie ins Regal. Danach nahm er die Lamellen in Augenschein. Eine Lamelle der oberen Reihe, wo die Dose aufgeschlagen war, hatte nur zu drei Viertel Farbe abbekommen, während die in der zweiten Reihe vollkommen überlaufen war. Zum Teil hatten auch die Lamellen, die dahinter lagen, etwas abbekommen.

    Leise fluchte Marcus vor sich hin. Schimpfte sich einen Idioten, weil auf ihn nun jede Menge Arbeit erwartete.

    Er drehte sich um, suchte im Regal einen Spachtel, und als er den gefunden hatte, machte er sich zuerst über die Flecken am Boden her. Eine alte Zeitung diente ihm vorerst für die abgekratzten Farbreste als Zwischenlager. Mit Nitroverdünner entfernte er notdürftig die Rückstände, da doch schon einiges in den Estrich eingezogen war.

    Bei den Lamellen würde es schwieriger werden, denn dort konnte er nicht einfach mit dem Spachtel drauf loskratzen, ohne die Oberfläche zu verletzen. Marcus entschied sich dafür, erst einmal nach der Ursache der Fehlfunktion zu suchen und dann zu überlegen, wie die Farbe entfernt werden könnte. Vorsorglich schob er die Zeitung mit den noch feuchten Farbresten zur Seite, um nicht aus Versehen rein zu treten.

    Mühsam zwängte er sich wieder durch die Luke an der Unterseite, sofort machten sich seine Kopfschmerzen wieder bemerkbar. Leise stöhnte er auf, hangelte sich dann aber doch auf den Sitz und blieb dort eine Weile ruhig sitzen. Langsam ließ das Klopfen in seiner Schläfe nach und er ließ seinen Blick über das kleine Armaturenbrett schweifen.

    Woran konnte nur die Fehlfunktion gelegen haben?

    Es hatte doch alles funktioniert.

    Der Motor war ohne Probleme angesprungen.

    Die Batterien waren vollgeladen, davon überzeugte er sich, indem er den Zündschalter umlegte. Er hatte ja auch eindeutig die Bewegung der Lamellen wahrgenommen. Nun gesehen hatte er es nicht, aber vielleicht hatte sich ja ein Kabel gelöst und einer der Motoren konnte nicht arbeiten, weil kein Strom ankam.

    Marcus machte sich sofort daran, es zu überprüfen. Zuerst musste der Sitz entfernt werden, der fast den ganzen Innenraum einnahm. Er hob den Sessel aus seiner Halterung und schob ihn seitlich unter die Verkleidung. Nun hatte er Platz, sich vor das Armaturenbrett zu knien und darunter zu schauen. Alle Kabel, die er von dort sehen konnte, waren an ihrem Platz und fest verschraubt, nachdem er daran leicht gezerrt hatte.

    Nun faste er den Joystick mit der linken Hand an und beugte sich unter das Armaturenbrett.

    Millimeterweise bewegte er den Steuerknüppel nach rechts. Die vier, ehemaligen Anlassermotoren, fingen an zu summen, und nahmen ihre Arbeit auf. Ein lautes Knacken ließ ihn zusammenfahren und den Joystick zurückschnellen. Das Summen der Motoren erstarb.

    Marcus schaute gebannt auf die Lamellen, konnte aber nicht erkennen, woher das Knacken gekommen war. Dann fiel ihm die Farbe ein, die wahrscheinlich durch die Ritzen der Lamellen gekleckert war und sie verklebt hatte. Mühsam öffnete er die Bodenluke und kletterte nach draußen. Tatsächlich, seitlich an den beiden unteren Lamellen war Farbe runter gelaufen und hatte sich mit der daneben liegenden verbunden und war ausgehärtet. Mit seinem Taschenmesser löste er vorsichtig die Verbindungen, überprüfte alle Seiten der betroffenen Lamellen und kletterte dann wieder in die Kapsel.

    Nun kniete er sich erneut vor das Armaturenbrett und bewegte den Joystick. Ohne Knacken wurden nun alle Lamellen verschoben und deutlich konnte er hören, dass alle vier Motoren einwandfrei arbeiteten.

    Daran hatte es also nicht gelegen.

    Marcus wollte sich gerade aufrichten, als er im linken Bereich seines Gesichtsfeldes einen hellen Schimmer wahrnahm. In der Kapsel war es durch die Plexiglaskuppel relativ hell. Doch im Schlagschatten des Armaturenbretts war es doch recht dunkel, deshalb war es schon eigenartig einen hellen Schein wahrzunehmen. Marcus schaute genauer hin und riss erstaunt die Augen auf. Das, was er sah, durfte eigentlich nicht sein.

    Dort, wo die Farbe über die Lamellen gelaufen war, konnte er bis auf den Garagenboden sehen. Die Lamellen waren durchsichtig geworden, nicht klar wie durch eine Fensterscheibe. Eher so, als wenn eine Glasscheibe leicht beschlagen war. Aber trotzdem konnte er deutlich Gegenstände auf dem Fußboden erkennen. Als er nun vor Schreck den Steuerknüppel losließ, war der Spuk vorbei. Die Lamellen kehrten in ihre Ausgangslage zurück und wurden wieder undurchsichtig.

    Marcus wiederholte den Vorgang mehrere Male und immer wieder wurden Teile durchsichtig. Bis auf ein paar schmale schwarze Streifen konnte er durch drei Lamellen hindurchsehen.

    Was hatte der Zufall ihm da in die Hand gespielt?

    Wilde Gedanken schossen durch seinen Kopf. Wie konnte auf einmal massives Metall durchsichtig werden?

    Es konnte nur irgendwie mit der Farbe zu tun haben, hier musste die Lösung liegen. Marcus begab sich wieder nach draußen, schaute sich die Farbe auf den Lamellen an, strich leicht mit der Hand drüber, konnte aber nichts Außergewöhnliches feststellen. Dann dreht er sich um und nahm die leere Dose aus dem Regal, wo er sie vor einiger Zeit hingestellt hatte. Er betrachtete das Etikett, „Mennige" stand darauf und Marcus fiel sofort ein, wofür er die Farbe mal gekauft hatte. Die vier Beine mit den Laufrollen der Kapsel waren aus Stahl und um die vor Rost zu schützen, hatte er die Rostschutzfarbe gekauft.

    Marcus war kein Chemiker, aber ihm war bekannt, dass Mennige Blei enthielt und somit giftig war. Leider war bei seiner Wutaktion die ganze Farbe drauf gegangen, sodass er nicht noch mehr Lamellen bestreichen konnte. Er beschloss, für heute die Kapsel ruhen zu lassen und sich über die neue Situation klar zu werden. Er schaltete die Deckenbeleuchtung aus und wollte gerade die Tür zur Garage schließen, als ihm einfiel, dass er sich eine neue Dose Mennige besorgen könnte. Dazu brauchte er die Marke der Farbe, um das gleiche Fabrikat zu bekommen.

    Kurze Zeit später saß er auf seinem alten Fahrrad und machte sich auf den Weg zum Baumarkt. Leider hatte der Markt den Verkauf der Farbe seit geraumer Zeit, wegen der Toxizität, eingestellt. Auch in zwei weiteren Märkten gab es Mennige nicht mehr, sodass er unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehrte. Im letzten Baumarkt hatte der Verkäufer ihm allerdings den Tipp gegeben, es doch im Farbenfachhandel zu versuchen. Im Internet konnte Marcus zwei Geschäfte ausfindig machen, bei dem Ersten wurde er nach einem kurzen Telefonat fündig. Und wieder schwang er sich auf sein Fahrrad, um sicherzugehen, die Farbe noch zu bekommen.

    Als er in dem Laden ankam, meinte der Verkäufer kurz angebunden, sie hätten kein Mennige im Angebot. Erst als er das Telefonat mit dem Chef erwähnte, wurden ihm drei Dosen verkauft. Aber lediglich unter der Auflage, sie nur für private Zwecke zu verwenden und kindersicher aufzubewahren. Zusätzlich musste er noch seine Adresse und Telefonnummer da lassen.

    Leider war die Farbe von einem anderen Hersteller, aber der Verkäufer hatte ihm versichert, dass die Zusammensetzung bei allen gleich sei. Als er wieder zu Hause ankam, ergänzte er zur Sicherheit das fehlende Stück auf der oberen Lamelle, wo der Dosenwurf keine Farbe hinterlassen hatte. So konnte er am nächsten Tag prüfen, ob die gleiche Wirkung vorhanden war, bevor er die anderen Lamellen übermalte.

    Bei einem Blick seitlich hinter die Lamellen, stellte Marcus plötzlich fest, dass etwas Farbe auf die hintere Reihe Lamellen gekleckert war und dort schmale Laufspuren hinterlassen hatte. Wahrscheinlich waren das die schwarzen Streifen gewesen, die er am Morgen gesehen hatte. Das bedeutete, dass nur die oberen Lamellen mit der Rostschutzfarbe bestrichen werden durften, um den Effekt zu erzielen. Glücklicherweise befanden sich die beiden Teile im Bereich der Bodenluke, sodass er von der Rückseite an die Verschraubung herankam. Trotzdem war es sehr aufwendig und kompliziert. In dem engen Raum mussten vier Muttern gelöst werden, um dann nach dem Rausheben aus der Schiene noch eine Schraube zu entfernen, die für den Verschiebemechanismus verantwortlich war.

    Vorsichtig legte Marcus die beiden Teile auf die Werkbank am Ende der Garage. Wegen der umgekehrten Reihenfolge der Metalle hatte er nun die Zinkseite vor sich. Die Farbspuren waren ziemlich dick und deshalb konnte er sie mit einem Messer ablösen und fast rückstandsfrei vom Zink abziehen. Vielleicht lag es ja auch daran, dass das Zink schon etwas oxidiert war und die Patina wie ein Trennmittel funktionierte. Leichte Reste konnte er mit Nitroverdünnung entfernen. Nach gut einer Stunde hatte er den Schaden behoben und die Teile wieder eingebaut. Er räumte noch etwas auf, beseitigte die Zeitung mit den Farbresten und löschte dann das Licht. Für heute hatte er Aufregung genug gehabt. Über dieses neue Erscheinungsbild musste er erst einmal nachdenken.

    2. Kapitel

    Am nächsten Morgen ließ Marcus das Frühstück ausfallen. Zu viele Gedanken hatten ihn in der Nacht kaum schlafen lassen. Die plötzliche Durchsichtigkeit des Metalls irritierte ihn. Die unglaublichen Möglichkeiten, hiermit Geld zu verdienen, waren für ihn greifbar nah, denn nichts brauchte er mehr als Geld.

    Seine Gläubiger wurden immer ungeduldiger. Sogar sein bester Freund, Carsten, gab ihm unmissverständlich zu verstehen, dass seine Geduld am Ende war und er möglichst bald sein Geld zurückhaben wollte.

    Nun, wenn er jetzt durch Zufall auf eine Gelegenheit gestoßen war, seine Pleite abzuwenden, war es um so besser.

    Marcus war sich aber auch im Klaren darüber, dass er sehr vorsichtig sein musste. Denn Spione großer Firmen hatten ein Gespür für ausgefallene Ideen. Er war also gezwungen, so schnell wie möglich herauszufinden, wodurch dieser Effekt entstand, denn erst eine Anmeldung beim Patentamt konnte ihm Schutz bieten.

    Marcus schaltete das Licht in der fensterlosen Garage an und überprüfte zuerst den zuletzt gemachten Anstrich vom Vorabend. Die Farbe war trocken, fühlte sich aber nicht so glatt an wie die durch den Dosenwurf entstandene Fläche. Außerdem schien sie nicht so gut gedeckt zu haben, denn er konnte schwach das Kupfer durchscheinen sehen. Ob die Wirkung die Gleiche war, würde ein Test ja gleich ergeben.

    Wieder zwängte Marcus sich durch die enge Luke und klappte dann die Bodenlamellen runter. Nachdem er die Zündung eingeschaltet hatte, kniete er sich auf den Metallboden und bewegte den Joystick millimeterweise nach rechts. Augenblicklich fingen die Motoren an zu brummen, und die Lamellen bewegten sich. Zur gleichen Zeit wurden die Lamellen wieder durchsichtig. Nur in dem oberen Bereich, wo er die Farbe neu aufgetragen hatte, war die Lamelle nicht so durchsichtig. Anscheinend musste die Farbe doch dicker sein, denn er konnte kaum etwas erkennen. Langsam ließ Marcus den Joystick ein kleines Stück weiterfahren und stellte dabei fest, dass schon von der ersten Bewegung des Joysticks die Lamellen durchsichtig wurden.

    Plötzlich, Markus wollte schon abschalten, als er im Sichtfeld der Lamellen eine Bewegung bemerkte. Erstaunt hob er seinen Kopf und schaute durch die Kuppel in die Garage. Aber in dem hellen Licht der Deckenbeleuchtung konnte er nichts erkennen. Wieder beugte er sich unter das Armaturenbrett und bewegte den Joystick ein Stückchen weiter.

    Und da war es wieder, etwas huschte vorbei und plötzlich lag die Zeitung mit den Farbresten, die er am Vortag zum

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1