Unternehmensbewertung im Mittelstand
Von Martin Keller
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Über dieses E-Book
Martin Keller
Martin Keller ist im Toggenburg geboren. In seiner Ausbildung zum Primarlehrer hat er das Theaterspielen und insbesondere das Improvisationstheater entdeckt. Seit dem spielt er aktiv Improtheater und tritt regelmässig auf. Nach der Pädagogischen Hochschule absolvierte er die Ausbildung zum Theaterpädagogen.
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Buchvorschau
Unternehmensbewertung im Mittelstand - Martin Keller
Bewertungsrügen
1.Aufbau des Buches
In Teil 2 wird die hohe Relevanz des Themas Unternehmensbewertung mit besonderer Berücksichtigung des Mittelstands aufgezeigt. Bei der vorliegenden Arbeit stehen als Bewertungsanlass Unternehmensübergaben mit einem Gesellschafterwechsel im Vordergrund. In diesem Teil wird der Frage nachgegangen, in welchen Branchen der Bedarf an guter Verkaufsvorbereitung besonders hoch ist, weil der Finanzierungsbedarf und die Qualifikation des Erwerbers erhöhte Anforderungen stellen. Anschließend werden die Perspektiven von Erwerber und Verkäufer in verschiedenen Übergabeszenarien betrachtet und geprüft, inwieweit die Betrachtung kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) an spezifische Parameter, wie beispielsweise die Rechtsform geknüpft ist.
Teil 3 nimmt eine Abgrenzung der Unternehmen anhand der Besonderheiten des Mittelstandes vor. Hier werden quantitative und qualitative Charakteristika zur Abgrenzung einer homogenen Unternehmensgruppe herausgearbeitet. Bei KMU wird auf die besondere Rolle der Geschäftsleitung, die zum Teil intrinsischen Motive der Familie und der „Doppelrollenproblematik" der Familienmitglieder untereinander eingegangen. Die erschwerten Außenfinanzierungsmöglichkeiten und die mangelnde Innenfinanzierung werden ebenso angesprochen wie die aktuelle erbschaftsteuerliche Thematik bei der familieninternen Unternehmensübergabe. Ein kurzer Aufriss der öffentlichen Fördermöglichkeiten bei der Unternehmensübergabe und – bewertung schließt den dritten Teil ab.
Teil 4 beinhaltet den Hauptteil der vorliegenden Arbeit und untergliedert sich in fünf Unterabschnitte. Zunächst wird das entscheidungsbezogene Grenzpreiskonzept unabhängig von der Unternehmensgröße mit einer einfachen Barwertformel zur Berechnung des Unternehmenswerts als „Zukunftserfolgswert vorgestellt. In Abschnitt 4.1 wird auf die Sicherheitsäquivalenzmethode und die Risikozuschlagsmethode als den beiden grundlegenden Ansätzen zum Umgang mit Unsicherheit, die sich aus der Zukunftsbetrachtung zwangsläufig ergibt, eingegangen. Basierend auf dem Standard S1, den das Institut der Wirtschaftsprüfer zur Unternehmensbewertung herausgibt, werden Anwendungsvoraussetzungen und Prämissen des Standards, auf ihre besondere Anwendungsrelevanz und Aussagekraft für KMU erörtert. Abschnitt 4.2 beschreibt die gängigen Bewertungsverfahren mit einem Schwerpunkt auf den Varianten des Discounted Cash Flow Verfahren und geht insbesondere auf das vom Institut der Wirtschaftsprüfer präferierte „Capital Asset Pricing Model
mit seinen Komponenten ein. Abschnitt 4.3 stellt alternative und ergänzende Verfahren vor, die zwar keinen Bezug zum IDW Standard haben, aber dennoch in der Praxis relevant sind oder eine methodisch interessante Alternative zu den Standardverfahren bieten. Abschnitt 4.4 geht auf den Zähler der Barwertformel sowohl mit statischen als auch mit dynamischen, mehrperiodigen Erfolgsgrößen ein. Abschnitt 4.5 behandelt den Nenner der Barwertformel. Der Kapitalisierungszins wird nach seinen einzelnen Parametern differenziert und insbesondere bezüglich der zu fordernden Eigenkapitalverzinsung der Anteilseigner/Gesellschafter in einen risikofreien Basiszinssatz, eine Marktkrisikoprämie und ein Beta unterschieden. Zu diesen Zinskomponenten wird der aktuelle Diskussionsstand wiedergegeben. Es wird untersucht, inwieweit die Erkenntnisse der jüngsten Finanzkrise die einzelnen Barwertkomponenten, aber auch das CAPM als Standardverfahren beeinflussen und inwieweit die CAPM Parameter auch für kleinere Unternehmen vorgegeben werden.
Abschnitt 5 stellt auf die neuere Rechtsprechung zur Unternehmensbewertung ab und bezieht empirische Studien ein, um auch hier zu prüfen, inwieweit die Rechtsprechung in Form der Spruchverfahren Ansatzpunkte für die Bewertung großer und kleiner Unternehmen bietet.
Im Ergebnis dieser Arbeit sollen die Relevanz der Unternehmensbewertung, gerade auch für kleine und mittelgroße Unternehmen mit ihren Prämissen und Methoden in Form von Standardverfahren, aber auch alternativen Ansätzen verdeutlicht worden sein. Insbesondere aber sollten die in Betriebswirtschaft und Rechtsprechung gewonnenen Erkenntnisse zur Bewertung und Kapitalisierung von Zukunftserfolgen auf aktuellstem Stand erörtert und auf ihre Anwendbarkeit bezüglich der hier fokussierten Unternehmen klar(er) sein.
Abschnitt 6 bietet eine thesenförmige Zusammenfassung der Erkenntnisse.
2.Zukunftsthema Unternehmenswert
In Deutschland befindet sich eine Vielzahl von kleinen und mittelgroßen Unternehmen überwiegend in Familienbesitz und werden inhabergeführt. Abbildung 1 belegt, dass fast 95% der zur Übergabe anstehenden Unternehmen familiengeführt werden, aber weniger als 4% des Gesamtunternehmensbestandes auch übergabereif sind. Angesichts der demographischen Situation in Deutschland stehen in den nächsten 5 Jahren 3,7 Mio. Unternehmen vor der Frage der Unternehmensübergabe und mindestens so viele Unternehmer vor der Frage Ihrer Altersabsicherung, die bei fehlender Übergabereife noch ungesichert erscheint.
Wenn von Unternehmensübertragung im Mittelstand gesprochen wird, geht es immer um den Unternehmer persönlich. Dieser stellt sich die Frage:
„Was ist mein Unternehmen wert?"
Die Beantwortung dieser Frage ist, wie nachfolgend zu zeigen sein wird, von verschiedenen Umfeldparametern wie Branchenzuordnung, Rechtsform und Unternehmensgröße abhängig; zudem ist „Wert in den wenigsten Fällen auch „Preis
.
Abbildung 1: Unternehmensübergaben zwischen 2014 und 2018¹
Der Bedarf an (gelungenen) Unternehmensübergaben ist im produzierenden Gewerbe, im Handel und im Bereich unternehmensbezogener Dienstleistungen fast gleich hoch, wie Abbildung 2 belegt, aber im Gegensatz zum Dienstleistungsbereich ist der Kapitalbedarf einer Übernahme insbesondere im produzierenden Gewerbe am höchsten.
Abbildung 2: Übergabe nach Wirtschaftszweigen 2014-2018²
Zwar werden in 62% aller Fälle „nur bis zu 1 Mio. Euro bzw. in fast 80% aller Fälle „nur
2 Mio. Euro an Umsatz realisiert (Abbildung 3), so dass auch der Kapitalbedarf einer Übernahme oder Beteiligung überschaubar bleiben dürfte, aber dennoch finden sich immer weniger Kandidaten für immer mehr Unternehmen (Abbildung 4).
Abbildung 3: Übergabe nach Umsatz-Größenklassen 2014 - 2018³
Abbildung 4: Angebot und Nachfrage in Deutschland⁴
Neben den demographischen, größen- und branchenbezogenen Aspekten der Unternehmenswertbestimmung vollzieht sich die Kaufpreisbildung im Wesentlichen als Funktion von Angebot und Nachfrage.⁵ Obwohl der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK) immer weniger qualifizierte und finanzkräftige Erwerber sieht,⁶ stand Deutschland im 1. Halbjahr 2014 als europäisches Zielland hinter Großbritannien und Frankreich an Platz 3, wobei die Entwicklung zwischen Transaktionsvolumen und Anzahl der Transaktionen gegenläufig war.⁷ Dies zeigt die aktuell zunehmende Bedeutung von „Megadeals".
Trotz des in 2013 geringeren Transaktionsvolumens im Mittelstand ist davon auszugehen, dass die Zahl der Transaktionen nach den Umsatz- und Margensteigerungen der letzten Jahre bald wieder anziehen wird und auch hier an Bedeutung gewinnen werden.
Eine Unternehmensbewertung spiegelt den Wert einer Alternativinvestition wider. Hier fließen die unterschiedlichen Perspektiven von Erwerber und Veräußerer ein.
Die Unternehmensbewertungen, die im Rahmen einer externen Unternehmensnachfolge erstellt werden, können auf den Ursprung des Erwerbers abstellen:
- Der Erwerber kann das Unternehmen im Rahmen einer Erbfolgeregelung erhalten; es kann jedoch auch ein familienexterner Nachfolger sein, der das Unternehmen als ehemaliges Belegschaftsmitglied (MBO = Management buyout) oder als externer Nachfolger (MBI = Management buy in) erwirbt.
Es kann sich beim Erwerber um einen strategischen Investor handeln, der sich zur Steigerung seines eigenen Unternehmenswertes einkauft, weil er so schneller an Marktanteile, Know-how o. Ä. herankommt. Aktuell sind angesichts der relativen wirtschaftlichen Stabilität in Deutschland viele US-Unternehmen, aber auch chinesische Firmen an den kleineren Innovationsführern interessiert.⁸
Schließlich kann auch ein Finanzinvestor als Erwerber auftreten, bei dem Cash- und Rentabilitätsziele im Vordergrund stehen.
Aus der Perspektive des abgebenden Unternehmers /Unternehmens stehen weniger zukünftige Optionen als vielmehr die aktuellen Unternehmenscharakteristika bzw. die persönliche Situation des Verkäufers im Vordergrund:
Unternehmensgröße
Branchenentwicklung
Rechtsform
Fungibilität
Übertragung als Gesamt- oder als Teilbetrieb
Je nachdem, in welcher Situation sich der Verkäufer befindet und mit welcher Zielsetzung er sich von seinem Unternehmen (Anteil) trennt, ergeben sich unterschiedliche bewertungsrelevante Konstellationen:⁹
Unternehmer übergibt im Rahmen der Erbnachfolge (aus gesicherter Zukunfts-Perspektive)
Management eines Unternehmens veräußert Unternehmen oder Unternehmensteilbereiche im Rahmen einer strategischen