Seelsorge bei Krankheit und Tod: Liturgisches Handbuch für Krankensalbung, Sterbesegen und Aussegnung
Von Klaus Schäfer
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Über dieses E-Book
15 Jahre war Pallottinerpater Klaus Schäfer SAC Klinikseelsorger in Karlsruhe und ist seit 2017 Klinikseelsorger an der Uni-Klinik in Regensburg. Aus seinen Erfahrungen entstand über Jahre dieses Buch, das in den drei Bereichen 'Krankheit', 'Sterben' und 'Tod' Vorlagen zu Krankensalbung, Sterbesegen und Aussegnung enthält.
Dieses liturgische Handbuch zu Krankensalbung, Sterbesegen und Aussegnung ist besonders für Klinikseelsorger und Hospizhelfer hilfreich.
Klaus Schäfer
Klaus Schäfer, seit über 20 Jahren Klinikseelsorger, betreibt zur sachlich korrekten und umfassenden Aufklärung zu Hirntod und Organspende seit Januar 2014 die Internetseite www.organspende-wiki.de
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Buchvorschau
Seelsorge bei Krankheit und Tod - Klaus Schäfer
0 Inhaltsverzeichnis
1 Hinführung
1.1 Die geschichtliche Entwicklung
1.1.1 Bis zur Jahrtausendwende
1.1.2 Heutige Situation
1.1.3 Ausblick in die Zukunft
1.2 Handhabung des Buches
1.3 Hinweise
2 Seelsorgliches Handeln
2.1 Krankensalbungen
2.1.1 Allgemeine Form
2.1.2 Offene Form
2.1.3 Nach einem schweren Unfall
2.1.4 Vor einer großen Operation
2.1.5 Vor einer großen Untersuchung
2.1.6 Vor einer großen Behandlung
2.1.7 Bei Verschlechterung des Zustands
2.1.8 Bei seelischen Leiden
2.1.9 Nach misslungenem Suizidversuch
2.1.10 Krankensalbung und Schluss
2.1.11 Bei schwieriger Schwangerschaft
2.2 Sterbesegen
2.2.1 Allgemeiner Sterbesegen
2.2.2 Bei erfülltem Leben im hohen Alter
2.2.3 Beim Sterben als Erlösung
2.2.4 Bei vorzeitigem Sterben
2.2.5 Bei plötzlichem Sterben
2.2.6 Lesungen, Segen und Schluss
2.2.7 Abschiedssegen für die Hinterbliebene
2.3 Aussegnungen
2.3.1 Form A
2.3.2 Form B
2.3.3 Bei einem Tod als Erlösung
2.3.4 Bei einem vorzeitigen Tod
2.3.5 Bei einem plötzlichen Tod
2.3.6 Nach einem Suizid
2.3.7 Lesung, Segen und Schluss
2.3.8 Bei einem tot geborenen Kind
2.3.9 Bei einem Hirntoten
3 Auswahltexte
3.1 Allgemein
3.2 Texte für Sterbesegen
3.2.1 Früher Tod
3.2.2 Plötzlicher Tod
3.2.3 Starb satt an Jahren
3.3 Sonstige Texte
1 Hinführung
1.1 Die geschichtliche Entwicklung
1.1.1 Bis zur Jahrtausendwende
In der frühen Kirche gingen im Fall von schwerer Krankheit die Angehörigen – also kirchliche Laien zum Bischof und baten ihn um etwas Krankenöl, mit dem sie den Kranken gesegnet haben. Im Laufe der Zeit wurde die Spendung dieses Sakramentes ausnahmslos dem Priester zugesprochen. Zusammen mit dem Glauben, dass es weniger darauf ankommt, wie man lebt, dass es wichtiger ist, wie man stirbt, wurde sie schließlich zur „Letzten Ölung", die meist in der Sterbestunde gespendet wurde. Manchmal wurde sie auch frisch Verstorbenen gespendet.
Bis zum 2. Vatikanum bestand im deutschsprachigen Raum der „Versehgang" aus Beichte, Letzter Ölung und Wegzehrung. Gestorben wurde vor allem zu Hause, in der eigenen Wohnung, versehen mit den Sakramenten der Kirche. Dies wurde auch in den Kirchenbüchern vermerkt.
Mitte des 20. Jh. hielt die künstliche Beatmung Einzug in die Intensivstationen der Kliniken. Vielen Menschen konnte damit das Leben gerettet werden. Andere starben intubiert, im künstlichen Koma. Beichte und Wegzehrung war damit nicht mehr möglich, auch nicht die bewusste Teilnahme an der Letzten Ölung.
Wohl auch auf diesem Hintergrund sah das Vatikanum II. für das Sakrament der Letzten Ölung den „rechten Augenblick für ihren Empfang sicher schon gegeben, wenn der Gläubige beginnt, wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr zu geraten." (SC 73)
Weiter heißt es: „Die Zahl der Salbungen soll den Umständen angepaßt werden; die Gebete, die zum Ritus der Krankensalbung gehören, sollen so revidiert werden, daß sie den verschiedenen Verhältnissen dem das Sakrament empfangenden Kranken gerecht werden" (SC 75). Das Sakrament kann mehrmals empfangen werden: Bei einer erneuten schweren Erkrankung, bei Fortdauern der schweren Erkrankung und bei Verschlechterung der Erkrankung, so das Rituale für die Krankensalbung.
Das Vatikanum II. bestimmte schließlich, dass „die Gebete, die zum Ritus der Krankensalbung gehören, so revidiert werden, daß sie den verschiedenen Verhältnissen dem das Sakrament empfangenden Kranken gerecht werden" (SC 76)
Die biblische Grundlage für diese Richtungsänderung sind die beiden Verse von Jak 5,14f: „Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben." Auch dort wird von Kranken gesprochen, nicht von Sterbenden.
Damit rückte das Sakrament der „Letzten Ölung zeitlich von der Sterbestunde vor und wurde zur „Krankensalbung
für schwer kranke und altersschwache Menschen. Im Jahre 1974 wurde hierzu das entsprechende Rituale herausgegeben.
Herr und Gott, du Vater allen Trostes.
Du hast deinen Sohn gesandt,
den Kranken in ihren Leiden Heilung zu bringen.
So bitten wir dich: Erhöre unser gläubiges Gebet.
Sende deinen Heiligen Geist vom Himmel her
auf dieses Salböl herab.
Als Gabe deiner Schöpfung, stärkt und belebt es den Leib.
Durch deinen Segen + werde das geweihte Öl
für alle, die wir damit salben,
ein heiliges Zeichen deines Erbarmens,
das Krankheit, Schmerz und Bedrängnis vertreibt,
heilsam für den Leib, für Seele und Geist.
Im Namen unseres Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
Dieses Segensgebet betet der Bischof in der Chrisammesse in der Karwoche über das Krankenöl. Darin kommt der oben beschriebene Wandel in der Zielsetzung der Krankensalbung deutlich zum Ausdruck:
Dass „Krankheit, Schmerz und Bedrängnis vertrieben werden sollen, hört sich nicht nach Sterbestunde an. Noch deutlicher wird es bei den Worten, dass das Krankenöl „heilsam für den Leib, für Seele und Geist
sein möge.
Beim Segensgebet der Krankensalbung macht der Priester dem Kranken mit dem Krankenöl ein Kreuzzeichen auf die Stirn und die beiden Handinnenflächen. Dabei betet er:
Durch diese heilige Salbung
helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen,
er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.
Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich,
in seiner Gnade richte er dich auf. Amen.
Dieses Aufrichten findet sich auch bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus: Jesus „fasste sie an der Hand und richtete sie auf." (Mk 1,31) Dieses Aufrichten ist somit eine Umschreibung von Genesung.
Das 2. Vatikanum forderte noch: „Neben den Riten für getrennte Spendung von Krankensalbung und Wegzehrung soll ein zusammenhängender Ordo geschaffen werden, gemäß dem die Salbung dem Kranken nach der Beichte und vor dem Empfang der Wegzehrung erteilt wird." (SC 74)
Doch diese Einheit von Beichte, Krankensalbung und Wegzehrung ist in der Klinik in der Sterbestunde in sehr seltenen Fällen (kleiner 10%) noch möglich. Hinzu kommt, dass Angehörige selbst auf Palliativstationen im begonnenen Sterbeprozess mitunter verbieten, dass das Sterben thematisiert wird. Es wird der Tod bis zu dessen Eintritt ausgeblendet. Andererseits ist es aber den Angehörigen wichtig, dass noch ein Priester kommt und betet.
1.1.2 Heutige Situation
In den letzten 40 Jahren hat sich im Bereich der Kirche