Im Jahr der Milchblumenblüte
Von Gabriele Bartsch und Gabriele Merl
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Über dieses E-Book
Nur ein Kind kann jetzt noch helfen.
Die kleine Erdelfe Sirilla aus dem Blauvioletten Moosland will einen Hilferuf an die Großen Erdgeschöpfe aussenden. Diesen schreibt sie in die verschlossenen Knospen der Milchblume, wo er am Tag der Milchblumenblüte sichtbar werden soll. Ein Menschenkind muss an das Dasein der Kleinen Erdgeschöpfe glauben, denn nur diese können das Alte Wissen lehren, um Mutter Erde zu schützen.
Doch vor dem großen Tag der Milchblumenblüte müssen Sirillia und ihre Freunde noch einige Abenteuer bestreiten.
Ob es ihnen gelingt, ein Menschenkind zu erreichen?
Gabriele Bartsch
Gabriele Bartsch, in den 50ern in Osnabrück geboren, arbeitete als Lehrerin in sonderpädagogischen Schuleinrichtungen. Seit 2004 veröffentlicht sie Gedichte und schreibt Geschichten für Erwachsene und Kinder.
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Buchvorschau
Im Jahr der Milchblumenblüte - Gabriele Bartsch
Inhaltsverzeichnis
Im Elfengarten
Agaza
Die himmlischen Nachtkinder
Der Fürst aller Kleinen Erdgeschöpfe
Die Liebe-Frau-seines-Lebens
Das Frühstück
Im Weidenpalast
Sucht Sirilla!
Die Schwarzalben
Gefangen!
Vorahnung
Die Suchenden
Ein schauriger Ort
Hoher Besuch
Die schwarze Schar
Die junge Sonnenfrau
Ratlos
Im Immergrünen Kleeland
Ein schlafender Eindringling
Der Aufbruch
Unverhofftes Wiedersehen
Rosina
Unfreiwillige Rast
Vorbereitungen
Das Angebot
Der Morgen des Hochzeitstages
Alte Freunde
Ein Fest mit Überraschungen
Böses Erwachen
Die Jäger
Nach Süden!
Das Schwarze Land
Eine Bitte
Die Herren des Waldes
Im Uralten Land
Der Verfolger
Zu klein und zu groß
Die Mauer der Riesen
Die Zeit drängt
Entscheidungen
Richtung Norden
Die Langbärte
Das Küchengespenst
Unerwartete Hilfe
Der große Tag
Wenig später …
Im Elfengarten
Inmitten des Blauvioletten Mooslandes, umgeben von Lavendelsträuchern, lag der Blühende Garten des Erdelfenreichs. Wie in jedem 3. Jahr der Erdgeschichte, rankten sich auch in diesem Jahr, zum Frühlingsbeginn, die smaragdgrünen Blätter der Milchblume um den Elfengarten.
Ein winziges Flügelwesen flatterte von Blatt zu Blatt und zog behutsam eine dünne Holzwurzel durch jede Blattoberfläche. Die gezogenen Rillen brannten sich tief ins Blattinnere. Hauchzarte weiße Schwaden stiegen auf und formten sich zu wunderschönen Knospen.
Unermüdlich und mit sicherer Hand führte das Wesen seine Wurzel. Und jedes Mal geschah dasselbe. Beim letzten Milchblumenblatt aber hielt es inne. Seine kleine Hand zitterte, und die Wurzel fiel ins Moos. Doch wie von Geisterhand schnellte sie wieder hoch und begann, über dem letzten Blatt zu tanzen. Erst ganz langsam, dann immer schneller und wilder. Das Blauviolette Moosland bebte und brodelte.
Ängstlich sank das Wesen auf die Knie, vergrub sein Gesicht in den Händen, und der kleine Körper zog sich zu einer goldschimmernden Kugel zusammen.
Nach und nach beruhigte sich das Blauviolette Moosland, und eine friedvolle Stille breitete sich aus.
Agaza
Aufgeschreckt durch das Vibrieren des Landes, war es als König aller Elstern seine Pflicht, nach dem Rechten zu sehen. Seine Untertanen verharrten währenddessen im königlichen Weidenpalast. Neugierig, mit leicht geöffnetem Schnabel, beäugte Agaza die goldschimmernde Kugel.
Seine Augen funkelten misstrauisch. Doch schnell überkam den Elsternvogel die angeborene Gier nach allem, was glänzte. Und schon pickte sein Schnabel blitzartig das Schimmernde aus dem Moosgeflecht. Die langen Federn seines Elsternschwanzes zitterten, und seine schwarzweiße Brust schwoll, erfüllt von maßlosem Stolz auf seine Beute.
Ein schönes Mitbringsel für meine Gattin, dachte er, hob die Flügel und – stutzte plötzlich. Die Kugel wurde auf einmal verdächtig weich! Erschrocken ließ er sie ins Moos zurückfallen. Mit weit geöffneten Schnabel blickte er verdutzt auf das, was jetzt geschah: Die Goldkugel öffnete sich und winzige Hände und Füße strampelten sich frei. Zu seiner größten Verwunderung aber entfalteten sich zwei wunderschöne buntschillernde Flügel.
»Ein Schmetterling! Ein Schmetterlingskind!« Agaza hüstelte nervös. »Ärgerlich! Frackträger, reiß dich zusammen!«, schimpfte er sich. »Du benimmst dich ja schon wie Freund Rohrdommel! Immer dumpf röhrend vor Aufregung!«
Das Schmetterlingskind klatschte ein-, zwei-, dreimal in die Hände. Dann schüttelte es energisch sein Köpfchen. Aus dem gelben Lockenhaar wirbelte unaufhörlich feiner Elfengoldstaub, bis das blauviolette Moos ein hübsches Goldhäubchen trug.
Überrascht bemerkte Agaza, dass seine schwarzen Vogelfüße von Gold überzogen waren, und zwischen seinem Federkleid knirschte der Goldstaub wie Sand. Selbst seine rabenschwarzen Augen bekamen einen Goldglanz. »Ich wollte nur ein Goldkügelchen, nicht aber selber zum Goldvogel werden!«, wetterte er in Richtung Schmetterlingskind. Dabei streckte Agaza seinen Kopf weit nach vorne und berührte fast den Boden. In dieser Haltung konnte er das kleine Wesen besser betrachten. Er wog den Kopf hin und her. Ein winziges hellbraunes Gesicht mit einer Stupsnase, zwei lustigen Grübchen rechts und links des Mundes und mit Augen ... Agaza glaubte, in einem tiefen, grünen Teich zu versinken. Dunkelgrüne Augen funkelten ihn fröhlich an.
»Großgütiger Kolkrabe!«, schnabelte er, »so etwas Grünes habe ich ja noch nie gesehen! Das könnte meine neue Lieblingsfarbe werden! So