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Ich bin so viele: Kurzerzählungen
Ich bin so viele: Kurzerzählungen
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eBook118 Seiten1 Stunde

Ich bin so viele: Kurzerzählungen

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Über dieses E-Book

Erich Ledersberger, Kolumnist, Satiriker und Geschichtenschreiber, mag den (fast) normalen Alltag. Und erzählt sieben Geschichten, die nicht alltäglich enden.
Da ist der Mann, der nach seiner Scheidung auf so vielen Plattformen sich anbietet, dass er nicht mehr weiß, welches Ich er eigentlich ist.
Da ist die gestresste und erfolgreiche Tochter, die Arbeit und Fürsorge für ihre Mutter lange unter einen Hut bringt.
Da ist die Frau, deren Sexualität von ihrem Mann ignoriert wird. Immer wieder verliebt sie sich in andere Männer und hofft, dass sich das mit zunehmendem Alter legen wird.
Und da ist der Lehrer, der ein Attentat auf seine Schule plant und diesen Plan konsequent durchzieht … aber lesen Sie selbst.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Okt. 2014
ISBN9783735771230
Ich bin so viele: Kurzerzählungen
Autor

Erich Ledersberger

Geboren 1951 in Wien, mehrere Studienrichtungen begonnen, eine - Wirtschaftspädagogik - abgeschlossen. Einige Jahre Lehrer und Mit-Herausgeber einer pädagogischen Taschenbuchreihe, dann über verschiedene berufliche und örtliche Umwege (Bonn und Berlin) Rückkehr nach Österreich und wieder als Lehrer arbeitend. Währenddessen auch als Autor tätig, etwa mit Satiren für deutsche und Schweizer Rundfunk- und Fernsehanstalten, Hörspielen und Theaterstücken. Er betreibt seit der Jahrtausendwende den digitalen Blog www.kakanien.eu und pendelt analog derzeit zwischen Innsbruck und Wien. Veröffentlichungen, auszugsweise Der aufgelöste Mann - Theaterstück für einen Mann, 2020 Maria fährt. - Erzählung, Neuauflage 2020 Fünf. Sieben. Fünf. - 34 Haiku und 34 Radierungen, 2019 Als mein Ich verschwand - zwölf Kurzgeschichten, 2017 Ich bin so viele - sieben Kurzgeschichten, 2014 Filzbuch 01 - Satiren aus der Welt und Österreich, 2008 Maria fährt. - Die Geschichte einer Frau, die ihren Mann verlässt, 2007 Schnitzel mit Beilage - Satiren und Kurzgeschichten, 2004 Ein Autor sieht rot und besetzt das Theater - Theaterstück, uraufgeführt im Kabarett Niedermair, Regie: Gerhard Ruiss Das Friedensspiel - Hörspiel, produziert vom ORF, Regie: Götz Fritsch Wiener Brut - Satiren über Wien, rororo, 1986 Alles im Lot - Gedichte und Kurzgeschichten im Verlag Frischfleisch & Löwenmaul (mit Herbert Link), 1984 Ende der Salzstreuung - Glatteisgefahr (Gedichte im Eigenverlag mit Herbert Link), 1982

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    Buchvorschau

    Ich bin so viele - Erich Ledersberger

    www.kakanien.eu

    „Ich liebe ihn. Ja, ich liebe ihn. Er ist ein wunderbarer Mann. Nicht gerade der aktivste, aber man kann nicht alles haben. Er ist treu. – Naja, bei seinem Temperament kein Wunder. Und er sieht gut aus. Für sein Alter jedenfalls. Ich kann mich auf ihn verlassen. Ja, ich liebe ihn. Ich liebe ihn. Schluss, aus."

    Sieben Kurzerzählungen von Menschen, deren Leben sich verändert. Manchmal mit großen, manchmal mit kleinen Auswirkungen.

    Der Autor

    Erich Ledersberger, geboren 1951 in Wien

    Studium der Wirtschaftspädagogik

    Lehrer und Schriftsteller

    lebt derzeit in Tirol und Wien

    zahlreiche Veröffentlichungen

    Zum Beispiel

    Ein Autor sieht rot, Theaterstück, Bunte Bühne, 1985

    Wiener Brut, Satiren, rororo, 1986

    Schnitzel mit Beilage, Satiren, BoD, 2001

    Maria fährt, Erzählung, 2004

    Filzbuch 01, Satiren, entertainyoumedia, 2008

    Inhaltsverzeichnis

    Das Attentat

    Schöne Tage noch

    Für immer jünger

    Tante Gerti

    Eigenkapital

    Wahre Gefühle

    Ich bin so viele

    Der Zufall ist kein Wunder

    Ein Kleingärtner sieht rot

    Ein Dankeschön an die geduldigen Menschen, die mich unterstützt und korrigiert haben und Fehler fanden, als ich schon längst sicher war, dass alles seine inhaltliche und grammatikalische Ordnung hatte:

    Klaudia, Nina und Reinhard.

    Danke an Uschi und Didi, die mich immer wieder ermuntern zu schreiben – und damit nicht aufzuhören.

    Danke an Ines und Hubert, die noch kurz vor „Betriebsschluss" Anregungen für das Cover gaben.

    Das Attentat

    Hartmut Weniger war selten zufrieden mit sich, sah man von den Zeiten ab, in denen er Wein trank. Weil er dies regelmäßig tat, könnte man auch sagen, dass Hartmut ein nahezu glücklicher Mensch war.

    Das war ihm zu gönnen, denn er hatte es nicht leicht in seinem Leben. Das lag nicht nur an seiner Mutter. Auch sein Vater Wolfram war ein Problem. Dieser war Universitätsprofessor für internationales Recht und hatte sich nebenbei in Philosophie habilitiert. Während er im juristischen Bereich eine beinahe internationale Karriere startete, blieb ihm dieser Erfolg in der Philosophie versagt. Das stand in krassem Gegensatz zu den Zielen, die er sich gesetzt hatte. Er wollte der Welt nicht nur etwas geben, er wollte ihr etwas hinterlassen. Ihm war bewusst, dass Juristen dieser Wunsch verwehrt bleibt. Mit der Kenntnis von Gesetzen ließ sich Geld verdienen, aber kein Lorbeer. Leider war er als Philosoph weit weniger begabt.

    Als Hartmut zur Welt kam, hatte sein Vater gerade seinen 54. Geburtstag gefeiert, denn er hatte sich sehr spät von der Juristerei und der Philosophie dem realen Leben zugewendet. Eine späte Studentin, die bereits mehrere Abschlüsse in den Bereichen Medizin, Psychologie und Gesangsausbildung – Sopran – vorzuweisen hatte, erinnerte ihn daran, dass etwas in seinem Leben fehlte.

    Eilig widmeten sich beide ihren aufwallenden Gefühlen und landeten – nach einem kurzen Imbiss in einer Sushi-Bar – in des Herrn Professors Bett, wo er heftig zeugte und sie freudig empfing. Neun Monate später waren sie Eltern und konnten es nicht fassen. Welch wunderbares Kind war entstanden, als geniale weibliche Gene auf geniale männliche getroffen waren! Und das alles auf natürliche Weise, ohne medizinische Unterstützung.

    Unter diesen erwartungsvollen Bedingungen wuchs Hartmut auf. Bereits im Mutterbauch wurde er von der Sopranstimme der Mutter beschallt, damals noch weitgehend wehrlos. Sein heftiges Strampeln wurde als Freudentaumel interpretiert, worauf seine Mutter noch lauter zu singen begann. Irgendwann wird auch der kräftigste Embryo müde und ruhig.

    „Jetzt schläft er", flüsterte die Mutter dann beseligt, denn es war klar, dass das Kind ein Junge würde.

    Der Tag rückte näher, an dem der kleine Hartmut aus dem mütterlichen Paradies vertrieben wurde. Von einer Hausgeburt sahen die Eltern vernünftigerweise ab, denn die Mutter war in jenem Alter, in dem selbst stundenlanges Bodenbeckentraining und gemeinsames tiefes Atmen und Hecheln mit dem werdenden Vater nicht alle Gefahren für Leib und Leben ausschließen konnten. Wie jedes Neugeborene brüllte auch Hartmut wie am Spieß, als er das wohlig-warme Nest verlassen musste. Die aus dem Nebenzimmer herbeieilende Krankenschwester gab allerdings zu bedenken, dass sie solche Laute nie zuvor gehört hatte. Die Mutter dachte sofort an die großen Opernhäuser dieser Welt, auf denen ihr Kleiner Karriere machen sollte. Noch war es nicht so weit.

    Die Kleinkindjahre vergingen wie im Flug. Der kleine Hartmut schlief, so viel und so lange er konnte, damit er die Laute seiner Mutter nicht hören musste. Sie sang inbrünstig Arien von Mozart und, wenn ihr Mann nicht zu Hause war, von Richard Wagner. Bei letzterem schrie der Kleine allerdings so laut, dass Mutter Weniger unwillkürlich an Günter Grass und seine Figur Oskar Matzerath denken musste. Bei Mozart beruhigte sich das Kind wieder und wimmerte nur mehr leise vor sich hin, bis es wieder eingeschlafen war.

    Der zweisprachige Kindergarten verlief unspektakulär. Wahrscheinlich empfand Hartmut dessen Anforderungen als Erleichterung gegenüber seinen vorigen Lebensjahren.

    Erste Konflikte in den familiären Beziehungen zeigten sich in der Volksschulzeit. Wie das Gras zwischen Betonritzen hervorkriecht, so machte sich ein vorpubertäres Rumoren bei Hartmut bemerkbar. Seine täglichen Klavierübungen wurden von einem Moll-Ton begleitet, erst leise, schließlich so, als würde er einen Hang zur 12-Ton-Musik in sich spüren.

    Mutter Weniger hielt das anfangs für einen avantgardistischen Charakterzug des Kleinen und stimmte sich innerlich bereits auf eine glanzvolle Pianistenkarriere ein. Leider machten ihr weder der Klavierlehrer noch später hinzugezogene Künstler aus dem Konservatorium Mut. Noch heute hat Mutter Weniger die Aussage eines ungestümen Musikers in den Ohren, der meinte:

    „Der Junge hat ein Gehör wie ein Maulwurf und seine Finger sind beweglich wie die eines Krokodils. Und wenn Sie im Ernst glauben, dass er ein berühmter Klavierspieler wird, sollten Sie einen Psychologen konsultieren."

    Glücklicherweise war ihr Mann nicht anwesend, so konnte sie den Provokateur mit einer adeligen Bewegung des Hauses verweisen, um danach in herzzerreißendes Weinen zu verfallen. Selbst ihr Sohn konnte sie nicht trösten, so heuchlerisch er es auch versuchte. Immerhin wurde ein Teil des Förderprogramms daraufhin gestrichen. Vater Weniger war ohnehin kein Anhänger der musikalischen Bildung, die seiner Meinung nach die Vernunft so lange mit Notennebel umhüllt, bis sie in Ohnmacht fällt.

    „Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder." So hatte seine Frau einmal ihr Engagement begründet, worauf er entgegnete, dass seines Wissens niemals so viel gesungen worden sei wie unter den Nazis. Diesem Argument konnte sie nicht widersprechen.

    Nachdem das Kind den musikalischen Angriff auf seine Persönlichkeit erfolgreich abgewehrt hatte, blieb Hartmut noch viel zu tun. Je älter er wurde, desto zahlreicher wurden die Förderprogramme und aus kleinen Gefechten wurden allmählich große.

    Vater Weniger schob währenddessen die drohende Pensionierung, die im universitären Betrieb vornehm „Emeritierung" genannt wurde, durch Ansuchen um Weiterverwendung vor sich her wie Sisyphos seinen Stein. Er begann das gemeinsame Haus zu meiden und widmete sich nahezu ausschließlich der Wissenschaft. Die war leichter zu handhaben als dieser kleine Mensch, der sein Sohn sein sollte.

    Sein letzter pädagogischer Eingriff war kläglich gescheitert, auch juristisch. Als bekennender Atheist hatte er darauf bestanden, dass seinem Sohn der Anblick des gekreuzigten Jesus in der Volksschulklasse erspart bliebe. Die Behörden hatten das abgelehnt, er war daraufhin siegessicher zu Gericht gezogen, schließlich kannte er die Gesetze des Landes.

    Was er nicht kannte, war die phantasievolle Praxis der Behörden und Gerichte. Sie beriefen sich auf Kultur und Sitten einer christlichen Gesellschaft. Das klang wie Hohn in den Ohren des Professors, bestand doch das Land überwiegend aus so genannten Taufscheinchristen. Das aber war kein juristisches Argument und nach vielen Jahren wurde seine Forderung in allen Instanzen zurückgewiesen.

    Dass sein Sohn – die Jahre verflogen – ihm bereits in der Unterstufe des Elitegymnasiums ankündigte, er wolle nach Schulabschluss Theologie studieren, war ein weiterer Stein des Anstoßes, sich von der Familie zu entfernen. Allmählich kamen ihm Zweifel, ob dieser Sohn wirklich SEIN Sohn war. Er fand keine Ähnlichkeiten, weder

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