Über dieses E-Book
Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit.
Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen
Roy Kenneth ist Sensationsreporter. Sein Beruf bringt es mit sich, dass er auch mit vielen zwielichtigen Gestalten zusammenkommt und Beziehungen zur Unterwelt pflegen muss, die ihm manchmal schwer im Magen liegen. Aber ein Reporter muss hin und wieder auch Artikel schreiben, ohne die seine Zeitung nun einmal nicht existieren kann. Zum Beispiel für die Klatschspalte. Dass Roy Kenneth an diesem Morgen wieder einmal zu spät in der Redaktion erscheint, hat seine Ursache in der Cocktailparty, die Lady Somerset am Abend zuvor gegeben hat. Es war eine anstrengende Konversations-Schau, und entsprechend elend fühlt sich Roy, nicht zuletzt wegen des Genusses diverser Alkoholsorten, die auf der Party gereicht wurden. Kein Wunder also, dass sein Gesicht zitronensauer wird, als der Portier ihm zuflüstert: »Der Alte hat schon nach Ihnen gefragt, Mister Kenneth. Und ich glaube nicht, dass er die beste Laune hat.« Der »Alte«, das ist John Sloan, Chefredakteur des »Herald«, fünfundfünfzig Jahre alt, Vater von einer Tochter mit hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten und eines Sohnes, dessen Hauptbeschäftigung im Geldausgeben besteht. John Sloan größtes Geheimnis ist seine Fähigkeit, sich trotz seiner Größe von nur ein Meter sechzig bei der scharfen Meute seiner Reporter durchzusetzen. Allerdings wirkt sein Charakterkopf mit der ungebändigten grauen Löwenmähne und den Wieselaugen hinter scharfen Brillengläsern eindrucksvoll. Respekt verschafft er sich vor allem mit seinem donnernden Bass. Roy Kenneth vernimmt das Grollen seiner Stimme schon, ehe er die Tür zum Vorzimmer geschlossen hat. Und es hätte der sanften ironischen Stimme der Sekretärin gar nicht erst bedurft, um ihn den Stimmungsbarometer erkennen zu lassen. »Oh, Mister Kenneth«, säuselte die Schreibtisch-Lady, »man ist schon in Sorge um Ihr Wohlbefinden. Immerhin ist es schon vor einer Viertelstunde …« »Acht Uhr gewesen.
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Rezensionen für Donnernde Hufe
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Buchvorschau
Donnernde Hufe - Frank Wells
Western Helden
– 26 –
Donnernde Hufe
Frank Wells
Roy Kenneth ist Sensationsreporter. Sein Beruf bringt es mit sich, dass er auch mit vielen zwielichtigen Gestalten zusammenkommt und Beziehungen zur Unterwelt pflegen muss, die ihm manchmal schwer im Magen liegen. Aber ein Reporter muss hin und wieder auch Artikel schreiben, ohne die seine Zeitung nun einmal nicht existieren kann. Zum Beispiel für die Klatschspalte.
Dass Roy Kenneth an diesem Morgen wieder einmal zu spät in der Redaktion erscheint, hat seine Ursache in der Cocktailparty, die Lady Somerset am Abend zuvor gegeben hat. Es war eine anstrengende Konversations-Schau, und entsprechend elend fühlt sich Roy, nicht zuletzt wegen des Genusses diverser Alkoholsorten, die auf der Party gereicht wurden. Kein Wunder also, dass sein Gesicht zitronensauer wird, als der Portier ihm zuflüstert: »Der Alte hat schon nach Ihnen gefragt, Mister Kenneth. Und ich glaube nicht, dass er die beste Laune hat.«
Der »Alte«, das ist John Sloan, Chefredakteur des »Herald«, fünfundfünfzig Jahre alt, Vater von einer Tochter mit hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten und eines Sohnes, dessen Hauptbeschäftigung im Geldausgeben besteht.
John Sloan größtes Geheimnis ist seine Fähigkeit, sich trotz seiner Größe von nur ein Meter sechzig bei der scharfen Meute seiner Reporter durchzusetzen. Allerdings wirkt sein Charakterkopf mit der ungebändigten grauen Löwenmähne und den Wieselaugen hinter scharfen Brillengläsern eindrucksvoll. Respekt verschafft er sich vor allem mit seinem donnernden Bass.
Roy Kenneth vernimmt das Grollen seiner Stimme schon, ehe er die Tür zum Vorzimmer geschlossen hat. Und es hätte der sanften ironischen Stimme der Sekretärin gar nicht erst bedurft, um ihn den Stimmungsbarometer erkennen zu lassen.
»Oh, Mister Kenneth«, säuselte die Schreibtisch-Lady, »man ist schon in Sorge um Ihr Wohlbefinden. Immerhin ist es schon vor einer Viertelstunde …«
»Acht Uhr gewesen. Na und? Hier ist mein Artikel, Geben Sie ihn schon mal in Satz.«
Roy knallt dem späten Mädchen das Produkt seiner nächtlichen Tätigkeit hin und marschiert durch die Polstertür ins Hauptbüro.
Gleichmütig schiebt er seine breiten Schultern in den Halbkreis der Reporter, die schon um den Konferenztisch versammelt sind.
»Dass man Sie auch noch einmal sieht!«, spottet John Sloan. »Ich hoffe, Sie haben wohl geruht, Mister Kenneth.«
»Danke.« Roy grinst. »Es hätte besser sein können.«
John Sloan blickt ihn argwöhnisch an. »Und Ihr Artikel über Mistress Somerset«
»Lady bitte! Die Gnädigste legt Wert auf Titel. Und der Artikel über sie ist vermutlich schon im Satz. Aber lieber will ich in Zukunft einen Sack voll Flöhe hüten, als vor Lady Somerset Kratzfüße zu machen. Mit Verlaub, ich bitte mich, in die Unterwelt zurückzuversetzen, Mister Sloan.«
John Sloan pfeift leise, und ein vergnügtes Lächeln umspielt seine Lippen.
Wenn Roy erwartet hat, einen Schwall voll unfeiner Bemerkungen über sich ausgeschüttet zu sehen, so wird er jetzt angenehm überrascht.
»Mein Junge«, röhrt John Sloans Bass, »wären Sie pünktlich gekommen, so hätten Sie meinen Standpunkt zu dieser speziellen Frage schon gehört. Ich versuche, nämlich gerade Ihren Kollegen klarzumachen, dass das Bild unserer Zeitung sich wandeln muss.«
Er hebt seine Stimme, dass Roy schon die Fensterscheiben klirren hört.
»Wen in aller Welt interessiert es, ob Lady Somersets momentaner Verehrer einen grünen oder blutroten Schlips trägt, ob der Ring an seiner Linken fünftausend oder zwanzigtausend Dollar wert ist? Wer, außer einigen überspannten alten Weibern, hat ein Interesse zu erfahren, ob Lady Somerset ein Engel oder eine Teufelin ist?«
»Und was«, wirft ein schmächtiger junger Mann ein, »sollen wir nun schreiben, Mister Sloan?«
»Das fragen Sie mich?«, brüllt der Chefredakteur. »Wir brauchen Artikelserien, die fesseln, die begeistern! Keine lächerlichen Alltäglichkeiten, sondern Sensationen, Nervenkitzel!«
»Nun, wir können uns doch nichts aus den Fingern saugen, oder sollen wir etwa in den Westen fahren?«
»Warum nicht?«, knurrt Sloan. »Kennen Sie den Westen, wie er wirklich ist? Sie kennen ihn nicht! Kennen Sie die endlose Wüste, das Fauchen des Sturmes über der Prärie, das Stampfen einer tausendköpfigen Herde? Haben Sie schon einmal einen Colt bellen hören? Kennen Sie Greenhorn die Männer aus Stahl und Granit, die von morgens bis abends im Sattel wilder Pferde hängen, die kaum zum Essen absteigen? Nein, Sie alle kennen das nicht. Sie können es nicht kennen. Wenn Sie etwas vom Westen gesehen haben, dann durch das Fenster eines Pullman-Wagens.«
Roy Kenneth hört aufmerksam und sehr interessiert dem grollenden Bass seines Vorgesetzten zu. In seiner Stimme ist irgendetwas, das ihn in seinen Bann zieht, das ihn fortlocken will, hinaus aus den traurigen Häuserschluchten der Stadt.
»Den wahren Westen«, fährt Sloan gedämpfter fort, »kann man nur vom Rücken eines Pferdes aus sehen. Man muss ihn am eigenen Leib gespürt haben. Wenn ich an meine Jugend denke …« Er bricht jäh ab. »Zur Hölle, ich bin es dem Andenken so manches alten Eisenfressers schuldig, dass die Welt von den Taten der Westmänner erfährt.«
»Und wozu das alles?«, erkundigt sich Brewster, der schmalbrüstige politische Redakteur.
»Wozu?«, fährt John Sloan ihn an. »Weil ich Sie davor bewahren möchte, dass Sie eines schönen Tages auf der Straße liegen. Wenn es Sie interessieren sollte: Der ›Herald‹ hat im letzten Halbjahr mehr als fünftausend Abonnenten verloren. Und wenn Ihnen das noch nicht genügt, dann will ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen.«
Sloan setzt sich atemschöpfend auf den wuchtigen Schreibtisch. Tiefer Ernst liegt plötzlich auf seinem Gesicht.
»Da war einmal ein junger Gent«, beginnt er und blickt abwesend zu der dunkelgetönten Decke empor, »irgendwo in Texas. Dieser Junge war der zweite Sohn eines großen Ranchers. Er hatte eine Zukunft vor sich, die man wohl als sorgenlos hätte bezeichnen können, wenn er nicht ein schwächliches Bürschchen gewesen wäre. Sein Bruder hingegen, ein Kerl wie ein Baum, mit Muskeln aus Stahl und Eisen, war ganz das, was man sich unter einem Pionier des Westens vorstellt.
Die beiden Brüder verstanden sich gut. Und doch wurde der Jüngere von Neid zerfressen, denn keiner war überflüssiger auf der Ranch als er. Er fing an, zu trinken, was schlimmer war – zu spielen. Niemand ahnte etwas davon. Keiner wusste, dass nach und nach die Rinder, die Pferde und die Ranch zum Teufel gingen, dass Pfandscheine über Tausende von Dollars in den Händen der Spielkumpane waren. Bis eines Tages der Knall kam.
Ed, der ältere Bruder, wurde fast verrückt, als er alles erfuhr. Er kam an dem Abend, bevor die Ranch mit allem Inventar versteigert werden sollte, in die Bar, in der sein betrunkener Bruder hockte und spielte. Ed sagte kein Wort, setzte sich dazu, trank einen doppelten Whisky und mischte mit. Er spielte bis nach Mitternacht, und er spielte mit so hohem Einsatz, dass er alle Schuldscheine zurückgewann – alle, bis auf den über das Ranchhaus. Der Viehhändler, der im Besitz dieses Schuldscheines war, ließ sich nicht zum Spiel bewegen.«
John Sloan hält gedankenvoll inne. Dann gibt er sich einen Ruck.
»Am nächsten Morgen, als die Versteigerung beginnen sollte, stand die Ranch in Flammen. Am unteren Ast der Eiche vor dem Haus hatte sich der jüngere der beiden Brüder erhängt. Von Ed fehlte jede Spur. Erst nach geraumer Zeit hörte man wieder von ihm: Er war ein Revolvermann geworden. Eines seiner Opfer wurde der Viehhändler, als er wieder einmal – wie schon oft – mit gezinkten Karten spielte. Und wissen Sie, Gentlemen, dass das erst vor wenigen Jahren geschehen ist? Ich selbst war Zeuge dieser Vorfälle. Das sind Geschichten, die das Leben schreibt. Geschichten über Menschen aus Fleisch und Blut, Erlebnisse von richtigen Männern – keine Schlafzimmergeschichten. Mein Entschluss steht fest, ich fahre in den Westen. Mister Hynd, Sie übernehmen wie besprochen die Leitung der Redaktion. Sie, Mister Kenneth, haben die Güte, meine Tochter davon in Kenntnis zu setzen, dass ich in der nächsten Zeit abwesend bin. Mein Sohn legt keinen Wert auf diese Mitteilung. Im Übrigen habe ich nichts dagegen, wenn Sie sich auch mit dieser Materie befassen wollen. Allerdings möchte ich Ihnen raten, sich vorher mit der Gebrauchsanweisung von Revolvern zu befassen. Und sollte mein Rat erwünscht sein: Sheriff Bob Booth in Carioca weiß, wo ich zu finden bin.«
John Sloan, dem man plötzlich nichts mehr von der Last seiner Jahre anmerkt, nimmt seine Aktentasche, schwenkt sie unternehmungslustig im Kreis und marschiert hinaus.
Die Reporter blicken sich mehr oder weniger ratlos an. Roy Kenneth ist so in Gedanken versunken, dass er den Spott seiner Kollegen kaum hört.
»Der Alte ist übergeschnappt«, faucht Brewster erbost.
»Total verdreht!«, pflichtet man ihm bei. »Den Wilden Westen suchen! Als ob es in unserer Stadt nicht wild genug zuginge!«
Plötzlich geht die Tür auf. Verblüfft starren die Reporter und Redakteure auf den fremden Mann, der dort lässig im Türrahmen
