Moretti e Peroni a Napoli (dt!): Morettis dritter Fall
Von Peter Gebhardt
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Über dieses E-Book
Ispettore Peroni wird von seinem Vorgesetzten, Questore Brolio, nach Amatrice geschickt. Ein schweres Erdbeben hatte kurz zuvor den beschaulichen Ort in den Bergen des Apennin heimgesucht. Dorthin soll er nun dem Bürgermeister Spendengeld überbringen. Zurück kommt er mit einem Dieb, Pasquale aus Neapel, der dort im Hotel Roma gearbeitet hatte. Brolio will den Mann aber nicht in seiner Stadt haben; so schickt er Peroni in Begleitung seines Partners, Commissario Moretti, nach Neapel, um ihn dort den Kollegen zu übergeben.
Erst wollte Moretti so schnell wie möglich wieder zurück, nach Hause zu Lisa. Oder zu Anna oder …
Doch das verrückte Leben dort, die Menschen, das Essen, der gute Vino und die hübsche Mariasole lassen ihn nicht los. Peroni unter Zigarettenschmuggler, Moretti und die Geldfälscher, ein aufregendes Wochenende a Napoli.
Der Roman "Moretti e Peroni a Napoli" nimmt Sie mit auf eine Reise aus den Bergen in die Metropole Neapel. Unterschiedlicher kann Italien nicht sein. Aber lassen Sie sich überraschen von den Geschichten und den Schauplätzen der jeweiligen Regionen.
Eine kurzweilige, weitere Episode der beiden Poliziotti aus Teramo in den Abruzzen, die sich diese Dienstfahrt sicher anders vorgestellt hatten.
Die Schauplätze gibt es so natürlich auch in Wirklichkeit, genauso wie die Lokale, in denen die beiden die besonderen Köstlichkeiten der Gegend genießen.
Und ob Commissario Mario Moretti dieses Mal seinen ersten Mordfall lösen kann ...
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Buchvorschau
Moretti e Peroni a Napoli (dt!) - Peter Gebhardt
Peter Gebhardt
Moretti e Peroni a Napoli
Morettis dritter Fall
Ein Abruzzenkrimi
BERG & TAL Verlag
Inhaltsverzeichnis
1. Auftrag für Ispettore Peroni
2. Die Gewalt des Bebens
3. Pasquale, il Ladro.
4. Rettung aus dem Paradies
5. Peroni erfüllt seine Pflicht
6. Peroni in froher Erwartung
7. Brolios Idee
8. Partenza per Napoli
9. Buon appetito
10. Questore Dante
11. Cena a Castellamare
12. Un posto di merda
13. Mariasole
14. Una passeggiata
15. Causa Zigaretten
16. Moretti im Glück
17. Treffpunkt Weihnachtsmarkt
18. Der Plan
19. Amici per sempre
20. Peronis Auftritt
21. Mergelinas Dolce
22. Piastrelle di Sorrent
23. Eine Kleinigkeit
24. Vorbereitungen
25. Tutti insieme
1. Auftrag für Ispettore Peroni
Einige Wochen sind vergangen seit dem schweren Erdbeben in Mittelitalien. Dort, wo die Regionen Umbria, Marche, Abruzzo und Lazio aneinandergrenzen. Das Epizentrum lag bei Amatrice, einst ein malerisches Bergdorf. Es wurde fast vollständig zerstört, genauso wie Arquata, Accumoli und zahlreiche andere kleine Ortschaften, die innerhalb von ein paar Sekunden der Urgewalt zum Opfer gefallen sind. Viele Einwohner und Urlaubsgäste verloren in dieser Nacht ihr Leben, die Überlebenden ihr ganzes Hab und Gut.
Questore Brolio, ranghöchster Beamter der Polizia in Teramo, sitzt an seinem Schreibtisch und sortiert die vor ihm liegenden Geldscheine. Spontan haben die Mitarbeiter der Questura bei ihrem Sommerfest für die Opfer des Erdbebens gesammelt. Eine stolze, vierstellige Summe ist zusammengekommen. Mit dem Geld in der Jackentasche läuft der Questore ein paar Minuten später hinunter in die Kantine. Auf den ersten Blick ist niemand zu sehen, aber aus der Küche hört er eine bekannte Stimme. Er versteht Worte wie „köstlich, hervorragend, dann ein langes „mmmmmh, wäre doch wirklich schade.
Peroni, das kann nur Vielfraß Ispettore Enzo Peroni sein.
Brolio öffnet vorsichtig die Türe zur Küche, geht dabei ein wenig in die Knie und schielt mit einem Auge in Richtung Herd. Peroni sitzt auf dem großen Küchentisch vor dem Herd, umzingelt von Schüsseln und Töpfen. Anna, die Wirtin der Kantine, reicht ihm die Reste vom Vortag, es ist vieles übrig geblieben. Timballo, Lasagne, Parmigiana, Involtini di Melanzana, Grigliata di Verdure, Zucchini, Pomodori, Peperoni und und … Peronis Beine baumeln in der Luft, zu hoch ist der Tisch, oder besser gesagt, zu kurz seine Beine. In der einen Hand hält er ein Stück Kruste der noch reichlich vorhandenen Porchetta, in der anderen ein geröstetes Brot, gut getränkt in Olivenöl, großzügig belegt mit gegrillten Peperoni.
„Buon appetito Ispettore", ruft der Questore in die Küche.
Peroni springt wie vom Blitz getroffen vom Tisch, salutiert dabei mit der rechten Hand und knallt sich die Schweinekruste an die Dienstmütze, die sich daraufhin zielsicher auf den Weg in einen der Töpfe macht.
Anna und der Questore müssen bei dem Anblick lachen, Peroni versucht noch im Springen, mit der linken Hand seine Dienstmütze vor der Landung im Tomatensugo zu greifen, rutscht aber auf der Pannacotta aus, die er mit vom Tisch gerissen hat. Die Porchettakruste hält er weiter fest in seiner Hand.
„Presente Questore, aiiiiiiiia, porca miseria, va fanculo."
Questore Brolio salutiert lachend zurück, nimmt dem Ispettore die Kruste aus der Hand und beißt ein Stück davon ab.
Anna hilft Enzo wieder auf die Beine, der sich nun mit der rechten Hand sein Hinterteil abtastet und dabei furchtbar jammert. Brolio legt das gespendete Geld auf den Küchentisch,
„Ispettore, wenn sie wieder so aussehen, dass man sich ihrer nicht schämen muss, fahren sie nach Amatrice und übergeben das Geld Bürgermeister Baretta mit einem schönen Gruß von mir. Haben sie verstanden, Peroni? Ich kann mich doch auf sie verlassen?"
„È certo, Questore, das Geld ist bei mir so sicher wie bei der Bank von, äh von …,"
„England meinen sie", hilft Brolio.
„No, Teramo mein ich. Ich habe doch kein Geld in England, oder?"
Der Questore greift sich an die Stirn, fährt sich dann mit beiden Händen durch seine Haare, „England, das ist …, Ispettore, vergessen sie es."
Peroni salutiert, stampft mit dem Fuß kräftig auf den Boden, die Pannacotta spritzt in alle Richtungen davon.
„Scusi Questore, ich äääh, meine Mütze …"
Peroni zieht seine Dienstmütze aus dem Tomatensugo, überlegt kurz sie aufzusetzen.
„Tun Sie es nicht, Peroni, verschwinden Sie."
2. Die Gewalt des Bebens
Am frühen Nachmittag fährt Peroni mit seiner Vespa in der Questura vor. Dem Anlass entsprechend, so erklärte er es seiner Frau Luisa, holte er seine beste Uniform aus dem Schrank. Das letzte Mal als er sie trug, bei seiner Beförderung zum Ispettore, war sie schon sehr körperbetont. Heute ist seine Bewegungsfreiheit allerdings so sehr eingeschränkt, dass sich auf der Fahrt in die Questura bereits zwei Knöpfe mit hoher Geschwindigkeit von seiner Dienstjacke verabschieden.
Er will seine Dienstpistole, die im Safe der Questura liegt, unbedingt anlegen, allein schon der Optik wegen.
Commissario Mario Moretti spaziert just in diesem Moment seinem Kollegen aus der Questura kommend entgegen. Mit beiden Händen gestikulierend bleibt er vor Peroni stehen, überlegt kurz, wie sein Kollege es wohl geschafft hat, in die Uniform zu kommen, und kann sich dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
„Was schaust du so blöd", fährt der Ispettore seinen Kollegen an.
„Scusa Enzo, was hast du vor?"
Peroni rückt seine Krawatte zurecht, „dienstlich Mario, dienstlich. Ein Auftrag von Questore Brolio, persönlich von ihm, an mich, also ich meine …"
„Si si, Enzo, ich hab’s verstanden, ein Auftrag für dich."
„Si si, für mich allein, so ohne dich, das ist doch persönlich, oder?"
„Enzo, nerv mich nicht."
Moretti kann sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass der Questore seinem Kollegen und nicht ihm einen Auftrag erteilt hat.
Obwohl, Moretti erinnert sich, einige Dienstanweisungen, die Brolio lieber Peroni erteilt hatte, wohl wissend, dass er die Befehle sicherlich nicht ohne Protest angenommen hätte. Da war vor einiger Zeit zum Beispiel die nächtelange Observierung der Opferstöcke im Dom von Teramo. Erst in der fünften Nacht konnten sie den Dieb beziehungsweise die Diebin stellen. Was allerdings auch nichts brachte, da es sich um eine arme Rentnerin handelte, die bei Peroni im Haus wohnt. Er gab ihr fünfzig Euro und schickte sie nach Hause. Oder die Jagd nach den Wilderern in Brolios Revier. Einer der beiden Wilderer entpuppte sich als Sohn von Morettis Freundin Lisa, auch diese Geschichte konnten sie „regeln".
Moretti und Peroni sind übrigens in der Abteilung Mord und Gewaltverbrechen beschäftigt.
Mit was hat der Questore wohl Peroni beauftragt? Moretti ist zwar froh, an dieser Causa nicht beteiligt zu sein, aber doch neugierig.
„Wo geht’s denn hin, Enzo?", will Moretti gespielt gelangweilt mit einer abwerteten Handbewegung wissen.
„Amalfi."
„Amalfi?", fragt der Commissario jetzt überrascht interessiert.
„Ja, wo das Erdbeben war, vor kurzem."
„Ah, und du fährst mit deiner Vespa, na dann, viel Spaß."
Peroni wird verlegen, seine Dienstwaffe will er nun nicht mehr holen, nur sofort weg. Er startet seine Vespa, schnell greift Moretti an den Zündschlüssel und schaltet den Roller wieder aus.
„Spinnst du Mario, ich bin in Eile."
„Enzo, wir beide gehen jetzt in die Questura, ich zeige dir etwas."
Leise vor sich hin fluchend schleicht Peroni hinter seinem Kollegen her, wischt dabei verlegen immer wieder über seine Uniformjacke, bemerkt jetzt den Verlust zweier Knöpfe und sieht fluchend und kopfschüttelnd Richtung Straße. In der Kantine angekommen bleiben sie vor einer großen Italienkarte, die neben der Türe zur Küche hängt, stehen. Anna kommt grinsend hinzu, Peroni zeigt ihr an, nichts von seinem Missgeschick vom Vormittag zu erzählen.
„Allora Enzo, noi siamo qui", Moretti zeigt auf die Adriaseite.
Peroni nickt und deutet seinem Kollegen mit einer kreisenden Handbewegung an, was er eigentlich will.
„So und da drüben ist Amalfi."
„Amalfi?, fragt Anna und lacht: „Enzo, Amatrice hat Questore Brolio gesagt.
„Amalfi, Amatrice, meint ihr ich bin …"
Moretti und Anna lachen, Enzo winkt genervt ab: „Ich muss los."
Der Ispettore lässt die beiden grußlos stehen und holt sich nun doch seine Dienstwaffe aus dem Safe.
Natürlich erzählt Anna ihrem Freund Mario die Aktion seines Kollegen vom Vormittag in der Küche.
Die SS80 führt Peroni hinaus in Richtung L`Aquila; vorbei an Montorio geht es hinein in den Parco Nazionale Gran Sasso e Monti della Laga. Er kennt hier jeden Baum, jeden Berg und jede Trattoria. Er denkt an seinen Freund Moretti, der jedes Mal schmunzeln muss, wenn er, Peroni, Ortsunkundigen einen Weg erklärt. Nicht Entfernungen, Ortsnamen oder Wegweiser sind seine Orientierungspunkte. Nein, Bars, Ristoranti, Trattorie, Osterie oder ein an der Straße liegendes Agriturismo dienen ihm stets als Richtungs- und Entfernungsangabe.
Commissario Moretti und Ispettore Peroni sind in ihrer Freizeit oft zusammen in den Bergen unterwegs, in Begleitung von Fila, Peronis Hund. Der Lagotto Romagnolo, ein ausgebildeter Trüffelhund, findet nicht selten das edle Pilzgewächs und gräbt es aus. Peroni, der bis heute bestreitet, dass Fila für die Suche nach der Köstlichkeit ausgebildet wurde, steckt den Trüffel dann anschließend in seine rein zufällig mitgebrachte Jutetasche. Dass sich in der Jutetasche außerdem auch noch ein kleiner Pinsel zum Säubern der Trüffel befindet, ist ebenfalls reiner Zufall. Der Ispettore bekam die damals zweijährige Hündin von einem langjährigen Freund geschenkt. Liberato war der ranghöchste Beamte der Polizia Forestale in L`Aquila. Kurz nach seiner Pensionierung erkrankte er schwer und in Vorahnung seines folgenden Schicksals wollte er seine Fila in guten Händen wissen. Peroni zögerte nicht eine Sekunde, als Liberato ihn fragte, ob er sich um Fila kümmern würde. Eine Woche später verstarb sein Freund.
Commissario Moretti widerspricht seinem Freund nicht, obwohl er selbst von Liberato früher des Öfteren Trüffel geschenkt bekommen hatte. Dabei lobte er seine Fila, noch nie zuvor hatte er eine so erfolgreiche Trüffelsucherin besessen. Liberato war allerdings erlaubterweise in den Wäldern der Abruzzen unterwegs, er besaß eine Lizenz.
Moretti freut sich natürlich nach den Escursioni mit seinem Freund und Fila auf das Abendessen zu Hause bei den Peronis. Luisa, seine Frau, bereitet dann am selben Abend den Trüffel mit Tagliatelle zu, oder hobelt ihn reichlich über eine gegrillte Tagliata, meistens beides.
Der Ispettore greift während der Fahrt immer wieder an seine Jackentasche, vergewissert sich, ob das Kuvert mit dem Geld noch da ist.
Gut dreißig Minuten nach dem Ristorante La Locanda del Cervo geht es rechts ab, eine kurvenreiche Landstraße hinauf zum Lago di Campotosto. Gerade noch begeisterte das steinige Gelände und die weiten Weideflächen der Schafe den Ausblick Peronis, jetzt, kurz nachdem er die imposante Staumauer passiert hat, öffnet sich sein Blick auf das tiefe Blau des Lago di Campotosto. Er ist mit vierzehn Quadratkilometern der größte Stausee Italiens und speist einen großen Teil der Abruzzen mit Trinkwasser. Neugierig sucht Peroni einen Blick auf den gleichnamigen Ort gegenüber zu bekommen. Was wird das Beben hier angerichtet haben? Am Ortseingang steht ein Fahrzeug des Militärs quer auf der Straße, zwei Soldaten, die davor patrouillieren, verbieten ihm die Weiterfahrt. Peroni lässt seine Vespa ausrollen und salutiert auf den letzten Metern zu den Soldaten.
„Buona sera, sono io, Ispettore Peroni."
Schmunzelnd geben die beiden Uniformierten den Weg frei. Langsam fährt Peroni durch den schwer beschädigten Ort. Mitarbeiter der Protezione Civile, die Vigili del Fuoco und Soldaten des Militärs sind damit beschäftigt, die Gebäude zu sichern. Einheimische sind nicht zu sehen, sie wurden in Sicherheit gebracht, in Hotels und Alberghi an der Küste. Die gute Laune des Ispettore wechselt nun in eine eher nachdenkliche, traurige Betroffenheit. In seinen Gedanken sieht er noch den ruhigen, beschaulichen Ort vor sich, am Ortsausgang grüßt er verhalten den dort stehenden Soldaten zu und fährt hinab nach Amatrice.
Seine Befürchtung bestätigt sich, die Bilder der Zerstörung gleichen sich, als Peroni kurz darauf Amatrice erreicht. Sicherlich, er hatte Bilder im Fernsehen gesehen, aber die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer, als er dachte. Eine unheimliche Stille ist zu spüren, ein Geruch von Bauschutt, Holz, Stein und Sand liegt in der Luft. Die Sicherheitsposten erkennen den heranfahrenden Beamten und lassen ihn passieren.
„Oh Dio", stammelt Peroni, als er in Schrittgeschwindigkeit der Hauptstraße langsam Richtung Ortskern folgt. Rechts und links von ihm nur eingestürzte Gebäude. Er versucht sich zu erinnern, welche Häuser hier standen, aber seine Augen suchen vergebens nach bekannten Dingen. Ein leichter Wind wirbelt abwechselnd an verschiedenen Stellen Staub auf. Ein paar Männer in
