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Star Trek - The Original Series: In Gefahr
Star Trek - The Original Series: In Gefahr
Star Trek - The Original Series: In Gefahr
eBook470 Seiten5 Stunden

Star Trek - The Original Series: In Gefahr

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Über dieses E-Book

Ein brandneuer "Star Trek"-Roman, der das Erbe der Serie "Star Trek: Vanguard" fortsetzt! Manche Geheimnisse sollten besser für immer vergraben bleiben. Captain James T. Kirk und die Crew des Raumschiffs Enterprise machen sich auf die Suche nach einem vermissten Wissenschaftler der Föderation – nur um sich zwischen einem klingonischen Kriegsschiff und der geheimnisvollsten Operation der Sternenflotte – Vanguard – wieder zu finden. In längst vergangenen Äonen beherrschten außerirdische Hegemonen, die als Shedai bekannt waren, Tausende von Welten in der Milchstraße. Jahrtausendelang dachten ihre ehemaligen Sklaven, die Shedai seien tot und verschwunden. Doch das war ein Irrtum! Für einen Landetrupp der Sternenflotte und ein klingonisches Team wird der Wettlauf um die lang vergrabenen Geheimnisse der Shedai zu einem Kampf ums Überleben, den sie nur gewinnen können, wenn sie ihre Konflikte beiseite legen und zusammenarbeiten.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum20. Nov. 2023
ISBN9783986663391
Star Trek - The Original Series: In Gefahr
Autor

David Mack

David Mack is the multi-award-winning and the New York Times bestselling author of thirty-eight novels of science fiction, fantasy, and adventure, including the Star Trek Destiny and Cold Equations trilogies. His extensive writing credits include episodes of Star Trek: Deep Space Nine, and he worked as a consultant on season one of the animated series Star Trek: Prodigy. Honored in 2022 as a Grand Master by the International Association of Media Tie-in Writers, Mack resides in New York City.  

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    Buchvorschau

    Star Trek - The Original Series - David Mack

    Gleißend weiße Lichtblitze, gefolgt von violetten Flecken in seinem Sichtfeld – mehr sah Doktor Mozhan Rashid nicht vom Dschungel, während sie vor den Schatten davonrannte. Tagsüber waren die äquatorialen Wälder von Kolasi III ein üppiges grünes Tableau unter einer bleiernen Wolkenkuppel, nachts allerdings herrschte nichts als stockfinstere Dunkelheit, durch die sich gelegentliche Blitze am Himmel fraßen. Die warmen, endlosen Regenfälle hatten aus dem Boden des Dschungels längst ein Meer aus Schlamm und Moos gemacht, während jeder Quadratkilometer von Leben wimmelte und nach Tod stank.

    Bewegte sie sich nach wie vor Richtung Süden? Sie wusste es nicht. In der Finsternis verlor man jegliches Orientierungsgefühl. Der Pfad lag ganz in ihrer Nähe, davon war sie überzeugt. Sie musste nur weiter, einfach weiterrennen …

    Sie stolperte über eine Wurzel, prallte mit dem Gesicht voran dermaßen heftig gegen einen Baumstamm, dass rot glühender Schmerz durch ihren Schädel zuckte. Als sie sich von dem Baum wegdrückte und weiterlief, pochte ihre Wange dumpf, kribbelte heiß. Sie ignorierte es – zu entkommen war alles, was jetzt noch zählte. Bevor die Schlangen aus Rauch und Schatten sie erneut aufspürten.

    Dornige Ranken verfingen sich an ihrer durchnässten Jacke und Hose. Beide rissen laut an mehreren Stellen, als sich Rashid mit einer energischen Drehung losriss.

    Der Boden fiel überraschend ab. Im Dunkeln rutschte sie eine schlammige Böschung hinunter und prallte dabei gegen große Steine und Bäume. Die ungewollte Rutschpartie dauerte nahezu eine Minute. Am Fuß des Abhangs stürzte sie kopfüber in einen seichten, schlammigen Bach. Sie war nur wenige Sekunden unter Wasser, dennoch war das mehr als genug Zeit, damit sich ein halbes Dutzend Blutegel unterschiedlicher Größe an ihr festsaugen konnten. Sie stemmte sich hoch und taumelte ein paar Schritte vorwärts, bevor sie vor Ekel schreiend die kleinsten von ihren Unterarmen und ihrem Hals wischte; die großen an ihren Beinen musste sie hinter dem Kopf packen, um sie zu zwingen, das Maul zu öffnen und loszulassen. Sie schleuderte sie in die Nacht, wobei sie sich von jedem einzelnen mit einem angestrengten Knurren verabschiedete.

    Es gab keine angemessenen Worte, um auszudrücken, wie sehr Rashid diesen Dschungel hasste.

    Donner ließ den Boden beben, im Himmel loderte elektrische Wut. Der Wald um den Doktor herum wirkte bösartig. Das Heulen wilder Begierden hallte darin wider, und wenn Blitze die Wolken erhellten, ließen sie im Dunkel tausend wachsame Augen schimmern.

    Sie zwang sich weiterzugehen. Das Gewitter gewährte ihr nur kurze Blicke auf ihre Umgebung, in den grellsten Farben und tiefsten Schatten. Doch es reichte aus, um die zerklüftete Schneise zu finden, die das Schiff ihres Mentors, die S.S. Heyerdahl, geschlagen hatte. Das ardanische Forschungsschiff war jahrzehntealt, aber gut gepflegt gewesen – bis Verdo in dem brutalen Ionensturm, der über dem Äquator und den tropischen Breiten von Kolasi III tobte, die Kontrolle über das Schiff verloren hatte. Die Bruchlandung war ein spektakuläres Schauspiel aus Inkompetenz und Glück gewesen: Keiner der drei Passagiere hatte Verletzungen davongetragen, das Schiff würde jedoch wahrscheinlich nie wieder fliegen.

    Wäre ich doch nur gestorben. Dann wären mir diese Schrecken erspart geblieben …

    Und natürlich der Regen. Dieser verdammte, endlose Regen. Der ewige, allgegenwärtige, unerbittliche Regen. Er wechselte oft die Richtung, wurde stärker und schwächer, seine Temperatur stieg und fiel … aber er hörte nie auf. Rashids erster Tag in diesem Wald hatte ausgereicht, in ihr die Angst zu wecken, sie könnte vergessen, wie es sich anfühlte, trocken zu sein. Nach inzwischen gut drei Wochen in dieser widerwärtigen Achselhöhle eines Dschungels wagte sie nicht einmal mehr, davon zu träumen.

    Jetzt war nicht die Zeit für Träume.

    Eine weitere, die Netzhaut versengende Parade aus Blitzen durchzog den Himmel über ihr, und aus dem Augenwinkel glaubte Rashid, rauchige Windungen zu sehen, die sich zwischen den Bäumen und durch das üppige Grün des Waldbodens schlängelten. Sie wirbelte zu den wabernden Schatten herum, doch die waren verschwunden – wenn sie denn jemals da gewesen waren.

    Die Blitze verblassten und die Welt um Rashid herum versank erneut in Dunkelheit.

    Sie war versucht, die kleine Handlampe zu benutzen, die sie nach dem Absturz vor ein paar Wochen aus der Notfallausrüstung der Heyerdahl geborgen hatte, allerdings befürchtete sie, dass sie sich dadurch nur noch mehr zu einer Zielscheibe für das machen würde, was in den undurchdringlichen Schatten lauerte.

    Ich muss einfach weiter. Bin fast am Ziel.

    Die nächste Blitzsalve sorgte dafür, dass sich ein paar Dutzend Meter vor ihr, am Ende der Schneise, die der Absturz in den Dschungel geschnitten hatte, der Umriss des zerstörten Rumpfes der Heyerdahl aus der Finsternis schälte.

    Na endlich!

    Rashid beschleunigte ihre Schritte, sprintete die letzten paar Meter zu dem kleinen Raumschiff. Die Luke auf der Backbordseite stand nach wie vor offen, auf dem Deck im Inneren hatten sich mehrere Zentimeter Regenwasser angesammelt. Mittlerweile war die Außenhülle des Schiffs mit Ranken von Schlingpflanzen und mit verschiedenen Moosarten bedeckt. Man konnte den Dschungel von Kolasi ohne Weiteres als hartnäckig bezeichnen.

    Als Rashid das Schiff betrat, schaltete sich die bernsteinfarbene Notfallbeleuchtung oben und unten an den Schottwänden ein. Sie gestattete sich einen Moment lang den Genuss, keinen Regen zu spüren. Dabei war ihr egal, dass sie von Kopf bis Fuß klatschnass war. Es war eine Wohltat, wenn auch nur vorübergehend, von dem prasselnden Niederschlag auf ihren Schultern, ihrem Rücken und ihrem Kopf erlöst zu sein.

    Dann fiel ihr wieder ein, warum sie hier war und wie wenig Zeit sie hatte.

    Der größte Teil des nutzbaren Innenraums der Heyerdahl erstreckte sich über ein einziges Deck. Am Bug befand sich das Cockpit. Kojen für die Besatzung, eine Essensausgabe und zwei Erfrischungskabinen säumten den Hauptgang im vorderen Bereich. Hinter den Einrichtungen für die Besatzung befanden sich das Forschungslabor und die Krankenstation. Die meisten technischen Funktionen des Schiffes hatte man automatisiert und auf ein einzelnes Abteil hinter dem Labor reduziert, während die anorganische Fracht in Laderaumkammern unter dem Hauptdeck untergebracht war.

    Rashid ging direkt zum Cockpit, wo sich das Kommunikationssystem des Schiffes befand. Die Sichtluke aus transparentem Aluminium wies einen dramatischen Riss auf, der von der oberen Backbordseite bis zur unteren Steuerbordseite verlief. An dieser Stelle sickerte Regenwasser hindurch, lief über die Hauptkonsole und sammelte sich als knöcheltiefe, lauwarme Pfütze auf dem Boden.

    Gleichermaßen von Hoffnung und Verzweiflung getrieben, probierte Rashid die Kontrollen der Kommunikationsanlage aus. Das System reagierte nur träge. Es bezog Energie aus den Notreservebatterien, die mittlerweile bis auf zwanzig Prozent verbraucht waren. Würde das ausreichen, um ein Signal durch den Sturmgürtel des Planeten zu senden? Sie versuchte, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, gab jedoch auf.

    Selbst wenn jemand meine Nachricht empfängt – würde wirklich irgendwer riskieren herzukommen, um uns zu helfen?

    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.

    Sie rief den automatischen Notruf des Schiffes auf und stellte ihn auf Wiederholung ein, bevor sie die Schiffsantenne auf eine Schmalbandübertragung in Richtung Föderation ausrichtete. Schließlich drehte sie die Sendeleistung auf Maximum und aktivierte die Anlage.

    Eine Schlange aus Rauch und Schatten krachte durch die vordere Sichtluke. Schartige Splitter aus transparentem Aluminium explodierten vor dem Monster ins Innere des Cockpits. Eine Wolke aus glasähnlichen Bruchstücken, die Rashid wie ein Orkan traf und sie fast das Leben kostete.

    Sie landete hart auf dem Rücken. Ihre nasse Kleidung war zerfetzt, das Gleiche galt für sie selbst. Unzählige Splitter aus transparentem Aluminium ragten aus jedem Teil ihres übel zugerichteten Körpers, und dem Schmerz nach zu urteilen hätte sie schwören können, dass doppelt so viele in ihrem Inneren steckten. Sie fühlte sich benommen, während ihr Blut das Regenwasser um sie herum erwärmte.

    Der Tentakel aus schwarzem Dampf schwebte über ihr, als würde er sie studieren oder sich vielleicht an der Qual ihrer letzten Atemzüge erfreuen, während sich Rashids Lunge mit Blut füllte, sodass sie allmählich daran erstickte.

    Aus der Konsole über ihr erklang eine automatische Stimme, die eine einfache Nachricht wiederholte: »Mayday, Mayday. Hier ist das ardanische Wissenschaftsschiff Heyerdahl. Mayday, Mayday. Hier ist das …«

    Die Rauchschlange erhob sich wie eine zum Angriff bereite Kobra, um dann nach vorne zu stürzen, wobei sie ihre gesamte Masse durch die Kommunikationskonsole trieb. Mit einem einzigen Schlag verwandelte sie die Anlage in ein Funken sprühendes Chaos aus zerstörten Platinen und losen optronischen Kabeln. Anschließend bäumte sich die Kreatur auf, brach durch die Cockpitdecke und riss sie mit solcher Wucht auf, dass die Duraniumplatten in alle Richtungen ragten wie die Blütenblätter einer sich öffnenden Blume.

    Offenbar hatte das Monster sein Ziel erreicht, denn es zog sich mit einem atonalen, krächzenden Brüllen, das noch lange im Dschungel widerhallte, in die Nacht zurück.

    Rashid aber lag, von schlammigem Wasser und ihrem eigenen Blut umgeben, auf dem Deck des Cockpits, und das Letzte, was sie spürte, während sie in ihre ganz eigene, niemals endende Nacht stürzte, war das Prasseln des Regens auf ihrem Gesicht.

    Logbuch des Captains, Sternzeit 3795,4

    Die Enterprise hat im interstellaren Raum gestoppt und wartet auf ein dringend benötigtes Rendezvous mit dem Sternenflotten-Tankschiff Jamnagar, das den Antideuterium-Vorrat unseres Schiffes auffüllen und eine Ladung frischer Dilithiumkristalle für unseren Warpreaktor liefern soll.

    »Computer, Aufzeichnung beenden. Logbucheintrag abspeichern.«

    Captain James T. Kirk lehnte sich an dem kleinen Schreibtisch in seinem Quartier zurück. Ihm ging an diesem Morgen weitaus mehr durch den Kopf als der Routinebetrieb der Enterprise, allerdings passten seine anderen Sorgen besser in ein persönliches Logbuch als in die offiziellen Aufzeichnungen des Schiffes.

    Womit sollte er also anfangen? Einem persönlichen Logbucheintrag? Er streckte die Hand nach dem Knopf des Logbuchschreibers aus, nur um es sich anders zu überlegen, noch bevor er das Gerät einschaltete. Ein Dutzend Gedanken wirbelten durch seinen aufgewühlten Verstand, ohne sich so recht fassen lassen zu wollen, während er versuchte, sich zu konzentrieren. Was war das? Verwirrung? Schuldgefühle? Reue?

    Vielleicht brauche ich nur eine Tasse Kaffee.

    Ein Blick auf das Schiffs-Chrono bestätigte, dass es kurz nach 0700 war. Genug Zeit, um in der Offiziersmesse einen Happen zu essen, bevor er auf die Brücke ging.

    Kirk verließ sein Quartier und fand auf Deck fünf alles wie gewohnt vor. Zwei von Chefingenieur Scotts Technikern in roten Overalls waren in einer Jefferies-Röhre damit beschäftigt, Diagnosen durchzuführen und Reparaturen an einem duotronischen Kabelrelais vorzunehmen. Auf dem Weg zum Turbolift bemerkte Kirk, wie sich der Deckoffizier der Nachtschicht, Lieutenant Willa Roscoe, vergewisserte, dass die Türen zu den Sperrbereichen des Schiffes vorschriftsmäßig verriegelt waren.

    Wenn Kirk eines überraschte, dann der Umstand, dass Scott nicht noch mehr seiner Leute in Doppelschichten arbeiten ließ, um die notwendigen Reparaturen vorzunehmen. Vor nicht einmal einer Woche hatten die Enterprise und ihre Besatzung eine aufreibende Begegnung mit einer fremdartigen »Vergeltungswaffe« aus einer anderen Galaxie überlebt – einer planetenvernichtenden Maschine, die direkten Kurs auf einige der am dichtesten bevölkerten Sternensysteme der Vereinigten Föderation der Planeten genommen hatte.

    Obwohl die Mission, den Planetenkiller zu stoppen, erfolgreich gewesen war, hatte dieser Sieg einen schrecklichen Preis verlangt. Die Monstrosität hatte das Leben von Kirks Freund Commodore Matt Decker gefordert, ebenso wie Deckers Schiff, die U.S.S. Constellation, ein Raumschiff der Constitution-Klasse wie die Enterprise. Verglichen mit diesen Verlusten, zu denen mehr als vierhundert Mitglieder von Deckers Besatzung gehörten, mochten die weitreichenden Schäden und einige Dutzend Opfer, die die Enterprise unter Deckers vorübergehendem und unvernünftigem Kommando erlitten hatte, geringfügig erscheinen. Doch wenn es um sein Schiff und seine Besatzung ging, spürte Kirk jede Wunde und betrauerte jeden Verlust.

    Muss ich deswegen ständig daran denken? Trauere ich um Decker oder bin ich wütend auf ihn, weil er dafür verantwortlich ist, dass so viele meiner Leute getötet und mein Schiff beschädigt wurden?

    Fragen ohne klare Antworten. Ungeachtet wie oft Kirk darüber nachdachte, er konnte es weder hinter sich lassen, noch fand er Trost.

    Er hing noch immer seiner Melancholie nach, als er die Offiziersmesse betrat und sich auf den Weg zu den Nahrungsverteilern machte. An einem freien Gerät schob er seine Essenskarte ein, die wie bei jedem Mitglied der Sternenflotte darauf programmiert war, ihm Mahlzeiten zusammenzustellen, die ihm schmeckten, und entsprechende Portionen zu servieren, die laut seinem aufgezeichneten körperlichen Aktivitätsprofil seinen Nährstoffbedarf deckten. Diesen Morgen hatte er die Wahl zwischen drei Frühstücksvarianten. Er entschied sich für Mahlzeit Nummer eins: drei Rühreier, Weizentoast mit Butter und Marmelade, ein Obstsalat und eine Tasse heißen schwarzen Kaffee.

    Hinter der geschlossenen Klappe der Essensausgabe surrte es fast schon musikalisch. Als die Abdeckung nach oben glitt und Kirks Frühstück auf einem Tablett zum Vorschein kam, genoss er das vereinte Aroma aus Eiern, Toast und Kaffee. Für ihn würde das stets nach einem guten Morgen riechen, der nur darauf wartete, angegangen zu werden.

    Er brachte sein Frühstück zu einem freien Platz an einem Tisch in der Nähe. Wie üblich achteten die meisten der jüngeren Offiziere sehr darauf, dem Captain seinen Freiraum zu geben. Das monatelange oder sogar jahrelange Zusammenleben auf engstem Raum auf einem Raumschiff lehrte die Menschen, die Grenzen anderer zu respektieren. Unter diesen Umständen war es kein Zeichen von Abneigung, wenn man sich nicht dazusetzte, sondern eine Geste des Respekts vor seiner Privatsphäre.

    So appetitanregend sein Frühstück eben noch ausgesehen hatte, sobald Kirk saß, stocherte er in den Eiern herum und hatte den Eindruck, dass sie sich gummiartig anfühlten. Der Obstsalat schmeckte nicht und der Toast war schneller als erwartet kalt geworden. Alles in allem eine Enttäuschung.

    Wenigstens ist der Kaffee noch trinkbar. Dem Himmel sei Dank.

    Er nippte an seinem Getränk, dachte noch einmal an Commodore Decker … Matt. Kirk wäre beinahe gezwungen gewesen, sich zu opfern, um die schwer beschädigten Überreste der Constellation in den Planetenkiller zu steuern und dort ihre Selbstzerstörung auszulösen, um die fremde Maschine von innen heraus lahmzulegen. Dank seiner Außenhülle aus Neutronium hatte sich ein Kamikazeangriff als die einzig praktikable Taktik entpuppt, um den Planetenkiller aufzuhalten, bevor er die Rigel-Kolonien erreichte. Aber die Constellation war Deckers Schiff gewesen, und wenn es jemandem zugestanden hätte, sie einem würdigen Ende zuzuführen, dann ihm. Allerdings war Decker nicht mehr zurechnungsfähig gewesen; er hatte sich von seinen Schuldgefühlen überwältigen lassen und sein Leben weggeworfen, indem er mit einem schutzlosen Shuttle in den Planetenkiller hineingeflogen war.

    Somit war Kirk die Aufgabe zugefallen, die Constellation auf ihrem letzten Flug zu steuern und die Selbstzerstörungssequenz auszulösen, die sie zu einer Waffe gegen das Unvorstellbare machte.

    All das, um die sinnlose Zerstörungswut eines technologischen Albtraums zu beenden. Kirk konnte immer noch nicht fassen, dass eine vernunftbegabte, fortschrittliche Zivilisation so etwas hatte bauen können. Wer würde ein derart erbarmungsloses Grauen erschaffen? Schlimmer noch, wer würde so etwas entfesseln, ohne dass es eine Möglichkeit gäbe, es zu stoppen? Der einzige Trost, den er angesichts dieser Angelegenheit fand, war Spocks Schlussfolgerung, dass der Planetenkiller von irgendwo außerhalb der Milchstraße stammte. Vielleicht aus einer der Galaxien der Magellanschen Wolke oder aus der elliptischen Zwerggalaxie Sagittarius oder womöglich sogar irgendwo aus der großen Leere des intergalaktischen Raums.

    Wenigstens hat keiner unserer Nachbarn in dieser Galaxis so was gebaut. Er nippte an seinem Kaffee, während sein innerer Pessimist hinzufügte: Zumindest noch nicht.

    Während sich Commander Spock fertig anzog, wurde eine aufgezeichnete Subraumnachricht auf das Terminal in seinem Quartier heruntergeladen. Er sollte in einer Stunde für die erste Tagesschicht auf der Brücke sein, allerdings war er sicher, dass ihm noch genug Zeit blieb, sich ein Frühstück aus Obst und Tee zu genehmigen.

    Ein leises Signal der Schreibtischkonsole informierte ihn darüber, dass die Nachricht abspielbereit war. Er zog sich das blaue Oberteil seiner Uniform über und strich es glatt, bevor er auf die Wiedergabetaste drückte.

    Auf dem kleinen Bildschirm der Konsole erschien das Gesicht seiner Mutter, Amanda Grayson. Sie wirkte gesund, gut gelaunt und trug die traditionelle vulkanische Kleidung, wie es sich für die Frau eines der bedeutendsten Diplomaten seiner Heimatwelt gehörte.

    »Hallo, Spock.« Amanda begann zu lächeln, zügelte diese menschliche Mimik jedoch rasch. »Entschuldige, dass ich mich jetzt erst bei dir melde, aber der Terminplan deines Vaters hält uns ziemlich auf Trab.«

    Spock bemerkte das schlichte terrakottafarbene Schott hinter ihr, ein häufiges Merkmal an Bord der meisten modernen vulkanischen Zivilschiffe, darum vermutete er, dass sie und sein Vater Sarek im Zusammenhang mit dessen Aufgaben als Föderationsbotschafter unterwegs waren.

    »Wie üblich ist es mir untersagt, dir mitzuteilen, wo wir waren, wo wir sind oder wohin wir reisen. Aber ich bin mir sicher, dass du das selbst herausfinden kannst, wenn du es wirklich willst.«

    Damit lag sie natürlich richtig. Als Erster Offizier eines Schiffes der Sternenflotte verfügte Spock über eine entsprechend hohe Sicherheitsfreigabe, um solche Informationen bei Bedarf zu erhalten. Warum er ein solches Privileg allerdings missbrauchen sollte, um eine Neugier zu befriedigen, die er in Bezug auf den Aufenthaltsort seiner Eltern nicht einmal verspürte, lag jenseits seines Vorstellungsvermögens.

    »Falls du es noch nicht weißt, dein Halbbruder Sybok ist noch am Leben. Zumindest war er das vor ein paar Wochen, als man ihn und ein Dutzend seiner Gefolgsleute von Toroth Prime vertrieben hat. Gerüchten zufolge hat er den Namen eures Vaters genutzt, um einer Anklage der Massengehirnwäsche zu entgehen.«

    Spock wusste die Ironie durchaus zu schätzen, dass Sybok den politischen Status ihres Vaters zu seinem Vorteil nutzte, obwohl er wahrscheinlich die einzige Person in der Galaxis war, die von Sarek noch mehr verachtet wurde als Spock.

    Amandas Ton wurde schärfer. »Und bilde dir bloß nicht ein, ich hätte nur an deinem Bruder was auszusetzen. Mit dir habe ich auch ein Hühnchen zu rupfen. Ich weiß, dass dein Vater und ich manchmal schwer zu erreichen sind, besonders, wenn er in offiziellen Angelegenheiten der Föderation unterwegs ist. Das entschuldigt trotzdem nicht, dass du uns nicht zu deiner Hochzeit nach Vulkan eingeladen hast, junger Mann.«

    Ein Mann, der seine unwillkürlichen emotionalen Reaktionen weniger gut unter Kontrolle hatte als er, wäre durch die Zurechtweisung seiner Mutter vielleicht vor Wut oder Verlegenheit errötet. Spock hingegen antwortete nicht. Es wäre höchst unlogisch, einer Aufzeichnung zu widersprechen. Er hob lediglich eine Augenbraue ein wenig und wartete darauf, dass Amandas Nachricht fortgesetzt wurde.

    »So wie ich es verstehe, bist du letzten Monat nach Vulkan zurückgekehrt, weil du endlich dein erstes Pon Farr erlebt hast. Richtig? Ich kann mir vorstellen, in Anbetracht der ganzen medizinischen Fachmeinungen, die uns während deiner Kindheit in Shi’Kahr mitgeteilt wurden, muss das eine ziemliche Überraschung gewesen sein.«

    Diese Erwähnung weckte bei Spock eine unangenehme Erinnerung an seine ersten Jahre in der Sternenflotte. Es war ihm sehr peinlich gewesen, dass er nicht wie die meisten vulkanischen Männer mit Anfang zwanzig sein erstes richtiges Pon Farr erlebt hatte. Sarek hatte versucht, ihn zu trösten, indem er verlangt hatte, Spock solle dankbar sein, dass ihm die Demütigung eines vulgären biologischen Angriffs auf seinen logischen vulkanischen Verstand erspart bliebe. Er hatte versucht, Spock einzureden, die Weigerung seines Körpers, das Pon Farr zu durchlaufen, wäre ein Segen. Während Spock älter geworden war, hatte er gehofft, die menschliche Hälfte seiner Abstammung würde ihm die eigentümlichen Qualen des Blutfiebers, auf Vulkanisch Plak Tow, ersparen.

    Die Miene seiner Mutter wurde sanfter. »Wie du dir bestimmt schon denken kannst, bin ich nicht wirklich böse auf dich, Spock. Sarek und ich verstehen, warum du nach all den Jahren die Sache mit deinem Pon Farr vermutlich für dich behalten wolltest. Und in Anbetracht des bedauerlichen Verhaltens von T’Pring und dass ihr Plan beinahe zu einer Tragödie für alle Beteiligten geführt hätte, denke ich, es war vielleicht das Beste, dass Sarek und ich nicht anwesend waren. Wären wir dabei gewesen und hätten mit angesehen, was sie getan hat, so vermute ich, dass dein Vater sich seiner Logik einen Moment lang nicht ganz … sicher gewesen wäre.«

    Spock hielt die Nachricht an.

    Er schätzte Amandas Talent zu untertreiben. T’Pring, die man vor Jahrzehnten im Rahmen einer Zeremonie in ihrer Kindheit mit Spock verlobt hatte, hatte offenbar wie er gehofft, er würde niemals das Pon Farr erleben oder zurückkehren, um sie zur Gemahlin zu nehmen. In ihrem Fall lag es daran, dass sie während der Zeit seit ihrer letzten Begegnung in Stonn einen neuen Gefährten gefunden hatte. Darum hatte sie sich auf das Koon-ut-kal-if-fee, die »Heiratsanfechtung durch Kampf«, berufen, um ihre Bindung zu Spock endgültig zu beenden. Spock musste widerwillig zugeben, dass sie sich einen logisch einwandfreien Plan zurechtgelegt hatte. Anstelle von Stonn hatte sie Spocks engsten Freund und kommandierenden Offizier James Kirk zu ihrem Kämpfer im Kal-if-fee bestimmt.

    Um seine Gemahlin zu bekommen, hätte Spock seinen Captain töten müssen.

    Hätte er den Kampf gewonnen, hätte er Vulkan verlassen und sich vor einem Militärgericht verantworten müssen, wodurch T’Pring frei gewesen wäre, um mit Stonn zusammen zu sein. Wäre Spock ums Leben gekommen, hätte Kirk keinen Anspruch auf sie erhoben, womit sie auch in diesem Fall frei gewesen wäre, um ihre Beziehung mit Stonn fortzusetzen.

    Ihre Logik war kalt und unanfechtbar gewesen.

    Spock hatte sich im Rausch des Plak Tow nicht zurückhalten können, den biologischen Zwang zu erfüllen, der seiner Spezies auferlegt war. Dank einer geschickten Täuschung von Doktor McCoy war Kirk fast zwei Minuten lang rechtlich betrachtet tot gewesen, bevor er an Bord der Enterprise wiederbelebt worden war.

    Da er geglaubt hatte, seinen Gegner im Kal-if-fee getötet zu haben, hatten Spocks Plak Tow und das Pon Farr nachgelassen. In der Erwartung, für sein Handeln vor ein Militärgericht gestellt zu werden, hatte er T’Pring von ihrem Versprechen entbunden und sich, wie er dachte, zum letzten Mal von ihr und seiner Heimatwelt verabschiedet. Erst zurück auf der Enterprise hatte er erfahren, dass Kirk noch am Leben war.

    Er erinnerte sich daran, wie er mit größerer Erleichterung und Freude, als er jemals zuvor empfunden hatte, »Jim!« gerufen hatte. Es war nur ein kleiner Ausrutscher gewesen, ein kurzer Verlust der Kontrolle über seine Gefühle, aber Kirk hatte es bemerkt, ebenso wie McCoy und Schwester Chapel. Spocks Hochgefühl war Unsicherheit und Verlegenheit gewichen und es war ihm nur mit Mühe und Not gelungen, diese Emotionen zu verbergen.

    Die Vorstellung, wie Sareks emotionale Disziplin im Angesicht von T’Prings Verrat ins Wanken geriet, faszinierte Spock. Trotz Amandas Behauptung bezweifelte er, dass es jemals dazu kommen würde.

    Mein Vater schätzt seine Selbstkontrolle viel zu sehr, um jemals niederen Gefühlen nachzugeben.

    Aber kann ich von mir das Gleiche behaupten?

    Ihn überkamen Selbstzweifel. Seine Missionen an Bord der Enterprise, zuerst unter Captain Christopher Pike und jetzt an der Seite von Captain Kirk, hatten seinen Verstand vielen unerwarteten Übergriffen, Verletzungen und Traumata ausgesetzt. Wie oft war die Beherrschung seiner Gefühle auf die Probe gestellt worden, nur um letztendlich nicht zu genügen? Wie oft würde es noch dazu kommen? Was, wenn er die Kontrolle über seine dunkle Seite verlor? Die Verbindung von vulkanischer und menschlicher Physiologie hatte ihm eine wirklich einzigartige Gehirnstruktur und Neurochemie beschert. So wild die vulkanischen Emotionen auch sein konnten, Spock wusste dank jahrelanger Selbstbeobachtung, Meditation und psychischem Training, dass die menschlichen Anteile seiner Psyche möglicherweise noch gewalttätiger, gefährlicher und mächtiger waren, als es sich ein Vulkanier vorstellen konnte.

    Was, wenn die Dunkelheit in mir eines Tages die Kontrolle übernimmt?

    Diese Möglichkeit sorgte für Beklemmung. Bis vor Kurzem hätte er solche Sorgen vielleicht als Hypochondrie abgetan. Doch bis vor einem Monat hatte er sich auch für immun gegen die Hitze des Plak Tow und die barbarischen Zwänge des Pon Farr gehalten. Nach all den äußeren Einflüssen, die versucht hatten, seinen Verstand zu beherrschen, waren es seine innersten Urtriebe, die ihn zu einem blutrünstigen Tier gemacht hatten.

    Könnten solche Impulse nach wie vor in den Schatten meines Verstands lauern? Wie kann ich von meinen Schiffskameraden erwarten, mir zu vertrauen, wenn ich nicht weiß, ob ich mir selbst vertrauen kann?

    Er drückte auf den Wiedergabeknopf, um den Rest von Amandas Nachricht zu hören.

    »Jedenfalls haben dein Vater und ich gehört, wie du und deine Schiffskameraden die Angelegenheit gelöst habt, und wir sprechen euch allen unsere Anerkennung aus. Ihr habt aus einer drohenden Tragödie einen Sieg gemacht.« Sie erlaubte sich den flüchtigen Anflug eines Lächelns. »Aber das war schon immer deine Stärke, nicht wahr?« Bittersüße Traurigkeit huschte wie eine vorbeiziehende Wolke über ihre Miene. »Ich liebe dich, Spock. Bis wir uns wiedersehen«, sie hob ihre rechte Hand zum vulkanischen Gruß, »lebe lang und in Frieden, mein Sohn.«

    Ihr Bild wurde durch blaue Lorbeeren und Sterne auf weißem Grund ersetzt – das Emblem der Vereinigten Föderation der Planeten –, dann wurde der Bildschirm schwarz und schaltete in den Bereitschaftsmodus zurück.

    Lebe lange und in Frieden, Mutter. Um unser beider willen werde ich einen Weg finden, der Mann zu sein, für den du mich hältst … egal, ob Vater mir das zutraut oder nicht.

    An Bord eines Raumschiffs war Freizeit eine Seltenheit und das Phänomen, das gemeinhin als lange Mittagspause bekannt war, noch seltener. Entschlossen, keine Sekunde davon zu vergeuden, hatten Lieutenant Hikaru Sulu und Ensign Pavel Chekov ihre Mahlzeit in der Offiziersmesse in aller Eile verzehrt und waren dann in den Aufenthaltsraum geeilt, um ihre epische Partie dreidimensionales Schach fortzusetzen. Die jungen Männer in den goldenen Oberteilen hatten damit am Vorabend begonnen, waren jedoch gezwungen gewesen, das Ganze zu unterbrechen, als sie kurz nach 0100 Uhr festgestellt hatten, dass sie kaum das Mittelspiel erreicht hatten. Zu ihrem Glück hatte sich Petty Officer Chong, einer der drei Unteroffiziere, die die Nutzung des Aufenthaltsraums überwachten, bereit erklärt, dafür zu sorgen, dass ihre Spielfiguren unangetastet bleiben würden, bis sie ihr Spiel beendet hatten.

    Sulu musterte seinen jungen Gegner grinsend von der anderen Seite des Tisches aus. »Bereit aufzugeben?«

    Chekov betrachtete eine Ebene des Spielbretts mit zusammengekniffenen Augen, dann eine andere. »Niemals.« Sein deutlicher russischer Akzent und sein jugendliches Timbre stellten einen dramatischen Kontrast zu Sulus sattem Bariton und seiner durch und durch amerikanischen Sprechweise dar. »Ich habe dich genau da, wo ich dich haben will.«

    »Du willst, dass ich zwei Züge davon entfernt bin, deinen König ins Schach zu stellen?«

    Sulus Neckerei entlockte der kleinen Gruppe von Besatzungsmitgliedern, die sich versammelt hatte, um den beiden zuzusehen, ein Kichern. Die meisten von ihnen verbanden das herausfordernde 3D-Schach eher mit Spock oder Captain Kirk. Unterhaltungen und geflüsterte Wetten umkreisten den Tisch wie ein laues Lüftchen.

    Nach ein paar weiteren Sekunden drehte Chekov vorsichtig die Plattform, auf der das dreistöckige Spielbrett montiert war. Vielleicht dachte er, ein anderer Blickwinkel könnte die Regeln oder die relative Position der Figuren verändern. Sulu war froh, dass sich der Ensign so viel Zeit nehmen konnte, wie er wollte. Letztendlich würde es nichts am Ergebnis ändern; er war überzeugt, dass er dem jungen Russen keine Möglichkeit für einen Gegenangriff gelassen hatte.

    Natürlich dachte ich das auch, als ich das letzte Mal gegen Spock gespielt habe, und er hat mich fertiggemacht. Aber wem will ich was vormachen? Chekov ist nicht Spock. Würde er nicht diesen Pagenschnitt mit Pony tragen, könnte ich jetzt wahrscheinlich die Falten auf seiner Stirn sehen.

    Chekov griff nach einer Spielfigur, hielt jedoch inne, bevor er sie berührte. Mit vor Frust verzogenem Gesicht streckte er die Finger nach einer anderen Figur aus, zögerte allerdings erneut.

    Sulus Grinsen wurde breiter. »Es ist keine Schande aufzugeben.«

    Die bloße Andeutung schien Chekov zu beleidigen. »Natürlich ist es eine Schande. Es ist immer eine Schande zu verlieren.« Er zog die Hand von den Spielfiguren zurück und ballte sie zur Faust. »Würdest du dich zu einem Unentschieden bereit erklären?«

    »Auf keinen Fall.«

    Chekov funkelte das Spielbrett an, wobei er eine Reihe russischer Flüche murmelte. Nach einem schweren Seufzer erklärte er: »Ich werde aufgeben, wenn du mir sagst, wie du mich geschlagen hast.«

    »Na gut. Du hast deine Absichten von Anfang an verraten, indem du mit dem Königsindischen Angriff eröffnet hast. Während des Mittelspiels hast du einen rücksichtslosen Angriff gestartet, selbst nachdem ich deine Flanke mit einem Aldebaran-Austausch geschwächt hatte. Als du es dann mit einem Kriskov-Gambit versucht hast, wusste ich, wie verzweifelt du warst – niemand benutzt ein Kriskov-Gambit, wenn er keine Türme mehr hat. Deinen Angriff im Endspiel habe ich mit einem el-Mitra-Austausch neutralisiert und von da an ging es nur noch ums Aufräumen.«

    Mit dem Zeigefinger warf Chekov seinen König auf dem mittleren Spielfeld um und signalisierte damit seine Kapitulation. »Ich hasse dich.«

    »Hasse nicht den Spieler, Ensign, hasse das Spiel.«

    Die kleine Zuschauermenge zerstreute sich, einige kümmerten sich um die Auszahlung der gewonnenen oder verlorenen Einsätze, andere kritisierten Sulus und Chekovs jeweilige Strategien mit der Überzeugung, die man an den Tag legte, wenn man den Ausgang des Spiels kannte, aber selbst nicht gespielt hatte.

    Chekov sah Sulu kopfschüttelnd an, dann reichte er ihm die Hand. »Gut gespielt, Hikaru.«

    Sulu schüttelte die Hand seines Freundes. »Danke, Pavel. Und ganz ehrlich, du hast ein tolles Spiel geliefert. Sonst hätte es nicht«, er warf einen Blick über die Schulter zum Chrono am Schott, »über sechs Stunden gedauert. Ich meine es also ernst, wenn ich sage: Du hast mich dafür ganz schön schuften lassen.«

    »Nett, dass du das sagst. Aber das nächste Mal werde ich nicht so gnädig sein.«

    »Warte mal. Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du mich gewinnen lässt, oder?«

    »So was würde ich nie behaupten … Aber Schach wurde nun mal in Russland erfunden

    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in Indien erfunden wurde.«

    »Aber in Russland perfektioniert

    »Nein, es wurde in Südeuropa adaptiert

    »Und dann in Russland perfektioniert.«

    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Russland nichts mit der Erfindung des Spiels zu tun hatte. Obwohl ich zugeben muss, dass es in der russischen Kultur eine lange Tradition hervorragender Schachspieler gibt.«

    Chekov bedachte ihn mit einem müden Blick. »Kannst du mir das nicht einfach gönnen?«

    »Wenn ich das tue, Pavel, wo hört es dann auf? Ich habe gehört, dass du so ziemlich alles, was im Laufe der Menschheitsgeschichte entstanden ist, Russland zuschreibst. Als Nächstes erzählst du mir, dass der Jazz in Russland erfunden wurde.«

    »Wurde er doch auch.« Irgendwie war es Chekov gelungen, diese Worte ohne jegliche Spur von Ironie herauszubringen.

    »Siehst du, genau das meine ich.« Sulu stand vom Tisch auf, Chekov tat es ihm gleich und folgte ihm zum Ausgang des Aufenthaltsraums. »Nenn mir eine gute Sache von der Erde, von der du nicht glaubst, sie würde aus Russland stammen.«

    Die Frage ließ Chekov einen Moment lang zögern. Seine blasse Miene hellte sich auf, als er antwortete: »Haggis!«

    »Ich sagte, eine gute Sache.«

    »Das ist nicht fair. Hast du jemals Haggis gegessen?«

    Sulu starrte Chekov ungläubig an. »Du etwa?«

    Bevor sie sie erreichten, glitt die Tür des Aufenthaltsraums auf, und Doktor Leonard McCoy, der Chefarzt des Schiffes, trat ein, sah sich um und ließ die Schultern hängen.

    »Ich habe es verpasst, nicht wahr?«

    »Unser Spiel?«, fragte Chekov. »Da

    Sulu stupste Chekovs Ellbogen an und korrigierte ihn flüsternd: »Ja

    »Das habe ich doch gesagt«, zischte Chekov angespannt zurück.

    McCoy verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, trat von einem Fuß auf den anderen. »Verdammt. Ich hatte ein paar Wetten laufen. Würden Sie mir sagen, wer gewonnen hat?«

    Sulu schenkte ihm ein stolzes Lächeln. »Was denken Sie, Doc?«

    »Also nicht der ›Moskauer Maulesel‹

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