Das Prinzip Waldgarten: In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen
Von Sandra Skala und Michael Skala
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Über dieses E-Book
Waldgarten klingt nach einem Riesenprojekt? Don't worry, think small: Die Größe spielt dabei keine Rolle, selbst auf deinem Balkon ist ein Mini-Waldgarten möglich. Nimm dir die Kreisläufe der Natur zum Vorbild und gärtnere dich in 7 Schichten zu deinem eigenen Food Forest. Das Beste daran? Mit der Zeit wächst und versorgt sich dein Garten fast von allein. Dann heißt es nur noch: ernten, naschen und die unglaubliche Vielfalt bewundern, die du da geschaffen hast – let's go, Permakultur! Sandra und Michael Skala liefern praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen und geniale Tipps für dein Waldgarten-Projekt: von der Vision über die Planung und Ausführung bis hin zu Umsetzung, Equipment und Pflege deiner Pflanzen. Also los, Plan aushecken, Fläche designen, Apfelbäume, Himbeersträucher, Thymian und Karotten pflanzen und dabei von der Natur lernen.
Von den Baumkronen bis tief in die Erde verwurzelt: Multifunktionaler Lebensraum für alle
In deinem Waldgarten tummelt sich bald die ganze Crowd und rockt als eingespieltes Ökosystem den Garten. Denn: Dein Waldgarten stellt nicht nur ein Catering aus knackigem Gemüse, Obst, Beeren, frischen Salaten, Kräutern und Nüssen – sondern ist gleichzeitig Schattenspender, Nützlingsparadies und Entspannungsort. Doch es wird noch besser: Herabfallendes Laub wird zum Mulch und die vielen Bodendeckerpflanzen halten den Boden feucht. Das bedeutet: wenig Arbeit, satte Ernte. Und obendrauf speichern die Pflanzen massig CO2, lassen die Vielfalt aufblühen und dienen als Windschutz. Genial, oder? Hier geht's ab – all year long! Damit du dabei noch den Überblick behältst, haben die beiden Autor*innen einen umfassenden Monatskalender zusammengestellt.
Ein Konzept für die Zukunft? Definitiv!
Das Ökosystem Wald ist ein richtig geniales Vorbild – unglaublich fruchtbar und resilient. Eigenschaften, von denen die industrielle Landwirtschaft nur träumen kann. In diesem Buch entdeckst du eine permakulturelle Gestaltungsmethode, mit der du die Zukunft des Gärtnerns gleich an der Wurzel packst und in dein Stück Erde pflanzt. Also Schaufel raus und losbuddeln! Michael und Sandra Skala halten das nötige Know-how bereit – einfach und für jede*n umsetzbar. Denn egal, ob in deinem Garten, auf dem Balkon oder in der Stadt: Waldgärten tragen zum Schutz des Klimas bei und sind ein regeneratives Konzept für eine lebenswertere Zukunft – im Kleinen und Großen.
Schicht für Schicht zum Waldgartenglück
Pflanz dich in 7 Schichten zum essbaren Wald-Eldorado: von den Baumkronen bis zu den Wurzelgemüsen in der Erde. Fläche spielt dabei keine Rolle, denn mit den genialen Tipps und Anleitungen der beiden Autor*innen kannst du nach dem Prinzip des Waldes losgärtnern – egal, wo!
Mach's dir einfach
Denn dein Waldgarten ist ausgeklügelt bis ins Detail … und zwar nach dem Vorbild der Natur. Und: er versorgt sich mit der Zeit quasi selbst. Erschaffe ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ökosystem. Und einen Lebensraum für dich und zahlreiche Tiere.
Permakultur for future
Monokulturen waren gestern. In einem Waldgarten geht es rund, jedes kleinste Fleckchen wird genutzt, vertikal und horizontal. Das bedeutet: Vielfalt deluxe, Biodiversitätsboost, Schatten an heißen Sommertagen – und allerbeste Lebensmittel.
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Rezensionen für Das Prinzip Waldgarten
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Buchvorschau
Das Prinzip Waldgarten - Sandra Skala
WILLKOMMEN IM WALDGARTEN: DAS ERWARTET DICH IN DIESEM BUCH
Wie schön, dass du zu unserem Buch gefunden hast – hier erwartet dich unsere geballte Ladung an Wissen und Erfahrungen rund um das Thema Waldgarten.
Was das ist, so ein Waldgarten? Das erklären wir zu Beginn gleich einmal genauer, damit es gar nicht erst zu Missverständnissen kommt. Denn oft werden wir gefragt, ob es hierbei um einen Garten im Wald geht (den man ja eher selten zur Verfügung hat). Nein, die Sache ist schon ein wenig komplexer – und gleichzeitig wieder ganz einfach, denn am Ende geht es vor allem darum, die Natur genau zu beobachten.
Des Weiteren erfährst du, was du alles an Ausrüstung benötigst, damit dein eigener Waldgarten den bestmöglichen Start hinlegen kann. Natürlich nehmen wir dich zusätzlich komplett in die Umsetzung, Gestaltung und Planung mit und gehen Schritt für Schritt die einzelnen Schichten eines Waldgartens mit dir durch.
Was darfst du noch erwarten? Unter anderem jede Menge vielfältige Pflanzbeispiele, interessante Baumvorstellungen und einen konkreten Plan, was du in deinem Waldgarten Monat für Monat erledigen kannst. Auch jede Menge „How-to"-Anleitungen findest du in unserem Buch. Du wirst sehen: Eine Bodenanalyse ist flott umgesetzt, und Jauche zum Düngen herzustellen, ist gar nicht so kompliziert, wie du vielleicht gerade denkst. Das Gleiche gilt für den Obstbaumschnitt, Mulchschichten und die Förderung der einzelnen Nützlinge – all das gehört in einem Waldgarten natürlich auch dazu.
Irgendwann braucht man aber auch mal eine Pause von der Arbeit. Genau für solche Momente haben wir dir zu guter Letzt zahlreiche Anekdoten aus unserem allerersten Waldgarten in Portugal mitgebracht – und darüber, wie wir überhaupt zu all unserem Wissen gekommen sind.
WAS IST DENN EIGENTLICH EIN WALDGARTEN?
Manchmal braucht es einfach Mut. Mut, etwas Neues zu beginnen. Ganz egal, wie schwierig dir die Umstände auch erscheinen. Diese Lektion haben wir jedenfalls auf unserer ganz persönlichen Reise bisher gelernt und können dir fest versprechen: Du kannst noch heute damit anfangen, deinen eigenen Waldgarten zu gestalten.
Aber mal ganz von vorn: Was ist ein Waldgarten? Ganz einfach: Waldgärten – im Englischen auch als „Food Forest" bekannt – sind eine hocheffiziente, hochproduktive und nachhaltige Art des Lebensmittelanbaus. Sie sind den Prinzipien eines natürlich gewachsenen Waldes nachempfunden. Du brauchst nicht mal ein großes Grundstück, um loszulegen. Dein ganz persönlicher Waldgarten kann schon direkt hinter deiner Balkontür beginnen. Genau deshalb werden Waldgärten auch zunehmend beliebter: Sie lassen selbst auf kleinstem Raum Fülle entstehen, ohne dabei die Natur zu schädigen oder auszubeuten.
WIE IST EIN WALD AUFGEBAUT?
Sehen wir uns einen natürlich wachsenden Wald einmal genauer an: Er besteht aus verschiedenen vertikalen Pflanzenschichten, und kein Fleckchen bleibt ungenutzt. Auf dem Boden finden wir Blätter, Torf, unterschiedliche Pilze, Moos und einige Bodendecker. In der Mitte, auf Brusthöhe, entdecken wir Büsche und Sträucher. Über unseren Köpfen thronen die Baumkronen, durchwachsen von Efeu. Der Aufbau in diese vertikalen Schichten macht eine unglaubliche Vielfalt möglich, die sich gegenseitig ergänzt und beflügelt. In einem Waldgarten legst du genau diese Schichten selbst an und gewinnst ein Stück Autarkie zurück – mit Lebensmitteln, die du magst und gern erntest. Indem du viele unterschiedliche Bäumen und Pflanzen auswählst, legst du ein Ökosystem an, das besser mit extremer Hitze und Kälteperioden zurechtkommt, eine Menge Wasser speichern und einen lebendigen Boden aufbauen kann. Das Beste daran: Je länger dein Waldgarten besteht, desto weniger Arbeit musst du hineinstecken – dank der Prozesse, die die Natur bis ins kleinste Detail selbst ausgetüftelt hat.
IllustrationEiner deiner wichtigsten Begleiter im Waldgarten? Definitiv ein großer Erntekorb!
EIN GANZ NORMALER TAG IN DEINEM WALDGARTEN
Stell dir einfach mal vor, du gehst vor die Tür und betrittst einen Ort, an dem frisches Obst, reife Beeren, gesunde Pilze, dein eigenes Gemüse und duftende Kräuter nur darauf warten, von dir geerntet zu werden. Alles ist nach deinem individuellen Geschmack angelegt. Das kräftige Grün unterschiedlicher Fruchtbäume, die bunte Wildblumenwiese und das knackige Gemüse lassen deine Sinne schärfer werden. Die glänzenden Pflaumen, die dich noch vor Sonnenaufgang anlachen, sind bald erntereif. Oder? Du pflückst dir schnell eine Frucht zum Probieren. Langsam erwacht der Tag, um dich herum summt und zwitschert es schon.
Du beobachtest eine Biene, die gerade in den Kelch einer Blüte eintaucht, und im Hintergrund ertönt der Weckruf des Hahnes. Fürs Mittagessen gehst du mit einem noch leeren Korb durch deinen Waldgarten, der die besten Nahrungsmittel für dich sprießen lässt und dabei ganz nebenbei noch einen Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren schafft, Schatten und einen Platz zum Durchatmen spendet. Ganz nach Lust und Laune packst du frische, knackige und gesunde Lebensmittel in deinen Korb, und on top noch ein paar essbare Blüten – das Auge isst schließlich mit. Nach dem Mittagessen legst du eine Pause in der Hängematte am Teich ein und atmest einfach mal tief durch. Apropos Atmung …
WÄLDER: DIE BESTE FILTERANLAGE DER WELT
Komplett ungefiltert? Unter den Bäumen ist die Luft tatsächlich reiner, denn die Blätter und Nadeln stehen im ständigen Luftstrom und filtern große und kleine Schwebepartikel heraus. Einmal kurz entspannen, die Füße ins weiche Moos oder in den kühlen Bach stecken: Das Eintauchen in dieses Ökosystem senkt das Stresslevel, den Blutdruck, kurbelt das Immunsystem an oder lässt uns noch tiefer durchatmen.
WARUM TUT WALDBADEN SO GUT?
Forscher*innen haben mittlerweile bestätigt, dass wir bei jedem Schritt durch den Wald ein Konzentrat an sogenannten Terpenen einatmen. (Viele Quellen zum Weiterlesen findest du im Anhang auf S. 277.) Terpene sind Pflanzenstoffe, die von den Bäumen abstammen. Sie schwirren in der Luft und kommen von Baumstämmen, Blättern, Flechten und aus dem Boden. Schon ein kurzer Spaziergang im Grünen wirkt sich positiv auf den Körper aus.
Wäre es nicht grandios, wenn du dir dieses Feeling dauerhaft mit nach Hause nehmen könntest? Dir einen Ort schaffst, der dich aufleben lässt, in dem das ganze Jahr Gemüse, Obst, Kräuter, Pilze, Blumen in allen Farben und Formen wachsen, sich Tiere tummeln und du mit jedem Schritt spürst, dass es einfach richtig ist, so wie es ist?
Mit einem Waldgarten holst du dir das Prinzip des Waldes in deinen Garten oder sogar auf deinen Balkon. Es geht darum, ein von der Natur inspiriertes Ökosystem anzulegen – und das funktioniert auch, wenn nur wenig Platz ist.
WO LÄSST SICH EIN WALDGARTEN UMSETZEN, UND WAS BRINGT DAS?
Im Grunde genommen ist das überall dort möglich, wo es eine passende Fläche gibt – und Neugierde.
Diese Art von Permakultur-Nahrungsmittelsystem lässt sich in Gärten von jeder Größe integrieren und kann sich zu einem unglaublich lebendigen Ökosystem entwickeln.
Die einzige Voraussetzung ist gute Planung – wenn du Gemüse, Beeren, Nüsse, Bodendecker etc. richtig auswählst, ist ein erfolgreicher Waldgarten sogar auf dem Balkon möglich. Dahinter steckt die Idee, durch minimales Eingreifen mit der Natur zu arbeiten. Wenn du also Pflanzen auswählst, die natürlich zu deinem Standort und den klimatischen Bedingungen passen – und zu deinen kulinarischen Vorlieben –, kann ein gesunder Waldgarten extrem produktiv sein und dir große Ernten einbringen.
In deinem persönlichen Waldgarten kannst du nicht nur deine Hände in lebendige, krümelig-weiche Erde tauchen und üppige Ernten mit nach Hause nehmen. Er ist zusätzlich ein Platz zum Wohlfühlen – für dich, aber auch als Lebensraum für diverse Tiere und Kleinstlebewesen. Insekten übernehmen die Bestäubung, Frösche geben abends ein Quak-Konzert, Vögel halten unliebsamen krabbelnden Besuch fern, Igel machen es sich in herbstlichen Laubhaufen gemütlich …
Dein Waldgarten bietet dir die Gelegenheit, die Natur zu beobachten und von ihr zu lernen. Und: Er kann verbinden, denn Freund*innen und Bekannte kommen sicher gern mal vorbei. Vielleicht lassen sich ja auch die einen oder anderen Samen und Überschüsse miteinander teilen?
EINE KLEINE ZEITREISE DURCH DIE WALDGARTEN-WELT
IllustrationSo oder so ähnlich könnte er aussehen: dein eigener Waldgarten. Bist du bereit, loszulegen?
Und wer hat’s erfunden, die Sache mit den Waldgärten? Das dürften vor Tausenden von Jahren die Jäger*innen und Sammler*innen gewesen sein. Der Wald stellte uns Menschen schon damals Nahrung zur Verfügung, auch Holz war ein wichtiger Rohstoff. Als die Kontinente Afrika, Asien und Amerika kolonisiert wurden, wussten zum Beispiel viele der ersten Kolonist*innen und Anthropolog*innen nicht, dass sie sich mit Waldgärten befassten, die von Menschen geschaffen worden waren. Für die Kolonist*innen sah der Wald aus wie unberührter Urwald.
Heute wissen wir, dass diese frühen, einheimischen Gesellschaften nicht ziellos auf der Suche nach Nahrung umherirrten. Sie wussten ganz genau, welche Gebiete zu welcher Jahreszeit die begehrenswerten Früchte, Knollen und Heilpflanzen produzierten und legten dementsprechend ihre Wanderrouten fest. Während sie sich durch Wald- und Präriegebiete bewegten, förderten sie essbare Pflanzenarten, indem sie ihnen mehr Platz zum Wachsen verschafften und Beikraut entfernten – eine frühe Form der Waldgärtnerei.
Diese Art des Gärtnerns war nachhaltig und gleichzeitig nicht sehr arbeitsintensiv.
Dennoch hatten die gewünschten Pflanzen einen Vorteil gegenüber jenen, die für uns Menschen weniger geeignet waren. Mit anderen Worten, unsere Vorfahren haben schon früh angefangen, das System Wald, welches seit Millionen von Jahren perfekt funktioniert, zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das bestehende System wurde weder zerstört noch radikal verändert – es wurden nur einzelne Komponenten ausgetauscht.
Anders als in der modernen Landwirtschaft, wo extreme Abholzung, großflächige Monokulturen, Vergiftungen etc. leider an der Tagesordnung sind.
Dabei wird der Preis, den wir früher und später dafür zahlen müssen, immer offensichtlicher.
Waldgärten rund um die Welt zeigen uns, dass es auch anders geht. Geoff Lawton, ein Permakulturberater, -Designer und -Lehrer, fand etwa in Marokko einen 2000 Jahre alten Waldgarten. Heute bewirtschaften 800 Menschen diese Wüstenoase, die unter anderem Dattelpalmen, Bananen, Oliven, Feigen, Granatäpfel, Guaven, Zitrusfrüchte und Maulbeeren umfasst. In Vietnam wiederum entdeckte Lawton einen 300 Jahre alten Waldgarten, der seit 28 Generationen von derselben Familie bewirtschaftet wird.
Mit diesem alten Wissen können wir also auch heute lebendige, üppige, essbare Waldgärten schaffen, die wenig Pflege benötigen und die wir als Erbe unseren Kindern hinterlassen können.
ZEHN FANTASTISCHE GRÜNDE, UM BEI DIR ZU HAUSE EINEN WALDGARTEN ANZULEGEN
1. DEINE UMWELT ATMET AUF
Die moderne Landwirtschaft hält keine Antwort auf die Frage bereit, wie wir alle Menschen ernähren können. Eine Fläche mit Monokultur zu bepflanzen und sie mit Maschinen, Herbiziden, Pestiziden und Düngemitteln zu bearbeiten, ist sehr ineffizient. Denn: Der Boden ist dadurch der Witterung schutzlos ausgeliefert und anfällig für Erosion. Zusätzlich wird er durch Wind und Regen immer mehr abgetragen.
Durch die intensive Nutzung der Äcker sinkt der Humusanteil im Boden und er wird weniger fruchtbar. Damit trotzdem Pflanzen wachsen, kommt Kunstdünger zum Einsatz. Darunter leiden wiederum Mikroorganismen, die dem Boden helfen, sich zu regenerieren.
Schwere Maschinen und intensive Bearbeitung verdichten die Böden zudem. Sie können kaum noch Wasser aufnehmen und filtern. Stattdessen verschlammt der Boden unter den Wassermengen oder wird abgetragen.
Das Ergebnis:
— Böden verlieren an Fruchtbarkeit und erodieren.
— Wasser und Luft werden verschmutzt.
— Die Artenvielfalt schwindet.
— Der Verbrauch von Energie und Ressourcen steigt.
In einem Waldgarten wird auf gleicher Fläche eine weitaus größere Menge an Lebensmitteln produziert. Denn: Das Prinzip des Waldgartens ist die Produktion nicht nur in der Horizontalen, sondern auch in der Vertikalen. Dadurch wird die Fläche zum Raum.
In einem Waldgarten baust du fruchtbaren Boden auf und sorgst ganz ohne Chemie für mehr Vielfalt. Zusätzlich kann ein Waldgarten die Klimazone im eigenen Garten verändern. Gärten, die nach dem Prinzip des Waldes aufgebaut sind, halten kalte Winde ab und speichern mehr Wärme über Nacht, sodass du es auch mal mit Pflanzen versuchen kannst, die sonst nur in wärmeren Klimazonen wachsen.
2. DU ERNTEST DIE ALLERBESTEN LEBENSMITTEL
Der Waldgarten düngt und erhält sich von selbst. Durch diesen intakten Kreislauf haben die Pflanzen und Bäume, die du dort ansiedelst, die besten Voraussetzungen.
Sie können somit unglaublich viele Mineralien und Nährstoffen aufnehmen. Das bedeutet, dass du nicht nur viele, sondern auch qualitativ sehr hochwertige, geschmacksintensive Lebensmittel ernten kannst.
IllustrationAlles frisch aus deinem Waldgarten – mehr Geschmack geht einfach nicht.
3. TÜR AUF, KORB DABEI, RAUS IN DIE NATURAPOTHEKE
Schnapp dir deinen Erntekorb und sammle darin alles, was dich gerade anspricht und reif ist. Heilende Kräuter, aromatische Pilze, Nüsse, knackiges Obst und frisches Gemüse warten mit zahlreichen Pflanzeninhaltsstoffen auf und du kannst dir daraus die leckersten Smoothies, Gerichte und Bowls zaubern.
Und das Beste? Du gehst mit den Jahreszeiten, erntest saisonale Produkte und kannst dir deinen eigenen Vorrat an Marmeladen, Chutneys und Saucen anlegen. Das spart weite Transportwege und zusätzlich lange Lieferketten.
4. DU SCHAFFST LEBENSRAUM FÜR VIELE TIERE
In dem Bereich, wo du den Waldgarten anlegst, erhöhst du die Biodiversität und trägst somit sehr viel zum Naturschutz und der Artenvielfalt bei. Du gestaltest unzählige Lebensräume für Insekten, Vogelarten, Amphibien und diverse andere Tiere wie Igel, Eichhörnchen, Marienkäfer und Co.
Diese ganz bunte Truppe spielt im Waldgarten eine entscheidende und wichtige Rolle, indem sie Samen vermehrt, Bereiche säubert, Pflanzen zurückschneidet und für die Bestäubung von Blüten sorgt. Du kannst natürlich auch Nutztiere halten und gewinnst dadurch zusätzliche Lebensmittel wie Eier, Fleisch, Milch und Wolle. Mehr dazu findest du ab Seite 40.
IllustrationVom kleinsten Käfer bis zur Hühnertruppe und Co.: Im Waldgarten fühlen sich alle wohl.
5. GROSSE ERNTEN, KLEINER ZEITAUFWAND
Sobald ein Waldgarten seine eigenen Kreisläufe geschaffen hat, muss er nicht jedes Jahr aufs Neue gemulcht und gedüngt werden. Ein etablierter Waldgarten sammelt Sonnenlicht und Stickstoff in seinen Blättern, die dann einmal im Jahr zu Boden fallen und sowohl die Bäume als auch die umliegenden Pflanzen mulchen. Jedes Jahr im Herbst kannst du dieses Schauspiel beobachten.
Das Prinzip folgt wieder jenem des Waldes: Auch dort ist der Boden reich an Humus und Mineralien, ohne dass jemals jemand Kompost oder Mulch aufgetragen hat. Dafür sorgen zahlreiche Tiere mit ihrem Kot. Dieser Prozess kann nach einer Weile auch in deinem Waldgarten stattfinden, je mehr Vielfalt es dort gibt.
Und noch mehr Kreisläufe minimieren deinen Zeitaufwand: Zum Beispiel kannst du in den Baumscheiben nach der Gemüseernte den anfallenden Kompost direkt als Mulch nutzen. Ständiges Umgraben ist damit Geschichte.
Mehrjährige Kräuter, Blumen und Nutzpflanzen vermehren sich zum Teil selbst und du kannst beobachten, wie sich dein Waldgarten jedes Jahr weiterentwickelt.
6. VERMEHRE DEINE PFLANZEN UND ERNTE DEIN EIGENES SAATGUT
Es gibt im Internet tolle Anbieter, und mittlerweile finden auch immer mehr Tauschbörsen statt. Dein eigenes Saatgut zu vermehren, bedeutet Unabhängigkeit: von großen Saatgutherstellern und hybriden Sorten.
Achte beim Kauf von Saatgut schon darauf, dass es sich um samenechtes Biosaatgut handelt. Die Auswahl ist riesig, du kannst spannende neue Sorten entdecken und diese Pflanzen dann selbst vermehren. Wirf dazu einen Blick in die Bezugsquellen auf Seite 278 oder erkundige dich nach Tauschbörsen in deiner Umgebung.
7. MACH’S DIR GEMÜTLICH MIT DEINEM EIGENEN BRENNHOLZ
Ahoi Autarkie: Ein älterer Waldgarten mit einem guten Baumbestand oder mit speziell angepflanztem Nutzholz liefert Holz, mit dem du durch die kalten Wintertage kommst oder etwas gestalten kannst.
Ein Waldgarten darf sich auch verändern, und so kannst du Bäume, die von Stürmen umgeworfen wurden oder die du gezielt aus deinem Waldgarten herausnimmst, um wieder Licht und Platz für andere Pflanzen und Bäume zu schaffen, direkt als Bau- oder Brennholz verarbeiten.
Das kommt dann gleich bei deiner eigens angelegten Feuerstelle zum Einsatz. In der gemütlichen Runde am Lagerfeuer sitzen und ganz nebenbei noch deine eigene Pflanzenkohle herstellen? Immer eine gute Idee, denn die Pflanzenkohle spielt im Waldgarten eine ziemlich wichtige Rolle.
8. DEIN WALDGARTEN IST DIE QUELLE FÜR DEINE EIGENE PFLANZENKOHLE
Überschüssiges Holz, Äste und Schnittgut aller Art kannst du aufsammeln und daraus Pflanzenkohle herstellen.
Sie ist eine tolle Möglichkeit, die Natur noch weiter zu unterstützen. Holzkohle ist nämlich ein Speichermedium und lässt sich als Nährstoffträger in den Boden einbringen. Bist du neugierig geworden? Ab Seite 254 findest du dazu viele Informationen.
9. KLIMASCHUTZ RUND UM DIE UHR
Der Wald speichert sehr viel Kohlenstoff aus der Luft in den Blättern, den Wurzeln und im Holz. Dieser wird nach und nach in den Boden eingearbeitet und somit eingelagert. Der Wald ist ein hervorragender Kohlenstoffspeicher, der die Atmosphäre entlastet. Außerdem bietet der Waldboden den Vorteil, Regenwasser viel leichter zu absorbieren und in tiefer gelegene Schichten ins Grundwasser abzuführen. Der Boden in einem Wald ist sehr durchlässig und offenporig, da die Humusschicht ein schnelles Versickern des Wassers ermöglicht.
Der Wald beeinflusst somit das Klima positiv. Diese Prinzipien kannst du hervorragend übernehmen, um zum Schutz der Umwelt beizutragen.
10. GUTES ESSEN FÜR ALLE
Durch die Fülle an Leben, bunten Farben, verschiedenen Formen, angenehmen Gerüchen und verschiedenen Sinneseindrücken ist der Waldgarten ein Ort zum Leben und Feiern. Dein Waldgarten wird auf Dauer außerdem so viel produzieren, dass du kaum alles selbst essen und verarbeiten kannst. Also, raus damit an Freund*innen und Familie.
Überschüsse kannst du auch an einem Stand an deinem Gartenzaun verteilen, zu Einladungen bringst du selbst gemachte Konfitüre mit, und an warmen Sommerabenden gibt es Backkartoffeln direkt aus dem Lagerfeuer mit Stockbrot und einem Selfmade-Dip aus deinem Garten.
IllustrationEines der schönsten Dinge im Waldgarten? Das gute Essen mit allen deinen Lieben teilen!
ALL YOU NEED IS … PERMAKULTUR: DIE GRUNDLAGEN FÜR DEINEN WALDGARTEN
Morgens von der Sonne statt vom Wecker geweckt werden, nur für die eigenen Bedürfnisse arbeiten müssen, Naturgeräusche statt Stadtlärm in den Ohren – wie viele andere Menschen auch wünschten wir uns lange Zeit ein freies, selbstbestimmtes Leben.
Bis wir eines Tages Nägel mit Köpfen machten und in ein Abenteuer aufbrachen, das uns bis heute nachhaltig geprägt hat: unser erster Waldgarten.
Auch, wenn wir das damals noch gar nicht wussten, denn eigentlich fand eher der Waldgarten zu uns als wir zu ihm. Wir: Das sind Sandra und Michael und unsere Kinder, Marvin und Leyla. Aus irgendeinem unserer Waldgärten winken wir dir einmal freundlich mit schmutzigen Händen zu.
Michael und ich, Sandra, sind zwar grundverschieden, aber wir teilen eine Leidenschaft: die Arbeit an unseren Projekten in der Natur. Aus dieser Verbundenheit ist unser kleines Business entstanden. Denn wir gestalten nicht nur für uns Waldgärten. Wir helfen auch anderen interessierten Menschen dabei, ihren ganz persönlichen Waldgarten zu planen.
Neugierig geworden? Dann begleite uns gern ein wenig in unsere Vergangenheit – vielleicht fühlst du dich von uns motiviert und inspiriert. Und dann? Kann es auch schon losgehen mit deinem ganz persönlichen Waldgarten-Projekt.
IllustrationWir lieben Waldgärtnern – aber für ein bisschen Spaß muss immer mal Zeit sein!
Zurück zum Anfang: Unser erster Waldgarten
Am Anfang unserer Waldgarten-Reise stand … ein ganz gewöhnlicher Familienurlaub an der Algarve. Endlich hatten wir es geschafft und das Geld zusammengespart.
Wobei: So gewöhnlich war der Urlaub dann doch nicht. Denn schon am zweiten Tag war uns klar, dass wir nicht an das Hotel gebunden sein, sondern Portugal entdecken wollten. Also fuhren wir mit dem Auto los und entdeckten jeden Tag etwas Neues: einsame Buchten, wilde Küsten, malerische Orte …
Es waren zwei Wochen pure Freiheit, in denen uns die Natur komplett in ihren Bann zog.
Bei unserem zweiten Portugal-Urlaub waren wir dann schon ein ganzes Stück schlauer und buchten uns statt eines Hotels direkt eine Unterkunft in einer Ruine, mitten in der Natur.
Dort gab es eine Outdoor-Dusche, eine Komposttoilette unter freiem Himmel und auch sonst fand unser Alltag fast nur draußen statt alles sehr minimalistisch also.
Genau diese Erfahrung war der Wendepunkt für uns:
Wir wollten uns nicht nur im Urlaub so mit der Natur verbunden fühlen, sondern rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.
Bevor das tatsächlich passieren würde, kam aber, wie so oft, noch mal das Leben dazwischen: Wir zogen mit unserem Sohn Marvin um mitten in ein Häuschen im Wald und machten mit der Geburt unserer Tochter unsere Family komplett.
Der Alltag lenkte uns ab und schließlich fühlten wir uns dort, wo wir lebten, sehr wohl – die Natur war direkt vor unserer Haustür und wir hatten das große Glück, aus einem Stückchen Acker einen Permakulturgarten machen zu können. Doch nach einer Weile wollte sich Michael im Garten mehr ausprobieren, ganzjährig Gemüse pflanzen, mehr Vielfalt … ja, irgendwie war es noch nicht genug Natur für uns. Uns reizte der Gedanke, wie es wohl wäre, komplett bei Null zu beginnen. Ohne Strom. Ohne Wasser. Ohne sicheres Dach über dem Kopf. Ohne Toilette. Dafür aber: ganz viel wir und die Natur.
Was es zum Loslegen braucht? Mut und Energie
Alltag hin oder her – plötzlich war da dieser eine große Gedanke. Er ließ sich zwar nicht wirklich erklären, aber wir wussten, dass es Zeit für den Schritt war: ein Grundstück in Portugal. Und zwar am besten schon gestern.
Gesagt, getan: Unser Grundstück war verhältnismäßig schnell gefunden, auch der Kauf im Januar 2015 verlief reibungslos. Wir verkauften das meiste von unserem Besitz in Deutschland, sparten, wo wir konnten, kündigten alle typischen Sicherheiten, die wir uns bisher so aufgebaut hatten … und flogen Ende Juli 2015 mit einem One-Way-Ticket in Richtung Unabhängigkeit.
Einfach war der Abschied nicht, speziell für unseren Sohn, und die erste Zeit in Portugal das reinste Gefühlschaos: Große Euphorie mischte sich mit der Angst, ob vielleicht alles schiefgehen würde. Immerhin befanden wir uns inmitten von vier Hektar Land voller Staub, ungewohnter Hitze und Gestrüpp. Ohne Haus, ohne Strom, ohne Wasser.
Wir starteten bei null am ersten Tag gab es nicht mal einen freien Fleck Erde, wo wir eine Decke ausbreiten hätten können. Und sagen wir so: Erholsam war die erste Nacht im Zelt nicht gerade …
Doch genau diese Erfahrungen kamen uns später bei der Gestaltung der beiden weiteren Waldgärten in Deutschland und an der Algarve wieder zugute: Wir konnten mit viel mehr Gelassenheit an die Sache herangehen.
Rückblickend können wir sagen: Eine so intensive Zeit mitten in der Natur erleben zu dürfen, hat Marvin, Leyla und auch uns bis heute geprägt.
Knapp sechs Jahre lang lebten wir in Portugal, bis wir uns entschieden, weiterzuziehen und unseren Waldgarten in andere Hände zu übergeben. So ging es im November 2020 für uns gemeinsam als Familie wieder zurück nach Deutschland.
Hier bot sich die tolle Möglichkeit, auf einem Gartengrundstück mit 2400 m2 einen neuen Waldgarten entstehen zu lassen. Diesmal war die ganze Familie mit an Bord: Unsere Eltern, die Großeltern und unsere Kinder machten alle fleißig mit.
Aber tief in unseren Herzen schlug weiterhin die Begeisterung für Portugal … und so wiederholte sich die Geschichte genau sieben Jahre später. Diesmal verliebten wir uns in ein Grundstück an der Algarve und kauften es ziemlich zügig im Dezember 2021.
Heute dürfen wir