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Schlager, Pop & Mini-Rock: Der dritte Fall des Max Werger. Österreich-Krimi
Schlager, Pop & Mini-Rock: Der dritte Fall des Max Werger. Österreich-Krimi
Schlager, Pop & Mini-Rock: Der dritte Fall des Max Werger. Österreich-Krimi
eBook369 Seiten4 Stunden

Schlager, Pop & Mini-Rock: Der dritte Fall des Max Werger. Österreich-Krimi

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Über dieses E-Book

Es hat wieder einmal alles so schön begonnen. Ein interessanter Auftrag aus der heißumkämpften Musikbranche führt den Unternehmensentwickler Max Werger nach Kitzbühel. Dort ist er hautnah in den kometenhaften Aufstieg der jungen Schlagersängerin Clarissa Moon involviert. Durch fatale Umstände findet er sich jedoch rasch in der für ihn undurchsichtigen Welt von Kryptowährungen und von den Machenschaften kriminellen Anlagebetrugs wieder. Mit Freund Stonie und seiner neuen Freundin Marlene gerät er dabei wieder einmal in eine Serie haarsträubender Abenteuer, die ihn aus der Gamsstadt nach London, Dublin und München führen. Mit viel Witz und Tempo jagen die drei der Lösung des Falles hinterher. Dass Ex–Freundin Sophie und Lionel „Leo“ Messi gelegentlich ihre Krallen ausfahren, sei hier nur am Rande erwähnt.

SpracheDeutsch
HerausgeberFederfrei Verlag
Erscheinungsdatum6. Okt. 2023
ISBN9783990742679
Schlager, Pop & Mini-Rock: Der dritte Fall des Max Werger. Österreich-Krimi
Autor

Maximilian Eigletsberger

Maximilian Eigletsberger, geboren 1959, lebt als Marketing und Unternehmensentwickler in Wels. Seine große Liebe gilt seiner Familie, der Musik und der Literatur. Als Autor von diversen Fachartikeln und Fachbüchern, war »Drogen, Sex & Bio-Keks« sein Debutroman als Krimiautor. Sein Protagonist agiert in einer für ihn ganz bekannten Welt ohne jemals den Anspruch auf tatsächliche Begebenheiten zu erheben.

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    Buchvorschau

    Schlager, Pop & Mini-Rock - Maximilian Eigletsberger

    Handelnde Personen

    Max Werger: Unternehmensentwickler

    Christoph »Stonie« Steinmayr: bester Freund und »Schutzheiliger« von Max Werger

    Mag.a Marlene Ebner: Chefredakteurin von »Servus Tirol«

    Sophie Samer: Max’ Ex-Freundin

    Dirk Steeger: Chef der Meteormusic Event- und Managementgruppe

    Dr. Lisa Lehmann: Gesellschafterin der Meteormusic Event- und Managementgruppe

    Antonia Sailer: Chefsekretärin der Meteormusic Event- und Managementgruppe

    Toni Steineder: Chef von Kitz-Event

    Clarissa Moon: bürgerlich Katharina Mondbichler / Schlagersängerin

    Dr. Josef Obernberger: Rechtsanwalt im Ruhestand

    Thomas »Tom« Randacher: Meteormusic-Sparten-Manager

    Bertl Hochsteiner: Schlagzeuger der Mountaindevils

    Dr. Gernot Nenning: Rechtsanwalt

    Major Severin Zellhofer: Landeskriminalamt Tirol

    Kilian und Monika »Moni« Kostner: Retter und Freunde aus Südtirol

    Und schon wieder in einer kleinen Rolle: Kater Lionel Messi

    Zur Info: Ferry Öllinger und Maximilian Eigletsberger haben gemeinsam die Schulbank gedrückt. Jetzt drücken sie immer noch die eine oder andere Geschichte. Ferry als Schauspieler in vielen Fernsehproduktionen und auf der Bühne, Max als Krimiautor und Musiker. Wie gesagt: Das Geschichtenerzählen haben sie seit jeher im Blut.

    Ferry Öllinger:

    Ein Wort zuvor. Praktisch ein Vorwort!

    Mehr als 20 Jahre lang war ich Teil des SOKO Kitzbühel-Teams in der gleichnamigen Fernsehserie. Die Rolle des Postenkommandanten Alois »Kroisi« Kroisleitner hat mich in dieser Zeit sehr geprägt. Unzählige Kriminalfälle, in und rund um Kitzbühel, galt es dabei in Teamwork zu lösen. Waren es in der Serie immer schneidige Polizisten – wenn man einmal von der Frau Gräfin und dem Hannes absieht –, die professionell an die Lösung der Fälle herangingen, sind es in den Krimis von Max Eigletsberger doch eher Amateure, die durch verhängnisvolle Umstände immer wieder in den Strudel krimineller Machenschaften gezogen werden. Dadurch entwickeln sich stets humorvolle und abenteuerliche Situationen, die aber letztendlich doch für eine erfolgreiche Aufklärung der Fälle sorgen. Die Protagonisten stehen dabei immer im Vordergrund. Vom Hauptakteur Max Werger über Stonie, Sophie, Marlene bis hin zu Kater Leo – alle haben ihren eigenen Charakter, ihre besonderen Geschichten und auch jetzt schon einen Platz in meinem Krimiherzen.

    Die Rolle des SOKO Kitzbühel-Chefinspektors habe ich abgelegt. Aktuell kann ich mich ganz auf meine neuen schauspielerischen Aufgaben konzentrieren.

    Und zur Entspannung nehme ich mir jetzt die lustig-spannenden Fälle des ungewöhnlichen Ermittlergespanns zur Brust. Im neuen Abenteuer gibt es zudem ein emotionales Wiedersehen mit Kitzbühel. Freu’ mich schon drauf!

    Sapperlot oder heiliger Bimbam, wie der Max Werger zu sagen pflegt!

    Intro

    Heiliger Bimbam!

    Dass das aufstrebende Schlagersternchen Clarissa Moon dem einen oder anderen Fan den Kopf verdrehen würde, war aufgrund ihres strategisch bis ins letzte Detail durchgestylten Images nicht weiter verwunderlich. Dass aber gerade sie nun mit verdrehtem Kopf aufgefunden wurde, schon eher. Wenn ich jetzt davon rede, dann meine ich tatsächlich: verdrehter Kopf, weil Genickbruch. Sapperlot!

    Und wenn ich sage, sie wäre aufgefunden worden, dann sollte ich richtigerweise klarstellen: Ich habe sie gefunden. Also gefunden auch nicht ganz richtig. Sie lag in meinem Bett. Kein schöner Anblick. Nicht dass mich wer falsch versteht: normalerweise Clarissa Moon schon schöner Anblick, aber in dieser Situation nicht. Weil Stellung von Kopf und Körper zueinander eine eklatante anatomische Fehlstellung aufwiesen. Die sexy Schlagersängerin war tot. Atemlos. Also im klassisch-medizinischen Sinn. Und ich war am Tatort. Meine Fingerabdrücke waren überall. Klar. War ja auch mein Appartement. Dazu hatte ich in meinem ersten Schrecken die Tote auch noch angefasst. Damit war ich sofort ins Visier des eintreffenden Polizeiinspektors geraten, der sich noch dazu als bekennender Clarissa Moon-Fan outete. Da halfen mir auch meine Beteuerungen nichts, dass ich es war, der die Polizei verständigte und es schon sehr blöd von mir gewesen wäre, den Mord in meiner eigenen Wohnung zu begehen. Und welches Motiv sollte ich dafür gehabt haben?

    Ja, diese wesentlichen Aspekte waren gar nicht hilfreich, weil der emotional sichtlich erschütterte Ermittler den schändlichen Killer sofort in meiner Person ausmachte. Das ließ er mich auch spüren. Da halfen auch meine ganzen Unschuldsbeteuerungen nichts. Was war ich in diesem Moment froh, dass Lynchmorde seit einiger Zeit aus der Mode gekommen waren.

    Aber das ist eine ganz andere Geschichte. In der hier geht es auch noch um einen ganzen Haufen Geld. Ich werde sie jetzt erzählen. Es hat wieder einmal alles so schön begonnen.

    Kapitel 1: Schnee im Sommer

    »Ich denke, wir sollten jetzt einmal eine Pause einlegen!«

    Mit dieser sehnsüchtig erwarteten Ankündigung beendete Dirk Steeger, Chef der Meteormusic Event- und Managementgruppe, die sechsstündige Marathonsitzung im großzügigen Unternehmensdomizil im mondänen Kitzbühel. Ein großzügig umgestaltetes, ehemals bäuerliches Anwesen, das Erfolg ausstrahlte. Riesige Glasflächen, die genug Licht in die Innenräume, aber neugierige Blicke und Hitze draußen ließen. Ein Tonstudio, das alle »Stückchen spielte« und ein renovierter Stadl, der als Probehalle für die Tourneevorbereitung diverser Künstler des Labels diente. Vor dem Haus war ein zünftiges Buffet aufgestellt worden, über das sich die Teilnehmer des Meetings überfallsartig hermachten. Ich war froh, mir bei dieser Gelegenheit die Füße vertreten zu können und über die vergangenen Stunden und die bevorstehende Arbeit nachzudenken. Die Aufgabe, als Unternehmensentwickler die Meteormusic Event- und Managementgruppe auf ihrem Weg in internationale Märkte zu begleiten, schien mir nicht nur beruflich sehr reizvoll, sondern auch als Musikliebhaber sehr attraktiv. Wobei, da muss ich mir schon ein bisschen das Argument »Geld frisst Geschmack« gefallen lassen, da die bevorzugt bedienten Musikgenres von Meteormusic, Schlager und Alpenrock, nicht so ganz meinen Geschmack trafen. Was soll’s, dachte ich mir damals, als ich den Anruf von Herrn Steeger erhielt, wenn schon sonst nichts klingelt, dann wenigstens die Kassa.

    »Herr Werger, auf ein Wort«, riss mich der Chef des Unternehmens aus meinen Gedanken, »oder darf ich Max sagen? Also ich bin der Dirk. Es redet sich’s doch gleich viel leichter.« Natürlich durfte er. Er, der Dirk. Mir war zwar nicht ganz wohl dabei, weil man mir immer wieder vorgeworfen hatte, ich sei viel zu vertrauensselig. Zu viel Nähe trübe die Sicht auf die wesentlichen Aufgaben der Projektarbeit. Wen kümmert’s! Schließlich war diese Arbeit auch nicht alltäglich. Ich wähnte mich zudem von Künstlern umgeben. Da pfeift man auf Förmlichkeiten.

    »Also, Max, wie sind deine ersten Eindrücke vom Team? Hast du dir schon ein Bild machen können? Übrigens, heute Abend schauen wir bei einem Konzert einer vielversprechenden Band vorbei. Wenn sie so gut sind, wie mir gesagt wurde, nehmen wir sie unter Vertrag«, wartete er meine Antwort auf seine Fragen erst gar nicht ab und wandte sich dem Buffet zu. Zu dem Team konnte ich sowieso noch nicht viel sagen, dafür war die Zeit für eine eingehende Analyse viel zu kurz.

    »Herr Werger«, rief mir der junge Art Director des Verlags zu, »möchten Sie auch einen Schnaps?«

    Nicht schon wieder! Erinnerungen an meine Abenteuer im schönen Lavanttal und am Wagram kamen hoch. Was würde diesmal auf mich zukommen?

    Es war ganz unspektakulär ein Obstler aus einem Regionalmarkt, wie man mich auf meine Frage hin emotionslos aufklärte.

    Wir prosteten uns in der Runde zu, boten uns – weil’s eh schon wurst war – freundschaftlich das Du-Wort an und verbrachten eine unbeschwerte Zeit abseits von den Gedanken, die nach der Marathonsitzung in unseren Köpfen herumschwirrten. Die vielen Aufgaben, die auf uns in der nahen Zukunft warteten, wurden zur Seite geschoben.

    Mein Blick richtete sich urplötzlich auf den in der Ferne liegenden magischen Hausberg der Kitzbüheler. Genauer gesagt auf die berühmteste Skiabfahrt der Welt. Auf die Streif. Das jährliche Winterspektakel der Superlative. Dort, wo Heroen geboren und Karrieren vernichtet wurden. Dort, wo schon Toni, Karl, Stephan, Hermann, Axel, Dominik, Beat und Vincent ihre nachhaltigen Spuren gezogen haben und viele andere von Alpträumen geplagt wurden. Aber auch dem Ort des hypen Stelldicheins von Promis und denen, die sich dafür hielten. Wer bei diesem Event dabei war, hatte es geschafft.

    »Nächstes Jahr tritt ein Künstler aus unserem ›Stall‹ dort auf. Und wir werden ein fulminantes Rahmenprogramm rund um das Rennen auf die Beine stellen«, schien Herr Steeger meine Gedanken erraten zu haben und brachte mich damit in die reale Welt zurück. Dabei schaute auch er verklärt auf den Schicksalsberg und bot mir ganz beiläufig auf einem kleinen Silbertablett etwas von seinem weißen Pulver an.

    Schnee im Hochsommer. Heiliger Bimbam. Wenn das kein Omen war.

    Aber Halt! Wenn Sie jetzt glauben, ich hätte von diesem Angebot Gebrauch gemacht, dann irren Sie sich! Was glauben Sie!? Stellen Sie sich vor, meine Mutter liest dieses Buch und müsste feststellen, dass ich verbotene Substanzen zu mir nehme. So viel Mut kann man nicht kaufen. Da könnte ich auch mit der Argumentation, dass Schnee und Kitzbühel einfach zusammengehören, nichts retten. Sapperlot!

    Nachdem der Meteormusic-Chef seine Piste »geglättet« hatte, verabschiedete er sich von seinem Team und setzte mich davon in Kenntnis, dass er mich kurz vor acht Uhr in meinem Hotel abholen würde. Das Konzert, meinte er, würde nicht vor neun am Abend beginnen. Da hätten wir noch Zeit, ein wenig zu plaudern.

    Also machte ich mich auch auf den Weg und begab mich in das im Vorfeld von der Firma gebuchte ****Hotel mit dem sinnigen Namen »Streif-Blick«. Naja. Dort angekommen, empfing mich die Dame an der Rezeption freudig mit der Ankündigung, dass mein Einzelzimmer in eine Suite upgegradet worden war. Na, das war ja mal eine Ansage! Auf meine Frage, wer denn das veranlasst hätte, zwinkerte sie mir verschwörerisch zu und mit einem wissenden Augenaufschlag meinte sie nur: »Ich darf nicht singen. Äh, nichts sagen.« Alles klar. Herr Steeger hatte offensichtlich Gefallen an mir gefunden.

    Die Suite war beeindruckend. Einmal davon abgesehen, dass man vielleicht dem touristisch geschuldeten »Tiroler-Rustikal-Einrichtungsstil« mit etwas Skepsis gegenübersteht. Tat ich aber nicht. Ich wollte immer schon in einer Stube wohnen, deren Zirbenduft mir die Tränen in die Augen trieb. Da half es auch nicht, dass an der Wand ein Kleinkino-großer Flachbildschirm hing. Weil wie gesagt: Tränen in den Augen. Verminderte Sicht. Da bietet ein großer Bildschirm definitiv Vorteile.

    Ich öffnete die Balkontüre, die den Weg auf eine kleine Dach­terrasse freigab. Mit so viel Tiroler Bergluft versehen, schärfte sich mein Blick wieder. Und der Zirbenduft mischte sich langsam mit der Tiroler Bergluft.

    Ich verstaute mein Gepäck, informierte mich via Laptop über eingehende E-Mails und ließ mir ein Glas Bier aus der Minibar – die übrigens gar nicht so mini war, sie hatte die Größe meines Kühlschranks – die Kehle hinunter rinnen.

    Die Sonne schien durch die Fenster, die Klimaanlage arbeitete auf vollen Touren. Ich war richtig entspannt. Bis zu dem Moment, als im Radio ein Lied einer neuen Band angekündigt wurde, die zudem, wie der Moderator freudig verkündigte, heute in Kitzbühel ein Konzert gab. Den Namen hatte ich mir nicht gemerkt. Der Song jedoch ließ mich aufhorchen. Alpenrock pur. Und eine eindrucksvolle weibliche Solostimme.

    Naja. Jetzt bekam ich eine Vorahnung, was mich am Abend erwarten würde. Und irgendwie freute ich mich darauf.

    Kapitel 2: Die Entdeckung

    Pünktlich um acht Uhr holte mich Dirk wie vereinbart vor dem Hotel ab. Der BWM M8 war nicht zu überhören. Geiler Sound, ging es mir noch durch den Kopf und schon waren wir auf dem Weg zum Konzert.

    »Irgendwie riecht es hier stark nach Zirben«, begann Dirk das Gespräch, rümpfte die Nase und öffnete die Seitenfenster.

    Der tosende Fahrtwind, der sportliche Motor und die bis zum Anschlag aufgedrehte Musik im Wageninneren verursachten ein undurchdringliches Geräuschchaos. An ein Gespräch war nicht mehr zu denken. Mein »Ich rieche nichts« ging dabei völlig unter. Verstohlen roch ich an meiner neuen Lederjacke und stellte fest, dass der Duft der Zirbe klar über den Geruch des Leders siegte. Sapperlot.

    Die Fahrt dauerte keine fünfzehn Minuten. Vor der Mehrzweckhalle im Sportpark herrschte überschaubarer Andrang. Warum die Veranstalter für die relativ unbekannte Band diese große Halle ausgesucht hatten, war mir ein Rätsel. Zudem konnte ich mich auch nicht erinnern, im Vorfeld Ankündigungsplakate oder sonstige Werbemaßnahmen für das Konzert gesehen zu haben.

    Also um ehrlich zu sein, ich hatte noch nie etwas von »Kathi & The Moutaindevils« gehört, aber Dirk beruhigte mich ob meiner Unkenntnis, indem er mir genüsslich mitteilte, dass dies wohl die letzte Veranstaltung seines ortsansässigen Konkurrenten am Veranstaltungssektor sein würde. Jetzt war mir auch klar, warum er bei dieser Hinrichtung dabei sein wollte. Aber da hatte ich mich geirrt.

    Dirks Interesse bezog sich ausschließlich auf »Kathi & The Mountaindevils« und dabei explizit auf Kathi. Die, wie er mir mitteilte, eine enorme Bühnenpräsenz und eine passable Stimme aufzuweisen hatte.

    Kurz vor neun Uhr abends betrat der Veranstalter die Bühne und beschwor mit sich überschlagender Stimme die Zuschauer, »Kathi und ihre Boys« mit einem frenetischen Beifall willkommen zu heißen.

    Und da kann man den Kitzbühelern in der knapp zu einem Drittel gefüllten Halle nichts nachsagen. Aber schon gar nichts. Sie taten auf Kommando wie ihnen geheißen. Der Lärmpegel stieg ohrenbetäubend an.

    Im Lichterkegel der Spots betraten die Musiker der Mountaindevils die Bühne und nahmen gleich mit alpenrockigen Rhythmen Fahrt auf. Und dann kam sie. Kathi. Es war weniger ein Auftritt, schon mehr eine Erscheinung. Da verschlug es mir tatsächlich die Sprache. Ganz im Gegenteil zu den tobenden Fans, die ihre Verzückung lautstark zum Ausdruck brachten. Die blonde Sängerin in ihrer sexy kurzen Lederhose ging sofort in die Vollen. Sapperlot! Da ging, um es im Branchenjargon zu sagen, die Post gewaltig ab.

    »Wo sind die Hände?«, brüllte sie der Menge entgegen.

    Na, wo werden sie denn schon sein? Ich musste über diesen sinnentleerten Opener schmunzeln. Aber scheinbar funktionierte dieses Fragespiel immer wieder, denn die Zuschauer reckten ihre Hände hoch und verdarben mir damit die Sicht auf die schöne Kathi. Noch heute muss ich schmunzeln, wenn ich an diesen Moment denke. Ich kann mich noch an die Farbe ihrer karierten Bluse erinnern, aber ich hab’ keine Ahnung mehr von dem, was sie gesungen hat. Hat sie überhaupt gesungen? Heiliger Bimbam.

    Dirk riss mich in diesem Moment inniger Ergriffenheit unsanft aus meinen Gedanken. Er schrie mir lautstark und auch ganz schön feucht ins Ohr: »Na, was sagst du zu der? Hab’ ich dir zu viel versprochen?« Nein, hatte er nicht. Nach den ersten Liedern des Programms machte sich, wie zu erwarten war, die befürchtete Tristesse in meinem Musikempfinden breit. Der Reiz des Optischen war dem Schock des Gehörten gewichen. Eine Tatsache, die sich nicht nur bei mir einstellte. Die sich immer wiederholenden Einheitsrhythmen, einmal etwas schneller, dann wieder langsamer vorgetragen, nützten sich ab. Kathi bemühte sich wiederholt mit »Wo sind die Hände?«, gesteigert vom noch peinlicheren »Seid’s gut drauf?«. Na, das sollte die fidele Kathi in der Zwischenzeit schon gemerkt haben. Sie konnte damit aber nicht mehr so recht punkten. Zwischenzeitlich hatte ein Großteil der Fans ihre Hände offensichtlich schon gefunden und man wollte sich nicht noch einmal auf die Suche nach ihnen begeben. Vorsichtshalber verstauten sie ihre »Fundstücke« in den Hosentaschen. Da waren sie gut aufgehoben. Und richtig »gut drauf« waren die Konzertbesucher nach etwa siebzig Minuten. Da war das Spektakel vorbei. Die Hände wurden dann doch noch zum finalen Schlussapplaus ausgepackt. Zwei Zugaben. Darunter, wie ich erst viel später aufgeklärt wurde, der Hit »Streif. Schuss. Schluss«. Der von vielen erwartete und herbeigesehnte musikalische Höhepunkt des Abends. Der poetische Refrain, »I fahr’ die Streif im Schuss und mach beim Après-Ski erst Schluss«, wurde frenetisch mitgesungen, respektive gebrüllt. Schau, schau. Ich hatte dieses Lied live nicht erkannt, obwohl ich den Song kurz vorher im Radio gehört hatte. Naja, live zu spielen hat schon seine Tücken. In meinen Gedanken erschien ein supermodernes Tonstudio mit den vielen Möglichkeiten, die der Band offensichtlich live nicht zur Verfügung standen.

    Jetzt hör’ ich Sie schon wieder sagen: »Nur weil ihm diese Art von Musik nicht passt, macht er alles schlecht.« Nein, muss ich Ihnen widersprechen, so einfach machen wir es uns nicht. Ich hege tiefen Respekt für alle Künstler, die auf der Bühne stehen. Weil ich weiß, welch harte Arbeit dahinter steckt. Aber an diesem Abend war dieser tief empfundene Respekt einer echten Bewährungsprobe ausgesetzt. Harte Arbeit ist kein Garant für gute Ergebnisse. So wie damals hörbar bewiesen. Und noch was: wenn schon singtechnischer Gruppenzwang im sommerlichen Schneeparadies, dann zumindest »Schifoan« von Wolfgang Ambros. Aber, um hier versöhnlich zu enden: Die musikalische »Abfahrt« der Mountaindevils wurde durch Kathis Stimme und optische Präsenz kompensiert. Fast. Oder zumindest fast fast.

    Die Halle war nicht zuletzt wegen des überschaubaren Andrangs an Zuschauern in Windeseile geleert und ich begab mich zum mit Dirk vereinbarten Treffpunkt. Dort wartete ich eine ganze Weile, verkürzte mir die Zeit mit einem Bier und ließ das Konzert Revue passieren. Irgendwann wurde mir die Warterei dann doch zu viel und ich begab mich auf die Suche nach Dirk. Auf dem Weg Richtung Garderobe hörte ich schon von weitem die aufgeregte Stimme des Konzertveranstalters. »Schleich di, Steeger, sunscht bischt hin!« Na, scheinbar wollte der Steeger nicht »hin werden«, weil er mir im nächsten Augenblick schon entgegenkam. »Mein Gott, Toni, du bist hin. Und du woaßt as no goa ned. De Kathi unterschreibt bei mir«, hörte ich ihn dabei noch in Richtung seines Kontrahenten rufen. Mit einem Lächeln kam er auf mich zu und wenige Augenblicke später saßen wir im Auto. »Die Kathi kommt morgen zur Vertragsunterzeichnung zu mir. Wir sind uns schon einig. Ich muss ihr nur noch schonend beibringen, dass die Mountaindevils der Teufel holen kann.«

    Irgendwie hatte ich plötzlich Mitleid mit den fünf jungen Musikern. Auch wenn sogar mir nicht entgangen war, dass sie ihre Instrumente nicht immer im Griff hatten und dadurch den einen oder andern Riff bei den groß inszenierten Gitarrensolos versiebten. Quasi instrumententechnischer Nachholbedarf. Aber so ist das Business.

    Auf einem Parkplatz fuhr Dirk rechts ran und zog sich sein weißes Pulver in die Nase. Mein strafender Gesichtsausdruck wurde lapidar mit einem gleichgültigen »Is was?« kommentiert. Mich an der »Tiefschneeabfahrt« teilhaben zu lassen, war damit vom Tisch. Schnee bestimmte das Tempo in der Gamsstadt. Nicht nur bei der Hahnenkamm-Abfahrt. Und wie ich feststellen musste, nicht nur im Winter. Zwoa Brettl’n, a g’führiger Schnee. Juche! Heiliger Bimbam. Die Wörter bekamen eine neue Bedeutung.

    Der Rest des Abends verlief sehr kurzweilig und entspannt. Wir nahmen noch einen Absacker in einer der angesagtesten Discos in der Innenstadt. Dort war Dirk offensichtlich kein Unbekannter und wir wurden sofort nach Eintreffen an einen exponierten Tisch geleitet. Der DJ begrüßte den Meteormusic-Boss lautstark. Wie auf Kommando standen auch schon eine Flasche Wodka und ein Paar Dosen des flügelverleihenden Energydrinks auf dem Tisch. »Geht aufs Haus«, ließ uns die freundliche Kellnerin noch wissen, um sich dann einen Weg durch die bis zum Bersten gefüllte Tanzfläche zu bahnen. Die Hälfte der Wodkaflasche hatten wir schon intus, als sich der Besitzer der Disco zu uns gesellte. Dirk und er unterhielten sich aufgrund der enormen Lautstärke sozusagen »Mund an Ohr«, ohne dass ich auch nur in Ansätzen mitbekam, worüber sie sich unterhielten. Einmal dürfte ich wohl Thema des Gesprächs gewesen sein, weil mir der Discochef die Hand zum Gruß reichte. An seinen Lippenbewegungen konnte ich zwar erahnen, dass er mir seinen Namen nannte, verstanden habe ich ihn freilich nicht. Weil, eh schon gesagt, sehr laut.

    Kurz nach Mitternacht verließ ich alleine die Disco, da ich mir beim Rückweg zum Hotel noch etwas die Füße vertreten wollte. Morgen, in dem Fall eher schon heute, stand wieder ein arbeitsreicher Tag an. Dirk deutete an, noch etwas zu bleiben und so wanderte ich alleine durch die frische Kitzbüheler Nacht.

    Die Erinnerungen an die Geschehnisse des Tages begleiteten mich auf dem nicht allzu langen Heimweg ins Hotel »Streif-Blick«. Dort angekommen verfiel ich sofort in einen komatösen Tiefschlaf. Trotz, oder vielleicht auch wegen der Intensität des omnipräsenten Zirbendufts. Und irgendwie kam es mir vor, als hörte ich von Ferne das Startkommando aus dem Starthaus der Streif ertönen. Oder war es doch nur dem leichten Ohrensausen aufgrund der Lärmbelästigung der letzten Stunden geschuldet? Wahrscheinlich.

    Kapitel 3: Pakt mit dem Teufel

    Um Punkt neun Uhr trafen wir uns im großen Meteormusic-Meetingraum. Ich war gespannt, wie sich Dirk nach der langen Nacht präsentieren würde. Aber siehe da, der strotzte vor Energie und Leben. Nach ein paar erklärenden Worten und verteilten Aufgaben entließ er sein Team nach kurzer Zeit an ihre Wirkungsstätten. Die Mitarbeiter verzogen sich sofort in ihre Offices (ja, ja, auch im Bereich alpenländischer Musik wurde mit Fremdwörtern nicht gespart), um dem Gesagten Taten folgen zu lassen. Dirk forderte mich auf, ihm in sein Büro zu folgen. Goldene Schallplatten von Künstlern und Bands, deren Namen mir großteils nicht bekannt waren, säumten den Weg bis zur Kommandobrücke des Unternehmens. Die Chefsekretärin begrüßte uns freundlich, offerierte Kaffee, den wir mehr oder weniger schweigend an Dirks Schreibtisch tranken. Dann begann er mich fast verschwörerisch in seine Pläne einzuweihen.

    »In einer Stunde kommt die Kathi Mondbichler, weißt eh, die vom gestrigen Konzert, um den Vertrag mit der Meteormusic zu unterschreiben. Hab’ ich dir eh gestern schon gesagt. Oder? Dabei muss ich ihr schonend beibringen, dass ihre Mountaindevils nicht mehr dabei sind. Hab’ ich dir das auch schon gesagt?«

    Ja, hatte er schon. Scheinbar ging die gestrige Nacht doch nicht so spurlos an ihm vorbei, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte.

    »Also, warum ich dir das sage, ist Folgendes: Ich hab’ mit Kathi große Pläne. Und da wäre es eher kontraproduktiv, wenn ich mit so einer einschneidenden Nachricht wie dem Rausschmiss der Band das Verhältnis gleich zu Beginn der Zusammenarbeit trüben würde. Also bringst du es ihr bei.«

    Jetzt aber! Mein »Dafür bin ich nicht zuständig« wurde mit einer abweisenden Handbewegung vom Tisch gefegt.

    »Ist mir schon klar. Aber so läuft das eben. Wenn wir länger zusammenarbeiten wollen, musst du schnellstens die Regeln der Branche lernen.«

    Ich kannte mich aus. War auch nicht schwer zu verstehen. Das war kein Wink mit der Zaunlatte, das war schon mehr ein verbales Fallbeil.

    Dirk dürfte mir meinen Unmut im Gesicht abgelesen haben, weil er gleich darauf ganz freundschaftlich mit intimen Details des Unternehmens loslegte, die aber sowieso unerlässlich für meine Arbeit hier bei Meteormusic waren. Top secret, wie er mehrmals betonte. Nur für Eingeweihte. Na schau, damit gehörte ich jetzt zum inneren Kreis. Da war es mir schon fast eine Ehre, die Drecksarbeit für Dirk ausführen zu dürfen. Haha. Und es war wieder einmal die Abwesenheit meines Schutzschilds, der mich von den unvermeidlichen Auswirkungen dieser Tat bewahrt hätte. Im Nachhinein muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, nicht auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. Aber Bauch und Hirn gehen bei mir nicht immer im Gleichschritt. Auch wenn der Bauch das Hirn manchmal an Weisheit übertrifft. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Ich hatte mich damit abgefunden in Kürze den Überbringer der schlechten Nachrichten zu geben, als Dirks Sekretärin aufgeregt zur Tür hereinkam. Sie teilte ihrem Chef mit, dass ein Herr Steineder im Vorzimmer warten würde. Dirk deutete ihr, ihn hereinzubitten.

    »Servus, Toni, was willst du?«, begrüßte Dirk den Gast kühl und herablassend, ohne sich von seinem voluminösen Ledersessel zu erheben.

    »Wir müssen reden. Unter vier Augen«, dabei beäugte er mich mit einem feindseligen Blick.

    »Ist schon recht. Das ist mein neuer Marketingchef, Max Werger. Der kann ruhig mithören, was du zu sagen hast«, stellte Dirk mich dem Mann lächelnd vor. »Und das ist Toni Steineder, der Chef von Kitz-Event. Weißt eh, der Veranstalter von dem Abbrenner-Konzert gestern Abend!«

    Während sich Dirk bei der Vorstellungsrunde ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen konnte, nahm die Gesichtsfarbe von Toni Steineder eine alarmierende Rötung an. Ich bemerkte, wie er die Fäuste ballte und einen Schritt auf Dirk zumachte. Dann besann er sich aber auf den Grund seines Erscheinens und hatte sich augenblicklich wieder im Griff. Hinter seinem riesigen Schreibtisch wähnte sich Dirk scheinbar in Sicherheit, weil er diese emotionale Regung stoisch zur Kenntnis nahm.

    »Sag’ schon, was du willst, ich hab’ keine Zeit«, forderte er den ungebetenen Gast auf, ihm den Grund seines Auftauchens mitzuteilen.

    »Steeger, wenn du mir die Kathi und die Mountaindevils abwirbst, dann treibst mich in den Ruin!«, flehte er Dirk unverhohlen an.

    »Keine Angst, Toni. Die Devils kannst dir eh auf den Hut picken!«, schleuderte der dem erstaunten Bittsteller entgegen. Und der kannte sich jetzt gar nicht mehr aus. Völlig ratlos stand er da und rang nach Worten.

    »So, wenn du sonst nichts mehr zu sagen hast, dann schleich dich. Ich habe zu tun. Und nächstes Mal, wenn du mit mir reden willst, vereinbare gefälligst im Vorfeld einen Termin.«

    Damit war das Gespräch, wenn man es überhaupt so nennen konnte, abrupt beendet. Der derartig düpierte Toni Steineder verließ wort- und grußlos das Büro. Im Hinausgehen konnte ich noch ein erregtes »Arschloch. Mia san deacht nu ned fertig miteinand« vernehmen, was dem Meteormusic-Chef aber nur ein müdes Lächeln und ein »Passt schon, Steineder« abrang.

    So ganz ohne Spuren war der Auftritt seines Konkurrenten bei Dirk dann doch nicht geblieben. Und so cool, wie er sich gerade noch gegeben hatte, war er auch nicht mehr. Ein Glas Grappa später war die Ruhe aber wieder hergestellt. Gerade rechtzeitig, um das Eintreffen von Kathi Mondbichler mit Gelassenheit vorzubereiten.

    Pünktlich um zehn Uhr traf das Objekt der Meteormusic-Begierde ein. Dirk empfing sie ganz überschwänglich. Bussi links. Bussi rechts. Ich schüttelte Kathi, nachdem Dirk mich ihr eingehend vorgestellt hatte, die Hand. Dabei schaute sie mich mit ihren großen blauen Augen ganz freundlich an. Ich hatte dabei ein ungutes Gefühl und konnte ihrem Blick kaum standhalten. Wusste ich doch, dass ich es in Kürze sein würde, der ihr die

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