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Inkafluch: Eine Abenteuerliche Schatzsuche im Reich der Sonnenkrieger
Inkafluch: Eine Abenteuerliche Schatzsuche im Reich der Sonnenkrieger
Inkafluch: Eine Abenteuerliche Schatzsuche im Reich der Sonnenkrieger
eBook291 Seiten3 Stunden

Inkafluch: Eine Abenteuerliche Schatzsuche im Reich der Sonnenkrieger

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Über dieses E-Book

Als der polnische Politiker Benesz nach seinem mysteriösen Tod eine antike Adoptionsurkunde mit Verbindungen zu den mächtigen Inkas des alten Perus hinterlässt, ahnt niemand, dass damit die Suche nach ihren unvorstellbaren Schätzen eröffnet wird. Auch nicht der Schriftsteller Claudio Guerrero, als er guter Dinge ein Kreuzfahrtschiff mit dem Ziel Südamerika betritt und mit seltsamen Vorfällen an Bord konfrontiert wird. Er versucht das Rätsel um das Dokument zu lösen und gerät dabei immer tiefer in die Machenschaften einer Bande von skrupellosen Grabräubern und deren Hintermännern. Nur ganz allmählich beginnt er zu verstehen, um was es hier in Wirklichkeit geht...

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum19. März 2018
ISBN9783743843509
Inkafluch: Eine Abenteuerliche Schatzsuche im Reich der Sonnenkrieger

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    Buchvorschau

    Inkafluch - Malcom Brady

    Inkafluch

    Malcom Brady

    INKAFLUCH

    I M P R E S S U M

    Malcom Brady, Inkafluch © 2017

    Autor: Malcom Brady, malcolm.brady@yahoo.com

    Buchcover, Illustration: Malcom Brady

    ISBN:

    Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.

    Als der polnische Politiker Benesz nach seinem mysteriösen Tod eine antike Adoptionsurkunde mit Verbindungen zu den mächtigen Inkas des alten Perus hinterlässt, ahnt niemand, dass damit die Suche nach ihren unvorstellbaren Schätzen eröffnet wird. Auch nicht der Schriftsteller Claudio Guerrero, als er guter Dinge ein Kreuzfahrtschiff mit dem Ziel Südamerika betritt und mit seltsamen Vorfällen an Bord konfrontiert wird. Er versucht das Rätsel um das Dokument zu lösen und gerät dabei immer tiefer in die Machenschaften einer Bande von skrupellosen Grabräubern und deren Hintermänner. Nur ganz allmählich beginnt er zu verstehen, um was es hier in Wirklichkeit geht...

    Prolog

    Cajamarca, Peru

    15. November 1532

    Francisco Pizarro (1) stand mit seinen berittenen Soldaten und einer großen Infanterie vor der Stadt Cajamarca im Andenhochland Perus. Ausgestattet mit einer beachtlichen Menge an Kanonen, Feuerwaffen und Kampfhunden waren sie bereits seit dreiundfünfzig Tagen unterwegs. Ihre Route verlief nördlich durch das Gebiet von San Miguel de Piura sowie den anliegenden Provinzen des riesigen, südamerikanischen Landes. Seine Krieger gehörten mehrheitlich der untersten spanischen Gesellschaftsschicht an. Sie waren von Erzählungen über die unvorstellbaren Schätze des Inkakönigs angelockt worden. Dieser wohnte angeblich in einer goldenen Stadt, mit Gebäuden, deren Dächer ganz in Blattgold gehüllt waren.

    Die Indiobevölkerung war den Fremden, trotz deren offensichtlicher Bewaffnung, zunächst sehr freundlich gesinnt. Ihr König Atahualpa hielt sich zu jenem Zeitpunkt im nahegelegenen Baño del Inca’ auf. Begleitet wurde er von vierzigtausend Indiokriegern, da er sich zur gleichen Zeit in einem verbitterten und äußerst brutal geführten Krieg mit seinem Halbbruder Huascar befand. Es ging um die Alleinherrschaft über das große Inkareich. Trotzdem erfreute er sich an den heiligen Thermalquellen, welche nur der Oberschicht zugedacht waren.

    Francisco Pizarro schickte Atahualpa eine Botschaft, in der er seine Ankunft ankündigte und den Inkakönig um eine Unterredung bat. Der jedoch wollte die Fremden auf keinen Fall empfangen und verschob das Treffen auf einen späteren Zeitpunkt. Heimlich beorderte er zwanzigtausend Krieger in die Außenbezirke Cajamarcas um den Spaniern in den Rücken zu fallen und sie gefangen zu nehmen. Er war sich dem Gelingen seiner List sicher. Er glaubte, die Fremden würden bei einer solch deutlichen Überzahl umgehend die Flucht ergreifen.

    Francisco Pizarro war jedoch auf der Hut vor den Kriegern der Sonne und befahl wiederum seiner Infanterie sich mit Kanonen und Trompeten auf den höchsten Punkt der Stadt Cajamarca zu begeben, während er seine berittenen Soldaten anhielt sich in der selbigen zu verstecken. In der Folgezeit wussten die anrückenden Späher Atahualpas ihrem König zu berichten, dass sich die Spanier aus Furcht vor der Übermacht zurückgezogen hatten.

    Gegen sechzehn Uhr des folgenden Tages zog Atahualpa majestätisch in Cajamarca ein. Er saß auf einer goldenen Bahre und wurde von acht seiner Krieger getragen. Um seine Macht zu demonstrieren, trug er eine goldene Krone sowie eine Kette mit großen Smaragden. Dazu einen bunten Federschmuck mit Ornamenten aus Goldblech. Begleitet wurde er von achtzig Abgeordneten, sowie vierhundert bewaffneten Kriegern. Die Indios zeigten sich sehr überrascht, im Stadtzentrum keinen einzigen Spanier anzutreffen. Währenddessen beobachtete Francisco Pizarro die herankommenden Späher Atahualpas aus sicherer Entfernung. Er war zu allem entschlossen und ließ sie sofort gefangen nehmen. Lediglich einem erlaubte er die Rückkehr zu seinem König, unter Auflage, ihm das Buch des Evangeliums zu überreichen.

    In dieser angespannten Situation warf Atahualpa das heilige Buch der Spanier zu Boden und forderte die Fremden auf, sein Land umgehend zu verlassen. Außerdem sollten sie alles zurückzugeben, was sie sich bereits angeeignet hatten. Niemand würde dem Sohn der Sonne Befehle erteilen. Ansonsten würde er sie alle töten lassen.

    Unbeirrt von den Drohungen Atahualpas gab Francisco Pizarro das vereinbarte Signal. Die Trompeten ertönten laut und bereits die ersten abgeschossenen Kanonenkugeln führten zu Panik und Furcht unter den Indiokriegern. Dazu erschienen, wie aus dem Nichts, die Soldaten zu Pferde, ausgerüstet mit Feuerwaffen und Hunden. Pizarro selbst ließ sein Schwert mit aller Kraft niedersausen, spaltete einem von Atahualpas Leuten mit einem einzigen Hieb den Schädel und riss die Klinge dann sogleich zurück, um sich auf den nächsten Gegner zu stürzen.

    Es war eine ungleiche Schlacht. Nur wenige Indios konnten sich vor den Eroberern und ihren modernen Waffen in Sicherheit bringen. Alle Abgeordneten des Inkakönigs verloren in der Schlacht ihr Leben. Pizarro selbst stellte sich zunächst vor Atahualpa um ihn vor dem sicheren Tod zu bewahren. Der mächtige König wurde gefangengenommen und in seinem Sonnentempel festgehalten. In den darauffolgenden Tagen plünderten die Spanier alles was nicht niet- und nagelfest war. Sie häuften große Mengen an Gold und Silber, sowie hochwertigen Strickwaren auf dem Marktplatz von Cajamarca an. Die Gold- und Silberobjekte wurden auf Druck des spanischen Könighauses eingeschmolzen.

    Atahualpa erkannte sehr schnell das besondere Interesse der Spanier an den glänzenden Edelmetallen. Für die Inkas jedoch besaßen sie eine ganz andere Bedeutung. An dem Ort seiner Gefangenschaft zeichnete Atahualpa in Höhe seines Kopfes eine Linie an die Wand. Er versprach den Raum innerhalb von zwei Monaten bis zu der markierten Linie mit Gold, Silber und Edelsteinen aufzufüllen, falls man ihn frei ließe. Ein schriftliches Dokument sollte diese Vereinbarung für immer festhalten. Francisco Pizarro stimmte der Offerte scheinbar zu und in den folgenden Wochen trafen unzählige Lieferungen mit der kostbaren Ware aus allen Gegenden des Inkareiches in Cajamarca ein. Am Ende betrug das Lösegeld für Atahualpa satte 6.087 kg Gold und 11.793 kg Silber.

    Kleinere ethnische Gruppen, die Atahualpa unterdrückt hatte, unterstützen die Spanier. Ständige kleinere Schlachten mit aufständischen Inkas lieferten Pizarro den Vorwand den Inkakönig, dessen Tod er bereits lange vorher beschlossen hatte, der Verschwörung gegen ihn zu beschuldigen. Das Urteil, Tod durch den Strang, wurde am 26. Juli 1533 auf dem Hauptplatz von Cajamarca vollstreckt. Vorher erfuhr Pizarro noch von einem heiligen Tempel mit unglaublichen Mengen an Gold und Silber im Süden des gewaltigen Inkareiches. Es handelte sich um Pachacamac, dem heutigen Lima. Der Tempel wurde geplündert und die edlen Metalle auf hölzerne Galeonen (2) geladen. Schon bald verließen die ersten Schiffe mit ihrer wertvollen Fracht den südamerikanischen Kontinent. Ihr Ziel: Sevilla in Spanien. Nach der Hinrichtung Atahualpas zerfiel das große Reich der Inkas. Die Dynastie der Inkaherrschaft war zu Ende. Weitere Eroberer aus anderen Ländern, vor allem Abgesandte der katholischen Kirche, erreichten Peru und unterstützen Pizarro bei seinem Vormarsch auf Cusco, der ehemaligen Inkahauptstadt. Die letzten Oberen der Inkas wurden nach und nach durch spanische Stadthalter ersetzt.

    1780/81 kam es noch einmal zu einem großen Aufstand der Indios gegen die spanischen Besetzer. Die Besatzungsmacht hatte einen Aufstand dieser Größe nicht für möglich gehalten. Zu Beginn der Rebellion waren sie restlos überfordert, obwohl sie selbst ein gut ausgebildetes Heer besaßen. Sie mussten vor den Aufständischen fliehen. Die Schlagkraft des Rebellenheeres war jedoch sehr gering. Bei den anschließenden Kämpfen verloren viele ihr Leben. Andere wurden dadurch entmutigt und verließen das Heer oder liefen gar zur gegnerischen Seite über. Durch Belagerung versuchte das verbliebene Rebellenheer unter Túpac Amaru (3) Cusco zurück zu erobern. Das stellte sich später als ein folgenschwerer Fehler heraus. Ab Mitte Januar 1781 starteten dann die Royalisten eine Großoffensive. Sie fielen in die Hochburgen der Rebellen ein und richteten dort als Abschreckungsmaßnahme grausame Massaker unter der Urbevölkerung an. Die bis dahin erfolgreiche Allianz zwischen Indios und Kreolen zerbrach endgültig. Am 5. April desselben Jahres wurde Túpac Amaru von einem seiner Offiziere verraten und zusammen mit seiner Familie und vielen Offizieren gefangen genommen. Am 18. Mai wurde er zusammen mit seinen Verwandten und einigen seiner Mitstreiter grauenvoll hingerichtet. Dabei passierte das Unglaubliche: Túpac Amaru sollte durch Pferde gevierteilt werden, nachdem man ihm die Zunge herausgeschnitten hatte. Die Kraft der Pferde reichte jedoch nicht aus, um den Mann zu zerteilen. Schließlich wurde entschieden, Túpac Amaru loszubinden und ihn mit einer Waffe zu töten. Zur Abschreckung wurden Teile seines Körpers in fünf verschiedene Städte gebracht und dort öffentlich zur Schau gestellt..

    Kapitel 1

    Callao, Lima

    Peru, ca.1760

    Plötzlich tauchten sie am Horizont des pazifischen Ozeans auf. Zuerst waren es drei winzige Punkte, die sich wie eine Fata Morgana in der Wüste, in bizarre Formen verwandelten. Die dreieckigen Havenasegel (4) der kleinen, spanischen Flotte flatterten lustlos unter dem sanften, blauen Tropenhimmel. In gleichmäßigem Rhythmus zogen die Mannschaften ihre Ruder durch das leicht aufschäumende Meereswasser. Es herrschte eine angespannte Stille unter den vorwiegend spanischen Seeleuten, während langsam die Silhouette der peruanischen Küste in Sicht kam. Die Flotte bestand aus drei spanischen Karavellen (5), die in Mittelamerika extra für die Pazifikroute hergestellt worden waren und jeweils einen Großmast und zwei kleinere Tragmasten besaßen. Bug und Heck der Schiffe hatte man scharf nach oben gezogen und zusätzlich mit einer metallischen Verkleidung versehen, um gegen Schiffsbohrwürmer (6) bestehen zu können. Auf dem 22 Meter langen Flaggschiff bestand die Besatzung aus einem Bootsmann, acht Seeleuten, zehn Schiffsjungen, einem Priester und drei Privatpersonen, die jeweils aus unterschiedlichen Motiven nach Peru reisten. Abgesandte des spanischen Könighauses verteilten sich zusammen mit einer stattlichen Anzahl Soldaten auf die beiden Begleitschiffe. Unter den Privatreisenden befand sich auch ein polnischer Edelmann, der dem Lockruf des Goldes folgte. Kurzum, er wollte in dem weiten südamerikanischen Land sein Glück machen. Sein Name war Graf Sebastian Berzeviczy aus Niedzica in Polen. Man schrieb das Jahr 1760, als es ihm endlich gelungen war, seinen Onkel, den damaligen Burgherren von Niedzica, von seinem Vorhaben zu überzeugen. Schließlich war es jener Verwandte, der seine abenteuerlichen Pläne finanzieren sollte.

    Und damit begann eine aufregende Geschichte, die sich bis ins neue Jahrtausend hineinzog und mich von einem Abenteuer ins nächste jagte…

    Allerdings waren die Zeiten in Peru unsicherer geworden, seit die Aufstände der Indios gegen die spanischen Eroberer stetig zunahmen.

    „Wird auch langsam Zeit, dass wir wieder festen Boden unter die Füßen bekommen", brummte Juan de Castillo ein langer, kahlgeschorener Seemann aus Galizien in seinen ungepflegten Bart. Mit einem Fernrohr aus Messing stand er lässig an der Reling und beobachtete den immer näher kommenden Küstenstreifen Perus. Vor gut zehn Tagen waren sie in Panama in See gestochen und nun sah es so aus, als könnten sie bald, ohne von Piraten behelligt worden zu sein, im Hafen von Callao (7) vor Anker gehen. Sebastian Berzeviczy war heilfroh, dass die anstrengende Reise allmählich zu Ende ging. Er hatte sie ohne schwerwiegende Blessuren überstanden. Mit der Grobheit der Spanier hatte er sich nie anfreunden können. Insgeheim hegte er sogar Mitleid und viel Verständnis für die unterdrückte Urbevölkerung in der Neuen Welt.

    Der Hafen von Lima, Callao, platze schon im 18. Jahrhundert aus allen Nähten. Neben der spanischen Kriegsmarine lag hier eine bedeutende Anzahl an Handelsschiffen vor Anker, die entweder beladen oder entladen werden sollten. Lagerhallen und Handelshäuser wuchsen wie Pilze aus dem Boden.

    Nicht spanische Einwanderer hatten sich umgehend nach ihrer Ankunft in Callao beim Stadthalter anzumelden. So auch Sebastian Berzeviczy, der sich an jenem Ort mit einem Abgesandten der katholischen Kirche aus der Inkahauptstadt Cusco treffen wollte. Der Stadthalter forderte von ihm den gewohnten Obolus und es bedurfte den Rest des Tages, um Berzeviczys Gepäck auszulösen. Glücklicherweise hatte er im Vorfeld seiner Reise alles sorgfältig vorbereitet. Die guten Kontakte seiner Verwandten zur katholischen Kirche waren Gold wert. Man begleitete ihn von Lima aus bis in die heilige Stadt Cusco im Andenhochland. Dort fand er Unterkunft und Ruhe bei den Jesuiten der ‚Compania de Jesus’, deren Kirche an der ‚Plaza de Armas’ auf Inkamauern errichtet worden war.

    Doch schon bald darauf wurde der junge Graf von der harten Wirklichkeit in Cusco eingeholt. Hatte er anfangs noch von den Schätzen der Inkas geträumt, sah er nun täglich ihr gedemütigtes und von den Spaniern unterworfenes Volk. Er traf Menschen auf der Straße, deren Sprache er nicht verstand. Die Nachkommen der Inkas unterhielten sich immer noch in Quechua, der alten Inkasprache, während er kaum des Spanischen mächtig war. Dazu kam die extreme Höhenlage von Cusco, die ihm Probleme bereitete, auch wenn seine Kopfschmerzen und Schwindelanfälle allmählich nachließen. Coca (8) hieß hierzulande das Wundermittel, welches selbst von den Geistlichen des Klosters konsumiertwurde.

    Die Nächte waren kalt und feucht und vom Gold der Inkas war weit und breit nichts zu sehen. Den gewohnten Komfort vermissend, war Berzeviczy bereits nach den ersten Wochen geneigt wieder nach Europa zurückzukehren. Die meiste Zeit verbrachte er in den Archiven des Klosters, um sich über die eigentliche Conquista (9) der Spanier durch Francisco Pizarro ein eigenes Bild zu machen. Dabei verbesserten sich langsam seine Kenntnisse der spanischen Sprache. Immer häufiger besuchte er die ehemaligen ,Yachaywasi’ (10) der Inkas, deren Mythen und Legenden ihn zunehmend faszinierten. Sein Interesse an ihrer Kultur wuchs mit jeder neuen Information, die er bekam. Schade war bloß, dass er sich nicht mit ihnen verständigen konnte. Bei den Nachfahren der Inkas gab es auch außergewöhnlich hübsche Mädchen, ein Umstand, der ihm sehr wohl aufgefallen war. Meist hatten sie lange, schwarze Haare, geheimnisvolle, dunkle Augen und exotische Gesichter mit hohen Wangenknochen. Sie bildeten einen krassen Gegensatz zu den hellhäutigen und blonden Polinnen, die er in seinem Heimatland getroffen hatte. Natürlich waren ihm auch die versteckten, aber neugierigen, Blicke einzelner Damen auf sein goldfarbenes Haupt nicht entgangen. Gesellschaftlich gesehen, war Cusco zu jener Zeit eine geteilte Stadt. Den spanischen Machthabern stand die unmittelbar von den Inkas abstammende Bevölkerung gegenüber, auch wenn sich die beiden Gruppen so gut wie möglich aus dem Weg gingen.

    Und dann hatte er SIE gesehen. Sie war Umina Atawallpa, eine Inkaprinzessin, die ihn nicht mehr los ließ. Sie war eine ausgesprochene Schönheit. Zunächst hatte er weder gewusst wer sie war, noch woher sie kam. Im Haus des Wissens sah er sie zum ersten Mal.

    Ob er sie ansprechen sollte? Er wusste es nicht. In jedem Fall war sie etwas Besonderes. Ihm war ihr Goldschmuck aufgefallen. Dazu trug sie elegante, wenn auch sehr bunte Kleider, was sie eindeutig von den anderen Frauen abhob, die er auf der Straße oder auf dem Wochenmarkt gesehen hatte. Er nahm sich vor den Indiojungen Pepe nach ihr zu befragen. Pepe brachte allmorgendlich die Maisrationen ins Kloster. Bisher war er sein einziger Kontakt zu den Einheimischen. Das heißt, eigentlich war er gar kein richtiger Einheimischer mehr, denn er lebte bei einer spanischen Familie, die ihn als Findelkind bei sich aufgenommen hatte. Daher sprach er beides: Spanisch und Quechua. Und er war ein netter Kerl, immer gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt.

    Und Pepe erzählte ihm von Umina Atawallpa, der Inkaprinzessin. „Die wird von allen unverheirateten Männer Cuscos umgarnt, meinte er und lächelte verschmitzt. „Bisher hat sie allerdings noch keinen ihrer zahlreichen Verehrer erhört. Sie widmet sich ganz ihrer Ausbildung, einem Privileg welches nur der Inkaelite zusteht. Normalerweise wäre ihr als Frau die Teilnahme an Lehrveranstaltungen untersagt gewesen. Es sei denn… und wieder grinste Pepe schelmisch vor sich hin…„sie gehört zu den schönsten Mädchen des Landes. Dann dürfte sie ebenfalls das Haus des Wissens besuchen. Nur ausgesuchte Mädchen erhalten dort von den Mamakuna (11) eine intensive und methodische Erziehung in gutem Benehmen, Hausarbeit, Webtechnik und Sonnenreligion."

    Der junge Graf Berzeviczy hatte schon eine Menge von den Inkas gelernt, aber von nun an konnte man ihn noch häufiger im Haus des Wissens antreffen. Bald schon fiel ihm auf, dass Umina immer zur gleichen Zeit erschien und dann den vorab von ihr ausgewählten Sitzplatz in Anspruch nahm. So war es für ihn nicht schwer sich ihr zu nähern und sie in ein Gespräch zu verwickeln. Das heißt, anfänglich war Umina sehr verschlossen. Ihre königliche Abstammung erlaubte es eigentlich nicht, sich von einem Fremden ansprechen zu lassen, doch ihr gefiel die zurückhaltende und freundliche Art, mit der er ihr den Hof machte. Er war so ganz anders, als die rauen Spanier, mit denen sie vereinzelt zu tun hatte. Dazu gefielen ihr sein kurzes, blondes Haar, seine helle Haut und erst recht seine strahlend blauen Augen. Hatte nicht der mächtige Inkakönig selbst von einem hellhäutigen, großgewachsenen Fremden gesprochen, der kommen, -und das Imperium retten würde? War er jetzt endlich da?

    Aus den heimlichen Treffen der beiden so unterschiedlichen jungen Menschen, entstand in der Folgezeit eine innige Liebesbeziehung. Sebastian Berzeviczy war wie vernarrt in seine Inkaprinzessin, durch die er nun noch mehr von der sagenumwobenen Welt voller Geheimnisse und Mystik kennenlernte. Es war die verschwindende Kultur ihres Volkes, den einst so mächtigen Inkas. Anfangs trafen sie sich heimlich, an versteckten Orten und nur für kurze Augenblicke. Die wachsamen Augen von Cusco lauerten überall. Manchmal brachte Umina ihren kleinen Neffen, Jose Gabriel Condorcanqui, zu den Treffen mit. Besonders dann, wenn es ihr untersagt war, ihre vornehme Behausung ohne Begleitung zu verlassen. Der Junge erwies sich als verschwiegen und war hoch intelligent. Sebastian fand Gefallen an ihm und nahm ihn manchmal mit, wenn er in den ehemaligen Ländereien der Inkas rund um Cusco auf die Jagd ging.

    Wie die meisten Städte der Inkas, so war auch Cusco zweigeteilt. In Hanan, der Oberstadt, standen keine Prachtbauten. Um den Dorfplatz herum befanden sich zweistöckige Lagerhäuser und Terrassen mit Nischen für Kultbilder. Hier lebte das einfache Volk in schlichten Einraum-Hütten, die sie sich oftmals sogar noch mit ihren Haustieren teilten. Umina lebte in Hurin, der Unterstadt. Hier besaß die Elite großzügige Unterkünfte, die direkt an der Hauptplaza und in Brunnennähe lagen. Hurin verfügte über einen Tempel sowie zwei große, längliche Gebäude, die als Kallankas beschrieben wurden. Eine abgeflachte Kuppe überragte die Unterstadt. Sie bildete eine so genannte zeremonielle Plattform, auch Ushnu genannt, auf der vor den Spaniern den Göttern geopfert wurde. Ein Netz von Kanälen versorgte den Aufenthaltsort der Elite mit fließendem Wasser. In dieser Umgebung konnte sich Umina verhältnismäßig frei bewegen, auch wenn die vielzählige Verwandtschaft stets ein wachsames Augen auf sie hatte. Dazu kamen dieielen v männlichen Bewunderer, die sie noch zusätzlich beobachteten.

    Cusco war für die Inkas das Symbol ihrer Macht schlechthin und der Mittelpunkt ihres Reiches gewesen. Der Schnittpunkt ihrer Straßen galt als Schnittpunkt des Weltlichen und des Heiligen. Die ehemaligen gewaltigen Bauten aus Granit hatten nicht nur praktischen Wert gehabt, sondern hatten, wie jede andere Herrschaftsarchitektur auch, als sichtbare Demonstration ihrer Stärke gedient. Enge Gassen führten steil zum Hauptplatz der Stadt hinunter. Hier wurden zu allen Zeiten Feste gefeiert und den Göttern gehuldigt und genau hier standen auch noch einige Herrscherpaläste der Inkas. Denn viele waren schon zerstört. Dieser Platz wurde von den Söhnen der Sonne ‚Waqaypata’ oder Treppe zum Gebet genannt. Die Spanier tauften ihn bezeichnenderweise später in ‚Plaza de Armas’ um, dem Platz der Waffen. Es waren kaum noch Reste der Paläste der Inkas zu sehen. Und das, obwohl sich doch jeder Inkaherrscher sein eigenes Denkmal hatte bauen lassen.

    Umina erzählte Sebastian von dem heiligen Sonnentempel der Inkas und wie sie noch heute voller Erfurcht an den Ruinen unterhalb des von den Spaniern neu errichteten Klosters ‚Santo Domingo’ vorbeiging. Der Schmerz der Demütigung saß auch noch nach zweihundert Jahren spanischer Besatzung sehr tief. Einst hatten die Mauern ihrer heiligen Stätte aus perfekt fugenlos ineinander gefügten Natursteinen bestanden und der Umfang des Tempels mehr als 365 Meter betragen. Sein Hauptportal hatte an der Nordseite gelegen und war, wie auch die Nebeneingänge, mit Goldplatten bedeckt gewesen. Im Inneren des Tempels hatte es eine goldene Scheibe gegeben, welche die Sonne repräsentierte und darüber hinaus eine Darstellung des gesamten Inkaimperiums bot. In trapezförmigen Wandnischen hatte man die Mumien der früheren Inkaherrscher aufgestellt. Sie waren mit goldenen Masken und überaus fein gewebten Stoffen dekoriert worden. Ein benachbarter Raum war der Mondgöttin gewidmet. Er war vollkommen mit Silber ausgeschlagen. Gold und Silber hatten ausschließlich einen kultischen Wert, galt doch Gold als Schweißperlen der Sonne und Silber als Tränen des Mondes. Dazu erlaubten die halbrunde Mauer des Sonnentempels eine genaue Bestimmung von Mondphase, Sternenstand und Sonnenwende.

    Auf die Grundmauern der zerstörten Gebäude setzten die Spanier eigene Häuser. Nach und nach blieb kein einziges Bauwerk der Inkas in Cusco erhalten. Kein Haus, kein Palast, kein Tempel. Nur ihre Mauern haben die Zeit überdauert. So exakt waren die einzelnen Steine behauen, so dicht und so passgenau, ohne Mörtel ineinander gefugt, dass zwischen ihnen keine Messerspitze mehr passte. An vielen Orten der Stadt verschmolzen die Reste der Inkazeit mit der Kultur der Conquistadores.

    Es war am ‚Inti Raymi’, dem wichtigsten Fest der Inkas, genau zur Wintersonnenwende am 21. Juni, als Umina und Sebastin zum ersten Mal von Hochzeit sprachen. Jenes Fest war verbunden mit einem Dank für die Ernte des abgelaufenen Jahres und gleichzeitig mit der Bitte um Schutz für die kommende Saat. Zu diesem Fest kamen Abgesandte aus allen Provinzen in die Hauptstadt. Drei Tage vor dem Fest

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