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Der Schimitar des Assassinen: Historischer Roman
Der Schimitar des Assassinen: Historischer Roman
Der Schimitar des Assassinen: Historischer Roman
eBook242 Seiten4 Stunden

Der Schimitar des Assassinen: Historischer Roman

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Über dieses E-Book

Als Evelyn von Frauenstein am Antoniusfeuer erkrankt, bleibt Ritter Adalbert nur eines: Er begibt sich auf eine Pilgerreise nach Jerusalem, um in der Grabeskirche für die Genesung seiner Frau zu beten. Der Ritter ahnt nicht, dass diese Reise sich als Abenteuer auf Leben und Tod entpuppen wird. Denn Adalbert hat als enger Vertrauter Friedrichs II. stets mächtige Feinde auf den Fersen. Unversehens gerät er zwischen die Mühlen des Machtkampfes zwischen dem Kaiser und Papst Gregor IX. Kein Wunder also, wenn Adalbert beständig in der Gefahr schwebt, von den Häschern des Papstes gefasst zu werden. Zu diesem gefährlichem Spiel gesellen sich ägyptische Prinzen, jüdische Gelehrte, Tempelritter und Assassinen. Die so unterschiedlichen Weggefährten entdecken auf ihrer Reise das bestgehütete Geheimnis der christlichen Welt - in den richtigen Händen kann es zur Waffe werden
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Apr. 2012
ISBN9783940085023
Der Schimitar des Assassinen: Historischer Roman

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    Buchvorschau

    Der Schimitar des Assassinen - Albrecht Barth

    Inhaltsverzeichns

    Handelnde Personen

    Prolog

    I. Die Pilgerreise

    II. Jerusalem

    III. Der jüdische Medicus

    IV. Der Überfall

    V. Die Pergamentrollen

    VI. Starkenberg

    VII. Der Kampf

    VIII. Akko

    IX. Masyaf

    X. Sarah

    XI. Der Hinterhalt in Apulien

    XII. Friedrich II.

    XIII. Die Schlacht bei Liegnitz

    XIV. Die Kinder des Grafen

    XV. Weihnachten 1241

    XVI. Der unheimliche Gast

    XVII. Intrige und Macht

    XVIII. Die Hochzeit

    Epilog

    Die politische Lage in der Mitte des 13. Jahrhunderts

    Literatur

    Danksagung

    Albrecht Barth

    Der Schimitar des Assassinen

    Historischer Roman

    Verlag Neue Literatur

    Jena · Plauen · Quedlinburg

    2012

    Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek; Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlages ist unzulässig.

    © by Verlag Neue Literatur

    Gesamtherstellung: Satzart Plauen

    ISBN 978-3-940085-02-3

    Meinen Söhnen und meinen Eltern gewidmet

    Handelnde Personen

    Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Die Protagonisten sind bis auf historisch belegte Persönlichkeiten ebenfalls fiktiv. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten und tatsächlich lebenden oder bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig

    Adalbert von Frauenstein – Stellvertreter des Markgrafen und Feldmarschall des Heeres der Markgrafschaft Meißen

    Evelyne von Frauenstein – seine Gemahlin

    Graf Marcus von Montepulciano – ältester Sohn der von Frauensteins

    Susanna von Montepulciano – seine Frau

    Adrian von Montepulciano – Enkel der von Frauensteins

    Graf Christoph von Lichtenberg – jüngster Sohn der von Frauensteins

    Annabella von Lichtenberg – seine Frau

    Dietrich von Prunn – der Burgkaplan zu Frauenstein

    Hundebert – der Waffenmeister

    Die Freunde der Frauensteiner

    Markgraf Andrea Aldobrandeschi – Fürst der Toskana; Schwiegervater von Marcus

    Markgräfin Karla Aldobrandeschi – seine Gemahlin

    Graf Ulrich von Matsch* – Vetter Adalberts und Schwiegervater von Christoph; Graf Ulrich von Matsch, genannt »der Riese«, gab es wirklich: Ulrich IX; er lebte allerdings erst im 15. Jahrhundert; Ulrich war ein Hüne von Gestalt, über zwei Meter groß, und eine beeindruckende Persönlichkeit; er war Landeshauptmann und Burgherr der Churburg und Fürst im Vinschgau, vorletzter Spross der Matscher Linie; seine riesige Rüstung ist in der größten privaten Rüstkammer der Welt, auf der Churburg zu bestaunen

    Gräfin Isabella von Matsch – seine Gemahlin

    Graf Hanno und Gräfin Katharina von Bozen

    Albert von Freiberg – der Hofmedicus zu Meißen

    Markgraf Heinrich* der Erlauchte von Meißen

    Fassr ed-Din Octay* – Prinz von Selinunt, genannt »Roter Falke«; Emir und Sohn des Großwesirs von Ägypten; Botschafter am Hof Kaiser Friedrichs

    Prinz Yusuf – Sohn des Großmeisters der Assassinen

    Taj al-Din Hamid Hilaly* – Großmeister der syrischen Assassinen

    Lucius von Schwarzburg – Komtur der Deutschritter im Heiligen Land auf der Burg Starkenberg

    Falco de Montbrie – Komtur der Tempelritter auf der Burg Safed im Heiligen Land

    Gerhard von Malberg* – Hochmeister des Deutschritterordens

    Armand de Périgord* – 16. Großmeister der Tempelritter

    Ibrahim von Bethlehem – Arzt und Rabbi, Mystiker

    Sarah – seine Enkelin

    Die Kaiserlichen

    Friedrich II.* – der Stauferkaiser, genannt stupor mundi; Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

    Markgraf Ezzelino da Romano* von der Mark Treviso

    Petrus de Vinea* – Großhofrichter am kaiserlichen Hof

    Berardo de Castanea* – Erzbischof von Palermo

    Die Feinde der Frauensteiner

    Abu Saud – sarazenischer Bandenführer

    Marius – Dominikanermönch

    Bodo de Pye – Tempelkomtur von Jerusalem

    Papst Gregor IX.*

    Rainer von Capoccio* – Kardinaldiakon und Leiter der päpstlichen Geheimpolizei, genannt der »Graue Kardinal«

    Der Patriarch von Jerusalem, Robert von Nantes* – (Sitz Akko), zweitmächtigster Mann der katholischen Kirche

    Der Lombardische Städtebund*

    Batu Khan* – Enkel des Dschingis Khan; Anführer der Goldenen Horde

    Savadelus von Parma – Dominikanerprior und Nuntius von Mailand

    Die mit Stern gekennzeichneten Personen und Vereinigungen sind historisch real.

    Prolog

    Dieses Buch erzählt den Fortgang der Geschichte um die Familie des Grafen Adalbert und knüpft nahtlos an »Die Ritter von Frauenstein« – den ersten Band der Romanreihe – an.

    Der Reichsritter und spätere Graf Adalbert von Frauenstein hatte für seine Verdienste im Kampf gegen die Slawen vom Markgrafen von Meißen ein gutes Lehen am Rande des Erzgebirges bekommen. Da zu dieser Zeit dort noch Silbererz gefunden wurde, rief das natürlich Neider auf den Plan, die alles daran setzten, Adalbert beim Meißner Markgrafen Heinrich in Ungnade zu bringen. Eine Verschwörung kostete Adalbert und seine Söhne beinahe das Leben.

    Doch damit nicht genug: Auch in die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich II. und den stauferfeindlichen, papsttreuen Kräften wurden Adalbert und die Seinen mit hineingezogen. Mit Kardinaldiakon Rainer von Capoccio, dem Leiter der geheimen Dienste der katholischen Kirche – der rechten Hand des Papstes – gerieten sie an einen neuen mächtigen Feind. Mit der Hilfe des Grafen Ulrich von Matsch, Adalberts Vetter und Herr der Churburg in Vinschgau, gelang es den kaisertreuen Frauensteinern, die Herausforderungen zu meistern.

    Adalberts Söhne Marcus und Christoph fanden, in geheimer Mission zur Protektion des Kaisers in der Toskana unterwegs, ihre große Liebe …

    Es ist der immerwährende Kampf zwischen Gut und Böse – ganz gleich, welcher Konfession die Streitenden angehören –, in die Adalbert wieder und wieder gerät. Wie fast immer liegt die Wahrheit auch hier in der Mitte.

    Zur Zeit der Zuspitzung des Machtkampfes zwischen Kaiser und Papst Gregor IX. führt Adalbert die Reise ins Königreich Jerusalem. So werden dem Leser über die religiösen und politischen Umstände des Mittelalters hinaus auch die Sitten und Gebräuche der Muslime nahegebracht. Bei deren Schilderung konnte der Verfasser dank seiner zahlreichen Reisen in den Mittleren Osten aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz schöpfen.

    Es gab und gibt immer Menschen, die für Gerechtigkeit eintreten und die Schwachen und Wehrlosen beschützen – ganz so, wie es die Eidesformel beim Ritterschlag gefordert hat. In der Begegnung der Kulturen wird vor allem eines offenbar: Menschlichkeit ist der Schlüssel zum Miteinander der Völker. Damals wie heute …

    Februar 2012

    I. Die Pilgerreise

    Mitte September 1240.

    Die Sonne brannte. Glutrot stand sie über der Wüste. Ein Trupp Reiter schleppte sich mühsam über die alte Karawanenstraße von Jaffa nach Jerusalem – eine kleine Oase mit frischem Trinkwasser war sein Ziel.

    Es wurde Nachmittag und die Luft flimmerte in der Hitze. Ross und Reiter warfen schon lange Schatten. Ganz hinten ritt, in Gedanken versunken, Graf Adalbert von Frauenstein. Erst gestern waren sie in Jaffa an Land gegangen. Die Überfahrt von Messina, dem alten Sammelpunkt für Kreuzfahrer und Pilger an der Ostküste Siziliens, war ohne Probleme verlaufen. In Messina hatte der Marschall des Johanniterordens sie für mehrere Tage als Gäste willkommen geheißen. Bei dieser Gelegenheit hatten sie das Hospiz – ursprünglich Pilgerherberge und 1095 von Bruder Gérard gegründet – erkunden können.

    Das mächtige Streitross des Grafen fiel in leichten Trab. Das kluge Tier schnaubte und blähte die Nüstern. Offensichtlich war die Oase nicht mehr weit. Der Graf überlegte: Was war in den letzten Monaten alles geschehen? Seine liebe Frau Evelyne lag zu Hause auf der Burg Frauenstein schwer krank darnieder. Sein Freund, Hofmedicus Albert von Freiberg, tat alles, um die Krankheit zu kurieren, aber keine der Heilpflanzen halfen. Die Gräfin plagte schweres Fieber. Albert wusste sich nicht mehr zu helfen. In seiner Not schlug er Adalbert vor, eine Pilgerreise nach Jerusalem zu unternehmen, um dort in der Grabeskirche zum Erlöser zu beten. Vielleicht würde Gott ihn erhören – vielleicht ein Wunder geschehen – und die Gräfin wieder gesund werden.

    Markgraf Heinrich von Meißen, Adalberts Freund und Lehnsherr, entließ den Grafen aus seinen Diensten – immerhin war der Frauensteiner der Oberbefehlshaber des Meißner Heeres und bester Ratgeber des Markgrafen –, damit er seine Reise antreten konnte. Mit ihm zogen sein Freund und Vetter Graf Ulrich von Matsch, Graf Hanno von Bozen und dessen Frau, Gräfin Katharina, sowie Dietrich von Prunn, der Kaplan der Frauensteiner Burg. Dazu gesellten sich noch einige befreundete Ritter und dreißig Soldaten. Trotz des Waffenstillstands, den Kaiser Friedrich mit dem Sultan al-Kamil ausgehandelt hatte, konnte auf den Straßen des Königreichs Jerusalem von Sicherheit keine Rede sein. Dennoch war es eher unwahrscheinlich, dass dieser Furcht einflößende Reitertrupp von Wegelagerern angegriffen würde. Adalberts Söhne wollten einige Tage später dazustoßen. Man hatte verabredet, sich an der Grabeskirche zu treffen.

    Endlich nahte die Oase! Die Harnische der Ritter glühten von der Hitze und das aus dem Brunnen geschöpfte Wasser linderte die Qualen, bis es mit lautem Zischen verdampfte. Die Männer sandten Wachen aus und legten dann ihre Rüstungen und Waffen ab. Man beschloss, hier die Nacht zu verbringen und zeitig, noch vor Sonnenaufgang, aufzubrechen, um gegen Mittag in Jerusalem zu sein. Ein Nachtlager war rasch errichtet. Bei einem leichten Wein aus Jaffa besprachen sich die Anführer. Graf Ulrich konnte seine Neugier nicht mehr im Zaume halten:

    »Was genau hast du in Jerusalem vor, Adalbert? Du kannst mir nicht erzählen, du willst nur am Grab beten!«

    »Nein, natürlich nicht! Bedenke einmal die Fähigkeiten der Sarazenen auf dem Gebiet der Heilkunst. Möglicherweise kann mir ein Arzt Hinweise für die Heilung meiner Frau geben. Vielleicht finde ich auch eine heilende Reliquie …«

    Graf Hanno von Bozen klopfte Adalbert auf die Schulter:

    »Wir werden dir zur Seite stehen. Was du und deine Söhne für uns getan habt, verpflichtet uns zu ewiger Dankbarkeit!«

    Das Gespräch drehte sich noch um vieles, bis die Männer und Gräfin Katharina schließlich in einen kurzen und traumlosen Schlaf fielen, beschützt von den um die Oase aufgestellten Wachen. Zu dieser Zeit durchstreiften nicht nur räuberische Beduinen und Sarazenen die Wüsten des heiligen Landes, sondern auch gefährliche Raubtiere – Löwen etwa.

    Am nächsten Morgen färbte die aufgehende Sonne den Himmel blutrot. Kein gutes Omen. Fluchend und frierend erhoben sich die Männer von ihrem Lager. So heiß die Wüste am Tage war, so kalt, oft unter null Grad, war sie in der Nacht. Die Pilgergesellschaft drängte sich mit klammen Fingern um das Lagerfeuer. Da ertönte ein Warnsignal von einem der Wachsoldaten. Vor dem Hintergrund einer riesigen Sanddüne wurde die Silhouette eines einzelnen Reiters sichtbar.

    Der Reiter hielt auf den Trupp zu. Er war ganz in Schwarz gewandet. An der Seite hing ein großer Schimitar. Er unterschied sich deutlich von den Langschwertern der deutschen Ritter. Über dem Rücken des Reiters hing der typische Bogen der Wüstenbewohner. Zum Schutz vor dem Wüstenstaub war er mit einem Tuch verhüllt, nur die Augenpartie war frei.

    »Salam aleikum.«

    »Aleikum as salam, was ist Euer Begehr?«

    Adalbert musterte den Neuankömmling eingehend. Der Sarazene machte einen würdigen Eindruck, seine Haltung verriet den Edelmann und auch der kunstvoll verzierte Schimitar verriet, dass es sich um einen solchen handelte.

    »Ich bin Fassr ed-Din, Sohn des Großwesirs des verstorbenen Sultans al-Kamil, und habe Euch hier erwartet, wenn Ihr Graf Adalbert seid.«

    Verwundert blickte der Graf auf den Sarazenen. War das möglich? Er hatte sein Kommen nur dem Deutschritterorden mitgeteilt. Dann ging Adalbert ein Licht auf. Natürlich! Der dunkelhäutige Sarazene war kein anderer als der Prinz von Selinunt, Sohn des Freundes von Kaiser Friedrich! Der Kaiser hatte Fassr zum deutschen Ritter geschlagen und zum Prinz von Selinunt ernannt. Einen Moslem! Der Papst hatte vor Wut geschäumt. Jetzt erstaunte Adalbert auch nicht mehr das nahezu akzentfreie Deutsch des Sarazenen.

    »Kommt, Prinz, wärmt Euch am Feuer, es ist kalt in der Wüste.«

    »Graf, wir haben keine Zeit! Die Deutschritter, meine Freunde, haben mir von einem Anschlag der Templer auf Euren Trupp berichtet. Der Papst hat Eure Treue zu Kaiser Friedrich nicht vergessen. Denkt an den durch Euch und Eure Söhne verhinderten Giftanschlag auf Kaiser Friedrich in Grosseto. Der Mann im Hintergrund war Rainer von Capoccio – die rechte Hand des Papstes! Ich glaube auch, dass der Johanniterorden seine Hand im Spiel hat. Man hat Euer Kommen von Messina aus nach Jerusalem gemeldet und so muss es auch der Orden der Tempelritter erfahren haben.«

    Adalbert schüttelte entsetzt den Kopf. Er glaubte dem edlen Sarazenen. Auch hier im Heiligen Land war man also vor Intrigen nicht sicher! Rasch setzte er seinen Trupp von dem zu Erwartenden in Kenntnis. Man sattelte eilends die Pferde und brach auf.

    Gerade ging die Sonne über der Wüste auf und tauchte die Landschaft in ein gleißendes Licht. Von Osten her näherte sich eine große Staubwolke.

    »Graf, das sind sie! Wir müssen sie umgehen, so Allah uns hilft, werden wir ihnen entkommen. Wenn nicht, müssen wir kämpfen!«

    Fassr ed-Din gab seinem Schwarzen, einem edlen arabischen Ross, die Sporen, sodass die anderen kaum folgen konnten. Der Sarazene lenkte das Pferd direkt auf die Staubwolke zu. Misstrauisch folgten die Deutschen ihm.

    »Keine Angst, ich kenne die Gegend seit meiner Kindheit. Folgt mir nur ohne Zögern!«

    Bald wurde die Wüste hügeliger und die Staubwolke im Osten verschwand. Die Reiter gerieten in ein Whadi, das zu beiden Seiten durch hohe Felswände begrenzt war. Manche Felsen waren mit Höhleneingängen durchsetzt.

    »Seht, Graf, hier können wir uns gut verbergen. Einige der Höhlen sind durchgängig, sie durchqueren die gesamten Felsen und die Ausgänge sind gut getarnt.«

    Adalbert hatte zum Prinzen von Selinunt volles Vertrauen gefasst und überließ ihm die Führung. Bald passierten sie den Eingang einer geräumigen Höhle, die sich allerdings erst im Inneren weitete. Der Eingang war gerade so breit – etwa dreißig Ellen –, dass Ross und Reiter ihn passieren konnten. Die Höhle war ideal zu verteidigen, da sie sich innen zu zweihundert Ellen auftat, wobei der Eingang eine optimale Deckung ermöglichte. Im Dunkel der Höhle entzündeten die Männer Fackeln, deren Schein den Unterschlupf in einem gespenstischen Licht erscheinen ließ. Die Wände waren mit uralten Malereien verziert, aber auch neuere, der christlichen Mythologie entstammende versetzten die Ritter in Erstaunen.

    »Kennt Ihr diese Höhle, Prinz?«

    »Ja, mein Graf, sie ist uralt und hat auf der anderen Seite des Berges zwei geheime Ausgänge, die durch Buschwerk und hohes Gras geschützt sind, denn dort befindet sich eine Quelle. Sie mündet in einen kleinen, fischreichen Weiher – fast ein See. Es wimmelt darin von Wüstenkrokodilen!«

    Adalbert horchte auf. Krokodile kannte er nur aus lateinischen Schriften und so war er hocherfreut, die Ungeheuer in natura besichtigen zu können.

    »Die Höhle ist gut zu verteidigen und wir haben genug Waffen, um sie auch gegen eine Übermacht zu halten.«

    »Glaubt nicht, Adalbert, dass die Tempelritter sich selbst die Finger schmutzig machen! Es werden zwei bis drei Ritter dabei sein, die Übrigen sind gedungene Meuchelmörder, wahrscheinlich die Bande des Abu Saud, eines räuberischen Beduinen aus dem Umland von Jerusalem. Aber noch etwas anderes wollte ich Euch sagen. Diese Höhle ist ein unheimlicher Ort – die Beduinen meiden sie. Mein Vater, der Großwesir des Sultans, sagt, früher, zu Zeiten des Propheten Jesus, sei die Höhle durch die Sekte der Essener bewohnt gewesen. Jesus selbst sei ein Essener gewesen. Sie sollen hier Schätze vergraben haben. Wir Moslems glauben aber, dass die verborgenen Schätze nicht materieller, sondern spiritueller Natur sind. Vielleicht wirft das ein neues Licht auf Euer Christentum …«

    Die Männer bereiteten sich auf die Verteidigung vor. Alle der Frauensteiner Soldaten waren neben Schwert und Lanze mit der gefürchteten Armbrust, der Arcoballista, bewaffnet. Ihre eisenbesetzten Bolzen durchschlugen auf Nahdistanz jeden Harnisch. Der hünenhafte Ulrich zog seine riesige Streitaxt aus dem Gürtel und legte sie neben sich. Selbst Kaplan Dietrich war mit einem Schwert bewaffnet. Gräfin Katharina legte sich ihre sechs Wurfdolche bereit und Graf Hanno zog sein Schwert. Es knisterte förmlich vor Spannung. Die Stille wurde nur durch das unruhige Schnauben der Pferde unterbrochen.

    Die Freunde hatten sich dicht hinter dem Höhleneingang postiert. Direkt am Eingang, gedeckt durch verdorrtes Buschwerk, beobachtete Manfred, der Hauptmann der Burgwache, der es sich nicht hatte nehmen lassen, seinen Herren zu begleiten, mit zwei Soldaten die weite Gegend. Die Staubwolke näherte sich rasch und bald zeichnete sich ein Trupp von etwa siebzig Reitern, teils auf Kamelen, teils auf Pferden, ab. Die Topfhelme von vier Tempelrittern blinkten in der Sonne. Über den Brustpanzern der vier Ritter lagen fließende weiße Umhänge mit dem blutroten Tatzenkreuz der Templer. Einer von ihnen brüllte Befehle auf Französisch, wobei er ab und an arabische Brocken einwarf. Sichtlich nervös suchten einige der Kamelreiter, offenbar Beduinen, den Sandboden nach Spuren ab. Bewaffnet waren die meisten von ihnen mit Krummschwertern, Schildern und Lanzen. Einige hatten nur Bögen. Bald schwenkte die Streitmacht in Richtung Höhle ein.

    Manfred schätzte die Distanz jetzt auf dreihundert bis vierhundert Ellen. Die feindlichen Absichten der Krieger waren offensichtlich. Die Deutschen waren entdeckt! Adalbert und Fassr traten vor die Höhle und fragten die Templer aus sicherer Entfernung nach ihren Absichten. Ein hochmütiger Templer, wohl der Anführer, antwortete in der Sprache

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