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NICHT IN DIESEM AUGUST: Der Science-Fiction-Klassiker - mit einem Vorwort von Frederik Pohl!
NICHT IN DIESEM AUGUST: Der Science-Fiction-Klassiker - mit einem Vorwort von Frederik Pohl!
NICHT IN DIESEM AUGUST: Der Science-Fiction-Klassiker - mit einem Vorwort von Frederik Pohl!
eBook258 Seiten3 Stunden

NICHT IN DIESEM AUGUST: Der Science-Fiction-Klassiker - mit einem Vorwort von Frederik Pohl!

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Über dieses E-Book

Per Dekret werden die USA zur Amerikanischen Demokratischen Republik erklärt. Etwas Anderes war nach der Besetzung des Landes durch russische und chinesische Streitkräfte nicht zu erwarten gewesen.

Nach und nach fallen die durch die Ereignisse der Okkupation aufgescheuchten Bürger wieder zurück in ihren Alltagstrott. Dabei erleben sie zum ersten Mal, was Plansoll und Verstaatlichung bedeuten. Doch das gepriesene kommunistische System scheint mit waschechten Amerikanern nicht so glatt zu funktionieren: Es regt sich bald bewaffneter Widerstand...

 

Cyril M. Kornbluths (1923 – 1958) Klassiker der düster-dystopischen Literatur erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

 

»NICHT IN DIESEM AUGUST von Cyril M. Kornbluth hat auf den Leser eine weitaus nachhaltigere Wirkung als George Orwells 1984.«

- New York Daily News

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Apr. 2018
ISBN9783743866522
NICHT IN DIESEM AUGUST: Der Science-Fiction-Klassiker - mit einem Vorwort von Frederik Pohl!

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    Buchvorschau

    NICHT IN DIESEM AUGUST - Cyril M. Kornbluth

    Das Buch

    Per Dekret werden die USA zur Amerikanischen Demokratischen Republik erklärt. Etwas Anderes war nach der Besetzung des Landes durch russische und chinesische Streitkräfte nicht zu erwarten gewesen.

    Nach und nach fallen die durch die Ereignisse der Okkupation aufgescheuchten Bürger wieder zurück in ihren Alltagstrott. Dabei erleben sie zum ersten Mal, was Plansoll und Verstaatlichung bedeuten. Doch das gepriesene kommunistische System scheint mit waschechten Amerikanern nicht so glatt zu funktionieren: Es regt sich bald bewaffneter Widerstand...

      Cyril M. Kornbluths (1923 – 1958) Klassiker der düster-dystopischen Literatur erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

    »NICHT IN DIESEM AUGUST von Cyril M. Kornbluth hat auf den Leser eine weitaus nachhaltigere Wirkung als George Orwells 1984.«

      - New York Daily News

    Vorwort

    Um die Mitte der fünfziger Jahre war die New York Sunday News die annähernd auflagenstärkste Zeitung der Welt. Entsprechend gering war das geschmackliche und inhaltliche Niveau. Viel Sport. Viele Bilder. Viele kurze, einfache Sätze mit vielen einsilbigen Wörtern. Bücher fanden in der News wenig Beachtung, am allerwenigsten Science-Fiction-Bücher. Dennoch sahen sich am 14. August 1955 News-Leser, die das Feuilleton aufschlugen, mit dem Foto eines Science-Fiction-Schriftstellers namens C. M. Kornbluth konfrontiert. Ein umfangreicher Artikel befasste sich ausführlich mit »einem neuen Roman, bei dem es Ihnen schwerfallen wird, ihn aus der Hand zu legen, wenn Sie einmal mit dem Lesen begonnen haben: Nicht in diesem August von C. M. Kornbluth... Dieses Buch verdient es wirklich, ein Publikumserfolg zu werden.« Der Verfasser des Artikels wurde namentlich nicht erwähnt, aber wer immer es war, er war von dem Buch sichtlich angetan; der Artikel wimmelt von Formulierungen, wie »meisterliches schriftstellerisches Können«, und vergleicht Nicht in diesem August mit 1984 - wobei der Vergleich zum Nachteil von 1984 ausfällt.

    Soviel ich weiß, hat die News seitdem nie wieder einem Science-Fiction-Roman solche Beachtung geschenkt - und gewiss muss es schon ein außergewöhnlicher Science-Fiction-Roman gewesen sein, der diese Beachtung damals auslöste. Nicht in diesem August ist eine negative Utopie in der großen Tradition von 1984, von Schöne neue Welt, Das letzte Ufer und vielen anderen. Der Roman will keine Vorhersage sein. Er ist lediglich als Warnung gemeint. Er sagt nicht, was geschehen wird, sondern was geschehen könnte, wenn...

    Nicht in diesem August erschien zum ersten Mal vor einem Vierteljahrhundert (*im Jahr 1955, Anm. d. Apex-Verlags). Danach habe ich den Roman nicht wieder gelesen, bis nun diese neue Ausgabe vorbereitet wurde. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob seine Aussagekraft all die Jahre überdauert hatte; doch als ich ihn jetzt wieder in Händen hielt, fesselte er mich aufs Neue von der ersten bis zur letzten Seite. Die Weltgeschichte verlief nicht so, wie Kornbluth es in diesem Buch prophezeit hatte, als er es in den rauen, kalten fünfziger Jahren schrieb. Aber die Kernaussage des Romans stimmt noch immer.

    Wenn ich diesen Roman über eine Zukunft, die hätte eintreffen können, dann aber doch nicht eintraf, lese, löst das in mir bittersüße Gefühle aus. Cyril Kornbluth war ein guter Freund und hochgeschätzter Mitarbeiter. Er war einer der besten Science-Fiction-Schriftsteller in den Jahren um 1950. Die Bitterkeit wird durch die Tatsache ausgelöst, dass seine Karriere kurz nach dem Erscheinen von Nicht in diesem August ein jähes Ende fand: Mit zwanzig wurde Cyril Soldat im Zweiten Weltkrieg. In der Ardennenschlacht schleppte er ein schweres Maschinengewehr, Kaliber 50; dabei überanstrengte er sich und zog sich ein bleibendes Herzleiden zu, an dem er 1958 starb. Ich glaube, er wäre der Größte von uns Science-Fiction-Schriftstellern geworden, denn er war gewiss auf dem besten Wege dazu. Doch als er starb - mit 34 Jahren! -, blieben leider nur eine Handvoll eigene Bücher, einige weitere, die in Zusammenarbeit mit Judith Merril oder mit mir entstanden waren, und ein paar Dutzend Kurzgeschichten und Novellen. Er stand erst am Anfang seiner Karriere.

    Cyril Kornbluth wurde 1923 in New York geboren. In seinem ersten Lebensjahr entkam er nur knapp dem Krippentod, mit fünf Jahren versuchte er, mit dem Hammer Revolverpatronen in die Luft zu jagen, konnte aber gerade eben noch von seinem Bruder gerettet werden. Dann, während er noch die High School besuchte, entdeckte er die Welt der Science Fiction. Wir begegneten uns, als Cyril Mitglied der New York Futurians wurde, jener Gruppe von SF- Fans und angehenden Schriftstellern, aus der Isaac Asimov, James Blish, Damon Knight und noch eine ganze Menge anderer namhafter SF-Autoren hervorgingen. Cyril war 1938 der wohl jüngste und höchstwahrscheinlich talentierteste Futurianer: klein, dick, unsportlich und zynisch wie er war, schien er für diese Rolle wie geschaffen.

    Cyril war einer der intelligentesten Menschen, der mir je begegnet ist, aber auf schulischem Gebiet zeigte sich nicht viel von dieser Intelligenz. Bereits mit Fünfzehn begann er zu schreiben. Mit Sechzehn verkaufte er seine ersten Stories. Ein Leben als Schriftsteller schien möglich, und es ist nur zu verständlich, dass Cyril nun kein großes Interesse mehr an den Dingen zeigte, die an der George Washington High School unterrichtet wurden. Vermutlich hatte er damit Recht. Schriftsteller müssen eine Menge wissen, aber nur wenig von diesem Wissen wird in den Schulen gelehrt. Eine Lehrerin beeindruckte Cyril. Sie hieß Mary J. J. Wrinn, war Dichterin und hatte ein Buch über die Dichtkunst geschrieben, das The Golden Treasury hieß. Cyril brachte das Buch mit, um während der langen U-Bahn-Fahrten zum Treffpunkt der Futurianer in Brooklyn darin zu lesen. Als ich es sah, bat ich ihn gleich, es mir zu leihen. Alle Versformen waren darin beschrieben, von der Sestine bis zum Chant Royale, und wochenlang maßen Cyril und ich uns darin, Sonette und Villanellen zu schreiben - eine Übung, die ich auch heute noch jedem angehenden Schriftsteller empfehlen möchte. Mary Wrinn hoffte, dass Cyril ein bedeutender Dichter werden würde, und vielleicht wäre es tatsächlich dazu gekommen, wenn er nicht die Science Fiction vorgezogen hätte.

    Dabei spielten auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle. Cyrils Vater war Gerichtsdiener beim Verwaltungsgericht, ein guter und verantwortungsvoller Beruf, mit dem sich aber wohl kaum ein Vermögen machen ließ. Es war Cyril klar, dass er sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste, auf welche Weise auch immer. So betrachtet, bot ihm die Science Fiction bessere Zukunftsaussichten. (Wenn man sich vor Augen führt, wie wenig Science-Fiction-Autoren in den dreißiger Jahren verdienten, lässt das schlimme Rückschlüsse auf das Los des Dichters zu!)

    Wie dem auch sei, Cyrils schulische Leistungen ließen sehr zu wünschen übrig, gemessen am Standard der George Washington High School. Im letzten Schuljahr bewarb er sich für das City College, wurde aber wegen seiner schlechten Noten abgelehnt. Sein Vater begriff sofort, was die Ursache war - nicht mangelndes Können, sondern Anreiz - und bot Cyril fünf Dollar, wenn er an einer speziellen Aufnahmeprüfung des Colleges teilnahm und sie bestand, was Cyril natürlich mit Leichtigkeit gelang. Cyrils schulische Leistungen waren nicht annähernd so eindrucksvoll wie die seines Schulkameraden Heinz Kissinger - aber Kissinger brachte es trotzdem nur zum Außenminister.

    Als ich Nicht in diesem August für diese Neuausgabe vorbereitete, habe ich mir erlaubt, einige Textänderungen vorzunehmen. Der Roman wird dadurch nicht verfälscht, lediglich ein paar allzu störende Anachronismen wurden beseitigt. Die Aussage des Buches bleibt davon unberührt.

    Man könnte Nicht in diesem August vorwerfen, dass es eine nicht eingetroffene Vorhersage ist, aber dann begreift man die Absicht des Autors nicht. Einer der vielen Vorzüge einer negativen Utopie ist, dass eine solche Geschichte nicht wahr zu werden braucht und trotzdem wertvoll sein kann - niemand will, dass sie wahr wird, der Autor am allerwenigsten. Cyril Kornbluth wollte uns vor großen Gefahren warnen, die es damals gab - die auch heute noch in ganz ähnlicher Weise existieren - und davor, dass das Beseitigen solcher Gefahren noch größere Gefahren heraufbeschwört, wie der Schluss des Romans zeigt. Und auch diese noch größeren Gefahren existieren leider noch immer, und wir müssen nach wie vor auf der Hut sein vor ihnen.

    Aber die meisten Leute lesen einen Science-Fiction-Roman nicht wegen seiner heuristischen oder normativen Qualitäten - Gott sei Dank! Wir lesen Science Fiction zu unserer Unterhaltung, und besonders wegen der ironischen, überraschenden Einsichten mit denen sie uns die Welt, in der wir leben, erhellt.

    Cyril Kornbluth konnte uns diese verblüffenden Einsichten ebenso gut vermitteln wie alle anderen Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Nicht in diesem August ist Kornbluth in Höchstform - geistvoll, packend und lehrreich -, und ich bin außerordentlich froh darüber, dass der Roman nun wieder erhältlich ist.

      Frederik Pohl

    NICHT IN DIESEM AUGUST

    »Nicht in diesem August, auch nicht in diesem September; in diesem Jahr könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt. Nicht im nächsten August, auch nicht im nächsten September; das ist immer noch zu früh... Aber im übernächsten Jahr oder im überübernächsten Jahr gibt es Kampf.«

    Ernest Hemingway, Bemerkungen zum nächsten Krieg

      ERSTES BUCH

      Kapitel Eins

    Für Billy Justin begann der schwärzeste Tag in der Geschichte der Vereinigten Staaten genau wie jeder andere Tag. Er war siebenunddreißig Jahre alt, ein pensionierter Korea-Veteran, der früher in der Werbebranche tätig gewesen war und nun, seit Ausbruch des Krieges vor drei Jahren, eine Farm bewirtschaftete. Die einzigen Alternativen dazu hätten gelautet, für den Straßenbau oder - mit viel Glück - als Fabrikarbeiter eingeteilt zu werden.

    Er stand also um Viertel nach fünf auf, stellte den Wecker ab und ging, verschlafen blinzelnd, in Bademantel und Pantoffeln in den Stall, um seine acht Kühe zu melken. Er hob die Milchkannen auf den Podest, wo sie vom Lieferwagen des Milchversorgungsamtes Ost abgeholt werden würden, und spielte kurz mit dem Gedanken, die Melkmaschine und die Eimer auszuwaschen, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre. Dann warf er einen angewiderten Blick auf seinen Stall, sein Haus, seine Felder - jene Dinge, von denen er einmal geglaubt hatte, dass sie ihm einen beschaulichen, würdigen Ruhestand ermöglichen würden, und die stattdessen an seiner freien Zeit saugten wie Vampire - und ging wieder ins Bett.

    Um zehn, einer wesentlich urbaneren Zeit, stand er wirklich auf und frühstückte, wobei er zusätzlich ein illegales Ei verzehrte, das er von seiner Quote zurückgehalten hatte. Während er den scheußlichen synthetischen Kaffee trank, zog er das Elektrizitäts-Bulletin zu Rate, das an der Küchenwand hing, und murmelte mürrisch: »Na fein.« Die Farmer von Chiunga County bekamen heute vier Stunden lang Strom - von halb elf bis halb drei.

    Vor allem musste er seine Autobatterie aufladen. Er begriff vage, dass es Batterien ruinierte, wenn man sie einfach leer herumstehen ließ. Immer noch in Bademantel und Pantoffeln ging er zu seiner windschiefen Garage und klemmte die beiden Kabel des Ladegeräts an die rostigen Batteriepole. Vier Stunden Ladedauer würden gewiss nicht lange Vorhalten, überlegte er, aber vielleicht konnte er irgendwo etwas Traktorensprit auftreiben. Es hieß, dass der alte Croley, dem der Laden unten in Norton gehörte, sich mit dem Tankwagenfahrer des Treibstoffversorgungsamtes arrangiert hatte.

    Er hielt sich noch in der Garage auf, als es halb elf wurde; er sah, wie im Voltmeter des Ladegerätes die Nadel emporschnellte, und hörte ein Summen. Das wenigstens war also in Ordnung.

    Im Haus brannten ein paar Lampen. Die letzte Stromzuteilung war am späten Nachmittag und am Abend des Vortages erfolgt, eine weitaus vernünftigere Zeit als halb elf bis halb drei. Chiunga County kam, wie üblich, zu kurz, entschied er nach kurzer Überlegung.

    Sein altes Radio, das nur sehr langsam warm wurde, dröhnte plötzlich los: »...dürfen wir nicht wankend werden in unserem Glauben. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns beten. Allmächtiger Vater...«

    Justin sagte ohne Groll: »Amen«, und schaltete um auf den anderen CONELRAD-Sender. Zu Anfang des Krieges war dies eines der größten Ärgernisse gewesen: nur noch zwei Sendefrequenzen statt des alten freien amerikanischen Rundfunks, der Raketen und Bombern die Zielsuche erleichtert hätte. Nur zwei Frequenzen bedeutete natürlich auch, dass es nur noch zwei Programme gab, die oft genug beide mies waren. Dieses anfängliche Ärgernis geriet überraschend schnell in Vergessenheit, als man sich wieder auf die Mundpropaganda besann und kaum noch Radio hörte.

    Erfreut stellte er fest, dass im anderen Kanal eine Nachrichtensendung lief.

    »Das Verteidigungsministerium gab heute bekannt, dass die heftigen Kämpfe südlich von El Paso andauern. Russische Einheiten haben sich dem amerikanischen Verteidigungsgürtel bis auf dreihundert Yards genähert. Kanadische Panzerverbände attackieren die Flanke des Gegners mit Hunderten von Acheson-Panzern und 280-Millimeter-Panzerhaubitzen. Die Kampfmoral unserer Truppen ist unverändert gut, und die heroischen Taten einzelner Soldaten sind zu zahlreich, um hier gewürdigt werden zu können.

    Heute wurden Zahlen bekanntgegeben, die zeigen, dass gegen den Feind an der Heimatfront genauso hart und gerecht vorgegangen wird wie gegen die fremden Invasoren, denen er sich anzubiedern versucht. Eine kurze Bekanntmachung des Staatsgefängnisses Lewisburg enthielt folgenden Satz: 784 Zivilisten in den vergangenen sechs Monaten wegen Hochverrats exekutiert. Von hier aus an die Jungs vom FBI ein herzliches gut gemacht.

    Das Büro des Generalstaatsanwalts veröffentlichte heute eine sehr ernste Warnung, dass es ein schweres Verbrechen ist, Deserteuren Zuflucht zu gewähren, und dass eine solche Handlung aufs Schärfste bestraft wird. Der Staat wird die Todesstrafe für die 87jährige Mrs. Arthur Schwartz aus Chicago fordern, die ihrem Enkel, dem Gefreiten William O. Temple, Geld und Essen gab, als er nach Chicago kam, nachdem er Fahnenflucht begangen hatte. Temple wurde selbstverständlich am 17. März in Windsor, Ontario, gefasst und erschossen.

    Gute Nachrichten für die Freunde von Süßigkeiten! Die Agentur für Genussmittel berichtet, dass eine neue Ersatzschokolade die Labortests bestanden hat und für die Besitzer von B-Karten bald in allen Lebensmittelläden erhältlich sein wird. Einen großen, großen 15-Gramm-Riegel gibt es schon für zwei Marken! Von hier aus an die Jungs und Mädchen von der NFA ein herzliches...

    Ein wenig angewidert schaltete Justin das Gerät ab. Es war sowieso Zeit, zum Briefkasten zu gehen. Er hoffte, dass die Postbotin ihn nach Norton mitnahm. Der Schwengel seiner Brunnenpumpe war gebrochen, und er war es leid, das Wasser mit dem Eimer heraufzuholen. Der alte Croley hatte vielleicht einen Schwengel oder kannte jemanden, der ihm einen neuen machen konnte.

    Er zog sich hastig und nachlässig an und dachte nicht einmal ans Rasieren. Rasierklingen waren gegenwärtig Mangelware. Er schnaufte die steile Viertelmeile zu seinem Briefkasten hinauf, lehnte sich dagegen und starrte nach Norden auf die gewundene Straße. Er wusste, dass seit ungefähr zehn Tagen ein neues Mädchen die Post brachte und fragte sich, was wohl mit Mrs. Elkins geschehen war - der dicken, freundlichen, schlampigen Mrs. Elkins, die nicht rechnen konnte, und deren Briefkastennotizen und Postzustellungen stets ein schreckliches Durcheinander hervorriefen. Er war dem neuen Mädchen noch nicht begegnet, und es hatte auch noch keinen Anlass für Briefkastenmitteilungen zwischen ihnen gegeben.

    Hoch oben im wolkenlosen Himmel im Norden tauchte plötzlich ein weißer Strich auf - der Kondensstreifen einer Stratosphären-Rakete. Der wilde Zickzackkurs bedeutete, dass die Rakete Ausweichmanöver flog. Ohne großes Interesse kam er zu dem Schluss, dass es ein russisches Geschoss sein musste. Sie versuchten wohl wieder einmal, die feinmechanische Industrie in Coming zu erwischen, oder vielleicht auch den großen Luftwaffenstützpunkt in Elmira. Die Rakete war zweifellos von einem russischen oder chinesischen U-Boot irgendwo im Atlantik abgefeuert worden. Doch, wie fast immer, reagierte die Continental Air Defense sofort. Ein halbes Dutzend dünnerer weißer Streifen fegten heran, umkreisten das Ziel, und dann konnte man dort oben einen goldenen Lichtball sehen, der bedeutete, dass sie ihre Mission erfolgreich beendet hatten. Die Mädchen von der CAD waren schon gut, dachte er anerkennend. Wenn Cruise Missiles oder Stratosphärenraketen in der Luft waren, erwischten die Mädchen sie, und wenn sie oberhalb der Atmosphäre flogen, wurden sie von den antiballistischen Lasern aus dem Orbit gepflückt. Schade um Chicago und Pittsburgh, aber damals waren die Mädchen noch grün gewesen...

    Natürlich wäre längst alles vorbei gewesen, wenn die Roten über Radartarnung verfügt hätten. Aber das war nicht der Fall. Und wenn die USA erst einmal ihren radargetarnten Satelliten hatten...

    Er war allerdings noch nicht fertig; und die Front rückte Tag für Tag näher an seinen Startplatz heran.

    Es hatte keinen Sinn, an solche Dinge zu denken.

    Er beschattete seine Augen und blickte wieder nach unten auf die Straße. Was er dort sah, ließ ihn ungläubig blinzeln. Ein Kinderwagen, der sich schneller bewegte, als es ein Kinderwagen für gewöhnlich tat - oder ein riesiger Rollschuh - aber mit zwei hin- und herfliegenden Kolben...

    Das groteske Fahrzeug näherte sich ihm und kam quietschend zum Stehen. Es war nun plötzlich gar nicht mehr grotesk. Es handelte sich um einen solide gebauten dreirädrigen Wagen, der durch eine lange Stange an der Achsgabel des Vorderrades gesteuert wurde. Für den Vortrieb sorgte ein Mann in Khaki, der abwechselnd zwei Hebel vorschob, die an einer Kurbelwelle befestig waren, die zugleich die Hinterachse des Karrens bildete. Dem Mann waren beide Beine bis zu den Knien amputiert.

    Er sagte fröhlich zu Justin: »Können Sie auf Ihrer Farm eine helfende Hand gebrauchen, Mister?«

    Justin, der seine guten Manieren ganz vergessen hatte, konnte ihn nur anstarren.

    Der Mann sagte: »Ich komme mit diesem Ding ausgezeichnet zurecht, und man bekommt dabei Schultern wie ein Stier. Sie werden überrascht

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