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Wenn das Licht siegt: Erzählungen
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eBook116 Seiten1 Stunde

Wenn das Licht siegt: Erzählungen

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Über dieses E-Book

Nach langer Regenzeit goldflutendes Sonnenlicht im bergischen Land. Wie schimmerte es auf den blauen Höhenzügen in der Ferne, auf den grünen Wiesenmatten im Tal. Die Waldwege waren noch feucht. Von den tiefherabhängenden Zweigen der Bäume tropfte es wie schwere Tränen herab. Doch die Vögelein, die sich in den Ästen wiegten, schmetterten schon wieder jubelnde Töne in die Luft. Der Murmelbach sang leise die Begleitung dazu. Da jauchzte es in der Menschenbrust ...

Inhalt:
Fragst du gar nichts danach? (eine Reiseskizze aus dem bergischen Land). Auch ein Versöhnungstag (eine Weihnachtsgeschichte). Jesus lebt! – mit Ihm auch ich (eine Ostergeschichte). Die schwarze und die heilige Nacht (eine Weihnachtsgeschichte). Die Inschrift im Sand. Durch Kreuz- und Querwege (ein Stück Lebensgeschichte nach persönlichen Berichten). Gethsemane (Gedicht). Auf Umwegen (eine Ostergeschichte). Seiner Tochter Gebet (eine Ostergeschichte). Ostermorgen (Gedicht).

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Apr. 2019
ISBN9783730924440
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    Buchvorschau

    Wenn das Licht siegt - Käthe Dorn

    Fragst du gar nichts danach? (eine Reiseskizze aus dem bergischen Land)

    Nach langer Regenzeit goldflutendes Sonnenlicht im bergischen Land. Wie schimmerte es auf den blauen Höhenzügen in der Ferne, auf den grünen Wiesenmatten im Tal. Die Waldwege waren noch feucht. Von den tiefherabhängenden Zweigen der Bäume tropfte es wie schwere Tränen herab. Doch die Vögelein, die sich in den Ästen wiegten, schmetterten schon wieder jubelnde Töne in die Luft. Der Murmelbach sang leise die Begleitung dazu. Da jauchzte es in der Menschenbrust. Es lockte hinaus ins Freie. Ein kleiner Kreis gleichgesinnter Seelen hatte sich zusammengefunden. Ihr Fuß pilgerte zum Friedenstal, ihrer Herzen Sehnsucht wurzelte droben in der Heimat des Friedens, woher das Licht kommt.

    Zionspilger singen auch gern. Sie können den Vögeln allein das Lob ihres Schöpfers nicht überlassen. Und sie sind zu noch Höherem berufen. Sie dürfen dem großen Herrn der Welten nicht nur die eigne Huldigung zu Füßen legen, sie sollen auch Zeugen ihres Königs Jesu sein und von der Gnade rühmen und singen, die sie selbst vom ewigen Verderben errettet hat – damit es auch andere hören und dem Lockruf folgen können.

    Von diesem Verlangen war auch die kleine Wandergruppe beseelt. Schon manches frohe Lied voll himmlischer Heimatklänge war während des mehrstündigen Marsches von ihren Lippen ertönt. Jetzt lud ein schattiges Plätzchen mit zwei gegenüberliegenden Bänken zu erquickender Ruhe ein. Breitastige Buchen und hochstämmige Eichen wölbten schützend ihr grünes Blätterdach darüber. Goldige Sonnenstrahlen huschten verstohlen hindurch, als wollten sie heimlich zusehen, was sich darunter begeben mochte.

    Da nahte von der Höhe herab der geordnete Zug einer Mädchenschule. An ihrer Spitze schritt etwas steif und würdevoll eine katholische Schwester, deren Antlitz fast unter der mächtigen weißen Haube mit dem breiten Stirnband verschwand.

    Rasch kreuzten sich verständnissinnige Blicke von Bank zu Bank – ein leise zugerufener Gedankenaustausch herüber wie hinüber. Dann scholl es zweistimmig durch den frischduftenden Wald:

    "Fragst du gar nichts danach, dass der Herr für dich starb?

    Denkt du gar nicht daran, gar nicht daran?

    Wie er sterbend am Kreuze das Heil dir erwarb,

    Fragst du gar nichts, gar nichts danach?

    Kannst den Heiland du sehen in Marter und Schmerz,

    Seine blutende Stirn, Sein gebrochenes Herz,

    Seine Hände durchbohrt, Seine Seele voll Qual –

    Fragst du gar nichts, gar nichts, gar nichts danach?"

    Ob das Lied Eindruck gemacht? Freundlich nickend ging die Schwester vorüber, vielleicht gehörte auch sie zu den Schafen aus dem andern Stalle, die doch des guten Hirten Ruf vernahmen und ihm, soweit ihr Erkenntnis reicht, folgen.

    Auch unter der frischen Mädchenschar flog manches Köpfchen lauschend herum. Das Lied schien ihnen zu gefallen. Kinderherzen sind leicht empfänglich – und leicht vergesslich. Aber wer weiß, ob nicht ein göttlich Samenkörnlein tiefer hinabgefallen war. Und wenn das Licht kommt – das Licht der Wahrheit von oben und der himmlische Gnadenton dazu – dann fängt es vielleicht an zu wachsen, ganz still und von den Sängern ungesehen – bis am Tage der Ewigkeit eine reife Garbe als Schmerzenslohn für die durchbohrten Hände am Kreuzesstamm zu des erhöhten Königs Füßen liegt.

    Dann wird das Echo des im bergischen Lande verklungenen Liedes durch alle Himmel widerklingen.

    Ganz zwecklos war es übrigens schon hienieden nicht gesungen. Wenn auch diejenigen, denen es gegolten hatte, still und ohne darauf zu antworten, vorübergezogen waren, so kam von einer anderen, ganz unerwarteten Seite her ein freundlich ermunternder Zuruf.

    Während des Gesanges waren zwei Touristen auf dem Fußpfad zwischen den beiden Bänken hindurchgeschritten. Es waren schon ältere Herren mit graumeliertem Haar und Barte. Ein wenig weiter unter blieben sie lauschend stehen und warteten, den Hut in der Hand, still, bis das Lied zu Ende war. Dann wandte sich der eine um und rief den überraschten Sängern zu:

    Wir fragen aber auch danach!

    Der andere nickte zustimmend.

    Damit war rasch die Brücke zwischen den sich bisher völlig Unbekannten geschlagen. Es ist wundersam, wie die Sprache Kanaans die Glieder der großen Gottesfamilie einander so schnell erkennen und verstehen lässt. Bald war die ganze Wandergesellschaft in eins verschmolzen, und gemeinsam pilgerte man weiter durch die herrliche Gottesnatur. Die Gespräche drehten sich um das eine, was nottut. Jeder wusste etwas von der wunderbaren Gnade des Herrn zu rühmen. So erreichte man den Ausgang des Waldes.

    Ein entzückender Blick in das weite Tal und auf die es umziehenden Berge öffnete sich. Hier und da in Grün gebettete freundliche Villenviertel. Drunten wälzte die Wupper ihre schwarz gefärbten Fluten dahin. In der Ferne grüßten die hohen Fabrikessen einer gewerblichen Stadt und mahnten wieder an des Tagwerkes Pflicht und Lasten.

    Heute aber kündete der Wochenschluss den längst ersehnten Feierabend an. Sieben volle Schläge erschallten. Dann erhoben alle Glocken der Stadt ihre ehernen Stimmen und läuteten den Sonntag ein. In wundervoller Harmonie wogten die Töne zusammen und trugen ihre Schallwellen weit über Berg und Tal. Im Westen sank glutrot die Sonne hinab. Der mächtige Feuerball zauberte eine märchenhafte Beleuchtung über den ganzen Horizont. Anbetende Bewunderung durchzog das Herz der Wanderer – und aus dem tiefsten Seelengrunde rang sich's los:

    Wie groß bist du!

    In dankbarer Stimmung kehrte man in die Stadt zurück, wo die Elektrischen sausten, die einen auf ebener Straße, die andern hoch durch die Luft schwebend, die Wanderer wieder in ihre verschiedenen Wohnungen zurücktragend. Beim Abschiednehmen hatte man sich in geschwisterlicher Herzlichkeit die Hände geschüttelt und einander fröhlich zugerufen:

    Auf Wiedersehen.

    Am übernächsten Tag – in aller Morgenfrühe – hatte sich fast die ganze kleine Wandergesellschaft auf dem Bahnhof wieder zusammengefunden. Sie gaben zwei aus ihrer Mitte, die wieder aus dem schönen Wuppertale scheiden mussten, das Abschiedsgeleite. Im letzten lebhaften Gedankenaustausch standen sie wartend auf dem Bahnsteig.

    Bald brauste der D-Zug heran. Wie gut, dass er nicht lange Weile hat. Er hilft so die wehmütigen Regungen unterdrücken, die so gern nach schönen, verklungenen Tagen im Herzen emporsteigen. Hier unten heißt es immer scheiden – droben ist ewiges seliges Beisammensein!

    Noch ein letztes Grüßen und Tücherschwenken – dann ist alles verschwunden. Doch die Erinnerung zieht mit – und wenn zwei beisammen sind, dann gibt es oft noch herrliche Nachklänge.

    So war es auch bei den beiden abfahrenden Reisegefährten, die noch einige Stunden weit die gleiche Strecke hatten. Das bedeutsame Lied: Fragst du gar nichts danach? hatte ihnen zu der angenehmen gemeinsamen Fahrt verholfen. Wie sich denken lässt, knüpfte sich die Unterhaltung an die durch den Gesang herbeigeführte Begegnung im bergischen Lande.

    Es ist doch wundersam, sagte das eine Gotteskind, "wie der Herr überall die Seinen hat und sie in Stadt und Land in Seinem Namen zusammenführt, oft durch die kleinsten Anlässe, wie hier durch ein einfaches Lied. Nun aber interessiert mich noch eine Frage:

    Wie kam es denn, dass Sie doch danach fragten?

    O! Das ist eine seltsame Geschichte voll heißer innerer Kämpfe und freundlicher äußerer Gottesführungen, durch die die Gnade mich endlich nach langen Irrwegen gesucht und gefunden hat, entgegnete der andere.

    Würden Sie mir dieselbe wohl erzählen?

    Ja, gern! Weil ich damit ein Zeugnis zur Ehre meines großen Herrn ablegen kann.

    Nun! Der gleiche Zweck, ihn dadurch zu verherrlichen, veranlasste auch mich, danach zu forschen.

    Wenn es sich darum handelt, so tue ich es mit doppelter Freude – und er begann zu erzählen:

    Das bergische Land ist meine liebe Heimat, in der ich jetzt zum Besuch weilen durfte. Ich wollte so gern meine gute, alte Mutter noch einmal wieder sehen, die schon recht bejahrt ist und vielleicht bald an den Pforten der Ewigkeit steht. Eine stille Träne glänzte bei diesem Gedanken in seinem Auge. Dann fuhr er fort:

    Obwohl ich in meiner Jugend hier im Wuppertal an der Quelle des geistlichen Lebens saß, ließ ich es doch an mir vorüberfließen, denn niemand gab mir den Glaubensbecher in die Hand, um daraus zu schöpfen. Im Gegenteil – mein Vater hatte mich gelehrt, die fienen" Leute, wie man hierzulande die entschiedenen Christen nennt, als wunderliche Heilige anzusehen, die in einem selbst gemachten Himmel leben, den es gar nicht gibt. Er blickte mit wehleidigem Lächeln auf sie herab – und so lernte ich auch die

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