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TROTZ - Sonette
TROTZ - Sonette
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eBook650 Seiten3 Stunden

TROTZ - Sonette

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Über dieses E-Book

Die Texte dieses Bandes widmen sich den ganz großen Fragen unseres Lebens:
Können Frauen lieben? Dürfen Männer weinen? Müssen Kinder nerven? Sollen Dichter denken? Brauchen Menschen Tiere? Brauchen Tiere Menschen? Was treiben die Engel? Wie leben die Toten? Wo steckt Freund Hein? Was glaubt wohl Gott? Wie wird das Wetter? Sind sonst noch Fragen?
Leider bleiben die Antworten oft nicht weniger fragwürdig als die Fragen selbst …
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Jan. 2024
ISBN9783384112118
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    Buchvorschau

    TROTZ - Sonette - Achim Behme

    VON DICHTERN UND

    DENKERN

    VON REIMEN UND RHYTHMEN

    Man nehme erstens zwei Quartette.

    Flugs an das hintere Quartett

    füg sich das vordere Terzett.

    Man nehme zweitens zwei Terzette.

    Vier Strophen bieten jetzt Duette.

    Die Verse bilden kein Korsett,

    die Verse bilden ein Skelett.

    Vier Strophen bietet die Palette

    der Sprache Sinn von A bis Z.

    Was sonst noch Kunst zu meistern hätte?

    Dass Reim und Rhythmus ganz sich glätte,

    dass Klang nun klinge voll und fett!

    So dichten Dichter sich Sonette.

    So dichten Dichter ein Sonett.

    VON FÖHREN UND FICHTEN

    Gilt es, ein Gedicht zu dichten,

    ah, der Dichter wird in lichten

    Stunden Wort für Wort wohl sichten,

    um in Reimen und schön schlichten

    Strophen Vers auf Vers zu schichten

    für die auf die Kunst erpichten

    Leser. Er frönt Künstlers Pflichten.

    Ja, der Dichter wird s schon richten.

    Er reimt Föhren frisch auf Fichten,

    er reimt Welten forsch mit Wichten

    und er lässt selbst Geister gichten.

    Macht er? Möcht er nicht verzichten?

    Dichten kann er doch mitnichten!

    Du, ich glaub, der Hafer sticht n!

    VON STIFTEN UND STÖCKEN

    Er schwingt den Stift wie einen Stock.

    Schon sammeln sich die ersten Silben

    so wie im Bett im Kissen Milben

    in Blättern in dem kleinen Block.

    Er hat auf Dichten grad echt Bock.

    Schon klammern sich die ersten Reime

    so wie sonst Viren, Pilze, Keime

    an Sätze dran wie an ein Dock.

    Nun schwitzt er Schweiß im dünnen Rock.

    Schon ist ein Vers in ersten Versen

    den andren Versen auf den Fersen.

    Schon lockt die Kunst in ersten Strophen

    den Leser kaum weg hinterm Ofen.

    Drauf trinkt er gerne ein Glas Grog.

    VON LEEREN UND LEIMEN

    Stürzt in schwerem Sturm und Braus,

    sag ich mal: von einem Haus,

    sag ich mal: die kleine Maus,

    gibt im Reim es eine Laus!

    Stürzt in schwerem Braus und Sturm,

    sag ich mal: von einem Turm,

    sag ich mal: der kleine Wurm,

    fehlt ein weitrer Reim mit -urm!

    Doch der Dichter schleimt sich beim

    Dichten dann mit seinem Schleim

    schleimend ein bei seinem Reim…

    Reim, des Dichtens kühner Keim!

    Reim, des Dichtens süßer Seim!

    Geh mir bitte auf den Leim…

    VON SCHWÄNZEN UND SCHWEIFEN

    Ich reime Herr und Hund auf Herz.

    Ich reime Mann und Mond auf März.

    Ich reime Elf und Elch auf Erz.

    Ich reime Takt und Ton auf Terz.

    Ich reime Nacht und Neid auf Nerz.

    Ich reime Schwanz und Schweif auf Sterz.

    Ich reime Schimpf und Schand auf Scherz.

    Ich reime Schmelz und Schmalz auf Schmerz.

    Ich reime Fell auf Fleisch des Pferds.

    Ich reime Stich auf Stahl des Schwerts.

    In allen Reimen ziehts und zerrts.

    In allen Versen spreizts und sperrts.

    Und vierzehn kleine Zeilen währts.

    Und keine armen Dichter nährts.

    VON GRILLEN UND GRÜNDEN

    Sag, aus welchem Grund die Spatzen

    heiter in den Hecken schwatzen!

    Sag, aus welchem Grund die Katzen

    munter an den Möbeln kratzen!

    Sag, aus welchem Grund die Ziegen

    stierend in den Ställen liegen!

    Sag, aus welchem Grund die Fliegen

    kreisend all die Kurven kriegen!

    Mensch, ich sags dir, ich als Reimer!

    Es ist wohl der Reime wegen:

    um die Lust am Reim zu pflegen!

    Es ist um der Reime willen:

    um die Lust am Reim zu stillen!

    Anders wär der Reim im Eimer!

    VON KRIPPEN UND KRALLEN

    Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh…

    (Christoph von Schmid)

    Weh! Nun sitz ich in der Falle!

    Ob ich Hand und Faust auch balle,

    ob ich Tür und Tor auch knalle,

    dass durch Wald und Feld es schalle –

    Weh! Nun spuck ich Gift und Galle!

    Ob ich Laut und Wort auch lalle,

    ob ich Satz und Vers auch schwalle,

    dass durch Stadt und Land es halle –

    Weh! die Reime, weh! sind alle!

    Nichts mehr reimt sich auf das pralle

    Licht, den Schein, den Stern, das dralle

    Kind auf Heu und Stroh im Stalle!

    Nie mehr reimt sich Quark auf Qualle!

    So zeigt Künstlern Kunst die Kralle!

    VON KÜSSEN UND KÜNSTEN

    Muse, weh, wo bleibt dein Kuss?

    Schon schreib ich beim Dichten Stuss!

    Du machst Kunst zur harten Nuss!

    Bring mein Dichten mal in Schuss!

    Bring mein Dichten mal in Fluss!

    Satz, Vers, Reim aus einem Guss

    sind beim Dichten stets ein Plus!

    Muse, machst du mit mir Schluss?

    Dichter, ach, du darfst nicht weinen!

    Dichtest du nicht, nervst du keinen!

    Dichtest du nicht, trink dir einen,

    Dichter, trink dir einen feinen

    Wein von deinen, nun ja, Weinen,

    und bleib mit der Welt im Reinen!

    VON BOMBEN UND BRILLEN

    Seht den kleinen Hosenscheißer!

    Seht den kühnen Schornsteinfeger!

    Seht den klugen Wildtierheger!

    Seht den krassen Rundenschmeißer!

    Seht den blöden Possenreißer!

    Seht den biedren Bombenleger!

    Seht den braven Krankenpfleger!

    Seht den bösen Wadenbeißer!

    Seht den alten Appenzeller!

    Seht den blinden Brillenträger!

    Seht den frechen Fallensteller!

    Seht den schlimmen Schürzenjäger!

    Soll ich mehr vom Menschen schreiben?

    Himmel, nein, das lass bloß bleiben.

    VON SÜMPFEN UND SUHLEN

    Früher bist du viel versumpft

    in den öden Operetten

    mit Blondinen und Brünetten,

    und dein Ding hat aufgetrumpft.

    Später bist du abgestumpft

    in den kleinen Kabinetten

    mit Kokotten und Koketten,

    und das Ding ist voll verschrumpft.

    Schluss mit all den kleinen Kletten

    und der Lust und Liebe Ketten,

    Schluss mit all den lieben netten

    Ludern in den Lotterbetten!

    Lass die holde Kunst dich retten,

    lass dich trösten mit Sonetten!

    VON VOTEN UND VOLTEN

    Ich find Sonette unheimlich beschissen.

    (Robert Gernhardt)

    Ich find Sonette eben nicht beschissen!

    Sonst hätt ich wohl den Text hier schon zerissen.

    Sonst hätt ich wohl schon viel zum Müll geschmissen.

    Ich kann Sonette nun mal gar nicht missen.

    Muss einer Dichter oder Dichtung dissen,

    so emsig, eifrig, fleißig und beflissen,

    so brummig, bräsig, bissig und verbissen?

    Ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen.

    Soll ich für das Sonett die Fahne hissen?

    Ich hab für das Sonett noch stets geworben.

    Hat da wen nichts als blanker Hass verschlissen?

    Der hätte sich das ganz mit mir verdorben.

    Der möge sich doch, bitte sehr, verpissen.

    Ach, geht ja schlecht. Ach, ist ja längst verstorben.

    VON WORTEN UND WERTEN I

    Es ging spazieren vor dem Tor

    ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.

    (Heinrich Hoffmann)

    Ach, was muss von bösen Gören

    man doch stets aufs Neue hören!

    Mancher nutzt das Wort mit M,

    das man in der Rede hemm!

    Ach, was kommt von klugen Toren

    uns vor Augen und zu Ohren!

    Dass man aus der Sprache stemm,

    was da in der Rede klemm!

    Hier nun muss ich mich empören!

    Hier nun muss ich euch beschwören,

    wie auch andre schon beschworen:

    dass wir nur das Wort verlören,

    wie wir viele schon verloren:

    Lasst die Sprache ungeschoren!

    VON WORTEN UND WERTEN II

    Ach, was muss man oft von bösen

    Kindern hören oder lesen!

    (Wilhelm Busch)

    Ach, was muss man oft von bösen

    Menschen hören und auch lesen!

    Mancher nutzt das Wort mit N –

    das man besser nicht mehr nenn,

    das man besser nicht mehr kenn,

    von dem jeder sich nur trenn –

    seis zu Haus, im Job, am Tresen,

    so als wäre nichts gewesen!

    Brave Bürger tauschen Thesen,

    wie nun Sprache soll genesen!

    während ich als Reimer brenn –

    ohne Aber, ohne Wenn –

    für den Reim auf Schornsteinfeger,

    Heger, Pfleger und Max Reger!

    VON SAATEN UND SITTEN

    Die Gedanken sind frei,

    Wer kann sie erraten…

    (Des Knaben Wunderhorn)

    Die Gedanken sind frei,

    sind frischer als Saaten,

    sind härter als Spaten,

    sie sind grün wie der Mai.

    Sie sind wild wie der Hai,

    sind schneller als Taten,

    sind stärker als Staaten,

    wie auch sonst dem nun sei:

    Kein Mensch kann sie raten

    in Villen und Katen:

    Sie sind Stille und Schrei.

    Sie sind Huhn. Sie sind Ei.

    Und sie haben nicht Zügel!

    Und sie geben uns Flügel!

    VON BLUMEN UND BLÜTEN

    Dichter, du darfst gern jetzt träumen:

    dichte einen Blütentraum!

    Dichter, du darfst nicht lang säumen:

    dichte einen Waldessaum!

    Dichter, du darfst dich nicht bäumen

    gegen Blumen, Blätter, Baum!

    Dichtung darf jetzt aus dir schäumen:

    dichte Wiesenschaumkrautschaum!

    Nun den Pegasus nur zäumen,

    Schrift und Sprache stets im Zaum,

    Wörter richten, Worte räumen

    in der Dichtung weitem Raum:

    mehr tun, Dichter, musst du kaum!

    Dichte Pusteblumenflaum!

    VON WITZEN UND WERKEN

    Lasst uns über einen schlichten

    großen, kleinen, graden, krummen,

    groben, feinen, klugen, dummen,

    über einen Mann was dichten!

    Lasst uns über einen vagen

    sanften, milden, braven, rechten,

    wüsten, wilden, schlimmen, schlechten,

    über einen Mann was sagen!

    Oder über einen schwachen

    Menschen böse Witze machen

    oder über eines frechen

    oder über eines feigen

    Menschen gute Werke sprechen

    oder aber: lieber schweigen.

    VON SPÖTTERN UND SPINNERN

    – Nun sag, wie es begann!

    Was war und wo und wann?

    – Ich saß zu Haus und sann.

    Ich saß zu Haus und spann.

    – Denk nicht, da glaub ich dran!

    Was war und was wohl dann?

    – Nun sprach ich schnips, den Bann –

    und schwups! ein Regen rann!

    So ward ich schlicht der Mann,

    der Regen machen kann

    So fing das Wunder an,

    dass ich die Macht gewann –

    wenn auch nur in Geschichten,

    wenn auch nur in Gedichten.

    VON BÜCHERN UND BUCHEN

    Dass wer hier in diesem Buche,

    grad wie unter da dem Tuche,

    – welch ein Reim! – wohl Weisheit suche,

    gäb es das? Ich dächte nein!

    Dass wer dort bei jener Buche,

    ganz an Geist und Grips Eunuche,

    – welch ein Wort! – danach nur fluche,

    tät er das? Es möchte sein!

    Besser, Mensch, zu solcher Suche

    eine schöne Reise buche,

    oder, hör, gleich Hänschen klein,

    laufe in die Welt hinein!

    Und bei einem hübschen Kinde

    Sinn und Lust und Liebe finde!

    VON DICHTERN UND DENKERN

    Wenn ich hier von hoher Zinne

    schaue mit der Hand am Kinne,

    wenn ich über Mensch und Minne,

    über Welt und Wahn auch sinne,

    weiß ich kaum, wie ich beginne,

    weiß ich kaum, was ich gewinne,

    ob ich träume, ob ich spinne.

    Denker! denk ich: mach mal hinne!

    Leb ich einem hohlen Spleene,

    ob ich greine, ob ich griene:

    dass aus mir doch Weisheit rinne!

    Doch ich merk mit müder Miene,

    dass ich nie durch Denken diene.

    Rinnt nichts raus, war wohl nichts drinne!

    VON BROTEN UND BETTEN

    Wer nie sein Brot mit Tränen aß,

    Wer nie die kummervollen Nächte

    Auf seinem Bette weinend saß,

    Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

    Wer nie sein Brot im Bette aß,

    weiß nicht, wie Krümel pieken.

    Wer nie von grünem Gras auch fraß,

    weiß nicht, wie Kühe kieken.

    Wer nie mal Zeit im Stalle saß,

    weiß nicht, wie Ferkel quieken.

    Wer nie mit fremdem Maß sich maß,

    stört nicht sich an Kritiken.

    Wer nie ein Buch von Goethe las

    (Den Goethe kennt doch eh kein Aas!),

    der fand ganz ohne Buch wohl Spaß.

    Drum stecken wir nun, Freund, die Nas

    gleich Goethe nur in noch ein Glas!

    (Ach, Goethe hoch im Himmel sahs…)

    VON MEISTERN UND MACHERN

    Ehrt den Meister aller Meister!

    Um die Welt der Worte kreist er,

    durch die Welt der Worte reist er,

    und J. W. von Goethe heißt er!

    Sich in Sein und Sinn verbeißt er,

    Sein und Sinn im Satz verschweißt er,

    Wort um Wort um Wort verschleißt er!

    Reime sind der Verse Kleister!

    Sah die Welt je größre Geister?

    So zu denken von sich weist er!

    So zu deuten, pfui, verreißt er!

    Noch ne Runde Reime schmeißt er,

    in der Welt der Worte kreißt er,

    und auf Achim Behme scheißt er!

    VON LEHRERN UND LIEDERN

    Der Lehrer aber tötete

    mit Vers um Vers des Schülers Lust.

    Als hätte er das so gemusst!

    Der Dichter aber flötete.

    Der Dichter aber lötete

    noch Reim an Reim zu Schülers Frust.

    Als hätte er das nie gewusst!

    Der Lehrer aber goethete.

    Der Dichter aber störte sich

    an nichts. Der Dichter hörte sich

    gern selbst. Der Dichter röhrte sich

    sein Lied! Und schlich zu Doerthe sich!

    Des Lehrers Brust betörte sich.

    Des Schülers Blick umflörte sich.

    VON LÄNDERN UND LEUTEN

    Ich bin ein deutscher Dichter,

    Bekannt im deutschen Land;

    Nennt man die besten Namen,

    So wird auch der meine genannt.

    (Heinrich Heine)

    Ich bin ein deutscher Dichter,

    in keinem Land bekannt.

    Nennt man die besten Namen,

    so wird nie der meine genannt.

    Wer aber sind die Richter,

    die schweigend mich gebannt?

    Ihr Herren und ihr Damen,

    hab ich mich beim Dichten verrannt?

    Bin keins der großen Lichter?

    Hab mich an mir selber verbrannt?

    Die Kunst bleibt doch sehr nur im Rahmen?

    Wo aber sind die Schlichter?

    Ich seh mal die Lage entspannt.

    Ich sag euch mein Nein und mein Amen.

    VON PFADEN UND PFORTEN I

    Ich sah die Stunden still und starr da stehen.

    Ich sah die Schar der Elfen leicht auf Zehen,

    mit weißen Blüten auf dem Haupt von Schlehen,

    vom Abend durch den Tag zum Morgen gehen.

    Ich sah die Erde um den Mond sich drehen.

    Ich sah den Norden durch den Süden wehen.

    Ich sah die Sonne stumm um Gnade flehen.

    Was nicht zu sehen ist, das kann ich sehen.

    Was nicht zu sehen ist, das ist mein Lehen.

    Was nie geschehn wird, noch auch je geschah,

    das kann ich sehn. Ich sehe es und sah.

    Ich seh stets Dinge, die doch nie geschehen.

    Ich steh dem Nie und Nichts und Nirgends nah.

    Das Nie und Nichts und Nirgends, es ist da.

    II

    VON SOMMERN UND

    SONNEN

    VON WOCHEN UND WAREN

    Immer bringen neue Jahre

    erst mal erste Januare.

    Wochen folgen wie Basare

    mit der gleichen alten Ware.

    Nächte wecken alte Mahre.

    Leute werden alte Paare.

    Schleichend schwinden unsre Haare.

    Von der Warte spotten Stare.

    Trüben Tagen folgen klare.

    Schöne Stunden bleiben rare.

    Lachen scheint da kaum das Wahre.

    Zeit hat Welt an der Kandare.

    Und – es fauche die Fanfare! –

    ein Jahr schickt dich auf die Bahre!

    VON MÄRZEN UND MAIEN

    In den klaren kühlen dunkeln

    Nächten strahlt des Mondes Schein

    fahl in Wald und Haus hinein,

    und die stillen Sterne funkeln.

    Aus den feinen frischen feuchten

    Schwaden Nebels schafft das Licht

    neu uns Welt und freie Sicht,

    und die hellen Tage leuchten.

    Himmels Blau und Weiß und Grün

    in den Blättern und dem Blühn

    und die Sonne will uns blenden.

    Ach, der Frühling soll nie enden!

    Kommt und lasst uns uns verschwenden

    und vergessen Winters Mühn!

    VON BÄUMEN UND BLÄTTERN I

    Muss der lange Unbelaubte,

    dessen Blatt der Herbst einst raubte,

    der den Weg dem Winter bahnte

    und doch schon den Frühling ahnte,

    muss der lange Totgeglaubte,

    dessen Blatt der Herbst einst klaubte,

    der an Tod und Sterben mahnte

    und doch schon den Frühling plante,

    muss der starre zugestaubte

    Baum der Stadt mit kahlem Haupte

    sich um Licht, Luft, Wasser mühn,

    mag er doch wie immer kühn,

    frisch im neuen alten Grün,

    auch im nächsten Frühling blühn.

    VON SPATZEN UND SPECHTEN

    Die Luft ist heute klar und kühl

    wie kaum das ganze letzte Jahr!

    Komm aus der Stadt! Ins Grüne fahr

    von Köln und Mölln und Bonn und Brühl!

    Die Luft ist heute kühl und klar

    wie ein noch neues glattes Pfühl!

    Komm auf das Land! Die Frische fühl

    an Rhein und Main und Sieg und Saar!

    Ach, Leute, ich versteh euch zwar!

    Doch lieber hätte ich es schwül,

    dass von der Stirn Staub Schweiß uns spül,

    dass Seele sich durch Sommer wühl

    mit Spatz und Specht und Fink und Star

    und, ach, der Freunde froher Schar!

    VON WÜNSCHEN UND WINKEN

    Du spielst Zink, und ich spiel Pommer!

    Du spielst Pommer, ich spiel Zink!

    Laut sein Lied singt Star und Fink!

    Alles sehnt sich sehr nach Sommer!

    Käm er bitte bald! Bald komm er!

    Käm er! Komm er bitte flink!

    Wär die Welt nur wieder pink!

    Ach, es war ein Wunsch, ein frommer!

    Sommer, gib uns einen Wink!

    Mach, dass Sonne früher blink!

    Mach, dass Sonne später sink!

    Winter aber bleibt gern link!

    Liebes, mix uns einen Drink!

    Schön mit mir den Tag dir trink!

    VON FLIEDERN UND FLOCKEN

    Kommt der Schnee noch mal im Mai,

    schreckt das nur das braune Reh

    und den braven Hirsch im Klee

    wie auch oft die Akelei.

    Kommt im Mai noch mal der Schnee,

    schreckt das nicht den weißen Hai

    und auch nicht den wilden Skrei

    in der tiefen weiten See.

    Von der Schlei bis an die Spree,

    von der Spree bis an die Schlei,

    Schnee im Mai tut keinem weh.

    Mai im Schnee hat jeder frei.

    Wetter ist bloß n Klischee.

    Mach uns lieber nen Kaffee.

    VON BÄUMEN UND BLÄTTERN II

    Und wieder grünt ein Grün so grün!

    Und Busch und Baum und Blumen blühn.

    Und keine Knospe muss sich mühn.

    Als fehlte Winter die Fortune.

    Und wieder knospt ein Blühn so kühn!

    Und bunt und grell die Farben glühn.

    Als böte Winter Buß und Sühn

    auf Boulevards, in Avenuen

    von Rom bis Prag, von Bern bis Wien.

    Der Winter weicht mit

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