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Nordburg: Ein Abenteuer kommt selten allein: Ein Abenteuer kommt selten allein
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eBook263 Seiten3 Stunden

Nordburg: Ein Abenteuer kommt selten allein: Ein Abenteuer kommt selten allein

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Über dieses E-Book

Die Welt der Hexen und Wahrsager kehrt zu einem außergewöhnlichen Abenteuer zurück. Das hier immer noch geheimnisvolle Kräfte aus dem Inneren des Burgwalls empor strömen sind kein Geheimnis. Vier Freunde stürzen sich in ein Abenteuer. Ihnen öffnet sich ein atemberaubender Weg durch Raum und Zeit. Die Menschen, die ihnen begegnen werden, die Figuren, glauben sie an ihre Geschichten mit voller Hingabe? Auch wenn ein Fünkchen Wahrheit in der Geschichte zu finden ist, ist sie viel mehr wert als nur die Utopie. Wir sind nichts ohne Geschichten und ich lade sie ein, an diese zu glauben. Es war einmal ... ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Dez. 2023
ISBN9783347879294
Nordburg: Ein Abenteuer kommt selten allein: Ein Abenteuer kommt selten allein

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    Buchvorschau

    Nordburg - Sandor Alexandre

    Ein Abenteuer kommt selten allein

    Die Menschen, die Ihnen begegnen werden, die Figuren, glauben Sie an ihre Geschichten mit voller Hingabe? Wir sind nichts ohne Geschichten und ich lade Sie ein, an diese zu glauben.

    Ich versuche einmal so, es mit einfachen Worten zu erklären. Seit anno 1350 steht ein beträchtliches Erdbauwerk auf einer Insel zwischen Wattenmeer und dem offenem Meer. Viel Erdboden der Insel musste herhalten, diese Ringwallburg und Wehrbefestigung vor den Angriffen der Nordmannen zu beschützen. Auf der Insel erzählte man sich Sagen in denen Frauen des Jahres 1633 der Hexerei beschuldigt worden waren. Auch in Donsum nahe dem Burgwall gab es eine Hexe. Sie wurde verurteilt, weil sie ihrer Ausübung der Zauberkünste nie abgeschworen hatte. Die Kirchengeschworenen sprachen sie deshalb schuldig, dem Tode geweiht zu sein. Seither geistert die bedeutende Hexe auf der Insel umher. … Aber was hat das mit dieser Geschichte zu tun …?

    Der Anfang

    Es ist das Jahr 2110.

    Immernoch strömen Erholungssuchende, Feriengäste und Besucher in das Innere der Nordwallburg-Feer, um anzuschauen, was die Urahnen einst hier gebaut hatten, um sich vor Angriffen der streitsüchtigen Nordmannen zu schützen. Dass hier immer noch geheimnisvolle Kräfte aus dem Inneren des Nordwalls empor strömen, ist kein Geheimnis. Manche glaubten, es gab sie doch, die Donsumerhexen die mit ihren Krähen sich jeden Freitagabend zum Tanz im Mittelpunkt des Walls getroffen haben und dass sie mit Hexengelabere die Besucher des Burgwalls veralberten, war mehr als nur Gerede.

    Eines Tages wurde ich des besseren belehrt. Vor langer Zeit hatte ich in einem einzigartigen Buch die Legende des Burgwalls gelesen. Ob ein Fünkchen Wahrheit an der Erzählung zu finden ist, begann ich nachzuforschen. Ich musste nach dem Rechten sehen. Mein erster und letzter Eindruck war: Es gab nichts Aufregendes zu entdecken außer Schattenbilder von Leuten, die durch die Schräglage der Sonne in den Mittelpunkt des Burgwalls projektiert wurden. Alles stand hier immer noch an seinem Platz, das soll heißen, die Natur holte sich ihr großes Stück Urform wieder zurück. Allerart verwildertes Strauchwerk und Buschbäume, meterhohe Distel, die ja auch zur Erhaltung der Natur beitragen, umsäumen den ganzen Wall-Trampelpfad. So kann es eben mit geschichtsträchtigen Orten sein, die nichts einbringen außer man stellt eine Spendenbox auf und wartet auf Geldsegen zur Erhaltung der Anlagen. Spielende Kinder inmitten auf der historischen begrünten Fläche gibt es hier immer noch und das ist gut so. Auch heute noch gibt es sie: Die esoterischen Menschen, die den Ort mit ihren Seelenverwandten respektieren. Und die anderen; lärmenden Menschen mit ihren Vesper Rucksäcken. Bestimmt stellten sich die Besucher heute noch vor, die Nordwallburg zu sehen, erbaut worden mit altehrwürdigen Mauersteinen… Fehlanzeige… Es ist tatsächlich nur eine Wallbefestigung erschaffen aus Tonnen Muttererde, dominant stehend auf einer großen landwirtschaftlichen Fläche. Um meine Geschichte auf den Punkt zu bringen: In der Mitte des Walls befindet sich immer noch ein großflächiger dunkler Fleck, der sich nie verändert hat. Schattenfleck oder auch Hexenfleck wird er genannt. Die auffallende Stelle wurde sogar, auf Bitten des Ortschaftsrates, von Geologen des Institut Kiels unter die Lupe genommen. Ihr Resultat: Ausgrabungswillige Erdkundler fanden einige Tonscherben, Bruchstücke bestimmt von einer früheren Wohnsiedlung, aber so richtig einig waren sie sich nicht. Vielleicht hatten sich doch nordische Burgvorfahren angesiedelt und demnach ihren Schutzwall errichtet? Unheimlich musste es den Ausgräbern gewesen sein, auch nachdem sie die Grabungsstätte verlassen hatten. Zeugen erzählten: Der Trupp Studenten wäre von unsichtbaren Wesen attackiert worden. Eine unbekannte Art teuflische Geschöpfe hätten sich aus den Buddellöchern erhoben und sind durch ihre Menschenleiber durchgegangen. Einige von ihnen fühlten sich wie von eisigen Klauen begrabscht! Andere sind in die bereits gegrabenen Erdmulden gestoßen worden. Es waren immer wieder unangenehme sogar gruselige Ereignisse zwischen den Forschenden aufgetreten. Auch heute noch fühlt es sich im Inneren des Walls mystisch an. Ein energetisches Kraftfeld, von dem ich auch Bekanntschaft machen durfte, zieht mich immer noch magisch an. Diese unsichtbare Kraft strömte von meinen Füßen aufwärts zum Körper, als wäre es erst gestern gewesen, auch meine Begegnung einer bedeutsamen, außerordentlichen Krähe. Mit Tieren reden konnte ich schon seit meiner fantasievollen Kinderzeit. Die wenigsten meiner Freunde konnten es verstehen. Aber als ich ihnen erzählte, dass ich Odins Krähe getroffen habe, einen überaus prächtigen Vogel, der mich sogar mit menschlicher Stimme ansprach, lupfte es sie aus den Pantoffeln. Sie sahen mich immer noch an als fantasiebegabten Wichtigtuer. Und dann, als ich denen weitererzählte, dass diese Odinskrähe der Späher des Allvaters Odins ist und mich ins Visier nahm in seinem makellosen Erscheinungsbild, fassten sie sich an die Stirn und meinten. »Ja! Irgendwann würde die gelbe Minna doch noch mit den netten Zwangsjackenbetreuern kommen, und dich mitnehmen.« Gott sei Dank, soweit kam es doch nicht. Keiner verstand, was ich mit der Begegnung zum Ausdruck bringen wollte. So begann ich weiter auszuholen. Des Krähens Federkleid war purpurleuchtender, als das seiner Mitstreiter, die sich um ihn geschart haben. Der Odinsvogel und ich mittendrin, das muss man sich mal vorstellen. Der Vogel starrte mich hypnotisierend an. Ob ich wohl für ihn ein bedeutender Mensch war? Das war sehr aufregend für mich! Er war der direkte Nachkomme des Allvaters Odins, so seine Darstellung. Und wie er so vor mir stand, sah ich IHN mit anderen Augen an, den Edelmann vom Scheitel bis zur Fußsohle. Das heist, seine Füße, die nur drei Zehen hatten waren nicht zu sehen. Nebelwölckchen umkreisten den Unterteil des Krähenkörpers. Meine Augen musterten den Geheimnisvollen auf und ab, von unten nach oben bis zu seinem Haupte und wieder hinunter zum Wölkchen. Woh…! Ein Tierwesen aus einer anderen Welt stand leibhaftig mir gegenüber.

    Sein Erscheinungsbild veränderte sich stetig, mal Krähenkopf mal Menschenkopf. Sowas von hippelig beschäftigte mich die Frage, der kann doch nicht echt sein, oder doch? Jetzt sprach mich dieses geheimnisvolle Wesen auch noch an, und ich verstand ihn, was er sagte. »Du Sohn Germaniens, du wunderst dich, dass ich deine Sprache reden kann? Ich habe eine weite Reise hinter mir, um dir Wissen und Weisheit zu vermitteln. Auf Erden nennt man mich Kräwo, ein Magier Odins und die zwei neben mir sind Hougin und Mounir. Sie berichten mir die neusten Ereignisse auf der Erde. Du weißt, dass du hier auf historischem Boden stehst? Immer noch strömen erdgebundene Energie aus dem Inneren der Muttererde. Die Schattenseelen, die Nachkommen der Hexen, haben dich hierher gerufen«.

    Gebannt hörte ich dem unheimlichen zu. Mir war, als aus dem Rasen Wurzelgeflechte wuchsen, die sich mit meinen Latschen fest verankerten, wahrlich in Verbindung mit dem Erdboden. Weglaufen ging nicht. Das Unheimliche war zu nah … …

    Gefasst beobachtete ich, wie die Erscheinung nach seiner Vorstellung sich wieder zu einem normalen Krähenvogel veränderte. Sofort kam mir ein Buch in den Sinn, dass ich seit langer Zeit besaß. In dem Buch kam doch auch so ein mysteriöser Krähenvogel vor? Besessen von seiner Art Erscheinung stand wahrhaftig eine Odinskrähe vor mir. Das erweckte in mir die Neugier, noch mehr von ihm hören zu wollen. Germanniermensch nannte er mich, das musste ich mir besonders merken. Klingt doch gut. Ich beugte mich zu ihm hinunter. Musste ausgesehen haben wie der Höflichkeitsdiener eines Lakaien vom mittelalterlichen Leben und begann mit ihm, dem fantastischen Tierwesen ein Gedankengespräch zu führen. Warum die abnormen Kräfte aus dem Inneren des Ringwalls immer noch da sind, naja nicht mehr so stark wie vor Jahrhunderten, und das vor sehr, sehr langer Zeit sich hier einiges abgespielt hatte. Wilde Gesellen hausten hier. Sie trugen Kappenhörner. Wikinger vom Eisland des Nordens waren es. In jener schwarzen Nacht 1697 sollen sich hier Geister der Weltmeere vereint haben und die Seelenwächter aus den tiefliegenden Labyrinthen gingen mit ihrer Königin auf Raubzüge. Zuerst mit lautgedachten Worten, dann doch mit der Stimme der Neugier, egal, was die Spaziergänger gedacht hatten als ich mich dem Gegenübernden in die Hocke setzte, begann ich mit ihm ein Gespräch zu führen. »So, so! Du sagst, dass du ein geheimer Magier Odins bist. Übertreibst du da nicht ein bisschen mit deiner Größe? Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert, dass ich einer Krähe gegenübersitze, die sogar Allvater Wanderodin sein soll? Ihr Rabenvögel seid verhasst, weil ihr im Pakt mit dem Teufel steht. Das ist kein Zitat von mir selbst, das sagt man üblicherweise so. Und? Naja, lässt sich nicht abstreiten, wie du dich verwandelt hast, ist echt gelungen, wie du das wohl gemacht hast? Hat mir imponiert!«

    Der Mythosvogel wackelte bedenklich mit dem Kopf über das gesprochene. Er berichtete mir weiter in einer Art menschenähnlichen Stimme, Krähenstimme, so dass ich ihn verstehen konnte. Nein, nein, manche Erdenbürger denken scheußliche Dinge über uns. So sind wir in Echtzeit doch gar nicht. Germaniermensch! Du kennst doch sicher die Legende von den Nordmannen, die Nordlandwikinger. Sie soffen Honigwein aus Büffelhörnern, und dass sie mordeten, das weißt du gewiss auch. Seit dem Zeitpunkt, als diese Horde wilder Mannen mit ihren Booten auf die Insel gekommen waren, gab es für uns Krähen keine friedvollen idyllischen Futterplätze mehr. Die wilden Menschen holzten die Schlafplätze der Vögel ab. Mit den Bäumen bauten sie die Wikingerburg mit jeweils vier bedrohlichen Wachtürmen auf. Die Vögel verließen daraufhin die Insel und flogen zu der Nachbarinsel Amrum, um dort in Frieden leben zu können. Nach vielen Vogelleben, als wir Nordvögel nachschauen gingen, ob die Hörnermenschen noch auf der Insel verweilten, gab es andere Menschen. Seltsame Menschen mit Kettenhemden, Ritter aus fernen Ländern, die wir Krähen noch nie im Leben gesehen haben. Sie kam zurück, die Nekromantin der dunklen Macht und lebte ebenfalls auf der Schattenburg mit den Rittern. Ihre eigenen Leibkrähen machten eine wilde Hatz auf uns. Jetzt komme ich zum Kern meiner Erzählung. In einer Flammennacht brannte die Burg bis auf die Grundmauern nieder. Viele Kettenhemdritter verloren ihr Leben und die Hexe wart nicht mehr gesehen. Anschließend nach Jahrhunderten wollten wir meinen, dass eine friedvolle Zeit für uns kommen wird. Aber es kam anders. In jener wiederholten Blutmondnacht des Jahres 2000 löste sich überraschend aus dem Planet Orilus eine funkelnde Nekromantenkugel und flog der Erde zu. Mit heftigem Getöse schlug der Trabant in die Mitte des Nordwalls ein, dass sogar die schlafenden Wächter der Untererde, die Zwegos erwachten. Die Hexenkönigin Myrta kam aus ihrem nicht enden wollenden Schlaf zurück. Seit dem Erwachen gibt es hier wieder diese mysteriösen Strömungswellen, die besonders feinfühlige Menschen spüren. Du siehst und spürst die Schattennebel, die in unregelmäßigen Zeitabstände aus der Erde kommen! Die Zeit ist gekommen. Das längst Vergessene hat die Insel erobert. Habe keine Furcht! Habe Respekt vor der Magie und vor dem was kommen mag! Wie gesagt, ich bin ein Wesen aus der Welt der Magie. Aus der Welt der Götter und deshalb habe ich die Gestalt der Rabenkrähe erneut angenommen, um so auf die heutige Menschheit wirken zu können. Wenn du mich fragst, wie alt ich wäre? Seit Jahrhunderten, natürlich mit Lebensunterbrechungen, gibt es mich auf dem Planeten. So, jetzt komme ich zu meinem Hauptanliegen! Es gibt ein Buch von diesem Ort, und dieses besondere Buch ist in deinem Besitz. Der Mythos der geschriebenen Wörter wird sich bei dir melden. Die Schilderungen des Buches müssen wieder gelesen werden, von dir gelesen werden, so dass die Mitwirkenden ihren Seelenfrieden wieder finden können. Auf einmal machte sich der geheimnisvolle Vogel Òdins` eiligst davon … Wir wurden gestört, weil die nächste, neugierige Reisegruppe das Innere des Burgwalls betreten hatte. Was mir noch auffiel zu dem Zeitpunkt; Die Schattennebel bildeten sich tatsächlich auch an den Rändern der Wallerhebungen. Fotografiert wurde die seltsame Erscheinung von vielen Wallbegehern. Die Leute stellten sich hinein und machten sich lustig darüber, weil ihre Beine eingehüllt wurden. Zugegeben, ich habe es auch ausprobiert. Zuerst amüsierte es mich, aber dann spürte ich erschrocken, dass es mich langsam in das Erdreich einzog. Um wieder festen Boden zu fühlen, sprang ich eiligst aus der Nebelwolke heraus. Ob die anderen Besucher jene Krähenerscheinung auch wahrgenommen hatten, den Lord-Odin-Nordmann als Wanderkrähe?

    Es zogen etliche Monate und Tage durchs Land. Das Ereignis mit dem Wunderwesen schien vergessen worden zu sein. Eines Tages machten sich tatsächlich die Geister bemerkbar, so wie die Krähe es mir prophezeit hatte. Schlaflose Nächte plagten mich und immer wieder erschien in meinen Träumen die Odins Krähe: Es ist so weit! Das Buch wird sich melden! An jenem Tag wehte vom Deich abwärts kein Lüftchen mehr um mein Haus. Das war nicht normal. Hier wehte ständig der Wind vom Meer herüber. Mir wurde es so was von unheimlich. Plötzlich vernahm ich das klopfende Geräusch von irgendwoher im Haus. Ich kam ins Grübeln. Vor der Türe stand niemand, der um Einlass bat. Es klopfte wieder und immer wieder.

    »Das wird doch nicht die Erkennung sein, wie die Krähe es vor Monaten vorausgesagt hatte? Du fantasierst. Bleib auf dem Teppich. Ein klopfendes Buch gibt es nicht!«, redete ich mir ein.

    Spannungsgeladen inspizierte ich vorsichtig die Räumlichkeiten, von den unteren Zimmern bis zum oberen Dachgeschoss. Vielleicht war es ein irrer Buntspecht, der sich an dem alten morschen Holzgebälk oben auf der Holzbühne austobte. Kein Specht, nur ein verlassenes Nest, bestimmt von einer Schwalbenfamilie, die seit langem ausgezogen war. Ich stieg auf dem Bühnenleiter abwärts zu den unteren Wohnräumen. Erstmal zur Beruhigung einen Tee machen. Es dauerte keine Stunde. Das Klopfen kam wieder, sogar noch häufiger und lauter und das in regelmäßigen Abständen. Immer wieder poch…, poch…, poch. Vom Wahnsinn geplagt horchte auch die Hündin Tara zum Dachboden hinauf. Krampfhaft überlegten wir, von wo, und aus welchem Hauswinkel das Geklopfe überhaupt herkommen konnte. Vor der Türe stand niemand, also musste es doch vom Inneren des Hauses kommen, dachte ich. Tara kam aus Griechenland und ist eine Podencomix Hunderasse. Ihr Wesen ist was ganz Wertvolles. Weiße Tatzen, weißes Brustfell und braune Rückenhaare zeichnet sie aus, eben eine Diva über alle anderen Fellnasen. Sie führte sich komisch auf. Sie bellte laut auf, drehte fast durch und benahm sich äußerst sonderbar. Tara spitzte ihre Ohren horchend in den Raum und zog anschließend ihre Rute angstvoll ein. Eigentlich kenne ich meinen Hund eher als Draufgängerin, als blutrünstige Jägerin, zumindest was die Entenjagd betrifft, aber hier war es anders. »Tara! Geh auf die Suche! Such das klopfende Ding!« sprach ich ihr Mut zu. »Du hast doch die größte Spürnase und größten Ohren von uns zweien!« Erwähnte ich ihr nochmal Mut zu machen. Ihre braunen Knopfaugen signalisierten erwartungsvolle Suchbereitschaft. Tara peilte die Sachlage ab, sprang auf und sauste mit großen Sätzen die Treppen hinauf bis zum zweiten Stock. Sie rutschte mit einem filmreifen zackigen Kurvenschnitt plump aus, stand auf und raste laut bellend zu der oberen Holztreppe, die zum Dachgeschoss hoch führte. Dort blieb sie regungslos stehen. Knurrend verharrte sie vor einem alten Bücherregal. Schwer schnaufend traf nun auch ich ein. Die Blicke von uns beiden gingen hoch zum Bücherbord und dachte laut nach: Mh…! Komisch, hier auf dem Dachboden soll das Geklopfe herkommen? Mit unbehaglicher Erwartung suchte ich eine Trittleiter, die ich hinaufstieg. Mit klopfenden Herzen und erwartungsvoll griff ich zu dem hintersten Bücherbord. Greife zum rufenden Buch. Vorsichtig zog ich dieses nach vorne. Es war das Buch das ich vor sehr, sehr langer Zeit gelesen hatte. In der Hand haltend fühlte sich das Klopfen an wie das Zarte Pochen eines Herzens, das zufrieden endlich in der Hand eines Menschen lag.

    Jetzt fiel es mir ein, dieses geheimnisvolle Werk aus dem Jahr 2001 fand ich in einer antiquarischen Bücherkiste zwischen allerlei Schmöker Ansammlungen in einem von Nagern angeknabberten Pappkarton. Und jedes Buch gab es für nur einen Eurotaler und das mit kostenlosem Modergeruch. Nach diesem erfolgreichen Nachgehen und Entdecken suchte ich mein Lieblingsraum auf, mein Arbeitszimmer. Meinen gestressten Körper rückte ich in einem etwas abgewetzten Ohrensessel zurecht, auf dem schon Generationen gesessen hatten, gespannt, was es wohl mit dem Buch auf sich hat. Obwohl es Buchgeister doch gar nicht geben kann, ergriff ich den mit Goldleder verzierten Wälzer. Umsichtig fing ich zuerst an, das Buch von vorne nach hinten aufmerksamer durchzublättern. Feuchtete meine Fingerkuppen an, so trocken waren die Buchseiten, besonders die ranzigen Seitenecken. Wie viele Menschen wohl dieses Schriftwerk schon in ihren Händen gehalten hatten? Dann legte ich meine beiden Hände auf den Buchrücken. Ich fühlte, dass ein zartes Berührungsklopfen aus den Buchseiten herauskam. Die erschaffenen Protagonisten im Innenleben der Seiten waren bereit meinem Vorlesen gewappnet zu sein.

    Ich schlug die erste Seite auf und begann das Buch aufmerksam zu lesen.

    … Nordburg

    … Ein Abenteuer kommt selten allein …

    Eine beachtenswerte Frau

    Bea war eine besondere junge Frau, die auf der Insel Feer lebte. Einige spezielle Talente und Fähigkeiten schlummerten in ihr. Zum Beispiel war ein Hobby von Bea, aus Karten besondere Ereignisse herauszulesen. Daher trug sie schon länger ein Ahnen und Spüren in sich, dass das Szenarium einer Wütenden und längst vergessenen wiedererscheinen wird, um die Insel zu stören. Ihr zog immer mal wieder folgender Satz aus ihrem neulich gelegten Karten durch den Sinn. ≈Wer die trügerische Ruhe verspürt, wird auch die Feindberührungen des Sturmes erleben≈.

    Auch an diesem Morgen war die junge Frau mit unruhigen Gedanken erwacht. Sie suchte den ruhigen Frieden von ihrem Lieblingsplatz am Südende des Sandstrandes Dunsum auf. Genoss den faszinierten Blick hinaus aufs weite Meer und schaute den fliegenden Künstlern wie Austernfischer und Möwen zu. Bea griff nach ihrer mitgebrachten Flöte und begann ihre Lieblingsmelodien zu spielen.

    Inmitten der Dünen war der Strandhafer ihr Dirigent, der sanft den Rhythmus mit dem lauen Wind beibehielt zu den Schwingungen ihrer Melodien. Ihr langer Zopf schwang dabei hin und her und zeichnete abstrakte Bilder in den Dünensand.

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