Gefährliche Liebe: Die neue Praxis Dr. Norden 44 – Arztserie
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»Er sieht wirklich schlecht aus«, raunte Sophia Lydia zu und blickte Arnold Weigel, einem stark abgemagerten Mann Anfang vierzig, besorgt nach. »Dass jemand innerhalb von ein paar Monaten so stark abbaut, ohne dass es dafür bisher eine medizinische Erklärung gibt, ist schon erschreckend. Er war doch immer ein gepflegter elegant gekleideter Mann und dabei äußerst charmant«, entgegnete Lydia leise. »Und ein erfolgreicher Immobilienmakler. Von diesem Mann ist nicht mehr viel übrig. Jetzt scheint ihn nicht einmal mehr sein Aussehen zu interessieren«, stellte Sophia fest. Die dunkle Stoffhose wurde offensichtlich nur noch von einem Gürtel an der richtigen Stelle festgehalten, die Ärmel der hellen Strickjacke, die er über einem weißen T-Shirt trug, waren viel zu lang. Seine Lebensgefährtin Verena dagegen, die Pharmazie studiert hatte und in der Filiale einer Apothekenkette arbeitete, war noch immer eine elegante Erscheinung. Sie trug ein helles Kostüm, das ihr wie maßgeschneidert passte, ihr kinnlanges dunkles Haar war sorgfältig in der Mitte gescheitelt und ihr Make-up war dezent, rosafarbener Lippenstift und hellblauer Lidschatten, der ihre blauen Augen betonte. »Irgendwann wird Daniel einen Hinweis darauf finden, was mit dem armen Mann los ist. Er und Olivia haben doch sogar herausgefunden, was Annette, meine tapfere Kollegin von der Berufsfeuerwehr gemacht hatte«, erinnerte Lydia Sophia an die junge Feuerwehrfrau, die sich über alle Regeln hinweggesetzt hatte und während eines Einsatzes ihren Eigenschutz komplett vernachlässigte. »Annettes verkalkte Amygdala trug die Schuld an ihrer nicht vorhandenen Angst. Herr Weigel macht auf mich den gegenteiligen Eindruck, er scheint eher apathisch und ist wohl kaum in der Lage, sich in ein riskantes Abenteuer zu stürzen«, entgegnete Sophia. »Wenn das so weitergeht, wird Verena ihn vielleicht irgendwann verlassen.« »Kommt darauf an, wie sehr sie ihn liebt.
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Die neue Praxis Dr. Norden
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Buchvorschau
Gefährliche Liebe - Carmen von Lindenau
Die neue Praxis Dr. Norden
– 44 –
Gefährliche Liebe
Unveröffentlichter Roman
Carmen von Lindenau
»Er sieht wirklich schlecht aus«, raunte Sophia Lydia zu und blickte Arnold Weigel, einem stark abgemagerten Mann Anfang vierzig, besorgt nach.
»Dass jemand innerhalb von ein paar Monaten so stark abbaut, ohne dass es dafür bisher eine medizinische Erklärung gibt, ist schon erschreckend. Er war doch immer ein gepflegter elegant gekleideter Mann und dabei äußerst charmant«, entgegnete Lydia leise.
»Und ein erfolgreicher Immobilienmakler. Von diesem Mann ist nicht mehr viel übrig. Jetzt scheint ihn nicht einmal mehr sein Aussehen zu interessieren«, stellte Sophia fest. Die dunkle Stoffhose wurde offensichtlich nur noch von einem Gürtel an der richtigen Stelle festgehalten, die Ärmel der hellen Strickjacke, die er über einem weißen T-Shirt trug, waren viel zu lang.
Seine Lebensgefährtin Verena dagegen, die Pharmazie studiert hatte und in der Filiale einer Apothekenkette arbeitete, war noch immer eine elegante Erscheinung. Sie trug ein helles Kostüm, das ihr wie maßgeschneidert passte, ihr kinnlanges dunkles Haar war sorgfältig in der Mitte gescheitelt und ihr Make-up war dezent, rosafarbener Lippenstift und hellblauer Lidschatten, der ihre blauen Augen betonte.
»Irgendwann wird Daniel einen Hinweis darauf finden, was mit dem armen Mann los ist. Er und Olivia haben doch sogar herausgefunden, was Annette, meine tapfere Kollegin von der Berufsfeuerwehr gemacht hatte«, erinnerte Lydia Sophia an die junge Feuerwehrfrau, die sich über alle Regeln hinweggesetzt hatte und während eines Einsatzes ihren Eigenschutz komplett vernachlässigte.
»Annettes verkalkte Amygdala trug die Schuld an ihrer nicht vorhandenen Angst. Herr Weigel macht auf mich den gegenteiligen Eindruck, er scheint eher apathisch und ist wohl kaum in der Lage, sich in ein riskantes Abenteuer zu stürzen«, entgegnete Sophia.
»Wenn das so weitergeht, wird Verena ihn vielleicht irgendwann verlassen.«
»Kommt darauf an, wie sehr sie ihn liebt. Hatten die beiden nicht geplant, zu heiraten?«
»Doch, im letzten Jahr. Arnold wollte aber wohl noch ein bisschen warten. Er hat mal zu mir gesagt, dass die Ehe manchmal die Liebe tötet, und das wäre ihm zu gefährlich.«
»Das glaube ich nicht, wenn zwei Menschen sich wirklich lieben, dann schweißt die Ehe eher zusammen. Ich meine, weit müssen wir da ja nicht gehen, Olivia und Daniel sind doch das beste Beispiel dafür.«
»Die beiden sind der absolute Idealzustand. Das ist jetzt nicht gerade der Standard«, sagte Lydia.
»Irgendwann wirst du deinen Thomas heiraten, und ich, so hoffe ich jedenfalls, meinen Markus, dann sollten wir nicht diesen Standard anstreben, von dem du gerade gesprochen hast, sondern den Idealzustand. Ich hoffe, wir schaffen das«, seufzte Sophia.
»Davon bin ich überzeugt. Und jetzt fange ich mal mit dem Labor an und werde unsere Patienten und Patientinnen ein bisschen sticheln«, sagte Lydia schmunzelnd und verließ den Tresen, um in den Laborraum zu gehen.
Vielleicht bleibt sie ja doch bei ihm, dachte Sophia, als sie in das Wartezimmer schaute und sah, wie Verena ihren Kopf an Arnolds Schulter legte und dabei seine Hand hielt.
Außer den beiden saßen noch drei ältere Frauen in roten Dirndln, die zum Chor des Trachtenvereins München Süd gehörten, in dem gemütlichen Wartezimmer mit den gelben Sesseln und den hochgewachsenen Grünpflanzen, das nur durch eine Glaswand von der Empfangsdiele getrennt war. Die drei waren in ein Gespräch vertieft, schauten aber hin und wieder auf und betrachteten Verena mit einem skeptischen Blick.
Sie trauen ihr nicht, dachte Sophia, sie scheinen Verenas Zuneigung zu Arnold nicht für aufrichtig zu halten.
»Frau Zimtmeier, bitte«, hörte sie Lydia in diesem Moment durch den Lautsprecher im Wartezimmer sagen.
Gleich darauf stand eine der drei Chorsängerinnen auf und machte sich auf den Weg ins Labor, während die beiden anderen ihr Gespräch fortsetzten.
»Der Weigel Arnold war mal so ein selbstbewusster sportlicher Mann. Diese Frau tut ihm nicht gut«, raunte Frau Zimtmeier Sophia im Vorbeigehen zu.
»Wo die Liebe hinfällt, Frau Zimtmeier«, antwortete Sophia lächelnd.
»Mei, so ist es wohl«, murmelte Frau Zimtmeier und huschte in den Laborraum.
Danach hatte Sophia keine Zeit mehr, um sich noch länger mit Arnolds und Verenas Verhalten zu beschäftigen. Die nächsten Patienten für die Vormittagssprechstunde trafen ein. Während sie sie in die Patientenliste eintrug, wechselte sie mit jedem ein paar freundliche Worte. Als sie wieder aufschaute, wurde Arnold gerade von Daniel ins Sprechzimmer gerufen. Und wie immer begleitete ihn Verena.
»Guten Morgen, Herr Weigel, wie geht es Ihnen?«, fragte Daniel seinen Patienten, der nun schon seit Wochen wegen seines Schwächegefühls zu ihm kam.
Bisher hatte er aber immer noch keine Ursache gefunden. Arnold hatte keinen Vitaminmangel, sein Hormonhaushalt war in Ordnung, seine Nieren und Leberwerte waren im Normbereich, es lag auch keine Herzschwäche vor. Im Moment wusste er nicht, wo er noch suchen sollte.
»Mir geht es immer schlechter, Herr Doktor, ich komme kaum noch aus dem Bett«, sagte Arnold, als er und Verena auf den beiden Stühlen vor Daniels Schreibtisch saßen.
»Das wird schon wieder, mein Schatz, ganz so schlimm, wie du gerade tust, ist es doch gar nicht. Wir haben es doch zu Hause recht gemütlich, können auf dem Balkon sitzen, wenn das Wetter es erlaubt, essen zusammen und überhaupt ich bin doch für dich da, ich kümmere mich um dich«, sagte Verena.
»Ich möchte aber gern wieder fit werden und arbeiten«, entgegnete Arnold mit schwacher Stimme und ließ seinen Blick durch das Sprechzimmer mit den weißen Möbeln und der schönen alten Standuhr in ihrem Gehäuse aus rotem Ahornholz gleiten.
»Du musst Geduld haben, wir schaffen das«, versicherte ihm Verena.
»Es dauert jetzt aber schon so lange«, seufzte Arnold.
»Könnten Sie sich nicht doch vorstellen, ein paar Tage in ein Krankenhaus zu gehen, um sich dort noch einmal gründlich untersuchen zu lassen?«, fragte Daniel.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Arnold hilft, ihn durch sämtliche vorhandenen Geräte zu schleusen«, widersprach Verena Daniels Vorschlag.
»Aber vielleicht würde es mir ja helfen«, sagte Arnold.
»Wir denken darüber nach. Heute lässt du dich noch einmal gründlich von Doktor Norden abhören, damit du beruhigt bist. Vielleicht können Sie ihm auch noch einmal Blut abnehmen, ob sich inzwischen doch ein Wert verändert hat, der Arnolds Zustand erklärt«, wandte sie sich Daniel zu. »Vielleicht sein Eisenwert oder die Schilddrüsenwerte. Sie wissen doch, manchmal sind die Werte noch im Normbereich und der Betroffene hat trotzdem schon Beschwerden.«
»Wir können gern eine weitere Laboruntersuchung veranlassen, aber ich denke, das wird uns nicht weiterführen«, sagte Daniel.
»Ich könnte ihm auch selbst Blut abnehmen und es in ein Labor bringen.«
»Verena, bitte, lass das. Du tust gerade so, als würdest du Doktor Norden misstrauen«, mischte sich Arnold in das Gespräch der beiden ein.
»Das war nicht meine Absicht. Tut mir leid, Herr Doktor, ich mache mir einfach nur Sorgen um Arnold«, sagte Verena.
»Das bezweifle ich nicht«, antwortete Daniel höflich, obwohl er es nicht in Ordnung fand, wie Verena Arnold beeinflusste. Er war sicher, wenn Arnold einmal allein in seine