Vom Phonograph zum Stream: Geschichte und Technik der Audioaufzeichnung und Audiodigitalisierung
Von Gerd Weichhaus
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Über dieses E-Book
Während diese Technologie für die meisten Menschen heute selbstverständlich ist, dauerte es allerdings eine sehr lange Zeit, um bis zu dieser Perfektion weiterentwickelt zu werden.
Am Anfang waren es nur primitive Maschinen und einfache Versuche. Die ersten Geräte zum Aufzeichnen von Tonsignalen arbeiteten rein mechanisch, die Klangqualität war dementsprechend schlecht, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet. Als man schließlich die Elektronik in diesem Bereich einsetzte, wurden die Ergebnisse der Aufzeichnungen schon wesentlich besser. Aber man hatte es immer noch mit der schlechter werdenden Klangqualität beim Überspielen zu tun, außerdem waren die analogen Medien häufig von einem mehr oder weniger starken Verschleiß betroffen. Anders wurde dies mit der Einführung der Digitaltechnik. Von der Compact Disc bis hin zum Audiostream entwickelte sich die Technik, die heute selbstverständlich ist. Erfahren Sie mehr über die ersten Versuche, die Weiterentwicklung der Audiotechnik und die Grundlagen der Digitalisierung von Audiosignalen.
Gerd Weichhaus
Gerd Weichhaus ist seit mehreren Jahren freiberuflicher Autor und schrieb bereits mehrere Bücher zu Elektronikthemen. Die Hauptthemen sind Elektronik, technische Verfahren, wissenschaftliche Texte und Webseitentexte. Die Reparatur von älteren und neueren Geräten der Unterhaltungselektronik gehört schon seit einigen Jahrzehnten zu seinen Interessengebieten. Seine berufliche Laufbahn begann im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik. Ein beruflicher Wechsel führte zunächst in die Selbstständigkeit im Bereich Computer- und Netzwerktechnik, bis er schließlich seine Begabung, technische Vorgänge in möglichst leicht verständlicher Form schriftlich zu vermitteln, als freiberuflicher Autor ausübte. Aus Interesse an historischer sowie moderner Technik betreibt er mehrere Webseiten zum Thema Elektronik (www.bastelnmitelektronik.de) und Tonbandgeräte (www.bandmaschinenseite.de).
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Buchvorschau
Vom Phonograph zum Stream - Gerd Weichhaus
Kapitel 1: Vor den ersten Aufzeichnungen und die Anfänge der Audiotechnik
Lange Zeit, bevor es tatsächlich die ersten Aufzeichnungen von Sprache oder Musik gab, faszinierte die Möglichkeit der Aufnahme und Wiedergabe von Klängen die Menschen. Vor allem die menschliche Sprache war bereits seit vielen Jahrhunderten Gegenstand der Forschungen und Experimente, besonders die Tatsache, diese aufzunehmen und für eine beliebig lange Zeit konservieren zu können. Schließlich waren in der Vergangenheit alle tönenden Ereignisse, egal ob Geräusche, Gesang, Sprache oder Musik, nur im Augenblick des Entstehens zu hören und danach für immer verloren. Es gab einfach keine Möglichkeit, solche Schallereignisse weiterzugeben, sie von A nach B zu transportieren oder für zukünftige Generationen zu speichern.
Fantastische Geschichten zur Schallaufzeichnung
So träumten die Menschen schon in einer Zeit um etwa 1000 v. Chr. davon, eine Nachricht in einer Dose oder auf einer Rolle zu speichern, um diese an einem anderen Ort wieder hörbar zu machen. Im ersten Jahrtausend nach Chr. gab es erste Berichte von einer sprechenden Figur, die nach einer Überlieferung von Papst Sylvester II. gebaut worden sein soll. Später gab es Überlieferungen zufolge verschiedene sprechende Köpfe oder Röhren, in denen Worte eingefangen und aufbewahrt werden konnten, ehe sie nach dem Öffnen des Deckels wieder zu hören waren. Es gab auch geradezu fantastisch anmutende Geschichten zum Thema der Klangaufzeichnung, nach denen Töne quasi eingefroren wurden und durch Wärme wieder hörbar gemacht werden konnten. Ein Beispiel dafür sind die fantastischen Geschichten von Francois Rabelais (1494 – 1553).
Ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen sind die im 18. Jahrhundert herausgegebenen Geschichten von Gottfried August Bürger vom Freiherrn von Münchhausen aus dem Jahr 1786, nach denen gefrorener Schall in einem Posthorn gespeichert wurde und dieser erst beim Erhitzen in der Nähe eines warmen Ofens wieder zu hören war. Lange Zeit, bevor die Menschen auf die Idee kamen, den Ton mithilfe einer Nadel zunächst in einer Walze und später in eine Platte einzuritzen und auf diese Weise zu speichern, wurde von Savinien de Cyrano de Bergerac (1619 – 1655) von zwei Büchern berichtet, die komplizierte Uhrwerke enthielten. Wurde eine Nadel auf eines der darin enthaltenen Kapitel gesetzt, war wie von einer Menschenstimme gesprochen dessen Inhalt zu hören. Diese Erzählung war also gewissermaßen ein interessanter Vorgriff des erst viel später entwickelten und in die Praxis umgesetzten Nadeltonverfahrens.
Die Menschen beschäftigten sich also schon sehr lange Zeit vor der Erfindung der ersten Aufzeichnungsmöglichkeiten mit der menschlichen Sprache und deren Speicherung bzw. von der Aufzeichnungsmöglichkeit von Geräuschen aller Art. Man grübelte sehr lange darüber nach, auf welche Art und Weise der Flüchtigkeit des Schalls und wichtiger derartiger Ereignisse ein Ende gesetzt werden könnte. Anfangs waren es geradezu fantastisch anmutende Geschichten. Erst später ging man dann dazu über, die Aufzeichnungsmöglichkeiten auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Immer mehr dachte man ernsthaft über die Möglichkeit der Speicherung von Sprache und Geräuschen im Allgemeinen nach und suchte nach Möglichkeiten, diesen langwierigen Wunsch der Menschheit umzusetzen.
Die ersten wissenschaftlichen Versuche
Einer der ersten Versuche wissenschaftlicher Natur wurde möglicherweise im Jahr 1787 von Ernst Florens Friedrich Chladni durchgeführt. Dieser bestreute eine Metallplatte mit feinem Sand und versetzte diese Platte mit einem Geigenbogen in Schwingungen. Durch diese Schwingungen bildeten sich im Sand Muster. Diese Muster standen also gewissermaßen für die akustischen Schwingungen, die auf der Metallplatte durch den Geigenbogen erzeugt worden waren. Kurze Zeit später, im Jahr 1791, erschien ein Buch mit dem Titel „Mechanismus der menschlichen Sprache, nebst der Beschreibung seiner sprechenden Maschine von Wolfgang von Kempelen, in dem sehr detailliert die Funktionsweise einer mechanischen Vorrichtung beschrieben wurde, mit deren Hilfe Worte und Sätze nachgeahmt werden konnten. 1835 stellte der Freiburger Mathematikprofessor Joseph Faber eine Art sprechender Maschine vor. Diese basierte auf der Konstruktion von Wolfgang von Kempelen und imitierte den menschlichen Vokaltrakt. Zur Herstellung dieser Imitation wurden von ihm über 100 Schädel von Leichen seziert, damit sich der Erfinder des Sprechapparates ein Bild von der Funktion des menschlichen Stimmtraktes machen konnte, ehe einige Jahre später der erste Prototyp des als „Euphonia
bezeichneten Apparates entstand. Die Maschine war tatsächlich in der Lage, alle Konsonanten und Vokale der deutschen Sprache von sich zu geben. Allerdings handelte es sich hierbei um kein wirkliches Gerät zur Aufzeichnung von Schallwellen, sondern lediglich um einen Apparat zur Nachahmung der menschlichen