Miniaturen
Von Joanna Liechti
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Über dieses E-Book
Joanna Liechti
Geboren in Zakopane, Polen, wollte Joanna Liechti-Smolinska eigentlich Puppenspielerin werden mit selbst gemachten Marionetten. Doch ihr Vater fand diesen Beruf nicht geeignet. So wurde sie nach ihrem Umzug von Polen in die Schweiz Übersetzerin für Polnisch-Deutsch, transkribierte juristische Texte, führte polnische Geschäftsmänner durch schweizerische Industrieanlagen und übersetzte auch einige noch unbekannte polnische Märchen ins Deutsche. Ihre grosse Leidenschaft galt immer schon der Literatur und den Geschichten. Sie verschlang unzählige Bücher und erarbeitete sich so einen guten Ruf als erste Vorkosterin und Bücherwählerin der Bibliothek Maur im Kanton Zürich. Im Alter begann sie Kurzgeschichten zu verfassen und diese der Familie an Weihnachten vorzutragen.
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Buchvorschau
Miniaturen - Joanna Liechti
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
BASIA
PLAISIR DE FAIRE
ILLEGALER AUSFLUG IN MOSKAU
DIE AMERIKANERIN
DIE ARDEZER
DIE DACHRINNE
DIE FRAU AUF DEM BILD (EINES UNBEKANNTEN MALERS)
IM ZÜRCHER TRAM ZWISCHEN KREUZ- UND KLUSPLATZ
DER STADELHOFENPLATZ IN ZÜRICH
SCHRÄGE VÖGEL
NÄCHSTENLIEBE
DIE ZIGEUNER
LAVENDELDUFT
DER SCHLAUE FUCHS
SONNTAGSZOPF
PUKI
DAS DAMOKLESSCHWERT
DER FLÖTENCHOR (EINE AUTOBIOGRAFIE)
OST-WEST-BEZIEHUNG – TOD
VORWORT
Eigentlich wollte meine Mutter Puppenspielerin werden mit selbst gemachten Marionetten. Doch ihr Vater fand das keinen geeigneten Beruf. So wurde Joanna Liechti-Smolińska Übersetzerin für Polnisch-Deutsch, transkribierte juristische Texte, führte polnische Geschäftsmänner durch schweizerische Industrieanlagen und übersetzte auch einige noch unbekannte polnische Märchen ins Deutsche.
Ihre grosse Leidenschaft galt aber der Literatur und den Geschichten. Unzählige Bücher wurden verschlungen. So erarbeitete sich Joanna einen guten Ruf als erste Vorkösterin und Bücherwählerin der Bibliothek Maur. Im Alter begann Joanna Kurzgeschichten zu verfassen und diese der Familie an Weihnachten vorzutragen.
So entstand diese Sammlung mit verschiedenen Farbtupfern, Erlebnissen und Ansichten aus einem 80-jährigen Leben in zwei Kulturen. Illustriert wurde das Werk mit Bildern ihrer drei Enkelinnen Lieva, Valeria und Polina.
Allen Mitwirkenden möchte ich herzlich für ihr Engagement danken.
Tobias Liechti, der jüngere Sohn der Autorin.
BASIA
Zakopane in Südpolen ist mein Geburtsort, und dort lebten wir 6 Jahre lang während des Zweiten Weltkriegs. Zakopane war ein Kurort für Lungenkranke und naturliebende Künstler. Unser Ferienhaus war schon vor dem Krieg rege von der Familie benutzt. Es war aus Holz gebaut im Tatrachalet-Stil. Heute steht es unter Heimatschutz.
Niemand dachte, dass der Krieg sechs Jahre lang dauern wird und eine kleine Dachwohnung in dem Haus der Familie Schutz bieten würde. Früh entdeckten die Nazis die Reize des Ortes, und eine grosse Kavallerie-Truppe okkupierte Zakopane. Die Wanderwege wurden durch Deutsche gut bewacht. Für Menschenschmuggel durch die Berge wurde öffentlich die Todesstrafe bekannt gegeben. Trotzdem bildeten die Goralen (Bergstamm seit Jahrhunderten dort ansässig mit eigenem Dialekt) versteckte Résistance-Gruppen, um wichtige polnische Persönlichkeiten wie Politiker, Piloten, Offiziere und Juden über die grüne Grenze in die Slowakei nach Westen zu schmuggeln. Der Führer dieser Gruppe war ein Gorale mit den besten Kenntnissen der Gegend und der geheimen Wege. Mein Vater, Chemiker und Tatra-Liebhaber, wurde Mitglied einer solchen Gruppe. Viele Tage und Wochen war er unterwegs. Die Familie hatte grosse Angst um ihn.
Eines Tages brachte der Vater uns zwei Kindern ein kleines schwarzes Eichhörnchen mit gebrochenem Bein von seiner «Bergexkursion» zurück. Meine Mutter, ausgebildete Krankenschwester, behandelte das Bein und machte eine Schiene aus Karton. Wir Kinder schauten zu. Meine Mutter wurde vom Eichhörnchen gekratzt und gebissen bei der Rettungsaktion. Auch eine Art Hülle bekam das Tier, eine aus Schafwolle mit Watte gefüllte Socke.
Wir nannten unsere neue Bewohnerin Basia (Kosename von Barbara). Sie fand Gefallen am neuen Heim und zusammengerollt schlief sie dort gern. Nüsse waren rar und unauffindbar. Harte Brotrinde, Zwieback oder Hartkäse waren vorhanden. Basia ass davon alles, auch den Sauerrahm, den dicken Twarog (polnischen Quark), von uns gefundene Eicheln liebte sie. Alle Kinder, auch die aus der Nachbarschaft, hatten eine willkommene Abwechslung in der düsteren und traumatisierten Zeit.
Draussen spielen war gefährlich wegen den Bombardierungen, die schwereren Artillerie-Autos machten uns Angst. Spielsachen waren nicht zu kaufen, der Kindergarten zu. Essen war nur mit Lebensmittelmarken erhältlich und rationiert. Basia, unsere Tierfreundin, wurde beobachtet, gestreichelt und sehr geliebt.
Ich und meine Schwestern hatten plötzlich die Stube voller Spielkameraden. Alle wollten Basia sehen. Basia genoss die Aufmerksamkeit, sie spürte ihre Wichtigkeit für uns Kinder in der Kriegszeit. Sie sass gern zuoberst auf dem Küchengestell und beobachtete die Kochkünste meiner Mutter. Ab und zu stibitzte sie einen Leckerbissen aus der Pfanne und wir lachten.
Zu unserem Haus gehörte eine grosse bunte Blumenwiese voll mit Mohn-, Korn- und Margeritenblumen. Im Krieg vermietete unsere Grossmutter diese Wiese dem katholischen Pfarramt. Der Priester war wohlgenährt und trug vor sich einen dicken Bauch. Seine Haushälterin Janka war bekannt als ausgezeichnete Köchin. Zur Pfarrei gehörten zwei Rösser und eine Kutsche für die Gläubigen-Besuche. Man munkelte: Ein kleines Kind lebe auch beim Priester.
Somit wurde bestätigt, dass in den katholischen Priesterhaushalten in den polnischen Provinzorten «Wunder» geschehen. Jedes Jahr im Krieg, Ende August, fuhren wir Kinder auf dem Heuwagen gedrängt zur Pfarrei zum «Zvieri». Es gab immer den gleichen wunderbaren Zwetschgenkuchen und heisse Milch. Wir fuhren durch Zakopane – still, auf unerwartete Gefahren vorbereitet.
In dieser Zeit war Basia allein in der Wohnung. Als wir zurückkamen lag sie tot an einem eisernen Gitter in dem sie sich bei ihren Sprüngen verfing. Niemand war anwesend, um sie zu retten. An einem Tag war so viel Freude und Trauer zu viel für die Kinder zu bewältigen. Wir waren sehr traurig.
Das Haus grenzte an einen Friedhof, und jeden Tag zogen Leichenwagen vor unseren Fenstern vorbei. Wir wollten Basia würdig begraben in unserem Gärtchen. Eine Schachtel diente als Sarg, die Kinder dekorierten ihr Grab mit kleinen Steinen. Auf einem Stück Holz schrieb meine Mutter:
Basia,
Mai-August 1944
Jedes Kind setzte eine Lieblingsblume ein.
In den polnischen Parks und Grünanlagen rufen die Kinder die Eichhörnchen mit dem Kosenamen Basia. Sie kommen die Nüsse holen.
In Arosa reagieren die Tiere nicht auf den Kosenamen. Es scheint, dass die Kosenamen an jeweilige Sprache