Im Erlebnis forschen - Durch Erlebnis forschen: Erlebnispädagogik in Wissenschaft und Forschung
Von Martin Scholz
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Über dieses E-Book
Martin Scholz
Martin Scholz, nach Stationen bei der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung seit 2013 bei der Welt am Sonntag, hat seine allererste Sting-Platte schon 1979 gehört. Streng genommen war das eine Police-Platte. Begegnet ist er dem Musiker zum ersten Mal 1988 in Amsterdam. Seitdem immer wieder. Und es ging immer ein Stück weiter. Oder auch mal einen Schritt zurück in Stings Vergangenheit.
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Buchvorschau
Im Erlebnis forschen - Durch Erlebnis forschen - Martin Scholz
Einführung zu diesem Band
von Barbara Bous, Thomas Eisinger, Jule Hildmann und Martin Scholz
Seit den Ursprüngen institutionalisierter Erlebnispädagogik; um 1900 hat sich diese mit einigen Unterbrechungen in der Praxis zu einem soliden Konzept von Bildung und Erziehung entwickelt und ist in den Prozess des lebenslangen Lernens fest eingebunden (Paffrath 2013). Vor allem in den letzten 30 Jahren kann man von einer sprunghaften Entwicklung erlebnispädagogischer Grundlagen, Schulen und Konzeptionen sprechen (vgl. u. a. Fischer/Ziegenspeck 2000; Gilsdorf 2004; Baig-Schneider 2012).
Themen, wie „Erfolgreiche Erlebnispädagogik gestalten! am Kongress „erleben und lernen
2016 in Augsburg, bezeugen und gestalten diese Entwicklung (E&L 2016). Dass erlebnispädagogische Programme bildend, spannend, erkenntnisreich und sehr erfolgreich sein können, mag alltagstheoretisch unbestritten sein. Wie dieser Erfolg aber aussieht und definiert wird, wie er sich messen lässt, ist noch nicht ausreichend untersucht (Scrutton/Beames 2015; Ewert/Sibthorp 2014; Baldwin/Persing/Magnuson 2004). Hier zeigt sich eine Disproportionalität auf wissenschaftstheoretischer Ebene hinsichtlich wissenschaftlicher Beschäftigung mit Erlebnispädagogik und deren Verankerung einerseits und andererseits dem wachsenden Bedürfnis Handelnder nach praxisgeleiteter Forschung und der Beschäftigung mit Erlebnispädagogik als Theorie- und Forschungsgegenstand. Es zeigt sich somit ein „janusköpfiges Bild. Erfreulicherweise gibt es engagierte Wissenschaftler*innen, die sich dem Bereich Erlebnispädagogik trotz geringer Ausstattung und Mittel an Hochschulen und Universitäten zuwenden. Dennoch wächst aber das Bedürfnis nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, Handlungsleitlinien und vor allem wissenschaftlicher Verankerung seitens der Praxis bedeutend schneller. Ein Grunddilemma liegt in der (noch) eher punktuellen Vernetzung der Forschenden. Eine stärkere Vernetzung würde helfen, mehr Anschlüsse an vorhandene Erkenntnisse zu generieren und somit „effektiver
ein breites wissenschaftliches Fundament zu schaffen.
Erlebnispädagogik wird durch wissenschaftliche Bezüge von Pädagogik, Sozialpädagogik, Sportwissenschaft, Psychologie, Soziologie und den Umweltwissenschaften an Hochschulen und Instituten zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gemacht. Angeregt durch den Kongress „erleben und lernen 2016 (s.o.) wurde versucht das Motto „erfolgreiche Erlebnispädagogik gestalten!
in der wissenschaftlichen Landschaft umzusetzen und eine interdisziplinäre Tagung zum Thema „Im Erlebnis forschen…" veranstaltet.
Unter dieser Prämisse waren (an der Forschung) interessierte Wissenschaftler*innen und Erlebnispädagog*innen zu der wissenschaftlichen Tagung Erlebnispädagogik 2017 zusammengekommen, um Ergebnisse von kleineren und größeren Forschungsprojekten zu präsentieren.
Die Beiträge im vorliegenden Tagungsband stellen ein Konglomerat verschiedenster Themen erlebnispädagogischer Forschung dar. Sie reichen von Grundsatzfragen bis hin zu Bildungs- und Forschungsprojekten im erlebnispädagogischen Kontext. Ziel der Tagung und des Tagungsbandes ist es, peu à peu die vorhandenen Forschungsbemühungen aufzuzeigen und so Ergebnisse und Erkenntnisse für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Des Weiteren besteht das Interesse vorhandene Erkenntnisse nicht unerkannt ruhen zu lassen, sondern im Sinne von wissenschaftlicher Vernetzung eine Intensivierung des wissenschaftlichen Austausches in Erlebnispädagogik und damit eine Anschlussfähigkeit an vorhandene Forschungsarbeiten zu fördern.
Beginnend wird das Grußwort von Eva Matthes zur Tagung aufgenommen. Sie verweist darauf, dass die Erlebnispädagogik als Teil der Pädagogik aus ihrem wissenschaftlichen Schattendasein herausfinden muss. Es gilt, sie als Theorie und Forschungsgegenstand voranzutreiben und als Handlungs- und Reflexionswissenschaft zu etablieren.
Janne Fengler leitet diesen Band ein mit ihrem Beitrag „Forschung, Theorie und Praxis der Erlebnispädagogik: Zur Notwendigkeit eines Trialoges erster Ordnung und zweiter Ordnung". Sie stellt grundsätzliche Überlegungen zu Wissenschaft und Forschung in der Erlebnispädagogik an und sieht im Trialog zwischen Theorie, Empirie und Praxis einen wichtigen Schritt, um die empirische Forschung in der Erlebnispädagogik weiter zu entwickeln. Aus Fenglers Sicht kann ein Trialog in der Arbeit mit Theorien und der Ausgestaltung praktischer erlebnispädagogischer Arbeit neue Positionierungen erwirken.
Holger Seidel skizziert in seinem Artikel „Von der Berufung zum Beruf – ein Plädoyer für die Berufsbildforschung Erlebnispädagogin/Erlebnispädagoge" wesentliche Stationen hin zu einem Berufsbild. Neben einer Vernetzung von Hochschule und Praxisanbietern gilt es auf der Grundlage, der aus der Praxis generierten Qualitätsgrundlagen in der Erlebnispädagogik, Leitlinien zur Bestimmung eines Berufsbilds wie auch konkrete Anforderungen zu formulieren, diese zu vernetzen, zu bewerben und zu erforschen, um so eine qualitative Berufsbildforschung zu fördern.
Im Folgebeitrag führt Barbara Bous die Bestrebungen auf wissenschaftlicher Ebene weiter: „Blickpunkt Erlebnispädagogin/Erlebnispädagoge – Bestandsaufnahme und Forschungsergebnisse zur Entstehung eines Berufsbildes" zeichnet die Überlegungen von Holger Seidel weiter und präsentiert erste Ergebnisse zur Begleitung des Berufsbildungsprozesses, was hinsichtlich der Verschränkung der verschiedenen Positionen in diesem Prozess einen wichtigen Schritt in Janne Fenglers Trialog aufweist.
Jule Hildmann ruft zur „Überwindung des Lernzonenmodells – eine Herausforderung für die Erlebnispädagogik" auf. Basierend auf der Arbeit des Lehrtrainerteams am Centrum für Erlebnispädagogik Volkersberg (CEP) unterzieht sie das bekannte Lernzonenmodell von Luckner und Nadler einer kritischen Prüfung. Schwachstellen in der Deutung und praktischen Anwendung werden beleuchtet und Alternativen bzw. Modifikationen angeboten.
Wolfgang Wahl stellt in „Was tun Erlebnispädagog*innen. Empirische Befunde zur Struktur und Typik professionellen, erlebnispädagogischen Handelns auf der Basis ethnografischer Beobachtungen" die Frage nach der Professionalität von Erlebnispädagog*innen und findet einen empirischen Zugang über die ethnografische Betrachtung. Er stellt diesen Zugang in den Rahmen grundsätzlicher Überlegungen zur empirischen Herangehensweise. Erste Ergebnisse schaffen einen interessanten Blick auf die Funktion einzelner Elemente erlebnispädagogischer Programme.
In ihrem Beitrag „ … dann wollte ich es gleich nochmals machen! Lernerfahrungen in der Erlebnispädagogik aus subjektiver Sicht der Teilnehmenden" eröffnen Carola Bergamin und Stefan Valcanover eine neue Perspektive der Herangehensweise an erlebnispädagogische Bildungsprozesse. Sie beleuchten das komplexe Feld der Erfahrungen mit erlebnispädagogischen Programmen in der Heimerziehungsarbeit. Diese Erfahrungen werden mit Hilfe des Verfahrens Photoelizitation Interview evaluiert.
Andreas Greif stellt das Programm „,stark bewegt‘ – Erlebnispädagogik trifft Grundschule" vor, das nachhaltig in der Grundschule Anwendung findet. Greif gibt einen komprimierten Einblick in Konzeption, Bildungsmaßnahme, Zielsetzung, Zielgruppe, Trainingsmaßnahmen, Umsetzung und Evaluation, sowie Qualität und Nachhaltigkeit. Das Projekt des Landkreises Waldeck-Frankenberg ist vor allem wegen seiner Struktur, Dauer und Teilnehmeranzahl von besonderer Bedeutung.
Denise Steffenhagen und Elmar Straube berichten in „Erlebtes Lernen für Schulklassen" über ihr Dissertationsprojekt an Augsburger Schulen. Sie knüpfen in Bezug auf Hattie (2014) an eine integrative Erlebnispädagogik an Schulen an, die sich von reinen Klassenfahrten abhebt. Dazu entwickeln sie ihr Studiendesign über die Dauer eines kompletten Schuljahres und gestalten, begleiten und erforschen dieses.
Einen empirischen Zugang beschreibt Franziska Kessener in „Bildungspotenziale des Projekts ,Rückzugsraum Natur‘, um die Bedeutung von Wagnissen und Irritationen als Kernmethoden in der Erlebnispädagogik sichtbar zu machen. Ausgehend vom durchgeführten empirisch erfassten Projekt „Rückzugsraum Natur
, einem Solo-Projekt und dessen Auswertung macht sie in ihrem Beitrag deutlich, dass sich Bildungsprozesse auf der Grundlage der unterschiedlichen Erfahrungstypen inkl. ihrer Vorgeschichte durch Erfahrung vollziehen.
Ulrich Dettweilers BeitragOur Common Future: Chronologie einer Schülerexpedition zur Erforschung des Klimawandels
öffnet den Blick für einen ganz neuen Zusammenhang zwischen erlebnispädagogischen Programmen und wissenschaftlicher Forschung, in dem das Handlungsfeld und die Aktivität den Rahmen gibt für naturwissenschaftliche Forschung. Neben erlebnispädagogischen Herangehensweisen zur Persönlichkeitsbildung stehen curriculumsorientierte Inhalte im Sinne von „learning outside the classroom" (Beames/Higgins/Nicol 2012) im Blickpunkt.
Anknüpfend an den einleitenden Beitrag von Janne Fengler wurden die Beiträge nach ihren inhaltlichen Schwerpunktsetzungen zugeordnet. Daraus ist die vorliegende Anordnung der Artikel in der Reihenfolge Theorie, Empirie und Praxis entstanden. Eine trennscharfe Zuordnung der einzelnen Beiträge zu den drei Bereichen sicher nicht möglich, wie aus den Beiträgen selbst ersichtlich wird. Eine klare Trennung von Theorie, Empirie und Praxis ist weder realistisch noch erwünscht und auch nicht im Sinne Fenglers. Vielmehr möchten die Herausgeber damit die Anregung geben metaperspektivisch an Forschungsreihen wie auch Forschungsvorhaben heranzutreten, da die Erlebnispädagogik als handlungsorientierter Bildungsansatz nur in einer praxisorientierten Forschung und Theoriebildung angemessen abgebildet und in ihrer Qualitätssteigerung vorangetrieben wird.
Dank geht an alle Autorinnen und Autoren sowie an den Verlag bei der Unterstützung zur Veröffentlichung.
Literatur
Baldwin, Cheryl/Persing, John/Magnuson, Douglas (2004): The role of Theory, Research, and Evaluation in Adventure Education. In: Journal of Experiential Education, 26(3), 167– 183.
Baig-Schneider, Rainald (2012): Die moderne Erlebnispädagogik. Geschichte, Merkmale und Methodik eines pädagogischen Gegenkonzepts. Augsburg.
Beames, Simon/Higgins, Peter/Nicol, Robbie (2012): Learning outside the classroom. London: Routledge.
Ewert, Alan W./Sibthorp, James (2014): Outdoor Adventure Education: Foundations, Theory, and Research. Champaign, IL: Human Kinetics.
Gilsdorf, Rüdiger (2004): Von der Erlebnispädagogik zur Erlebnistherapie. Perspektiven erfahrungsorientierten Lernens auf der Grundlage systemischer und prozessdirektiver Ansätze. Bergisch Gladbach.
Fischer, Thorsten/Ziegenspeck, Jörg (2000): Handbuch Erlebnispädagogik. Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart. Bad Heilbrunn/Obb..
Hattie, John (2014): Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning for Teachers". Baltmannsweiler.
Paffrath, Hartmut F. (2013): Einführung in die Erlebnispädagogik. Augsburg.
Scrutton, Roger/Beames, Simon K. (2015): Measuring the Unmeasurable: Upholding Rigor in Quantitative Studies of Personal and Social Development in Outdoor Adventure Education. In: Journal of Experiential Education.
Winkler, Michael (2007): Versuch einer pädagogischen Kritik der Erlebnispädagogik. In: Becker, Peter/Braun, Karl-Heinz/Schirp, Jochen (Hrsg.): Abenteuer, Erlebnisse und die Pädagogik. Kulturkritische und modernisierungstheoretische Blicke auf die Erlebnispädagogik. Opladen.
E&L (2016). Tagungsprogramm Erleben & Lernen. Online unter https://www.erleben-lernen.de/fruehere-kongresse/kongress-2016/ (Zugriff am 12.4.2018).
Barbara Bous
Dr. phil. Dipl.-Päd. Barbara Bous ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg und verantwortlich für die Beratung, Betreuung und Lehre im Zusatzmodul Erlebnispädagogik, sowie freiberufliche Trainerin. Arbeitsschwerpunkte: Allgemeine Pädagogik, Geschichte und Theorie der Erlebnispädagogik, Prozessgestaltung und Kommunikation in pädagogischen Settings, Natur als (erlebnis)pädagogischer Handlungsraum.
Dr. Barbara Bous, Universität Augsburg am Lehrstuhl für Pädagogik, Universitätsstr. 10, 86159 Augsburg.
Barbara.Bous@phil.uni-augsburg.de
www.uni-augsburg.de
Thomas Eisinger
Dr. Dipl. Rel. Päd./Thomas Eisinger/(UniSA) M.A. (APU), geb. 1960, seit 2011 Kanzler der Internationalen Hochschule Liebenzell, Dozent für Erlebnispädagogik, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung, Supervisior (DGSv), Lehrcoach (DGfC), Mastercoach (persolog), Erlebnispädagoge (be)
Jule Hildmann
Outdoor Environmental Education Unit, Moray House School of Education, University of Edinburgh, UK
Dr. phil. Jule Hildmann ist Mitglied des Lehrtrainerteams am Centrum für Erlebnispädagogik Volkersberg (CEP) und seit 15 Jahren in verschiedenen Kontexten als Erlebnispädagogin tätig. Seit 2013 ist sie an der University of Edinburgh (UK), Outdoor Environmental Education Unit angestellt. Ihre Forschung und Lehre befasst sich primär mit '(Outdoor) Leadership' und der Förderung sozialer und personaler Kompetenzen durch Outdoor- und Erlebnispädagogik.
jule.hildmann@ed.ac.uk
Martin Scholz
Dr. phil. Martin Scholz, Akademischer Oberrat an der Universität Augsburg, Leiter des Arbeitsbereichs Erlebnispädagogik und des Hochseilgartens am Institut für Sportwissenschaft und am Sportzentrum. Arbeitsschwerpunkte: Erlebnispädagogik, Sportdidaktik, Sportpädagogik, Theorie und Praxis der Sportarten Skilauf, Handball, Klettern.
Dr. Martin Scholz, Sportzentrum Universität Augsburg, Universitätsstr. 3, 86159 Augsburg
E-Mail: martin.scholz@sport.uni-augsburg.de
Internet: www.sport.uni-augsburg.de.
Grußwort
von Eva Matthes
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich darf Sie alle an der Universität Augsburg ganz herzlich willkommen heißen und Ihnen die Grüße unserer Präsidentin wie auch des Dekans der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät übermitteln.
Erlebnispädagogik, ob als Konzept, Praxis, Studieninhalt oder Forschungsgegenstand, hat an der Universität Augsburg nicht nur eine sehr lange Tradition, sondern es wurden auch verschiedene Formen und Foren entwickelt, Erlebnispädagogik zu pflegen und voranzutreiben. Im Rahmen der 1997 gegründeten Interdisziplinären Initiative Erlebnispädagogik (iie), des von ihr ins Leben gerufenen Hochschulforums Erlebnispädagogik sowie durch die bereits seit 1997 stattfindenden Kongresse erleben und lernen – der 12. Kongress wird 2018 zur gesellschaftspolitischen Dimension der Erlebnispädagogik an der Universität Augsburg stattfinden – ein sehr wichtiges Thema! – werden erlebnispädagogische Theorie und Praxis in ihrer Gesamtheit unterstützt, neue Entwicklungen vorgestellt und vor allem ein breiter fachlicher Austausch und auch kritischer Diskurs vorangetrieben und gefördert.
Die Kollegen Prof. Dr. Helmut Altenberger, Prof. Dr. Peter Schettgen und Prof. Dr. F. Hartmut Paffrath haben mit großem Engagement einen wichtigen Beitrag zu der auch heute noch bestehenden Kooperation von Pädagogik und Sportpädagogik geleistet und ihre Kooperation zeigt die disziplinübergreifende Verankerung von Erlebnispädagogik.
Heute dürfen wir Sie zur ersten dezidiert wissenschaftlich ausgerichteten Tagung zu Erlebnispädagogik „Im Erlebnis forschen – Durch Erlebnis forschen!" an der Universität Augsburg begrüßen.
Wie wir im Verlauf der Vorträge bestimmt noch hören werden, hat sich die zunächst noch sehr umstrittene und angegriffene, teilweise grundsätzlich in Frage gestellte, ausschließlich als Methode verstandene Erlebnispädagogik aus ihren Kinderschuhen doch zu einem etablierten und aus der Praxis nicht mehr wegzudenkenden Konzept bis hin zu einem Bildungsansatz beim lebenslangen Lernen entwickelt. Es zeigen sich heute ein vielfältiger und vielseitiger Einsatz und unterschiedliche Strukturen in der Erlebnispädagogik bis hin zu unterschiedlichen Herangehensweisen, die auch teilweise landesspezifisch begründet sind. Aus diesem Grund ist es für eine wissenschaftliche Tagung von besonderer Bedeutung, dass Vertreterinnen und Vertreter von Erlebnispädagogik aus unterschiedlichen Ländern in den kommenden zwei Tagen zu einem interessanten, eben auch internationalen, Austausch beitragen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für diese wissenschaftliche Tagung ist nicht nur die Wahrnehmung der starken Präsenz von Erlebnispädagogik in der Praxis, sondern vor allem die erste Möglichkeit überfachliche Netzwerke zu bilden, um Erlebnispädagogik als Theorie und Forschungsgegenstand voranzutreiben und einschlägige empirische Forschungen anzuregen. Das scheint mir sehr wichtig zu sein, wird Erlebnispädagogik doch von nicht wenigen Kolleginnen und Kollegen in der universitären Erziehungswissenschaft (und erst recht aus anderen universitären Disziplinen, von Sportpädagogik/Sport- und Bewegungswissenschaft abgesehen) nach wie vor mit spitzen Fingern angefasst, gilt als unwissenschaftlich, manchen sogar als Spinnerei und – bezogen auf praktische Angebote – als Geldverschwendung. Um mitzuhelfen, die Erlebnispädagogik aus der – zugespitzt ausgedrückt – wissenschaftlichen Schmuddelecke oder zumindest doch noch weit verbreiteten Missachtung oder Isolation – zumindest an deutschen Universitäten – herauszuführen, haben meine Mitarbeiterin Frau Dr. Barbara Bous, die mit großem Engagement aufseiten der Pädagogik für das Zusatzfach Erlebnispädagogik an der Universität Augsburg verantwortlich ist, und ich ein Themenheft der in der Erziehungswissenschaft anerkannten, national und international beachteten pädagogischen Fachzeitschrift Bildung und Erziehung zusammengestellt, das – durch die Beiträge renommierter Expertinnen und Experten – einen soliden Einblick in den aktuellen Theorie-, Professionalisierungs- und Forschungsstand der Erlebnispädagogik gibt. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn Sie durch Ihren Kauf und Ihre Hinweise auf dieses Heft bei Kolleginnen und Kollegen sowie bei Studierenden zur Verbreitung des Heftes beitragen würden. Wie Frau Bous und ich während unserer Recherchen für das Heft feststellen konnten, gibt es durchaus bereits sehr interessante wissenschaftliche Forschung im Bereich der Erlebnispädagogik, wenngleich entsprechende Forschungsaktivitäten durchaus noch ausbaubar sind – und dringend etwa auch thematisch einschlägige Dissertationen mit empirischen Herangehensweisen angeregt werden sollten. Vor allem mangelt es aber für einen weiterführenden Diskurs an der Verbreitung und öffentlichen Bekanntheit der bereits bestehenden Forschungsergebnisse – dem soll die Augsburger Tagung entgegenzuwirken helfen. In diesem Kontext möchte ich auch anregen, die Erlebnispädagogik in einer der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) zu verankern, jedenfalls sich offensiv an Diskursen innerhalb der Erziehungswissenschaft zu beteiligen und ihre Forschungsergebnisse in den intradisziplinären Austausch einzubringen.
Vor bildungstheoretischem Hintergrund, der aus der Perspektive der Allgemeinen Pädagogik im Blick auf die Erlebnispädagogik von besonderem Interesse ist, ist eine breite wissenschaftliche Fundierung und eine Abgrenzung zu rein sportlichen oder freizeitpädagogischen Ansätzen besonders bedeutsam. Zudem muss sich die Erlebnispädagogik ihrer Geschichte und damit auch ihrer Möglichkeiten und Grenzen, der Gefahr ihres Missbrauchs – wenn man etwa an die NS-Zeit denkt – sehr bewusst sein und sich durch die Betonung der Reflexion des Erlebten in einen aufklärerisch-humanistischen Kontext einstellen.
Wir haben in unserer Einleitung des Themenheftes von Bildung und Erziehung in diesem Sinne formuliert:
Es „ist hervorzuheben, dass eine Professionalisierung der Erlebnispädagogik als Teil der Allgemeinen Pädagogik in engem Zusammenwirken von Theorie und Praxis im Rahmen