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Lucas Cranach d. Ä.: Kunst zwischen Kommerz und Glaube
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Lucas Cranach d. Ä.: Kunst zwischen Kommerz und Glaube
eBook217 Seiten1 Stunde

Lucas Cranach d. Ä.: Kunst zwischen Kommerz und Glaube

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Über dieses E-Book

Der Maler und Grafiker Lucas Cranach der Ältere (1472–1553), der sich nach seiner Heimatstadt Kronach nannte, gehört zu den wichtigsten Figuren der Renaissance. Relativ spät in Wien als Künstler greifbar, war ihm in Wittenberg als Hofmaler dreier sächsischer Kurfürsten eine eindrucksvolle Karriere beschieden. Daneben war er für weitere Auftraggeber tätig. Seine im "Cranachstil" arbeitende, gut durchorganisierte Werkstatt sorgte für eine hohe Produktivität. Ohne seine katholischen Klienten zu vernachlässigen, schuf Cranach, ein Freund Luthers, für die protestantische Kunst maßgebliche Werke. Auch als Geschäftsmann und Politiker war er erfolgreich. Sein gleichnamiger Sohn führte das Werk des Künstlerunternehmers fort.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum24. Feb. 2023
ISBN9783791762302
Lucas Cranach d. Ä.: Kunst zwischen Kommerz und Glaube

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    Buchvorschau

    Lucas Cranach d. Ä. - Barbara Beck

    Einleitung

    Der aus Franken stammende Lucas Cranach der Ältere gehört neben Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Jüngeren, Hans Baldung gen. Grien und Matthias Grünewald zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 16. Jahrhunderts. Seine Werke finden sich in so gut wie allen namhaften Museen der Welt. Teilweise schmücken seine Altargemälde noch immer die Kirchen, für die sie einst angefertigt wurden. Ganz wesentlich prägte er die Kunst der Reformation und überlieferte das Bild ihrer einflussreichen Protagonisten. Gerade unsere Vorstellung von dem Reformator Martin Luther ist gänzlich von den zahlreichen Porträts beeinflusst, die Cranach und seine Werkstatt von ihm schufen. Überhaupt gelang es ihm, der mitteldeutschen Kunstlandschaft spürbar seinen Stempel aufzudrücken.

    Lucas Cranach d. Ä. war nicht nur ein äußerst produktiver Künstler, der als Maler, Graphiker und Zeichner für den Buchdruck zahlreiche wichtige Werke schuf. Er betätigte sich darüber hinaus noch mit ebenso viel Geschick und Talent als Unternehmer und Kommunalpolitiker in Wittenberg, wo er von 1505 bis 1550 lebte. So sehr sein umfangreiches künstlerisches Werk fasziniert, so sehr sorgt es auch immer wieder für Diskussionen. Dank des großen Werkstattbetriebs mit etlichen Mitarbeitern und Lehrlingen, den Cranach als privilegierter Hofkünstler der sächsischen Kurfürsten aufbauen konnte, war ihm ein solch immenses Schaffenspensum möglich, dass die eindeutige Zuschreibung von Kunstwerken an ihn selbst, seine beiden mitarbeitenden Söhne oder seine Werkstatt schwierig ist. Genau dies beabsichtigte er mit dem von ihm festgelegten und verbindlichen »Cranach-Stil«. Für künstlerische Individualität war in seiner Wittenberger Werkstatt kein Platz. Er erreichte stattdessen, eine Art Marke mit hohem Wiedererkennungswert für seinen ausgedehnten Kundenkreis zu kreieren, der dies offenbar zu schätzen wusste.

    Dieser Umstand sorgte bis ins 20. Jahrhundert hinein in der noch lange vom Geniekult bestimmten Kunstwissenschaft für Irritationen und Missfallen. Inzwischen erfreut sich Cranach allerdings dank anderer Forschungsschwerpunkte und einer geänderten wissenschaftlichen Herangehensweise eines bemerkenswert großen Interesses, was sich gerade in den letzten Jahrzehnten in einer Vielzahl von Publikationen und Ausstellungen niederschlug. Außerdem entstanden zwei Forschungsdatenbanken, die sich mit ihm und seinem Werk beschäftigen. Das 500-jährige Reformationsjubiläum brachte u. a. durch eine intensivere Beschäftigung mit seinem Sohn und Nachfolger Lucas Cranach dem Jüngeren neue Erkenntnisse zum Œuvre der beiden.

    Trotz all dieser Forschungsaktivitäten und wissenschaftlichen Bemühungen ist vieles immer noch vage bzw. ungeklärt geblieben. Obwohl über Cranach, der sich später nach seiner Heimatstadt Kronach benannte, eine Reihe von Quellen vorliegen, fehlen bedauerlicherweise – wie bei den meisten seiner Zeitgenossen – private Dokumente wie Briefe oder persönliche Aufzeichnungen. Auch seine überaus lange künstlerische Laufbahn und sein beachtliches Werk zu erfassen, ist oft mit Unsicherheiten behaftet. So ist gerade über die drei ersten Lebensjahrzehnte kaum etwas bekannt, weshalb über diese frühen Jahre in erster Linie bloß Annahmen und naheliegende Vermutungen möglich sind. Selbst die dichtere Quellenlage ab seiner Wittenberger Zeit lässt Manches weiterhin im Dunkeln. Insbesondere zu seinem Privat- und Familienleben erfährt man leider nur wenig. Durch das Zusammensetzen der biografischen »Mosaiksteinchen« ergeben sich jedoch in Verbindung mit seinen Werken durchaus interessante Einblicke in ein vielfältiges Tätigkeitsfeld und in die Lebensumstände einer faszinierenden Künstlerpersönlichkeit zur Zeit der Renaissance.

    1Die frühen Jahre

    Während zahlreiche Einzelheiten zu Leben und Werk Lucas Cranachs d. Ä. seit dem Beginn seiner Tätigkeit als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten in Wittenberg bekannt und gut dokumentiert sind, ist über seine ersten rund 30 Lebensjahre nur sehr wenig überliefert und vieles daher bis heute ungeklärt. Es gibt folglich weitgehend nur vage Vermutungen zu seiner frühen Biografie und seinem künstlerischen Werdegang. Somit bleiben die Anfänge dieses bedeutenden deutschen Renaissancekünstlers nahezu gänzlich im Dunkel der Geschichte verborgen. Eine derart spärliche Faktenlage ist allerdings für Kunstschaffende in jener Zeit keineswegs ungewöhnlich.

    FRÄNKISCHE WURZELN

    Geboren wurde Lucas Cranach laut späteren Angaben 1472, wohl am 4. Oktober, in der fränkischen Stadt Kronach, die damals zum Hochstift Bamberg gehörte und nach der er sich ab 1504 benannte. Als sein vermutliches Geburtshaus gilt das Haus Markt Nr. 45, das in den 1970er-Jahren abgerissen wurde. Sein Vater war Hans Maler (auch Moller oder Moler genannt), ein angesehener und gutsituierter Bürger, der es sich leisten konnte, mit seiner Familie in zentraler Lage in der Oberen Stadt zu wohnen. Außer dem Haus am Marktplatz besaß Hans Maler noch Land vor den Toren Kronachs. Ob er tatsächlich als Maler tätig war, wie es der Familienname nahelegt, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Kunstwerke, die ihm eindeutig zugeordnet werden können, sind auf jeden Fall nicht überliefert. Wenn er tatsächlich als Maler tätig war, dürften sich seine Arbeitsanforderungen wohl fast vollständig auf den handwerklichen Aspekt und auf Gebrauchskunst beschränkt haben: Kronach mit seinen etwa 1.500 bis 2.500 Einwohnern verfügte nämlich zu dieser Zeit weder über Klöster noch über Patrizier oder eine größere Zahl an Zünften, die in ausreichendem Maße als Auftraggeber für Bilder infrage gekommen wären.

    Von Lucas’ Mutter weiß man lediglich, dass sie eine geborene Hübner war und wohl vor 1495 starb. Außer einem jüngeren Bruder Mathes hatte er noch die zwei Schwestern Margarete und Anna. Weitere Geschwister waren als kleine Kinder verstorben.

    Der Überlieferung nach soll Hans Maler seinen Sohn Lucas in die Zeichenkunst eingeführt haben. Wie dessen Ausbildung danach verlief, ist nicht belegt. Seine Geburtsstadt bot jedenfalls kaum vielversprechende Zukunftsaussichten für einen ehrgeizigen jungen Künstler. Den damaligen Zunftordnungen für Maler entsprechend, schloss sich an die zwei bis drei Jahre dauernde Lehre die Gesellenzeit an, die üblicherweise mit der Wanderschaft verbunden war, auf der vielfältige Erfahrungen in fremden Werkstätten gesammelt, neue Entwicklungen in den wichtigen Kunstzentren kennengelernt und der künstlerische Horizont so erweitert werden konnten. Diese Gesellenzeit währte meist mehrere Jahre, bevor sich ein junger Maler der Meisterprüfung unterziehen konnte, die ihm überhaupt erst das Führen einer eigenen Werkstatt ermöglichte.

    Zu all diesen wichtigen Ausbildungsaspekten liegen für Lucas Cranach keinerlei verlässliche Informationen und Anhaltspunkte vor. Es ist nicht einmal sicher, ob er seine Berufslaufbahn direkt als Maler und nicht vielleicht eher als Formschneider begonnen hat, der die Entwürfe anderer Künstler in Druckstöcke umsetzte. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen gelegentlich in der Forschung angedachten »Quereinsteigerkarriere« in den Malerberuf dürfte jedoch angesichts der strengen Kontrolle des jeweiligen städtischen Arbeitsmarktes durch die Zünfte, die – allein schon um sich unliebsame Konkurrenz fernzuhalten – auf eine ordentliche Ausbildung mit dem notwendigen technischen Wissen achteten, eher gering gewesen sein.

    Aktenkundig wurde Cranach in seiner Heimatstadt einzig und allein durch die langwierigen Streitigkeiten seiner Familie mit den Nachbarn. Zwischen 1495 und 1498 kam es vor dem örtlichen Stadtgericht zu mehreren Prozessen zwischen Hans Maler einerseits und dem Ratsherrn und Weinwirt Kunz Donat andererseits wegen Verleumdung und Beleidigung, in welche die Kinder der Familie Maler mit verwickelt waren. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass Lucas damals bereits nicht mehr seinen festen Wohnsitz in Kronach hatte.

    Man nimmt sicher nicht zu Unrecht an, dass Cranach seine Gesellenzeit durch Süddeutschland führte. Naheliegend dürfte für ihn ein zumindest zeitweiser Aufenthalt in der wichtigen fränkischen Kunst- und Handelsmetropole Nürnberg gewesen sein, worauf Anklänge in seinen ersten bekannten Werken verweisen. In der Freien Reichsstadt mit ihren namhaften Werkstätten für Malerei und Buchdruck, die auch für auswärtige Auftraggeber arbeiteten, gab es – anders etwa als in Bamberg oder Würzburg – keine zünftische Ordnung für Maler, so dass hier viele Künstler den freien Markt für sich zu nutzen versuchten. Einen wirklich handfesten Beweis für einen dortigen Aufenthalt Cranachs d. Ä. gibt es jedoch nicht.

    EIN »JUNGER WILDER« IN WIEN

    Als Künstler fassbar wird Lucas Cranach erstmalig um 1500, als er in Wien lebte und arbeitete. Er ging damals bereits auf die Dreißig zu, so dass man bei den dort von ihm geschaffenen Werken mit Fug und Recht nicht mehr von einem »Frühwerk« reden kann. Gegen eine solche Bezeichnung spricht auch, dass ihn die auf die Jahre ab 1502 datierten Zeichnungen, Druckgraphiken und Gemälde, die ihm zugeschrieben werden können, als einen gereiften und innovativen Künstler mit großem, ja herausragendem Können sowohl in künstlerischer als auch technischer Hinsicht ausweisen. Da frühere Arbeiten von ihm bislang nicht bekannt sind, betrat er somit als Ausnahmekünstler schlagartig und scheinbar aus dem Nichts kommend die Bühne der Kunstgeschichte.

    In welcher Stellung bzw. unter welchen Begleitumständen Cranach in Wien arbeitete, ist nicht tradiert. Irgendwelche Dokumente dazu sind bis jetzt nicht aufgetaucht. Lediglich die wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Werke belegen sein Wirken dort. Um 1500 gehörten die Maler in Wien der St. Lukas-Zeche an. Dass Cranach als Geselle in einer fremden Werkstatt tätig war, erscheint angesichts seiner namhaften dortigen Auftraggeber freilich wenig wahrscheinlich. Als Meister ist er aber auch nicht für Wien verzeichnet. Ein zunftgemäßer Meister musste in der Donaumetropole verheiratet sein und das Bürgerrecht der Stadt besitzen. Möglicherweise eröffneten ihm seine Beziehungen zu angesehenen Gelehrten aus dem Universitätsmilieu vor Ort einen »zunftfreien Raum«, der es ihm erlaubte, außerhalb der Zunft als Graphiker und Maler tätig zu sein. Die Angehörigen der Wiener Universität unterstanden zu jener Zeit nämlich nicht der Jurisdiktion der Stadt, sondern der autonomen Universitätsgerichtsbarkeit.

    Die Residenz der Habsburger gehörte in jenen Tagen mit etwa 20.000 bis 30.000 Einwohnern zu den größten Städten des Heiligen Römischen Reiches. Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. förderte sein Herrschaftszentrum mit großem Nachdruck, gerade auch in kultureller Hinsicht. Die Wiener Universität wie auch die Stadt selbst entwickelten sich auf diese Weise zu einem wichtigen Sammelplatz und Anziehungspunkt für Intellektuelle und Künstler, denen sich vielversprechende Karriere- und Aufstiegschancen boten. Der dort tätige berühmte Humanist Konrad Celtis, der wie Cranach aus Franken stammte, pries die Donaumetropole daher als »das Auge Deutschlands«. Außer Celtis wirkten an der Wiener Universität und dem von Maximilian I. begründeten Poetenkolleg zahlreiche weitere bedeutende Humanisten, zu denen Cranach offenbar enge Kontakte pflegte, weil aus deren Kreis seine wichtigsten Auftraggeber kamen. Humanistisches Gedankengut fand dadurch auch Eingang in seine Werke. Allem Anschein nach verfügte er zudem über Lateinkenntnisse, über deren Erwerb jedoch – wie schon so oft – nichts bekannt ist. Ebenso muss offen bleiben, welchen Umständen er letztlich seine augenscheinlich guten Verbindungen zu Wiens intellektueller Elite verdankte.

    Dr. Johannes Cuspinian und seine Ehefrau Anna, geb. Putsch – Malerei

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