Sonnenstaat
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Tommaso Campanella
Tommaso Campanella (1568-1639) was an Italian philosopher, poet, astrologer, and Dominican friar. Born Giovanni Domenico Campanella in Calabria, he was the son of a cobbler. At fourteen, he entered the Dominican Order and took the name Tommaso after Thomas Aquinas. His early studies in theology and philosophy led him to the empiricism of Bernardino Telesio, a prominent Italian scientist of the sixteenth century. By 1590, Campanella was studying astrology in Naples, where he gained a reputation for heterodoxy and faced persecution during the Roman Inquisition. Arrested in Padua in 1594, he spent several years in confinement at a Roman convent before earning his freedom and returning to his native Calabria. In 1599, he was imprisoned and tortured for his role in a conspiracy against Spanish rule in the town of Stilo. Campanella eventually confessed and was incarcerated in Naples for twenty-seven years, during which time he composed such works as The Monarchy in Spain (1600), Political Aphorisms (1601), and The City of the Sun (1602). This last title, originally written in Italian and later translated into Latin by the author, is considered an important example of utopian fiction in which Campanella describes the traditions and organization of an egalitarian society. Released from prison in 1626, he fled to France in 1634 when one of his followers was implicated in a new Calabrian conspiracy. His final years were spent in Paris, where he earned the support of King Louis XIII and was protected by Cardinal Richelieu.
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Buchvorschau
Sonnenstaat - Tommaso Campanella
Personen des Gesprächs.
Inhaltsverzeichnis
Der Großmeister der Hospitaliter.
Ein genuesischer Schiffskommandant, sein Gast.
DER GROSSMEISTER. Wohlan, ich bitte dich, erzähle mir, was dir während deiner letzten Seefahrt Alles widerfahren ist?
DER GENUESE. Ich habe dir schon auseinandergesetzt, in welcher Weise ich meine Weltumsegelung ausgeführt habe und endlich nach Taprobana gekommen und gezwungen worden bin zu landen, dann, aus Furcht vor den Einwohnern mich in einem Walde verborgen habe, den ich nach einiger Zeit wieder verließ, um mich in einer großen Ebene direkt unter dem Aequator zu befinden.
DER GROSSMEISTER. Und was ist dir da widerfahren?
DER GENUESE. Ich gerieth in einen Haufen bewaffneter Männer und Weiber, deren Viele unsere Sprache kannten. Sie führten mich geraden Wegs nach der Sonnenstadt.
DER GROSSMEISTER. Laß hören, wie dieses Staatswesen konstruirt ist und wie es regiert wird.
DER GENUESE. In einer weitgestreckten Ebene erhebt sich ein mächtiger Hügel, auf dem der größte Theil der Stadt staffelförmig angelegt ist. Die vielfachen Umkreise der Stadt erstrecken sich eine lange Strecke über den Fuß des Berges hinaus, so daß der Durchmesser der Stadt zwei, ihr Umfang aber über sieben Meilen beträgt. In Folge ihrer hügeligen Lage nimmt sie mehr Raum ein, als wenn sie in der Ebene läge.
Sie ist in sieben große Kreise eingetheilt, die nach den sieben Planeten benannt sind. Aus einem in den andern gelangt man auf vier Wegen und durch vier Thore, die nach den vier Weltgegenden gerichtet sind. Diese Stadt ist so gebaut, daß, wenn Jemand den ersten Kreis erobert hätte, er die doppelte Anstrengung daranwenden müßte, um den zweiten zu erobern, und noch größere, um den dritten in die Hand zu bekommen, und so hätte er immerfort gesteigerte Bemühungen und Anstrengungen aufzubieten, so daß die Stadt siebenmal von ihm erobert werden müßte. Ich bin aber der Ansicht, daß nicht einmal der erste Kreis eingenommen werden könnte, mit so breiten Erdwällen ist er eingefaßt und mit Bollwerken aller Art befestigt und bewehrt, wie Thürmen, Gräben, Bombarden.
Als ich nun durch das nördliche Thor eingetreten war, das mit Eisen überzogen und so gearbeitet ist, daß es in die Höhe gezogen und herabgelassen werden kann, und sich mit Leichtigkeit und völliger Sicherheit schließen läßt, indem seine Angeln sich höchst kunstvoll in den Rinnen starker Balken bewegen, erblickte ich einen ebenen Zwischenraum von siebzig Schritt, der die erste Mauer von der zweiten trennt. Dann sieht man großartige Paläste, die alle an die Mauern des zweiten Kreises angebaut sind, so daß man sie sämmtlich für einen einzigen Gebäudekomplex halten könnte. In halber Höhe der Paläste sieht man den ganzen Kreis entlang fortgeführte Schwibbogen mit Spazierdächern auf denselben, von schönen, unten breit auslaufenden Säulen getragen, die wie Peristyle oder Klosterräume eine Säulenhalle umsäumen.
Unten sind nur Eingänge in den konkaven Partien der Mauern; in die unten belegenen Zimmer gelangt man ebenerdig und in die oberen Stockwerke auf Marmortreppen, die zu Spazierdächern im Innern führen, von denen man wieder in die oberen prächtigen Stockwerke gelangt. Diese empfangen Licht durch zierlich gestaltete Fenster, die sich im konkaven und im konvexen Theile der Wände befinden. Die konvexe, d.i. die sich ausbauchende oder vorspringende Mauer, hat eine Dicke von 8 Spannen, die konkave auf der Innenseite von nur drei Spannen, die Zwischenmauer nur von einer Spanne oder vielleicht noch einer halben.
Wenn man über die erste Ebene hinüber ist, gelangt man auf die zweite, die etwa um drei Schritte schmäler ist. Von hier aus erblickt man die erste Mauer des zweiten Kreises, mit ähnlichenWandelgängen oben und unten geschmückt, und mehr nach rückwärts ist eine zweite Mauer, welche die dort befindlichen Paläste umfängt, und unten befinden sich von Säulen getragene Erker und Peristyle, oben aber, wo die Ausgänge der höher gelegenen Häuser sind, sind ausgezeichnete Gemälde angebracht.
So geht man durch ähnliche Kreisrundgänge und doppelte Mauern, die Paläste zwischen sich einschließen und mit Wandeldächern nach außen geschmückt sind, die von Säulen gestützt werden, und gelangt zum obersten Rundgang, immerfort auf gerader Fläche. Nur wenn man durch die Thore der einwärts und der auswärts gebogenen Mauer schreitet, steigt man über Stufen, was man aber kaum gewahr wird, da sie sehr schräg angehen und die Steigung der einzelnen Stufen kaum merkbar ist.
Am Gipfel des Berges aber ist eine geräumige Ebene, in deren Mitte ein Tempel errichtet ist, der sich als ein wunderbarer Kunstbau erhebt.
DER GROSSMEISTER. Fahre fort, fahre fort, ich beschwöre dich.
DER GENUESE. Der Tempel ist von vollkommen runder Gestalt und nicht von Mauern umgeben, sondern schwebt auf starken, zierlich gearbeiteten Säulen. Die größere Kuppel in der Mitte des Daches, gleichsam der Pol des Tempels, ist von einer kleineren überhöht, die im Mittelpunkt ein Guckloch hat, durch welches man direkt auf den Altar herabsieht, der sich in der Mitte des Tempels befindet, dessen Peripherie dreihundertfünfzig Schritt übersteigt. Auf der Außenseite der Säulenkapitäle und auf diese gestützt, erheben sich etwa acht Schritt vorragende Schwibbogen, die von unten auf einer dicken, drei Schritt hohen Mauer basiren, so daß die Säulen des Tempels und jene, welche den äußeren Schwibbogen tragen, mit ihren Zwischenräumen eine niedere Galerie bilden, die ein prächtiges Pflaster hat. Die Innenseite der niedrigen Mauer ist von zahlreichen Thüren unterbrochen, und hier und da erblickt man unbewegliche Sitze, wenn gleich auch zahlreiche zierliche, tragbare Stühle zwischen den inneren Säulen des Tempels selbst vorhanden sind.
Ueber dem Altar sind nur zwei Globen zu sehen, weiter nichts; auf dem größeren derselben ist der gesammte Himmel abgebildet, auf dem zweiten die ganze Erde. In der größeren Kuppel sind die Sterne von der ersten bis zur sechsten Größe abgebildet und mit ihren speziellen Namen verzeichnet, auch ist ihr Einfluß auf die irdischen Dinge je in drei Versen geschildert. Darauf sind auch die Pole und die größeren und kleineren Himmelskreise in perspektivischer Zeichnung, doch nicht fertig ausgeführt, da die Mauer nach untenzu abbricht, der Globus also, wie die Kuppel, nur eine Halbkugel ist. Man kann sich durch Betrachtung dieser Globen wissenschaftlich belehren. Der Estrich schimmert von kostbaren Steinen. Sieben