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Heimatglocken für Urnshausen
Heimatglocken für Urnshausen
Heimatglocken für Urnshausen
eBook3.364 Seiten27 Stunden

Heimatglocken für Urnshausen

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Über dieses E-Book

Dies sind die kompletten Jahrgänge eines 1909 zuerst aufgelegten kirchlichen Heimatblattes, das monatlich erschien und über den Dorfpfarrer bezogen werden konnte.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Dez. 2020
ISBN9783347185784
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    Buchvorschau

    Heimatglocken für Urnshausen - Uwe Tanz

    Oktober 1909

    Zum Geleit

    Ein Blättchen kam in euer Haus. Es bittet:„Nehmt mich freundlich an und lest mich". Was es will und soll, wollen wir heuten nur kurz andeuten. …

    Die „Heimatglocken" haben einen eigenen Klang. Sie wecken mancherlei Erinnerungen in uns. Sie grüßten uns seit unserem Tauftag in vielen frohen und trüben Stunden. So will auch dies Blatt an Vergangenes erinnern. Es möchte von dem erzählen, was unsere Kirchen und Gemeinden, unsere Schulen und Häuser, unsere Väter und Mütter in der guten und bösen alten Zeit erlebt, erduldet und uns erarbeitet haben, und es will damit unsere Treue und Liebe zu unserer engeren, so schönen Heimat festigen. Unsere Heimatglocken aber wollen auch unsere Gemeinden „zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine verbinden. Solchen Glöcknerdienst möchte dieses Blatt mit ausrichten. Es will den Einzelnen an seine Zugehörigkeit zur Gemeinde, uns alle an unsere Zusammengehörigkeit erinnern; es will uns, die wir so viele leibliche und geistige Gaben, äußere und innere Güter zusammen besitzen, zu rechten Gemeinden erstarken lassen, die erfüllt sind von bewußtem evangelischen Leben und reich sind an tatkräftigem christlichen Lieben. . Und wenn unsere Heimatglocken nicht müde werden, Tag für Tag als Stimmen von oben uns nach oben zu rufen, so soll dies Blatt uns helfen, diesen Glockenklang recht zu deuten und unsere Herzen und Hände emporzurichten zu dem Gott unsres Heiles, der unsere sichere Hilfe und unser starker Trost ist und bleibt allerwärts und allezeit.

    Ihm sei auch dies Werk befohlen! Möge es dazu gesegnet sein, daß es in uns allen merke und pflege: Heimatsinn, Gemeindesinn, Gottessinn!

    Liebe Gemeinde !

    Ein Wagnis ist es, wenn wir, keine Reihe von Geistlichen des Eisenacher Oberlandes, es unternehmen, ein evangelisches Gemeindeblatt für unsere Gemeinden zu schaffen., Wir möchten damit euch einen gutgemeinten Dienst tun. In einer Reihe von Städten und Dörfern im Norden und im Süden unsres Vaterlandes sind in den letzten Jahren Gemeindeblätter entstanden und zwar mit recht erfreulichem Erfolge. So hat, um nur ein Beispiel anzuführen, Dorndorf seit vier Jahren ein Gemeindeblatt, das schnell fast in jedem Hause als ein lieber Hausfreund sich eingebürgert hat. Wir haben darum die frohe Zuversicht, daß auch in unseren Gemeinden: das Blatt bald Boden finden und sich einwurzeln wird.

    Das Blatt soll nur einmal in jedem Monate erscheinen. Schon daraus mag erhellen, daß es weder die Tageszeitungen noch die Sonntagsblätter verdrängen will und soll.

    Es soll vielmehr eine willkommene Ergänzung zu ihnen bilden. Das Blatt ist so gedacht, daß es in einen gemeinschaftlichen und einen mehr örtlichen Teil zerfällt; In dem ersten Teile wollen wir allen Gemeinden unseres Oberlandes dienen, in denen die „Heimatglocken eingeführt werden, und zwar in dem Sinne, wie es oben das Geleitwort ausspricht. Der andere Teil aber soll ganz der einzelnen Gemeinde gewidmet sein. Da will das Blättchen euch sagen, wie wir in den einzelnen Monaten die Gottesdienste zu halten gedenken, soweit sich das im voraus bestimmen läßt, wann die Kirchen beginnen, ob Predigt oder Betstunde, ein Fest oder Abendmahlsfeier, Missionsstunde oder Kindergottesdienst stattfinden soll. Das mag auch ein Glockenklang sein, der freundlich einladet: „Kommt zum Hause des Herrn und laßt uns anbeten vor dem Herrn, der uns gemacht hat. Weiter wollen wir dann die Namen nennen von den Kindern, die im letzten Monate die Taufe empfingen. von den Ehepaaren, die am Traualtar standen, und von denen, die der Herr Über Leben und Tod aus dieser Zeitlichkeit abgerufen hat. Dabei aber wollen wir der Häuser, in die Freud oder Leid einkehrte, nach dem Apostelworte gedenken: „Freuet euch mit den Fröhlichen, und weinet mit den Weinenden.« Dann aber, möchten wir auch an dieser Stelle wichtige und interessante Ereignisse aus dem eigenen Kirchspiele in alter und neuer Zeit mitteilen oder Wünsche, Aufgaben, Pläne für die Gegenwart und Zukunft besprechen und so das Band zwischen Kirche, Schule und Gemeinde festigen. Um dies zu erreichen, erbitten wir eure freundliche Unterstützung und treue Mitarbeit. Wir wären recht dankbar, wenn wir alle Gemeindeglieder als Leser gewinnen und recht viele als Mitarbeiter begrüßen dürften. Wir werden uns über jeden Beitrag für das Blatt freuen. Es finden sich in alten Schriften so mancherlei Nachrichten, es hat selbst mancher in unsern Gemeinden etwas erlebt, das er andern zu Nutz und Frommen mitteilen könnte, vielleicht hat auch einer die schöne Gabe, gute Gedanken in gute Verse zu kleiden, kurz, wer da etwas weiß und kann, der mag es uns mitteilen, wir werden es gern in unserm Gemeindeblatt verwerten. Besonders lieb wäre es uns dabei, wenn wir auf die sehr wichtige Mithilfe der Herren Lehrer rechnen könnten. Ist es doch unser aufrichtiger Wunsch, daß in diesem Blatte Kirche und Schule, Schule und Haus zu edler gemeinsamer Arbeit sich die Hand reichen. Wir wollen euch für die nächsten drei Monate das Blatt unentgeltlich liefern.

    Die Konfirmanden werden es euch ins Haus bringen. Sollte jemand dabei vergessen oder übersehen werden, so bitten wir ihn, sich eine Nummer vom Ortspfarrer holen zu lassen.

    Wir möchten, daß ihr selbst euch überzeugt, daß das Blatt etwas Gutes will. Aber wir möchten auch so gern, daß das Blatt unseren Gemeindegliedern in der Ferne einen Gruß aus der Heimat bringe. Es zogen ja aus unsern Rhöngemeinden so viele auf kürzere oder längere Zeit fort, sei es, weil sie des Kaisers Rock tragen, sei es, weil sie auswärts Arbeit suchten. Wir wissen es aus Erfahrung, welche Freude dann solch Blatt denen ist, die auch in der Fremde die alte, liebe Heimat nicht vergessen. In Württemberg ist ein Dörfchen, von dem aus sich fast 200 Leute in der Ferne das Blättlein zuschicken lassen. Darum hast du ein Kind, einen Bruder oder sonst einen lieben Menschen draußen, so schicke ihm das Blatt zu oder teile deinem Pfarrer seine Adresse mit, damit er es fort sende. Es wäre recht schön, wenn die, die in der Ferne sind, so mancherlei hören könnten aus der Gemeinde, in der sie aufgewachsen sind und confirmiert wurden. Und dann noch eins. Wir bitten euch, hebt diese Blätter auf. Wir denken die zwölf Monatsblätter eines Jahres geben zusammen ein kleines Heft, in dem ihr später einmal gern wieder blättern werdet, eine Geschichte unserer Gemeinde, die wir selbst mit erlebten und in die uns er eigner Name, unser eigenes Haus mit verflochten ist. Wenn die schöne Sitte nur selten ist, das ein Hausvater das aufzeichnet, was an Sonnenschein und Sturm sein Haus und Herz erfreute und bewegte, so mag dies Blatt im Laufe der Zeit eine Haus- und Gemeindechronik bilden, wenn ihr diese Blätter des Aufhebens wert erachtet. Wenn in den kommenden drei Monaten das Blatt die von uns erhoffte Aufnahme in den Gemeinden findet, so soll es vom l. Januar 1910 an gegen einen so billigen Preis, daß nur die unumgänglichen Herstellungskosten gedeckt werden, allen, die es zu haben wünschen, zugehen. Möchten so unsere Heimatglocken allen ein trauter Heimatklang werden, euch daheim, daß ihr treu an der Scholle haltet, und euch draußen, daß ihr die Heimat nicht Vergeßt!

    Heimat, teure Heimat! Ihr diene auch unser Blatt und damit bringe es allen in der Nähe und in der Ferne ein freundliches Grüß Gott!

    Aus dem Kirchspiel Urnshausen

    Die kleinen der Kinderverwahranstalt hatten wieder ihr Sommerfest. Am Sonntag, den       19.

    September, fand es. statt. Leider strömte der Regen, sodaß die Feier nicht in Gottes Sonne unter freiem Himmel sein konnte. Sie war in Ströher´s Saale. Da war aber doch heller Sonnenschein, der aus den Augen der Kinder leuchtete. Wie haben wir uns an ihren fröhlichen Spielen, an ihren niedlichen Gesängen und an allem, was sie Schönes gelernt hatten und uns nun zeigten, erfreut!

    Und sie selbst, die lieben Kinder, waren glücklich in dem bunten Treiben und verzehrten vergnügt ihre Festwurst und den Rosinenweck. Solch Kinderfest läßt er kennen, welcher Segen eine Kinderverwahranstalt ist, in der die Kinder bei lustigen Spiel schon etwas lernen fürs Leben. Am 2. Oktober ist die Anstalt geschlossen worden.

    In den letzten Septembertagen fand die Revision unseres Darlehnskassenvereins statt, dessen Geschäfte unter Leitung von Gustav Fuß II. und bei der bewährten Kasse- und Buchführung von Valentin Tanz II. in guter Ordnung befunden wurden.

    Am 8. Oktober war zum letzten mal Schwester Auguste Dreßler bei uns, die unsere Schwester Martha Schlößmann vier Wochen vertreten und sich Achtung und Liebe schnell erworben hat.

    Wir wünschen beiden Schwestern, daß sie mit neuer Kraft in ihre Berufsarbeit zurückkehren, Schwester Martha in ihre Gemeinden Weilar und Urnshausen, Schwester Auguste nach dreivierteljährlicher Erholung wieder in ihr neues Tätigkeitsfeld

    Im Nachmittagsgottesdienst des Erntedankfestes am 17. Oktober findet die feierliche Annahme der Konfirmanden zum Konfirmandenunterricht statt, zu der die ganze Gemeinde herzlich eingeladen ist. Auch wenn am 31. Oktober zum Reformationsfest die Kinder der ersten Klasse Nachmittagsgottesdienst uns aus der Reformationsgeschichte berichten, möchte das Gotteshaus eine große Gemeinde sehen.

    Nichte weit von Luthers Geburtstag, wahrscheinlich am 7. November, wird voraussichtlich in Dermbach ein evangelisches Bundesfest des Zweigvereins Dermbach stattfinden. Es soll eine tüchtige Kraft des Bundes als Festredner gewonnen werden. Ich möchte dringend bitten, daß unsere Gemeinde sich recht stark an dieser Feier beteiligt.

    Es tut bitter Not in unseren Tagen, daß das deutsch-evangelische Volk fest zusammensteht.

    Getauft wurden:

    am 5. September des Landwirts Ernst Friedrich Tanz Sohn Karl Christian, geboren am 4.Aug., und am 3. Oktober der Lina Sophie Voll Sohn Werner Wilhelm Ferdinand, geb. am 5.September

    Getraut wurden:

    Am 24. September in Köstritz b. Gera Johann Adolf Krautwurm von hier, der in Köstritz ein Metzgergeschäft gekauft und übernommen hat, und Emilie Eck aus Hümpfershausen.

    Abendsmalfeiern mit vorhergehender Beichte finden Statt: am Sonntag, den 24. Oktober, am Reformationsfest (31. Oktober) und am Sonntag, den 14. November, und zwar jedesmal vor dem Hauptgottesdienst.

    Das erste Abendmahl ist hauptsächlich für die alten Leute angesetzt, die doch gern bald zum Tisch des Herrn gehen wollen, ehe größere Kälte zu befürchten ist.

    Nun möge die erste Nummer der Heimatglocken in alle Häuser meiner Gemeinde wandern und einen guten Anklang in allen Herzen finden!

    Urnshausen, 8.Oktober.

    Euer Pfarrer D. Kögler

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    November 1909

    Aus dem Kirchspiel Urnshausen

    selbst über den Ocean nach Amerika, auch zu den früheren Pfarrern und Lehrern, und ich denke, es sollen noch viel mehr ihren Klang zu hören bekommen. Adolf Krautwurm schreibt mir, daß in seiner neuen Heimat ihn schon verschiedene Rhöner, auch ein Urnshäuser (Georg Möller) mit ihrem Besuch erfreut hätten.

    So will dieses Blatt mit seinem Besuch als Heimatfreund nah und fern Freude bringen.

    Die Büchsenkollekte am Kirchweihfest für Kirchverschönerung ergab 1,30 M., die am Erntedankfest für die Ortsarmen 8 M., die am Reformationsfest für den Gustav - Adolf-Verein 3 M. Die Sammlung, die allerorten für das Soldatenheim in Ohrdruf veranstaltet wurde, ergab hier 18 M. 50 Pf.

    Wann das Evangelische Bundes-Fest in Dermbach, auf das in der Oktobernummer hingewiesen wurde, stattfinden wird, kann ich heute noch nicht sagen. Der Tag wird seiner Zeit allen Gemeindegliedern bekannt gegeben werden. Möchten recht viele sich beteiligen! Wir wollen auch in unsrer Gemeinde der Evang.-Bundesarbeit uns anschließen und wieder einen Reformations-Familienabend veranstalten. Der Kirchgemeindevorstand will den Wanderredner des Ev. Bundes, Pfarrer Göpfert aus Stützerbach, zu einem Vortrag zu gewinnen suchen. Der Kirchenchor wird Gesänge darbieten, Konfirmanden werden etwas vortragen. Es wird noch besonders eingeladen werden. Möchte dann die Gemeinde als eine große Familie sich zusammenfinden!

    Der Jungfrauenverein hat am 5. Nov. mit seinen Abenden wieder begonnen. Die Jungfrauen, die ihm fern stehen, werden zum Beitritt aufgefordert. Sie sind uns herzlich willkommen.

    Wir treiben eine gute Sache.

    Auch der Frauenverein, dem 48 Mitglieder angehören, hat seine erste Winterversammlung am Sonntag, den 7. Nov. gehalten. Es ist wünschenswert, daß sich ihm noch recht viele Frauen anschließen. Der Wochenbeitrag beträgt 2 Pfge. In diesem Winter wird durch die gütige Verwilligung des Zentraldirekt. Der Frauenvereine in unserem Verein ein Wanderkochkursus veranstaltet, der in den letzten Tagen des Novembers beginnen wird. Fräulein Anna Günther aus Kamburg wird den Kursus leiten.

    Bisher haben sich nur 8 Mädchen zu dieser doch sehr segensreichen Veranstaltung gemeldet. Es können noch 4 Frauen oder Mädchen zu der Gruppe hinzutreten. Es könnte aber auch noch eine zweite Gruppe gebildet werden. Jede Teilnehmerin hat außer Naturalien, die zum Kochen verwendet werden, nur 1 Mark wöchentlich mitzubringen, womit die Beköstigung der Teilnehmerinnen bestritten wird. Der Kursus dauert 8 Wochen.

    Ein Bücherlesezirkel, den uns der gemeinnützige Verein zur Verbreitung deutscher Volksschriften in Weimar in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat, geht in diesen Tagen in Umlauf. Es ist der 3. Zirkel, den wir von dem genannten Verein erhalten haben. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf unsere bändereiche Volksbücherei hinweisen und zu ihrer regen Benutzung an warmen Winterabenden dringend auffordern. Ein treffliches Buch ist ein guter Freund des Menschen. Montag, Mittwoch und Sonnabend von 12—1 Uhr werden Bücher in der Pfarrei ausgegeben und umgetauscht.

    Eines edlen deutschen Dichters, unsres großen Schiller wird am 10. November in unsern Schulen, wie allerwärts, in treuer Verehrung bei der 150. Wiederkehr seines Geburtstages gedacht. Ein Wort von ihm sei hier geschrieben: „Das Höchste sind große Gedanken und ein reines Herz".

    Die Gemeinderatswahl am 30. Oktober hatte das Ergebnis, daß Joh. Hofmann IV. Obermüller, Martin Wolf, Maurer, Joh. Krautwurm, Landwirt wiedergewählt wurde und Val. Aug. Tanz II., Landwirt und Rechner des Darlehnskassenvereins, als neues Mitglied in den Gemeinderat eintrat. Die Wahlzeit der Genannten erstreckt sich vom 1.Januar 1910 bis zum 31. Dezember 1913.

    Es gehören außer ihnen zur Zeit dem Gemeinderat an: Andreas Fischer, Landwirt und Schuhmacher (Vorsitzender), Lor. Friedr. Fischer, Gastwirt, Wilhelm Herbst I., Landwirt, und Georg Scharfenberg, Müller und Landwirt. Gemeindevorstand ist Bürgermeister Christian Köhler II, der kürzlich mit 142 von 147 abgegebenen Stimmen aus 6 weitere Jahre von 1910 an gewählt wurde, und sein Stellvertreter Johannes Hofmann III, der schon 30 Jahre dieses Amt verwaltet.

    Der Darlehnskassenverein hält seine Herbst-Hauptversammlung am Sonnabend, den 18. Nov., 6 Uhr abends in Ströher´s Gasthof ab.

    Familiennachrichten

    Getauft wurde am

    14. Oktober (Kirchweihe) des Landwirts Georg Valentin Kaiser

    Sohn Karl August, geb. am 17. Sept. (Taufspruch Pf. 26 V. 8).

    Beerdigt wurde am

    31. Oktober (daher Gedächtniswort Gal. Z V. 11) der Witwer

    Johann Kaspar Kaiser III. (gen. Hammerte), gest. am 28. Okt.

    im Alter von 81 J. u. 7 M.

    Auch ein jäher Unglücksfall betrifft wieder unser Dorf. Am 28. Okt. verunglückte im Kohlensäurewerk Bernhardshall bei Salzungen infolge unerwarteten Kohlensäuredrucks, der das Leitungsrohr zersprengte, der Arbeiter August Rolf, der Ehemann des Schreiners Andreas Wagner Tochter Friederike. Mit zwei Kindlein klagt die schwer getroffene Witwe um den treusorgenden Mann und Vater.

    Am Mittwoch, den 17. November, ist Buß- und Bettag mit 2 Predigtgottesdiensten.

    Wir wollen ihn zu ernster Einkehr benutzen. Dann liegt ein Segen darin.

    Am Sonntag, den 21. November, feiern wir Totensonntag. Büchsenkollekten werden gesammelt: am Bußtag für Kirchverschönerung, zur Totenfeier für Friedhofsausschmückung. Kirchgemeindevorstand und Gemeinderat haben in gemeinschaftlicher Sitzung am 4. Nov. eine Friedhofsordnung aufgestellt. Möge sie mit helfen, daß unser Friedhof, die stille Ruhestatt unsrer Heimgegangenen, stets in Ordnung und Schmuck jeden grüßt und einen freundlichen Anblick gewährt.

    Die Herbstlandeskollekte, die am 14. Nov. von Haus zu Haus gesammelt wird, und zwar zugunsten des Carolinenheims in Apolda, von dem ja in diesem Blatt mehr zu lesen ist, sei allen warm empfohlen! Abendmahlsfeiern mit vorhergehender Beichte finden statt: am 14. November, am Bußtag und am Totensonntag vormittag 9 Uhr, ferner für die erwachsene Jugend am I. Adventssonntag (28. Nov.). Das Jugendabendmahl wird im Gottesdienst gefeiert. Die Beichte ist vor dem Gottesdienst, ½ 10 Uhr.

    Urnshausen, 9. November 1909.

    Euer Pfarrer O. Kögler.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Dezember 1909

    Aus dem Kirchspiel Urnshausen

    „Evangl. Gemeindeblatt für Thür. (vierteljährl. 35 Pf.) und der dem Dorfleben in jeder Richtung dienende „Thür. Dorfbote (vierteljährl 60 Pf. Auch an die hübsche „Kinderkirche (vierteljährl. 13 Pf.) sei erinnert. Sie wird ja von vielen Kindern und auch von Erwachsenen gern gelesen.

    Wie sonst, biete ich wieder Evang. Bundeskalender für 1910 mit reichem Inhalt und bildlichem Schmuck (für 25 Pf.) an. Den Gustav-Adolf-Boten für Thür. (1 Mk. jähr1.), das Missionsblättchen (20 Pf. jährl.) und die Blätter des Evang. Bundes — es sind das alles monatlich erscheinende Blätter — habe ich schon oft empfohlen. Wer irgend welche Bücher besorgt haben will, kann sich gern an mich wenden, da ich mit einer Buchhandlung immer in Verbindung stehe.

    Die Volksbücherei möchte sich in Erinnerung bringen. Nach dem Erntefest kam für viele mehr oder weniger Winterruhe. In dieser Winterruhe giebt’s aber auch Erntezeit. Geist und Gemüt wollen Erntefrüchte sammeln. Ein furchtbarer Acker, der solche wertvolle Ernte verheißt, ist die Volksbücherei, die ihre Geschäftsstunden Montag, Mittwoch und Sonnabend von 12 — 1 Uhr hat. Die 300 Bücher rufen in’s Dorf.: kommt, holt uns und lest uns!

    Die Hauptversammlung des Darlehnskassenvereins am 13.Nov. faßte den wichtigen Beschluß, der Thür. Hauptgenossenschaft für Warenverkehr beizutreten. Auch wurde eine Vergütung für den Vereinsvorsteher festgesetzt. Die Aufsichtsratswahlen ergaben eine Wiederwahl.

    Am 29. November wurde der Wanderkochkursus eröffnet. Die Küche mit ihrer vollständigen Ausstattung ist im Hause des Schreiners Andreas Wagner eingerichtet. Die Lehrerin, Fräulein Anna Günther aus Kamburg, die im Hause des Landwirts Georg Herbst wohnt, bewährt sich als eine tüchtige und bestimmte und dabei sehr liebenswürdige Leiterin des Kursus. Die Schülerinnen

    — es sind doch noch 11 geworden

    — sind mit Eifer und Freude bei der

    Sache. Die ganze Veranstaltung verspricht reichen Segen. Die Vorsteherin des Hauptfrauenvereins Dermbach, Frau Bezirksdirektor Weimar, besuchte am 6. Dez. den Kursus und nahm den besten Eindruck mit hinweg.

    Die Hauskollekte für das Blöden- und Siechenheim in Apolda ergab 12,50 Mk. Die Kirchtürkollekten brachten: am Bußtag für Kirchverschönerung 2,25 Mk am Totensonntag für Friedhofsverschönerung 2,50 Mk am 1. Advent für Bibelverbreitung 1,50 Mk. — Die Sonntagstexte des neuen Kirchenjahres sind die altkirchlichen Episteln.

    Am 25. November fand hier durch den Bezirksschulinspektor Schulrat Heiland in Dermbach eine Schulvisitation in den 3 Unterrichtsabteilungen statt.

    Die Landtagswahl am 2. Dezember, die nach dem neuen Wahlgesetz zum ersten Male (abgesehen von den Bevorzugten- und Berufsständewahlen) in allgemeiner, direkter und geheimer Wahl vollzogen wurde, brachte hier folgendes Ergebnis:

    Landwirt Kaiser — Tiefenort (für die rechtsstehenden Parteien): 56 St.,

    Schuhmachermeister Hörle — Stadtlengsfeld (Sozialdemokrat): 39 St.,

    Rektar Henschel—Stadtlengsfeld (gemeinsamer liberaler Kandidat): 10 St.

    Der Gesamtausfall der Wahl in unserem Bezirk Vacha—Lengsfeld

    erfordert zwischen Kaiser und Hörle Stichwahl, die am 17. Dez. stattfindet.

    Familiennachrichten

    Getauft

    wurde: am 28. Nov. des Handarbeiters Friedrich Urban Tochter Sophie geb. am 1. Nov. (Taufspr. Joh. 14, B 6.)

    Getraut wurden: am 14. Nov. der Landwirt Ferdinand Fischer und Emma Specht (ihre Konfirmationssprüche dienten als Trautext: Pred. 12 B 13 — 14 und Bf. 37 B. 37) und am 28. Nov. der Bergmann Heinrich Wilhelm Neubert in Leimbach und Sophie Kaiser (ihr Konfirmationsspruch war Trautext: Bf. 37 37.)

    Bei jeder Trauung wird dem jungen Paare als Gabe der Kirchgemeinde ein schlichtes Neues Testament überreicht. Möchte es ein rechtes Hausbuch sein! Aber möchten auch die leeren Blätter darin, die zu einer Familienchronik bestimmt sind, zu ihrer Bestimmung benutzt werden! Ich fülle immer das, was möglich ist, vor der Überreichung aus. Vielleicht findet auch ein sogen. Familienbuch, wie es hier und dort die Standesämter an die Eheschließenden ausgeben, bei uns noch Eingang. Darüber ein ander Mal!

    Jetzt möchte ich noch einmal darauf hinweisen, was auch ein auswärtiger Leser unseres Blättchens sofort richtig bemerkte, daß die Heimatglocken einen großen zukünftigen Wert besitzen, wenn sie in jeder Familie gesammelt und sorgfältig als Dorf- u. Familienchronik aufgehoben werden. Beachtet doch ja diesen freundlichen Hinweis! Ihr werdet es mir später noch danken!

    Das ganze Dorf und namentlich die verbreitete Familie Kaiser wird es interessieren, daß der Gymnasialprofessor Dr. Kaiser in Hamburg ein Familienbuch (käuflich für 3 M.) über die Geschichte seiner Familie herausgegeben hat. Der festgestellte Familienstammbaum läßt seine Zweige auch in unser Dorf hineinwachsen bis auf den „Wirtswilm" und das heutige Kaiser-Geschlecht. Eine Wurzel dieses Stammbaums wird von dem Herrn Professor in einem Superintendenten Kaiser gezeigt, der, in der Zeit der Reformation aus Süddeutschland vertrieben, nach Thüringen (Wasungen) auswanderte. Es rollt also treues Protestantenblut in der Familie Kaiser. Ob vielleicht einmal wieder ein Familienglied evang. Pfarrer wird?

    Am 3. Adventssonntag (12. Dez.) soll nachm. (6 Uhr ein Abendmahlsgottesdienst stattfinden. Möchte er von Abendmahlsgästen und sonstigen Gemeindegliedern gern besucht werden!

    Es trägt ja jeder Abendgottesdienst, besonders auch ein Abendmahl am Abend, etwas besonders Feierliches und Erhebendes an sich.

    Am Dienstag, 14. Dez., findet ein Lutherabend in Fischers Saale statt, zu dem alle Erwachsenen herzlich eingeladen werden. Pfarrer Göpfert aus Stützerbach, ein bewährter Redner, wird zu uns sprechen.

    Gesänge des Kirchenchors, Vorträge der Konfirmanden u. a. sollen diesen Familienabend festlich gestalten.

    Um Weihnachtsheiligabend und am Sylvesterabend wollen wir uns zu schönen Abendgottesdiensten im Gotteshause zusammen finden.

    Am 1. Weihnachtsfeiertag habe ich in Zillbach hl. Abendmahl und Festgottesdienst zu halten. Amtshandlungen können daher auch nicht stattfinden.

    Zum Neujahrsfest den herzlichen Wunsch: Gott segne uns! Er segne uns alle, die daheim und die draußen, das Dorf mit Kirche und Schule und allem Guten, was darin ist!

    Urnshausen, 9. Dez. 1909.

    O. Kögler, Pfarrer.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Januar 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen.

    Gott mit uns im neuen Jahre! Glück auf!

    1. Kirchliches.

    Die Abendmahlsfeier am Abend des 3. Advents, verbunden mit Gottesdienst, hat offenbar angesprochen. Möchten solch feierliche Abendgottesdienste allgemeinen Anklang in der Gemeinde finden!— Der Luther-Familienabend am 14. Dezember ist sehr schön und erhebend verlaufen. Pfarrer Göpfert redete so schlicht und klar und mit so warmer Begeisterung von den Aufgaben und der Tätigkeit des Evangel.

    Bundes, daß alle Hörer, Alt und Jung, gepackt und sicherlich die meisten Herzen für den Bund gewonnen wurden. Das zeigte sich auch in der Tellersammlung (5,60 M), im Absatz von Bundesschriften und namentlich darin, daß dem Bunde 6 neue Mitglieder beitraten. Es sind nun 7 Mitglieder hier. Hoffentlich werden es noch recht viele! Der Jahresbeitrag beträgt1 M. Dafür erhält das Mitglied ein allgemeines Monatsblatt des Bundes und alle 2 Monate Nachrichten des Bundes aus Thüringen. Gesänge des Kirchenchors, der Schulkinder und der Jungfrauen, sowie Vorträge der Konfirmanden verschönten den denkwürdigen Abend. — Die Christnachtfeier am 24. Dezember wird auch allen in freudiger Erinnerung bleiben. Bibelwort, Gebet, fromme Dichtergrüße fanden stimmungsvollen Widerhall in den dreistimmigen Gesängen der Jungfrauen und der großen Schulkinder, in den zweistimmigen Liedern der Kleinen und im brausenden Gemeindegesang. Es war ein liebliches Bild, als die Kleinen, jedes mit einer brennenden Kerze in der Hand, nach dem Transparent der Geburt Christi zogen und das Christkind in der Krippe begrüßten und als sie dann vor die brennenden Christbäume traten und dem Weihnachtsbaum ihr Lied weihten. Ein Hauch christlicher Glaubensfreude und deutscher Innigkeit wehte durch die ganze Feier. — Feierlich wirkt auch immer der Abschied vom alten Jahr in der Sylvesterandacht. Zwischen dem dreimaligen Glockengeläut aber, mit dem der neue Jahresmorgen eröffnet wurde, klang Choralmusik unsrer Dorfkapelle. vom Turm ins Dorf hernieder: „Nun danket alle Gott für das Ueberwundene und Gewonnene im vergangenn Jahr. — „Befiehl du deine Wege dem treuen Gott für die kommenden Tage, und der feste Grund in der vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Zeit: „Ich bete an die Macht der Liebe." —

    Am Neujahrsfest weihten wir 2 schöne eichende Liedernummerntafeln, geschmackvolle bronzierte Lichthalter, die bei den vorhergegangenen Abendfeiern schon gedient hatte, und ein auch schon bei einer Beerdigung getragenes, sehr kunstvoll in Empfertshausen geschnitztes Vortragekruzifix ein. Wir verdanken diese wertvollen Gaben einem Gnadengeschenk unsres Landesvaters (90M.) und den Spenden der Gemeindeglieder für Kirchverschönerung. — Kirchenkollekten: am 1. Weihnachtsfeiertag für die Ortsarmen: 2,75 M., am 2. Feiertag für Kirchverschönerung: 3. M., am Syvesterabend und am Neujahrsfest für die Volksbücherei: 3,35M., Die Hauskollekte am Erscheinungsfest für den allg. ev. Prot. (oder Weimarischen) Missionsverein ergab 14,85 M. Dazu kommt eine besondere Gabe von 2 M. — Hier sei das Ergebnis der Sammlungen und Beiträge zum Hochzeitsgeschenk für unser Großherzogliches Paar erwähnt. Die Gemeinde spendete 40 M., der Darlehnskassenverein 10 M., der Militärverein und der Frauenverein je 5 M., der Gesangverein 3 M., der Turnverein 2 M., jeder nach seinen Kräften. Eine Sammlung im Jungfrauenverein brachte 4 M., ein Gemeindeglied gab 3 M., Im ganzen überreicht also Urnshausen 72 M.

    2. Vereinsleben

    Am 1. Weihnachtsfeiertag bot der Gesangverein einen reichen Kranz von Aufführungen.

    An Stelle des Lehrers Helmbold, der für seine Verdienste um den Verein mit der Ehrenmitgliedschaft erfreut worden war, ist der zweite Lehrer Böhme aus Weimar, der seit Ostern 1909 hier mit Eifer tätig ist, als Dirigent getreten.

    Er hat mit den Mitgliedern große Mühe auf die Darbietungen verwendet. Außer Kuplets und einigen lustigen Theaterstückchen und zum teil in ihnen wurden gute Einzelgesänge und schöne Chorlieder geboten. Erfreulich war auch das wackere Streichorchester. Am 2. Weihnachtstag vereinigte ein Ball die Vereinsmitglieder.

    Der Turnverein hatte am Neujahrstag Christbaumverlosung und Ball. Zur Feier der Hochzeit des Großherzogs Wilhelm Ernst mit der Prinzessin Carola Feodora von Meiningen fand ein gemeinsamer Ball der Vereine am 4. Januar statt. Ihm ging die von Lehrer Helmbold eingeübte und von

    Militärvereinsangehörigen gut gegebene Ausführung der Ludwig’schen, „Sanitätskolonne" voraus. Ein Theaterstück, das bei allem frischen Humor an die Pflicht der Nächstenliebe und Gattentreue erinnert. Schöne Weihnachtsfeiern führten am 6. und 9. Januar die Mitglieder des Jungfrauenvereins und des Frauenvereins unterm nochmals brennenden Christbaum zusammen. Es gab Kaffee und Kuchen und nützliche Geschenke, es herrschte echte Weihnachtsstimmung an den schönen Abenden, und es wurde auch der neuen Obervorsteherin des patriot. Instituts der Frauenvereine gedacht.

    Der Wanderkochkursus hat nach der Ferienpause am 3. Jan. wieder begonnen. Die 12. Schülerin ist noch hinzugekommen. Auch Besuch von auswärts hat der Kursus wieder gehabt. Fräulein Günther macht sich neben ihrer Unterrichtstätigkeit durch Vorträge im Frauenverein verdient.

    Einmal hat sie mit gutem Erfolg von der Kochkiste gesprochen, die auch praktisch vorgeführt wurde, ein ander Mal über Krankenkost, ihre Zubereitung und Darbietung, wobei wichtige Erfordernisse der Krankenpflege berührt wurden. Der Ausfall der Landtagsstichwahl soll hier angefügt werden: Der rechtsstehende und zum Abgeordneten gewählte Landwirt Kaiser —Tiefenort erhielt hier 70 (im ganzen Bezirk 1030), der Sozialdemokrat Hörle-Lengsfeld 40 (765) St.

    3. Familiennachrichten

    Getauft wurde am 2. Christtag des Bergmanns Wilhelm Müller Sohn Hermann, geb. 4. Dez. (Ps. 143 v.10).

    Beerdigt wurden:

    am 21. Dez. der Landwirt und Wagner Wilhelm Kaiser, gest. an Magenkrebs am 18. Dez. im Alter von 68 J. (Joh. 8 v. 12). —

    am 4. Jan. die Witwe Anna Elisabethe Müller, geb. Trautvetter, geb. in Möhra, gest. an Altersschwäche am 1. Jan., alt 76 ¾ J. —

    am 15. Jan. Barbara Elisabethe Hofmann, geb. Krautwurm, Ehefrau des Schuhmachers und Landwirts Heinrich Hofmann, gest. infolge langjährigen Unterleibsleidens am 12. Jan. im Alter von 44 ¾ J. (l—. Ptr. 4 v. 19)."

    4. Nachrichten aus d. Jahr 1909

    Die Zahlen von 1908 sind in Klammern daneben gestellt. Geboren wurden 18 Kinder (20),

    12 Kn. und 6 M.; 2 davon außer der Ehe.

    Getauft sind alle bis auf 1, das Ende des Jahres geb. ist.

    Eingesegnet wurden 18 (l9) K., 9 (10) Kn. und 9 (9) M.

    Eheliche Treue gelobten am Traualtar: 3 Paare (13). Ein Jüngling unsrer Gemeinde wurde auswärts getraut.

    Gestorben und kirchlich beerdigt worden find 9 (6) Personen im Alter von 81, 77, 75, 73,71, 68,53, 45 J. und ein Kind von wenigen Wochen. Am heiligen Abendmahl nahmen teil 536 (562) Personen, 25l m., 285 w. Geschl.

    Heiligenmeister waren Ernst Schlechtweg und Johannes Tanz III. —

    Auf eine Erscheinung sei aufmerksam gemacht. Wenn wir über einige Jahrzehnte zurückschauen, bemerken wir einen auffälligen Rückgang der Geburten. Das Jahr 1909 zeigt aber auch, daß hier ein hohes Lebensalter erreicht wird.

    5. Heimatglocken

    Von 137 Familien im Ort haben 61 unser Monatsblatt für 1910 bestellt. Auswärtige Besteller sind es 32.

    Es kommen immer noch Bestellungen.

    Ich vertraue fest darauf, daß immer mehr einheimische und auswärtige Urnshäuser den Wert der Heimatglocken erkennen und begehren werden, ihren Klang zu hören. Manch freudig zustimmendes Wort habe ich inzwischen wieder von draußen vernommen.

    Eine Anfrage aus Amerika (G. Kümpel) über den Ursprung Urnshausens werde ich, so gut es möglich ist, später beantworten.

    Wenn ich nicht mehr hier bin, ist Lehrer Helmbold freundlich bereit, das Blatt weiter zu führen. Der Preis soll noch einmal genannt sein, da ich darum gefragt wurde. Er beläuft sich für das Jahr auf 40 Pfge. Auswärtige müssen für freie Zusendung außerdem noch 36 Pfge. bezahlen, solche im. Ausland 60 Pfge. Einzelne Besteller von auswärts haben den Preis nach oben hin abgerundet.

    Das ist gut; denn die Herstellung des Blattes kostet natürlich mehr, als uns 93 Leser bezahlen. Gaben für die Begründung des Unternehmens gingen ein:

    von R. K. (10 M), O. K. (3 M.), A. A. (5 M.), Gebr. N. (10 M.), J. N. (3 M).

    Dies neue Jahr wird mich von euch trennen. Doch werde ich auch in der Ferne stets Anteil nehmen am Ergehen meiner Gemeinde.

    Urnshausen, 15. Januar 1910.

    Euer Pfarrer O. Kögler.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Februar 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen, 15. Febr. 1910.

    1. Unser frommes Opfer im Jahre 1909.

    Die Zahlen von 1908 stehen in Klammern dabei. Es wurden gesammelt: 1. für die Heidenmission: 84,46 M. (98,80 M.), nämlich Beiträge für den allgemeinen evangelisch protestantischen (oder Weimarischen) Missionsverein: 28,09 M.; zur Jubiläumsspende für denselben Verein: 47,22 M.; für das Syrische Waisenhaus in Jerusalem; 9,15 M.; 2. für die Innere Mission: 34 M. (23,40 M.), nämlich Vereinsbeiträge: 12 M.; für den Bibelverein: 2,50 M.; für das Blöden- und Siechenheim (das Carolinenheim) in Apolda: 19,50 M. (und zwar von einem Familienabend: 7 M. und eine Landkollekte: 12,50M.); 3. für den Gustav-Adolf-Verein: 23,13 M. (29,77 M.); 4. für den Evangelischen Bund (von 2 Familienabenden und einer behördlich angeordneten Kollekte): 16,03 M.; 5. eine Landkollekte: 5 M.; ferner für örtliche Zwecke: 6. für Kirchverschönerung: 11,07 M. (15,74 M.); 7. für Friedhofsverschönerung: 2,50 M. (3,70 M.); 8. für die Ortsarmen: 16,10 M. (17,49 M.); 9. für die Volksbücherei: 2,85 M. (3,30 M.); 10. für die

    Kinderbewahranstalt: 10 M. (10 M.), Zur Kinderbewahranstalt gaben die Gemeinde: 60 M. und die Jubiläumsstiftung im Großherzogtum: 75 M. Die Spenden bei fröhlichen Ereignissen in Höhe von 34,88 M. kamen ihr ebenfalls zu gute. Ein Gemeindeglied schenkte 3 M. — Es sei noch zu den ausgeführten Kollektengeldern erwähnt, daß die Schulkinder für den G.A.Verein 2,93 M., für die genannte Jubiläumsspende: 3,42 M., die Konfirmanden für den G.A.B. 4 M., für den Weimar. Missionsverein 4,79 M., für die Jub. Spende 7,80 M. sammelten, daß der Jungfrauenverein von seinen Theatereinnahmen für die Jub. Spende 20 M. abgab, und daß ein Gemeindeglied für das Carolinenheim 2 M. und für den G.A.V. 3 M. spendete. Wir wollen in der Gebefreudigkeit nicht erlahmen und auch die Vereinsfeste gern besuchen! Es ist eine Ehre für ein Dorf, wenn Jung und Alt an den edlen Volksfesten unserer christlichen Vereine zahlreich teilnehmen.

    2. Kirchliches.

    Der 6. Febr. war ein merkwürdiger Sonntag. Kein Zusammenklingen der Glocken rief die Gemeinde zur Andacht, kein Orgelton, kein Gemeindelied drang aus der Kirche heraus. Ich glaube, es hat den meisten wie ein Druck auf dem Gemüt gelegen, auch solchen, die nicht viel von der Predigt halten. Leider war ich durch Krankheit ans Bett gefesselt, Lehrer Helmbold verreist, Lehrer Böhme erkrankt und aus den Nachbardörfern kein Vertreter zu bekommen. Vielleicht hat dieser Gottesdienstausfall den Wert des gottesdienstlichen Lebens allen gerade recht deutlich zum Bewußtsein gebracht. — Wir haben in der Epiphaniaszeit und an den folgenden Sonntagen uns in den Nachmittagsgottesdiensten mit der Geschichte der evang. Mission von ihren Anfängen an beschäftigt und danach die Missionsarbeit im Syrischen evangel. Waisenhaus zu Jerusalem kennen gelernt. Für dieses Waisenhaus sind auch in den Missionsstunden kleine Gaben gespendet worden, eine Frau gab 1M. dazu, im ganzen können 3 M. abgeliefert werden. — Auf Altar und Kanzel liegt jetzt die schwarze Bekleidung, wir sind in die Passionszeit eingetreten, in der die Glocken auch in der Woche ins Gotteshaus rufen. Diese Wochengottesdienste finden am Abend statt, damit auch Männern und Jünglingen Gelegenheit gegeben ist, an ihnen teilzunehmen und weil die Gemeindeversammlungen im erleuchteten Gotteshaus etwas besonders Feierliches und Erhebendes an sich tragen.

    3. Familiennachrichten

    Am 30. Januar wurde getauft des Landwirts Ferdinand Fischer, Tochter Hulda Mathilde Pauline, geb. 21. Dez. 1909 (Taufspruch: 2. Kot. 12 v. 9). —

    Mit unsern besten Wünschen haben wir Frau Marie Tanz, des Simon Tanz Ehefrau, nach Jena in die Landesheilanstalten begleitet. Zu unsrer Freude hören wir von wesentlicher Besserung ihres schweren Herzleidens.

    Möchte auch ihre Schwägerin, des Valentin Tanz I. Ehefrau Marie, im Krankenhaus zu Dermbach, wo sie seit einigen Tagen weilt, glücklichen Kurerfolg finden!

    Und die dritte im Bunde der Herzkranken wird ja wohl auch demnächst im Krankenhaus Erleichterung und Stärkung suchen. Möge ihnen und allen Leidenden der Krankentrost der Heimatglocken zu Herzen sprechen! — Der unnatürlich milde Winter hat sich in gesundheitlicher Beziehung unangenehm bemerkbar gemacht. Die Influenza hat in den letzten Wochen als ein böser Gast in fast allen Häusern vorgesprochen, sodaß zu Zeiten mehr als die Hälfte aller Schulkinder krank darniederlagen. Gott sei Dank, sind wir vor schwereren Erkrankungen und Todesfällen bewahrt geblieben. —

    4. Der Wanderkochkursus

    ist am 2. Februar, am Tag des Lichtmeßjubels, zu Ende gegangen. Es war der erste Kursus im Eisenacher Oberland. Konnte man auf seine Einführung im Dorf das Wort anwenden:

    „Aller Anfang ist schwer!", so durften wir doch zuletzt froh ausrufen:

    „Ende gut, alles gut!" Jetzt giebt es wohl nur noch eine Stimme: das war eine segensreiche, gute Sache!

    Am 30. Januar war ein festlicher Tag des Wanderkochkursus. Von 2 — 3 hielt Fräulein Günther mit ihren 12 Schülerinnen eine mündliche Prüfung über Kochkunst und Nahrungsmittellehre. Eine Vertretung des Frauenvereins, der den Kursus veranstaltet hat, Mütter der Schülerinnen und Vorstandsmitglieder des Hauptvereins Dermbach, vor allem die Vorsteherin, Frau Bezirksdirektor Weimar, hörten der Prüfung zu und wurden von dem Gehörten sehr befriedigt. Gegen abend fand ein wohlgelungenes Prüfungsessen in Theod. Voll`s Saale statt, das den Eltern der Schülerinnen und allen Teilnehmern vortrefflich mundete, und bei dem die Pfarrfrau dem Hauptfrauenverein und dem Zentraldirektorium der Frauenvereine den schuldigen Dank für Gewährung des Kursus aussprach, während Schulrat Heiland anerkennende Worte über das Erreichte und über die tüchtige Wirksamkeit der Leiterin Fräulein Günther sagte. Am Abend vereinigte eine frohe Feier Lehrerin und Schülerinnen und deren Eltern, sowie die Mitglieder des Frauen- und des Jungfrauenvereins und viele Gäste im Voll’schen Saale.

    Fräulein Günther hatte sehr hübsche Reigen mit ihren Schülerinnen eingeübt, die die verschiedenen Jahreszeiten darstellten. Ein Bäckerladen bot feines Backwerk, das im Kursus gebacken worden war, für billiges Geld aus.

    Alles wurde schnell verkauft und zu gemütlich dampfendem Kaffee verzehrt: die Musikanten spielten frohe Weisen nur für den Dank der Versammelten, heitere Lieder wurden gesungen, die den Kursus und seine Leiterin priesen, auch ernste Worte wurden gesprochen, die zu wackrem Frauenstreben ermuntern sollten. So endete der Kursus in einem herrlichen Festabend, sein Segen aber soll sich nun im Leben offenbaren.

    5. Reichstagwahl

    Für den deutschsozialen Abgeordneten Schack, der sein Mandat niedergelegt hatte, wurde nach einem ungemein heftigen Wahlkampf — in Urnshausen fanden 3 Wahlversammlungen der rechtsstehenden Parteien, 1 liberale und 1 sozialdemokratische statt — am 29. Januar die Neuwahl vollzogen. Der deutschsoziale Postsekretär Hädrich in Dermbach erhielt hier 68 St.(im ganzen Wahlkreis 4861), der nationalliberale Rechtsanwalt Justizrat Dr. Appelius in Eisenach 13 (5789), der sozialdemokratische Parteisekretär Leber in Jena 39 (10255). Der Sozialdemokrat hat also im ersten Wahlgang den Sieg davon getragen. 5876 Wähler hielten sich der Wahlurne fern.

    6. Unser Blatt

    Da schreibt einer, das er durch die Heimatglocken einen Brief von einem Freund aus Amerika erhalten habe. So verbindet unser Blatt nicht nur die draußen mit der trauten Heimat, sondern knüpft auch alte Verbindungen wieder fest, selbst über das Weltmeer. — Ein sehr interessanter Brief kam von Valentin Hofmann, dem Sohn unsres Vizebürgermeister Joh. Hofmann III, aus Indianapolis in Nordamerika. Er schildert die derzeitigen darniederliegenden wirtschaftlichen Verhältnisse in den vereinigten Staaten von Nordamerika (1 Dutz. Eier kostet jetz 2,15 M.), er schreibt, daß neben dem Millionenreichtum einzelner die bitterste Armut, ja der Hunger wohnt, er weist auf die Verdorbenheit der Beamtenwelt hin, die nur ihren Vorteil suche. Sodann giebt er ein Bild von den eigenartigen kirchlichen Verhältnissen, in denen er selbst längere Zeit eine führende Stellung eingenommen habe, bisher durch unliebsame Verhältnisse zurückgeschreckt worden sei.

    Mag auch V. Hofmann vielleicht zu schwarz gesehen und gemalt haben, wir hören doch mit Freude die Anerkennung der geordneten Zustände im deutschen Heimatland und unsrer kirchlichen Einrichtungen heraus. Ein Sehnen nach der alten Heimat, nach den Lieben daheim, nach dem Mütterchen klingt rührend durch den Brief Aber die längst geplante Reise „nach Hause« kann jetzt nicht ausgeführt werden. — Ein anderer, Amerikaner, W. Kümpel, wird dagegen wohl demnächst singen können: „Teure Heimat, sei gegrüßt", wenn er zur Hochzeit der Schwester kommt. Mancher freundliche Brief ist noch eingetroffen. Ein Soldat bedankte sich persönlich für die Heimatglocken.

    Viele sind stumm geblieben auf die Zusendung des Blattes. G. V. stiftete 5 Mark. Herzlichen Dank! — Hebt die Nummern der Heimatglocken sorgfältig auf! In späten. Tagen habt ihr dann eine schöne Dorf- und Familiengeschichte. Helft alle mit, daß aus dem Unternehmen ein Segen erwächst.

    Euer Pfarrer O. Kögler.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    März 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen, am 14. März 1910.

    1. Am 11.März entschlief in Weimar, wo er im Ruhestande lebte, Pfarrer Rudolf Kamprath im Alter von 69 ½ Jahren. Kamprath war vom 29. Mai 1870 bis Ostern 1882 Pfarrer in Urnshausen. Er wurde am 23. Sept. 1840 als Pfarrerssohn in Olbersleben bei Buttstädt geboren. Am 2. Mai 1871 verheiratete er sich mit Fräulein Marie Netz ans Jena, die, erst 28 ½ Jahre alt, ihm nach noch nicht 9jähriger Ehe wieder entrissen wurde, wegen ihrer Herzensgüte tief betrauert von der ganzen Gemeinde. Kamprath kam von hier nach Haßleben und zog dann, in den Ruhestand versetzt, nach Weimar. Er ist ohne Todeskampf, wahrscheinlich an einem Schlaganfall, verschieden. Heute ist er zu Grabe getragen worden. Ich habe im Namen der Kirchgemeinde ein Kreuz als unsern letzten Gruß auf seinen Sarg legen lassen. Durch 12 Jahre hindurch hat er unserem Dorf als Seelsorger, auch eine Zeitlang als Lehrer, gewissenhaft und treu gedient. Und er hat seiner Gemeinde auch später noch gedacht. 1898 stiftete er 500 M. zum Bau einer Kinderbewahranstalt, und seit einer Reihe von Jahren hat er außerdem alljährlich der Anstalt eine Gabe zugewendet. Auch die Heimatglocken sind von ihm unterstützt worden. Nun läuten ihm die Glocken der ewigen Heimat.

    2. Brief aus Amerika

    Wilhelm Kümpel in Amerika, der nun doch nicht zu seiner Schwester schöner Hochzeit kommen konnte, fragte nach dem Ursprung des Dorfes Urnshausen. Ich kann nur folgendes aus alten Urkunden mitteilen. Im Jahre 887 — es sind bald 1100 Jahre her — wird Urnshausen zum ersten Male erwähnt. Da tauschte der Abt Hraban von Fulda mit den Laien Hruodulf und Albrich sein Ackerland im Grabfeldgau in der Roßdorfer Mark in dem Dorfe Orentileshus gegen ihren Wald daselbst.

    Damals also hieß unser Dorf Orentileshus. Der Name deutet darauf hin, daß hier ein gewisser Orentil sich zuerst niederließ, ein Gehöft (Haus) errichtete und den Acker bebaute. Später hatte das Kloster Zella Besitz in „Ornshusen. Dieser Name taucht 1186 auf. Im Jahre 1378 kommt auch der Name „Oerlshusin vor.

    Dann wird das Dorf „Oernshusen" genannt, so wie etwa noch heute der echte Urnshäuser seinen Heimatsort ausspricht.

    3. Kirchliches Leben

    Es war mir eine Freude, in den abendlichen Wochengottesdiensten der Leidenszeit jetzt doch vor gar nicht so wenigen erwachsenen Gemeindegliedern predigen zu können. Gestern wurden unsre Konfirmanden geprüft, am nächsten Sonntag Palmarum werden sie eingesegnet, und Gründonnerstag feiern sie ihr erstes Abendmahl. Möchten diese weihevollen Tage von bleibendem Segen für unsre jungen evangelischen Christen sein!

    Leset doch alle, auch ihr, meine Konfirmanden, mit rechtem Ernst das Wort „Zur Konfirmation" in diesem Blatt!

    Am Palmsonntag wird eine Kirchenkollekte für den Bibelverein, am Karfreitag eine Hauskollekte für den Verein für Innere Mission und unsere Kinderbewahranstalt gesammelt, die Kirchenkollekten an den beiden Osterfeiertagen sind für die Ortsarmen und die Kirchverschönerung bestimmt Am Sonntag Quasimodogeniti will ich meiner Gemeinde zum letzten Mal das heilige Abendmahl darreichen. Im Gottesdienst werde ich dann zum letzten Male von der Kanzel, auf — der ich 10 Jahre gestanden habe, zu euch reden.

    Bald wird wohl ein andrer, der Kollaborator Bauß in Vacha, in eurer Mitte wirken. Möge er eine freundliche Aufnahme finden und Gutes schaffen!

    Säen und pflanzen wir frisch, dem inneren Drang zu genügen!

    Wird auch die Ernte nicht uns — ernte die Früchte, wer kann!

    4. Familiennachrichten

    Getauft wurde am 20. Februar des Schmiedes Valentin Herbst erstes Kind

    August Heinrich, geb. am 1:2. Januar. Pate war August Herbst in Ostrowo

    (Joh. 6 v. 35).

    Getraut wurden am 13. März der Müller und Landwirt Wilhelm Specht und Martha Kümpel (Trautext war der Braut Konfirmationsspruch Offenb. Joh. 3 v. 20). —

    Beerdigt wurde am 22. Februar der Tagelöhner Johannes

    Schulz, gest. am 18. Februar (an Luthers Todestag) im Alter von 64 ¼ Jahren an einem Asthmaleiden, das durch die Influenza zum Tode führte. (Phil. 1 v. 21)

    In der Dezembernummer habe ich von einem Familien-Stammbuch gesprochen, in dem Familiennachrichten eingetragen und standesamtliche und kirchliche Handlungen beurkundet werden sollen. Ich habe ein solches beschafft, zunächst in 3 Exemplaren.

    Das gestern getraute Ehepaar will sich eines zulegen. Das nächste Paar wird gewiß nachfolgen. Dann wird sich diese treffliche Einrichtung hoffentlich allgemein einbürgern.

    Ich denke, daß der Standesbeamte das Büchlein künftig für Brautleute bereit halten wird.

    Das hübsch eingerichtete „Deutsche Familien-Stammbuch", das ich habe kommen lassen, kostet nur etwa 65 Pfge.

    5. Darlehnskassenverein

    Am Sonntag, dem 6. März, hielt der Darlehnskassenverein seine Frühjahrshauptversammlung ab. Es wurde die Jahresrechnung und Bilanz für 1909 vorgelegt und genehmigt. Der Jahresumsatz der Kasse betrug 161 904,26 M.

    Es wurde ein Gewinn von 485,56 M. erzielt. Durch ihn wurde der Stiftungsfonds auf 4663,33 M. erhöht; der Reservefonds wurde satzungsgemäß mit 32,37 M. gespeist; die Hauptversammlung beschloß aber auch, die Gewinnreste von 129,48 M. dem Reservefonds zuzuführen, der nun 739,14 M. beträgt. Die Sterbekasse, der eigentlich der verfügbare Gewinnteil bestimmt war, ist auf der Höhe von 565,63 M.

    Welch ein wirtschaftlicher Segen ruht in unsrer Darlehnskasse!

    Es liegt aber auch ein geistig-sittlicher Segen in ihr verborgen.

    6.Scheiden

    Das Scheiden. Am 21. Febr. hat Schwester Martha Schloeßmann ihre Gemeindepflegestation Weilar-Urnshausen verlassen. Sie ist nach Weimar ins Krankenhaus des Sophienhauses- berufen worden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie in ihr so sehr geliebtes Weilar zurückkehren wird. Das Scheiden ist ihr schwer geworden. Schwester Martha hatte sich während ihres mehr als dreijährigen Wirkens hier ganz in die ländliche Gemeindepflege eingelebt. Sie lebte eifrig ihrem schönen Berufe.

    Das hat namentlich Weilar erfahren, wo sie den Großen und namentlich auch den Kleinen treu gedient hat. So viel wie die Muttergemeinde hat eben die Tochtergemeinde nicht von der Schwester. Das habe ich mit Schwester Martha selbst manchmal besprochen, und sie hat es oft lebhaft bedauert. Deshalb ist von jeher mein Wunsch gewesen, es möchte der Schwesternsitz einmal wechseln, daß die Schwester bei uns wohnen und von uns nach Weilar zweimal in der Woche wandern sollte. Wir danken der Schwester Martha und wünschen ihr Gesundheit und Kraft und Befriedigung in ihrer neuen Tätigkeit. Ihre Nachfolgerin, Schwester Laura Schwarz, die von Weimar zu uns gekommen ist, haben wir schon freudig aufgenommen. Sie hat sich durch ihr schlichtes, gütiges Wesen unsre Herzen erworben.

    Das Scheiden betrifft auch meine Frau und mich. Seine Stunde naht. Da zerreißen mancherlei Fäden der Liebe und Freude, daß es dem Herzen wehe tut. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre.

    Mein letztes Wort in den Heimatglocken, das mir und euch gilt, soll sein:

    Gottes Wort zum Rat,

    Gottes Kraft zur Tat!

    So wird die Zeit

    In Freud und Leid,

    In Fried’ und Streit

    Eine sel’ge Saat

    Zur Ewigkeit.

    Euer Pfarrer O. Kögler.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    April 1910, 1. Jahrgang

    Kirchennachrichten

    Urnshausen, am 14. April 1910

    Kirchliches: Am Sonntag Judica fand die Prüfung der diesjährigen Konfirmanden statt und Palmarum wurden dieselben konfirmiert.

    Die Namen derselben sind:

    1. Paul Hofmann (Heinrich, Schuhmacher).

    2. Friedrich Heller (Wilhelm, Straßenwärter).

    3. Hugo Kornhaas (Oskar, Schreiner).

    4. Johann Schlechtweg (Heinrich, Zimmermann).

    5. Adolf Kaiser (Heinrich Köhler, Tagelöhner).

    6. Christian Schulz (Georg, Schachtarbeiter).

    7. Heinrich Herbst (Wilhelm, Tagelöhner).

    8. Heinrich Hofmann (Christian, Landwirt).

    9. Paul Fischer (Friedrich, Tagel.).

    10. Christiane Fischer (Georg Heinrich, Tagelöhner).

    11. Maria Möller (Johannes, Schneider).

    12. Elise Fischer (Adolf, Landwirt).

    13. Lina Hofmann (Christian, Landwirt).

    14. Kath. Abe (Johannes, Landwirt),

    15. Elise Schulz (Kaspar, Tagel.).

    16. Kath. Tanz (Johannes, Böttcher).

    17. Elise Dittmar (Friedrich, Fabrikarbeiter).

    18. Luise Seifert (Johannes, Landwirt).

    19. Lina Pittorf (Kaspar, Fabrikarbeiter).

    20. Auguste Lückert (Johannes, Maurer).

    21. Kath. Bohn (Heinrich, Landwirt).

    Im Vormittagsgottesdienste des Sonntags Quasimodogeniti hielt Herr Pfarrer Kögler seine letzte Predigt im hiesigen Gotteshause, in der er sich von der Gemeinde verabschiedete, ausgehend von dem Bibelspruch Epheser 4,15. Zehn Jahre hat er in treuer Arbeit für das Wohl der Gemeinde gewirkt und vieles Segensreiche geschaffen. Möge ihm und seiner Familie in seiner neuen Heimat nur Glück und Segen beschieden sein; Am 6. April verließ Herr Pfarrer unseren Ort, um nach Kleinrudestedt überzusiedeln. Musikchor, Gesangverein und die Jungfrauen brachten ihm am Abend zuvor noch einen Scheidegruß. Da der Nachfolger, Herr Kollaborator Bauß in Vacha, voraussichtlich erst nach Pfingsten hier eintreffen wird, so hat der Großherzog. Herr Sup. Westhoff aus Dermbach die Vertretung übernommen.

    Außerdem predigen Sonntag Jubilate nachmittags l Uhr Herr. Pfarrer Dreßler, Weilar, Rogate, vormittags 10 Uhr Herr Pfarrer Anhalt, Oechsen (vormittags 9 Uhr Abendmahl).

    Himmelfahrt nachmittags 1 Uhr Herr Sup. Westhoff. (Nach dem Gottesdienst Abendmahl).

    An den übrigen Sonntagen finden Lesegottesdienste statt.

    Familiennachrichten

    Am 1. Osterfeiertag wurde die Witwe Luise Kaiser geb. Hoffmann, die Frau des verstorbenen Schuhmachers Heinrich Kaiser (aus d. Mangel) beerdigt. —

    Getraut wurden am 3. April

    der Landwirt August Heinrich Wichler und Bertha Krautwurm.

    Stiftung

    Auch von einer kirchlichen Stiftung ist zu berichten.

    Eine fromme Frau stiftete eine silberne Taufkanne und Kelchlöffel, die am 3. April der Kirchgemeinde übergeben wurden.

    Schulisches

    Am Donnerstag, den 17. März, fand in dem Klassenraum der hiesigen 1. Schule die öffentliche Schulprüfung statt, zu der, wie gewöhnlich, Kirchgemeinde- und Schulvorstand in voller Zahl erschienen waren. Nach Schluß der Prüfung zog jedes Kind befriedigt nach Hause, waren sie doch für ihre Anstrengung durch Bretzeln und einige Bogen Papier entschädigt.

    Am 19. März wurden die Konfirmanden durch den 1 Lehrer aus der Schule entlassen.

    Da gibt’s Freude und frohe Hoffnungen der Entlassenen, aber auch Gefühle der Wehmut bei Lehrer und Schülern, die sich nun nach jahrelangen Zusammensein trennen müssen. — Die Einführung der 13 schulpflichtigen Kinder geschah am 31. März. Die Schülerzahl beträgt nun 115.

    Verein

    Der landwirtschaftl. Verein für Lengsfeld, Weilar und Urnshausen hielt am 3. April nachmittags unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Rodeck aus Weilar im Voll’schen Lokal hierselbst eine Versammlung ab, die sich eines guten Besuchs zu erfreuen hatte. Der Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule in Marksuhl, Herr Dr. Landbeck, hielt einen Vortrag über

    „Die Frühjahrsarbeit des Landwirts".

    Helmbold.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Mai 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen, den 13. Mai 1910

    Kinderbewahranstalt

    Sonntag, den 17. April, abends 8 Uhr fand im Saal der 1. Schule eine Versammlung des hiesigen Frauenvereins statt. Der Besuch war ein guter. Es handelte sich um einen Pflegling hiesigen Orts, die Kinderbewahranstalt. Alle Mitglieder waren der Ansicht, dieselbe solle wie in den früheren Jahren weitergeführt werden, und erklärten sich bereit, einen Beitrag dazu zu leisten. Dreißig Kinder waren schon angemeldet worden.

    Die frühere Leiterin, Jungfrau Elise Reder, ist gewillt, die Leitung wieder zu übernehmen.

    Ein Lokal ist bei dem Bergmann Wilhelm Schäfer gemietet worden. Recht erfreulich ist es, daß sowohl die Gemeinde als auch die Darlehnskasse ihre Beihilfe bereitwilligst zugesagt haben. So soll diese Wohlfahrtseinrichtung nach Pfingsten wieder ins Leben treten.

    Kirchliche Nachrichten

    Getauft wurde am 17. April Emma Elisabethe Bertha Fischer, geboren

    am 28. März, Tochter des Landwirts Adolf Fischer und seiner Ehefrau Karoline geb. Specht.

    Abendmahl soll noch an einem der ersten Sonntage nach Trinitatis stattfinden. Näheres wird in der Kirche bekanntgegeben werden.

    Von der Großherzogl. Behörde ist für die Gemeinden Nimritz, Lausnitz (beide im Neustädter Kreis), Magdala (in der Diözese Blankenheim) und Witzeroda (in der Diözese Gerstungen) eine Landkollekte ausgeschrieben. Sie soll zur Deckung von Pfarrei- und Kirchbaukosten dienen. In unsrer Gemeinde wird sie nach Pfingsten als Hauskollekte gesammelt werden.

    Einführung des neuen Geistlichen

    Am Dienstag, den 6. April, ist Pfarrer Kögler weggezogen, am Dienstag, den 2. Mai, ist sein Nachfolger angelangt. Gegen 5 Uhr des Nachmittags war er hier, ein Wagen mit seinem Hausrat bald nach ihm. Der Eingang des Pfarrhauses hatte schönen grünen Schmuck. Als der Wagen vor der Türe stand, haben freundliche Leute zugegriffen, und in einer Stunde war das Haus nicht mehr ein leeres Haus. .

    Nach dem Abendgeläute sind Kirchgemeindevorstand und Gemeinderat vor dem Hause erschienen, und mit ihnen der Musikantenchor. Die Musik hat ihre Weisen gespielt, und Bürgermeister Köhler hat Begrüßungsworte gesprochen, hat den Geistlichen willkommen geheißen und ihm Gutes gewünscht. Der Geistliche hat mit Dank erwidert. Zuletzt hat er gesagt: die Musik hat einen guten Klang, — die Glocke, die ich gehört habe, hatte auch einen guten Klang, — alles, was mir heute vorgekommen ist, hat guten Klang, — da wünsche ich, es möchte zwischen uns immer ein guter Klang sein, und was wir miteinander erleben werden, möchte sich abspielen in schönem Einklang!

    Pfarrer der Gemeinde ist er geworden durch seine Einführung am folgenden Sonntag. Eingeführt haben ihn Superintendent Westhoff von Dermbach u. Oberamtsrichter Schmidt von Stadtlengsfeld. Gepredigt hat er zum Antritt über 2. Korinther 4 B. 5: „Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christ, daß er sei der Herr, wir aber eure Knechte, um Jesu willen." Vater, Großvater und drei Brüder von ihm waren zu diesem Tag gekommen. Nach dem Gottesdienst wurde das Inventar übergeben. Danach, um ½ 3 Uhr, ist sein gemeinsames Mahl gehalten worden, das im Gasthause von Lorenz Fr. Fischer hergerichtet war und an welchem auch der Gemeinderat teilgenommen hat. Geredet haben dabei Oberamtsrichter Schmidt aus den Landesherrn, Superintendent Westhoff auf den neuen Pfarrer, Lehrer Helmbold auf die Einigkeit in der Gemeinde und sonderlich zwischen ihren drei großen Ämtern, der Pfarrer auf die Kircheninspektion und Bürgermeister Köhler abermals auf den Pfarrer.

    Der neue Geistliche steht im 26. Jahre, ist gebürtig von Mittelsdorf im benachbarten Amtsbezirke Kaltennordheim und kommt von Vacha, wo er seit Neujahr 1909 Kol1aborator gewesen ist und die Gemeinde Oberzella besorgt hat.

    Liebe Gemeinde!

    Euer Pfarrer bin ich geworden, in eurer Kirche soll ich predigen von nun an, euch meine Dienste tun. Ihr habt mich nicht erwählt. Mehr die eigne Wahl hat mich hergeführt — weil ich Heimatglocken wollte. Ich hätte mir den Kirchturm in fremder Gegend suchen können. Aber ich bin der Liebe des Herzens gefolgt, ich wollte Heimatglocken. Wolle Gott, daß ich recht daran getan!

    Ich kann nicht verlangen, daß es mir gar nicht verdrießlich bei euch gehe. Niemand kann das verlangen, der ein Amt nimmt. Ich soll ja mein Amt nicht haben, zu meiner Freude, sondern euch zu Freude und Frommen. Ihr tragt Lasten für dieses Amt. Laßt euch nur seine Dienste nicht entgehen! Wenn die Glocken läuten zur Kirche, zur Predigt, so läuten sie euch zulieb.

    Wenn ihr von mir gerufen werdet, dazu oder dazu, so ist es für euch. So muß alles genommen werden: Es ist für uns, zu Nutzen unser! Lasset mich euch nützen!

    In Gottes Namen!

    Pfarrer Max Bauß.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Juni 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen, den 14. Juni 1910

    Die Kinderbewahranstalt

    Sie ist nun am 19. Mai wieder eröffnet worden. Die meisten Mütter waren mit zugegen, und es gab gleich eine recht frohe Stunde. Es sind ungefähr sechsunddreißig geworden.

    Wie’s scheint, kommen sie gern und werden auch gern geschickt. Warum aber auch nicht?

    Es wird hübsch mit ihnen gemacht, und sie sind aufgehoben! Elise Reder, die Tante, hat auch viele Mühe. Kann man sich das denken? Zählet einmal: eins, zwei, drei, bis dreißig und sechsunddreißig, kleine Kinder, Buben und Mädchen, soviel beisammen — nicht wahr, man kann sich’s denken! — Das Haus hat eine geeignete Lage. Man kann hier wegen der Geschirre beruhigt sein. Wäre nun auch noch ein grüner Platz in der Nähe, so wäre die Kinderschule sehr schön eingerichtet.

    Kirchliche Nachrichten

    Am 21. Mai haben vor dem hießigen Standesamt die Ehe geschlossen der Handarbeiter Christian August Fischer von hier und die Jungfrau Elise Leyh von Kaltenlengsfeld. Sie wurden am folgenden Tage, dem Sonntag Trinitatis, in der hiesigen Kirche getraut. Sie wohnen nun in Dermbach, hören also dort ihre Glocken läuten. Daß die ihnen zu lieben Heimatglocken werden möchten, wünschen wir ihnen herzlich. Mögen sie nur auch immer gerne da sein, wohin die Glocken läuten! Der Text bei ihrer Trauung war nach Johannes 20 B. 27: „Seid nicht ungläubig, sondern gläubig!"

    Am 25. Mai starb die Witwe Anna Kordula Kallenbach. Am übernächsten Tage haben wir sie zu Grabe gebracht. Sie war am 9. Dezember 1830 geboren. Witwe ist sie an die vierzig Jahre gewesen. Sie ist an Wassersucht gestorben. Eine Tochter in der Ferne war ihr, wenige Wochen vorher, im Tode Vorangegangen. Die Grabrede hatte den Text l. Petri 5 B. 6: „Demütiget euch unter die gewaltige Hand Gottes, so wird er euch erhöhen zu seiner Zeit." Demütigen Standes, demütigen Laufes, demütigen Wesens — das ist das Bild von dieser Toten. O unser Gott, der du die Demut mit deiner Gnade krönen willst, leite auch uns zur Demut!

    Abendmahl haben wir nun noch zweimal gefeiert, am 2. und am 3. Sonntag nach Trinitatis. Die Jugend, die noch nicht gegangen war, wünschte ihr Abendmahl für sich; darum noch das zweite für die älteren Personen.

    Von der Jahreszeit

    Wir leben in einem ziemlich merkwürdigen Frühjahr. Soviel Gewitter mögen selten dagewesen kein wie heuer. Aber dabei ist gutes Wachstum. Das ist eben Wachswetter so.

    Gerade aber solches kann auch Vernichtungswetter sein: da, wo es schlimm auftritt, wo Schloßen fallen. Man hörte wohl heuer schon davon, daß es geschloßt hat. Mehr als von Schloßen hört man aber zur Zeit von anderer Vernichtung: der Blitz hat mal schlimm getan! Einige mal hat es hier im Oberland eingeschlagen, mit und ohne Brand. — Feuersbrand ist ein Unglück, ist ein großes Unglück. Wenn gleich die Versicherungen sind! Wie nur irgend jemand sich ein Feuer wünschen kann! So einer, den die böse Lust ansicht, ein Feuer anzurichten, der hat wohl nie gedacht an arme Abgebrannte, denen’s ein Jammer ist; der hat wohl auch nie gedacht, daß unser Herrgott seinen Schrecken, seinen Feuerschrecken, schicken kann, wo man’s nicht will! — Gott behüte uns gnädig vor Blitz und Ungewitter, vor Hagel und vor Feuersnot, im Frühjahr und im ganzen Jahr!

    Herr, wollst in allen Jahren

    Feld, Haus und Herz bewahren!

    Liebe Gemeinde

    Am letzten Sonntag, den 12. Juni, haben wir in der Nachmittagskirche Katechese gehabt, Unterredung mit den untersten zwei Jahrgängen der Konfirmierten. Es war die erste, seit ich hier bin. Ich habe vernommen, eine kurze Rede hättet ihr lieber als eine Katechese. Aber diese Katechesen sind vorgeschrieben; der Geistliche ist verpflichtet, sie zu halten.

    In unserer Gottesdienstordnung sind auf die Zeit von Sonntag Quasimodogeniti bis Ende des Kirchenjahres elf Katechesen verteilt. Meint ihr nicht, daß sie nützlich und nötig seien? Da wird doch die Jugend, die aus der Schule ist, angelehrt, aufs Bibelwort zu achten und dann auch die Auslegung der Bibel in der Predigt zu verstehen. Sie lernen schon in der Schule, bei der Predigt aufzumerken und sich bei den Terten etwas zu denken; durch die Katechesen lernen sie’s dann weiter. Und es wird doch gerade in diesen Jahren nach der Schule sehr nützlich und nötig sein!

    Ihr Konfirmierten aber, Knaben und Mädchen, welche zu den Katechesen kommen sollen, kommt nur froh und freudig! Es gibt gar nichts von wegen: „Wir schämen uns!" Vor wem denn schämen? Und weshalb? Vor den Schulkindern in der Kirche? Das braucht’s wahrlich nicht! Die horchen auf, auf alles, was gesprochen wird ‚von mir und euch, und denken: Wenn wir erst auch so antworten dürften! Oder wollt ihr euch schämen vor euren Müttern und Vätern in der Kirche? Die sitzen gar andächtig hinter euch und über euch und haben Herzensfreude an euch! Oder wollt ihr euch vielleicht schämen vor den älteren Kameraden, die nicht in der Kirche sind, deshalb schämen, weil ihr hinein müßt in die Kirche und euch müßt fragen lassen? Aber!

    Das dürft ihr nun verständigerweise vollends nicht! Ihr seid halt Sonntagsschüler, ihr seid halt in den Jahren! Ist das etwas zum Schämen, daß man noch nicht siebzehn und achtzehn ist? Ehe man siebzehn ist, ist man halt sechzehn, und ehe man sechzehn ist, ist man halt fünfzehn! — Aber es war schön, ihr wart schier alle da; ein Mädchen hatte sich entschuldigt. Also auch

    nächstes Mal!

    Pfarrer Max Bauß.

    Verantwortliche Redaktion: Superintendent Riese, Kaltennordheim. — Druck von Fr. Nauman in Kaltennordheim.

    Juli 1910, 1. Jahrgang

    Urnshausen, den 11. Juli 1910

    Nachrichten

    Am 26. Juni, dem 5. Sonntag nach Trinitatis, wurde getauft Lina Karoline Hulda Ströher, Tochter des Gastwirts Robert Ströher und seiner Ehefrau Lina geb. Lieding, geboren am 18. Mai.

    Am 6. Juli wurde in Kaltennordheim zur Synode gewählt. Die Diözesen Ostheim, Dermbach, Kaltennordheim bilden hierzu einen Bezirk. Jeder Bezirk wählt zwei Abgeordnete; einer muß Geistlicher sein. Zu wählen haben die Geistlichen und besondere Wahlmänner, die von den Kirchgemeindevorständen bestimmt sind. Der hiesige Wahlmann war Herr Lehrer Helmbold. Vierundvierzig Stimmen waren zur Wahl beisammen. Gewählt sind Pfarrer Cesar in Wiesenthal und Rektor Send in Ostheim, als Stellvertreter Adjunkt Koch in Sondheim und Lehrer Weitz in Zillbach.

    Für den 19. Juli ist eine Diözesanversammlung angesagt nach Dermbach. Die Diözesanversammlung ist mit der Synode zu vergleichen. Was die Synode ist fürs Land, soll ungefähr die Diözesanversammlung für die Diözese sein. Daher heißt sie auch gern Diözesansynode. Vertreter kommen aus allen Gemeinden; es sind die Geistlichen und außer ihnen Gemeindeglieder, welche durch die Kirchgemeindevorstände für die Versammlung gewählt sind (Urnshausen: Bürgermeister Köhler und Andreas Fischer). Diesmal soll im besonderen verhandelt werden über Friedhofspflege und über religiösen Gesang. Über Friedhofspflege wird erst Pfarrer Anhalt von Oechsen in einem Vortrag sprechen. Auch über das zweite Thema wird erst ein Vortrag gehalten werden, von Rektor Henschel in Lengsfeld; das Thema ist so gestellt: „Der Gesang im Dienste der Pflege des religiösen Interesses."

    Weiß man noch, daß in den Heimatglocken, in diesem Jahr im Monat März, des Pfarrers Kamprath gedacht war? Er war am 11. März in Weimar gestorben. Ein alter Pfarrer von Urnshausen! Urnshausen hat ihn zwölf Jahre gehabt, vom Jahre 70 an. In diesen Tagen ist ein andrer alter Pfarrer von Urnshausen auch in die Ruhe eingegangen, Pfarrer Virnau, mit hohem Alter gesegnet, im 84. Jahre. Er war im Herbste 93 außer Dienst getreten, wohnte in Untersuhl und jetzt noch nicht lange in Kassel. In Urnshausen ist er der Vorgänger Kampraths gewesen (Mitte 1864 bis Anfang 1870). Er wirkte danach bis zu seiner Pensionierung in Dankmarshausen. Man wird finden, daß noch manche hier die freundlichste Erinnerung an ihn haben. Er wird geschildert als ein guter Mann, als ein Helfer und Geber beinahe über die Maßen. In seine Jahre hier fiel das große Brandunglück von 65, am 17. Mai. Auch den Pfarrersleuten ist damals schier alles verbrannt; einiges hatte man aus dem Pfarrhaus in die Kirche gebracht, aber dann brannte die Kirche selber nieder. In einem befreundeten Hause hier ist noch lange Zeit eine Schranktür aus dem Pfarrhaus zum Andenken an den Brand aufgehoben worden.

    Mancherlei Gäste

    Heute ist Montag. Es ist am Mittwoch gewesen. Nach dem Abend zu kamen hier zwei Touristen die Straße herunter; sie kamen vermutlich von Bernshausen, von der Kutte her. Wenn ich mich nicht irre, sind sie im Orte über Nacht geblieben mußten Ferienreisende sein. Ich sah sie kommen. Ich dachte an’s Wetter. Es war kein Wetter zum Tourenmachen.

    Wir sorgen uns auch nicht um’s Tourenmachen. Bei uns ist andre Sorge hier, die Sorge um das Futtermachen ist’s. Das liebe Futter steht und liegt auf seiner Wiese und geht gelb und grau an. Es waren an dem Mittwoch gerade vierzehn Tage, daß keine Fahre mehr hereingefahren. Ich sah aber die Touristen und habe gedacht: Die Schwalbe verkündet den Sommer — vielleicht verkündigen die Touristen das gute Wetter! Am Donnerstag verhielt sich’s wirklich. Endlich! Zwar keine Sonnenglut — aber man war zufrieden. Man hatte in den Regentagen auch seine Touren gemacht, auf die nassen Wiesen, wenn es ein paar Stunden stille war, weil man glaubte: Es läßt sich etwas tun!

    Leider vergebliche Touren! Am Donnerstag war’s endlich möglich. Etliche Fuhren sind hereingekommen, freilich nicht gedörrt, aber zum wenigsten getrocknet. Am Freitag war es dann schon wieder vorbei damit Regen, und auch am Sonnabend Regen. Mir hat am selben Mittwoch jemand eine Rechnung vorgemacht: fünf, sechs Tage

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