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Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes): Meditationen, Methoden und Materialien als Einführung in das Theologiestudium
Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes): Meditationen, Methoden und Materialien als Einführung in das Theologiestudium
Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes): Meditationen, Methoden und Materialien als Einführung in das Theologiestudium
eBook507 Seiten6 Stunden

Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes): Meditationen, Methoden und Materialien als Einführung in das Theologiestudium

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Über dieses E-Book

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung aller entstandenen Texte im Theologiestudium von 2011 bis 2018. Sie dienen als Brücke und Informationsmaterial, um das Verhältnis von Theorie und Praxis darzustellen, die Theorie der Fehlerpädagogik aufzuzeigen und eine Einführung in die einzelnen, theologischen Disziplinen im Spannungsfeld von theologischer Leidenschaft und Vernunft zu geben, denn das Studium führt eher nicht zum Glauben, aber dieser kann dadurch wachsen, was auch der individuellen Gestaltung, dem Nicht-Verlust der Naivität und der beidseitigen Betrachtung von Kritik und Leidenschaft unterliegt. Gleichzeitig gibt es in den Fußnoten oder als Zwischentexte, da die Originaltexte nicht mehr so stark verändert werden sollten, um diesen allmählichen Lernprozess darzustellen, Tipps, Erklärungen, Anmerkungen, wie es im Theologiestudium zugehen kann. Da das auch immer eine individuelle Sache ist, wie das Studium gestaltet wird, können meine Texte nur exemplarisch bleiben. Aber die Methoden, wie Transparenz, Neutralität, Reduktion, literarische Vergleiche oder die vielen Gegenstände des Theologiestudiums, aufgrund seiner Interdisziplinarität, sind meist immer gleich, auch in anderen, geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Ich gebe auch Möglichkeiten an, wie die Theorie dann praktisch in einem Gottesdienst, einer Predigt oder einem Unterricht vermittelt werden kann. Es gibt sehr viele Definitionen von Theologie und Religion. Entscheidend ist, dass die Kategorie "Gott" sehr viel sein kann und einen Interpretationsspielraum hat, aber auch der verantwortungsvollen Kommunikation unterliegen muss. Wie schreibe ich eine Seminararbeit? Wie schreibe ich ein Referat? Wie halte ich eine Predigt oder einen Unterricht so, dass es für die Hörer plausibel und anschaulich ist? Das versuche ich anhand von eigenen Texten zu erklären und gebe gleichzeitig zusätzliche Literatur zur Vertiefung an.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Nov. 2020
ISBN9783347086937
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    Buchvorschau

    Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes) - Hannes Kerfack

    Meditationen

    Zu meiner Arbeitsweise¹

    Mein Arbeits- und Betrachtungsplatz oben bei den Bücherregalen erinnert mich an meine Schreibstube Zuhause. Seminarordner, Fachliteratur, Nachlässe von angesehenen Theologen und geschenkte Werke von Freunden und Bekannten und die Lampen, die darüber leuchten. Gleichzeitig gehe ich raus in die Welt. Die Schreibstube ist ein Ort des Nachdenkens über die draußen betrachtete Welt. Motorenrauschen höre ich dort nicht. Ich akzeptiere es voll und ganz mal für mich alleine zu sein. Verspannungen lösen sich dann. Mir wird warm ums Herz. Die Straße auf dem Bild erinnert mich an meine Joggingpfade, wenn es draußen etwas wärmer ist. Vogelgezwitscher, kalte, angenehme Luft. Ich fühle mich frei von negativem Stress, den das Studium in der Schreibstube auslösen kann. Wenn ich Zeit dafür finde, fange ich auch gerne ein betrachtetes Bild in meiner Staffelei ein.

    ¹ Theologie hat viel mit Meditation zu tun, in der Bibliothek, bei sich zu Hause, überall. Ein wichtiger Punkt für das Studium ist, dass man sich einen Arbeitsplatz sucht, an dem man sich wohlfühlt und ideale Lernbedingungen für sich herrschen. Diese Meditationen entstanden größtenteils während eines Predigerseminares in Braunschweig.

    Die Kontexte des Theologiestudiums

    Wie Theologie für mich funktioniert

    Theologie ist für mich ein Marktplatz der Wissenschaften und ihrer Fächer. Stelle dir vor, du gehst mit einem Körbchen auf einen Marktplatz und möchtest etwas für deine Klausur- und Prüfungsvorbereitung einkaufen. Vielleicht schreibst du sogar ein Buch über die Theologie und suchst nach Material. Nun gehst du von Stand zu Stand. An jedem Stand (AT, NT, KG, ST, PT, RW²) steht ein Professor mit seinem Fachstoff und einem Assistenten. Du bietest ihm Interesse als metaphorisches Geld an und er gibt dir ein Thema. Manchmal ist kein Professor mit seinem Fach da und dann verweist der Laden auf die Bibliothek im Hinterhof, wo du eigentlich immer hingehen solltest, wenn du Material suchst. Dann suche einen anderen Laden auf und suche das Passende zum Gesamtrezept heraus, das du in der geisteswissenschaftlichen Küche fabrizieren willst. Manchmal fehlen aber Zutaten, die die Theologie nicht bieten kann, sodass sie bei anderen Fächern gesucht werden müssen. Also schnell in den Nebenladen im Intershop der Interdisziplinarität. Keine Sorge. Dafür bedarf es keines Westgeldes und keiner Devisen, sondern starker Nerven und einem gut gefüllten Fernleihkonto.³

    ² Das sind die Abkürzungen für den Fächerkanon der Theologie: Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Praktische Theologie, Religionswissenschaft. Manchmal wird noch die Religionspädagogik ergänzt und dann gibt es noch Unterfächer, wie in der Systematischen Theologie: Ethik, Dogmatik, Religionsphilosophie oder die kirchengeschichtlichen Epochen.

    ³ Theologie ist ein hoch interdisziplinäres Studium. Man studiert quasi sämtliche Geisteswissenschaften. Durch die Psychologie in der Seelsorge oder auch Gemeindeleitung und Kybernetik, kommen auch medizinischnaturwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Aspekte dazu.

    Wo ist Gott?

    Ich weiß es nicht. Aber ich sage nur: Nein. Gott ist nicht tot. Meine Seele kann nicht ohne Brennholz brennen. Es gibt also einen Grund für meine innere, nicht abflauende Wärme. Ich suche weiter. Ich irre durch die Straßen. Es ist dunkel und ich höre Grillen, die in die Nacht zirpen. Da! Da ist was! Ich nähere mich einem offenen Gelände. Ich bleibe einfach stehen. Jetzt in der Ruhe empfinde ich Gott bei mir. Die Suche hat ein Ende in der Stille. Jetzt bleibe bei mir, rufe ich. Versiegele meine Liebe zu dir. Ich finde einen Ring auf dem Platz. Ganz zufällig. Ich stecke ihn mir an den Finger.⁴

    Interessant sind die Meditationen, weil es erste Predigtversuche sein sollten. Dann aber bekam ich schlechte Rückmeldungen von etwas „klerikal" denkenden Pastoren, die meinten, eine Predigt sei nur dann eine Predigt, wenn sie sich auf einen Predigttext bezieht (Kommunikation des Evangeliums). Das würde ich so nicht sagen, denn das Alte Testament beinhaltet auch Predigttexte und das ist erst zum Evangelium im Nachhinein, als Vorankündigung Christi, vielleicht geworden. Oder überhaupt nicht. Außerdem war es in der alten Kirche teilweise üblich, so genannte Themenpredigten zu halten. Vielleicht weil keine Bibel da war? War sie zu teuer? Oder gab es noch keine richtige Predigtausbildung? Aber genau diese Freiheit zu predigen, darin steckt so viel Potenzial! Das wäre auch für die Thematik des Hausgottesdienstes interessant.⁵

    ⁴ Das Studium führt nicht unbedingt zum Glauben, aber dieser muss und soll auch nicht zu kurz kommen. An einigen Fakultäten gibt es geistliche Angebote, wie Morgenandachten, Universitätsgottesdienste und anderes, um auch eine praktische Ausbildung zu ermöglichen, im Sinne einer Übungskirche in den Predigtseminaren.

    ⁵ Hier an dieser Stelle ist wichtig, dass das Theologiestudium, wie alle anderen Geisteswissenschaften, besonders auch die Philosophie, die Realität und das Gegenwärtige kritisch betrachten wollen. Vor allem geht es im Studium auch um Kritikfähigkeit, Diskussion, aber auch Respekt vor anderen, den man durch eine kritisch-konstruktive Form und Transparenz bei der Quellenarbeit auch herstellen kann. Hin und wieder schreibe ich solche kursiven Einwände zwischen die Zeilen. Darin liegt ja gerade die Konkretion, etwas so zu sagen, damit es nicht mehr anders gesagt werden kann. Das ist für ein erfolgreiches Studium nur ein scheinbar kleiner Aspekt.

    Im Schatten des Kreuzes ist das Licht – das Titelbild

    Zwei Seiten hat dieses Bild, als ein Kontrast zwischen Dunkel und Hell. In der Mitte ist das Kreuz, das auf einem kleinen Hügel steht. Durch ein unbekanntes Licht auf der dunklen Seite, wird ein Schatten des Kreuzes auf die Lichtseite geworfen. Da wo eigentlich gar kein Licht ist, ist Schatten. Da wo der Schatten ist und physikalisch gar kein Licht sein kann, ist das Licht Gottes, die Macht Gottes. Da wo der Todesschatten ist, ist Licht - das Paradoxon des Kreuzes. Strahlen brechen viele aus einem Licht, auch in der Finsternis. Die dunkle Sonne wirft einen scheinbaren Todesschatten, der durch das wahre Licht überboten wird. Der Tod wird durch die Auferstehung im Licht Gottes überwunden. In der Taufe erschien Gott Jesus als grelles Licht vom Licht, durch die Taufe wird unser Leidensweg vorherbestimmt, wir werden in den Tod Christi getauft. Doch da ist das Licht und nicht die kleine Finsternis, der Schatten, den das Kreuz durch die dunkle Sonne wirft, die so sein wollen, wie die Sonne Gottes, gottgleiche Herrscher. Gleichzeitig zeigt ist auch die Ambivalenz des Kreuzes und der Theologie. Das Kreuz ist in seinem Ursprung ein paganes Objekt, Repräsentant einer höheren, staatlichen Ordnung, im Sinne der Bestrafung gegen Unruhestifter im Römischen Reich. Es ist also nicht nur ein christliches Symbol. Auch die Sonne war ein Symbol, für den Sonntag und ein Religionshybrid zum paganen Sol-Invictus-Kult. Es gibt immer zwei Seiten bei der Betrachtung und Entstehung von Religion, sodass auch das hier, wie (Gott), in Klammer gesetzt werden sollte. Nicht alles, was christlich ist, ist in seinem Ursprung auch christlich. Und das Nicht-Christliche kann auch etwas Christliches haben. Im christlichen Sinn ist es natürlich ein Hoffnungszeichen im Sinne der Auferstehung.

    Diese Gedanken geben mir die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich dachte oft an Studienabbruch, sah aber im Kreuztragen immer noch ein Licht bei denen, die mich unterstützt haben und es die sind, woran ich mein Herz hänge, so sagte es Luther, dass das eigentlich mein Gott ist. Trotzdem frage ich mich immer noch, was Luther damit meint, wenn er doch sagt, dass, wenn man sein Herz an das Geld hängt, dass das ein Götzengott ist. Was nun? Ich soll Gott lieben, ihn aber doch nicht lieben? Das muss ich an dieser Stelle leider offen lassen.

    Doch es geht weniger um Intelligenz als um Fleiß und Durchdringungsvermögen, die im Studium gefragt sind. Und immer wenn ich etwas auf diese Art und Weise erreicht hatte, fühlte ich mich sehr gut, als würde eine Sonne vor mir aufgehen, wieder weiter gekommen zu sein. Das hat mich erfüllt. Andererseits vergesse ich die schlechten Zeiten nicht. Es hat oft sehr viel Arbeit gemacht, weiter zu kommen und ans Aufgeben dachte ich ein dutzend Mal. Doch ich habe einfach weiter gemacht. Andere sehe es vielleicht lockerer als ich, aber ich kann nicht über meinen eigenen Schatten springen, der von meinem eigenen Kreuz. Aber es ist kein Kreuz, sondern eine Befreiung so zu sein, wie ich bin, auch wenn mir andere Menschen mein Kreuz zeigen: Was muss oder soll ich besser machen? Die Erwartungen von anderen Menschen ständig erfüllen? Nein! Das Licht der Macht Gottes ist stärker. Die Hoffnung, dass die Macht Gottes und Kraft Jesu bei den Schwachen mächtig ist (2. Kor 12, 9), eine ehemalige Jahreslosung, die hier auch in einem Text behandelt wird, zum Thema Widerstand.

    Über Exodus 1-6

    Gibt es einen vollkommenen Christen? Ein Christ, der das Wort der Bibel achtet? Der die Gebote bis zum kleinsten Vers hin beachtet und sie in seinem Leben erfüllt und ihnen folgt, als Garantie eines vernünftigen Lebens?

    Schwierige Fragen, die jedem von uns einmal durch den Kopf gehen können. Bin ich wirklich so christlich, dass ich mich einen Christen nennen darf? Nein. Es gibt Menschen, die das Wort Gottes missverstehen und es missbrauchen, als Eigennutz oder für Machtinteressen.

    Die Rechtfertigung suchen die Menschen bei Gott. Denken wir zurück in die Zeit vor 1000 Jahren, als der erste Kreuzzug von Papst Urban II. ausgerufen wurde, im Namen der christlichen Kirche und Gott. Den Menschen wurde suggeriert, dass Gott einen Krieg gegen die Heiden gewollt hat und Massen von Menschen mobilisiert wurden, um Stätten des Nahen Ostens einzunehmen, insbesondere die Heilige Stadt schlechthin: Jerusalem.⁶

    Du sollst nicht töten, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, wiederspricht sich allem Hass durch Machtinteressen. Doch es geht um ein Prinzip: Kein Mensch kann vollkommen sein und der Mensch war schon seit er auf der Welt wandelt ein Lebewesen, das durch Kriege und Gewalt verschiedene Interessen austauschte und viel Leid auf dieser Erde verursachte. Solange es Menschen gibt, wird es auch Konflikte auf der Welt geben.

    Es gibt genügend Beispiele, wie die Weltkriege der Moderne, Konflikte im Nahen Osten oder auch Kriege in weit vergangenen Zeiten, wie der 30-jährige Krieg, der auch als Glaubenskrieg geführt wurde zwischen dem neuen Protestantismus und dem Katholizismus. Doch Gott vergibt uns und gibt uns die Möglichkeit zurück zu kommen, als Tröster, Heiler und ewig liebender Gott.

    Die Chance trotz eines Fehlers in seine Arme zu kommen, wie Christus die Menschen tröstete in schwerster Not. Würden sie sich aber ihre Fehler auch zu Herzen nehmen und aus ihnen lernen? Die Geschichte von Moses, der ersten Offenbarung. Er stieg auf den Berg Sinai und erhielt vor einem brennenden Busch, wo er die Stimme Gottes gehört hatte vom Himmel herab, die Tafeln von Sinai, die wir auch als die 10 Gebote kennen.

    Davor kündigte er an, dass das Volk Israels sein Volk ist und es eine Schar von Priestern ist, die sein Wort verbreiten werden, in aller Welt. Seine Bedingung ist nur die Treue zu ihm, dem Herrn. Er errettete sie aus der Sklaverei Ägyptens. So verlangt er ewige Treue und den Eid ihm zu dienen.

    Die Menschen schworen darauf, brachen aber trotzdem mit den Gesetzen, die Gott ihnen gegeben hatte. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Das Gott der einzige Gott sein soll, daran hatten sie sich nicht lange gehalten und beteten den Gott Baal an, zusammen mit verschiedenen Götzenbildern seinerseits.

    Der Herr sah dies als großen Verstoß an und ließ keinerlei Barmherzigkeit walten. Das Volk Israel musste für seine Tat Buße tun und er bestrafte sie mit neuen Kriegen und Belagerungen Jerusalems, in der die Stadt zerstört und geplündert wurde.

    Aber er kommt immer wieder zur Einsicht und zeigt sein gütiges Herz der Vergebung und lässt sie neu erstehen. Kein Mensch, kein Christenmensch kann vollkommen sein und es ist menschlich, Fehler zu machen.

    Wir lernen aus ihnen, wenn wir es dann wollen und die Zukunft besser gestalten wollen. Dass wir mehr begreifen und verstehen und aus Erfahrungen lernen, damit der nächste Weg leichter wird und wir auch anderen Menschen, sogar Generationen, von jenen Taten erzählen zu können und sie belehren, um Schrecken und Leid zu verhindern.

    Aber es ist die Frage, ob sie dem zuhören wollen und es begreifen wollen oder alles im Starrsinn und Eigennutz untergeht, dann ist es zu spät. Niemand kann ein vollkommen, vernünftiges Leben führen.

    Es sollte ein Leben der Vernunft sein, in dem man immer wieder durch Fehler und somit Erfahrung, das Vernunftleben weiter auszubauen, durch lebenslanges Lernen. Es ist ein Prozess, der andauert, ohne ein wirkliches Ziel. Wir können uns dem aber annähern. Dennoch einen vollkommenen Christen gibt es nicht und die es sind, sind keine wirklichen Menschen mehr.⁷

    ⁶ Hier in dieser Meditation zeigt sich ganz deutlich die Ambivalenz von Religion und dem Christ-Sein, die man nicht schön reden sollte, aber auch nicht auf ihr beharren sollte, im Sinne einer vollständigen Ablehnung. Vielmehr geht es darum, beide Seiten zu betrachten und auch eine Situation nicht einfach so aus seinem historischen Kontext, wie Steine der Argumentationen aus einem Steinbruch, herauszulösen. Diese Meditationen sind von einer ziemlichen Leidenschaft zu Beginn des Studiums geprägt, die nicht immer kontextualisiert genug waren, dadurch auch etwas missionarisch wirkten und man nach Bildungsprozessen wohl immer ein bisschen über ein neues Ich nachdenkt. Ich lasse die Texte trotzdem stehen. Die kritischen Fußnoten sollten aber dennoch mitgelesen werden. Vielleicht entdeckt sich der ein oder andere Leser auch in diesen Vorher-Nachher-Texten wieder. Wenn man von einer Sache überzeugt ist, dann meint man anscheinend immer, das täte auch andern gut. Das ist wohl auch ein (kritischer) Grundgedanke der Mission.

    ⁷ Interessant in dieser Meditation ist der Sinn der Fehlerpädagogik, die in einen übergeordneten, biblisch-transzendenten Zusammenhang gestellt wird und ich schon in der leidenschaftlichen Zeit vor der Wissenschaft dies erkannt hatte, dass man immer an sich arbeiten kann und das Christ-Sein ein ambivalentes Sein ist, wie wahrscheinlich alle Lebensweisen, der man sich immer nur annähern kann. Auch gibt es versteckte Christen, im Sinne einer unsichtbaren Kirche.

    „Weihnachten wird unter dem Baum entschieden?"

    ist ein wohl vielen bekannter Werbespruch, den man jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit vom Auto oder als Fußgänger oder auch im Fernsehen gesehen hat.⁸ Auf meinem alltäglichen Weg zu der theologischen Fakultät, entdeckte ich einmal dies und blickte sehr kritisch darauf, dachte gleich wieder an Verweltlichung. Kann man das wirklich so behaupten: Weihnachten wird unter dem Baum entschieden? Als wäre die Menge von Geschenken, Glanz, Schmuck und Süßigkeiten die wichtigste Sache an Weihnachten? Als wäre da nur noch die Manipulation durch die Werbung, uns zu animieren, etwas zu kaufen und mehr Geld in die Kassen der Verkäufer zu spülen? Als wäre da nur noch der Gedanke von Profit und Kapital, den wir durch unseren guten Menschenverstand erkennen sollten und müssen? Nein. Ein solches Weihnachten ist für mich kein wahres Weihnachten, welches den wirklichen Sinn darlegt, sondern ein Weihnachten, das durch den zunehmenden Konsumterror in der so genannten Überflussgesellschaft verfälscht wird. Viele Menschen machen sich unnötig Gedanken darum: Was soll ich nur schenken? Wie wird Derjenige reagieren, wenn ich ihm dieses Geschenk überreiche? Wird er glücklich sein? Ja oder nein? Und bestimmt allein die Größe und Werthaftigkeit eines Geschenks das Glück des Gegenübers? Nein dem ist nicht so. Viele kleine Kinder werden mir in der Sache mit der Größe der Geschenke sicher nicht zustimmen. Aber wir alle sollten Weihnachten mehr als eine Zeit verstehen, in der es weniger darum geht, wie viele Geschenke man hat oder wie groß sie sind, sondern die Geschenke als einen Liebesbeweis betrachten sollten, egal ob groß oder klein. Sie sind ein Zeichen, dass ein Mensch einen anderen Menschen gerne hat und ihm dies durch eine Gabe verdeutlichen will und ihm so seine Liebe zeigen will. Liebe ist hier nun ein sehr großes Wort, das nicht nur eine tiefsinnige Liebe zwischen zwei Menschen kennzeichnet, sondern auch eine Familie oder einen Freundeskreis bindet. Sie existiert dort nur immer in verschiedenen Formen. Einer der wichtigsten Punkte, den man dabei nicht vergessen darf, ist der Punkt der gegenseitigen Dankbarkeit. Einfach danke zu sagen und nicht gleich: „Kann man ja umtauschen! Macht ja nichts. Es ist eher wichtig, aus jedem Geschenk, wie immer es auch beschaffen sei, einen Nutzen zu ziehen. Aber wie eben gesagt: Man danke für diese Gabe und lehne sie nicht ab. So gesehen kann man nicht sagen, dass Weihnachten unter dem Baum entschieden wird, sondern im Miteinander der gegenseitigen Liebe der Herzen der Menschen, mit denen wir den Heiligen Abend gemütlich verbringen wollen. Die eine Idee, dass alle nach der Bescherung ihre Geschenke rundenweise nach und nach auspacken, war mir Anfangs ein kleines Greul, da ich immer so aufgeregt war und mich auf die Geschenke stürzen wollte. Mit der Zeit erkannte ich aber darin einen Sinn, dass man so mehr Zeit bei der Bescherung verbringen und auch über die Geschenke reden kann. Aber das Wichtigste war dann für mich immer: Nach jedem Geschenk ein Danke zu sagen oder selbst eines zu hören. Das Gefühl dieses zu vernehmen ist wunderschön, ein Zeichen dafür, dass man wertgeschätzt und nicht bei Seite geschoben wird oder sich so fühlt. Ich erinnere mich noch an einen Spruch von einer Weihnachtskarte aus einem Zeichentrickfilm: „Weihnachten ist nicht nur wegen der Geschenke oder süßer Datteln und Feigen, sondern um unsere Herzen zu erwärmen und unsere Liebe zu zeigen. Und diesem konnte ich mit vollem Herzen zustimmen.

    Um nun noch einmal den Bogen zum Predigttext zu spannen, der Weihnachtsgeschichte, die wir jedes Jahr hören, sei gesagt: Weihnachten wird nicht unter dem Baum entschieden, sondern unter der Krippe entschieden, in dem der Ur-Sinn von Weihnachten Grund und Fuß hat. Diesen Sinn kennen wir alle. Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, auf das wir den wahren Sinn von Weihnachten erkennen und nicht zu sehr der Verweltlichung verfallen.

    ⁸ Das war ein Werbespruch zu Weihnachten 2011 von Media-Markt, was auch in anderen Medien etwas kritisch gesehen wurde. Diese Meditation hielt ich zum Heiligabend, aber diese Leidenschaft muss auch kritisch gesehen werden, weil ich mich noch daran erinnere, dass ich mich an diesem Tag unbedingt fachlich beweisen wollte, ohne alle Kontexte dieser Werbeanzeige zu beachten. Eine Entscheidung kann auch im Sinne eines Ergebnisses gesehen werden. Also war ich dieses Jahr artig? Gibt es daher viele Geschenke? Ich denke, dass diese Aussage dahinter gesteckt hat.

    Über das Thema Hoffnung

    Ich erinnere mich an eine Religionsstunde aus der 7. Klasse, wo wir ein Spiel über die Weltreligionen im Kurs spielten. Da gab es ein Spielfeld, mit dem es möglich war, fast an das Ziel zu kommen.

    Man musste nur eine kleine Predigt halten, zu einer These, die der Lehrer aufstellte. Und einmal wählte man mich aus, eine Predigt zu halten, wo mir aber nichts einfiel. Die These lautete: Alle Menschen haben Hoffnung.

    Und jetzt viele Jahre später machte ich mir einen Kopf darum. Hoffnung ist ein großes und wichtiges Wort auf dieser Welt, in der der Frieden noch lange nicht hergestellt und Gott auf den Moment wartet, an dem die Menschheit für den Frieden der Welt, der Nächstenliebe zwischen Nationen, Kulturen, Jedermann bereit ist. Wenn die Welt bereit ist, so wird er den Frieden geben. Doch diese Zeit ist noch fern und weit weg, bis die Menschen es lernen, sich gegenseitig zu helfen und zu lieben, egal ob nun Feind oder Freund.⁹

    Eine Welt ohne Gewalt und Konflikte in ewiger Liebe und Freundschaft zueinander. Darauf kann man hoffen und jene Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und wenn es viele Jahre dauert. Wir haben Hoffnungen, Träume und Wünsche. Und durch den Glauben an eine solche Vorstellung, geht auch die Hoffnung nicht zugrunde. In Gebieten von Krisen und Konflikten, wie wir es jetzt auch in Afrika sehen, wo Tausende unter dem schrecklichen Leid einer Hungersnot leiden. Kinder, die nicht genug zu essen und zu trinken haben, ertragen dieses Leid tagtäglich und jene Länder, deren Möglichkeiten es erlauben zu helfen und Entwicklungshilfe zu leisten. Organisationen, denen jedes Leben wichtig und kostbar ist und jene Hoffnung der Menschen retten und erfüllen möchten, soweit es in ihrer Macht steht.

    Wie eine Mauer steht aber auch Korruption und mangelnde Nächstenliebe, gegenüber dem Volk, der Regierungen dort im Wege, so dass nicht alles zu den Opfern gelangen kann. Alles muss direkt dort ankommen und keine Verwaltungsmühle durchqueren müssen, die einen Teil des Geldes zermahlt und Hoffnung für Hoffnung zerstören kann.

    ⁹ Diese ambivalente Sprache und Leidenschaft der Rede von Gott ist in meiner Jugendtheologie ganz entscheidend. Diese konnte aufgrund einer inneren Überzeugung, auch um Bestätigung und damit Glücksgefühle von außen zu bekommen, sehr stark und auch zu missionarisch sein. Aber eine Bestätigung wäre auch immer ein Aspekt der Anerkennung vom Gegenüber, ohne das eigene Selbstbewusstsein zu beschädigen. Es geht im Studium auch immer um das Erkennen von Gefühlen und wie man darauf angemessen reagiert.

    Meditation über Nehemia 3

    Ich erinnere mich an ein ehemaliges Küsterseminar für Ehrenamtliche aus Pommern, das ich besucht habe und wir dort auch in kleineren Zusammensetzungen über den Sinn, die Zukunft und den Sinn des „einen" Zahnrades des Uhrwerks Gemeinde gesprochen haben und wir zu vielerlei Schlüssen gekommen waren.

    Manche sagten, es wäre ein großes Unrecht, einen so wichtigen Dienst für alle in der Gemeinde als einfachen Helferjob abzustempeln, und man dafür sorgen sollte, dass alles, was anscheinend Kleinigkeiten sind, in der Gottesdienstgestaltung doch einen sehr wichtigen Platz einnehmen kann.

    Ein Organist für die Liedstimmung, ein Küster für die Pflege der Sakramente und Vorbereitung des Gottesdienstes, ein Lektor für ein gutes Lektorat der Bibeltexte und natürlich auch der Pastor für Liturgie und Predigt.

    Doch dies sind alles Bausteine, wie sie auch die Bauarbeiter Stück für Stück auf den Tempelbau setzten. Dass jeder eine Aufgabe hat, auszubessern, eine gute Struktur und Festigkeit des Baus zu erhalten und somit in diesem Gebäude fertig zu stellen, was die Zeiten überdauert und an das sich viele erinnern, eben hier die Erinnerung an einen schönen Gottesdienst, mit dem wir das Tor der Kirchentür durchqueren und behütet auf all unseren Wegen gehen wollen.¹⁰

    ¹⁰ In der Meditation erkenne ich den Sinn des Priestertums aller Gläubigen wieder, sodass Kirche und Gemeinde nicht nur von den Hauptämtern getragen wird, sondern von allen, die Kirche mitgestalten, ob nun sichtbar oder unsichtbar. Das Buch Nehemia beschreibt den Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels nach dem Kyros-Edikt im 6. Jahrhundert vor Christus.

    Über das Thema Arbeit und Entspannen

    Oft frage ich mich, warum ich so perfektionistisch bei meiner Arbeit war/bin. Eine gute Note ist für mich heute keine Bestätigung mehr, dass mich der Lehrer mag, aber eine Bestätigung etwas verstanden zu haben.

    Von Geburt an, soll ich ein leichtes Denkdefizit haben. Die Erfahrungen zwei blaue Briefe bekommen zu haben, haben mein Arbeitsverhalten entscheidend verändert. Aber sowohl in das positive und negative. Negativ, weil die Arbeit narzisstische Züge bekam, positiv: Man muss etwas dafür tun, wenn man ein Ziel hat oder einen Weg. Durch das Denkdefizit, hänge ich in manchen Seminaren immer wieder hinterher, egal in welchem Semester ich bin. Durch viel Arbeit kann ich das aber kompensieren. Dafür brauche ich viel Ruhe und Entspannung, um den Lernstoff im Kopf zu verarbeiten. Ich suche daher nach einer perfekten Gelassenheit oder einem gelassenen Perfektionismus. Ganz werde ich nie über meinen Schatten springen, das weiß ich. Ein weiterer Schatten ist, dass ich mein Studium mehr oder weniger als Einzelkämpfer durchziehe. Das hat auch seine Vorteile: Abgehärteter, auf das Schlimmste vorbereitet, aber dafür auch Burnout-Gefahr. Einen kleinen hatte ich schon und musste mich wochenlang zurückziehen. Der war wieder mit einem Scheitern im Studium verbunden und Scheitern ist sehr gut. So lernt man am besten seine Grenzen kennen.

    Ich denke während des Arbeitens immer darüber nach, wie ich das in den späteren Beruf übertragen kann. Ich habe vor dem Pfarrberuf¹¹ Respekt, prüfe vielleicht manchmal zwanghaft meine Eignung dazu. Gelassenheit kann schwer sein. Wissenschaftliche Unwissenschaftlichkeit wie? Wie kann ich anderen Hörern Theologie einfach erklären? Manche Studenten, die hochtrabend reden, verstehe ich gar nicht mehr richtig. Trotzdem bin ich schon im 6. Semester. Paradox ist, dass ich manchmal glaube, ich sei dümmer geworden, nur weil ich theologisch ruhiger wurde.¹² Vielleicht liegt es auch daran, dass sich langsam die theologische Logik in den Kopf festsetzt. Ich habe mich zurückgezogen, weil die Anerkennung und das Festmachen an Ruhm und Anerkennung nicht mehr an erster Stelle steht. In mir ist eine gute und schlechte Seite. Die schlechte Seite ist die Nachwirkung der Suche nach Anerkennung. Die Gute sieht es gelassen, weil sie weiß: Die Realität im Studium sieht anders aus. Ich lerne für mein Leben. Manchmal ist es ein Kampf zwischen Gut und Böse.

    Ich beobachte auch gerne andere Studenten in der Bibliothek. Besonders bei den BWLern und Naturwissenschaftlern glaube ich, dass die zu viel arbeiten. Andererseits schreiben manche ihre Seminararbeiten bei Facebook, wenn man die Wortanzahl des Chatraumes mit den Vorgaben der Prüfungsordnungen vergleicht. Viele mühen sich ab und ich sitze da und gucke auch gerne mal in die Wolken, wenn ich keine Lust habe. Viel „Laptopgetippe", schlecht für das Arbeitsklima. Was entsteht da alles? Wie viel kriegen die in ihren Kopf? 35-40 Stunden Arbeit die Woche halte ich im besten Fall aus. Nicht zu voreilig sein mit der Gier nach Wissen, aber Wissen entwickle ich gerne Ich habe viel Zeit, und brauche einen Ausgleich und mache zwischenzeitlich ein paar Tage Urlaub. Manchmal fällt es mir schwer, weil ich weiß, mir sitzen die Hausaufgaben im Nacken. Dann versuche ich es wieder mit Meditation und Gebet mithilfe meines Losungsbuches.

    ¹¹ Ich habe mich nach einem Aufbaustudium gegen ein festes Pfarramt entschieden und mich als freier Theologe, Schriftsteller und Künstler teilselbständig gemacht, weil ich die Vorgaben, auch die theologischen (Fokus auf die eine Auferstehung), nicht mehr individuell tragen konnte.

    ¹² Die Meditation stammt nach einer Studienzeit von 3 Jahren. Jetzt nach einigen Jahren mehr, merke ich doch eine größere Gelassenheit, aber es war ohne Übung zur gegenwärtigen Zeit damals schwerer als heute, weil Studieren immer auch etwas damit zu tun hat, größere Menge an Daten im Kopf zu verarbeiten und es dauern kann, bis der Kopf dafür Übung hat. Diese Übung erlangt man durch ständige Durchdringungsfähigkeit von viel Stoff (auch in kurzer Zeit), wobei im Theologiestudium mehr der Fokus auf die selbstständig zu schreibenden Seminararbeiten liegt und weniger auf die Klausuren, was aber auch von Studienordnung zu Studienordnung unterschiedlich ist. Grundsätzlich muss jeder sein eigenes, gutes Arbeitsklima finden, um das Lernen zu lernen und die Wissenschaft nach und nach einzuüben.

    Liedmeditation über „Von guten Mächten wunderbar geborgen"¹³

    Von guten Mächten wunderbar geborgen…die scheinbar Schwachen haben manchmal einen Schutzengel mehr und die Stärke Christus ist in ihnen. Sind die Starken immer stark und die Schwachen immer schwach und wie bewerten Menschen einen anderen in diesen Punkten? Ein kleiner Satz aus einem Zeichentrick, die Geschichte von den unwegsamen Galliern, die mit Erfolg den Römern Widerstand leisten, aufgrund eines kleinen, aber mächtigen Zaubertranks, der ihnen übermenschliche Kraft verleiht, besagte am Ende: Kann es nicht so sein, dass die scheinbar Schwachen manchmal einen Schutzengel mehr haben? - Eine Macht, die man so nicht sehen kann, aber trotzdem wirkmächtig genug ist, die Gallier in guten Mächten geborgen zu halten. Doch dies ist mehr ein Widerstand, den es so nicht gegeben hat und Julius Caesar ganz Gallien erobert und kein Dorf vergessen hatte im Jahre 50 v. Chr.

    Aber die Widerstandsfrage taucht überall in der Geschichte auf, wo es Menschen gab, die mit mehr oder weniger Erfolg ein menschenunwürdiges und verachtendes System anprangerten und sich gegen einen Zwang von Ideologien, Gesetzen oder gegen Mächte, die sie unterdrückten, wehrten und doch ihren Teil dazu beitrugen, weil das, was sie auslösten, den Mut Anderer stärkte und wussten, dass eine Sache weitergeht, auch wenn man für sie gefallen ist.

    Sophie Scholl, Bonhoeffer, Georg Elser oder auch Fritz Gerlich, um den Bogen zu einer der schlimmsten Diktaturen zu spannen, an die sich die Menschheit für immer erinnern wird, der Widerstand vor und nach der Machtergreifung Hitlers 1933. Sind diese in einem System, das anscheinend makellos ist, schwach oder sind sie von guten Mächten wunderbar geborgen und an jedem neuen Tag, der anbricht, Gott bei ihnen ist und sie bewahrt, ihnen die Kraft und den Mut gibt, für die Achtung und das Recht der Menschen kämpfen, die Not erleiden und Repressionen ausgesetzt sind und sich damit sogar selbst in Gefahr bringen, durch Verhaftungen und Todesurteile…? Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Kor 12, 9).

    So lautet unsere Jahreslosung und ist es nicht möglich, dass genau diese Kraft, in den scheinbar schwachen Menschen, von denen wir sprachen, eine Kraft ist, die einen Mut auslöst, den man als eine Gabe Gottes bezeichnet und diese nutzen solle, um anderen zu helfen?

    Ja. Genau diese Kraft sei uns an jedem Tag gegeben, an dem wir von Gott behütet werden. Wenn wir dies nutzen zum Wohle Aller, so werden wir gerecht, nicht wegen des Glaubens, sondern was viel wichtiger ist, durch die Werke, die wir tun oder für welche Überzeugung, wie der Widerstand im 3. Reich, wir einstehen wollen.¹⁴ Wie sehen das andere Menschen bei uns oder wir bei ihnen? Die heutige Meinung, so scheint es immer wieder heraus, ist durch das zunehmende Bewusstsein der Globalisierung und Karrieresucht oft: Der schwächer Gestellte in der Gesellschaft, sei es nun ein in Armut lebender, ein wirtschaftlich Schwächerer oder ein vom Charakter her ruhiger Mensch, der sich eher von größerer Gemeinschaft fern hält und für sich ist, bleibt auch schwach und gerät durch menschliches Vorurteil in eine Schublade, aus der man sich manchmal nicht mehr befreien kann. Haben genau diese Menschen in schwerster Not einen Schutzengel mehr und sind diese mit Fertigkeiten und Eigenschaften ausgestattet, von denen Stärkere, die sich besser behaupten können, nur träumen können?¹⁵ Ja. Doch in der heutigen Ellenbogengesellschaft scheinen genau diese menschenunwürdigen Vorurteile nicht mehr weg zu denken zu sein und der Gedanke, dass jeder Mensch für sich wertvoll und stark ist, oft vergessen wird und genötigt wird, etwas gegen seine angeborene Natur zu tun, was dem Menschen mehr schadet als es ihm dient, und letztendlich unglücklich macht oder wie es die Stoa beschrieb, eine antike Philosophenschule, dass der Weg zur Ataraxie und Vernunft, zur inneren Seelenruhe, niemals vollkommen durchschreitet werden kann. Gott schenkte uns ein Leben, das wir nach unseren eigenen Fertigkeiten und Charakteren ausbauen und diesen Lebensplatz auf unsere Art fällen sollen. Und ich denke auch, dass genau dieser eine Schutzengel und somit die guten Mächte uns schützen und die Kraft Jesus Christus in denen mächtig ist, die zwar scheinbar schwach sind, aber dadurch stark werden, ihren Lebensweg zu gehen, wenn sie mit sich selbst im Einklang sind und sich nicht selbst verleugnen und überschätzen.

    Aber dennoch wie sie sind, entsprechend zu handeln oder einer Überzeugung folgen, für Menschenwürde zu kämpfen, auch wenn sie in der Unterzahl sind, und allen Mut dafür aufbringen, der uns zum Handeln gegeben wurde.

    ¹³ Die Jahreslosung stammt aus dem Jahr 2012.

    ¹⁴ Hochinteressant ist an dieser Stelle, dass ich 2012 noch nicht erkannt hatte, dass der evangelische Glaube ein Glaube an den Glauben ist, wo die Werke und Leistungen des Menschen in den Hintergrund treten. Aber andererseits hatte Bonhoeffer auch Recht: Kein billige Gnade. Keine Rechtfertigung von Faulheit durch den Glauben. Das hatte ich hier schon angedeutet, aber die Diskrepanz zwischen Glauben und Leistung hinsichtlich Faulheit und Fleiß ist groß, fast schon paradox (Anmerkung vom 17.11.16).

    ¹⁵ An der Stelle sollte gesagt werden, dass das ein sehr ambivalentes Denken ist, das (aus meiner Sicht) die Fähigkeit des Menschen zum Vergessen übersieht und es aufgrund der Fehlerpädagogik immer möglich ist, an sich zu arbeiten, auch wenn das irgendwann an eine Grenze kommt, wie man im Innersten wirklich ist. Aber klar

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