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BOROBODUR: Buddhistisches Welterbe der Menschheit  in Zentraljava
BOROBODUR: Buddhistisches Welterbe der Menschheit  in Zentraljava
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eBook239 Seiten1 Stunde

BOROBODUR: Buddhistisches Welterbe der Menschheit in Zentraljava

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Über dieses E-Book

Der Borobudur wurde um das Jahr 800 n.u.Z. in Zentraljava von der buddhistischen Śailendra-Dynastie erbaut. Nur für eine kurze Zeitspann war er das zentrale Heiligtum des Buddhismus, soweit dieser in Java blühte, war Eckpunkt und Abschluss der großen Pilgerwege, die vom Merapie-Vulkan über die Tempel Mendut und und Pawon zum Borobudur führten.
Die Bauzeit dürfte etwa 60 Jahre umfasst haben, ohne dass hierzu Einzelheiten bekannt wurden und dieses nur aus archäologischen Hinweisen begründet werden kann. Der Untergrund des Heiligtums besteht dabei aus einem natürlichen Unterbau aus Erdmasse, die terrassenförmig gestaltet wurde. Das bringt große Instabilität bei den zahlreichen Erdbeben, die durch wasserreiche Tropenregen noch erhöht wird.
Sechs Hauptterrassen verblieben nach umfangreichen Bautätigkeiten, obwohl es anfangs anders geplant war. Die letzte Terrasse wurde rundtreppenartig gesetzt und mit kleineren Stupas kreisförmig besetzt, die den am Höchsten in der Mitte stehenden großen Stupa umschließen.
Zum Ende des letzten Jahrhunderts entschloss sich Indonesien sein einzigartiges Kulturdenkmal zu erneuern, um es vor dem Zusammenbruch und Ruin zu retten. Auch wenn es viele Vorschläge und auch Gegenstimmen zur Renovierung gab, gelang es unter Berücksichtigung der kaum zu beziffernden Kosten einen Steinwall um das Monument zu setzen, der bis heute kritisch betrachtet und kommentiert wird, um eine ausreichende Stabilität zu erreichen. Dadurch wurde vorerst ein Abgleiten des Untergrundes verhindert und der Menschheit ein Werk höchster Kultur erhalten.
Auch wenn den Besuchern oft nur wenig Zeit bleibt, um sich mit jedem Steinbild vertiefend auseinandersetzen zu können, wird ein Besuch Einblicke in Kultur und Religion der asiatischen Welt eröffnen. Nicht die modernen Megastädte zeigen Seele und Wärme des asiatischen Menschen, sie sind weltweit austauschbar, ihr Seelen sind ihre kunstvollen Kleinode, um ihr wahres Innere widerzuspiegeln.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. März 2020
ISBN9783347023154
BOROBODUR: Buddhistisches Welterbe der Menschheit  in Zentraljava

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    Buchvorschau

    BOROBODUR - Rolf Weber

    Borobudur

    Der Maler hat einen Festtag aus früherer Zeit für sein Gemälde ausgewählt und just den Augenblick ins Bild gesetzt, als sich sehr viele Besucher um das Heiligtum versammeln. Er gibt mit dem bunten Treiben dem Betrachter eine Vorstellung von der Größe und Bedeutung des Monuments. Im Vordergrund stehen buddhistische Mönche, die an ihren rasierten Köpfen zu erkennen sind, dabei Wedel und Sonnenschutz halten und eine um die Schulter geschlungene gelbe Mönchsrobe. Rechts stehen zwei arabische Kaufleute unter einem Sonnenschutz, den ein junger Diener über sie hält. Ob die javanisch gekleidete Dame hinter ihnen dazu gehört, ist nicht ohne weiteres erkennbar. Links wird ein Besucher in einer Sänfte von Dienern zur Feierlichkeit getragen. Im Hintergrund sitzen Würdenträger in Sänften, vielleicht auch der königliche Hofstaat, der von Elefanten getragen wird und sich in Richtung Heiligtum bewegt. Nach dem Schatten der Sonne, befinden sich die Besucher vor dem östlichen Aufgang, was auch der terrassenförmig aufgebaute Hügel links zeigt, der auch in der Realität an dieser Stelle liegt. Gemälde von G.B. Hooijer (c. 1916 – 1919).

    Die Erbauung des Borobudur

    Nur sehr wenige altjavanische Quellen berichten über die Erbauung des Borobudur, ebenso wenig über den gewählten Standort und die beim Bau verwandten Materialien. Es gibt keinen ausführlichen Bericht über die am Aufbau beschäftigten Menschen, auch kaum literarische und nur einige archäologische Quellen, die darüber Auskunft geben, warum dieser Ort in Zentraljava als Platz für dieses Monument ausersehen wurde. So bleibt nur sich Schritt für Schritt an die Entstehungsgeschichte des Bauwerks heranzutasten.

    Weit über eine Million Steine wurden verbaut, die mühsam aus dem Flussbett und einem Hügel daneben herausgewuchtet und zur Baustelle transportiert wurden, wo sie auf einem vorgerichteten Arbeitsfeld geschnitten und zurecht gemeißelt durch geschickte Steinmetze, ihre erste Form erhielten. Das war allein für sich genommen schon sehr beeindruckend. Dafür, vom Beginn bis zur Fertigstellung, musste die Zustimmung und Unterstützung der javanischen Gesellschaft für ein monumentales Werk gewonnen werden, dies alles ohne einen materiellen Gewinn aus der riesigen Arbeit. Um dies zu meistern, musste diese Gesellschaft fast übermenschliche Kräfte und einen starken Willen zeigen. Es lag im wahrsten Sinn des Wortes in den Händen der Menschen, die Steine zu heben, diese durch ihre Geschicklichkeit passend zu schneiden und zu setzen. Aber nicht genug damit, sie schufen dazu eine effizient arbeitende Landwirtschaft, um alle Arbeiter zu versorgen, ganz zu schweigen von der gekonnten Koordination aller nötigen Tätigkeiten. Das Opfer ihrer Ressourcen für den Aufbau dieses einmaligen Heiligtums brachte ihnen geistige und religiöse Erfüllung. Das alte Java und seine Menschen wurden dadurch zu einer der Hochkulturen der Menschheitsgeschichte.

    Die Javaner siedelten nicht in großen Städten, wie das oft bei anderen Kulturen zu beobachten ist, so fand man auch keine Plätze von Großsiedlungen. Das mag ganz mit ihrem Adat – ihren Traditionen und Bräuche – zusammenhängen, da sie immer in kleinen Gemeinschaften wohnten und ihre Sawahs, ihre Nassreisfelder, mit bis zu drei Ernten jährlich bebauten. Der fruchtbare Boden und der Wasserreichtum der Kedu Ebene in Zentraljava ermöglichten eine vielseitige, insbesondere kreative Bauerngesellschaft, für die es etliche Beispiele in der Menschheitsgeschichte gibt, man denke an das Ganges- oder Industal, das Zweistromland oder an das Niltal. War es diese Kreativität, die eine Gemeinschaft dazu brachte, ein so außergewöhnliches Monument zu schaffen, ermuntert durch ihre Könige? Möglicherweise erzeugte beides zusammen den zündenden Funken! Aber auch darauf werden keine Antworten gegeben.

    Die Dörfler und Reisbauern lebten zusammen mit Mönchen, denen man Klöster und Schlafhäuser – Sari – baute. Die Mönche zogen in Erfüllung ihrer Gelübde morgens durch die Siedlungen, so wie heute noch in anderen Ländern, um sich ihre Reisportion für den Tag wortlos zu erbitten und diese still dankend entgegen zu nehmen.

    Die Frage nach den Kosten für den Bau eines so ungewöhnlichen Heiligtums beschäftigte die Gelehrtenwelt schon immer. Die Millionen von Steinen wurden zwar nicht weit vom Borobudur selbst gebrochen oder aus dem Flussbett heraus geklaubt, um sie dann vermutlich mit hölzernen, von Ochsen gezogenen einfachen Karren zu den Arbeitsplätzen der Steinmetze und Steinschneider zu transportieren, damit sie dort mit Schlegeln und metallenen Meißeln in Form gebracht werden konnten. Doch vermutlich war das nur ein Bruchteil der anfallenden Kosten der Arbeiten, die möglicherweise auch in Freizeiten oder Fronarbeiten geleistet wurden. Die Qualität der einzelnen Steine, die dann am und im Borobudur verarbeitet und aufgesetzt wurden, zeugt von einem großen und weit überdurchschnittlichen handwerklichen Können, um nicht zu sagen von einer Kunst. Die beidseitig an den einzelnen Pilgerwegen in den gemauerten Stein gehauenen Bilder, als ‘Tafeln‘ bezeichnet, sind meisterlich in ihrer vollendeten künstlerischen Harmonie. Leider hat die Zeit, vor allem der Regen und nicht zuletzt die säurehaltige Vulkanasche des nahen Vulkans Merapie den Stein schon teilweise sehr in Mitleidenschaft gezogen oder gar zerfressen.

    Abb. 1. Blick vom Borobudur auf den im nachmittäglichen Dunst nur schemenhaft zu erkennenden Vulkan Merapi. Foto: Inge und Fritz (Germany 2015).

    Ungeklärt bis heute bleibt für viele Wissenschaftler und Besucher die Frage, für wen denn eigentlich der Borobudur errichtet wurde. Für Gläubige und Anhänger der buddhistischen Gemeinschaften oder doch nur für die Herrscher, den Adel und höheren Klerus? War das Monument in allen seinen Terrassen und Stufen für jedermann zu betreten? Dafür spricht, dass die Pilgerwege der einzelnen Stufen ja nur Sinn machten, wenn sie zur Erbauung, Erleuchtung eines jeden Buddhisten offen standen und somit zumindest die unteren Terrassen der Pyramide allen zugänglich waren.

    Abb. 2. Einblick in eine Galerie. Links ist die Wand zum Hauptbau zu sehen mit einer Doppelreihe von Reliefs, die durch einen meist verzierten rechteckigen Rahmen voneinander getrennt sind. Rechts die Balustrade, mit meist kleineren meist einreihigen Steinbildern. Foto: Inge und Fritz (Germany 2015).

    Im Lauf der Zeit änderten sich auch die Lehrmeinungen. Das LOTUS SUTRA, eines der frühesten buddhistischen Textwerke für die Gläubigen außerhalb Indiens, lehrt, dass nicht alle Gläubige berechtigt waren, die höchsten Lehren und Weisheiten zu empfangen. Die Maßgabe, die Grundelemente des Glaubens für alle zu belassen, die Gläubigen aber aufzuteilen, um bestimmte Zeremonien und Feierlichkeiten in getrennten Gruppen zu feiern, sollte den gesellschaftlichen Unterschieden gerecht werden. Was in den Anfängen des Buddhismus so nicht zu beobachten war, verbreitete sich mit dem Aufkommen tantrischer Lehren, die gerade in der Zeit der Errichtung des Borobudur hervortraten und einen größeren Einfluss erlangten.

    Nach allgemeiner Lehrmeinung wurde der Borobudur just zu der Zeit errichtet, als der Buddhismus eine unbeweglichere Haltung einnahm und nachhaltig erstarrte. Dieser starre Status dauerte nach Lehrmeinung fünfzig Jahre über die Fertigstellung des Borobudur hinaus. In dieser Zeit erhoben sich elitäre Gruppen über einfache und sozial unter ihnen stehende Gläubige. Doch damit wird nicht die offene Frage beantwortet, für wen eigentlich der Borobudur erbaut wurde, für die Könige und ihren Hofstaat, für höhere Kleriker oder doch die Gemeinschaft aller Buddhisten?

    Die Balustraden sind Mauern an der offenen Seite der Pilgerwege des Monuments am äußeren Rand jeder Terrassenstufe. Sie verhindern so, dass jemand abstürzt. Mit ihnen wurde damit bewusst noch mehr Raum und Platz zum Anbringen weiterer Reliefs gewonnen, denn sie konnten, wie in offenen Galerien, mit Bilderzyklen teilweise doppelreihig ausgeschmückt werden. Die Treppenverbindungen über die dazugehörenden Torwege können als Aufgang von einer Ebene oder ‘Daseinsstufe‘ auf die nächste Ebene des Seins gelten, diese Verbindungen sollten symbolisch auch ein Höherstreben in der Religion oder im sozialreligiösen Rang andeuten. Über und durch das Tor zur nächsten Ebene konnte nur derjenige gelangen, der bestimmte Voraussetzungen erfüllte. Vielleicht konnte und sollte aber ein gläubiger Pilger sich auch selbst befragen, ob er die Anforderungen der Lehren erfüllt hatte, um auf die nächsthöhere Terrasse zu steigen und sich so selbst eine Antwort geben.

    Der unterste Zyklus des Mahakarmavibhangga – der Begierden des Weltlichen – ist heute wie schon beschrieben, durch den Fundamentvorbau nicht mehr sichtbar, nur an der südöstlichen Ecke ist ein Teil ausgespart, damit der Besucher sich eine Vorstellung davon machen kann. Es folgt in der ersten Galerie das avadana – noble, heroische, edle Taten und das Jataka – Geschichte der Geburt des Buddha – dem in den aufsteigenden Rundwegen das Lalitavistara – Leben des Gautama Buddha – folgt. Dessen Texte waren nicht in die Lehren des Tantraismus aufgenommen worden, erst ab dem höher eingestuften Gandavyuha Sutra eines jungen Mannes auf der Suche nach Erleuchtung und Weisheit [http://enlight.lib.ntu.edu.tw/FULLTEXT/JR-MAG/ma-g204407.pdf?origin=pub…] –.

    Die Darstellungen des Gandavyuha ist dabei der Teil des tantrischen Sutra, unter dem ein Lehrtext des indischen bzw. des buddhistischen Schrifttums zu verstehen ist und hier seinen Niederschlag findet. Somit war eine Auswahl getroffen, wie sie die symbolhafte Architektur des Borobudur forderte. Einige Gelehrte fanden ab der dritten Galerie Hinweise auf frühe tantrische Elemente am Borobudur und verglichen die dort angebrachten Sinnbilder und Hinweise mit denen des benachbarten Tempels Mendut. Dieser liegt in einem Abstand von nur 4 Kilometern auf der geraden Linie zum Merapie-Vulkan und zeigt unter anderem tantrische Formen zu Bodhisattva Vajradha- tu.Beim Mendut Tempel wurden jedoch bewusst und nicht versteckt tantrische Sinnbilder verwendet, denn es ist bekannt, dass im 10. Jahrhundert viele javanisch buddhistische Eliten tantrischen Zirkeln angehörten, die das auch offen zeigten. Dies bestärkt die Meinung, dass der Borobudur für diese Gruppe gebaut wurde, wovon sich ein Verbot für die ‘normale‘ Anhängerschaft, nicht über die zweite Terrasse hinauf zu steigen, ableiten ließe. Andere Lehrmeinungen sehen dagegen diese tantrischen Elemente nicht und argumentieren, dass der Borobudur für alle Gläubigen errichtet wurde.

    Damit ist doch von einer Öffnung des Tempels für alle auszugehen, denn von Differenzen beider Gruppen ist nichts bekannt. Die vollkommen offene Bauweise als Mandala und Stupa prägt die Architektur des Borobudur, die bewusst so gewählt wurde, dass von jeder Himmelsrichtung aus Treppenwege bis zum Höchsten führen. Die Terrassen sind mit offenen Toren verbunden, um die vollkommene Offenheit des Buddhismus auszudrücken, es finden sich, auch nicht sinnbildlich, keine Sperren oder Gehverbote, um ganz nach oben zu steigen, Es ist ebenfalls nicht bekannt, ob es einen abgesonderten Teil innerhalb der oberen Rundterrassen des Borobudur oder eine Abteilung für königliche oder höher gestellte Personen gab.

    Neben dieser offenen Bauweise, die zu einem wie schon angedeutet großen Stupa in der Grundform eines Mandala gehört und somit keine Tempelform bildet, gab es immer auch kleinere, geschlossene buddhistische Tempel – Pawon, Plaosan, Mendut, Sewu, Kalasan und Sari, um nur einige zu nennen – die teils in einzelliger, teils in mehrzelliger Bauweise erstellt wurden, ein bewusst gewähltes Mittel, die Offenheit des Glaubens zu demonstrieren. Diese Bauweise wurde später sogar von der balinesischen Hindureligion übernommen. Viele Tempel in Bali haben eine offene Bauweise und zeigen dadurch, dass sie

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