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Lehrbuch Biblische Seelsorge: Band 4: Psychiatrische Grundlagen für die Seelsorge
Lehrbuch Biblische Seelsorge: Band 4: Psychiatrische Grundlagen für die Seelsorge
Lehrbuch Biblische Seelsorge: Band 4: Psychiatrische Grundlagen für die Seelsorge
eBook541 Seiten3 Stunden

Lehrbuch Biblische Seelsorge: Band 4: Psychiatrische Grundlagen für die Seelsorge

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Über dieses E-Book

Dieses Lehrbuch einer biblischen Seelsorge ist auf der Grundlage von Seelsorgekursen entstanden, die im Zeitraum von ca. 30 Jahren im ganzen deutschsprachigen Raum und in mehreren osteuropäischen Ländern durchgeführt wurden, mit insgesamt über 30.000 Teilnehmern. Das Kursmaterial wurde in didaktischer Hinsicht permanent verbessert. In den Büchern spiegelt sich das durch eine klare Strukturierung, durch viele Beispiele und Gleichnisse, aber auch durch insgesamt ca. 130 Abbildungen wider.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Juni 2022
ISBN9783347487581
Lehrbuch Biblische Seelsorge: Band 4: Psychiatrische Grundlagen für die Seelsorge
Autor

Roland Antholzer

Roland Antholzer ist Diplompsychologe und verheiratet. Nach langjähriger Tätigkeit mit verhaltensgestörten Kindern/Jugendlichen und in einer Fachklinik für Suchtkranke widmete er sich seit 1985 nebenberuflich und seit 1993 vollzeitlich der Gemeindeaufbauarbeit sowie der Schulungs- und Vortragstätigkeit im Bereich Seelsorge. Er ist Studienleiter der GIBB e.V. und Autor mehrerer Bücher.

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    Buchvorschau

    Lehrbuch Biblische Seelsorge - Roland Antholzer

    Lektion 1:

    DÄMONISCHE GEBUNDENHEITEN /1

    1. Wie kommt es zur dämonischen Gebundenheit?

    Die Bibel zeigt uns, dass der Mensch durch den Sündenfall aus seiner ungebrochenen Gemeinschaft mit seinem Schöpfer herausgefallen ist. Dennoch ist ihm vom Garten Eden her ein primäres Gottesbewusstsein mitgegeben. Das erklärt auch, warum der Mensch zu allen Zeiten und in allen Kulturen Religion gehabt hat. Der Mensch hat ein spirituelles Bedürfnis. Wenn das nicht durch eine lebendige Gottesbeziehung gestillt wird, wird er nach anderem suchen. Er kann versuchen, es durch materielle Ersatzbefriedigung zum Schweigen zu bringen. Das funktioniert aber nur vorübergehend. Wir sehen das sehr deutlich in unseren westlichen Industrieländern.

    Nach dem Krieg waren die Menschen in unserem Land allgemein offen für den christlichen Glauben. Dann kam der Wohlstand und man hat Gott durch den Götzen Mammon ersetzt. Doch die Menschen blieben letztlich leer und unbefriedigt. Seit drei Jahrzehnten nun öffnen sich die säkularisierten Deutschen östlichen Religionen und dem Okkultismus, um darin eine Befriedigung ihres spirituellen Bedürfnisses zu finden.

    Es liegt eben in der freien Entscheidung jedes Menschen, ob er dem Glauben an den lebendigen Schöpfergott in sich Raum gewährt, oder ob er der Abgötterei und dem Aberglauben verfällt. Die Antriebskräfte zur Beschäftigung mit dem Okkulten stammen aus den beiden grundlegenden psychischen Bedürfnissen des Menschen, die ja als direkte Folge des Sündenfalls anzusehen sind: dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Bedürfnis nach Bedeutung.

    1.1 Sicherheit

    Die Bedrohung des Lebens erzeugt Angst. Jeder Mensch merkt in gewissen Situationen seines Lebens, dass er das Leben nicht im Griff hat, dass er nicht seines eigenen Glückes Schmied sein kann. Er macht die Erfahrung von Unsicherheit, Unzulänglichkeit, Zukunftsangst. Dies lässt ihn nach Hilfe Ausschau halten.

    Abb. 1-1

    Der Psalmist drückt es so aus: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?" Und wir könnten ergänzen: „Woher kommt mir übernatürliche Hilfe?" Vor allem dann, wenn man von Menschen enttäuscht wurde oder der Bedarf an Hilfe menschliche Möglichkeiten übersteigt, wird man sich nach übernatürlicher Hilfe ausstrecken.

    Das Bedürfnis nach Sicherheit etwa treibt viele Menschen zum Wahrsager oder zum Astrologen. Andere haben ihren Talisman, der ihnen Schutz vermitteln soll, ein Maskottchen am Rückspiegel oder ein Hufeisen am Kühlergrill. Andere tragen ständig einen Schutzbrief in der Tasche rum. Damit meine ich jetzt nicht den vom ADAC! Ich kannte eine Russin, die hatte ein Amulett um den Hals, das sich öffnen ließ. Darin befand sich klein zusammengelegt ein Schutzbrief mit einem Zauberspruch, den sie aber nicht entziffern konnte.

    Meine Frau erzählte mir einmal folgende Geschichte, die sie während ihrer Tätigkeit im Krankenhaus erlebt hatte. Eine Frau die neu eingeliefert wurde, hielt in ihrer Hand eine gusseiserne Gestalt fest. Nach ihrer Auskunft stellte die Gestalt den Sankt Antonius dar. Auch auf Bitte der Krankenschwestern hin war sie nicht bereit, den St. Antonius loszulassen. Während des Schlafes aber ist er ihr entglitten und als sie erwachte und ihn vermisste, geriet sie in helle Panik. Sie wurde erst wieder ruhig, als sie ihn wieder in Händen hatte.

    Jedem dürfte klar sein, dass das Maskottchen, der Schutzbrief oder der St. Antonius niemandem Schutz geben können. Es sind tote Gegenstände. Von daher kann die Hilfe, die man erwartet, nur eine übernatürliche sein. Da Gott aber durch diese Dinge nicht hilft, kann die Hilfe nur vom Gegenspieler Gottes kommen, dem Satan und seinen Dämonen.

    Abb. 1-2

    Die biblische Antwort auf die Frage „Woher kommt mir Hilfe?" gibt der Psalmist im folgenden Vers: „Mei-ne Hilfe kommt von dem Herrn, welcher Himmel und Erde gemacht hat." Indem der Mensch sein Vertrauen auf Gott setzt, kommt es zur Gemeinschaft mit Gott und aufgrund dieses Vertrauens wird Gott ihm dann Hilfe zuteilwerden lassen. Die Folge: Der Mensch wird nach oben, zu Gott hin ausgerichtet. Übernatürliche Hilfe zu erbitten oder zu erwarten von jemand anderem als dem lebendigen Gott, ist dagegen Abgötterei! Und Abgötterei bringt den Menschen in Kontakt mit Mächten der Finsternis, die ebenfalls Hilfe anbieten. Es kommt zur Gemeinschaft mit diesen Mächten und zur zunehmenden Einflussnahme dieser Mächte auf den Menschen.

    Das Vertrauen richtet sich bei solchen Praktiken ja immer auf Satan statt auf Gott. Dadurch wird diesem aber eine Einflussnahme auf unser Leben eingeräumt. Genauso, wie göttliches Wirken in unserem Leben immer durch Glauben geschieht, so ist es eben auch bei Satan. Jedes Vertrauen, das in ihn investiert wird, erlaubt es ihm, in unserem Leben wirksam zu werden. Es ist hier im Grunde dasselbe Prinzip wirksam wie in unserer Beziehung zu Gott. Der Glaube bzw. das Vertrauen ist der Schlüssel. Gewiss: Die meisten Menschen denken nicht so weit, doch das ändert nichts an der Sache.

    Abb. 1-3

    1.2 Bedeutung

    Das Bedürfnis nach Bedeutung weckt im Menschen das Streben nach Geltung, Anerkennung, Ruhm, aber auch nach Macht. Wo er diese Ziele nicht mehr durch seine eigene Leistungsfähigkeit und über andere Menschen befriedigen kann, wird er wieder fragen: „Woher kommt mir übernatürliche Hilfe?"

    Das Streben des Menschen, Aufschluss über seine Zukunft zu erhalten bzw. zu ihm sonst unzugänglichem Wissen zu kommen und Einfluss auf sein Schicksal zu nehmen bzw. sein Glück selbst zu machen, macht sich Satan zunutze. Auf die existentielle Frage des Menschen „Woher kommt mir Hilfe?" fährt der Diabolos eine Palette von Schein-Alternativen auf, um das Vertrauen des Menschen von Gott und Jesus Christus abzulenken und es letztlich für sich zu gewinnen. Der Mensch ohne Gott glaubt an seine

    Autonomie und merkt es nicht, dass er weithin gesteuert ist. Die Mächte der Bosheit waren von jeher die Macher des jeweiligen Zeitgeistes.

    Abb. 1-4

    Abb. 1-5

    2. Grundsätzliche Überlegungen zur dämonischen Beeinflussung

    2.1 Die Flachländer-Theorie – ein hilfreicher Denktrick

    Wir leben auf dieser Erde mit natürlich gesteckten Grenzen und Dimensionen und sind beispielsweise gut mit den drei Dimensionen des Raumes vertraut: mit Länge, Breite und Höhe (oder Tiefe). Weil wir uns in diesen drei Dimen-sionen bewegen können, sind wir auch in der Lage, Gegenstände im Raum genau zu lokalisieren. Sie alle können die Menschen um sich als dreidimen-sionale Körper mit entsprechender Ausdehnung wahrnehmen. Würde mir jemand mit den Augen zuzwinkern, dann könnte dieser das nur aufgrund einer weiteren Dimension erkennen: der Zeit. Man nennt daher die Zeit auch oft die „vierte Dimension unserer Welt. Alles Geschehen, jeder Vorgang in den Dimensionen des Raumes ist für uns nur wahrnehmbar, weil uns auch die Dimension Zeit gegeben ist, weil uns Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit vertraut sind. Dimensionen, die darüber hinausgehen, können wir weder begreifen noch erfahrungsgemäß nachvollziehen. Ein Geschehen beispielsweise, das gleichzeitig in der Vergangenheit und in der Zukunft stattfinden würde, wäre für uns „zeitgebundene Geschöpfe unvorstellbar. Es wäre tatsächlich „übernatürlich", weil es innerhalb unserer Raum-Zeit-Dimension nicht vorkommt.

    Um uns die Tatsache einer übernatürlichen Welt besser vorstellen zu können, ziehen wir den bekannten bildhaften Vergleich des „Flachland-Beispiels" heran.

    Man stelle sich eine Welt von nur zwei Dimensionen vor: Länge und Breite (ohne Höhe). Eine solche Welt wäre reine Oberfläche ohne irgendwelche Tiefe oder Höhe. Wir könnten die Welt „Flachland" nennen und uns dazu vorstellen, dass sie von Wesen verschiedener geometrischer Gestalt bevölkert sei, von Quadraten, Dreiecken, Kreisen usw.

    Was wäre nun die Erfahrung der Flachländer, wenn ein dreidimensionaler Gegenstand zu ihrer Welt in Beziehung träte? Um uns ein solches Ereignis vorzustellen, denken wir uns den einfachsten Körper: eine Kugel, die „Flachland" durchquert, indem sie von oben her auf dasselbe herabsteigt.

    Abb. 1-6

    Von den zweidimensionalen Wesen würde die Kugel natürlich nicht als Körper wahrgenommen werden können, sondern nur als ein dynamischer Prozess: sie würde plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen und zwar zunächst als Punkt; dieser würde sich zu einem Kreis ausweiten und zwar bis zum maximalen Umfang der Kugel; dann, während die Kugel ihren Weg abwärts fortsetzte, würde der Kreis langsam schrumpfen und schließlich wieder als Punkt erscheinen, der dann – auf geheimnisvolle Weise – verschwindet.

    Abb. 1-7

    Nun stellen wir uns vor, ein Würfel durchquert „Flachland, wobei er sich dreht. Beachten Sie die Veränderungen des Aussehens aus der Sicht der „Flachländer, während der Würfel selbst in der Form konstant bleibt. Der Würfel erzeugt in Flachland seltsame und für Flachländer gänzlich unverständliche Konfigurationen: Dreieck, Quadrat, Raute usw. zeigt, wie ein dreidimensionales Wesen wie der Mensch zweidimensional aufgefasst würde. Beachten Sie, wie jede Bewegung des Menschen seine zweidimensionale Konfiguration verändert. Befindet sich die Kugel, der Würfel oder der Mensch außerhalb von Flachland, kann er von den Flachländern prinzipiell weder wahrgenommen noch mit wissenschaftlichen Methoden erfasst werden. Das dreidimensionale Objekt ist dem Flachländer prinzipiell unzugänglich, soweit dieses sich nicht selbst zugänglich macht. Doch selbst wenn sich das dreidimensionale Wesen im zweidimensionalen Raum bewegt und mit den Flachländern in Kontakt tritt, ist es den Flachländern unmöglich, die Wirklichkeit wahrzunehmen.

    Abb. 1-8

    Genauso geht es uns Menschen in Bezug auf die unsichtbare transzendente Wirklichkeit. Wir können sie nicht wissenschaftlich fassen und nehmen sie immer nur soweit wahr, wie sie sich uns von sich aus zeigt (bzw. offenbart). Engel, also höherdimensionale Wesen, sind Menschen in sehr verschiedener Gestalt erschienen. Es wäre naiv anzunehmen, dass Engel in ihrer mehrdimensionalen Welt genauso aussehen, wie wir sie in der Schrift beschrieben finden.

    2.2 Macht es Sinn, Dämonen zu lokalisieren?

    Ich denke, von unserer Flachländer-Theorie her ist diese Frage grundsätzlich schon beantwortet. Die Vorstellung, dass irgendwo im Körper ein Dämon sitze, im Bauch oder in der Schulter etc., scheint uns nun recht seltsam. Damit wird nämlich vorausgesetzt, dass Dämonen dreidimensionale Wesen sind wie wir. Die Welt der Dämonen ist nicht hier oder dort. Sie befindet sich weder in der Sternenwelt, noch im Erdinneren. Um das deutlicher zu machen, sollte ich vielleicht zunächst zwei Begriffe erklären, ohne die wir nicht auskommen: die Begriffe „Immanenz und „Transzendenz. Mit „Immanenz ist die stoffliche, materielle und diesseitige Welt gemeint, mit „Transzendenz dagegen eine nichtstoffliche, immaterielle, jenseitige Welt. Die Begriffe „sichtbar und „unsichtbar beschreiben die Sache nur ungenau, denn nicht alles Unsichtbare ist Teil der transzendenten Welt (und manchmal tritt die Transzendenz auch in das Sichtbare ein (denken wir etwa an Engelerscheinungen).

    Es gibt einen natürlichen sichtbaren Bereich und einen natürlichen unsichtbaren Bereich. Zum ersteren gehören etwa Menschen, Blumen, Berge, Häuser etc., zum letzteren z.B. unsichtbare Radiowellen, Energiefelder, magnetische Ströme. Darüber hinaus gibt es jedoch auch eine übernatürliche unsichtbare Welt, die Welt, in der etwa Gott existiert, die sog. „Transzendenz". Nun: So wie die natürliche unsichtbare Welt den Bereich der natür-lichen sichtbaren Welt zum großen Teil zu durchdringen vermag, so vermag auch die übernatürliche Welt die natürlichen Bereiche zu durchdringen.

    2.3 Wie kommt es zur dämonischen Einwirkung auf den Menschen?

    Abb. 1-9

    Zweidimensionale Wesen wie es die Flachländer sind, können voneinander nur die Grenzen wahrnehmen. Anders drei- oder höherdimensionale Wesen. Sie können das Innere der Flachländer sehen und prinzipiell auch dieses Innere einwirken. Ähnlich können wir uns die Situation auch bei uns vorstellen. Dämonen oder Engel als höherdimensionale Wesen können in uns hineinsehen und – unter bestimmten Umständen – auf uns einwirken. Prinzipiell wären wir Menschen ihnen völlig ausgeliefert. Da wir sie nicht wahrnehmen, könnten sie uns regelrecht beherrschen. Faktisch ist es aber nicht so. Das ist nur damit erklärbar, dass unser Schöpfer uns einen Schutz mitgegeben hat. Es liegt allerdings an uns, wieweit dieser Schutz wirksam ist. Es gibt Umstände und Voraussetzungen, die diesen Schutz aufheben können. Das sind im Wesentlichen folgende:

    2.3.1 Eine Haltung des Vertrauens auf übernatürliche Hilfe

    Diesen Punkt habe ich auf Seite 3 bereits näher ausgeführt. Vertrauen in positive Auswirkungen jeglicher Form von Okkulttätigkeit macht uns für den Feind Gottes angreifbar.

    2.3.2 Ein bewusstes und fortgesetztes Sündigen

    Gemeint ist damit ein Verharren in erkannter Sünde, Ungehorsam und Rebellion. Hier wäre das bekannte Schriftwort aus 1. Samuel 15,22-23a anführen, das Wort, das Samuel zu dem König Saul sagte, als er seinen Ungehorsam mit seiner Opferbereitschaft zudecken wollte. Samuel sagte zu Saul:

    „Hat der HERR dasselbe Wohlgefallen an Schlachtopfern und Brandopfern wie daran, dass man der Stimme des HERRN gehorcht? Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern! Denn Ungehorsam ist wie die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist wie Abgötterei und Götzendienst."

    Vor Jahren berichtete mir in der Seelsorge eine Schwester folgende Problematik: Sie habe nach ihrer Bekehrung in einer Gemeinde eine andere Schwester kennengelernt. Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich eine Freundschaft und schließlich eine sexuelle Beziehung. Sie sind deshalb in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Zwei bis drei Jahre lang haben sie diese Beziehung gelebt und gingen weiter in die Gemeinde. Nach außen vermittelten sie den Eindruck, dass sie ganz normale Freundinnen seien. Schließlich wurde diese Lüge ihnen zunehmend zur Last, so dass sie schließlich der Gemeinde fernblieben. Ein paar Jahre ging es so weiter, bis es in ihrer Beziehung immer mehr Streit gab. Eines Tages eskalierte ein solcher Streit so sehr, dass die Ratsuchende ihre Freundin krankenhausreif schlug. Weil sie völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, kam sie daraufhin für ein paar Wochen in die Psychiatrie. Dieses Vorkommnis öffnete den beiden Frauen die Augen dafür, wohin sie Ihr Leben in der Sünde gebracht hat. Es wurde Anlass dafür, dass sie seelsorgerliche Hilfe suchten. Beide Frauen taten schließlich Buße und beendeten in gegenseitigem Einvernehmen ihre Beziehung. Beide sind wieder in Gemeinden integriert. Diese Geschichte zeigt auf, wie bei bewusstem Verharren in Sünde der Feind immer mehr Einflussmöglichkeiten gewinnt.

    2.3.3 Eine Haltung der völligen Passivität

    Wenn etwa durch Meditationspraktiken, Autogenes Training, Hypnose, Yoga u. ä. ein Zustand der Passivität oder gar der Trance mit völliger Entleerung von willentlichen Denkvorgängen erzeugt wird, öffnet man dämonischen Beeinflussungen Tür und Tor. Denn das Gehirn ist wie eine Maschine, die durch meinen Geist bedient wird. So jedenfalls hat es der weltbekannte Hirnforscher Sir John Eccles beschrieben. Normalerweise ist es mein Geist, der mein Gehirn bedient. Aber wenn ich mich in einen veränderten Bewusstseinszustand begebe und damit die Kontrolle einem anderen Geist überlasse, dann hindert diesen anderen Geist nichts, mein Gehirn zu steuern und darin Erleb-nisse hervorzurufen, die mir zwar real vorkommen, aber in Wirklichkeit gar nicht stattfinden. Ein Beispiel dafür wären etwa die sog. „Sterbeerlebnisse", von denen heute so viel die Rede ist.

    3. Dämonische Verstrickung bei Christen

    3.1 Was ist „dämonische Verstrickung"?

    Ein Mensch steht unter Einflüssen und Wirkungen, von denen wir annehmen, dass sie von Dämonen verursacht werden. Dabei gehen wir davon aus, dass es sich um Einflüsse handelt, die über das übliche Maß an Versuchung und Anfechtung hinausgehen. Wir merken hier schon, dass es sich nicht um etwas Abgrenzbares handelt, sondern um ein Kontinuum. Die Stricke, mit denen der Satan uns lahmlegen möchte, sind vor allem Stricke der Lüge. Überall da, wo wir als Christen in der Lüge leben – und das tun wir alle mehr oder weniger – sind wir bereits in die Stricke des Satans geraten.

    Der Grund dafür, dass auch Christen unter den Einfluss dämonischer Mächte geraten können, liegt darin, dass sie es immer noch mit dem Fleisch zu tun haben, mit dem Wesen des alten Menschen, der zwar gestorben ist, der aber seine Prägung in unserem Fleisch zurückgelassen hat. Dieses Fleisch bekehrt sich nicht – es hat bestenfalls einen frommen Anstrich. Wo wir diesem Fleisch Raum geben durch einen fleischlichen Wandel, da wird die Sünde mächtig und da kann es eben auch bei Christen zur dämonischen Verstrickung kommen. Dasselbe gilt auch da, wo wir uns von dem Weltgeist (oder Zeitgeist) bestimmen lassen anstatt von der Hl. Schrift. Dass dämonische Verstrickung auch bei Christen einen hohen Grad annehmen kann, wird uns in der Bibel sehr deutlich aufgezeigt. In 1. Korinther 10 weist uns Paulus darauf hin, dass wir in Gemeinschaft der Dämonen geraten können (ja sogar am Tisch der Dämonen sitzen und der Dämonen Kelch trinken!). Wichtig ist dazu auch das Wort in 2. Timotheus 2,25-26: „Er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen."

    Hier wird klar, was dämonische Verstrickung heißt: Für den Willen des Satans gefangen genommen sein, m.a.W. ohne es zu wollen und vielleicht auch ohne es zu wissen, den Willen Satans zu tun. Ich sehe das gerade heute in der endzeitlichen charismatischen Verführung, wo viele meinen, für Jesus zu wirken und doch den Willen Satans tun. Das klingt hart, aber es ist so: Wo Christen etwa die Zusammenarbeit mit Katholiken suchen und auf eine Vereinigung aller Kirchen hinarbeiten, da tun sie den Willen Satans, der dabei ist, seine eigene, alle Religionen umgreifende Weltkirche zu bauen.

    Weitere Schriftworte, die von „dämonischer Verstrickung" reden: Apostelgeschichte 5,3; Epheser 2,2; 4,17; 5,11; 1. Timotheus 3,7; 5,15. In diesen Versen wird gesagt, Christen können „Gemeinschaft haben mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, „der Schlinge des Teufels verfallen; sich „von der Wahrheit abwenden dem Satan nach"; ja, der Satan kann sogar ihr Herz erfüllen, wie das bei Ananias und Saphira der Fall war. Das ist zwar noch nicht Besessenheit, aber es bedeutet doch, dass Satan auf ihre Entscheidungen Einfluss nehmen kann.

    3.2 Gibt es Besessenheit bei Christen?

    Nun stellt sich die wichtige Frage, ob wiedergeborene Christen auch besessen sein können. Die Schrift schweigt zu diesem Punkt, sie zeigt uns kein einziges Beispiel und schon gar keine Lehraussage darüber. Das gilt es zunächst ernstzunehmen. Ohne Zweifel wäre es eine ernste Sache, wenn ein Christ besessen sein könnte. Das würde ja bedeuten, dass er ganz unter die Herrschaft Satans kommt. Alle Anweisungen der Schrift bezüglich der Heiligung des Lebens würden bei solchen Christen ihren Sinn verlieren, da sie ja nicht mehr Herr ihres Willens wären. Für mich ist es undenkbar, dass uns über eine für die Heiligung so bedeutsame Tatsache keine Anweisungen gegeben sein sollen.

    Was versteht man unter Besessenheit? Besessenheit¹ hat es mit Besitz, mit Kontrolle, mit Herrschaft zu tun. Unter Besessenheit versteht man, dass ein Mensch völlig unter die Herrschaft des Satans gekommen ist. Die Herrschaft Satans über Menschen ist auch bei Ungläubigen graduell verschieden. Besessenheit ist die weitestgehende Form dieser Herrschaft, die Besitzergreifung einer Person durch eine personfremde Macht. Diese Besitzergreifung umfasst die Kontrolle des Willens dieser Person, seines Verstandes und seiner Gefühle. Das schließt aber nicht aus, dass ein solcher Mensch zum Glauben an Jesus kommen kann. Wo ein Wille zur Umkehr vorhanden ist – mag er auch noch so schwach sein – da wird Gott eingreifen und Satan in die Schranken weisen. Ein solcher Mensch wird die Möglichkeit zur Bekehrung haben, auch wenn das Ganze nicht ohne Kampf ablaufen wird. Als wiedergeborene Christen gehören wir dem Machtbereich Christi an, dem Reich des Lichts. In diesem Reich herrscht Christus, nicht der Satan. Und Christus wird es Satan nicht erlauben, einen Menschen, der ihm gehört, unter seine Kontrolle zu bringen. Jesus sagte doch: „Niemand kann sie aus meiner Hand reißen! Und in Römer 8,38f. lesen wir: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Eigentums- und Besitzrecht ist in der Hand unseres Herrn. Wir können aber Satan Verfügungsrechte einräumen.

    Abb. 1-10

    Nehmen wir an, Sie besitzen ein Klavier und ihre Nachbarin, die kein eigenes Klavier hat, würde gern hin und wieder auf ihrem Klavier üben. Das können Sie ihr natürlich jederzeit erlauben. Es würde aber nichts an der Tatsache ändern, dass Sie der Besitzer des Klaviers sind. Und es läge nach wie vor völlig in Ihrer Gewalt, ihr dieses Recht zu nehmen.

    Genauso liegt es letztlich an uns selbst, ob wir Satan Verfügungsrechte über unser Leben einräumen. Und es liegt immer in unserer Hand, ihm diese Rechte wieder zu entziehen. Das geschieht durch Buße und Abkehr von allem, was ihm Raum gibt und ein Leben im Glauben und Gehorsam zu unserem Herrn Jesus Christus.

    3.3 Leiden wir unter den Bannwirkungen der

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