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Zwei grüne Leben: Vater und Tochter in Umbrüchen, Aufbrüchen und Wendezeiten
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Zwei grüne Leben: Vater und Tochter in Umbrüchen, Aufbrüchen und Wendezeiten
eBook246 Seiten2 Stunden

Zwei grüne Leben: Vater und Tochter in Umbrüchen, Aufbrüchen und Wendezeiten

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Über dieses E-Book

"Was würde mein Vater zur aktuellen Agrar- und Umweltpolitik in Österreich und der EU sagen? Was ist heute notwendig angesichts von Klimakrise, Pandemie und Krieg?"
Die Wirtschaftswunderjahre waren geprägt vom Glauben an endloses Wachstum – auch und gerade in der Landwirtschaft. Heinrich Lunacek arbeitet sich in dieser Zeit vom Praktikanten in Molkereien bis zum Generaldirektor der ÖRWZ (heute RWA, Raiffeisen Ware Austria) hoch. Seine Tochter Ulrike indes reist durch Südamerika, taucht Ende der 1970er Jahre in die (entwicklungs-)politisch-feministische Aktivist*innenszene ein – und gerät mehr als einmal mit ihrem konservativ eingestellten Vater aneinander.
Ulrike Lunacek erinnert sich: an ihren Vater, dessen Antrieb es war, "nie wieder hungern zu müssen", an die Zeit mit den anderen "Milchkindern", das Alle-paar-Jahre-Umziehen, an ihre Mutter Elisabeth, die ihrem Vater immer den Rücken freihielt. Anhand der Lebenswege von Heinrich und Ulrike Lunacek, der langjährigen Grün-Politikerin, entfaltet sich ein Panorama der österreichischen Wirtschafts- und Umweltpolitik der Nachkriegszeit. Nicht zuletzt wirft Lunacek einen Blick auf die Agrarpolitik in Österreich, der EU und weltweit heute – und wie wir uns den Herausforderungen von morgen stellen können.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Okt. 2022
ISBN9783218013666
Zwei grüne Leben: Vater und Tochter in Umbrüchen, Aufbrüchen und Wendezeiten

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    Buchvorschau

    Zwei grüne Leben - Ulrike Lunacek

    „MILCHWIRTSCHAFT!"

    1955–1961 Gföhl

    Eine junge Frau steht strahlend auf einer blühenden Wiese, die Arme ausgebreitet, der Rock schwingt um ihre Knie, ein glückliches Lächeln im Gesicht – es ist ein besonderer Tag. Ihr Verlobter macht das Foto beim Sonntagsausflug auf den Reinsberger Semmering im niederösterreichischen Alpenvorland. Es ist der 15. Mai 1955, zu Mittag läuten im gesamten Land die Glocken: Österreich ist nach einem Jahrzehnt Besatzung wieder frei, am Vormittag dieses geschichtsträchtigen Tages wurde der Staatsvertrag unterschrieben.

    Gefunden hat Elisabeth „Liesl Lunacek, mit Mädchennamen Hofer, das kleine Foto erst 2014 wieder, nach dem Tod ihres Mannes Heinrich „Heinz Lunacek. Der hatte sich damals, an diesem strahlenden Sonntag im Mai, nicht nur über seine Verlobte und den Staatsvertrag, sondern auch über seinen ersten fixen Posten freuen können: Noch während des Studiums hatte er Praktika an verschiedenen Bauernhöfen, sogar in Tirol, gemacht. Der achtmonatige Aufenthalt im Jahr 1948 am Milchviehhof des Bauern Norz in Unterperfuß westlich von Innsbruck hatte meinen Vater nachhaltig beeindruckt: Er lernte die harte Arbeit unter einem sehr dominanten Bauern kennen. Er wohnte mit den Knechten in einem sehr bescheidenen Raum. Und zum Waschen war – egal zu welcher Jahreszeit – nur der Brunnen im Hof mit seinem kalten Wasser da. Das einzige Handtuch für alle Knechte gab es in der Stube. Dort aßen alle aus derselben Schüssel oder Pfanne, die Knechte hatten ihre (markierten) Löffel am Tischtuch abzuputzen und in der Schublade aufzubewahren. Mein Vater hielt durch. Wahrscheinlich auch deshalb hielt er den Kontakt mit der Familie Norz sein Leben lang aufrecht.²

    Sonntag, 15. Mai 1955, Staatsvertragstag. Alle Glocken läuten, Liesl Hofer ist mit ihrem Verlobten am Reinsberger Semmering. Er wird demnächst Molkereileiter in Gföhl, in einem Jahr wird geheiratet – sie ist einfach glücklich.

    Altbäuerin Luise und Altbauer Franz Norz mit Enkelin Elisabeth, 1972.

    Im Juni 1951 hatte er dann sein Studium an der Universität für Bodenkultur als Agraringenieur abgeschlossen. In seinen Unterlagen fand ich den kurz danach auf Englisch handgeschriebenen Entwurf einer Bewerbung an die Economic Cooperation Administration (ECA), die die Umsetzung des Marshall-Plans in Österreich verwaltete. Er bewarb sich als „Agricultural Engineer an der ECA Mission in Wien und hatte dafür auch, wie er schrieb, die Unterstützung sowohl des Landwirtschaftsministeriums als auch der „Confederation of Austrian Farmers, also des Bauernbunds. Aber es wurde nichts daraus – sein Leben wäre sonst wohl anders verlaufen. So begann er am 1. Dezember 1951 seine Molkereiausbildung in Aschbach, dann folgten Horitschon, Krems, Pöggstall und Amstetten.

    Nun war er seit 1. April 1955 an der Molkerei Gföhl beschäftigt. Er hatte vom Milchwirtschaftsfonds den Auftrag erhalten, zu überprüfen und zu beurteilen, wie und ob der Betrieb überlebensfähig sei. Damals verfügte die Molkerei Gföhl über eine tägliche Anlieferung von lediglich rund 2.000 Litern Milch. Da er mit tiefgreifenden Reorganisationsmaßnahmen die Überlebensfähigkeit als machbar einschätzte, wurde mein Vater in der Folge mit 1. Juli 1955 zum Leiter der Molkerei Gföhl bestellt und mit der Reorganisation beauftragt. Seiner künftigen Frau Liesl war klar, dass sie nach der Hochzeit im Mai 1956 und dem ersten Kind, das hoffentlich bald danach kommen würde, ihren Arbeitsplatz als Lehrerin in Purgstall aufgeben würde. Sie wollte ganz Hausfrau und Mutter sein, und sie gab die Schule gerne auf. Das erzählte sie zumindest später so und spickte ihre Berichte mit Geschichten von während des Unterrichts nervenden Kindern. Außerdem hätte mein Vater ihr eine bezahlte Arbeit außerhalb der Familie gar nicht erlaubt. Er hing dem Familienbild des Vaters als Ernährer der Familie voll an – vielleicht auch deshalb, weil sein Vater dieses nicht ganz ausfüllen konnte oder wollte und mein Vater selbst nach dem Krieg mit diversen Jobs – z.B. als Dolmetscher und Verkäufer beim US Sales Commissary, dem Versorgungsgeschäft der US-Besatzungstruppen – die Eltern und sich finanziell über Wasser hielt. Erst knappe 20 Jahre später sollte in Österreich im Rahmen der umfassenden Familienrechtsreform 1975 das Recht des Ehemannes abgeschafft werden, der Ehefrau eine Erwerbstätigkeit zu verbieten.

    Damals, an diesem 15. Mai 1955, lag den beiden die Welt zu Füßen. Zumindest empfanden sie das so: Das Kriegsende, die Zeit der Bomben und der Angst, lag zehn Jahre zurück. Heinz hatte nach der englischen Kriegsgefangenschaft und der Rückkehr nach Wien im Jahr 1946 Bodenkultur studiert – er wollte nie wieder Hunger leiden; der Mangel und die Not der ersten Nachkriegszeit in Heinz’ Heimatstadt Wien und auch in Krems, wo Liesl mit ihren ebenfalls alles andere als reichen Eltern und ihrer schon 1948 nach England ausgewanderten Schwester gelebt hatte, waren dem Wiederaufbau gewichen. Allmählich wurden im ganzen Land wieder mehr und mehr Nahrungsmittel produziert.

    Im Jahr 1953 wurde deshalb auch die Rationierung der Lebensmittel eingestellt. Mark Steininger schreibt 2010 in seiner Diplomarbeit: „Von da an waren keine Coupons mehr notwendig, um Lebensmittel beziehen zu können. … (S)chon im Jahr 1953 (entbrannte) eine heftige Debatte über die Butterberge und Milchseen, die aufgrund der rasch anwachsenden Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe entstanden."³

    Und jetzt, 1955, sollten auch noch die Soldaten der vier Alliierten bis zum 26. Oktober abziehen und Österreich endlich wieder ganz frei sein. Die Zukunftsaussichten waren blendend, es konnte ja nur bergauf gehen, mit Arbeit und Fleiß (was sie beide gelernt hatten in ihren Elternhäusern) und einem Quäntchen Glück, das ihnen schon ihre Liebe beschert hatte: Denn es musste wohl der glückliche Zufall die Geschicke gelenkt haben, dass Heinz als Praktikant in der Kremser Molkerei schon von April bis August 1954 im Dachzimmer der Langenloiserstraße 32 eine Bleibe gefunden hatte – im selben Haus, in dem im Erdgeschoß Liesl mit ihren Eltern wohnte! Mein Vater schilderte öfters, dass er sie im Garten des Hauses von seinem Dachbodenfenster aus das erste Mal gesehen hatte.

    Erste Station für die Lunaceks: Gföhl

    Geheiratet wurde am 17. Mai 1956 in Dürnstein in der Wachau – ein Ort, den Liesl schon lange kannte, war es doch ein beliebtes Ausflugsziel mit ihren Eltern und ihrer Schwester. Gern gingen sie sonntags die zehn Kilometer zu Fuß von Krems nach Dürnstein, kehrten zu einem Glas weißen G’spritzten (für die Eltern) oder einem Himbeer-Kracherl (für die Töchter) ein – um dann wieder zurückzugehen nach Krems. Brot und Obst waren im Rucksack, zu mehr reichte das Haushaltsbudget nicht.

    Die Heirat wurde jedoch, das war klar, gefeiert, beim „Thiery, dem Restaurant und Hotel „Richard Löwenherz, gab es das Hochzeitsmahl – ob auf der Donauterrasse unter den damals schon alten Kastanienbäumen oder wetterbedingt in einem der Säle ist (zumindest der Autorin) nicht mehr überliefert.

    Hochzeit am 17. Mai 1956 in Dürnstein.

    Danach ging es für das frisch vermählte Paar nach Gföhl, in eine Dienstwohnung im ersten Stock der kleinen Molkerei im Wurfenthalgraben, unterhalb des Ortes – ein zum Wohnen eher finsterer und feuchter Ort, wenig Sonne leuchtete in den Graben hinunter. Doch im Frühling, Sommer und Herbst wusste sich meine Mutter am Garten und dem dort angebauten Gemüse, den Kräutern und auch den Blumen zu erfreuen. Die Wohnung war zwar deutlich größer als die Räume, die sowohl Liesl wie auch Heinz aus den Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnungen ihrer Eltern kannten, doch lagen das Bad und die Küche oberhalb der kalten Anlieferungshalle, der Boden war nicht isoliert, und geheizt wurde über den Holzofen, aber nicht im Bad. Dort, erinnert sich mein Bruder an die Erzählungen meiner Mutter, sei es „saukalt gewesen und man habe überall, wo sie uns gewickelt hat, Heizstrahler aufstellen müssen. „Da haben die Füße schon gegrillt, aber dafür war der Kopf eiskalt. Sie sagt, das war ein Horror! Dem Vati, so mein Bruder weiter, „war das relativ wurscht, er ist in der Früh um 6 Uhr oder noch früher raus und am Abend um 10 Uhr, meist schon mit etwas Wein im Blut, heimgekommen. Aber das war egal, er hat geschlafen und ist in der Früh um 6 Uhr wieder raus."

    Auch für unsere Mutter war die Dienstwohnung in der Gföhler Molkerei um vieles besser als ihre Ein-Zimmer-Wohnungen als Lehrerin zuvor. Besonders eindrucksvoll schilderte sie immer die Zustände Ende der 1940er Jahre in Alt-Nagelberg im äußersten Norden des Waldviertels an der Eisernen-Vorhang-Grenze zur Tschechoslowakei. Dort unterrichtete sie nicht nur die wenigen 6- bis 14-Jährigen des Ortes gemeinsam in einer achtklassigen Schulklasse, sondern war in der kalten Jahreszeit mit eingefrorenem Wasser im Email-Lavoir – der Wasseranschluss befand sich am Gang – ihres Zimmers im ersten Stock des Wirtshauses konfrontiert und mit einer verschmutzten Toilette nach den abendlichen Proben des schon 1920 gegründeten Männergesangsvereins des Ortes.

    Aber Unzufriedenheit kannte meine Mutter nicht. Sie hatte vor dem und während des Zweiten Weltkrieges als zweites Kind einer armen Familie gelernt, wie es ist, mit wenig auskommen zu müssen: Mein Großvater, geboren 1896 in eine Sägewerksfamilie im südniederösterreichischen Pernitz, lernte als junger Mann das Schlosser- und Wasserleitungsinstallateur-Handwerk. In der Wirtschaftskrise nach 1929 – in dem Jahr wurde meine Mutter in Pernitz geboren – schlitterte der Betrieb seiner Eltern in die Krise, und auch er fand keinen Job. Die junge Familie (mit der 1925 geborenen Schwester meiner Mutter) übersiedelte nach Krems an der Donau. Mein Großvater – arbeitslos – war anfällig für die Propaganda der (in Österreich während des Austrofaschismus illegalen) NSDAP, deren Vertreter aus Deutschland in den Wirtshäusern – auch in der Langenloiserstraße in Krems – bei den Arbeitslosen rekrutierten. Meine Großmutter brachte die Familie währenddessen mit Näharbeiten für die besser gestellten Kremserinnen, einige von ihnen vehemente Hitler-Anhängerinnen, über die Runden.

    Mein Vater mit mir in meinem ersten Jahr in Gföhl.

    Im Mai 1957 kam ich auf die Welt, im Mai 1960 mein Bruder Thomas. Ulli und Tommy wurden wir gerufen. Der Weg hinauf in den Ort zum Einkaufen war mühsam für unsere Mutter, zuerst mit einem, dann mit zwei kleinen Kindern.

    Johann Hagmann (gestorben im Dezember 2021), der in meinem Geburtsjahr in der Molkerei Gföhl zu arbeiten begann, hat noch das Bild in Erinnerung, dass mich meine Mutter, „eine fesche Frau", im Garten der Molkerei spazieren getragen hat.

    Jammern kannte Liesl Lunacek nicht, auch wenn sie sich immer wieder recht allein fühlt: Denn ihr Mann ist viel unterwegs, auch an Abenden und Wochenenden, bei den Bauern zuhause und bei den abendlichen Versammlungen in den verschiedenen Wirtshäusern. Sie hat noch keinen Führerschein (den macht sie erst später in Amstetten), öffentlichen Verkehr gibt es auf der noch unasphaltierten Straße vom Wurfenthalgraben hinauf in den Ort oder zurück nicht – und mit dem Kinderwagen wäre das sowieso beschwerlich gewesen. Aber sie hatte zumindest den schönen Garten, mit Blumen, Kräutern und Gemüse. Und sie genoss es, ihrer Tochter Ulli (den Namen Ulrike eroberte ich mir erst ab meinem Dreißiger zurück) nicht nur Zöpfe zu flechten, an die sie große, bunte Maschen band, sondern ihre Haare in einem Kranz oben am Kopf zu befestigen und ebenso mit einer bunten Masche zu verzieren; ein Bild, das eines der sogenannten Milchkinder⁴ – Elisabeth Patzschke (geb. Heidrich), die Älteste von uns – „nie vergisst: diese riesige Masche auf der eigenartigen Frisur. Die fanden die Erwachsenen wohl süß, ich war halt anderer Meinung".

    Die Masche am Kopf – später um den Zopfkranz gebunden – wurde für viele Jahre meiner Kindheit mein „Markenzeichen".

    In den ersten Jahren nach dem Staatsvertrag war die Armut im Waldviertel immer noch groß. Die erdgeschossigen Arbeitsräume einiger Bauernhöfe hatten noch Lehmböden, wie meine Mutter sich erinnerte. Und auch mit Wasser und Hygiene, so erzählte sie, „hatten sie es damals, Anfang der 1950er Jahre, im Waldviertel noch nicht so." Sie konnte selbst ein Lied davon singen aus ihrer Zeit in Alt-Nagelberg.

    Viele Haushalte und Landwirtschaften waren noch ohne Strom – auch in anderen Teilen Österreichs sollte es bis zur vollständigen Elektrifizierung in der Landwirtschaft noch Jahre dauern. Denn obzwar schon 1949 ein „Generalplan zur Elektrifizierung der österreichischen Landwirtschaften erstellt worden war, waren 1951 „noch 19,1 % der Betriebe ohne Stromanschluss, 1957 nur mehr 7,2 %.

    Im Waldviertel wurde die vollständige Elektrifizierung erst in den 1970er Jahren abgeschlossen. In Gföhl selbst konnte der Großteil der Streusiedlungen in den 1950er/1960er Jahren mit Strom versorgt werden, wie mir Friedrich Weber mitteilte. Er verfügt über ein ausgezeichnetes Archiv über Gföhl mit einer detaillierten Chronik und sehr vielen Fotos.⁶

    Alma-Dreiecks-Käse-Werbung erfreute uns Kinder genauso wie der Käse.

    Das Zentrum von Gföhl war in den 1960er Jahren schon völlig elektrifiziert: Neben dem Fleischhauer und dem Wirtshaus Baldt gab es das Milchgeschäft und seine Chefin, Frau Herta Kloiber. Das Geschäft wurde von der Molkerei direkt beliefert.

    Ilse Demal, Tochter von Hartl und Herta Demal und damit ein „Milchkind wie wir kleinen Lunaceks, erinnert sich gerne an das Geschäft vor der Zeit der Milchpackerl oder -flaschen zurück: „Frau Kloiber hat die Milchpumpe wie einen Bierzapfhahn bedient. Die Kundschaften haben ihre blechernen Milchkannen, in Weinrot oder Weiß emailliert, unter den Füllstutzen gestellt, und die Milchfrau hat ihnen die gewünschte Menge hineingepumpt. Auch den eigenen Geruch in diesem Geschäft wie in der ganzen Molkerei, das ‚Kasl’n’, haben wir als wohlriechend empfunden und es hat uns eine Art Heimatgefühl vermittelt. Vor der mit Hockern bestuhlten Milchbar stand eine Karton-Alma mit weißer Kopfbedeckung. Von dieser Werbung für die Alma-Dreieckskäserln, einen halben Meter hoch und damit für uns Kinder in Lebensgröße aufgestellt, ging eine eigene Faszination aus.

    Abenteuerspielplatz Molkerei

    Die Molkereien waren für uns Milchkinder – egal ob in Gföhl, Mank, Hainfeld, Erlauf, Zwettl, Aschbach, Amstetten oder in Wien in der NÖM – eine Art Abenteuerspielplatz. Ilse Demal erinnert sich an Gföhl Anfang der 1960er Jahre: „Die Lagerräume unten beim Herrn Hengstberger waren dafür bestens geeignet, oben im Halbstock waren die Milch-Übernahme und der große Kühlraum. Von dort wurden die Kleinprodukte für die vorher zusammengestellten Touren ausgeliefert: Rahm, Obers, Topfen. Und wie Burgmauern standen die großen Trockenmilch-Säcke herum, wir konnten darauf herumkraxeln! Es bestand zwar die Gefahr, dass die Säcke reißen, aber es ist nie etwas Schlimmes passiert …"

    Für Elisabeth Patzschke und Susanne Stöger (geb. Heidrich) war es vor allem die Molkerei in Mank, an die sie wundervolle Erinnerungen haben. „Mank war toll für Kinder, weil es kaum Autoverkehr gab,

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