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Die ID37 Persönlichkeitsanalyse: Bedeutung und Wirkung von Lebensmotiven für effiziente Selbststeuerung
Die ID37 Persönlichkeitsanalyse: Bedeutung und Wirkung von Lebensmotiven für effiziente Selbststeuerung
Die ID37 Persönlichkeitsanalyse: Bedeutung und Wirkung von Lebensmotiven für effiziente Selbststeuerung
eBook412 Seiten3 Stunden

Die ID37 Persönlichkeitsanalyse: Bedeutung und Wirkung von Lebensmotiven für effiziente Selbststeuerung

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Über dieses E-Book

Was treibt Menschen an? Wie und warum verhalten sich Menschen so unterschiedlich? Menschen sind komplex und die zwischenmenschlichen Interaktionen erst recht. Die ID37 Persönlichkeitsanalyse hilft dabei, die Komplexität des Menschen und menschliches Verhalten anhand von 16 fundamentalen Motiven, die in jedem Menschen verankert sind und zentrale Aspekte der individuellen Persönlichkeit darstellen, zu erfassen und zu erklären.In diesem Fachbuch werden die psychologischen Grundlagen zu Persönlichkeit und Motivation vor dem Hintergrund der 16 Lebensmotive dargestellt. Mit ID37 stellen die Autoren ein Persönlichkeitsmodell sowie psychologischen Testverfahren vor, welches die Persönlichkeit anhand dieser Lebensmotive beschreiben, erklären und erfassen kann, und verdeutlichen, wie sich die Beschäftigung mit der individuellen Persönlichkeit durch effektive Selbststeuerung positiv auf Zufriedenheit und Erfolg auswirken. Praxisnah werden die Inhalte anhand zahlreicher Fallbeispiele und praktischer Tipps für die Anwendung vermittelt.
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum20. Dez. 2018
ISBN9783662580042
Die ID37 Persönlichkeitsanalyse: Bedeutung und Wirkung von Lebensmotiven für effiziente Selbststeuerung

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    Buchvorschau

    Die ID37 Persönlichkeitsanalyse - Thomas Staller

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Thomas Staller und Cornelia KirschkeDie ID37 Persönlichkeitsanalysehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-58004-2_1

    1. Persönlichkeit

    Thomas Staller¹   und Cornelia Kirschke¹  

    (1)

    ID37 Company GmbH, Berlin, Deutschland

    Thomas Staller (Korrespondenzautor)

    Email: staller@id37.io

    Cornelia Kirschke

    Email: kirschke@id37.io

    1.1 Der Fremde im Zug

    1.2 Was ist Persönlichkeit?

    1.2.1 Die Persönlichkeitsmerkmale: Traits und States

    1.2.2 Was ist normal?

    1.2.3 Persönlichkeit verstehen mit ID37

    1.2.4 Was bedeutet das für meine Arbeitspraxis?

    Literatur

    1.1 Der Fremde im Zug

    Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im ICE und ein gerade zugestiegener Fahrgast wird laut, weil sich seine Reservierung als ungültig erweist. Der Zugbegleiter, der ihm freundlich Rede und Antwort steht, bekommt die geballte Wut des Mannes ab. Dreimal fängt der Mann von Neuem an, den Zugbegleiter zu beschimpfen und lässt dabei seinem Ärger freien Lauf. Sie sitzen unweit der Szenerie und waren bis zu diesem Moment selbst entspannt, da Sie auf der Rückreise eines erfolgreichen Geschäftstermins sind. Während andere Reisende unbeeindruckt scheinen, manche ihm sogar recht geben, erleben Sie diese Situation als stressig. Der Mann ist Ihnen unsympathisch – Ihnen selbst ist ein solches Verhalten fremd. Sie finden, dass er rücksichtslos und unbeherrscht ist, alle Mitreisenden aufwühlt und den Zugbegleiter unfair behandelt. Ihre Entspannung ist dahin, und Sie überlegen, wie Sie schlichtend eingreifen könnten.

    Diese Szene verrät viel über Sie – oder sagen wir über den Beobachter im Zug. Der Beobachter ist wahrscheinlich ein friedfertiger Mensch und empfindet die Behandlung des Zugbegleiters und die Belästigung der Mitreisenden demnach als besonders schlimm. Für den Schimpfenden hingegen ist es höchstwahrscheinlich normal, dass er seine Wut auslebt.

    Das Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Menschen ein und dieselbe Situation erleben. Jeder nimmt die Welt anders wahr. Beobachtung und Erleben sind beeinflusst von der eigenen Persönlichkeit. Menschen verhalten sich, wie es ihre Persönlichkeit ihnen vorgibt. Was veranlasst den Mann im Zug wiederholt auf den Zugbegleiter loszugehen? Was treibt den Beobachter dazu, vermitteln zu wollen? Und wie wird der Zugbegleiter reagieren?

    Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind höchst individuell. Sie helfen jedem dabei, sein Zusammenleben- und arbeiten erfolgreich zu gestalten: Wissen, wie der Einzelne tickt, warum er handelt, wie er handelt, welchen Verhaltensmustern er folgt, was Menschen eint und was sie trennt. Menschen sind komplex und die zwischenmenschlichen Interaktionen erst recht.

    Schon lange beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Suche nach geeigneten Modellen, um die Komplexität des Menschen und menschliches Verhalten zu erklären. Das Persönlichkeitsdiagnostikinstrument ID37 ist ein solches Modell , es

    konzentriert sich auf einen zentralen Aspekt der menschlichen Persönlichkeit: Motive;

    erfasst und beschreibt die individuelle Persönlichkeit anhand von 16 fundamentalen Motiven, die in jedem Menschen verankert sind. Deshalb eignen sich Motive besonders gut, um zum Kern der Persönlichkeit zu gelangen und Ursachen menschlichen Verhaltens zu erklären;

    zeichnet ein sehr genaues Persönlichkeitsprofil , das sogar eine gewisse Vorhersagbarkeit von Verhalten erlaubt.

    Kernstück des ID37 Persönlichkeitsmodells ist ein psychologisches Testverfahren , das wir gemeinsam mit der Universität Luxemburg auf Basis aktueller Forschungsergebnisse u. a. von Murray , McDougall und Reiss entwickelt haben. Zusätzlich zu diesem theoretischen Fundament sind über 10 Jahre Arbeit und Praxiserfahrung mit dem diagnostischen Instrument Reiss Motivation Profile® in den wissenschaftlichen Entwicklungsprozess eingeflossen.

    Die 16 Motive , die mit dem Verfahren ID37 gemessen werden, sind: NEUGIER , SOZIALE ANERKENNUNG , EINFLUSS , STATUS , BESITZEN , AUTONOMIE , SOZIALKONTAKTE , PRINZIPIEN , SOZIALES ENGAGEMENT , STRUKTUR , SICHERHEIT , REVANCHE , BEWEGUNG , ESSENSGENUSS , FAMILIE und SINNLICHKEIT (Kap. 4).

    Das Ergebnis der Analyse wird in Form eines Motivprofils dargestellt, bei dem jedes Motiv in seiner jeweiligen Ausprägung separat ausgewiesen wird (Abb. 4.​1).

    Mit ID37 erhalten Anwender ein fundiertes Werkzeug, um sich ihrer eigenen Wirklichkeit oder der Wirklichkeit anderer zu nähern. Im professionellen Bereich können Berater, Trainer, Coaches, Human-Resources-Manager, Personalentwickler und Führungskräfte individuelle Strategien und passgenaue Maßnahmen zur persönlichen Weiterentwicklung ableiten.

    1.2 Was ist Persönlichkeit?

    Der Begriff „Persönlichkeit" kennt – je nach theoretischer Zuordnung oder Forschungstradition – unzählige Definitionen. Konsens ist, dass der Mensch – mit einer Vielzahl an individuellen Merkmalen ausgestattet – einzigartig ist und die Persönlichkeit im individuellen Lebenskontext betrachtet werden muss.

    Der Persönlichkeitspsychologe Jens B. Asendorpf definiert Persönlichkeit beispielsweise wie folgt:

    Unter der Persönlichkeit eines Menschen wird die Gesamtheit seiner Persönlichkeitseigenschaften verstanden: die individuellen Besonderheiten in der körperlichen Erscheinung und in Regelmäßigkeiten des Verhaltens und Erlebens . (Asendorpf 2015, S. 2)

    Persönlichkeit ist in der Psychologie nicht einheitlich definiert. Im Allgemeinen versteht man darunter die Summe aller Verhaltensmerkmale eines Individuums .

    Nachfolgend beleuchten wir einige Begriffe und Phänomene, die im Zusammenhang mit Persönlichkeit stehen.

    Im alltäglichen Sprachgebrauch kreisen die elementaren Begriffe „Mensch und „Individuum um die Persönlichkeit :

    Der Begriff „Mensch" kennzeichnet sowohl die biologische Art Homo sapiens als auch dessen Dasein als gesellschaftliches Wesen.

    „Individuum bedeutet so viel wie Einzelwesen. Der Begriff trägt der Einzigartigkeit jedes Menschen Rechnung, denn Individuum stammt vom Verb „dividere (lateinisch: teilen) ab und bedeutet wörtlich „das Unteilbare". Das Individuum wird zur Persönlichkeit, indem es sich die Errungenschaften der Kultur aneignet, von der es stammt, sich aber durch persönliche Eigenschaften, eigenverantwortliches Handeln, Interessen oder Besonderheiten abgrenzt und seine individuelle Identität entwickelt. Das impliziert, dass nicht jeder Mensch eine Persönlichkeit ist, am wenigsten ein Neugeborenes (Simon 2006, S. 12 f.).

    Bei aller Individualität ist der Mensch auch ein soziales Wesen. Nach Anschauung des russischen Psychologen A. Leontjew entsteht Persönlichkeit in der Gesellschaft. Er meint damit, dass die Persönlichkeit durch den Austausch mit der Umwelt erzeugt wird. Danach entwickelt sich die Fähigkeit zum Denken, Handeln und Fühlen immer unter den Bedingungen der konkreten Gesellschaft. Die Geburt an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Epoche verbindet den Menschen mit einem spezifischen sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Milieu, das auf ihn und seinen Lebenslauf einwirkt. Im Laufe seines Lebens bekommt der Mensch im Austausch mit anderen Menschen alles, was er benötigt. Auch in geistiger Hinsicht hängt er von diesen ab, da er von ihnen ebenso Sprache, Wissen und Verhaltensnormen übernimmt (Leontjew 1975, zit. nach Simon 2006, S. 10 f.).

    Der Mensch ist sowohl ein individuelles als auch ein soziales Wesen. Daher ist Persönlichkeit immer in ihrem Kontext zu betrachten.

    1.2.1 Die Persönlichkeitsmerkmale: Traits und States

    Die Wissenschaft unterscheidet die weitgehend unveränderbaren Persönlichkeitsmerkmale Traits von den veränderbaren Merkmalen States.

    Persönlichkeitsmerkmale des Menschen

    Trait (englisch: Charakterzug, Merkmal) = stabile Eigenschaft , z. B. Ängstlichkeit

    Genetisch veranlagte, weitgehend unveränderbare und kulturübergreifende Grundstruktur. Traits beschreiben sichtbares Verhalten.

    State (englisch: Zustand) = vorübergehende Zustände, z. B. Angst

    Umweltbedingte veränderbare Merkmale beeinflusst von Sozialisation, Kultur und situativen Gegebenheiten.

    Die Beschreibung eines Individuums anhand von Traits ist deshalb sinnvoll, weil diese Persönlichkeitsmerkmale Verhaltensmuster ergeben und über die Zeit hinweg relativ stabil bleiben.

    Der Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth schreibt:

    Menschen zeigen im Lauf ihres Lebens in ihrem Fühlen, Denken und Handeln zeitlich überdauernde Muster . Diese müssen kein festgefügtes Schema haben, sondern können in ihrer Entwicklung und auch in ihrem Auftreten dynamisch sein – und sind dies in aller Regel auch. Entwicklungsbedingte und situative Dynamik weist schon früh Regelmäßigkeiten auf. Dies nennen wir Persönlichkeit des Menschen. (Roth und Ryba 2016, S. 125)

    Exkurs: Selbst wenn wir uns verändern, bleiben wir uns treu

    Menschen verändern sich nur innerhalb ihrer Persönlichkeit . Menschen, die glauben, dass sie sich in ihrer Persönlichkeit grundlegend verändert haben und behaupten, sie seien heute „ein ganz anderer Mensch" als früher, irren sich in der Regel. Oftmals lässt sich das aufklären, indem man die Person gezielt überprüfen lässt, ob die eine oder andere markante Eigenschaften nicht auch schon in der Jugend vorhanden war. Meistens werden die Erinnerungen nur durch andere Ereignisse überlagert oder die Person hat über die Jahre gelernt, sich an eine Situation anzupassen. Wenn die Differenz zwischen dem, was eine Person wirklich anstrebt und dem, was sie tagtäglich lebt, zu groß ist, kann dies das Wohlbefinden und die Gesundheit maßgeblich beeinträchtigen. Eine Person, die beispielsweise einen ganz neuen Beruf gewählt hat, war vermutlich sehr unzufrieden mit ihrer vorherigen Tätigkeit. Offensichtlich haben der Job oder das Umfeld nicht gepasst. Damit hat sich die Person aber nicht in ihrem Wesen geändert – vielleicht hat sie ihrem Wesen dadurch aber mehr Ausdruck verliehen. Nach Untersuchungen des Persönlichkeitspsychologen Jens B. Asendorpf suchen sich Menschen eher Lebensbedingungen, die zu ihnen passen, anstatt sich selbst den Bedingungen anzupassen. Und selbst wenn sie sich anpassen, dann geschieht dies in dem Rahmen, den ihre Persönlichkeit vorgibt (Roth und Ryba 2016, S. 220 f.).

    Zur Stabilität versus Veränderbarkeit der Persönlichkeit wird der Bonner Neurowissenschaftler Christian E. Elger in seinem Buch Neuroleadership deutlich:

    Persönlichkeit ist wahrscheinlich keineswegs eine dauerhafte und feste Konstruktion, sondern nur eine Art Zustand, der sich entsprechend der inneren und äußeren Gegebenheiten verändern kann. Somit ist der Mensch einerseits ein Spiegel seiner Umwelt, und andererseits ist das Leben ein permanentes Change Management. Was das Gehirn jeweils antreibt, ist die Suche nach Belohnung , und deshalb hat gerade die aktuelle Glücksforschung auch sehr viel mit den Neurowissenschaften zu tun. (Elger 2009, S. 39)

    Die Vorstellung, dass die Persönlichkeit eine angeborene Eigenschaft ist, wurde schon vor geraumer Zeit aufgegeben. Natürlich spielen die genetischen Eigenschaften eine Rolle. Sie beeinflussen den Charakter eines Menschen aber nur zu 30 bis 60 Prozent, wie verschiedene Studien an eineiigen Zwillingen nachgewiesen haben. Der Rest wird sozial erworben. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zum dritten Lebensjahr die wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale festgelegt sind. Andere glauben belegen zu können, dass sich die Persönlichkeit erst bis zum 50. Lebensjahr vollständig ausformt. Wahrscheinlich ist es so, dass wir uns aufgrund der neuronalen Plastizität bis zum Lebensende verändern. (Elger 2009, S. 145)

    Wissenschaftliche Studien, die über einen längeren zeitlichen Verlauf durchgeführt wurden, zeigen, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen in früher Kindheit in den Grundzügen stabilisiert, ab dem Jugendalter weitestgehend konstant ist und zunehmend unempfindlich gegen Umwelteinflüsse wird (Roth und Ryba 2016, S. 221 f.).

    Persönlichkeit ist ein dynamisches Konstrukt, das einem ständigen Wandel unterworfen ist. Motive geben den relativ stabilen Rahmen vor, innerhalb dessen sich die Persönlichkeit verändert.

    Auch andere Wissenschaftler gehen von der Existenz dauerhafter und relativ stabiler Eigenschaften aus , die das Verhalten in konkreten Situationen beeinflussen und nicht direkt beobachtbar sind, sondern sich nur über das Verhalten erschließen lassen.

    Disposition

    Eine Disposition ist ein Merkmal einer Person, das eine mittelfristige zeitliche Stabilität aufweist, das heißt zumindest Wochen oder Monate überdauert. Eine Disposition veranlasst die Person dazu, in bestimmten Situationen ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. (Asendorpf 2015, S. 3)

    Demnach ist eine Disposition eine Verhaltensregelmäßigkeit , ein Muster . Es ist nicht Verhalten per se, denn dieses variiert von Sekunde zu Sekunde und ist direkt beobachtbar. Wenn eine Person beispielsweise die Neigung hat, vor öffentlichen Präsentationen ängstlich zu sein, dann spricht man von einer Verhaltensdisposition (Asendorpf 2015, S. 3).

    Die Unterscheidung zwischen Verhaltensdisposition und Verhalten ist wichtig, denn Dispositionen helfen uns dabei, einen genaueren Eindruck von der Persönlichkeit eines Menschen zu erhalten. Anders als bei einem Erstkontakt geben uns wiederkehrende Verhaltensmuster die Gelegenheit, eine Person und ihren Charakter realistischer einzuschätzen.

    Verhaltensmuster , auch Disposition genannt, kennzeichnen eine Persönlichkeit, nicht Verhalten per se.

    Die Persönlichkeitsanalyse ID37 ist eine verlässliche Basis, um individuelle Verhaltensmuster sichtbar und erklärbar zu machen und bis zu einem gewissen Grad auf Verhalten einer Person zu schließen. Diese Muster sind im Motivprofil erkennbar. Zum Beispiel zeigt das Motiv STRUKTUR Unterschiede im Bestreben, sich die Umwelt in einfacher und widerspruchsfreier Weise zu strukturieren (Abb. 1.1a, b).

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    Abb. 1.1

    Unterschiedliche Verhaltensmuster am Beispiel des Motivs STRUKTUR. a Lässt Rückschlüsse auf eine niedrige Ausprägung des Motivs STRUKTUR zu, b lässt Rückschlüsse auf eine hohe Ausprägung des Motivs STRUKTUR zu

    Das Persönlichkeitsprofil ID37 macht Verhaltensmuster sichtbar.

    1.2.2 Was ist normal?

    Von einer normalen Persönlichkeit spricht man, wenn die Erfahrungs- und Verhaltensmuster sich innerhalb der kulturell erwarteten und akzeptierten Normen befinden – d. h. die Art und Weise, wie jemand Dinge, Menschen und Ereignisse wahrnimmt, wie jemand fühlt, reagiert, sich selbst im Griff hat oder mit anderen umgeht.

    Was aber ist „die Norm" ? Mit ID37 haben wir einen wirksamen Gradmesser dafür, was als normal gelten kann. ID37 ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument und als solches normiert. Die Ergebnisse zeigen, wie die Persönlichkeit eines Menschen im Vergleich zur kulturellen Norm ausgeprägt ist. Bei der Normierung wurde jedes der 16 Persönlichkeitsmerkmale separat auf eine vergleichbare Referenzpopulation geeicht. Dies ist eine der Stärken von ID37: Es beschreibt weder Typen noch Typologien , sondern die unverwechselbare Individualität des Einzelnen im Vergleich zu einer repräsentativen Gruppe der Gesamtbevölkerung (Abschn. 4.​2.​3).

    Auffällig sind Persönlichkeitsausprägungen, bei denen eine Abweichung von der Norm ermittelt wird (Abb. 4.​5). Sie wirken sich stärker auf das Erleben (z. B. Freude, Frustration ) und sichtbare Verhalten aus als Ausprägungen, die im mittleren Bereich liegen. Wir sprechen dann immer noch von einer normalen Persönlichkeit , ggf. von einer extremen Persönlichkeit . Wenn eine Mutter beispielsweise denkt, sie sei nicht normal, weil es ihr nicht wichtig ist, jeden Abend zu Hause zu sein, um die Kinder ins Bett zu bringen, dann ist ihr Empfinden nicht anormal. In ihrem Persönlichkeitsprofil hat sie vielleicht ein sehr niedrig ausgeprägtes Motiv FAMILIE (Abschn. 4.​4.​15). ID37 zeigt die mannigfaltigen Facetten und Ausprägungen normaler Persönlichkeit auf und macht deutlich, wie unterschiedlich und einzigartig wir alle sind.

    Ein einfaches Zahlenbeispiel untermauert dies: Wenn wir von 16 Persönlichkeitsmerkmalen ausgehen, mit beispielsweise nur 5 Abstufungen pro Motiv, ergibt dies bereits rund 150 Milliarden unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten und Persönlichkeitsausprägungen – alle weiteren persönlichkeitsbeeinflussenden Faktoren bleiben bei diesem Beispiel natürlich unberücksichtigt.

    Dass eine Person, die viele Ecken und Kanten hat, im Alltag als „nicht normal" abgestempelt wird, ist in erster Linie ein Verständnisproblem. Starke Persönlichkeitsausprägungen werden gerne mit Persönlichkeitsstörungen oder krankhaftem Verhalten verwechselt. Menschen ecken deswegen oft an, weil sie so unterschiedlich sind, aber dennoch gleichbehandelt werden. Denken wir nur an ein Großraumbüro: Es ist auf Gleichschaltung ausgerichtet. Menschen haben aber unterschiedliche Bedürfnisse. Eine Gleichbehandlung führt deshalb auf Dauer zu Unbehagen, Unzufriedenheit und Konflikten.

    Die Grenzen der Persönlichkeitsanalyse ID37 : Anhand des Motivprofils können wir psychisch gesunde von kranken Menschen nicht unterscheiden. Zeigt jemand dauerhaft ein Verhalten, das persönliches Leid und soziale Probleme mit sich bringt oder einem Unternehmen schadet, sollten wir sensibel entscheiden, ob wir die richtige Expertise für die Arbeit mit ihm haben.

    ID37 beleuchtet den Facettenreichtum und die Unterschiede von Individuen. Zudem liefert es konkrete Hinweise darauf, wie diese Facetten positiv genutzt werden können. Es ist kein geeignetes Instrument, um psychische Erkrankungen zu diagnostizieren.

    1.2.3 Persönlichkeit verstehen mit ID37

    Die Persönlichkeitsanalyse ID37 ermittelt die Motivstruktur eines Menschen anhand von 16 trennscharfen fundamentalen Motiven. Diese Motive sind in jedem Menschen angelegt, ihre Ausprägung und die Intensität, mit der sie erlebt werden, variieren jedoch von Mensch zu Mensch. Motive sind geeignete Persönlichkeitsindikatoren, da sie relativ stabil sind und Verhaltensmuster erkennen lassen.

    Im Einzelfall sind die Motive, deren Ausprägung von der des Bevölkerungsdurchschnitts abweichen, von besonderem Interesse. Je größer die Abweichung von der Norm ist, desto stärker ist das emotionale Erleben dieses Motivs. Je höher der Wert der Ausprägung, desto höher das Streben nach Motivbefriedigung . Umso wahrscheinlicher ist es auch, dass dieses Motiv als wiederkehrendes Verhalten zu beobachten ist.

    Im Gesamtbild, also im Zusammenwirken der einzelnen Motive, ergibt sich ein tiefes Verständnis der individuellen Persönlichkeit und des daraus resultierenden Denkens, Fühlens und Handelns (Kap. 4).

    Das Motivprofil liefert einen verlässlichen Bezugsrahmen für das eigene Selbstverständnis . Es hilft dabei, aus dem geschlossenen System des Selbst herauszutreten. Mit dem Bewusstwerden über uns selbst öffnen wir uns. Dies gelingt umso besser, je mehr wir darüber sprechen, z. B. im Analysegespräch mit einem ID37 Master

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