Der Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS: Finanzgeschichte und Historische Wertpapiere
Von Peter Christen
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Über dieses E-Book
Peter Christen
Der Autor besitzt eine jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Finanzgeschichte. Auf seinem Spezialgebiet Historische Wertpapiere hat er schon etliche Schriften publiziert. Er ist Preisträger des internationalen Journalistenpreis «Historische Wertpapiere und Finanzgeschichte». Darüber hinaus berät er weltweit verschiedenste Sammler, Investoren und Museen im Bereich Historische Wertpapiere. Er ist Präsident des Schweizer Sammler-vereins «Scripophila-Helvetica» und Teilhaber des Auktions- und Handelshauses für Historische Wertpapiere «Hiwepa AG».
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Buchvorschau
Der Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS - Peter Christen
Danksagung:
Mein ganz spezieller Dank geht an die Korrektor:innen
Alice Christen, Reinhild Tschöpe und Martin Müller.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Teil 1: Ursprünge des öffentlichen Nahverkehrs
Die frühesten Anfänge
Erstes Pferde-Tram
Trams mit Dampfantrieb
Die Schmalspurbahn
Rollschemel
Die Elektrolokomotive
Erste elektrische Strassenbahn
Erste Oberleitung
Kontaktschiffchen & Kontaktwagen
Stangenstromabnehmer
Bügelstromabnehmer
Die Anfänge des Nahverkehrs in der Schweiz
Chemin de fer de Lausanne a Échallens
Tramway Vevey–Montreux–Chillon
Teil 2: Der Regionalverkehr Bern-Solothurn
Die Anfänge des Berner Nahverkehrs
Berner Pferde-Omnibus
Berner Tramway-Gesellschaft
Die Bern–Muri–Gümligen–Worb-Bahn
Elektrifizierung der Bern–Worb-Bahn
Die Worblental-Bahn
Die Worb–Biglen-Bahn
Die Vereinigten Bern–Worb-Bahnen
Die Sanierung von 1961
Die Bern–Worblaufen–Zollikofen-Bahn
Die Strecke von Solothurn nach Zollikofen
Solothurn-Schönbühl-Bahn SSB
Die Elektrische Solothurn–Bern-Bahn
Die Solothurn–Zollikofen–Bern-Bahn
Fusion
Rekapitalisierung von 1952
Sanierung von 1961
Grosse Investitionen der 60er Jahre
Letzte grosse Investitionen der 70er Jahre
Der Regionalverkehr Bern–Solothurn RBS
Einheitliche Namenaktie zu Fr. 50.-
Entmaterialisierung der Aktie
Teil 3: Die Historischen Wertpapiere aus der Geschichte des Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS
Quellenangaben:
Einleitung
Seit bald 40 Jahren ist der Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS im Agglomerationsverkehr Berns tätig. Die Geschichte des öffentlichen Verkehrs in dieser Region ist jedoch bedeutend älter. Er geht zurück ins 19. Jahrhundert und umfasst nicht weniger als neun verschiedene Eisenbahngesellschaften. Es ist privates Kapital, das den Anstoss zum Bau der Strecken ermöglicht gibt. Von Beginn an spielt jedoch die Finanzierung durch die öffentliche Hand die entscheidende Rolle. Diese Unternehmen sind alle privatrechtlich organisiert. Fast ausnahmslos stammt jedoch das Kapital hauptsächlich von den betroffenen Gemeinden und Kantonen.
Nach erst schwierigem Anfang entwickeln sich die meisten Unternehmen in den Jahrzehnten erfolgreich. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind ideal, die Nachfrage nach einem schnellen, praktischen und flexiblen Verkehrsmittel ist hoch. Konkurrenz durch andere Verkehrsmittel wie Auto und Bus besteht noch gar nicht. Viele Unternehmen arbeiten profitabel und werfen während einigen Jahren eine Dividende ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Konkurrenz durch die Strasse grösser und auch generell nimmt die Ertragsfähigkeit des öffentlichen Verkehrs ab. Gleichzeitig stehen grosse neue Investitionsprojekte an. Der Nahverkehr wirft nun keinen Gewinn mehr ab. Die Finanzrechnung der Unternehmen rutscht permanent in den roten Bereich. Es ist nun ausschliesslich die öffentliche Hand, welche den weiteren Betrieb und den teuren Ausbau der Nahverkehrsunternehmen subventioniert, und dies hauptsächlich durch direkte Zahlungen, aber auch durch die Übernahme der Finanzierung von anstehenden Aktienkapitalerhöhungen.
Für den Sammler Historischer Wertpapiere hat diese lange und reiche Geschichte von privaten Unternehmen im öffentlichen Nahverkehr erfreuliche Konsequenzen. Ihnen steht eine Vielfalt von mehr als fünfzig unterschiedlichen Papieren zur Auswahl. Viele dieser Stücke sind äusserst selten. Deren Anzahl kann sogar vielfach an einer Hand abgezählt werden. Der Sammlermarkt hat der interessanten Geschichte dieser Historischen Wertpapiere und deren Seltenheit bislang zu wenig Rechnung getragen. Einige Stücke sind daher auch heute noch günstig zu haben.
Am 1. Januar 1984 entsteht der Regionalverkehr Bern–Solothurn RBS aus der Fusion der Vereinigten Bern–Worb–Bahnen VBW und der Solothurn– Zollikofen–Bern-Bahn SZB. Diese zwei Bahnen wiederum sind das Resultat einer Fusion von jeweils zwei noch früheren Bahnen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Stammbaum des Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS
Dieses Buch beginnt mit den Ursprüngen des Nahverkehrs und wirft ein Licht auf die ersten Anfänge in Europa und den USA. Es stellt auch die technologischen Erneuerungen dar, welche die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verkehrsbetrieb schaffen. Das Buch beschreibt weiter die Anfänge von Nahverkehrsunternehmen in der Schweiz. Im Zentrum steht danach die Entwicklung der Nahverkehrsbahnen in der Agglomeration Bern. Erklärt wird die technische, finanzielle und betriebliche Entwicklung der einzelnen Vorgängerbahnen, sowie deren Initianten und wichtigsten Persönlichkeiten, welche die Entstehung des Regionalverkehrs Bern-Solothurn RBS überhaupt ermöglichen. Es legt dabei das Hauptmerk auf die Finanzgeschichte dieser Unternehmungen und stellt deren Historische Wertpapiere vor.
Teil 1
Ursprünge des öffentlichen Nahverkehrs
Die frühesten Anfänge
Gereist und transportiert wird schon seit Jahrtausenden. Mit der Erfindung der Eisenbahn aber nimmt der öffentliche Verkehr im Austausch von Waren und Beförderung von Personen einen rasanten Aufschwung. Trotzdem dauert es noch weitere Jahrzehnte bis der öffentliche Verkehr auch innerhalb von Städten und ihren Agglomerationen Einzug hält.
Erste Versuche der Einführung eines öffentlichen Transportmittels gibt es schon lange. Bekannt sind die im Jahr 1662 in Paris verkehrenden Pferde-Omnibusse, die sogenannten «Carrosses à cinq sols». Diese können sich jedoch nicht durchsetzen und werden alsbald wieder eingestellt. Man geht meist zu Fuss oder nimmt das Pferd. Der Transport auf Rädern mit der Kutsche bleibt lange ein privates und luxuriöses Verkehrsmittel.
Erst im 19. Jahrhundert beginnt sich das Strassenbild in den meisten grossen Städten in Westeuropa und den USA langsam zu verändern. Es sind dies Pferde-Kutschen und ab 1830 auch Pferde-Omnibusse mit Wagen für 20 bis 30 Personen, gezogen von einem oder zwei Pferden.
Einer der ersten Pferdeomnibusse «Entreprise Générale des Dames Blanches», Plan de la ville de Paris représentant les nouvelles voitures publiques, 1828.
In den 1820er Jahren beginnt die Eisenbahn ihren Siegeszug. Die Dampfbahnen weben bald ein dichtes Streckennetz zwischen den einzelnen Städten. Im Nahverkehr kommen sie jedoch in dieser Form nicht zum Einsatz. Zu unflexibel und zu teuer sind diese ersten Eisenbahnen für den Nahverkehr. Lediglich die neuartigen Schienen aus Eisen werden bald auch im Nahverkehr eingesetzt. Aus den Pferde-Omnibussen werden Pferde-Trams.
Die Entwicklung des Nahverkehrs im 19. Jahrhundert
Erstes Pferde-Tram
Die New York and Harlem Railroad
Pferde-Tram der New York and Harlem Railroad (Datum unbekannt).
Ab 1832 fährt mit der New York and Harlem Railroad zwischen Lower Manhattan und dem Vorort Harlem das erste Pferde-Tram auf festen Schienen. Das Unternehmen wird 1831 vom Bankier John Mason gegründet. Gebaut wird die Bahn vom berühmten amerikanischen Eisenbahnpionier John Stephenson. Der erste Abschnitt von Prince Street über Bowery zur 14th Street kann im November 1832 eröffnet werden. Die Bahn gilt damit als erste Strassenbahnline der Welt. Diese ist bei dem damaligen Strassenpflaster deutlich komfortabler als die bisherigen Pferde-Omnibusse. Zu Beginn werden diese Trams von Maultieren, später von Dampflokomotiven gezogen. Erst 1932 löst der Busbetrieb die Bahn ab. ¹