Kursbuch Gastroskopie: von den ersten Schritten zur Intervention
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Über dieses E-Book
Der Schwerpunkt des Lehrbuchs liegt auf praktischen Aspekten, ohne die theoretischen Grundlagen zu vernachlässigen.
Während der Entstehung des Buches erfolgte ein ständiger Austausch mit Ärzten in Weiterbildung und lehrerfahrenen Oberärzten, um das Kursbuch optimal an die Bedürfnisse von Endoskopieeinsteigern anzupassen.
Farbige Infoboxen bieten praktische Tipps, ergänzende Hintergrundinformationen und Hinweise auf Gefahren.
Mehrere Hundert Endoskopiebilder und schematische Darstellungen geben Hilfen zur Orientierung und Diagnosestellung.
Das großzügige Din-A4-Format unterstützt die übersichtliche Darstellung.
Die Themen reichen von der korrekten Haltung des Endoskops über die Erläuterung postoperativer Zustände und wichtiger Pathologien bis zu komplexen Interventionen:
Gerätetechnik
- Aufbau von Endoskopen
- Unterschiede zwischen den Gerätetypen
- virtuelle Chromoendoskopie
Untersuchungstechnik
- Schrittweises Erlernen der ÖGD
- Einführung in Jejunoskopie
- Grundlagen der Duodenoskopie mit Seitblickoptik
Erkennen von Pathologien und postoperativen Zuständen
- Vorstellung gängiger Befunde
- Praktische Hinweise zu Differenzialdiagnosen und Biopsieentnahme
- Endoskopiebilder und schematische Darstellungen vom B-II-Magen bis zur Traverso-OP
Interventionen
- Erklärung des Instrumentariums von der Injektionsnadel bis zum OTSC
- Praktische Durchführung
- Problemlösungen bei Komplikationen
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Buchvorschau
Kursbuch Gastroskopie - Fabian Otto Scheurlen
Impressum
Verlag, Autor, Gestaltung:
Fabian Otto Scheurlen, Am Oppelsweg 12, 67459 Böhl-Iggelheim
Tel. 0171/4315093
Email: KursbuchGastroskopie@GMail.com
Korrektorat
Gertraude Scheurlen, 67125 Dannstadt
Druck:
epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
1. Auflage – Erscheinungsdatum: 25.11.2018
ISBN Softcover: 978-3-746784-64-9
ISBN eBook: 978-3-746784-18-2
1.02
© / Copyright 2018 Fabian Otto Scheurlen, Am Oppelsweg 12, 67459 Böhl-Iggelheim
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, unterliegt urheberrechtlichem Schutz. Eine Verwertung ohne Zustimmung des Verlages/Autors ist nicht zulässig. Dies gilt im Besonderen für elektronische oder sonstige Vervielfältigung, öffentliche Zugänglichmachung, Verbreitung und Übersetzung.
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Ich widme dieses Buch den Assistenzärzten der Medizinischen Klinik II des Marienhaus Klinikums Hetzelstift in Neustadt an der Weinstraße
Kapitel 1 – Einführung / Ablauf des „Lernprozesses"
Die Gastroskopie ist das erste endoskopische Verfahren, das man als Assistenzarzt erlernt.
Vorausschicken möchte ich eine „alte gastroenterologische Wahrheit":
Gastroskopieren lernt man nicht aus einem Buch, sondern beim Gastroskopieren.
Wenn Sie die Technik der ÖGD erlernen wollen, müssen Sie in der Endoskopie erscheinen und tätig werden. Sie werden nur so ein Gefühl für die Handhabung des Endoskops entwickeln und Befunde am Patienten sehen. Kein Buch oder Atlas kann die Praxis ersetzen.
Dennoch kann ein Buch Ihre Fortschritte unterstützen, beziehungsweise beschleunigen, Sie vor schlechten Erfahrungen und gegebenenfalls den Patienten vor Majorkomplikationen bewahren.
Als Endoskopieneuling fehlen Ihnen basale Kenntnisse. Unvorbereitete Endoskopieversuche enden unter Umständen mit Frust und schlechter Stimmung.
Zudem hat man als Anfänger häufig falsche Vorstellungen vom Ablauf der Untersuchung und dem Lernprozess.
Erschwerend kommt (wie überall im modernen Krankenhaus) die „Prozessverdichtung" in der Endoskopie hinzu. Die Ausbildung muss so in den Ablauf einer Endoskopieabteilung integriert werden, dass die einzelnen Lerneinheiten zeitlich mit dem Endoskopieprogramm vereinbar bleiben.
Eine häufige Vorstellung ist, dass man unter den Augen eines erfahrenen Oberarztes das Gerät in die Hand nimmt und eine Untersuchung von Anfang bis Ende durchführt, während der Kollege einem sagt, „wo man zu drehen hat". – Dies funktioniert in der Regel aus verschiedenen Gründen nicht:
Gerade der Anfang der Untersuchung mit der Intubation des Ösophagus ist einer der schwierigsten Untersuchungsteile.
Die verschiedenen Abschnitte des oberen Gastrointestinaltrakts erfordern zur Beurteilung unterschiedliche Fähigkeiten bei der Gerätehandhabung. – Diese alle gleichzeitig zu erlernen wäre zu schwierig und frustrierend.
Als Anfänger ist man so langsam, dass der Versuch einer kompletten Untersuchung die eigene Konzentrationsfähigkeit (und die Geduld der Mitarbeiter) auf eine harte Probe stellen würde.
Dieses Buch schlägt ein „fraktioniertes" Erlernen der ÖGD vor. Sie lernen jeweils die Beurteilung eines Teilabschnitts des GI-Traktes mit Schwerpunkt auf bestimmten Teilaspekten der Gerätehandhabung. Wenn Sie einen Abschnitt ausreichend gut beherrschen, fügen Sie Ihrem nächsten Untersuchungsgang einen weiteren Teilabschnitt hinzu. Auf diese Weise überfordern Sie nicht ihre Konzentrationsfähigkeit und haben rasch ein Erfolgserlebnis.
Der Zeitbedarf für Ihre Ausbildung pro Untersuchung bleibt überschaubar. Anstatt weniger kompletter Endoskopien können Sie zunächst viele „Teiluntersuchungen" durchführen.
Die Hemmschwelle, als Anfänger das Endoskop zu übernehmen und die, es Ihnen zu überlassen, sinkt. – Bedenken Sie, dass Ihr Ausbilder seine Zeit in Ihre Ausbildung investieren muss.
Begonnen wird mit der groben Handhabung im Magen (wo das Perforationsrisiko besonders niedrig und die Sicht meist sehr gut ist). Schrittweise werden die Anforderungen an Ihre Fingerfertigkeit höher bis Sie die gesamte Untersuchung durchführen können.
Im Anschluss an die „Basisausbildung" werden weitere Techniken, Interventionen, postoperativ veränderte Anatomien und schließlich Pathologien besprochen.
Wenn Sie sich auch hiermit vertraut gemacht haben, folgt eine Einführung in die Jejuno- und Duodenoskopie.
Bevor Sie Ihre praktische Ausbildung in der Endoskopie antreten, sollten Sie sich allerdings mit den theoretischen Grundlagen (Gerätetypen, Geräteaufbau und Bedienung) vertraut machen. – Auch hierzu finden Sie einen Abschnitt in diesem Buch.
Diese Vorarbeiten werden Ihre praktischen Fortschritte unterstützen und Ihre Akzeptanz in der Endoskopieabteilung verbessern.
Eines sollten Sie aber nicht vergessen:
Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, das Endoskopieren zu erlernen. Es gibt zahlreiche Methoden. Wenn Sie einen Kollegen gefunden haben, der Sie unterrichtet, ist dessen Methode im Zweifel die richtige.
Dieses Buch ist ein Vorschlag zur Strukturierung Ihrer Fortschritte.
Es soll Ihnen einen Überblick über die Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts bieten.
Kapitel 2 – Theoretischer Teil
2.1 Technische Grundlagen
Dieses Buch dient in erster Linie dem Erlernen der Gastroskopie. Abhängig von Befund und Fragestellung kann jedoch bei einer ÖGD zusätzlich die genauere Beurteilung der Papillenregion (mit einem Duodenoskop) oder eine Jejunoskopie (mit einem Koloskop) notwendig werden.
Wer gastroskopiert, sollte also auch Duodenoskopie und Jejunoskopie beherrschen, wozu die Kenntnis der dabei zu verwendenden Endoskope (Gastroskop, Duodenoskop und Koloskop bzw. die Kenntnis der Unterschiede zwischen den drei Gerätefamilien) notwendig ist.
Natürlich muss niemand genau wissen, bei wie viel Grad die maximale Abwinkelung eines Gerätes bei optimal eingestellten Bowdenzügen liegt, aber die grundsätzlichen Unterschiede in Beweglichkeit, Optik und Gerätedurchmesser sollten bekannt sein.
In diesem Buch wird immer von Videoendoskopen ausgegangen, also einem kleinen Kamerachip in der Gerätespitze und elektronischer Bildübertragung auf einen Monitor. Auf Glasfasergeräte mit Okular und „Teachingoptik" wird nicht eingegangen, da diese (zumindest in der Endoskopie des Gastrointestinaltrakts) keinerlei Rolle mehr spielen.
Allen drei Gerätetypen ist ein grundsätzlicher Aufbau gemeinsam, auch der Kontrollkörper bzw. das Bedienteil ist bei allen Gerätetypen sehr ähnlich.
Grob lässt sich ein modernes Endoskop unterteilen in:
Distalende mit Optik, Ende der Lichtleiter, Ende des Arbeitskanals und der Luft-/Wasser-Kanäle und ggf. Albarrán-Hebel.
Abwinkelungsteil (gut erkennbar, da mit Gummi ummantelt) – hier wirken die Steuerräder
Einführschlauch – der flexible Teil des Endoskops
Bedienteil (auch: Kontrollkörper) – im „praktischen Teil" genauer beschrieben
Versorgungsschlauch mit Versorgungsstecker, die das Gerät mit dem Endoskopieturm und der Absaugung verbindet.
2.1.1 Gastroskope
Gastroskope sind vergleichsweise kurze Endoskope mit einer Arbeitslänge von etwa einem Meter und einem Blick aus dem Gerät entlang der Geräteachse. – Dies ist gemeint, wenn von einem „Geradeausblickgerät oder einer „Geradeausoptik
gesprochen wird.
Das Sichtfeld beträgt bei modernen Geräten um 140°.
Die Geräte sind asymmetrisch beweglich. Das bedeutet, dass die Gerätespitze in verschiedene Richtungen unterschiedlich weit abgewinkelt werden kann. Die Abwinkelung nach unten ist zugunsten einer sehr weiten Abwinkelung nach oben (z. B. 210°) reduziert.
Die asymmetrische Beweglichkeit erlaubt eine Inversion, z. B. zur Beurteilung des Fundus, ohne dass das Gerät an einem Widerlager umgeschlagen werden muss.
Diagnostische Gastroskope haben in der Regel einen Außendurchmesser um 9-10 mm.
2.1.2 Duodenoskope
Duodenoskope sind nur wenig länger als Gastroskope (Arbeitslänge um 1,25 m) und haben einen Blick zur Seite (genauer gesagt nach oben) in einem Winkel von ca. 95° zur Geräteachse (also ungefähr quer ab, bzw. 5° nach hinten, vgl. Abb. 2.3). – Dies ist gemeint, wenn von einem „Seitblickgerät oder einer „Seitblickoptik
gesprochen wird.
Das Sichtfeld beträgt um 100°.
Auch diese Geräte sind asymmetrisch beweglich, allerdings anders als Gastroskope:
Hier ist die Beweglichkeit nach links und unten zugunsten einer (leicht) erhöhten Beweglichkeit nach oben und rechts reduziert. – Der Sinn hiervon wird im Abschnitt Duodenoskopie erklärt. (Am Anfang reicht es, den Unterschied zur Kenntnis zu nehmen.)
Typische maximale Abwinkelungen sind: oben 120°/unten 90°, rechts 110-120°/links 90°.
Es handelt sich also um vergleichsweise gering bewegliche Geräte mit kleinem Sichtfeld.
Duodenoskope haben in der Regel einen Außendurchmesser um 11-14 mm.
Das Distalende hat als zusätzliche Komponente den Albarrán- oder Abwinkelungshebel.
Mit ihm lassen sich eingeführte Instrumente nach oben abknicken (z. B. für eine Papillenbiopsie oder zur Intubation des Gallengangs).
Am Bedienteil findet sich ein entsprechender Hebel hinter dem großen Rad.
Auf den Albarrán-Hebel wird im Kapitel „Duodenoskopie" genauer eingegangen.
2.1.3 Koloskope
Koloskope sind deutlich länger als die oben genannten Typen. Die Arbeitslängen liegen bei 130-170 cm.
Es handelt sich um „Geradeausblickgeräte" (also Blick aus dem Gerät entlang der Geräteachse). Das Sichtfeld liegt wie bei den Gastroskopen um 140°.
Die Geräte sind symmetrisch beweglich (oben/unten jeweils 180° und links/rechts 160°).
Diagnostische Koloskope haben in der Regel einen Außendurchmesser um 11-14 mm.
Manche Koloskope haben ein zusätzliches Bedienelement am Übergang von Bedienteil zum Einführungsschlauch. Dieses dient der Versteifung des flexiblen Einführungsschlauchs. (Details werden im Kapitel „Jejunoskopie" beschrieben.)
2.2 Bedienteil
Die Bedienteile (auch: „Kontrollkörper") aller Endoskope unterscheiden sich nur gering. Je nach technischer Ausstattung unterscheidet sich die Anzahl der Knöpfe/Bedienelemente, aber die grundsätzliche Funktionsweise bleibt gleich.
Wir beschränken uns hier zunächst auf die wichtigsten Funktionen. Die Zusatzfunktionen, die Knöpfe hierfür sowie die (kleinen) Unterschiede zwischen den Gerätetypen werden später behandelt.
Die Knöpfe des Endoskops sind numeriert und am Gerät entsprechend beschriftet. Die folgende Beschreibung behält die „geräteigene Numerierung bei. Die Ventile und anderen Bedienelemente am Gerät tragen keine Zahlen und werden auf den folgenden Bildern mit Buchstaben gekennzeichnet. Die Belegung der Knöpfe kann geändert werden. Die unten genannte Belegung ist verbreitet und wird auch in der „Heimatabteilung
des Autors genutzt.
Freeze/Standbild:
Dieser Knopf erzeugt ein Standbild, das dann gegebenenfalls gespeichert (oder bei älteren Endoskopietürmen gedruckt) werden kann.
Speichern/Drucken:
Speichert/druckt das aktuelle Monitorbild (auch wenn zuvor nicht „gefreezt" wurde).
Absaugventil:
Das Ventil trennt den Arbeitskanal oberhalb des „Biopsieventils von der Absaugung. Druck auf das Ventil stellt die Verbindung zur Absaugung her. Der Knopf kann auch nur teilweise gedrückt werden, um weniger stark zu saugen. Letzteres kann sinnvoll sein, um das Einsaugen von Schleimhaut in den Arbeitskanal zu vermeiden. Im Endoskopiejargon wird dieses „schwache Saugen
auch „Abschlürfen" genannt.
Biopsieventil:
Es handelt sich um