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Mätresse auf Italienisch: Ein modernes Märchen
Mätresse auf Italienisch: Ein modernes Märchen
Mätresse auf Italienisch: Ein modernes Märchen
eBook228 Seiten3 Stunden

Mätresse auf Italienisch: Ein modernes Märchen

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Über dieses E-Book

Eine gefährliche Affäre. Rache für Gerechtigkeit. Macht & Kontrolle. Eingebettet in mafiöse Machenschaften der schönen und reichen italienischen Welt auf der Insel Ponza, in Ferrara und London. Korruption. Die Größten Italiens sind involviert: die Industrie, der Clan. Mode, Automobilindustrie, Formel-1-Rennen, Alkohol. Sie sind es, die große Vermögen kontrollieren. Überall. Die Liebesgeschichte von Aelita und Amos, die nie einen richtigen Anfang noch ein wahres Ende fand. Er wird ermordet im Hafen von Neapel. Auf dem Weg zur Fähre nach Procida. Sie erzählt über ihn, über sich, über ihre Liebe. Kämpft gegen ihn für ihren gemeinsamen Sohn in England und Italien. Eine Geschichte, die in Berlin, London, Neapel, Rom, Emilia Romagna, Monte Carlo spielt. Emotional. Erotisch. Liebe und Revanche. Intelligent – kurz und scharf geschrieben. Kreativ. Rasant und witzig. Ein Mord zu Beginn, der am Ende aufgedeckt und gerächt wird. Eine neue Definition Italiens: sie beschreibt die korrupten Machenschaften der wenigen gefeierten Größen Italiens und lässt selbst Berlusconi im Vergleich charmant dastehen. Ein Ende, das auf ein neues Italien hoffen lässt?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum30. Jan. 2017
ISBN9783741887925
Mätresse auf Italienisch: Ein modernes Märchen

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    Buchvorschau

    Mätresse auf Italienisch - Delilah Jay

    „Die Handlung und alle handelnden

    Personen sind frei erfunden.

    Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen und realen

    Handlungen wären rein zufällig."

    2. Auflage (überarbeitet)

    Originalausgabe

    Urheberin: Delilah J ©, www.delilah-jay.com

    Delilah J

    c/o. pellybay GmbH, Große Elbstraße 145a, 22767 Hamburg

    Erscheinungsjahr: 2013

    Umschlaggestaltung: Julia Kuhnert, Berlin, www.juliakuhnert.de

    Nach einer Idee von Massi J ©

    Fotonachweis: Privat

    Innentypografie: Siegfried Pompe, Köln

    Published at: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN 978-3-84-423119-9

    23996

    Sie konnten ihn nicht mehr zeigen. Nicht mehr aufbahren. Zu viele Schüsse. Den Kopf zerstört ebenso der Brustkorb. Es gab eine kurze gerichtsmedizinische Untersuchung. Nicht lang. Man will es ja auch besser nicht wissen – hier in Neapel. Könnte gefährlich sein. Für die Mediziner, die Gutachter, die Carabinieri, die Familie, die Richter, die Zeugen. Ja, die Zeugen. Gab es Zeugen? Fünf Schüsse waren es insgesamt. Sie stellten sicher, sicher dass es der sichere Tot war. Gezielt auf Kopf, Brustkorb, Herz und noch mal. Sicher. Abgefeuert aus einer Kalaschnikow. Beliebt hier – in dieser Gegend. Ja, es geschah in Neapel. An einem schönen, späten, sonnigen Mittag.

    Er stieg aus dem Fond der schwarzen Limousine. Am Hafen. Auf dem Weg zu einer „Erledigung" und um dann auf die Insel Ponza zu gehen. Normalerweise nimmt er den Helikopter. Heute nicht. Kein Blick zurück. Der Fahrer öffnet die Tür. Er steigt aus.

    Zwei junge Männer – noch nicht einmal maskiert – lassen gekonnt ihre Motorräder fallen, ziehen die Waffen und schießen – erst auf ihn, dann auf den Fahrer. Der Fahrer überlebt nach sieben Stunden Operation im Ospedale Cardarelli in Neapel. Er wird lange vernehmungsunfähig sein. So die Ärzte. Was kann er auch schon sagen – oder besser: was will er sagen? Falls sein Zustand es überhaupt zulässt. Rein physisch. Psychisch wird er nicht wollen, nicht dürfen. Auftrag ausgeführt. Schnell und sicher. Zwei Jungs, fast noch Kinder. Schmächtig von der Statur. Vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Bewegen sich wie Profis. Ihr erstes Opfer war er nicht.

    Keiner stellt ihn mehr her: nicht seinen Körper und seine Seele sowieso nicht. Jetzt kann ihn aber auch niemand mehr ansehen. So viel Kunst am Bau des Menschen hat noch kein Leichenbestatter oder Mediziner für eine geachtete Leiche tun müssen oder können.

    Er fiel zu Boden. Auf den dreckigen Boden des Hafens von Neapel. Ein Blutmeer um ihn. Schnell wird es zu einer klebrigen stinkenden Schmiere in der glühenden Sonne. Hier, wo Fische, Zigaretten, Schmuggler, Alkohol, Kokain und Heroin, Diamanten und anderes Schmuggelgut gemischt mit dem Blut der toten und lebenden Ware Mensch eintrifft, den Asylanten, die abgewickelt wird und den Boden berührt, wo der Hauptumschlagplatz der Welt für alle Waren ist, die aus dunklen Kanälen kommen, hier findet er sein Ende. Das Ende eines reichen Lebens.

    Eines Lebens, das an allem und von allen profitierte.

    Wuchsen seine Zinsen mit dem Tod der anderen? Mit den Drogen, dem Menschenhandel? Blieb er sauber, weil ihn keiner erwischte? Geschützt von seinen Freunden: Bellarosa, seine Lebensbegleiterin der speziellen Art? Oder der „Gransignore in Carozza? Kein Kläger – kein Richter! Hier in Neapel wagt man nicht, die wirklich Schuldigen zu verurteilen. Er hat es geschafft: Ein ganzes Leben der dunklen Höhle zu verschreiben, ohne verurteilt zu werden. Oder doch nicht? Was ist das hier? Was hätte er sich vorgestellt? Einen anderen Tod? Den, der Hand gehalten von seinem Sohn stundenlang über sein Leben in Monologform berichten darf mit der Erwartungshaltung: sieh mich gut und sei mir dankbar? Vergib mir? Ich war nie da für die, die mich liebten? Mich brauchten? Hab mich als Gott gesehen? Ja, Monologe liebte er! Er begann sie mit „lass uns doch mal darüber reden und alles endete in dem, was er glaubte zu sehen. Sein Sohn, der Gott sei Dank hier und heute nicht bei ihm war. Sein Sohn, der wahre Verlust. Ein unaufhörlicher Schmerz. Irreparabel für ihn. Das Wesen, das ihn spielt. Wie eine Marionette.

    Das Einzige in seinem Leben. MINDGAME. Immer wieder.

    Manipulation. Immer und jeden.

    Wie gut kannte er seine Mörder? Hätte er sie manipulieren können? Hätten seine Monologe sie erreicht? Flehend um sein Leben? War er einer dieser Menschen, die ein „Signore waren? In Neapel gibt es das Sprichwort: „Signori non crescono - signori nascono, was bedeutet, man wird nicht zu einem Herrn - „Als Herr wirst du geboren". Für ihn galt das. Schon immer. Keine andere Wahl gehabt, so wie er geboren wurde – so wie er aufwuchs.

    Ein Satz der Armen, die es nicht in die Welt der „Signori" schaffen. Derer, die ein Leben lang aufschauen, zu denen, die sie sein wollen. Die soziale Kluft zwischen arm und reich ist größer in Italien als anderswo – es existiert Respekt für das, was man nicht hat. Wer man nicht ist. Was man nie erreicht. Oder nur wenige und nur selten.

    Was sind es für Geschäfte, die er gemacht hat? Da drüben auf der Insel! Der Insel der „neuen" Reichen: Ponza. Bekam er doch die Baugenehmigungen für Swimmingpools. Wurde doch derjenige festgenommen, der sie gegeben hatte! Verhaftet! Hat der mächtigste Mann nach dem italienischen Präsidenten ihn dazu aufgefordert oder ist es sein Tagesgeschäft? Im Vorstand und Aufsichtsrat von fast fünfzig erfolgreichen Firmen, deren Geschäfte von Alkohol, Mode, Medien, Nahrungsmitteln, Hedge Fonds, Versicherungen, Banken, Privatjet Charter bis hin zu Immobilien reichen, lebt er gewiss immer gefährlich.

    Korruption, Manipulation, Lügen sind ein berechnendes Spiel zur Verteidigung der Macht und Kontrolle. Die Gefahr lauert überall. Auch auf dich! Hier hat sie zugeschlagen. Du kaufst, bezahlst, erhältst, wofür du zahlst. Dich hingibst. Du warst fast allein, Gott sei Dank! Lass mich nicht fantasieren, wenn du nicht allein gewesen wärst ...

    Nur der Chauffeur war bei dir und hat überlebt. Warum eigentlich? Gewiss war es beabsichtigt.

    Bei einer professionellen Hinrichtung wie dieser bleibt normalerweise kein Zeuge übrig. Vielleicht werden sie kommen und ihn später töten, wenn sie der Presse entnehmen, dass er überlebt hat. Wärst du sicher gewesen, wenn du den Helikopter genommen hättest und nicht die Fähre von Procida nach Neapel? Die Überführung der Leiche passierte noch am Tag des Verbrechens. Bei ihrer Ankunft in Ferrara stand ein langer Trauerzug bereit. Organisiert in wenigen Stunden. Sie führen ihn durch die ganze Stadt.

    Alle waren da: seine Familie, seine Freunde, seine Feinde. Und auch die Feinde seiner Familie. Wir auch: Feliciano und ich. Manche trugen Schwarz, aber längst nicht alle. Ich tat es, aber nur weil ich Deutsche bin. Mein Gemüt hätte ein knallrotes Kleid mit einem großen Hut mit Federn ausgesucht. Tiefer Ausschnitt. Kann es mir noch immer leisten oder besser: wieder. Meine Brüste prallen an der richtigen Stelle in der Form und Größe, wie die Gier es verlangt. Mein Hut, fast wie beim Pferderennen in Ascot mit dem Unterschied, dass diese Veranstaltung hier einmalig ist und sich nie wiederholen wird, wogegen sich Ascot jedes Jahr erneut anbietet. Ein lautes Klagen, Weinen, Jammern ist zu hören. Wie in Süditalien üblich. In der Campagna besonders, aber auch sonst überall dort. Alle sind da: Unternehmer aus ganz Italien. Die Korruption hat keinen Namen. Sie existiert nur. Still. Jetzt und hier. Im kleinen Kreis eben. Fast alle Marken und Exporte vereint um einen Sarg. Wie viele Leichen hatten sie alle zuvor zu verantworten? Die Erschossenen, die in den Selbstmord getriebenen, die vielleicht Verunglückten, die Drogentoten, die Leichen der Müll- und Immobilienmafia? Wie viele? Ist er einen „gerächten" Tod gestorben? Wurde er Bellarosa und ihren Unternehmungen zu unbequem? Vielleicht wusste er zu viel und spielte sein Monopoly dieses eine Mal zu selbstbewusst? Oder ist es die Summe zahlreicher kleiner Anhäufungen, die sie ihm nicht verzeihen konnte? Ich gehöre zu dieser Summe. Feliciano ebenso. Wir sind der größte Schmerz, der Bellarosa jemals bereitet wurde.

    Es sieht fast aus, als würde die ganze Stadt trauern. Sicher hat er das nicht gewollt. So introvertiert, ja, fast schüchtern, wie er doch lebte. Er, der Philosoph der Hochfinanz! Den Reichen wollte er zeigen, wie man verantwortungsvoll mit Geld umgeht. Denen, die ihn um Geld baten, weil sie es dringend brauchten, erklärte er, Geld mache nicht glücklich! Kopiert den Gransignore in Carozza mit dem Wunsch nach „Serenita!" Der Philosoph der Finanzwelt – so nannte ihn die Medienwelt – ist tot.

    Auf dem Weg zum Friedhof – bewacht von der örtlichen Polizei und den Carabinieri – schleicht der Leichenwagen die Straßen Ferraras entlang. Gefolgt von unzählig vielen schwarzen Limousinen gefüllt mit Trauergästen, Body guards, Carabinieri und Polizisten erreicht er nun endlich den letzten Ort der Ruhe. Wozu die Bodyguards? Jetzt? Er ist doch schon tot! Sie fühlen sich alle ungeschützt in diesem Haufen der Macht, des Kontrollverlusts. Die Angst ist spürbar. Ich kann sie riechen. Sie bringen ihn zum Mausoleum – der künftigen Familiengruft. Ein eigenes Gebäude für seine Familie und ihn. Seine letzte Immobilie. Dieses Mal ohne Meeresblick? So viel war er sich wert. Geld macht nicht glücklich! Serenita! Ruhe in Frieden! Es ist die erste italienische Beerdigung, an der ich teilnehme. Sie schieben den Sarg später in ein Schubfach, so wurde mir erklärt. Italiener fürchten sich davor, von den Maden unter der Erde aufgefressen zu werden. Hier wird er allerdings aufgebaut – bekommt ein aufregendes Monument später – eine einzigartige Anfertigung des weltberühmten Schweizer Skulpteurs Alberto Giacometti, ja, sein Grab soll es schmücken. Es soll dich zeigen – darstellen. Giacometti starb bereits . Jemand hat es für dich ersteigert. So wie Giacomettis andere Werke bei Sotheby’s für zweiundsechzig Millionen Pfund in London in minutenschnelle den Besitzer wechselten. Ruhe sanft – das, was von dir übrig ist. Und deine Seele, die noch so viel zu verarbeiten hat, dass du sicher bald wiedergeboren wirst! Serenita! Im Hintergrund höre ich „Knockin‘ on heavens door".

    Ich bin völlig mitgerissen. Meine Fantasie brennt durch.

    „Mama put my guns in the ground – I can’t shoot them anymore. Knock knock knockin‘ on heaven’s door... singen Guns ‘n Roses einfühlsam in meinem Kopf. Kein Orchester der Welt kann das jetzt überstimmen. „Knockin‘ on heaven’s door... knockt es ganzkörperlich in mir. *) *Quelle: „Knocking on Heaven’s Door von Bob Dylan Schon lange haben wir einige italienische Produkte aus unserem Leben und Konsum verbannt: Die bunte Farbenvielfalt aus dem Veneto – nicht einmal die Tatsache, dass mein lieber ehemaliger Kollege die Privatjets wartete, kann mich abhalten. Formula , die Kreativfabrik im Piemonte mit immer neuen Ideen für die Welt des Fahrens und Fliegens, das Duftwässerchen aus Emilia Romagna, Schühchen mit Gummibärchen an der Ferse – komplett verbannt und mein Sohn wird seine Liebe zu dem roten Rennwagen auch bald eintauschen, die weltbekannte Schokofabrik mit allen Marken erfolgreich positioniert: Nusskrümelchen in runden Schokobällchen, eine Kirsche in Schnaps, ein Sponsorship auf MTV und VH aus meinen vergangenen Zeiten. Kindern kann man auch schwer diese leckere Nussnougatcreme entziehen! Der schöne Adonis darf auch hier nicht vergessen werden! Welche Yacht nehmen wir heute? Kein Problem für den Präsidenten des „Nouveau Riche Yachtclubs auf Ponza. Zigaretten? Alkohol? Keine Frage! TobacPac und jede Schachtel voller Kraut ausgespuckt aus einer Packung, die Eure Maschinen herstellten? Vorbehaltlos verbannt aus dem italienischen Ferrara unter der Vorgabe sozialistischer Züge zur subtilen Vorgaukelung eventueller Intellektualität? Und hier haben wir ihn „Lello, mit dem Mützchen den Emiglia-Romagna-Kommunismus im Haus des „Kirchturms trällernd – noch immer geladen auf glitzernden Flächen von Gransignore in Carozza hoch oben auf den Hügeln über Ponza! Fährt sich gut, oder? Wenn der eitle Gransignore rief, fuhr Deutschlands berümtester Rennfahrer aller Zeiten den roten Wagen zielsicher. Nur leider nicht immer ins Ziel. Erst recht nicht immer als Erster.

    Was kann er schon dafür, dass das Marketing stimmt, die Technik jedoch nicht! Welche Macht er doch hat, der Gransignore in Carozza ... Stimmt es tatsächlich, dass er der mächtigste Mann Italiens nach Silvio Berlusconi ist? Hätte ich doch Wetten abschließen können über die Wahl von Silvio Berlusconis Scheidungsanwältin! Weit gefehlt! Diese Wette hätte ich verloren. Ist ja auch kein Wunder, denn meine Wahl auf Star und Ruhm von Barbara della Guerra zog bittere Wolken über ihr Haupt. Nicht weil sie in dem Prozess ihres Mandanten gegen mich für viel Bares auf ihrem Konto verlor – nein, gewiss nicht.

    Sie durfte als Italiens Top-Scheidungsanwältin nicht einmal mehr bei Gericht amtierten ... nur noch lächerliche Fernsehshow jetzt! Ein Zirkus voller passiver Clowns. Sie schieben die vor, die für sie draufgehen: in den Knast oder in den Tod. Die zweite Variante ist jedoch wahrscheinlicher. Sicherer.

    Anruf meines Schweizer Büros von Net Jets. Soll mich mit Dr. Amos in Ferrara in Verbindung setzen, der mag wohl Interesse an dem Erwerb eines Anteils an einem Privatjet haben. Gut, ich vereinbare einen Termin, bestätige mit der Sekretärin und stelle die naive Frage: „In welcher Branche, was für einem Business – bewegt sich Dottore? „Das fragen Sie ihn bitte persönlich. Darüber bin ich nicht befugt, irgendwelche Auskünfte zu geben, antwortet sie - fast peinlich berührt.

    Mein Besuch in Ferrara: Ich erinnere mich, dass ich müde war. Ein langweiliger Anfang vierzigjähriger Dr.

    Amos sitzt mir bei meinem Besuch gegenüber. Dichte schwarze Haare, dunkelblauer Maßanzug, handgefertigte englische Schuhe. Ein sanftes Lächeln, das seine Macht ebenso unterstreicht wie die seines Büros. Im schönsten Teil der Stadt – gegenüber der Kathedrale – Chrom, Glas und Marmor mischen Alt mit Neu in Perfektion. Ebenso wie sein weißer Kragen zum nachtblauen maßgeschneiderten Anzug. Modisch, konservativ, schlicht, elegant.

    „Ich interessiere mich nicht für einen Anteil an was auch immer für einem Jet, Signorina, sagt er charmant distanziert. „Ich darf Sie doch so nennen, oder? Ein sanftes Lächeln umgarnt seine Mundwinkel.

    „Prego Dottore", er darf.

    „Ich bin selbst Pilot und daher werde ich mir mein eigenes Flugzeug zulegen. Wie sind Ihre Konditionen bei Net Jets? Können Sie für mich arbeiten? Ich bereite gerade eine Firma vor, die Jet Charter in Italien betreiben wird. Interessiert? Darf ich Sie zum Essen einladen? Seine Selbstgefälligkeit findet kein Ende in einem beginnenden unaufhörlichen Monolog. Ich lehne ab, muss zurück. „Wie lange leben Sie schon in Italien? Ich hatte schon immer ein Faible für deutsche Frauen ... Unverschämtheit, denke ich. „Wie kann ich Sie erreichen? Wann darf ich Sie wiedersehen? Seine Tätigkeit und die seiner Firma – er spricht hier von der „Holding - erklärt er mit Mergers & Acquisitions.

    „Mir ist momentan nicht nach einem „Merge mit Ihnen und stehe auch nicht für eine Acquisition zur Verfügung, muss ich ablehnen.

    „Nein, ... Danke, ... mein Zug geht in vierzig Minuten nach Milano. Aber danke. Wir können gern in Kontakt bleiben. Arrivederci Dottore!" Sein Blick und Handdruck verrät mir, dass es genauso kommen wird.

    David hätte mich eh nach dem Resultat des Termins gefragt. Net Jets war in den europäischen Kinderschuhen geführt von David in Zug – der Steuer wegen. Vertreten rechtlich von Ernesto Sprüngler und seiner MaxiJetCompany im Hintergrund. Ernesto mit seinen spektakulären Erfahrungen im Dealing mit Jets! Nichts hatte er zu tun mit dem Kleinen Prinzen, den Sant-Exupéry beschreibt! Ein Flugzeug rein – ein Flugzeug raus – beliebterweise in afrikanische Länder. Eine lange Skala von Kontakten und Terminen. Flüge zu Verkaufsveranstaltungen mit Gulfstreams und Citation ‘s nach Genf, London oder wo auch immer der Kunde rief. Jet-Reichweiten über den Ozean. Groundings von super ausgestatteten neuen Flugzeugen – teils auf Jungfernflügen – gesteuert von unseren Piloten aus Lissabon. Kunden, deren Namen nie erschienen. Der Einzige, der genannt wurde, war Tiger Woods.

    Wir schreiben das Jahr . Und ich trinke einen schnellen, starken Espresso am Bahnhof in Ferrara und warte auf meinen Zug zurück nach Milano ohne mein Schicksal zu erahnen ...

    Ich wohne in Franco Bossis Pferdestall zwischen Como und Mailand, Franco, der ehemalige internationale Springreiter, mit Devina und Don Juan – meinen beiden Lieblingen. Termine wie dieser in Ferrara sind für mich nur zu ertragen mit Tieren und Natur. Meine ungefähr dreißig Zigaretten täglich passen da nicht wirklich gut ins Bild – ein kleines Laster, das ich inzwischen aufgegeben habe. David bei Net Jets wird immer anstrengender und die Wintermonate sind im feuchten Norditalien in der Nähe des Comer Sees traurig.

    Bis heute verstehe ich nicht, was die Deutschen und Engländer an die nördlichen Seen Italiens treibt. Für Italiener ist die Gegend schon einmal nicht wirklich richtiges Italien, sondern nur für nördliche Wesen. Geht man über die Schweizer Grenze schmeckt noch nicht einmal mehr die Pasta! Es gibt kein Meer, dafür umso mehr Nebel und Luftfeuchtigkeit. Die Autobahn nach Turin sollte man von November bis Februar morgens vor . Uhr unbedingt meiden, da man die Hand vor Augen nicht erkennen kann. Das gilt auch für die Fahrten von Milano nach Ferrara.

    „Ab sofort arbeitest du aus dem Schweizer Büro hier in Zug und nicht mehr lauschig von zu Hause im Pferdestall bei Como, lautet Davids Anweisung an mich bei meinem nächsten Besuch im Zuger Büro. Jeden Tag in ein Büro zu gehen ist ein Zustand, den ich schon seit vielen Jahren nicht mehr kenne und somit auch nicht schätze. Das brachte mich zur kurzen, jedoch wohlüberlegten Entscheidung, ein DIN-A-Blatt Papier zu nehmen und eine schnelle handschriftliche Kündigung auszusprechen. „Ich bin entsetzt! Davids Gesichtszüge entgleisen.

    Ich dagegen bin geplant spontan – das hatte er nicht erwartet. Im Nachgang gefällt mir der Gedanke an meine Macht und ich hätte diese damals noch besser auskosten sollen.

    Mit mir gingen die Kontakte zu Kunden und Interessenten. Immerhin hatte man mich als ersten Managing Director für Europa ausgewählt. Nicht nur weil ich drei Sprachen fließend sprach, die Musikszene dank meiner früheren Tätigkeit bei MTV gut kannte, Kontakte spontan knüpfen konnte und für mich ein „Nein ein „noch nicht jetzt bedeutete. Bis heute war das die interessanteste Aufgabe meines Lebens: dabei sein, wenn ein neuer Sender entsteht! Ich war für den Launch von Viacoms Tochterfirma und Schwester von MTV Europe VH in Deutschland eingebunden. Brachte Kunden zu Rockkonzerten. Marketingmanager der Fortune auf Mega Events.

    Auch die Kunden und Interessenten von Net Jets trafen sich gern mit mir: den Vorteil hatte ich als schöne Frau nun einmal, die mit langen Beinen verwöhnt auf Stilettos die teuren Anteile an den Privatflugzeugen

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